Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XVII., S. 62
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XVII. Miszellen. Miszellen. Preisaufgaben der Société industrielle zu Muͤlhausen, woruͤber in der Generalsizung im Monat Mai 1830 entschieden wird. Von den fuͤr die Jahre 1828 und 1829 ausgeschriebenen Preisen werden folgende noch zum Concurs zugelassen: 1) Preis von fuͤnfhundert Franken fuͤr ein schnelles und leicht anwendbares Verfahren, wodurch man den Werth zweier verschiedenen Krappsorten gegen einander bestimmen kann. 2) Preis von fuͤnfzehnhundert Franken fuͤr eine Methode, den Farbestoff des Krapps auszuscheiden und dadurch die Menge desselben in einem gegebenen Gewicht Krapp zu bestimmen. 3) Medaille fuͤr eine Abhandlung uͤber die Ursachen der Selbstentzuͤndung der fetten Baumwolle. (Vergleiche uͤber diese drei Preisfragen polytechnisches Journal Bd. XXV. S. 344.) 4) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber das Bleichen der Baumwollenzeuge. 5) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber die Fabrikation des Adrianopelroths. 6) Medaille fuͤr das Bleichen mit Kalk, ohne ein anderes Alkali. 7) Medaille fuͤr eine vollstaͤndige Analyse des Kuhmistes. 8) Medaille fuͤr eine Abhandlung, worin durch genaue Versuche gezeigt wild, welche Rolle bei dem Blaufaͤrben der Baumwolle mit Indigo die außer dem blauen Pigment in demselben enthaltenen Substanzen (z.B. der von Berzelius aufgefundene braune und rothe Stoff) spielen, und ob diese Substanzen dabei nuͤzlich oder schaͤdlich sind, oder auch ob die eine oder andere von ihnen zur Erzeugung einer dauerhaften und glaͤnzenden blauen Farbe unumgaͤnglich noͤthig ist. (Man vergleiche uͤber die lezteren vier Preisfragen polyt. Journ. Bd. XXX. S. 147.) 9) Medaille fuͤr die Entdekung oder Einfuͤhrung eines nuͤzlichen Verfahrens in der Kattundrukerei. Den im polyt. Journ. Bd. XXX. S. 148. angefuͤhrten sieben Beispielen werden jezt noch folgende beigefuͤgt: 8) Auf Baumwollenzeuge einen neuen Faͤrbestoff zu befestigen, er mag von was immer fuͤr einer Beschaffenheit seyn, wenn er nur den schwachen Saͤuren und den Alkalien widersteht. 9) In das Departement des Oberrheins den Anbau einer Pflanze oder die Zucht eines Insectes einzufuͤhren, welche in der Wollen-, Seiden- und Baumwollenfaͤrberei anwendbar sind und bisher aus dem Auslande bezogen wurden. 10) Eine Substanz aufzufinden, welche eben so gut wie die Alaunerde als Beizmittel in der Kattundrukerei gebraucht werden kann. Diese Substanz darf noch nicht im Großen angewandt worden seyn. 11) Ein Verfahren auszumitteln, wodurch mit Fernambuk, Campeschenholz und Quercitronrinde Farben hervorgebracht werden koͤnnen, welche dem Chlor, der Luft, der Seife und den schwachen Saͤuren eben so gut widerstehen als die Krappfarben. 10) Medaille auf Erfindung mechanischer Sperrruthen oder Tempel. 11) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber das Spinnen der Baumwolle von Nro. 80 bis 180 metrisch. 12) Preis von 1000 Franken auf eine Maschine zum Oeffnen und Zupfen der Baumwolle und Wolle aller Art, ohne daß dieselbe dadurch leidet, und wodurch sowohl das Klopfen oder Schlagen, als auch das Zupfen mit der Hand und der sogenannte Klopfzupfer (batteur-éplucheur) beseitigt werden kann. 13) Medaille fuͤr ein Verfahren, die Halsstuͤke der Feinspindeln an Mule-Jennies unbeschadet der Runde zu haͤrten. 14) Medaille fuͤr Verfertigung gefurchter Cylinder fuͤr Spinnmuͤhlen aus gehaͤrtetem. Bundeisen, welche Cylinder nicht uͤber ein Drittel hoͤher kommen duͤrfen, als die aus gewoͤhnlichem Eisen. 15) Medaillen fuͤr Verfertigung und Absaz neuer Baumwollenzeuge. (Ueber die lezteren sechs Preisaufgaben vergleiche man polyt. Journ. Bd. XXX. S. 148–152.) Preise, welche fuͤr das Jahr 1830 ausgesezt sind. 16) Medaille auf Erfindung einer blauen Farbe, welche der Luft, dem Chlor, den Saͤuren und der Seife besser widersteht als das Indigkuͤpen-Blau und die wenigstens eben so lebhaft ist. Der Indigo widersteht zwar den Saͤuren sehr gut, aber viel weniger der Seife und noch weniger der Luft und dem Chlor. Da außer den Krappfarben alle anderen an der Luft verschießen, so hat man jezt allgemein die Anwendung des gefaͤrbten Kattuns fuͤr die Gardinen der Wohnungen aufgegeben: wenn man daher eine blaue Farbe hervorbringen koͤnnte, welche eben so lebhaft und dauerhafter waͤre, als die mit Indigo erzeugte, oder wenn man das Indigblau so faͤrben koͤnnte, daß es solider wuͤrde, so waͤre dieß fuͤr die Kattunfabriken sehr vortheilhaft. 17) Medaille auf Erfindung einer gelben Farbe, welche der Luft, den Saͤuren und den Alkalien besser widersteht als die mit Wau, Quercitron und chromsaurem Blei hervorgebrachten, dabei aber eben so lebhaft ist. Die gelbe Farbe, welche man mit Wau und Quercitron hervorbringt, widersteht der Seife und den schwachen Saͤuren sehr gut, zersezt sich aber leicht in Beruͤhrung mit Chlor und an der Luft: die mit chromsaurem Blei erzeugte widersteht dem Einfluß der Luft ein wenig besser, hingegen nicht so gut den Alkalien. Ein Verfahren, wodurch die gelben Farben eben so solid dargestellt werden koͤnnten, als es die Krappfarben sind, waͤre fuͤr die Kattunfabriken sehr wuͤnschenswerth. 18) Medaille fuͤr eine genaue und ausfuͤhrliche Analyse der schwarzen und weißen Gallapfel, des Bablahs, des sicilianischen Sumachs und des franzoͤsischen Sumachs (Sumac de Donzères.). Da man den Unterschied im Verhaͤltniß der Bestandtheile bei diesen Substanzen nicht genau kennt, so kommt man nicht nur bei ihrer Wahl oft in Verlegenheit, sondern man weiß auch nicht, in welchen Verhaͤltnissen man eine durch die andere ersezen kann, oder welche Veraͤnderungen man mit einer derselben vor: nehmen muß, um sie an Statt der anderen gebrauchen zu koͤnnen. In gewissen Faͤllen waͤre zugleich ein Verfahren, wodurch man die Verfaͤlschungen des Sumachs ausmitteln koͤnnte, sehr noͤthig. Durch die Aufloͤsung dieser Fragen wuͤrde den verschiedenen Industriezweigen, welche jene adstringirenden Substanzen anwenden, ein wesentlicher Dienst erwiesen. 19) Medaille auf Erfindung eines genauen, einfachen und wenig zerbrechlichen Thermometers, dessen Preis nicht uͤber 40 Franken zu stehen kommt, und welches bequem an den heute zu Tage in den Kattundrukereien uͤblichen Farbekufen, die mit Dampf erhizt werden, angebracht werden kann. Die noch immer gebraͤuchlichen tragbaren Glasthermometer haben mehrere Nachtheile: erstens zerbrechen sie die Arbeiter oft; alsdann erheischen sie in großen Fabriken eine zu beschwerliche Aufmerksamkeit, weil man jeden Augenblik die Temperatur der verschiedenen Baͤder untersuchen muß: wenn hingegen im Inneren der Kufe ein Thermometer angebracht waͤre, welches außerhalb auf einer Gradleiter oder Scheibe den Waͤrmegrad anzeigen wuͤrde, so waͤre die Regulirung der Temperatur der verschiedenen Baͤder eine sehr einfache Sache. 20) Medaille auf Erfindung eines Instrumentes oder einfachen Verfahrens, wodurch man die Dike (Klebrigkeit) einer zum Walzendruk bestimmten Farbe oder Beize schnell und genau bestimmen kann. Die zum Walzendruk bestimmten Farben oder Beizen muͤssen nach der Tiefe der Gravirung und nach dem hygrometrischen Zustand der Luft von verschiedener Dike seyn; wenn man stets einen reinen Druk erhalten will, ist es sehr wichtig, ein Verfahren zu besizen, wodurch der Grad dieser Dike genau bestimmt werden kann. 21) Medaille fuͤr die Beschreibung der vorzuͤglichsten bisher angewandten Maschinen, um die Zeuge zu walken. Der Preisbewerber muß diese verschiedenen Maschinen unter einander vergleichen und bei jeder die Wassermenge, die Kraft, die Anzahl der Arbeiter, die erforderliche Zeit und das mehr oder weniger vortheilhafte Resultat des Walkens angeben. 22) Medaille fuͤr eine vollstaͤndige chemische Zerlegung des abgelaͤuterten Oehles (Huile tournante) in seine naͤheren Bestandtheile. Man muß außerdem angeben, welche Oehle sich am leichtesten ablaͤutern lassen (tournent) und davon die Ursache ausmittelnHuile tournante in den Tuch- und Wollfabriken und am haͤufigsten in den Tuͤrkischroth-Faͤrbereien gebraucht; es ist der von seinem Saz abgesonderte obere klare Theil des vorher gekochten diken Oehls, worin ein Tropfen starker Lauge augenbliklich einen festen Koͤrper bildet.A. d. R.. 23) Medaille fuͤr eine Abhandlung, worin gezeigt wird, bei welchem Verhaͤltniß zwischen der Hoͤhe und dem Durchmesser eines Schornsteins nicht nur der groͤßte Zug Statt findet, sondern auch am meisten an Brennmaterial und Baukosten erspart wird. Man weiß schon seit langer Zeit, daß die Dimensionen der Schornsteine auf die Staͤrke ihres Zuges einen großen Einfluß haben, und daß lezterer von der Hoͤhe, der Groͤße der Oeffnung und der Temperatur der inneren Luft abhaͤngt. Um nach der Methode des Hrn. Clément, welche im Dict. technol. angegeben ist, die Groͤße der Oeffnung zu berechnen, muß man zuerst, außer der Quantitaͤt des zu verbrennenden Brennmaterials, die Hoͤhe kennen, welche man dem Schornsteine geben will. Da man diese Hoͤhe willkuͤrlich festsezen kann, so kommt man natuͤrlich auf ungereimte Resultate, wenn man sie viel zu groß oder viel zu klein nimmt. Man kann bei diesen Berechnungen die zwekmaͤßigen Graͤnzen, welche die Erfahrung bereits bewahrt hat, stets uͤberschreiten. Außerdem hat Hr. Clément auf. den Einfluß der Reibung der heißen Luft, welche das Verhaͤltniß der beiden Dimensionen des Schornsteins bedeutend abaͤndern muß, keine Ruͤksicht genommen. Tredgold hat in seinem Werke uͤber das Heizen diese Methode wenig verbessert. Er verfaͤhrt fast ganz auf dieselbe Art und bringt bloß, um die Wirkung der Reibung auszugleichen, eine constante Zahl in seine Berechnung; diese bat er ohne Zweifel willkuͤrlich angenommen, denn er fuͤhrt keine Versuche an, woraus er sie abgeleitet haben koͤnnte. Hr. Péclet ist viel weiter gegangen. Er mittelte zuerst durch mannigfaltige Versuche jeden Einfluß der Reibung auf den Zug aus, wandte dann die Geseze fuͤr die Bewegung der Luft in Leitungsroͤhren auf die Schornsteine an und brachte die Reibung als Element in seine Berechnungen. Seine Methode, die beste, welche wir heute zu Tage besizen, ist jedoch nicht ganz ohne Maͤngel, denn um die Oeffnung eines Schornsteins berechnen zu koͤnnen, muß man vorlaͤufig die Hoͤhe willkuͤrlich festsezen, wodurch man bisweilen, die Granzen, in welchen ein Schornstein vortheilhaft ist, uͤberschreiten kann. Hr. Péclet hilft diesem zum Theil dadurch ab, daß er vorschreibt, der heißen Luft in dem Schornstein nie weniger als drei Fuß Geschwindigkeit fuͤr die Secunde zu geben: uͤbrigens gesteht er, daß eine Luͤke in unseren Kenntnissen uͤber die Schornsteine in so fern bleibt, als man das zwekmaͤßigste Verhaͤltniß zwischen der Hoͤhe und der Oeffnung noch nicht bestimmt hat. Wir brauchen nicht erst zu bemerken, wie wichtig die Loͤsung dieser Frage fuͤr unsere Industrie werden koͤnnte; Jedermann weiß, wie kostspielig ein Schornstein von großen Dimensionen ist und wie sehr der regelmaͤßige Gang und der gluͤkliche Erfolg einer Unternehmung von seiner guten Einrichtung abhaͤngt. Wir schlagen daher vor, zu bestimmen, welches das beste Verhaͤltniß zwischen dem Durchmesser und der Hoͤhe eines Schornsteins ist. Vielleicht reducirt sich diese Frage darauf: welche Geschwindigkeit gibt man am zwekmaͤßigsten der durch einen Schornstein entweichenden verbrannten Luft? Man nimmt allgemein an, daß eine zu kleine Geschwindigkeit, z.B. eine, unter drei Fuß fuͤr die Secunde, den Winden Einfluß gestattet und daß sich dabei unter gewissen Umstaͤnden zwei Stroͤme in dem Schornsteine bilden koͤnnen; aber es ist nicht weniger wahrscheinlich, daß eine Geschwindigkeit von 27 bis 30 Fuß fuͤr die Secunde, wie wir sie bei vielen unserer großen Schornsteine beobachteten, zu betraͤchtlich ist und daß die sehr hohe Temperatur, welche diese große Geschwindigkeit erzeugt, die Waͤrme zum Theil unnuͤz absorbirt, so daß mehr Brennmaterial verbraucht wird. Nach dem Vorhergehenden waͤre es also wahrscheinlich, daß die zwekmaͤßigste Geschwindigkeit in den beiden angegebenen Granzen liegt und daß man durch Feststellung dieser mittleren Geschwindigkeit eine constante, wenn nicht auf alle Faͤlle, doch auf alle großen Schornsteine anwendbare Zahl erhalten wurde, vermittelst welcher man, indem man sie in Rechnung dringt, leicht die Dimensionen der Schornsteine finden wurde. Es ist noch zu bemerken, daß die Groͤße der Reibung, da sie bei demselben Volum heißer Luft betraͤchtlich je nach der Geschwindigkeit der Luft wechselt, als integrirender Theil in alle Berechnungen eingehen muß. 24) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber die Ersparung an Brennmaterial bei den sogenannten rauchverzehrenden oder mit Speisungsapparaten (fuͤr Steinkohlen) versehenen Oefen, nach positiven Versuchen und Beobachtungen. Man hat bisher vorzuͤglich zwei Mittel vorgeschlagen, um den Rauch zu verbrennen, welcher aus Feuerraͤumen entweicht, wo man Steinkohlen brennt. Das eine, welches aͤlter ist und wenig angewandt wurde, bestand darin, am Austritt der Flamme uͤber dem Feuerraum oder bei ihrem Eintritt in die Zuͤge, enge Oeffnungen in dem Mauerwerk anzubringen, welche dem Rauch neuerdings Luft zufuͤhren und ihn so vollstaͤndig verbrennen sollten. Wir wissen nicht, ob dieses Mittel noch irgendwo angewandt wird, aber so viel ist gewiß, daß sich sein Gebrauch nicht verbreitet hat, was zur Genuͤge beweist, daß es nicht sehr vortheilhaft seyn muß. Von dem anderen Mittel gibt es eine Menge mehr oder weniger verschiedenen Mechanismen, welche aber alle zum Zwek haben, die zerkleinerten Steinkohlen auf den Rost zu bringen und regelmaͤßig darauf auszubreiten, ohne daß die Thuͤre geoͤffnet wird. Die neueste und vollkommenste Einrichtung dieser Art, welche in mehreren Fabriken mit Erfolg angewandt wird, ist folgende: Ueber dem Rost ist ein Trichter angebracht, in welchen man die Steinkohlen wirft; am Boden des Trichters befinden sich zwei mit Spizen versehene Cylinder, welche die Steinkohlen ergreifen, zermalmen, und auf eine horizontale Ebene aus Gußeisen fallen lassen, die gerade uͤber der Ofenthuͤre und vor dem Rost angebracht ist. Zwei Ventilatoren mit verticalen Achsen, deren Fluͤgel uͤber die Oberflaͤche der Ebene hinstreichen, werfen die Steinkohlen in den Feuerraum in dem Maße, als sie sie empfangen. Bei diesem Apparate wird, so wie bei mehreren anderen von aͤhnlicher Beschaffenheit, der Rauch sehr gut verbrannt oder vielmehr keiner hervorgebracht: aus den so gespeisten Feuerraͤumen treten nicht die diken schwarzen Rauchwolken aus, welche der Nachbarschaft sehr oft laͤstig sind. Dieser Vortheil allein ist aber an vielen Orten kein hinreichender Grund, die Kosten eines solchen Mechanismus und die (freilich nur unbedeutende) Kraft fuͤr seine Bewegung aufzuwenden. Man glaubte immer, daß durch eine vollstaͤndige Verbrennung der Steinkohlen und durch eine regelmaͤßige Speisung des Feuerraumes sehr viel Brennmaterial erspart werden muͤßte. Diese Ersparung an Brennmaterial ist aber bis jezt noch durch keine verlaͤßlichen Versuche erwiesen und diejenigen, welche sie zu bestimmen versuchten, glauben, daß sie nicht groß sey. Bei den vergleichenden Versuchen, welche man in der Praxis uͤber den groͤßeren Vorzug dieser oder jener Steinkohle, der einen oder anderen Heizmethode oder Ofen-Einrichtung anstellt, ist es sehr schwer genaue Resultate zu erhalten. Die Anomalien, auf welche man so haͤufig bei diesen Operationen stoͤßt, entmuthigen den eifrigsten Beobachter und entkraͤften die gegruͤndetsten Raisonnements. Jedes Jahr wird eine neue Heizmethode empfohlen und als große Vortheile gewahrend, geruͤhmt; indessen schreitet die Wissenschaft nur langsam vor, und diese neuen Systeme werden meistens fast eben so schnell wieder vergessen, als sie bekannt werden. Wir bemerken fuͤr die Preisbewerber noch, daß sie sich sowohl auf Schluͤsse als auf Versuche stuͤzen muͤssen, um die von ihnen aufgestellten Thatsachen zu erweisen, und daß sie ihre Beobachtungen vorzuͤglich auf große Oefen anwenden muͤssen, damit ihre Arbeit desto groͤßeren Nuzen gewaͤhrt. 25) Medaille fuͤr denjenigen, welcher im Departement des Ober-Rheins die erste Niederlage von guten Maschinen zum Vorbereiten und Spinnen des Leinens und Hanfes errichten und diese Maschinen in Aufnahme bringen wird. 26) Medaille fuͤr eine wichtige Verbesserung in irgend einem Industrie- oder landwirthschaftlichen Zweige des Departements des Ober-Rheins. 27) Medaille fuͤr die Einfuͤhrung eines neuen Industriezweiges in dieses Departement. 28) Medaille fuͤr die besten Abhandlungen uͤber die Industriezweige, welche in unserem Departement zu verbessern oder in dasselbe einzufuͤhren waͤren. 29) Medaille fuͤr eine neue Anwendung der natuͤrlichen Producte des Departements. 30) Medaille fuͤr eine geognostische und mineralogische Beschreibung eines Theils des Departements. 31) Medaille fuͤr die Entdekung neuer nuzbarer Minen. Alle diese Preise werden in der allgemeinen Sizung der Gesellschaft im Monat Mai 1830 zuerkannt werden. Abhandlungen, Zeichnungen, Zeugnisse, Muster muͤssen unter den bei Preisschriften gewoͤhnlichen Foͤrmlichkeiten postfrei vor dem 20. Maͤrz 1830 an Herrn Zuber-Karth zu Muͤlhausen, Praͤsidenten der Industriegesellschaft (à M. Zuber-Karth, président de la Société industrielle, à Mulhausen) eingesendet werden. Société d'économie industrielle. Es hat sich seit 22. December vorigen Jahres eine Gesellschaft zur Vervollkommnung der eigentlichen Hauswirthschaft unter dem Namen Société d'économie industrielle zu Paris rue Taronne N. 12 gebildet. Wenn man weiß, daß Graf Lasteyrie Praͤsident dieser Gesellschaft, und die HHrn. D'Arcet, Molard, Pelletier, Thenard, Ternaux etc. Mitglieder derselben sind, laͤßt sich nichts anderes, als Vortreffliches von derselben erwarten. Hr. Nikolaus Koͤchlin erhielt den Preis von 1000 Franken fuͤr neue Mußlin-Gewebe. Die Société de Mulhausen hat im vorigen Jahre einen Preis von 1000 Franken fuͤr neue Arten von Baumwollengeweben ausgeschrieben. Das Haus Nikolaus Koͤchlin und Gebruͤder hat neue Mußline mit Atlasstreifen verfertigt, die in Hinsicht auf Vollendung der Atlasweberei mit Baumwollengarn nichts zu wuͤnschen uͤbrig lassen. Die Société hat daher diesem Hause die Medaille im Werthe von 1000 Franken zuerkannt. Bulletin de la Société industrielle. N. 10. S. 437. Ueber die von Hrn. Hall bemerkte Eigenschaft der Zahlenreihen. I. Nach dem Decimalsystem ist der allgemeine Ausdruk fuͤr alle Zahlen: d c b a a + 10 b + 100 c + 1000 d 4 5 6 7     oder: da 10 = 9 + 1, 100 = 99 + 1, 1000 = 999 + 1 a + (9 b + b ) + (99 c + c ) + (999 d + d). Wenn man diesen Ausdruk mit 9 aufhebt, so bleibt a + b + c + d folglich laͤßt sich jede Zahl mit 9 aufheben, wenn man ihre Zahlzeichen, einzeln oder zusammengenommen, mit 9 aufheben kann; und jede Zahl laͤßt bei der Division mit 9 denselben Rest uͤbrig, welcher uͤbrig bleibt, wenn man ihre Zahlzeichen mit 9 aufhebt. z. B. 9 divid. in 42635 = 4737 Rest 2 4 + 2 + 6 + 3 + 5 divid. mit 9 = 2 Rest 2 oder: 4 + 5 = 9 6 + 3 = 9 Rest 2. II. Wenn man 2 Zahlen, deren jede – mit m dividirt – einen gleichen Rest gibt, von einander abzieht, so geht die Differenz – mit m dividirt – auf. Beweis. Die groͤßere Zahl sey = am + r die kleinere = bm + r ––––––––– so ist die Differenz = (a – b) m und mit m dividirt = a + b z.B. 7 divid. in 6493 = 927 4/7 –      – 2566 = 366 4/7 ––––––––––––– –      – Diff. 3927 = 561 Folglich geht die Differenz zweier Zahlen bei der Division mit 9 auf, wenn hei dem Aufheben der Zahlzeichen einer jeden Zahl mit 9 ein gleicher Rest uͤbrig bleibt. z.B. 74265 Rest = 6 37563 Rest = 6 ––––––––––––– 9 divid. in 36702 Rest = 0. III. Die von Hrn. Hall bemerkte Eigenschaft der Zahlreihen ist also weder eine neue noch eine merkwuͤrdige Entdekung. Es ist gar nicht noͤthig, daß die Zahlzeichen der zu subtrahirenben kleineren Zahl in umgekehrter Ordnung geschrieben werden, und nicht einmal, daß diese Zahl die Zahlzeichen der groͤßeren Zahl enthalte, sondern nur: daß wenn man die Zahlzeichen der groͤßeren und der kleineren Zahl mir 9 aufbebt, beiderseits ein gleicher Rest uͤbrig bleibe. z. B.9 in Diff. + 836472– 274638 ––––––––   561834 in umgekehrter Ordnung Rest 3Rest 3Rest 0 nach Hall. + 836472 Rest 3 – 672843 in willkuͤrlicher Ordnung Rest 3 –––––––– 9 in Diff.    163629 Rest 0 + 836472 Rest 3 – 509124 willkuͤrliche Zahl Rest 3 –––––––– 9 in Diff.    327348 Rest 0. Ueber die Eigenschaften der Zahlen. theilt das Mechanics' Magazine N. 313. S. 441. folgende Bemerkungen mit, die Mechanikern nuͤzlich seyn koͤnnen: 1) In allen sogenannten cirkulirenden Decimalen ist die Summe der Ziffer des Cirkulators = 9. Z.B. 1/7 = 0,0142857, 0,0142 etc. Die Summe von 142857 ist 27, und 2 + 7 = 9. Und 9 × 7, dem Nenner des Bruches 1/7' = 63. 6 + 3 = 9. Ferner 1/13 in Decimalen ausgedruͤkt, wird 0,076923, 0,076 etc. u.s.f., wo wieder die Summe der Ziffer 76923 = 27, und 2 + 7 = 9. Ferner gibt die Summe der Ziffer des Nenners des Bruches 1/13 die Zahl 4; (1 + 3 = 4); und diese multiplicirt mit 9 = 36, wo wieder 3 + 6 = 9. So ist 1/17, in Decimalen ausgedruͤkt, 0,0588235294117647, 0,0588 etc. Die Summe der Ziffer des Cirkulators ist also 72, d. i. 7 + 2 = 9. Die Summe der Ziffer des Nenners von 1/17 (17) = 1 + 7, = 8; dieß multiplicirt mit 9 = 72, und 7 + 2 wieder = 9. 2) Wenn die Zahl 9, oder irgend ein Vielfaches von 9, irgend eine Zahl so theilt, daß ein Rest uͤbrig bleibt, so ist die Summe der Ziffer des Restes gleich der Summe her Ziffer der getheilten Zahl. Z.B. 1568978, getheilt durch 9, gibt den Rest 8. Die Summe der Ziffer von 1568978 ist aber gleich 44, und 4 + 4 auch = 8. 432789537, getheilt durch 18, gibt den Rest 3. Die Summe der Ziffer des Dividendus 432789537 ist aber 48; 4 + 8 = 12, und 1 + 2 = 3 dem Reste. Man theile 567843271 durch 246 oder 12 × 18, so wird 7 als Rest bleiben. Die Summe der Ziffer des Dividendus ist aber 43, d.h. 4 + 3 = 7. Man theile 8432679586621 durch 17496 oder 216 × 81 oder 9 × 9. Der Rest wird 4405 seyn. Die Summe der Ziffer dieses Restes ist = 13. 1 + 3 = 4. Run ist aber auch die Summe der Ziffer des Dividendus 67, 6 + 7 = 15, und 1 + 3 = 4. 3) Wenn man von einer Zahl die Zahl abzieht, welche durch Verkehrung der Ziffer der ersteren entsteht, oder wenn die Ziffer der ersteren in der lezteren in was immer fuͤr einer Ordnung vorkommen, so ist die Summe der Ziffer des Restes immer = 9. Z.B. 412214 –––198. Der Rest 198 gibt 18 oder 1 + 8 = 9. 412124 –––288. Der Rest 288 gibt wieder 18 oder 1 + 8. 412241 –––171. Der Rest 171 gibt 9. Eben dieß gilt auch, wenn irgend eine Zahl mit sich selbst multiplicirt wird, und die Zahl, welche durch Verkehrung der Ziffer dieser Zahl entsteht, auch mit sich selbst multiplicirt wird, und das kleinere Product von dem groͤßern abgezogen wird. Das Mechanics' Magazine bringt in N. 314. S. 428. noch einen langen Aufsaz uͤber die Eigenschaften der Zahlen in Zahlen-Reihen, den wir bei dem beschraͤnkten Raume unserer Blaͤtter nicht aufzunehmen vermoͤgen, worauf wir aber Freunde der Arithmetik aufmerksam machen zu muͤssen glauben. Formel zur Berechnung des Widerstandes, welchen die Luft bei ihrem Durchgange durch Roͤhren erleidet, also auch bei einem Geblaͤse. Hr. d'Aubuisson hat im Jahr 1826 sehr interessante Versuche uͤber den Widerstand angestellt, welchen die Luft bei ihrem Durchgange durch Roͤhren erleidet. Wir haben hiervon im Polytechn. Journal B. 23. S. 129. Nachricht gegeben. Er hat zeither seine Arbeiten fortgesezt, und in den Annales des Mines, 3e Livr., 1828. pag. 367. eine wichtige Abhandlung hieruͤber geliefert, aus welcher der Bulletin des Sciences technologiques, Maͤrz 1829. S. 232. einen Auszug mittheilt. Hr. d'Aubuisson fand fuͤr diesen Widerstand folgende Gleichung: Textabbildung Bd. 34, S. 69 und, vereinfacht zur Anwendung auf Geblaͤse: Textabbildung Bd. 34, S. 69 wo L die Laͤnge der Roͤhre; D der Durchmesser der Roͤhre und der Durchmesser der Blasroͤhre; H die Hoͤhe des Manometers am Anfange der Roͤhre; h die Hoͤhe desselben am Ende der Roͤhre; h die Hoͤhe des Barometers in der umgebenden Luft; t die Hoͤhe des hunderttheiligen Thermometers. Dampfmaschinen zu Glashaͤusern benuͤzt. In England lassen gegenwaͤrtig Besizer großer Dampfmaschinen ein glaͤsernes Dach uͤber das Haus der Maschine bauen, und benuͤzen die Waͤrme der Dampfmaschine, die sonst unnuͤz verloren ginge, zur Heizung eines Glashauses. Gill technol. Repository. Junius 1829. S. 367. George's Verfahren, Schiffe vor Troken-Moder, und Waaren in Schiffen vor Erhizung zu bewahren. Eines der laͤngsten Patente in dem englischen Patent-Unwesen ist unstreitig jenes des Esqu. Joh. George, Chancery Lane, Middlesex, Advocatens, auf Sicherung der Schiffe und Fahrzeuge mit Verdeken gegen Troken-Moder, und der Waaren auf solchen Schiffen und Fahrzeugen vor Erhizung, dd . 18. December 1827. Es laͤuft, im Repertory of Patent-Inventions, Maͤrz 1829, von S. 129 bis 141; im April von S. 193 bis 212; im Mai von 257 bis 267; also volle 41 Sei. ten. Man sieht bei dem ersten Blike aus der unendlichen Weitschweifigkeit und Verworrenheit des Aufsazes, daß diese Patent-Erklaͤrung das Werk eines Advocatens ist, und noch mehr fuͤhlt man dieß, wenn man sich durch diese 41 Seiten durchgearbeitet hat; denn man weiß am Ende nicht, was man gelesen hat. Nur so viel geht aus dieser unendlichen Dicceria hervor, daß man in allen Schiffsraͤumen so viel moͤglich Luftzug anbringen, und fuͤr frische Luft und Trokenheit sorgen muß, und dieß hat man ehe gewußt. Wenn Hr. George seine lange Beschreibung durch irgend einen Riß verstaͤndlich gemacht hatte, so wuͤrde er sich vielleicht in eben so vielen Zeilen deutlicher ausgedruͤkt haben, als er, ohne diesen, es auf 41 Seiten nicht geworden ist. Wir muͤssen uns begnuͤgen, Schiffsbaumeister, welchen an dieser Sache gelegen seyn muß, auf das Original selbst aufmerksam gemacht zu haben. Schwimm-Schulen. Sollte man glauben, daß es in dem hochgepriesenen England, in dem Lande, das die groͤßte Anzahl seiner Einwohner unter allen Laͤndern Europens bestaͤndig auf dem Wasser hat, bisher keine Anstalt gab, in welcher man schwimmen lernen konnte? Und es ist so. Das Mechanics' Magazine N. 314. 15. August 1829. S. 427. lehrt uns dieß. Es macht, mit Capit. Elias, der eine treffliche Abhandlung uͤber die Kunst zu schwimmen schrieb, seine Landsleute auf die Nothwendigkeit aufmerksam, Schwimm-Schulen und eine Schwimm-Gesellschaft zu errichten, es klagt bitter, daß, waͤhrend zu Paris, Wien, Berlin, Kopenhagen, Stockholm, Moskau etc. Schwimm-Schulen sind, in ganz England allein keine ist. Daͤnemark kann hier als Muster aufgestellt werden. Es haͤlt in seinem kleinen Reiche 105 Schwimm-Meister, die binnen 4 Monaten 9 englische Meilen (mehr als eine deutsche Post weit) schwimmen, 20 Fuß tief tauchen, auch in Kleidern schwimmen, und einen Mann dabei auf dem Ruͤken tragen lehren. Es ist kein Queksilber im Meerwasser. Bekanntlich behaupteten mehrere Physiker und Chemiker: es sey Queksilber im Meerwasser. Um nun zu sehen, ob dieß wahr ist, ließ Dr. Torrey (ein ruͤhmlich bekannter nordamerikanischer Botaniker) durch die gefaͤllige Aufmerksamkeit des Capt. Bennet am New-York Post-Schiffe eine kleine Goldplatte von hoͤchster Feinheit unter dem Boden des Schiffes, geschuͤzt gegen jede staͤrkere Reibung und stets der Einwirkung des Meerwassers ausgesezt, eine Reife nach England (nach Liverpool) und wieder zuruͤk machen. Die Goldplatte kam so rein zuruͤk, als sie aussegelte. Silliman's American Journal. Jan. 1829. S. 358. Ein Beryll-Krystall von 9 Zoll im Querdurchmesser und 47 Pfd. Schwere. wurde zu Ackworth, N. H. gefunden. Er findet sich im Lyceum of Natural History zu New-York. Silliman Jan. 1829. S. 358. Saline zu Syrakus in New-York am Erie-Kanal. Wir finden in einer Notiz, die Hr. A. Eaton uͤber die Gase, Saͤuren und Salze in der Nahe des Erie-Kanals in Silliman's American Journal January. 1829. S. 233. mittheilt, die Bemerkung, daß man zu Syrakus, am Erie-Kanal, Kochsalz aus der Salzsohle durch Verduͤnstung an der Sonne bereitet (solar evaporation), und hier und da der Einwirkung der Sonne mit einem kleinen Feuer (a little fire) nachhilft. Wenn man in einem Lande, in welchem die mittlere Temperatur das Jahr uͤber 48°,42 Fahrenh. (+ 7°,2 Reaum.) ist; wo her heißeste Monat, der Julius, nur eine mittlere Temperatur von 77° Fahrenh. (+ 20° Reaum.) gibt fuͤr 2 Uhr Nachmittags; wo im Julius und August nur 14 bis 16 helle Tage zu rechnen sind, und diese Tage noch kuͤrzer sind, als bei uns; wo im ganzen Jahre uͤber nur 48 p. C. helle Vage gezaͤhlt werben und 28 p. C. Regen und Schnee; wo die Luft theils von den inlaͤndischen Seen, dem Erie, Huron und Superior, theils von der See her immer so laͤstig feucht ist; wenn man in einem solchen Lande, wo uͤberdieß noch Holz und Steinkohlen so wohlfeil sind, das Salz aus der Sohle durch die Sonne krystallisiren laͤßt, und dadurch das schoͤnste, reinste Kochsalz, die treppenfoͤrmige hohle Pyramide (in den oberdeutschen Salinen Pfannhaus-Schuͤsserln genannt) erhaͤlt; so laͤßt es sich wahrlich nur durch die bodenlose Dummheit unserer Salzschreiber erklaͤren, wie man in Europa, um schlechtes Salz zu sieden, unter ein ehernes Meer ein hoͤllisches Feuer machen kann, wodurch die Berggipfel in der mittleren Gebirgskette Europens kahl abgetrieben, und das Klima der noͤrdlichen Haͤlfte des mittleren Europa fuͤr Jahrtausende verdorben wird. Ueber die Salz-Gradirung zu Montiers im Tarentaise. Hr. R. Bakewell liefert in seinen Travels in the Tarentaise folgende Notiz uͤber die Gradirung der armen Saline zu Montiers, die im Register of Arts N. 71. aufgenommen ist. Die Quelle entspringt an der Suͤdseite des Thales, durch welches der Doron laͤuft, ehe er sich in die Isere ergießt, aus einem Kalkfelsen in zwei Armen. Sie haͤlt in dem einen Arme nur 1,83, in dem anderen nur 1,75 salzige Bestandtheile, nebst kohlensaurem Gase und etwas geschwefeltem Wasserstoffgase. Ihre Temperatur ist 95 bis 99° Fahrenheit. Außer dem Kochsalze haͤlt sie noch Gyps, Bittersalz und kochsalzsaure Bittererde nebst etwas Eisen-Oxyd. Merkwuͤrdig ist es, daß beide Quellen bei dem Erdbeben zu Lissabon im Jahre 1756 durch 48 Stunden ausblieben, und seit dieser Zeit weniger Salzgehalt haben. Aus dieser so aͤußerst armen Quelle, die man in keinem andern Lande benuͤzen wuͤrde, und die um die Halste weniger Salz haͤlt, als das Seewasser, werden jaͤhrlich 3 Millionen Pfd. Salz gewonnen. Das Seewasser der Nordsee haͤlt 2 1/2 p. C. Kochsalz, und kann selbst dort nicht versotten werden, wo 20 Ztr. schlechte Steinkohlen um 1 Shill. 6 Pence (54 kr.) zu haben sind. Man machte die ersten Versuche an dieser Quelle im Jahre 1550, und gradirte mit Pyramiden von Rokenstroh. Seit 1739 sind die gegenwaͤrtigen Gradirhaͤuser im Gange, die unter Karl Emanuel III. erbaut wurden. In den beiden erstern (hier Maisons d'épines genannt) wird das Wasser bis auf 3° gebracht, d.h. die Haͤlfte des Wassers verduͤnstet. Jedes dieser Haͤuser ist 1050 Fuß lang, 25 Fuß hoch, 7 Fuß tief. Wir finden in der von Hrn. Bakewell gegebenen Beschreibung keinen Unterschied von unsern in Deutschland gewoͤhnlichen Gradirhaͤusern. Das Gradirhaus Nr. 3, von 1110 Fuß Laͤnge, hat denselben Bau, ist aber oben eingedekt, zur Abhaltung des Regens. In diesem Hause wird die Sohle 12gradig, und sezt noch allen uͤbrigen Gyps ab. Das Haus Nr. 4, welches nur 210 Fuß lang ist, bringt die Sohle beinahe bis zur Saͤttigung, was von der Witterung abhaͤngt. Bei trokenem Wetter wird die Sohle 22gradig, bei nassem nur 18. Im Sommer dauert der ganze Gradirproceß einen Monat. Wenn man sich eine Idee von der Menge des hier verdampften Wassers machen will, so muß man sich die Sache auf diese Weise denken. Die ersten zwei Gradirhaͤuser Nr. 1–2. bringen 8000 Hogsheads (1 Hogshead = 630 Pfd.) Wasser, welches 1 1/2 p. C. Salz enthaͤlt, auf 4000 Hogshead. Nr. 3. bringt die 4000 Hogsheads, welche 3 p. C. Salz enthalten, auf 1000 Hogsheads. Nr. 4. bringt diese 1000 Hogsheads, die 12 p. C. Salz enthalten, als 22 p. C. haltend zur Pfanne. Es wurden also im Sommer 7450 Hogsheads Wasser verdampft, und man braucht jezt nur den sechzehnten Theil Holzes, den man fruͤher gebraucht haben wuͤrde. Die Schlehen-Zweige, die man bei diesen Gradirhaͤusern brauchte, werden zwischen 4 bis 7 Jahren ein Mal gewechselt. In Nr. 1 und 2. gehen sie schneller zu Grunde. In Nr. 3. bekommen sie einen diken Gyps-Ueberzug, und sehen aus wie Stalaktiten oder Enkriniten. Die Pumpen werden durch ein Gestaͤnge getrieben. Das Salz wird theils mit Holz, theils mit Anthracit gesotten. „Der große Holzverbrauch in fruͤheren Zeiten entbloͤßte die Berggipfel der Tarentaise, sezte sie der Einwirkung der Atmosphaͤre aus, und veranlaßte haͤufige Erdfaͤlle (éboulements), gegen welche Waͤlder allein in Gebirgen schuͤzen koͤnnen. Die Regierung denkt jezt auf Erhaltung der Waͤlder an den Gipfeln der Berge.“ Man siedet hier im Durchschnitte jaͤhrlich 2,250,000 Pfd. Kochsalz, und krystallisirt 187,000 Pfd. Glaubersalz. Der Ruͤkstand, Pfannenstein etc. wird an Glasmacher verkauft. Der jaͤhrliche Ertrag dieses Salzwerkes ist 150,000 Franken im Durchschnitte, wovon 30,000 fuͤr Brenn-Material, 8000 auf Baukosten, 62,000 fuͤr die Schreiber und Arbeiter aufgehen, so daß der Regierung nur der dritte Theil (50,000 Franken) uͤbrig bleibt. Die Regierung hat Steinsalzwerke, die sie ehevor auf aͤhnliche Weise betrieb, wie jene in Ober-Oesterreich, Salzburg, Berchtesgaden etc. betrieben werden, bloß deßwegen aufgegeben, damit die Berggipfel bedekt bleiben, und sich deßhalb an die schon von den Roͤmern benuͤzten Salinen gehalten. Ueber Salzbrunnen in China. Von Hrn. Imbert. Im Bulletin d. Scienc. technol. Juin. S. 130. Es gibt in einigen Gegenden Chinas Salzbrunnen, welche auf folgende Weise gegraben werden. Man graͤbt die Erde aus, bis man auf den Fels kommt, den man durchschlagen will. Die ausgegrabene Erde wird durch eine hoͤlzerne Roͤhre ersezt, die an ihrem oberen Ende mit einem gehauenen Steine umgeben wird. Die Roͤhre und der Stein haben eine kreisfoͤrmige Oeffnung von 6 Zoll im Durchmesser, durch welche man eine staͤhlerne Ramme von 3–4 Ztr. spielen laͤßt. Diese Ramme ist mit Kerbezahnen gekroͤnt, oben ausgehoͤhlt, unten rund. Ein Mann laͤßt diese Ramme mittelst eines Schwungbalkens spielen, und ein anderer an der oberen Oeffnung des Brunnens dreht sie so, daß sie nicht immer auf dieselbe Weise faͤllt. Von Zeit zu Zeit schuͤttet man einige Eimer Wasser nach, um die zermalmte Steinmasse in einen Teig zu verwandeln. Wenn die Ramme drei Zoll tief eingeschlagen hat, zieht man sie mittelst einer Winde herauf, auf welcher das Seil sich aufrollt, und reinigt sie von der anklebenden Erde. Da die Erdschichten, die die Ramme durchschlaͤgt, sehr verschieden sind, so verliert der Brunnen zuweilen die senkrechte Richtung, wodurch die Arbeit sehr erschwert wird. Zuweilen bricht das Seil, an welcher die Ramme haͤngt, und dann braucht man 5–6 Monate, bis die in der Tiefe gebliebene Ramme von der neuen Ramme, die man einfuͤhrt, gaͤnzlich zermalmt ist. Diese Brunnen haben gewoͤhnlich 15–1800 Fuß Tiefe, und man braucht drei Jahre zum Graben derselben. In der Provinz U-Tong-Kiao befinden sich einige zehntausend solcher Brunnen auf einer Flaͤche von 10 franzoͤsischen Meilen in der Laͤnge und 6 in der Breite. Das Wasser wird mittelst einer 24 Fuß langen Bambusroͤhre in die Hoͤhe gezogen, die unten mit einer Klappe versehen ist. Das Seil, welches diese Roͤhre haͤlt, windet sich, wenn man sie herausziehen will, auf einem großen Cylinder auf, der 50 Fuß im Umfange haͤlt, und von Ochsen oder Buͤffeln getrieben wird. Um das Salz aus diesem Wasser zu erhalten, verdampft man dasselbe in runden Kesseln von 5 Fuß im Durchmesser und 4 Zoll Tiefe. Sie werden mit Steinkohlen oder mit brennbarer Luft geheizt. Die Luft, die aus diesen Brunnen ausfaͤhrt, ist hoͤchst brennbar, und gibt, wenn man sie an dem oberen Ende des Brunnens, am Mundloche, entzuͤndet, eine Flamme von 20–30 Fuß Hoͤhe. Wo man diese brennbare Luft brauchen will, leitet man sie von dem Brunnen zu dem bestimmten Orte, wo sie benuͤzt werden soll, in Bambusrohren, die an dem Ende, wo die Luft aus denselben ausfaͤhrt und angezuͤndet wird, mit einer thoͤnernen Roͤhre von 6 Zoll Laͤnge und 1 Zoll im Durchmesser versehen ist, wodurch das Rohr, gegen die Einwirkung der Flamme geschuͤzt wird. Die Flamme ist blaͤulich, und hat dann nur 5 bis 4 Zoll Hoͤhe. Man kann sie ausblasen, wenn man stark darauf blaͤst. Man kommt bei dem Graben dieser Brunnen gewoͤhnlich auf eine Schichte Steinoͤhl, das gesammelt wird, sehr uͤbel riecht, und zur Beleuchtung der Halle dient, wo die Brunnen und die Kessel sich befinden.Es hat also auch in China, wie Dr. Schuttes zuerst von der europaͤischen Salzformation von Tyrol bis an das oͤstliche Ende der Karpathen bemerkte, nachbarliches Vorkommen des Steinoͤhles und des Steinsalzes Statt, so daß man von der Gegenwart des einen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die des andern schließen kann, und das Verhaͤltniß des Steinoͤhles wird desto groͤßer, je weiter man gegen Osten kommt.A. d. Ue. Da das Wasser das brennende Steinoͤhl nicht ausloͤscht, so bedient man sich desselben um bei Wasserbau die Felsen durch Feuer muͤrbe zu machen, die die Schifffahrt hindern, oder beim Untertauchen und Herausschaffen der im Wasser untergesunkenen Guͤter am Grunde des Wassers zu sehen. In der Provinz Tse-Liku-Tsing gibt es auch Salzbrunnen. Da sich das Wasser in denselben verlor, schlug man tiefer, bis auf 3000 Fuß (500 Klafter!), durch. Nachdem man bis in diese Tiefe gekommen war, fuhr ploͤzlich mit einem fuͤrchterlichen Krachen eine dike Rauchsaͤule, wie aus einem Hochofen empor, und seit dieser Zeit rauchen diese Brunnen immer. Dieser Rauch ruͤhrt offenbar von einem unterirdischen Feuer her, und waͤhrend man ihm hier Ausgang verschaffte, hat man wahrscheinlich dem Ausbruche eines Vulkanes vorgebeugt. (??) Man hat die Brennbarkeit dieses Rauches benuͤzt, um mittelst desselben das Wasser zu verdampfen, das man aus den andern Brunnen schoͤpft. Da er zu gewaltsam herausstroͤmt, als daß man die Leitungen an dem Mundloche selbst anlegen koͤnnte, hat man dieselben unter der Erde nach dem Inneren des Brunnens gefuͤhrt. Diese Leitungen sind den bereits angefuͤhrten aͤhnlich, und enden sich auf dieselbe Weise. Die Flamme, mit welcher dieser Rauch, wenn man ihn anzuͤndet, brennt, ist roͤthlich, steigt an zwei Fuß hoch empor, und gibt mehr Hize als jene, die man aus der brennbaren Luft der Brunnen erhaͤlt. Um zu verhuͤten, daß man nicht zufaͤllig die brennbare Luft an den Brunnen entzuͤndet, hat man sie mit einer Mauer von 6–7 Fuß Hoͤhe umgeben. Ein solches Ungluͤk ereignete sich im Jahr 1827. Im Augenblike, wo die Entzuͤndung Statt hatte, entstand eine ungeheuere Explosion, und es hatte ein ziemlich starkes Erdbeben Statt. Ein ungeheuerer Stein, den man in die Nahe des Brunnens zu legen wagte, um das Feuer zu loͤschen, wurde in eine weite Hoͤhe in die Luft geschleudert. Erst nachdem man auf einem nahen Berge eine große Menge Wassers zusammenbrachte, und dieses so leitete, daß es auf ein Mal in den Brunnen fiel, gelang es, das Feuer zu loͤschen. Ueber Entdekung kleiner Quantitaͤten von Sublimat nach Smithson's Methode, bemerkt Hr. Orfila in den Annal d. Chimie, S. 92., daß diese Methode nicht zuverlaͤssig ist, indem das Gold auch durch Anwendung der kleinen galvanischen Saͤule bei Anwendung von Hydrochlorsaͤure eben so weiß, und dann wieder gelb wird, wie wenn Sublimat sich in der Fluͤssigkeit befand. Taylor's Filtrir-Apparat, von welchem wir im Polytechn. Journ. B. XXV. S. 326. Nachricht gegeben haben, wird jezt in Frankreich in 142 Zuker-Raffinerien gebraucht. Es laͤßt jedoch noch Manches zu wuͤnschen uͤbrig. Bulletin d. Scienc. techn. Juill. pag. 238. Neuer Bleistift-Schneider. Ein Hr. Binaut ließ sich ein Patent auf einen Bleistift-Schneider ertheilen (Taille-crayon), der im Bulletin d. Scienc. technol. Juill. S. 234. sehr gelobt, aber nicht beschrieben wird. Er wird vorzuͤglich fuͤr Damen empfohlen und gewahrt den Vortheil, daß die Finger nicht beschmuzt werden. Hr. Binaut wohnt zu Paris rue de Cléry N. 7. Unsere Nuͤrnberger sollen sich Exemplare davon aus Paris kommen lassen, und sie fuͤr Bayern verfertigen. Lithographie in Ostindien. Wir haben die zweite Lieferung des Tentamen Florae Napalensis illustratae von dem beruͤhmten Botaniker und Direktor des botanischen Gartens zu Calcutta, Hrn. Dr. Nath. Wallich, mit 35 herrlichen lithographischen Tafeln vor uns, die in der asiatic lithographic Press gedrukt und herausgegeben wurden. Die Zeichnungen sind von Hinduhs; Gorachand und Bischnupersaud. Sie lassen, so wie die Abdruͤke selbst, die auf gelblichem Papiere sind, wahrlich nichts zu wuͤnschen uͤbrig. So hat also die Kunst des Bayern Sennefelder bereits in Ehren die Ufer des Ganges erreicht, und ist nun nahe an das Land zuruͤkgekehrt, in welchem sie, wie man behauptet, schon seit Jahrhunderten zu Hause ist. Wo nimmt man die Steintafeln am Ganges dazu her? Ausbesserung beschaͤdigter Email-Arbeiten. Hr. Corplet, Maler, hat ein Verfahren gefunden, beschaͤdigtes Email auf kaltem Wege auszubessern, so daß man die Beschaͤdigung nimmermehr bemerkt. Das Athénée des Arts unterstuͤzt diese nuͤzliche Erfindung kraͤftig. Hr. Corplet wohnt zu Paris rue des Ménétriers St. Martin. N. 15. (Journal des Artistes. Juin. 1829. pag. 364. Bulletin d. Scienc. technol. Juill. S. 234.) Glaͤserne Pfropfen aus Flaschen zu bringen. Glaͤserne Pfropfen, die in Flaschen eingerieben sind, sizen oͤfters so fest in dem Halse derselben, daß man sie nicht ohne Gefahr des Zerbrechens herauszuschaffen vermag. Hr. Clausen schlaͤgt im Magazin for Naturvidenskab B. VIII. H. 2. vor, ein breites wollenes Band um den Hals dieser Flaschen umzuschlagen, und mit einer Hand dasselbe festzuhalten, waͤhrend eine andere Person das andere Ende des Bandes haͤlt, und dann dieses Band abwechselnd um den Hals der Flasche hin und her zu ziehen. Dadurch entsteht Reibung durch diese Waͤrme, und die Waͤrme dehnt den Hals der Flasche so aus, daß der Pfropfen dann leicht herausgeht. (Bulletin d. Scienc. technol. Juill. S. 240.) Ueber das Haͤrten duͤnner kreisfoͤrmiger Stahlplatten. Man fragte im Mech. Mag. N. 275. S. 256, „wie man duͤnne kreisfoͤrmige Stahlplatten so harten koͤnne, daß sie vollkommen flach bleiben?“ In N. 311. S. 382. wird dieß als eine platte Unmoͤglichkeit erklaͤrt, und der Rath ertheilt, diese Platten diker zu verfertigen, als man sie braucht, und hierauf abzuschleifen. Eine bessere Methode waͤre nicht aufzufinden. Wilh. M. Johnson's Maschine zum Lettern-Gießen. Hr. W. Johnson zu New-York ließ sich am 21. Aug. vorigen Jahres ein Patent auf eine Maschine zum Lettern-Gusse ertheilen, durch welche das Gießen derselben ungemein erleichtert werden soll. Dieses Patent ist 30 eng geschriebene Seiten lang und haͤlt 20 schoͤn gezeichnete Figuren. Hr Jones im Franklin-Journal, und aus diesem das London Journal of Arts, Julius, 1829. S. 209., ohne ersteres anzufuͤhren, theilen die ganze Beschreibung auf zwei ziemlich weit gedrukten Octav-Seiten mit, in welchen eigentlich nicht mehr gesagt wird, als die drei Worte: Maschine zum Lettern-Gießen fuͤr sich aussprechen. Daß wir in Europa auf ganzen Seiten nichts sagen, und glauben Großes gethan zu haben, wenn wir etwas halb thaten, ist bei uns seit einem Duzende von Jahren Sitte. Daß aber die Kraͤze der halben Maßregel und gehaltlosen leeren Geschwaͤzes schon so fruͤhe nach N. Amerika kommt, ist zu bedauern. Beobachtungen uͤber geodaͤtische Instrumente. Hr. Lucius Lyon, dessen wir schon einmal in unsern Blattern erwaͤhnten, hat in Prof. Silliman's American Journal XIV. Bd. S. 268. einen Aufsaz uͤber die gewoͤhnlichen Instrumente der Landmesser mitgetheilt, der, vorzuͤglich in Hinsicht auf die Magnet-Nadel, die hoͤchste Aufmerksamkeit verdient. Fehler von 20° sind leicht begangen. Hr. Lyon bar ein neues Instrument hier beschrieben, worauf wir sowohl die Instrumenten-Macher als die Geodaͤten aufmerksam machen zu muͤssen glauben. Wahrscheinlich wird dasselbe bald in einem deutschen Journale fuͤr Mathematik zugleich mit einer Uebersezung dieses lehrreichen Aufsazes seine Stelle finden. Girometer oder Wegmesser. Man weiß, daß die Hodometer oder Pedometer nie genau die Entfernungen angeben, wenn sie auch die Zahl der Schritte mit aller Genauigkeit bestimmen: denn die Schritte fallen sehr ungleich aus. Wenn man den Hodo- oder Pedometer an einem leichten Rade anbringt, das man vor sich herschiebt, dessen Umfang mit aller Genauigkeit bekannt ist, so wird man die Entfernungen weit sicherer dadurch bestimmen, und geometrische und taktische Messungen, die nicht die hoͤchste Genauigkeit fordern, mit vieler Leichtigkeit und ohne Gehuͤlfen wachen koͤnnen. L'Industriel de Bruxelles. Janv. 1828. S. 3. Bulletin d. Scienc. technol. Juill. S. 246. Unschaͤdlichkeit der Tobak-Fabriken fuͤr die Gesundheit. Die HHrn. Parent Duchâtelet und Darcet haben in einer langen Abhandlung in den Annales d'hygiène publique et de Médecine légale, Avril 1829. S. 169. erwiesen, daß Tobakfabriken fuͤr die Gesundheit der Arbeiter nicht nachtheilig sind. Sie gruͤnden diese Behauptung auf die Protokolle der großen Fabrik zu Paris, die 4000 Arbeiter haͤlt, und auf die abgegebenen Erklaͤrungen von 9 andern großen Fabriken in Frankreich. – Wenn dieß von franzoͤsischen Tobak-Fabriken auch wirklich vollkommen richtig ist, so kann es doch nicht von allen deutschen Fabriken gelten, in welchen wir hier und da die Stampfmuͤhlen (!), in welchen der Tobak gepulvert wird, so vortrefflich eingerichtet fanden, daß der aufsteigende Tobakstaub aus denselben sogar den Voruͤbergehenden auf der Brust und in den Augen laͤstig wird, und die Arbeiter in der Muͤhle selbst hart von demselben mitgenommen werden. Vergl. Bulletin d. Scienc. technol. Juill. S. 229. Vorrichtung, um Feuer bei seiner Entstehung zu loͤschen. Da bekanntlich nur zu oft die Feuersprizen zu spaͤt kommen, empfiehlt Hr. Hanfteen im Magazin for Naturvidenskal VIII. B. 2. H., eine kleine Vorrichtung zum Loͤschen bei jedem Haufe zu halten. Diese Vorrichtung besteht aus einem 3 1/2 Fuß langen und 1/2 Fuß im Durchmesser weiten kupfernen Cylinder, an dessen Ende man eine Roͤhre mit einem Sperrhahne anschraubt. Man fuͤllt den Cylinder bis auf 1/4 (das man leer laͤßt) mit Wasser, schraubt die Roͤhre auf, und fuͤllt den Cylinder mittelst einer Drukpumpe in dem leeren Viertel so lang mit Luft, bis diese eingepreßte Luft einen Druk von 10 Atmosphaͤren erhaͤlt. Dann sperrt man den Hahn, zieht die Drukpumpe von der Roͤhre ab, und stellt den Cylinder in irgend einen Winkel.Wo es nicht friert.A. d. Ue. Wenn in zwanzig Jahren ein Feuer ausbrechen sollte, wird er so gut dienen, als in der Stunde, wo er gefuͤllt wurde. Da der Druk Einer Atmosphaͤre das Wasser 32 Fuß hoch treibt, so wird es aus diesem Cylinder, in welchem die Luft mit einem Druke von 10 Atmosphaͤren wirkt, 320 Fuß hoch so lang hinausfahren, bis dieser Druk sich allmaͤhlich vermindert.Es wird wohl auf die Rohre mit dem Hahne ein Schlauch aufgeschraubt werden muͤssen, wenn man diese Vorrichtung braucht. Hr. Repsold, Feuer-Inspektor zu Hamburg, hat einen solchen Cylinder versucht, und 10 Kubikfuß brennendes kleines Holz vollkommen damit geloͤscht.Mittelst aͤhnlicher Luftcompression in einem Gefaͤße koͤnnte man auch zu andern technischen Zweken Wasser auf eine groͤßere Hoͤhe, als es mittelst der Pumpen nicht moͤglich ist, treiben.A. d. Ue. Ueber die Ursache der Anhaͤufung des Rußes in den Schornsteinen findet sich eine interessante Notiz im Bulletin de la Société de Mulhausen, N. 10. S. 442, die fuͤr Baumeister von hoher Wichtigkeit ist. Obschon die Frage uͤber das beste Verhaͤltnis; der Weite des Schornsteines zur Hoͤhe desselben noch nicht bestimmt ist, glaubt die Gesellschaft doch, daß die Ursache dieses gefahrvollen Nachtheiles vorzuͤglich darin liegt, daß die Schornsteine oft zu enge gebaut werden, und daß man allgemein die Weite durch die Hoͤhe ersezen will, wodurch mehr Reibung bei dem Ausfahren des Rauches entsteht, also zu wenig Luft von unten auf den Herd eintritt, die Verbrennung des Brenn-Materiales wegen Mangels an Sauerstoff nicht gehoͤrig geschieht, der Rauch selbst nicht gehoͤrig verbrannt wird, und oben am Schornsteine, wo er schnell sich abkuͤhlt, sich als Ruß anlegt. Es wird hier bemerkt, daß in den kupfernen Aufsaͤzen, durch welche man den Schornstein zuweilen verlaͤngert, sich weit mehr Ruß ansezt, als an dem gemauerten Theile des Schornsteines, weil das Kupfer kalter ist. Wir finden, daß bei dieser Gelegenheit Hrn. Peclet's Werk uͤber Heizung, das wir schon einige Male anzeigten, sehr empfohlen wird, vorzuͤglich in Hinsicht auf seine Betrachtungen uͤber die Reibung des Rauches waͤhrend des Durchganges desselben durch den Schornstein. Ueber Torf und die Benuͤzung desselben. Als die Franzosen vor 40 Jahren anfingen gescheidter zu werben, und sich um die Benuͤzung der Producte ihres Landes mehr zu kuͤmmern, schrieb der achtbare Citoyen Ribaucourt im Journal des Mines eine Abhandlung uͤber den Torf. Diese Abhandlung uͤbersezte nun ein nordamerikanischer Buͤrger, Thom. Miner, in Silliman's American Journal. Jan. 1829. S. 250. ins Englische. Da man nun auch in Bayern hier und da anfaͤngt Torf zu benuͤzen, und selbst hochgelehrte Herren nicht wissen, wie man mit diesem Dinge umspringt, so waͤre es der Muͤhe werth, daß diese lehrreiche Abhandlung, indem die vielen fruͤheren deutschen Werke uͤber Torfgraͤberei in Bayern wenig bekannt scheinen, in irgend einem bayerschen Volksblatte uͤbersezt wuͤrde. Patent-Kuͤhlgefaͤß. Bisher kuͤhlte man bekanntlich Fluͤssigkeiten dadurch, daß man die Gefaͤße, welche dieselben enthielten, in ein Gefaͤß mit Eis stellte. Ein italiaͤnischer Zukerbaͤker, Hr. W. Alexis Jarrin, New Bond Street, gerieth auf die Idee, ein Gefaͤß mit Eis zu fuͤllen, dieses in die Fluͤssigkeit zu stellen, die man abkuͤhlen will, und zahlte am 13. August 1827 fuͤr ein Patent, das er sich auf diese Erfindung (!!!) geben ließ, 1200 fl., um das Recht zu haben, sich derselben – allein bedienen zu duͤrfen. Battaten-Bier. Wir haben im Polytechn. Journ. B. XXXII. S. 234. nach einem englischen Journale, (dem Mechanics Magazine) Nachricht gegeben, daß Professor Hare, M. Dr. in Pennsylvania, Bier aus Erdaͤpfeln bereiter. Das englische Journal hat sich getauscht und auch uns. Dr. Hare bereitet sein Bier aus dem Syrupe, den er aus Battaten, Convolvulus Battatas L., (Sweet Potatoes) kocht. Da Potatoes in England Erdaͤpfel sind, (Solanum tuberosum) so hat der englische Journalist, der wahrscheinlich nicht weiß, daß die Sweet Potatoes der Nord-Amerikaner nicht die Sweet Potatoes der Hausirer zu London sind, dieses quid pro quo in die Welt gebracht. So geht es heute zu Tage, wenn man keine Botanik gelernt hat. Dr. Hare, der sein Verfahren Battaten-Bier zu bereiten, in Silliman's American Journal. Jan. 1829. S. 285. beschreibt, sezt fleißig, zur Vermeidung allen Irrthumes, zu seinem Sweet Potato: Convolvulus Battatos, und hat dadurch alles Mißverstaͤndniß beseitigt. Wenn uͤbrigens das Battaten-Bier des Hrn. Professors aus Syrup dieser Erdfrucht bereitet, wirklich so gut waͤre, wie das beste bayersche Bier, so wuͤrde es, bei der Wohlfeilheit der Gerste bei uns, um so weniger Ertrag gewahren, als die Battaten bei uns nur im Gartenlande, und unter vielen Verhaͤltnissen nur im Mistbeete gedeihen. Ueber den Indigo von Caïenne. Bericht des Comité consultatif des arts et manufactures. Wir haben mit der groͤßten Sorgfalt die Indigmuster von Caïenne untersucht, welche uns von Sr. Excellenz dem Minister des Handels und der Gewerbe uͤbergeben wurden und haben die Ehre ihm in dieser Beziehung das Resultat unserer Beobachtungen zu uͤbergeben: sie scheinen uns desto mehr Zutrauen zu verdienen, da sie im Beiseyn eines der Pariser Gelehrten, welche den Indigo am besten kennen, angestellt wurden. Dieser Indigo muß auf folgende Weise classificirt und nach den beigefuͤgten Preisen geschaͤzt werden: Nr. 1. Schoͤn violett 24 bis 26 Fr. das Kilogramm Nr. 2. Fein violett (hell) 25  – 26 –     – Nr. 3. Schon violett in ein etwas dunkles Blau stechend 24  – 25 –     – Nr. 4. Violett ein wenig hell 25  – 26 –     – Nr. 5. Schoͤn violett ein wenig dunkel 24  – 25 –     – Dieser Indigo kann dem Bengalischen fast gleich gestellt werden; er enthaͤlt nur etwas weniger Faͤrbestoff als dieser. Außerdem daß er sehr gut fabricirt ist, hat er noch den großen Vorzug vor allen uns bisher uͤbergebenen, daß er in sehr schoͤnen wohlgebildeten Wuͤrfeln vorkommt, was seinen Verkauf erleichtert. Diese ersten Versuche berechtigen zu großen Erwartungen und wir sind vollkommen uͤberzeugt, daß Sr. Exc. der Seeminister den Aufschwung dieses Industriezweiges sehr beschleunigen wuͤrde, wenn er durch Preise oder andere geeignete Aufmunterungen den Eifer und die Anstrengungen der Colonisten von Guiana anspornen wuͤrde. (Bulletin des Sciences technol. Juli 1829, S. 218.) Verarbeitete Baumwolle in Frankreich vom J. 1826 bis 29. Im J. 1826 monatlich verkauft 25,000 Ballen; –   – 1827    –    – 23,000    – –   – 1828    –    – 20,300    – –   – 1829    –    – 24,500    – Stein-Sprengen in N. Amerika. Am Delaware-Canal sprengte man mit 100 Pfd. Pulver 400 Kubik Yards (ein Yard = 3 Fuß) oder 600 Tonnen (à 20 Ztr.) Fels auf ein Mal. Bei Fort-Adams sprengte man mit 70 Pfd. Pulver auf ein Mal 4000 Tonnen Fels. (Observer. Galignani. N. 4490.) Wanderung großer Steine an den Ufern der Seen durch das Eis. Wir haben neulich bemerkt, daß man in Amerika, wo man die Natur etwas aufmerksamer beobachtet, gefunden hat, daß die Eisdeken, welche Seen und Teiche im Winter bedeken, wenn sie im Fruͤhjahre aufthauen und von dem Winde umhergetrieben werden, ungeheuere Felsentruͤmmer, die lost in der Naͤhe des Ufers liegen, von ihrer alten Stelle ruͤken und oft weit von derselben wegschieben. Hr. Nathaniel Chipman erzaͤhlt in Silliman's American Journal XIV. Bd. S. 303. einige interessante, diese Bemerkung bestaͤtigende, Beobachtungen, die er schon vor 50 Jahren gemacht hat. Groͤße und Baukosten des Capitols der Ver. Staaten in N. Amerika. Der Grund innerhalb des Gitterwerkes betraͤgt 22 1/2 Morgen (acres); der Fußweg außen um dasselbe 3/4 (engl.) Meilen und 185 Fuß. Die Laͤnge des Gebaͤudes in der Vorderseite ist 352 Fuß, 4 Zoll. Die Tiefe der Fluͤgel 424   – 6   – Vorsprung nach Osten und Treppe   65   – –   –       –           –    Westen   83   – –   – Grundflaͤche des Gebaͤudes 1 1/2 Acres und 1820 Fuß. Hoͤhe der Fluͤgel bis zum Gelaͤnder (Bahestrade)   70 Fuß.   – bis zum Mittelpunkte der Kuppel 145  – Groͤßte Laͤnge des Saales der Repraͤsentanten   95  –   – Hoͤhe   60  –   –   –   42  –   – Laͤnge   74  – Die große Rotunde in der Mitte haͤlt 96 Fuß Durchmesser und eben so viel Hoͤhe. Der Nord-Fluͤgel ward im J. 1792 begonnen, im J. 1800 vollendet, und kostete   480,262 Doll. 57 C.  – Suͤdfluͤgel –       – 1803     –   –     1803   308,808 Doll. 41 C. Das Gebaͤude in der Mitte 1818     –   –     1827   957,647 Doll. 35 C. Kosten des ganzen Gebaͤudes: 4,746,718 Dollars 56 Cents. Oberst Trumbull, welcher obige Notiz in Silliman's Amer. Journ. XV. Bd. S. 163. mittheilt, beschreibt zugleich, sehr ausfuͤhrlich, die Methode, wie er die vier großen National-Gemaͤlde in der Rotunda, die zu unvorsichtig an die feuchten Waͤnde hingehaͤngt wurden, und zu vermodern drohten, vor dem Untergange rettete. Wir halten es fuͤr Pflicht, europaͤische Kuͤnstler auf das Verfahren des Hrn. Obersten aufmerksam zu machen, das irgend einer derselben in einer deutschen Zeitschrift fuͤr Kunst dem Publikum aus obiger Quelle mittheilen kann. Ueber Natur- und Kunst-Merkwuͤrdigkeiten in England. Das Quarterly Review 1828 bemerkt mit Recht, und Hr. Gill wiederholt mit eben so vielem Rechte diese Bemerkung im technical Repository, Junius. S. 366., daß England bei seinen so vielen Natur- und Kunst – Merkwuͤrdigkeiten kein einziges Werk aufzuweisen hat, welches als Fuͤhrer, als Wegweiser zu denselben dem Englaͤnder und dem Auslaͤnder dienen koͤnnte; daß der Englaͤnder, der junge Lord und das kuͤnftige Parlaments-Mitglied, in der Regel von seinem Vaterlande nichts weiß, und seine Zeit und sein Geld mit Reisen im Auslande verthut, wo er nicht die Haͤlfte von dem sieht, was er bei Hause haͤtte lernen koͤnnen. Die alte schwedische Akademie war die einzige gelehrte Anstalt, die, Statt nach dem Gebrauche anderer Akademien, ihren Fond selbst in succum und sanguinem zu verwandeln, junge Leute zu Reisen im Vaterlande unterstuͤzte, und die Linne'n mit einigen schwedischen Kupferthalern, an welchen er zu schleppen hatte, zu jenem Polarsterne auf seiner Reise nach Lappland ausbildete, der er in der Naturgeschichte geworden ist. Das turpe in patria vivere, et patriam ignorare hat Niemand besser gelehrt, als Linne in seiner Abhandlung uͤber die Nothwendigkeit und den Nuzen der Reisen im Vaterlande. (De peregrinatione intra patriam.) Dr. Schultes allein hat vor 30 Jahren in einer Abhandlung „Ueber Reisen im Vaterlande zur Aufnahme der vaterlaͤndischen Naturgeschichte“ Wien. 1799, auf diese zu schnell vergessene Lehre des alten Schweden in Suͤddeutschland aufmerksam gemacht, und dadurch den Anlaß zu vielen Reisen in den Provinzen Oesterreichs und zu manchen Topographien einzelner Gegenden dieses Landes gegeben. Nach den Versicherungen des Quarterly Review hat England bisher nur ein einziges Werk, das in geologischer Hinsicht als Wegweiser (Guide) genannt zu werden verdient: die Geology of England von Conybeare and Philips. In technischer Hinsicht ist bloß Dupin's Werk von einiger Bedeutung. Eichenholz zieht den Bliz an, Buchen- und Cedernholz schuͤzt gegen denselben. Der Recueil-Industriel fuͤhrt aus dem Richmond-Enquirer einen Fall an, wo der Bliz (in Amerika) in das hoͤlzerne Haus eines Wagners schlug, das aus Fichtenholz aufgezimmert war, und dessen Dachstuhl aus Eichen- und Cedernholz so gebaut war, daß abwechselnd ein Sparren Eichenholz und ein Sparren Cedernholz zu liegen kam. Der Bliz zerschmetterte und zertruͤmmerte die Sparren aus Eichenholz, und ließ die Sparren aus Cedernholz ganz unbeschaͤdigt, obschon eiserne Naͤgel aus dem Eichenholze in das Cedernholz liefen, und den Bliz in dasselbe hatten leiten sollen. Man erinnert sich nicht, daß der Bliz jemals in eine Ceder schlug, und eben so wenig weiß man am Ohio, daß der Bliz in eine Buche fuhr. Die Leute, die im Walde von einem Gewitter befallen werden, retten sich alle unter Buchen, indem man kein Beispiel hat, daß der Bliz jemals in eine Buche fuhr. (Der Fall in dem Hause des Wagners waͤre sehr interessant, wenn der Enquirer oder der Recueil angegeben haͤtte, was das fuͤr Eichenholz war. In Nordamerika sind nicht weniger als 34 verschiedene Arten von Eichen, und unter allen diesen kommt keine der in Deutschland gewoͤhnlichen Eichen vor. Eben so kommt unter dem Namen Ceder (Cedar), als rothe Ceder (red Cedar) der virginische Wachholder (Juniperus virginiana), und als weiße Ceder (White-Cedar) die thujenartige Cypresse (Cupressus thuoides), nicht aber die morgenlaͤndische Ceder (Pinus Cedrus) vor. Man sieht hieraus, daß mit Allem, was hier gesagt wurde, eigentlich nichts gesagt ist, und daß uns nur ein Botaniker uͤber diese elektrischen Phaͤnomene belehren kann. Da ferner in Nordamerika auch zwei verschiedene Buchenarten vorkommen, unsere gemeine Buche, Fagus sylvatica, und die rostfarbene Buche, Fagus ferruginea, und da, wie uns eben das angefuͤhrte Beispiel an der Huͤtte des Wagners lehrt, zwischen Holz und Holz, als Leiter der Elektricitaͤt, ein maͤchtiger Unterschied Statt hat, so waͤre es sehr zu wuͤnschen, daß auch hier die Art der Buche botanisch genau angegeben waͤre. Der gemeine Mann behauptet von einer Menge Baͤumen, daß der Bliz nie in dieselben fahre. Was die alten Heiden vom Lorbeer sagten, daß der Bliz nie in denselben schlaͤgt, glaubt heute zu Tage noch der ultra katholische Italiaͤner, Spanier und Portugiese eben so fest, wie der Heide, der im Lorbeer die Geliebte des Apollo ehrte. Wenn ferner auch Buchen im Walde, wo sie neben Eichen stehen, gegen den Bliz sicher sind, so wuͤrden wir es doch nie rathen, waͤhrend eines Gewitters Schuz unter einer Buche zu suchen, die einzeln im Freien dasteht. Der Bliz wird nie in einen Eichbaum schlagen, wenn ein gleich hoher metallener Wetterableiter ihm zur Seite steht, wohl aber wo er allein oder unter seines Gleichen steht. Elektricitaͤt der Tuͤcher. Hr. Menet de Bore bemerkte, daß schwarzes, gut getroknetes Tuch sehr elektrisch wird, und bei sehr geringer Reibung lange Funken schlaͤgt. Weißes und himmelblaues Tuch ist nicht elektrisch? dunkelgruͤnes und koͤnigsblaues (bleu de roi) nur schwach; amaranthrothes mit Cochenille, und vorzuͤglich krapprothes, ist es mehr als lezteres. Je waͤrmer die Sonne auf das Tuch scheint, beste mehr nimmt die Elektricitaͤt zu. Annal. de l'Ind. Oct. 1828. Bulletin d. Scienc. technol. S. 239. Guter Rath an die Weinbauer im J. 1829. Da dieses Jahr alle Muͤhe des armen Winzers, der seinen Weinberg im Schweiße seines Angesichtes bestellte, und alles Capital, das der reichere Weinguͤter-Besizer auf dieselben wendete, rein verloren ist, und wir bloß Essig zu erwarten haben, wenn man den herben Traubensaft des heurigen Jahres (denn Most kann man ihn wohl nicht nennen) ausgaͤhren laͤßt, so empfehlen wir jedem Weinbauer, der aus dem heurigen Traubensafte genießbaren Wein zu erhalten wuͤnscht, noch den kleinen Aufwand daran zu wagen, und groben Mehlzuker oder Syrup im Verhaͤltnisse von 3–4 Pfd., je mehr je besser, auf den Eimer zuzusezen und diesen mitgaͤhren lassen. Auf diese durch vielfaͤltige Erfahrung bewaͤhrte Weise kann dann selbst der Essig vom J. 1829 noch zu Wein gemacht werden: denn es ist nur der im Moste enthaltene Zuker, der aus dem Moste Wein macht. Je suͤßer der Most, desto besser der Wein. Wer unseren Rath befolgen kann und will, wird dabei gut fahren. Ueber Maikaͤfer, uͤber deren Verwuͤstungen in manchen Gegenden wir auch dieß Jahr wieder so viele Klagen hoͤrten, befindet sich ein interessanter Aufsaz von Hrn. Carpenter in Gill's technological and microscopic Repository, Junius 1829. S. 346., woraus zwar fuͤr den Unterrichteten nichts Besonderes hervorgeht, außer der Geschichte der ungeheueren und beinahe bis an das Unglaubliche steigenden Verheerungen, welche diese Thiere in England in den Jahren 1574, 1688, und vor 60 Jahren in der Gegend um Norwich anrichteten, und im Jahr 1785 in Frankreich. Hr. Carpenter zeigt die Nothwendigkeit, das tolle, muthwillige Wegschießen der Voͤgelarten, mit welchem muͤßige Faulenzer sich die lange Weile kuͤrzen, vorzuͤglich der Rabenarten, gesezlich zu verbieten, und die Forstamts-Thorheit, auf eingebrachte Nußhaͤher Schußgeld zu bezahlen, einmal aufzugeben. Hr. Carpenter fand in einem Nußhaͤher-Neste, das er beobachtete, daß ein junger Nußhaͤher taͤglich wenigstens 15 Engerlinge oder Maikaͤfer-Raupen frißt, und, wenn sie etwas groͤßer sind, deren 20. 5 junge Nußhaͤher vertilgen demnach mit ihren 2 Alten taͤglich wenigstens an 200 Maikaͤfer. Dieß gibt in drei Monaten an 20,000, und, da der Maikaͤfer vier Jahre lang Engerling ist, 80,000 vertilgte Maikaͤfer durch 7 Nußhaͤher. Wenn man nun annimmt, daß die Haͤlfte dieser vertilgten Maikaͤfer Weibchen waren, und jedes dieser Weibchen nur 200 Eier legt, so hat eine einzige Nußhaͤher-Familie in 4 Jahren 8 Millionen Maikaͤfer zerstoͤrt. Die Maikaͤfer werden nicht bloß dadurch schaͤdlich, daß sie als vollkommene Insekten die Blaͤtter der Baͤume oft ganz abfressen, und dadurch den Wachsthum und den Ertrag der Baͤume verderben, sondern auch dadurch, daß sie als Engerlinge vier Jahre lang die Wurzeln der Gewaͤchse benagen. Oft geht der Ertrag einer ganzen Wiese ploͤzlich zu Grunde. Man schreibt dieß einer Menge von Ursachen zu, die ganz unschuldig sind, waͤhrend es bloß die Engerlinge waren, die die Wurzeln des Grases abfraßen, und die dann, wenn man den Schaden sieht, und nur oberflaͤchlich nachgrabt, nicht entdekt werden koͤnnen, weil sie sich bald nach dem veruͤbten Schaden 4 und oͤfters 5–6 Fuß tief in die Erde vergraben, um sich einzupuppen. Hr. Carpenter empfiehlt mit Recht dringend, die muͤßigen kleinen Kinder in den Doͤrfern zum Einsammeln und Vertilgen der Maikaͤfer zu benuͤzen. Die Landwirthe, die Pfarrer sollten sie durch kleine Geschenke hierzu aufmuntern. Ein Landwirth zahlte den Kindern fuͤr 100 Maikaͤfer Einen Pfennig. In einigen Tagen wurden ihm 44,000 gebracht, die auf feinen Gruͤnden gesammelt wurden. Er hatte auf diese Weise mit 6 fl. anderthalb Millionen Engerlinge vertilgt, die im Verlaufe von 4 Jahren gewiß um eben so viel hundert Gulden Schaden gemacht haben wuͤrden. Ueber die Austroknung der Suͤmpfe di Colico am Fuße des Legnone findet sich eine interessante Notiz in der Biblioteca italiana, Giugno, 1829. S. 437. Diese Suͤmpfe von 12,000 □ Ruthen oder 12 Hektaren verpesteten seit undenklichen Zeiten die Luft in der ganzen Gegend. Schon M. Theresia versuchte diesem Unheile abzuhelfen, und schikte den beruͤhmten Physiker Boscovich an Ort und Stelle, um die noͤthigen Vorkehrungen zu treffen: allein, Regierungen sind, selbst wenn sie von so ausgezeichneten Maͤnnern, wie Boscovich, unterstuͤzt werden, selten im Stande, ihre wohlthaͤtigen Absichten auszufuͤhren: die Kniffe der Schreiber wissen Alles zu vereiteln, um ihre Beutel zu fuͤllen. Endlich ist es zwei Privaten, Hrn. Dr. Sacco, dem Eigenthuͤmer des groͤßten Theiles dieser Suͤmpfe, und dem zu fruͤhe verstorbenen Hrn. Jak. Rousselin gelungen, binnen 5 Jahren diese lernaͤischen Suͤmpfe auszutroknen. Wo ehe die Herden, und nicht selten auch die Hirten, versanken, sind jezt bluͤhende Anlagen, fette Felder und herrliche Wiesen. Vor Austroknung dieser Suͤmpfe hatte die Gegend um dieselben kaum eine Bevoͤlkerung von 1000 kraͤnklichen Einwohnern: gegenwaͤrtig zahlt sie bereits 2100 gesunde Leute. Die neue Straße, die uͤber Chur nach Lindau zieht, und noch eine Straße nach Inspruck fuͤhrt gegenwaͤrtig die Schaͤze Italiens nach Deutschland. Diese Wohlthat verdankt man zwei geistreichen unternehmenden Privaten, einem Med. Dr., und einem tuͤchtigen Landwirthe. Litteratur. Deutsche. Lehrbuch der darstellenden Geometrie nach Monge's Géométrie descriptive vollstaͤndig bearbeitet, auch unter dem Titel: Kursus der darstellenden Geometrie nebst ihren Anwendungen auf die Lehre der Schatten und der Perspektive, die Konstruktionen in Holz und Stein, das Defilement und die topographische Zeichnung, von Guido Schreiber, vormaligem Lieutenant in der Großherzoglich Badischen Artillerie, Lehrer der geometrischen Zeichnung und der Topographie an der polytechnischen Schule in Karlsruhe. Erster Theil, welcher die reine Geometrie enthaͤlt. Karlsruhe und Freiburg in der Herder'schen Kunst- und Buchhandlung. Von dem ersten Theile dieses schaͤzbaren Werkes ist jezt die zweite Lieferung mit 12 Steintafeln erschienen; wir haben auf dasselbe bereits im polytechnischen Journale Bd. XXX. S. 320. aufmerksam gemacht und es den Technikern, besonders aber zum Gebrauch an polytechnischen Schulen empfohlen; wir werden auf dasselbe zuruͤkkommen, wenn es einmal vollstaͤndig erschienen seyn wird.