Titel: Ueber eine verbesserte Methode, Stangen-Eisen zu erzeugen.
Fundstelle: Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LXXXII., S. 353
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LXXXII. Ueber eine verbesserte Methode, Stangen-Eisen zu erzeugen. Von dem Herausgeber des Register of Arts; ebendaselbst N. 69. S. 321. Mit Abbildung auf Tab. VII. Ueber eine verbesserte Methode, Stangen-Eisen zu erzeugen. Die gegenwaͤrtig gewoͤhnliche und beinahe allgemeine Methode, Stangen-Eisen als Hammer- oder geschlagenes Eisen zu verfertigen, besteht darin, daß man eine Masse rothgluͤhenden Eisens nach und nach durch Furchen von verschiedener Form und Groͤße durchlaufen laͤßt, welche auf der Oberflaͤche zweier großen schweren Cylinder aus dichtem Metalle eingeschnitten sind, die mit einer ungeheueren Gewalt durch Dampfmaschinen von der Kraft von 10 bis 100 Pferden in inniger wechselseitiger Beruͤhrung umgetrieben werden. Die Furchen sind nothwendig so stark, als die Querdurchschnitte der Stangen, welche man erhalten will. Fuͤr runde Stangen ist die Furche in jedem Cylinder ein Halbkreis, der mit seinem Durchmesser an den correspondirenden Halbkreis anschließt, folglich einen ganzen Cylinder bildet. Fuͤr vierekige Stangen ist in jedem Cylinder eine dreiekige Furche, die, mit ihrer Basis an die der Nachbarin gestellt, ein Vierek gibt. Auf aͤhnliche Weise erhaͤlt man Furchen und Stangen und Staͤbe von den mannigfaltigsten Formen. Da die Eisenmasse, oder, wie sie auf den englischen Streitwerken heißt, die Blume, (bloom) groß genug ist, um ganze Stangen zu bilden, wenn sie vollkommen gestrekt wird, und da man Gelegenheit hat, sie in Einer Hize durch viele Furchen laufen zu lassen; so sind die Walzen gewoͤhnlich 6 bis 10 Fuß lang, damit man sie nach Umstaͤnden brauchen kann. Je laͤnger die Walzen, desto schwaͤcher sind sie; um ihnen daher die gehoͤrige Staͤrke zu geben, macht man sie sehr dik und schwer. An Einem Ende einer jeden Walze ist ein Spornrad, welches in das entgegengesezte eingreift, und so beide Walzen oder Cylinder mit derselben Triebkraft in entgegengesezter Richtung treibt, und Alles zusammendruͤkt, was durch beide Walzen durchlaͤuft. Was man mit der Hand hierbei zu thun hat, ist Folgendes. Die Ofenthuͤre wird mittelst eines langen Hebels und einer Kette geoͤffnet, und der Arbeiter am Ofen, der hier einer Hize sich aussezen muß, die jedem Ungewohnten unaushaltbar scheint, zieht mittelst einer langen Zange die Blume aus dem Ofen, die alsogleich zu den Walzen gezogen wird, welche mit großer Schnelligkeit umlaufen. Hier wird die Blume nun nach der Laͤnge der Furchen an den Walzen angelegt, zwischen welchen sie in einem Augenblike durchgeschossen ist, worauf sie sich an der entgegengesezten Seite bedeutend verlaͤngert und in gleichfoͤrmiger Dike zum Vorschein kommt. Hier wird sie dann von zwei Maͤnnern mit Zangen gefaßt, um uͤber die Walzen zuruͤk gehoben zu werden, und durch die naͤchste Furche durchzulaufen, indem die Walzen immer in derselben Richtung sich drehen. Auf aͤhnliche Weise wird dann die Stange durch alle uͤbrigen Furchen nach und nach durchgelassen, um sie endlich auf die gehoͤrige Dike zu bringen. So wie die Stange waͤhrend der Arbeit laͤnger wird, wird auch die Arbeit fuͤr die Leute schwerer, indem sie die Stange mit ihren Zangen stuͤzen muͤssen, waͤhrend dieselbe ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts laͤuft. Waͤhrend dieser Arbeit sind sie einer furchtbaren sengenden Hize ausgesezt, die Niemand auszuhaken vermag, der nicht daran gewohnt ist. Um nun mit der Stange so schnell als moͤglich fertig zu werden, damit sie nicht zu kalt wird, wird von Seite der Arbeiter nicht bloß große Geschiklichkeit, sondern auch die haͤrteste, anhaltendste und unbaͤndigste Anstrengung erfordert. Stange auf Stange kommt von dem Ofen zu den Walzen, bis endlich die ganze Fuͤllung des Ofens verarbeitet ist. Und waͤhrend dieser Ofen geleert wird, werden andere Oefen in der Naͤhe der Walzen gefuͤllt und geheizt, so daß die Arbeit, einige Ruhepunkte fuͤr die Arbeiter abgerechnet, ununterbrochen fortgeht. Damit die Walzen nicht durch die Beruͤhrung des gluͤhenden Eisens zu heiß werden, laͤuft immer Wasser strahlenweise uͤber dieselben herab. Dadurch entsteht aber, wie es uns scheint, nicht selten Nachtheil und Gefahr: da naͤmlich das Eisen weißgluͤhend aus dem Ofen kommt, und an seiner Oberflaͤche oxydirt wird, wenn es mit kaltem Wasser in Beruͤhrung kommt, so werden rothgluͤhende Schuppen nach allen Seiten und auf die Arbeiter hin geschleudert, die wie Figuren in einem Feuerwerke dastehen. Dieses so eben in Kuͤrze dargestellte Verfahren, Stangen-Eisen zu erzeugen, scheint uns noch mancher Verbesserung in Hinsicht auf die Arbeiten faͤhig, welche mit der Hand geschehen, wodurch nicht bloß Muͤhe, Nachtheile fuͤr die Gesundheit, und Gefahr fuͤr die Arbeiter beseitigt werden, sondern auch die Maschine weniger kostbar, und die Haͤlfte der Kraft derselben erspart wird. Wir scheinen hier viel zu versprechen, glauben indessen uns nicht verrechnet zu haben. Die erste Idee, die sich uns darbot, war, eine Reihe von kleinen Walzen-Paaren (die nur 5–6 Zoll breit sind) hinter einander hinzustellen, so daß die Stange ununterbrochen in einer geraden Linie von Furche zu Furche fortlaͤuft, bis sie ihre gehoͤrige Dike und Laͤnge erhalten hat: waͤhrend sie so fortschreitet, sollte sie durch eine gefurchte eiserne Platte gestuͤzt werden, die ihr zugleich als Leiter von Furche zu Furche dienen koͤnnte. Diese Idee ist in Fig. 6. dargestellt. aa ist der Durchschnitt des ersten Walzen-Paares, deren innere Kreise die Tiefe der Furchen andeuten. bb ist das zweite Walzen-Paar u.s.f. c zeigt wie die Stange in der Dike ab- und in der Laͤnge zunimmt, so wie sie durch die Walzen durchlaͤuft. Auf diese Weise muͤßte offenbar eine Stange in dem dritten Theile der Zeit fertig werden, die sie jezt dazu braucht, und, wenn man dieß zugeben muß, so ist es auch klar, daß die Kraft der Maschine zureicht, drei solche Stangen zu fertigen, waͤhrend sie jezt eine liefert. Wenn man ferner wird zugeben muͤssen, daß die Handarbeit der Arbeiter auf diese Weise auf ein Drittel reducirt wird, so ist es auch klar, daß Ein Arbeiter auf diese Weise fuͤr neun arbeiten kann, indem Ein Arbeiter in dem dritten Theile der Zeit dieselbe Arbeit verrichtet, wozu man jezt drei Maͤnner braucht. Man darf ferner nicht vergessen, daß, waͤhrend das Eisen auf diese Weise schneller durchlaͤuft, es heißer bleibt, und daß folglich weniger Kraft nothwendig ist, dasselbe zwischen den Walzen zusammen zu druͤken. Das Allerwichtigste bei dieser Arbeits-Methode ist aber dieses, daß, da das Eisen durch dieselbe waͤhrend der Arbeit heißer bleibt, eine bessere Eisenstange gebildet wird. Der Grundsaz: „man muß das Eisen schmieden, waͤhrend es heiß ist,“ ist zu allgemein bekannt und befolgt, als daß man mehr hieruͤber zu sagen noͤthig haͤtte, als dieß, daß Eisenstangen, die nicht heiß genug sind, waͤhrend sie durch die Walzen laufen, an ihren Kanten springen, und auch (oͤfters) in anderer Hinsicht so ungesund sind, daß sie vom Schmiede geschweißt werden muͤssen. Ohne noch anderer Vortheile zu erwaͤhnen, welche man bei dieser Vorrichtung gewinnt, will ich die Einwuͤrfe auffuͤhren, die man gegen dieselbe machen kann. Man kann sagen: „die Mittheilung der Kraft wird, in einer solchen Entfernung, sehr unbequem.“ Dagegen bemerken wir bloß, daß dieses oͤfters nothwendig der Fall seyn muß; daß aber, wo dieß nicht nothwendig ist, die Stange durch eine andere Rollen-Vorrichtung zuruͤkgefuͤhrt werden kann, die daneben, oben oder unten angebracht ist, wodurch dann die Bewegung durch ein gewoͤhnliches Triebwerk in entgegengesezter Richtung hervorgebracht werden kann. Ein zweiter Einwurf koͤnnte dieser seyn, daß die Stange „wahrscheinlich nicht regelmaͤßig von einem Walzen-Paare zu dem anderen gefuͤhrt und gleichfoͤrmig aufgenommen wird.“ Dagegen bemerke ich, daß man die Abstaͤnde zwischen den Walzen leicht nach der Groͤße der einzufuͤhrenden Stange reguliren kann. Anfangs muͤßte die Stange vollkommen aus einem Walzen-Paare heraus seyn, ehe sie in das zweite eintritt, und eben so muß sie aus dem zweiten Paare heraus seyn, ehe sie in das dritte kommt u.s.f.; hinter dem vierten Paare wuͤrde die Guͤte der Stange nicht leiden, wenn sie, wo sie bereits verhaͤltnißmaͤßig duͤnn geworden ist, sich biegt oder windet. Ein anderer Plan, eigentlich nur eine Modification der ersten Idee, ist dieser, der in Fig. 2 und 3. dargestellt ist. Fig. 7. stellt sechs Walzen von der Endseite dar: a, b, c, d, e, f; sie stehen uͤber einander und sind mit dem gewoͤhnlichen Raͤderwerke auf ihren Achsen versehen, so daß jede sich in entgegengesezter Richtung dreht. Fig. 8. zeigt dieselbe Vorrichtung im Durchschnitte, wo die Pfeile den Lauf andeuten, den die Stangen durch die Walzen nehmen. Wir wollen annehmen, die Stelle auf welcher die Eisenplatte ruht, g, sey gleichhoch oder etwas niedriger als die Muͤndung des Ofens. Man laͤßt dann die Blume auf diese Stelle herabgleiten und schiebt sie von g zwischen die Walzen a und b. Sobald diese dieselbe gefaßt haben, schießt sie durch sie durch, und faͤllt auf g: diese Bewegung geschieht allmaͤhlich, denn die Stange windet sich heraus. Das Ende, welches die Walzen a und b zuerst verließ, nimmt auf h die Lage, welche der Pfeil andeutet, und man darf sie nur etwas stoßen, um sie zwischen die Walzen b und c zu bringen, aus welchen sie auf i faͤllt; eben so faͤllt sie aus c und d auf k, und dann aus d und e auf l, von wo aus sie durch e und f durchfaͤhrt, u.s.f. wenn mehrere Walzen-Paare noch darunter stehen, oder sie laͤuft in einer gerade hinter dem lezten Walzen-Paare angebrachten Walzenreihe fort. Man kann beide Systeme zugleich oder jedes einzeln anwenden. Nach dem ersten Plane braucht man eben so viel Raum, wie bei der gewoͤhnlichen Methode, nur daß dieser Raum eine andere Figur erhaͤlt; nach dem zweiten hat man nur ein Sechstel dieses Raumes noͤthig, und in dieser Hinsicht scheint dieser Plan besser. Die Figuren sollen nur eine Idee geben; es ist alle weitere Ausfuͤhrung derselben absichtlich weggelassen: indessen wollen wir doch bemerken, daß die Achsen der Walzen so eingerichtet seyn muͤssen, daß sie an einer Seite ausgreifen, damit in wenigen Minuten eine Walze herausgenommen, und eine andere dafuͤr eingestekt werden kann. Durch diesen leichten Wechsel wird die Unterbrechung beseitigt, die so oft auf großen Werken Statt hat. Die Kuͤrze dieser Walzen gibt ihnen ungemeine Staͤrke, so daß sie nicht so schwer zu seyn brauchen, als laͤngere Walzen von gleichem Durchmesser: sie koͤnnen daher auch netter abgedreht werden. Es ist offenbar, daß ein solches Strekwerk weniger kostet, und besseres Eisen liefern muß.

Tafeln

Tafel Tab. VII
Tab. VII