Titel: | Ueber die Anwendung der Alaunerde zu Farben, welche für die Pallete bestimmt sind und über eine schöne Scharlachfarbe für die Pallete, von A. A. Hayes. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. X., S. 37 |
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X.
Ueber die Anwendung der Alaunerde zu Farben,
welche fuͤr die Pallete bestimmt sind und uͤber eine schoͤne
Scharlachfarbe fuͤr die Pallete, von A. A. Hayes.
Aus Silliman's American-Journal of Science and
Arts, April 1829, S. 173.
Hayes, uͤber die Anwendung der Alaunerde zu
Farben.
Wenn der Kuͤnstler seine Farben zubereitet, indem er die Pigmente mit Oehl
abreibt, erstaunt er oft uͤber das verschiedene Verhalten, welches sie bei
dieser Operation zeigen. Einige Pigmente gehen mit dem Oehl eine chemische
Verbindung ein, waͤhrend andere darin nur mit großer Muͤhe suspendirt
werden koͤnnen und sich bald abscheiden, wenn man sie der Ruhe
uͤberlaͤßt. Hiebei kann man sich nun sehr leicht helfen, wenn man eine
Substanz anwendet, welche jene Verbindungen, die das Oehl nicht anziehen,
gleichfoͤrmig suspendirt erhaͤlt und die gewissermaßen auf
aͤhnliche Art wie das Gummi bei der Tinte und den Wasserfarben wirkt. Die
Eigenschaft des AlaunerdehydratsMan erhaͤlt das Alaunerdehydrat, wenn man eine Alaunaufloͤsung
so lange mit Pottasche- oder Sodaaufloͤsung versezt, bis kein
Niederschlag mehr entsteht, den entstandenen Niederschlag abfiltrirt und gut
auswascht.A. d. R., sich mit dem Oehl leicht zu vermischen und damit eine durchsichtige,
consistente und fast farblose Verbindung zu bilden, macht es zu diesem Zweke
vorzuͤglich geeignet. Auf Verlangen des Hrn. Rembrandt Peale bereitete ich einige Pigmente vor, indem ich sie mit noch feuchter
Alaunerde vermischte. Er fand, daß sie mit Oehl abgerieben, alle schaͤzbaren
Eigenschaften der besten Farben besaßen. Einige Farben suchen sich von dem Oehl
abzuscheiden und andere haben die unangenehme Eigenschaft fluͤssiger zu
werden, wenn man sie durch Eintauchen der Pallete in Wasser zu erhalten sucht;
beides wird verhindert, wenn man sie mit einer geringen Menge Alaunerde abgerieben
hat. Der Kuͤnstler kann dadurch die Farben nach Belieben mehr oder weniger
fluͤssig und auch gleichfoͤrmig machen. Einige Pigmente, welche als
Glasurfarben geschaͤzt sind, wie eisenblausaures Kupfer (Hatchette's Braun),
Zinnober und Neapelgelb, erlangen neue Eigenschaften. – Zum Druken mit
Modeln, wie bei der Fabrikation der FlurtuͤcherUnter Flurtuch (Floor
Cloth) versteht man eine grobe, mit Oehlfarbe bekleidete und mit
Blumen und vielen anderen Mustern nach Art der wollenen Teppiche gezierte
Leinwand. Große Fabriken dieses Artikels sind in London und Bristol
vorhanden. Gemeiniglich werden die engen Passagen in den Haͤuern,
auch die Treppen, damit belegt.A. d. R. ist es oft wuͤnschenswerth die Farbe fluͤssiger zu machen;
dieß kann man leicht dadurch bewerkstelligen, daß man dem Pigment waͤhrend
des Abreibens etwas Kreide zusezt.
Im Verlauf einiger Versuche mit Pigmenten, welche unsere Kuͤnstler anwenden,
bereitete ich eine Quantitaͤt Oueksilberjodid
(Einfach-Jod-Queksilber) und gab es Hrn. R. Peale mit
dem Ersuchen einige Versuche uͤber seine Anwendbarkeit und Haltbarkeit
anzustellen. Dieser ausgezeichnete Kuͤnstler fand, daß es sich leicht mit
Oehl vermischt, in Verbindung mit anderen Farben zarte und schoͤne
Schattirungen gibt und Wochen lang den directen Sonnenstrahlen zur Zeit der
Sonnenwende ausgesezt werden kann, ohne sich zu veraͤndern. Es kann daher mit
Recht unter die Pigmente aufgenommen werden, welche den Kuͤnstlern zu
Diensten stehen.
Man kann dieses Salz wohlfeil auf die Art bereiten, daß man hundert und
fuͤnfundzwanzig Theile Jodin mit zweihundert und fuͤnfzig Theilen
reiner Eisenfeile und tausend Theilen Regenwasser in einer Florentiner Flasche
vermischtHiebei ist aber wohl zu beachten, daß man die Eisenfeile nicht mit dem Jod
vermengen darf, ehe man dieses in das Wasser schuͤttet; Jod erhizt
sich mit Eisenfeile bei groͤßeren Quantitaͤten so stark, daß
fuͤr den Operator leicht gefaͤhrliche Folgen entstehen
koͤnnten; dieß erfuhr einst ein Franzose, welcher Jod mit Eisenfeile
verfaͤlschen wollte.A. d. R.. Wenn die Fluͤssigkeit ihre braune Farbe mit einer schwachen
gruͤnen vertauscht hat, gießt man die Fluͤssigkeit ab und
waͤscht den Ruͤkstand mit warmem Wasser aus; die Aussuͤßwasser
werden der gruͤnen Aufloͤsung zugesezt, sodann zweihundert
zweiundsiebenzig Theile aͤzender Sublimat, welcher zuvor in zweitausend
Theilen warmen Wassers aufgeloͤst wurde, mit der Fluͤssigkeit
vermischt und der erhaltene Niederschlag hierauf ausgewaschen und gesammelt.
Dieses Salz hat im krystallisirten und im pulverfoͤrmigen Zustande zwei ganz
verschiedene Farben. Wenn der bei obigem Verfahren erhaltene Niederschlag in einem
kleinen Sublimirapparat oder in einer Glasroͤhre erhizt wird, schmilzt er und
sublimirt sich reichlich und der Dampf wird in großen durchsichtigen rhombischen
Tafeln von schon schwefelgelber Farbe verdichtet. Diese Krystalle werden an der Luft
und durch die directen Sonnenstrahlen nicht veraͤndert; aber die geringste
Reibung oder die Beruͤhrung mit einer feinen Spize ist hinreichend, ihre
innere Anordnung zu veraͤndern. Der beruͤhrte Punkt wird augenbliklich
schoͤn scharlachrot; diese Farbe dehnt sich uͤber die ganze
Oberflaͤche aus, wenn man einen einzelnen Krystall anwendet und bis zu dem
entferntesten Winkel, wenn eine Krystallgruppe genommen wird. Der Farbewechsel wird
von einer merklichen mechanischen Bewegung begleitet, so daß ein kleiner
Krystallhaufen wie belebt erscheint. Ein gewoͤhnliches Elektroskop zeigt
keine Entwiklung von Elektricitaͤt an; auch wird die Temperatur
waͤhrend dieser Veraͤnderung nicht betraͤchtlich
erhoͤht.
Wenn man die Krystalle auf ein Papier legt und so uͤber der Flamme einer Lampe
erhizt, so erhaͤlt man wieder das gelb gefaͤrbte Salz wie es
anfaͤnglich war, und diesen Versuch kann man oͤfters wieder holen; er liefert einen
glaͤnzenden Beweis fuͤr den innigen Zusammenhang der Farben mit der
mechanischen Struktur der Koͤrper. Man kann dieses Salz in durchsichtigen
aber kleinen rhombischen Prismen erhalten, wenn man eine heiße Aufloͤsung
desselben in einer Aufloͤsung von aͤzendem Queksilbersublimat ganz
allmaͤhlich sich abkuͤhlen laͤßt.