Titel: | Ueber Hrn. Jak. Fraser's Dampfkessel für Dampfbothe. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LIII., S. 212 |
Download: | XML |
LIII.
Ueber Hrn. Jak. Fraser's Dampfkessel fuͤr Dampfbothe.
Fraser, Dampfkessel fuͤr Dampfbothe.
Wir haben von diesem Dampfkessel im XXXI. Bd. S.
163. unseres Polyt. Journales Beschreibung und
Abbildung aus dem Register of Arts geliefert, wo
derselbe fuͤr Dampfbothe vorzuͤglich aus dem Grunde empfohlen wurde,
weil er uͤberall mit Wasser umgeben ist, das Both also nicht anbrennen
kann.
Das Repertory of Patent-Inventions theilt in
seinem September-Hefte, S. 527. dieses am 11. Juli
1827 einregistrirte Patent im Extenso, aber ohne
Abbildung mit, und begleitet es mit folgenden
Bemerkungen.
„Wir bleiben unwandelbar der Meinung, daß Roͤhren, die in Kesseln
von einem Ende zu dem anderen laufen, immer sehr schlechte Dienste leisten,
indem sie die Kessel schnell zerstoͤren. Sie werden naͤmlich durch
die Hize mehr ausgedehnt, als die Seiten des Kessels, vorzuͤglich wenn,
wie in dem Kessel des Hrn. Fraser, Feuer in denselben
angebracht wird, und treiben dadurch die Enden des Kessels, in welchen sie
befestigt sind, mit großer Gewalt nach außen. Wenn das Feiler ausgegangen ist,
und sie sich zusammenziehen, ziehen sie wieder dieselben nach einwaͤrts.
Die haͤufige Wiederholung dieser Zerrungen in entgegengesezter Richtung
muß schnell die nachtheiligste Wirkung aͤußern. Auch die Zuͤge
selbst unterliegen haͤufig Zufaͤlligkeiten: wir sahen, daß Kessel
dieser Art haͤufiger wegen Reparaturen in den Zuͤgen aus der Mauer
gehoben werden mußten, als wegen irgend einer anderen Ursache.
Der Patent-Traͤger sagt, daß man durch die große Oberflaͤche der
Zuͤge, und dadurch, daß der Rauch und die heißen Daͤmpfe so oft in
Beruͤhrung mit dem Kessel kommen, viel an Hize gewinnen wird. Wir waren einst
derselben Meinung, und wurden, was den lezteren Umstand betrifft, zum Theile sogar
durch Rumford's Werk bestaͤtigt, bis folgender
einfache Versuch uns von unserem Irrthume uͤberzeugte.
Ein Kessel von der Laͤnge von 10 Fuß, und 5 Fuß in der Breite, mit einem Herde
von der gewoͤhnlichen Groͤße an dem einen Ende, hatte den Raum unter
seinem Boden durch eine Ziegelwand in zwei gleiche Theile der Laͤnge nach
getheilt: einen Theil bildete ein Zug, durch welchen die erhizten Daͤmpfe,
die sich aus jenem Theile entwikelten, in welchem das Feuer war, auf ihrem Wege nach
dem Schornsteine um den Kessel herumliefen: der Eingang in den Schornstein war an demselben Ende des
Kessels, an welchem der Herd sich befand. An den Enden dieser Zuͤge waren
vierekige Oeffnungen zur Reinigung derselben, die mit Ziegeln verlegt waren, welche
man nur dann herausnahm, wann sie gereinigt werden sollten. Jeder wuͤrde
glauben, daß die heißen Daͤmpfe eines starken Feuers flammender Hartleikohle
(denn diese brannte man hier) noch eine hinreichende Wirkung an diesem Ausgange des
zweiten Zuges aͤußern wuͤrden.; allein, einige an diesem Ende
hingelegte Erdaͤpfel, die man daselbst baken wollte (das Ende wurde wieder
sorgfaͤltig mit den Ziegeln geschlossen), wurden nach einigen Stunden beinahe
noch so roh und hart herausgezogen, als sie waren, da man sie hineinlegte.
Diese Thatsache beweist hinlaͤnglich, wie wenig Hize in diesem zweiten Zuge
war, selbst an dem so nahe an dem Herde befindlichen Ende desselben. In der
Naͤhe des Schornsteines mußte also noch weit weniger Hize gewesen seyn. Wir
wollen durch diese Bemerkung durchaus nicht das Ansehen des sel. Grafen Rumford schwaͤchen; da er bei seinen Versuchen
Holzfeuer anwendete, so konnte das Resultat seiner Versuche ganz anders ausfallen,
als das unsrige, womit Steinkohlen, geheizt wurde.
Das mit Wasser gefuͤllte Gehaͤuse, welches den Kessel umgibt, mag
allerdings die Vortheile gewaͤhren, die der Patent-Traͤger
angibt; es Meint uns aber, daß die großen Kosten desselben, und die Schwierigkeit,
dasselbe wasserdicht zu machen, ein großes Hinderniß bei Anwendung desselben seyn
duͤrften.
Am Ende der Patent-Erklaͤrung sagt der Patent-Traͤger:
daß man an Kraft gewinnen wuͤrde, wenn man „die Hize uͤber
die obere Oberflaͤche des Kessels hinstreichen laͤßt.“
Da die Gefahr eines solchen Verfahrens, durch welches so leicht Explosionen
geschehen koͤnnen, nicht allgemein bekannt ist, so muͤssen wir uns
desto mehr alles Ernstes gegen die Anwendung desselben erklaͤren. Hr. Perkins hat auf die genuͤgendste Weise gezeigt,
wie dadurch Gefahr entstehen muß, und wir haben bloß auf seine sehr
gegruͤndeten Angaben hinzuweisen, (wovon wir einen Auszug im V. Bd. S. 40.
der gegewaͤrtigen Series, Polytechn, Journ. Bd. XXIV. S.
484. geliefert haben), um jeden verstaͤndigen Menschen von der
Richtigkeit derselben zu uͤberzeugen.