Titel: | Mange- und Plätt-Maschine des Hrn. Moulfarine, auf der mechanischen Wasch-Anstalt an der Seine zu Paris. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. XC., S. 383 |
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XC.
Mange- und
Plaͤtt-Maschine des Hrn. Moulfarine, auf der mechanischen Wasch-Anstalt an
der Seine zu Paris.
Aus dem Industriel.
April. S. 634.
Mit Abbildung auf Tab. VIII.
Moulfarine, Mange- und
Plaͤtt-Maschine.
Fig. 22. Aufriß der Maschine.
Fig. 23. Aufriß vom Ende her gesehen.
Fig. 24. Senkrechter Durchschnitt.
Diese Maschine wird von einer Dampfmaschine in Bewegung gesezt,
und mangt und plaͤttet 12–15 Servietten in Einer
Minute.
Die Triebkraft wird der Laufrolle A
mittelst eines Laufriemens mitgetheilt. Die Laufrolle ist
zugleich mit dem Triebstoke B auf
einer Achse befestigt, die mit einem Ende auf einem Halsbande
C (Fig.
27.) liegt, welches an dem Gestelle befestigt ist, mit
dem anderen auf der Stuͤze D
ruht.
Der Triebstok B theilt seine Bewegung
dem Rade E mit. Dieses befindet sich
an dem Ende der Achse des hohlen Cylinders aus Gußeisen F, welchen dasselbe in Umtrieb sezt.
Dieser Cylinder ruht auf dem papiernen Cylinder H; ein anderer papierner Cylinder
G ruht auf den beiden vorigen:
G und H werden demnach durch Reibung in Umlauf gesezt,
sobald F sich bewegt. Die Zapfen des
unteren Cylinders H laufen in
Halsbaͤndern, welche sich in Einschnitten des Gestelles
der Maschine I befinden. Der
Cylinder aus Gußeisen ist ganz einfach mit seinen Zapfen gegen
die Waͤnde dieser Einschnitte gerichtet. Die Zapfen des
oberen Cylinders drehen sich in Halsbaͤndern, die sich
laͤngs der Einschnitte schieben lassen, und auf welche
das Hebelwerk K und L wirkt, und das Gewicht M, das diese Hebel
zusammendruͤkt. Auf diese Weise werden alle drei Cylinder
immer kraͤftig gegen einander gehalten.
P und Q
sind Querstangen, welche mittelst Schrauben an dem oberen Ende
des Gestelles befestigt sind. N und
O sind zwei Stellschrauben, deren Halsbaͤnder sich frei in den Querstangen Q und R
drehen. Diese Schrauben greifen in eine Schraubenmutter in dem
Auge des Zaumes R ein. Der untere
Theil dieses Zaumes ist an dem Halsbande des Cylinders G befestigt.
Ein anderer Zaum S umfaßt die Zapfen
dieses Cylinders und des Cylinders aus Gußeisen. Dieser Zaum ist
etwas laͤnger, damit der erste Cylinder sich Anfangs
fuͤr sich allein heben kann, und in einer gewissen
Entfernung von dem zweiten bleibt, ehe er ihn mit sich in
Bewegung bringt. Wenn man fortfaͤhrt die Stellschrauben
zu drehen, so hebt man beide Cylinder auf ein Mal, und alle drei
sind von einander frei.
T die Roͤhre, durch welche
der Dampf in den Cylinder aus Gußeisen geleitet wird, welcher
dadurch erwaͤrmt wird. U,
Roͤhre, durch welche derselbe entweicht, indem er die
Klappe V hebt. XY, Buͤchsen, welche
mit Werg ausgefuͤllt sind, und wodurch es moͤglich
wird, daß die Roͤhren T und
U sich verlaͤngern und
verkuͤrzern, je nachdem die Cylinder auf und nieder steigen
muͤssen.
Fig. 25. zeigt einen Durchschnitt des papiernen
Cylinders nach der Achse desselben. Fig.
26. stellt einen Durchschnitt des Cylinders aus
Gußeisen dar, so wie der Roͤhren und des Rades, welches
denselben in Umlauf sezt. In die Kehlen abc und d dieser beiden Cylinder kommen die Zaͤume S.
Fig. 27 und 28.
stellt Bruchstuͤke des Gestelles dar.
Der Cylinder aus Gußeisen dreht sich in dieser Maschine 12 Mal in
Einer Minute. Der Dampf erhizt ihn bis auf 110°.
Eine solche Maschine dient auch sehr gut zum Calandriren ganzer
Stuͤke von Leinen- und Baumwollen-Zeugen,
wo dann vor der Maschine hoͤlzerne Fuͤhrer
angebracht sind.
Wenn man dem Zeuge einen sehr schoͤnen Glanz geben will,
so laͤßt man ihn zwei Mal durch die Walzen laufen, zieht
ihn aber nicht durch die dritte. Man hat einzig und allein
deßwegen drei Cylinder angebracht, damit man verhuͤten
kann, daß die zwei arbeitenden Cylinder waͤhrend der
Arbeit sich nicht kruͤmmen, was geschehen wuͤrde,
wenn deren nur zwei vorhanden waͤren.
Diese Maschine arbeitet in der Wasch-Anstalt, in welcher
sie gebraucht wird, nur bei der großen Waͤsche, bei
Betttuͤchern, Vorhaͤngen, Tischtuͤchern,
Servietten und dergl. Sie wird von zwei Arbeitern bedient, von
welchen der eine das Stuͤk in die Walzen bringt, der
andere es herauszieht.
Wenn man die Stuͤke gewaͤssert (moiré) haben will, so
laͤßt man sie zu zweien auf ein Mal oder gedoppelt
durchlaufenEs waͤre sehr zu wuͤnschen, daß man bei den
Gemeinde-Waschhaͤusern, die jezt hier und da auch in Deutschland errichtet
sind, und vorzuͤglich an den
Wasch-Anstalten fuͤr große
Spitaͤler, Kasernen etc. eine aͤhnliche
Maschine haͤtte, wodurch das ungesunde Mangen und
Plaͤtten beseitigt werden koͤnnte. Wo man
keinen Dampf-Apparat hat, koͤnnte der
Cylinder aus Gußeisen mittelst gluͤhender
Staͤhle erhizt werden, und wo keine Dampfmaschine
oder kein Muͤhlrad da ist, koͤnnte ein
alter Gaul die Maschine in Umtrieb sezen.A. d. U..