Titel: | Verbesserte Maschine zum Schuh- und Stiefel-Machen, auch für Sattler und Riemer brauchbar. Von den HHrn. Jak. Dowie, Stiefelmacher (Boot-maker) und Alex. Black, Landmesser. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XXI., S. 104 |
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XXI.
Verbesserte Maschine zum Schuh- und
Stiefel-Machen, auch fuͤr Sattler und Riemer brauchbar. Von den HHrn.
Jak. Dowie,
StiefelmacherIn England und auch in Frankreich ist ein maͤchtiger Unterschied zwischen
dem Meister, der einen Stiefel, und jenem der einen Schuh verfertigt. Die
Schuhmacher zerfallen dort wieder in Schuhmacher fuͤr Herren und
fuͤr Frauen. So lang bei uns in Deutschland die ehrsame Zunft der
Schuhmacher in ihrer „Simplicitaͤt“ nicht in diese „Triplicitaͤt“ zerfaͤllt,
(um die Sprache eines großen naturphilosophischen Narren auf die Zunftgenossen
Hans-Sachsen's und Martin
Boͤhme's anzuwenden), werden wir in Deutschland weder Schuhe
noch Stiefel haben, und die deutschen Damen werden ihre chinesisch seyn
sollenden Fuͤßchen in Pariser Schuhe, und die galanten Herren ihre
Spazierstoͤkchen (die man hochdeutsch Beine,
auf bayerisch Fuͤße nennt) in englische
Stiefelroͤhren steten.A. d. Ue. (Boot-maker) und
Alex. Black, Landmesser.
Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts. Bd. XXXXVI. in
Gill's technological
and microscop. Repository. August 1829, S. 74. (Frei
uͤbersezt.)
Mit Abbildung auf Tab.
II.
Dowie und Black, verbesserte Maschine zum Schuh- und
Stiefel-Machen.
Die HHrn. Dowie und Black
unterlegten der Society of Arts folgenden Apparat zur
bequemeren Verfertigung der Stiefel und Schuhe, und versahen ihn zugleich mit
Zeugnissen von vier Meistern, die fruͤher sich
aͤhnlicher anderer Vorrichtungen bedienten, und wovon drei jezt die gegenwaͤrtige annahmen; von acht Meistern, die sich von der Brauchbarkeit dieses Apparates
uͤberzeugten, und wovon zwei sich desselben bedienten; und mit zwoͤlf Zeugnissen von Arbeitern, die sich
gleichfalls desselben bedienten. Alle bezeugen die vollkommene Brauchbarkeit und
Zwekmaͤßigkeit desselben, und ziehen ihn den fruͤheren
aͤhnlichen Apparaten von Holden, Parker, Johnson,
Staß vor. Sie wuͤnschen, daß er zur Erhaltung der Gesundheit der
Schuhmacher allgemein in allen Werkstaͤtten eingefuͤhrt
wuͤrde.
Die Society of Arts beehrte Hrn. Dowie und Hrn. Black jeden mit der silbernen
Medaille. Ersterer begleitete das vorgelegte Modell mit folgenden Bemerkungen.
„Die Stellung, in welcher der Schuh- und Stiefelmacher arbeiten
muß, ist, wie man schon seit langer Zeit weiß, der Gesundheit aͤußerst
nachtheilig; man sah sich daher veranlaßt, auf Mittel zur Abhuͤlfe zu
denken, und dadurch entstanden verschiedene Vorrichtungen, durch welche man
versuchte es moͤglich zu machen, daß der Schuster in einer fuͤr
seine Gesundheit
minder nachtheiligen Lage und Haltung des Koͤrpers arbeiten kann. Keine
derselben hat indessen bisher allgemeinen Beifall gefunden, vermuthlich weil
keine ihrem Zweke vollkommen entsprach, und wohl auch wegen der Vorurtheile, die
in der ehrsamen Zunft, im Handwerke allgemein herrschen.“
Die Art, wie der Arbeiter sizen muß, wenn er einen Schuh oder Stiefel macht, ist
bejammernswerth. Seine Kniee muͤssen zum Schraubstoke werden, der die Theile
festhaͤlt, welche bearbeitet werden sollen; an dem linken Knie fesselt ihn
der Knieriemen und unterdruͤkt den Kreislauf des Blutes; er stuͤzt den
Leisten an sein Brustbein, weil er ihm keine andere Stuͤze zu geben vermag,
und braucht auch dieses Statt eines Schraubstokes; seine Kniee muͤssen ihm
endlich noch als Amboß dienen, auf welchem er das harte Leder zuklopft: denn durch
den Stein oder durch das Stuͤk Eisen, das er zwischen Knie und Leder legt,
ist Ersteres kaum geschont. Diese in die Hoͤhe gezogenen Kniee druͤken
mit dem oberen Theile der Schenkel die Eingeweide des Unterleibes zuruͤk an
die Ruͤkenwirbelsaͤule, die der Schuhmacher nach vorwaͤrts
kruͤmmt, wie ein Eichhoͤrnchen, und hinauf gegen das Zwerchfell, das
nun die Lungen nicht frei mehr athmen laͤßt. Die ganze Schwere des
Koͤrpers ruht auf den beiden Knorren der Sizbeine auf einer harten
Flaͤche, die nicht groͤßer ist, als daß man sie mit der Hand bedeken
kann. Es fehlt also an einer Vorrichtung, durch welche der Schuh und Stiefel
waͤhrend der Arbeit fest gehalten werden, und bei welcher der Arbeiter in
gesunder Haltung des Koͤrpers arbeiten kannEs sind mehr denn 30 Jahre voruͤber, daß ein weiser Mann einen Preis
von 1000 fl. demjenigen darbot, der eine Vorrichtung angeben wuͤrde,
durch welche der Schuhmacher in den Stand gesezt wird, seine harte Arbeit
stehend zu verrichten, und sein Brustbein und die Eingeweide seiner
Bauchhoͤhle vor den Zerstoͤrungen zu schuͤzen, die ihm
der treffliche Dreifuß, auf welchem er vom fruͤhen Morgen bis
spaͤt in die Nacht zusammengekauert sizen muß, wie ein armer Neger
auf einem Sclaven-Schiffe, und der ihm alle seine Baucheingeweide
dadurch verkruͤppelt und verkuͤmmert, und der Leisten
zufuͤgt, den er wieder vom fruͤhen Morgen bis in die
spaͤte Nacht an sein Brustbein gestaͤmmt haͤlt, so daß
er Furchen in seine Brust bekommt, in die man oft ein paar Finger bergen
kann. Wir wissen nicht, ob dieser Preis gewonnen wurde; wir wissen aber, daß
seit einem halben Jahrhunderte, theils von Mechanikern, theils von
aufgeklaͤrteren Schuhmachern selbst, mehrere Vorrichtungen angegeben
wurden, die der wohlthaͤtigen Ansicht dieses Menschenfreundes zu
entsprechen suchten. Wenn diese ihren gutgemeinten Zwek nicht immer
erreichten, so liegt es weniger in der Unbrauchbarkeit der dargebotenen
Huͤlfe, als in dem Eigensinne und in der Dummheit des Zunftgeistes,
den man heute zu Tage, vielleicht bloß weil er ein Kind der Finsterniß ist,
auf alle nur immer erdenkliche Weise zu naͤhren, zu hegen und zu
pflegen sucht. Wuͤßten diejenigen, die diesen Nachtheil an der
Menschheit begehen, wie viel sie bloß an demjenigen, wofuͤr sie
allein Sinn haben, an ihrem Finanz-Beutel dadurch sich schaden, daß
sie ihr band mit Kruͤppeln und Siechen uͤberfuͤllen
(von Menschenleben und von Menschenwerth wollen wir nicht sprechen; denn
dieser ist bei vielen Leuten gleich Null); so wuͤrden sie vielleicht
wenigstens in financieller Hinsicht auf einen Gegenstand aufmerksam werden,
dessen Daseyn sie bei ihrer Unkenntniß gar nicht ahnen. Es ist nicht zu viel
gesagt, wenn man angibt, daß in einem Staate von 3 Millionen
Menschen die ehrsame Schuhmacher-Zunft demselben bloß durch die
Ungeschiklichkeit, mit welcher sie ihr Handwerk treibt, in den
oͤffentlichen Krankenhaͤusern, Siechenhaͤusern und
Versorgungs-Anstalten, und in den Armen-Kassen einer jeden
Stadt, eines jeden Marktes und Dorfes jaͤhrlich uͤber 300,000
fl. kostet. Man besuche die Spitaͤler und diese
Wohlthaͤtigkeits-Anstalten, und man wird uͤber das Heer
von Schuhmachern, das dieselben jaͤhrlich mit Blutspeien,
Brustkranken, Lungensuͤchtigen, Leber- und
Unterleibs-Kranken, Bruͤchen, Knieschwaͤmmen,
HaͤmorrhoidarienDer achtbare Meister Dowie fuͤhrt
unter den Krankheiten seiner Kunstgenossen nur
„Haͤmorrhoiden, Unverdaulichkeit, und Sand und
Stein“ an. Man sieht hieraus, wie wenig selbst die
Erfahrneren und Gebildeteren unter diesen guten Leuten ihre wahren
Feinde kennen. Steinbeschwerden sind auf dem festen Lande, wir haben
alte und erfahrne Spital-Aerzte hieruͤber befragt,
unter den Schuhmachern nicht haͤufiger, als unter anderen
Leuten; wohl aber die hier oben angefuͤhrten, meistens
unheilbaren Krankheiten, wenn sie einmal ansingen sich zu
entwikeln.A. d. Ue., Aufgesessenen auf ihren Gesaͤßmuskeln und an denselben mit
Krebs Behafteten, und selbst mit Wahnsinnigen fuͤlltMan gehe von Dorf zu Dorf, und man wird nicht leicht eines finden, wo
nicht ein sogenannter lappiger Schuster waͤre. Man lese die
Geschichte, und man wird finden, daß die Schuhmacher bei allen
Empoͤrungen eine Hauptrolle spielten. Shakespeare, dieser
große Menschenkenner, laͤßt durch einen Schuster das
roͤmische Volk auf dem Marktplaze gegen Caͤsar
aufwiegeln: er traute keinem anderen Handwerker ein
aͤhnliches Maß von Raserei zu. Haben doch sogar Schuster sich
bis in die Region der Poeten und der Philosophen hinauf
entzuͤkt!, erstaunen. Die Zahl der Schuhmacher ist nicht so gering, als man
gewoͤhnlich glaubt. Nach dem unvollstaͤndigen Werke des Hrn.
Rudhart belaͤuft sie sich bloß in 6
Kreisen Bayerns, auf 15,346 Schuster-Meister; gibt man jedem nur
einen Gesellen, so kommen in runder Zahl 30,000 Schuster zum Vorschein. Mit
Weglassung der uͤbrigen Kreise, die Bevoͤlkerung in diesen 6
Kreisen zu 3 Millionen uͤber hoch gerechnet, bilden die Schuster
allein 3 p. C. der gesammten Bevoͤlkerung. Es ist also der
Muͤhe werth, auf die Erhaltung der Gesundheit der traurigen
Interessen eines solchen Capitales zu denken, um so mehr, als diese Leute
fuͤr den Militaͤrdienst so hoͤchst unbrauchbar werden,
und wenn, sie heirathen, eine Rasse erzeugen, die so wenig taugt, als die
Vaͤter selbst. Das Heer der Schneider und Schuster
verkruͤppelt das Heer eines ganzen Volkes. Man muß den Regierungen
hohen Dank wissen, die, durch die volle Strenge der Geseze, die Nachtheile
gewisser Gewerbe fuͤr die Gesundheit des Volkes zu
beschraͤnken wissen; man muß aber diejenigen Regierungen bedauern,
deren Beamten es in ihren Universitaͤts-Jahren noch nicht so
weit gebracht haben, zu wissen, daß das Schuster-Handwerk bei seiner
gegenwaͤrtigen Einrichtung eine Art stehender Pest im Lande ist, die,
leider nicht schnell, aber desto sicherer toͤdtet. Die
niederlaͤndische Regierung, die sich vor so vielen anderen in
Sorgfalt fuͤr das physische und moralische Wohl ihrer Unterthanen
auszeichnet, ist, so viel wir wissen, die erste, die diesem hochwichtigen
Gegenstande ihre Aufmerk amkeit schenkte; es gereicht unserem Vaterlande zur
Ehre, daß es ein Deutscher war, der ihren wohlthaͤtigen Absichten
entsprach. In Holland schrieb vor 50 Jahren der Erste Professor dieses
hochgebildeten Landes, derselbe Professor, der die
Schoͤnheits-Linie in den Meisterwerken des classischen
Alterthumes entdekte, der unsterbliche Camper,
ein Werk uͤber den besten Schuh..
„Der Erste, der dem Schuhmacher mit einer solchen Vorrichtung zu
Huͤlfe zu kommen versuchte, war Hr. Holden von
Fettleworth. Er schlug ein Kissen vor, auf welches man den Stiefel oder Schuh
legen sollte, um ihn mit Bequemlichkeit naͤhen zu koͤnnen. Es
fehlte aber bei dieser Vorrichtung an einer Anstalt, das Leder haͤmmern
und die uͤbrigen Arbeiten mit Sicherheit und Bequemlichkeit vollenden zu
koͤnnen.“
„Eine bessere Vorrichtung gab Hr. Parker. Sie
ist in Smith's
Compendium of practical inventions beschrieben, und
besteht aus einer Bank auf vier Fuͤßen, die vier Fuß von der Erde weg
hoch ist, und aus einem ringfoͤrmigen Kissen, dessen Durchmesser
wenigstens so groß ist, als der Schuh, der auf dieser Bank liegt. Durch den
Mittelpunkt des Kissens und durch die Bank geht ein Loch, durch welches ein
Riemen laͤuft, der, wenn er doppelt durch dasselbe durchgezogen wird,
oben auf dem Kissen eine Schlinge bildet, in welche der Schuh mit dem Leisten
gestekt wird. Wenn nun die unteren Enden dieses Riemens an einem
Tretschaͤmel unten am Boden der Werkstaͤtte befestigt sind, so
wird, wenn der Arbeiter mit seinem Fuße auf diesen Tretschaͤmel tritt,
der Schuh auf dem Kissen so fest gehalten, daß er gehoͤrig bearbeitet
werden kann; und wenn der Arbeiter seinen Fuß von diesem Tretschaͤmel
zuruͤkzieht, kann der Schuh in dem Riemen nach Belieben umgekehrt und
auch heraus genommen werden. Diese Vorrichtung schlug der Erfinder zu zwei
Guineen (24 fl.) an“; bei uns wird sie einem Schuhmacher, der den
Riemen und das Kissen sich leicht selbst zurichten kann, nicht auf zwei Gulden
kommen. „Bei dieser Vorrichtung muß der Arbeiter, sagt Herr Dowie, immer stehen, wenn er den Schuh mit dem Fuße
fest halten will, und dieß ist ermuͤdend.“ Der Schuhmacher
kann aber, nach unserer Ansicht, auch sehr bequem dabei abwechselnd sizen, und doch
den linken Fuß auf dem Tretschaͤmel haben. Diese Vorrichtung ist die
einfachste von der Welt, und, wenn es ihr auch noch an bequemer Einrichtung zu
diesem oder jenem Theile der Arbeit fehlt, so reicht sie doch fuͤr den
groͤßten Theil derselben hin, und jeder Dorfschuster kann sich dieselbe
beilegen.
„Hr. Johnson gab einen aͤhnlichen, aber
schon mehr zusammengesezten, Apparat an. Start des Kissens nahm er einen
laͤnglichen Holzblok, der zu beiden Seiten aufsteigt, und die Stelle der
Kniee des Schuhmachers vertritt. Es laͤuft ein Riemen durch denselben,
wie bei der vorigen; Statt daß aber derselbe an einem Tretschaͤmel
befestigt ist, ist er an einer Feder angebracht, so daß der Arbeiter nach
Belieben sizen oder stehen kann. Der Nachtheil bei diesem Apparate ist der, daß
die Staͤrke der Feder sehr groß seyn muß, folglich der Arbeiter seine
Arbeit nicht schnell genug wenden und drehen kann. Man hat Klammern
dafuͤr angebracht, die aber denselben Nachtheil haben.“
„Hr. Staß hat eine Art solcher Klammern
erfunden, die in einem Gewinde, wie bei einer Zange, laufen, und an jedem Ende
derselben ein paar Riemen befestigt, die an einem Tretschaͤmel angebracht
sind. Auch hier mußte der Arbeiter, wie Hr. Dowie
sagt, stehen, und wurde muͤde, hatte jedoch seinen Fuß bequemer, als in
der Vorrichtung des Hrn. Parker.“
„Hr. Dowie hat nun mit Hrn. Black eine Vorrichtung zu Stande gebracht,
„die die Maͤngel der bisherigen Apparate beseitigt, und
durch die Erfahrung mehrerer Jahre (seit 1824) in seiner eigenen
Werkstaͤtte und in jener anderer Meister sich als sehr brauchbar
zeigte, mit welcher man leicht, schnell, und ohne allen Nachtheil
fuͤr die Gesundheit des Arbeiters arbeiten kann. Ueberdieß
gewoͤhnt der Gesell sich leicht an dieselbe. Man kann sie jedes Mal
nach der Groͤße desselben hoͤher oder tiefer
stellen.“
„Das Gestell dieser Maschine besteht aus vier Fuͤßen, einem
Bodenbrette und einem Aufsaze: quer durch laufen Leisten zur Aufnahme der Zapfen
des Rades und der Achse. Es ist ein Paar Klammern angebracht, ein Blok
fuͤr flache Saͤume, ein kreisfoͤrmiger Blok, der
ausgestopft und mit Leder uͤberzogen ist: alles dieß laͤßt sich,
nach Bedarf, oben auf die Maschine bringen.“
„Ein Gewicht von ungefaͤhr 17 Pfund haͤngt an einem Riemen,
der uͤber eine Rolle laͤuft. Der Tretschaͤmel, der das
Gewicht hebt, und so die Arbeit frei laͤßt, ist mit einer kleineren Rolle
auf derselben Achse mittelst eines anderen Riemens in Verbindung, und schiebt
sich auf messingenen Reibungs-Platten, die in einem Fuße des Gestelles
angebracht sind. Der kreisfoͤrmige Blok und das kleine Kissen dienen als
Lager fuͤr den Schuh, waͤhrend der ganzen Bearbeitung desselben,
außer bei dem sogenannten Schließen (closing): beide
werden mittelst eines dritten Riemens fest gehalten, der uͤber eine
andere kleine Rolle auf derselben Achse laͤuft, und von dieser durch ein
Loch in dem oberen Theile des Gestelles emporsteigt.“
„Die Form der Klammern ist, wie Hr. Dowie sagt,
neu, und sehr bequem, indem die Arbeit mittelst des Tretschaͤmels in
denselben in jede verlangte Lage gebracht werden kann, und dann von der Gewalt
der Achse fest gehalten wird, mit welcher sie mittelst eines Riemens, Hakens und
eines Drehe-Gewindes in Verbindung steht. Der Blok zu flachen
Saͤumen wird auf eben dieselbe Weise, wie der Schuh, fest
gehalten.“
„Der Apparat zum Schließen (closing apparatus)
kann auch Sattlern und Riemern dienen.“
Als Ursache, warum diese so wohlthaͤtigen Vorrichtungen nicht bei dem
Handwerke eingefuͤhrt werden, gibt Hr. Dowie (der
uͤbrigens des Zunftgeistes und der Handwerks-Vorurtheile hier nicht
erwaͤhnt) den Umstand an, daß die Gesellen (in England) in ihren eigenen
Wohnungen arbeiten, und da sie meistens fuͤr sich und ihre Familie nur ein
Stuͤbchen haben, diesen Apparat in derselben nicht aufstellen koͤnnen,
auch der Meister keine Aufsicht auf denselben haben kann. Er raͤth also den
Meistern „eigene Werkstaͤtten zu errichten, in welchen sie auf die Gesellen und
ihre Arbeit die noͤthige Aufsicht fuͤhren koͤnnen, wodurch
auch diese Menschen moralisch besser wuͤrden,“ woran wir, da
bei uns auf dem festen Lande die Gesellen in der Regel alle unter den Augen des
Meisters arbeiten, zweifeln zu duͤrfen glauben.
Beschreibung der Figuren zur Vorrichtung des Hrn.
Dowie.
Fig. 16 und
17.
zeigen diese Vorrichtung von der Vorderseite und von der Seite im Achtel ihrer
natuͤrlichen Groͤße. Sie besteht aus vier hoͤlzernen leichten
Balken aaaa, die oben mittelst anderer Balken b zusammengehalten werden, und unten in einem Bloke c eingelassen sind. Drei Seiten sind mit duͤnnen
Brettchen ddd geschlossen, und an der vierten
Seite ist eine Thuͤre ee, welche die innere
Hoͤhlung schließt, so daß dann das Ganze wie ein Kasten aussieht. In Fig. 17. ist
das Seitenbrett weggenommen. ff sind zwei
Loͤcher, durch welche die Zapfen g in Fig. 16.
laufen, die in dem Brette befestigt sind. Fig. 18. ist ein Stift,
der durch die Augen der Zapfen laͤuft, und das Brett an seiner Stelle
befestigt haͤlt, welches zugleich durch den Blok am Boden fest gehalten wird.
hh
Fig. 16. sind
die beiden Angeln der Thuͤre e, welche hier
weggenommen ist. i ist ein, oben auf dem Gestelle
befestigter, Blok, mit einem runden Loche, das mitten durch denselben laͤuft,
und einem kreisfoͤrmig vertieften Aufsaze jj, der durch punktirte Linien angedeutet ist. Auf diesem liegt der
Kissen-Blok k, der gleichfalls in der Mitte
durchbohrt ist, und in die Vertiefung j paßt, so daß
alle diese Loͤcher auf einander passen. Dieses Kissen dient Statt des
Knieleders des Arbeiters. Der Riemen ll
haͤlt den Schuh oder Stiefel auf diesem Kissen fest, und wird mittelst zweier
Drehegewinde nn mit dem Riemen m verbunden. Auf diese Weise kann die Arbeit nach jeder
Richtung gedreht werden, ohne daß der Riemen m, welcher
auf der Rolle oder Trommel an der Achse o befestigt ist,
verdreht wird. pp ist eine groͤßere Rolle
oder Scheibe auf derselben Achse o. q ist ein Riemen,
welcher bei r auf dieser Scheibe befestigt ist, und das
Gewicht s traͤgt. Die Scheibe p ist drei Mal so groß, als die Trommel oder Rolle bei
o, und folglich haͤlt das Gewicht s die Arbeit drei Mal so fest, als es durch seine bloße
Schwere nicht im Stande waͤre dieselbe fest zu halten. t ist eine andere kleine Trommel auf derselben Achse, auf welcher der
Riemen uu befestigt ist, der an den schiebbaren
Tretschaͤmel vv angeschnallt ist. ww ist der Ausschnitt, in welchem der
Schaͤmel auf und nieder steigt. x ist ein flacher
Theil des Tretschaͤmels, der sich an den messingenen Platten yy reibt. z ist ein
aͤhnliches Stuͤk, das sich an innen angebrachten aͤhnlichen Platten reibt. Auch in
dem Brette g ist ein Ausschnitt, in welchem der
Tretschaͤmel sich bewegen kann. Wenn man nun auf diesen Tretschaͤmel
tritt, wird das Gewicht s gehoben, und die Arbeit wird
frei; wenn man den Fuß von demselben wegzieht, haͤlt das Gewicht die Arbeit
wieder fest.
Fig. 19. sind
die Klammern, oder, wenn man will, der Schraubstok. Fig. 20. zeigt ihn von
oben und geoͤffnet. aa sind die beiden
Angeln; bb die beiden Baken. In der Mitte befindet
sich ein Loch, und in diesem ist eine Schraube c, von
welcher ein Riemen d hinabhaͤngt, der unten mit
einem Haken versehen ist. Fig. 21. zeigt diesen
Riemen von der Seite. Wenn man diesen braucht, wird der Kissen-Blok k weggenommen, und man laͤßt den Riemen l von seinen Drehegewinden n
hinabhaͤngen. Hierauf wird der Schließer oder die Klammer, die einen
Vorsprung j hat, welcher in die Vertiefung paßt,
aufgesezt, mit diesem Riemen in Verbindung gebracht, und der Riemen d in die Drehegewinde eingehaͤngt, wo sodann das
Gewicht s die Klammern zusammenhalten wird: diese
Klammern koͤnnen mittelst der Hand, oder mittelst des Tretschaͤmels
geoͤffnet werden: in diesem lezteren Zustande zeigen sie die punktirten
Linien, Fig.
19.; wenn die Hoͤrner der Klammern ee auf dem Bloke i ruhen, und das Gewicht s auf den Riemen d wirkt,
wird der mittlete Theil hinabgezogen, und schließt so die Baken. Fig. 22 und 23. zeigen
einen Blok von der Seite und von dem Ende, der mittelst des Riemens l oben auf i festgehalten
wird. Fig. 24
und 25. sind
Seiten- und End-Ansichten eines weichen Kissens. Fig. 26. zeigt den
Kissen-Blok k von oben.
Hr. Gill belobt vorzuͤglich die sinnreiche
Anwendung der verschiedenen Durchmesser der Rollen auf der Achse o, wodurch das Gewicht von 17 Pfd. mit einer Kraft von
50 wirkt. Er glaubt aber, daß es besser waͤre mit dem Riemen q, an welchem das Gewicht haͤngt, noch einen
Riemen zu verbinden, und diesen uͤber eine Trommel an der Seite des Gestelles
zum Tretschaͤmel hinablaufen zu lassen, indem auf diese Weise der Arbeiter
nur eine Kraft von 17 Pfd. anzuwenden haͤtte, um das Gewicht in die
Hoͤhe zu heben, Statt der 50, die jezt von ihm gehoben werden
muͤssen.
Diese Maschine scheint uns allerdings gut; wir finden sie aber zu zusammengesezt und
zu kostbar.