Titel: Verbesserte Maschine zum Schuh- und Stiefel-Machen, auch für Sattler und Riemer brauchbar. Von den HHrn. Jak. Dowie, Stiefelmacher (Boot-maker) und Alex. Black, Landmesser.
Fundstelle: Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XXI., S. 104
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XXI. Verbesserte Maschine zum Schuh- und Stiefel-Machen, auch fuͤr Sattler und Riemer brauchbar. Von den HHrn. Jak. Dowie, StiefelmacherIn England und auch in Frankreich ist ein maͤchtiger Unterschied zwischen dem Meister, der einen Stiefel, und jenem der einen Schuh verfertigt. Die Schuhmacher zerfallen dort wieder in Schuhmacher fuͤr Herren und fuͤr Frauen. So lang bei uns in Deutschland die ehrsame Zunft der Schuhmacher in ihrer Simplicitaͤt nicht in diese Triplicitaͤt zerfaͤllt, (um die Sprache eines großen naturphilosophischen Narren auf die Zunftgenossen Hans-Sachsen's und Martin Boͤhme's anzuwenden), werden wir in Deutschland weder Schuhe noch Stiefel haben, und die deutschen Damen werden ihre chinesisch seyn sollenden Fuͤßchen in Pariser Schuhe, und die galanten Herren ihre Spazierstoͤkchen (die man hochdeutsch Beine, auf bayerisch Fuͤße nennt) in englische Stiefelroͤhren steten.A. d. Ue. (Boot-maker) und Alex. Black, Landmesser. Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts. Bd. XXXXVI. in Gill's technological and microscop. Repository. August 1829, S. 74. (Frei uͤbersezt.) Mit Abbildung auf Tab. II. Dowie und Black, verbesserte Maschine zum Schuh- und Stiefel-Machen. Die HHrn. Dowie und Black unterlegten der Society of Arts folgenden Apparat zur bequemeren Verfertigung der Stiefel und Schuhe, und versahen ihn zugleich mit Zeugnissen von vier Meistern, die fruͤher sich aͤhnlicher anderer Vorrichtungen bedienten, und wovon drei jezt die gegenwaͤrtige annahmen; von acht Meistern, die sich von der Brauchbarkeit dieses Apparates uͤberzeugten, und wovon zwei sich desselben bedienten; und mit zwoͤlf Zeugnissen von Arbeitern, die sich gleichfalls desselben bedienten. Alle bezeugen die vollkommene Brauchbarkeit und Zwekmaͤßigkeit desselben, und ziehen ihn den fruͤheren aͤhnlichen Apparaten von Holden, Parker, Johnson, Staß vor. Sie wuͤnschen, daß er zur Erhaltung der Gesundheit der Schuhmacher allgemein in allen Werkstaͤtten eingefuͤhrt wuͤrde. Die Society of Arts beehrte Hrn. Dowie und Hrn. Black jeden mit der silbernen Medaille. Ersterer begleitete das vorgelegte Modell mit folgenden Bemerkungen. „Die Stellung, in welcher der Schuh- und Stiefelmacher arbeiten muß, ist, wie man schon seit langer Zeit weiß, der Gesundheit aͤußerst nachtheilig; man sah sich daher veranlaßt, auf Mittel zur Abhuͤlfe zu denken, und dadurch entstanden verschiedene Vorrichtungen, durch welche man versuchte es moͤglich zu machen, daß der Schuster in einer fuͤr seine Gesundheit minder nachtheiligen Lage und Haltung des Koͤrpers arbeiten kann. Keine derselben hat indessen bisher allgemeinen Beifall gefunden, vermuthlich weil keine ihrem Zweke vollkommen entsprach, und wohl auch wegen der Vorurtheile, die in der ehrsamen Zunft, im Handwerke allgemein herrschen.“ Die Art, wie der Arbeiter sizen muß, wenn er einen Schuh oder Stiefel macht, ist bejammernswerth. Seine Kniee muͤssen zum Schraubstoke werden, der die Theile festhaͤlt, welche bearbeitet werden sollen; an dem linken Knie fesselt ihn der Knieriemen und unterdruͤkt den Kreislauf des Blutes; er stuͤzt den Leisten an sein Brustbein, weil er ihm keine andere Stuͤze zu geben vermag, und braucht auch dieses Statt eines Schraubstokes; seine Kniee muͤssen ihm endlich noch als Amboß dienen, auf welchem er das harte Leder zuklopft: denn durch den Stein oder durch das Stuͤk Eisen, das er zwischen Knie und Leder legt, ist Ersteres kaum geschont. Diese in die Hoͤhe gezogenen Kniee druͤken mit dem oberen Theile der Schenkel die Eingeweide des Unterleibes zuruͤk an die Ruͤkenwirbelsaͤule, die der Schuhmacher nach vorwaͤrts kruͤmmt, wie ein Eichhoͤrnchen, und hinauf gegen das Zwerchfell, das nun die Lungen nicht frei mehr athmen laͤßt. Die ganze Schwere des Koͤrpers ruht auf den beiden Knorren der Sizbeine auf einer harten Flaͤche, die nicht groͤßer ist, als daß man sie mit der Hand bedeken kann. Es fehlt also an einer Vorrichtung, durch welche der Schuh und Stiefel waͤhrend der Arbeit fest gehalten werden, und bei welcher der Arbeiter in gesunder Haltung des Koͤrpers arbeiten kannEs sind mehr denn 30 Jahre voruͤber, daß ein weiser Mann einen Preis von 1000 fl. demjenigen darbot, der eine Vorrichtung angeben wuͤrde, durch welche der Schuhmacher in den Stand gesezt wird, seine harte Arbeit stehend zu verrichten, und sein Brustbein und die Eingeweide seiner Bauchhoͤhle vor den Zerstoͤrungen zu schuͤzen, die ihm der treffliche Dreifuß, auf welchem er vom fruͤhen Morgen bis spaͤt in die Nacht zusammengekauert sizen muß, wie ein armer Neger auf einem Sclaven-Schiffe, und der ihm alle seine Baucheingeweide dadurch verkruͤppelt und verkuͤmmert, und der Leisten zufuͤgt, den er wieder vom fruͤhen Morgen bis in die spaͤte Nacht an sein Brustbein gestaͤmmt haͤlt, so daß er Furchen in seine Brust bekommt, in die man oft ein paar Finger bergen kann. Wir wissen nicht, ob dieser Preis gewonnen wurde; wir wissen aber, daß seit einem halben Jahrhunderte, theils von Mechanikern, theils von aufgeklaͤrteren Schuhmachern selbst, mehrere Vorrichtungen angegeben wurden, die der wohlthaͤtigen Ansicht dieses Menschenfreundes zu entsprechen suchten. Wenn diese ihren gutgemeinten Zwek nicht immer erreichten, so liegt es weniger in der Unbrauchbarkeit der dargebotenen Huͤlfe, als in dem Eigensinne und in der Dummheit des Zunftgeistes, den man heute zu Tage, vielleicht bloß weil er ein Kind der Finsterniß ist, auf alle nur immer erdenkliche Weise zu naͤhren, zu hegen und zu pflegen sucht. Wuͤßten diejenigen, die diesen Nachtheil an der Menschheit begehen, wie viel sie bloß an demjenigen, wofuͤr sie allein Sinn haben, an ihrem Finanz-Beutel dadurch sich schaden, daß sie ihr band mit Kruͤppeln und Siechen uͤberfuͤllen (von Menschenleben und von Menschenwerth wollen wir nicht sprechen; denn dieser ist bei vielen Leuten gleich Null); so wuͤrden sie vielleicht wenigstens in financieller Hinsicht auf einen Gegenstand aufmerksam werden, dessen Daseyn sie bei ihrer Unkenntniß gar nicht ahnen. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man angibt, daß in einem Staate von 3 Millionen Menschen die ehrsame Schuhmacher-Zunft demselben bloß durch die Ungeschiklichkeit, mit welcher sie ihr Handwerk treibt, in den oͤffentlichen Krankenhaͤusern, Siechenhaͤusern und Versorgungs-Anstalten, und in den Armen-Kassen einer jeden Stadt, eines jeden Marktes und Dorfes jaͤhrlich uͤber 300,000 fl. kostet. Man besuche die Spitaͤler und diese Wohlthaͤtigkeits-Anstalten, und man wird uͤber das Heer von Schuhmachern, das dieselben jaͤhrlich mit Blutspeien, Brustkranken, Lungensuͤchtigen, Leber- und Unterleibs-Kranken, Bruͤchen, Knieschwaͤmmen, HaͤmorrhoidarienDer achtbare Meister Dowie fuͤhrt unter den Krankheiten seiner Kunstgenossen nur „Haͤmorrhoiden, Unverdaulichkeit, und Sand und Stein“ an. Man sieht hieraus, wie wenig selbst die Erfahrneren und Gebildeteren unter diesen guten Leuten ihre wahren Feinde kennen. Steinbeschwerden sind auf dem festen Lande, wir haben alte und erfahrne Spital-Aerzte hieruͤber befragt, unter den Schuhmachern nicht haͤufiger, als unter anderen Leuten; wohl aber die hier oben angefuͤhrten, meistens unheilbaren Krankheiten, wenn sie einmal ansingen sich zu entwikeln.A. d. Ue., Aufgesessenen auf ihren Gesaͤßmuskeln und an denselben mit Krebs Behafteten, und selbst mit Wahnsinnigen fuͤlltMan gehe von Dorf zu Dorf, und man wird nicht leicht eines finden, wo nicht ein sogenannter lappiger Schuster waͤre. Man lese die Geschichte, und man wird finden, daß die Schuhmacher bei allen Empoͤrungen eine Hauptrolle spielten. Shakespeare, dieser große Menschenkenner, laͤßt durch einen Schuster das roͤmische Volk auf dem Marktplaze gegen Caͤsar aufwiegeln: er traute keinem anderen Handwerker ein aͤhnliches Maß von Raserei zu. Haben doch sogar Schuster sich bis in die Region der Poeten und der Philosophen hinauf entzuͤkt!, erstaunen. Die Zahl der Schuhmacher ist nicht so gering, als man gewoͤhnlich glaubt. Nach dem unvollstaͤndigen Werke des Hrn. Rudhart belaͤuft sie sich bloß in 6 Kreisen Bayerns, auf 15,346 Schuster-Meister; gibt man jedem nur einen Gesellen, so kommen in runder Zahl 30,000 Schuster zum Vorschein. Mit Weglassung der uͤbrigen Kreise, die Bevoͤlkerung in diesen 6 Kreisen zu 3 Millionen uͤber hoch gerechnet, bilden die Schuster allein 3 p. C. der gesammten Bevoͤlkerung. Es ist also der Muͤhe werth, auf die Erhaltung der Gesundheit der traurigen Interessen eines solchen Capitales zu denken, um so mehr, als diese Leute fuͤr den Militaͤrdienst so hoͤchst unbrauchbar werden, und wenn, sie heirathen, eine Rasse erzeugen, die so wenig taugt, als die Vaͤter selbst. Das Heer der Schneider und Schuster verkruͤppelt das Heer eines ganzen Volkes. Man muß den Regierungen hohen Dank wissen, die, durch die volle Strenge der Geseze, die Nachtheile gewisser Gewerbe fuͤr die Gesundheit des Volkes zu beschraͤnken wissen; man muß aber diejenigen Regierungen bedauern, deren Beamten es in ihren Universitaͤts-Jahren noch nicht so weit gebracht haben, zu wissen, daß das Schuster-Handwerk bei seiner gegenwaͤrtigen Einrichtung eine Art stehender Pest im Lande ist, die, leider nicht schnell, aber desto sicherer toͤdtet. Die niederlaͤndische Regierung, die sich vor so vielen anderen in Sorgfalt fuͤr das physische und moralische Wohl ihrer Unterthanen auszeichnet, ist, so viel wir wissen, die erste, die diesem hochwichtigen Gegenstande ihre Aufmerk amkeit schenkte; es gereicht unserem Vaterlande zur Ehre, daß es ein Deutscher war, der ihren wohlthaͤtigen Absichten entsprach. In Holland schrieb vor 50 Jahren der Erste Professor dieses hochgebildeten Landes, derselbe Professor, der die Schoͤnheits-Linie in den Meisterwerken des classischen Alterthumes entdekte, der unsterbliche Camper, ein Werk uͤber den besten Schuh.. „Der Erste, der dem Schuhmacher mit einer solchen Vorrichtung zu Huͤlfe zu kommen versuchte, war Hr. Holden von Fettleworth. Er schlug ein Kissen vor, auf welches man den Stiefel oder Schuh legen sollte, um ihn mit Bequemlichkeit naͤhen zu koͤnnen. Es fehlte aber bei dieser Vorrichtung an einer Anstalt, das Leder haͤmmern und die uͤbrigen Arbeiten mit Sicherheit und Bequemlichkeit vollenden zu koͤnnen.“ „Eine bessere Vorrichtung gab Hr. Parker. Sie ist in Smith's Compendium of practical inventions beschrieben, und besteht aus einer Bank auf vier Fuͤßen, die vier Fuß von der Erde weg hoch ist, und aus einem ringfoͤrmigen Kissen, dessen Durchmesser wenigstens so groß ist, als der Schuh, der auf dieser Bank liegt. Durch den Mittelpunkt des Kissens und durch die Bank geht ein Loch, durch welches ein Riemen laͤuft, der, wenn er doppelt durch dasselbe durchgezogen wird, oben auf dem Kissen eine Schlinge bildet, in welche der Schuh mit dem Leisten gestekt wird. Wenn nun die unteren Enden dieses Riemens an einem Tretschaͤmel unten am Boden der Werkstaͤtte befestigt sind, so wird, wenn der Arbeiter mit seinem Fuße auf diesen Tretschaͤmel tritt, der Schuh auf dem Kissen so fest gehalten, daß er gehoͤrig bearbeitet werden kann; und wenn der Arbeiter seinen Fuß von diesem Tretschaͤmel zuruͤkzieht, kann der Schuh in dem Riemen nach Belieben umgekehrt und auch heraus genommen werden. Diese Vorrichtung schlug der Erfinder zu zwei Guineen (24 fl.) an“; bei uns wird sie einem Schuhmacher, der den Riemen und das Kissen sich leicht selbst zurichten kann, nicht auf zwei Gulden kommen. „Bei dieser Vorrichtung muß der Arbeiter, sagt Herr Dowie, immer stehen, wenn er den Schuh mit dem Fuße fest halten will, und dieß ist ermuͤdend.“ Der Schuhmacher kann aber, nach unserer Ansicht, auch sehr bequem dabei abwechselnd sizen, und doch den linken Fuß auf dem Tretschaͤmel haben. Diese Vorrichtung ist die einfachste von der Welt, und, wenn es ihr auch noch an bequemer Einrichtung zu diesem oder jenem Theile der Arbeit fehlt, so reicht sie doch fuͤr den groͤßten Theil derselben hin, und jeder Dorfschuster kann sich dieselbe beilegen. „Hr. Johnson gab einen aͤhnlichen, aber schon mehr zusammengesezten, Apparat an. Start des Kissens nahm er einen laͤnglichen Holzblok, der zu beiden Seiten aufsteigt, und die Stelle der Kniee des Schuhmachers vertritt. Es laͤuft ein Riemen durch denselben, wie bei der vorigen; Statt daß aber derselbe an einem Tretschaͤmel befestigt ist, ist er an einer Feder angebracht, so daß der Arbeiter nach Belieben sizen oder stehen kann. Der Nachtheil bei diesem Apparate ist der, daß die Staͤrke der Feder sehr groß seyn muß, folglich der Arbeiter seine Arbeit nicht schnell genug wenden und drehen kann. Man hat Klammern dafuͤr angebracht, die aber denselben Nachtheil haben.“ „Hr. Staß hat eine Art solcher Klammern erfunden, die in einem Gewinde, wie bei einer Zange, laufen, und an jedem Ende derselben ein paar Riemen befestigt, die an einem Tretschaͤmel angebracht sind. Auch hier mußte der Arbeiter, wie Hr. Dowie sagt, stehen, und wurde muͤde, hatte jedoch seinen Fuß bequemer, als in der Vorrichtung des Hrn. Parker.“ „Hr. Dowie hat nun mit Hrn. Black eine Vorrichtung zu Stande gebracht, „die die Maͤngel der bisherigen Apparate beseitigt, und durch die Erfahrung mehrerer Jahre (seit 1824) in seiner eigenen Werkstaͤtte und in jener anderer Meister sich als sehr brauchbar zeigte, mit welcher man leicht, schnell, und ohne allen Nachtheil fuͤr die Gesundheit des Arbeiters arbeiten kann. Ueberdieß gewoͤhnt der Gesell sich leicht an dieselbe. Man kann sie jedes Mal nach der Groͤße desselben hoͤher oder tiefer stellen.“ „Das Gestell dieser Maschine besteht aus vier Fuͤßen, einem Bodenbrette und einem Aufsaze: quer durch laufen Leisten zur Aufnahme der Zapfen des Rades und der Achse. Es ist ein Paar Klammern angebracht, ein Blok fuͤr flache Saͤume, ein kreisfoͤrmiger Blok, der ausgestopft und mit Leder uͤberzogen ist: alles dieß laͤßt sich, nach Bedarf, oben auf die Maschine bringen.“ „Ein Gewicht von ungefaͤhr 17 Pfund haͤngt an einem Riemen, der uͤber eine Rolle laͤuft. Der Tretschaͤmel, der das Gewicht hebt, und so die Arbeit frei laͤßt, ist mit einer kleineren Rolle auf derselben Achse mittelst eines anderen Riemens in Verbindung, und schiebt sich auf messingenen Reibungs-Platten, die in einem Fuße des Gestelles angebracht sind. Der kreisfoͤrmige Blok und das kleine Kissen dienen als Lager fuͤr den Schuh, waͤhrend der ganzen Bearbeitung desselben, außer bei dem sogenannten Schließen (closing): beide werden mittelst eines dritten Riemens fest gehalten, der uͤber eine andere kleine Rolle auf derselben Achse laͤuft, und von dieser durch ein Loch in dem oberen Theile des Gestelles emporsteigt.“ „Die Form der Klammern ist, wie Hr. Dowie sagt, neu, und sehr bequem, indem die Arbeit mittelst des Tretschaͤmels in denselben in jede verlangte Lage gebracht werden kann, und dann von der Gewalt der Achse fest gehalten wird, mit welcher sie mittelst eines Riemens, Hakens und eines Drehe-Gewindes in Verbindung steht. Der Blok zu flachen Saͤumen wird auf eben dieselbe Weise, wie der Schuh, fest gehalten.“ „Der Apparat zum Schließen (closing apparatus) kann auch Sattlern und Riemern dienen.“ Als Ursache, warum diese so wohlthaͤtigen Vorrichtungen nicht bei dem Handwerke eingefuͤhrt werden, gibt Hr. Dowie (der uͤbrigens des Zunftgeistes und der Handwerks-Vorurtheile hier nicht erwaͤhnt) den Umstand an, daß die Gesellen (in England) in ihren eigenen Wohnungen arbeiten, und da sie meistens fuͤr sich und ihre Familie nur ein Stuͤbchen haben, diesen Apparat in derselben nicht aufstellen koͤnnen, auch der Meister keine Aufsicht auf denselben haben kann. Er raͤth also den Meistern „eigene Werkstaͤtten zu errichten, in welchen sie auf die Gesellen und ihre Arbeit die noͤthige Aufsicht fuͤhren koͤnnen, wodurch auch diese Menschen moralisch besser wuͤrden,“ woran wir, da bei uns auf dem festen Lande die Gesellen in der Regel alle unter den Augen des Meisters arbeiten, zweifeln zu duͤrfen glauben. Beschreibung der Figuren zur Vorrichtung des Hrn. Dowie. Fig. 16 und 17. zeigen diese Vorrichtung von der Vorderseite und von der Seite im Achtel ihrer natuͤrlichen Groͤße. Sie besteht aus vier hoͤlzernen leichten Balken aaaa, die oben mittelst anderer Balken b zusammengehalten werden, und unten in einem Bloke c eingelassen sind. Drei Seiten sind mit duͤnnen Brettchen ddd geschlossen, und an der vierten Seite ist eine Thuͤre ee, welche die innere Hoͤhlung schließt, so daß dann das Ganze wie ein Kasten aussieht. In Fig. 17. ist das Seitenbrett weggenommen. ff sind zwei Loͤcher, durch welche die Zapfen g in Fig. 16. laufen, die in dem Brette befestigt sind. Fig. 18. ist ein Stift, der durch die Augen der Zapfen laͤuft, und das Brett an seiner Stelle befestigt haͤlt, welches zugleich durch den Blok am Boden fest gehalten wird. hh Fig. 16. sind die beiden Angeln der Thuͤre e, welche hier weggenommen ist. i ist ein, oben auf dem Gestelle befestigter, Blok, mit einem runden Loche, das mitten durch denselben laͤuft, und einem kreisfoͤrmig vertieften Aufsaze jj, der durch punktirte Linien angedeutet ist. Auf diesem liegt der Kissen-Blok k, der gleichfalls in der Mitte durchbohrt ist, und in die Vertiefung j paßt, so daß alle diese Loͤcher auf einander passen. Dieses Kissen dient Statt des Knieleders des Arbeiters. Der Riemen ll haͤlt den Schuh oder Stiefel auf diesem Kissen fest, und wird mittelst zweier Drehegewinde nn mit dem Riemen m verbunden. Auf diese Weise kann die Arbeit nach jeder Richtung gedreht werden, ohne daß der Riemen m, welcher auf der Rolle oder Trommel an der Achse o befestigt ist, verdreht wird. pp ist eine groͤßere Rolle oder Scheibe auf derselben Achse o. q ist ein Riemen, welcher bei r auf dieser Scheibe befestigt ist, und das Gewicht s traͤgt. Die Scheibe p ist drei Mal so groß, als die Trommel oder Rolle bei o, und folglich haͤlt das Gewicht s die Arbeit drei Mal so fest, als es durch seine bloße Schwere nicht im Stande waͤre dieselbe fest zu halten. t ist eine andere kleine Trommel auf derselben Achse, auf welcher der Riemen uu befestigt ist, der an den schiebbaren Tretschaͤmel vv angeschnallt ist. ww ist der Ausschnitt, in welchem der Schaͤmel auf und nieder steigt. x ist ein flacher Theil des Tretschaͤmels, der sich an den messingenen Platten yy reibt. z ist ein aͤhnliches Stuͤk, das sich an innen angebrachten aͤhnlichen Platten reibt. Auch in dem Brette g ist ein Ausschnitt, in welchem der Tretschaͤmel sich bewegen kann. Wenn man nun auf diesen Tretschaͤmel tritt, wird das Gewicht s gehoben, und die Arbeit wird frei; wenn man den Fuß von demselben wegzieht, haͤlt das Gewicht die Arbeit wieder fest. Fig. 19. sind die Klammern, oder, wenn man will, der Schraubstok. Fig. 20. zeigt ihn von oben und geoͤffnet. aa sind die beiden Angeln; bb die beiden Baken. In der Mitte befindet sich ein Loch, und in diesem ist eine Schraube c, von welcher ein Riemen d hinabhaͤngt, der unten mit einem Haken versehen ist. Fig. 21. zeigt diesen Riemen von der Seite. Wenn man diesen braucht, wird der Kissen-Blok k weggenommen, und man laͤßt den Riemen l von seinen Drehegewinden n hinabhaͤngen. Hierauf wird der Schließer oder die Klammer, die einen Vorsprung j hat, welcher in die Vertiefung paßt, aufgesezt, mit diesem Riemen in Verbindung gebracht, und der Riemen d in die Drehegewinde eingehaͤngt, wo sodann das Gewicht s die Klammern zusammenhalten wird: diese Klammern koͤnnen mittelst der Hand, oder mittelst des Tretschaͤmels geoͤffnet werden: in diesem lezteren Zustande zeigen sie die punktirten Linien, Fig. 19.; wenn die Hoͤrner der Klammern ee auf dem Bloke i ruhen, und das Gewicht s auf den Riemen d wirkt, wird der mittlete Theil hinabgezogen, und schließt so die Baken. Fig. 22 und 23. zeigen einen Blok von der Seite und von dem Ende, der mittelst des Riemens l oben auf i festgehalten wird. Fig. 24 und 25. sind Seiten- und End-Ansichten eines weichen Kissens. Fig. 26. zeigt den Kissen-Blok k von oben. Hr. Gill belobt vorzuͤglich die sinnreiche Anwendung der verschiedenen Durchmesser der Rollen auf der Achse o, wodurch das Gewicht von 17 Pfd. mit einer Kraft von 50 wirkt. Er glaubt aber, daß es besser waͤre mit dem Riemen q, an welchem das Gewicht haͤngt, noch einen Riemen zu verbinden, und diesen uͤber eine Trommel an der Seite des Gestelles zum Tretschaͤmel hinablaufen zu lassen, indem auf diese Weise der Arbeiter nur eine Kraft von 17 Pfd. anzuwenden haͤtte, um das Gewicht in die Hoͤhe zu heben, Statt der 50, die jezt von ihm gehoben werden muͤssen. Diese Maschine scheint uns allerdings gut; wir finden sie aber zu zusammengesezt und zu kostbar.

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