Titel: | Ueber die Weise, die Erdäpfel zu ernten und aufzubewahren. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LVIII., S. 221 |
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LVIII.
Ueber die Weise, die Erdaͤpfel zu ernten
und aufzubewahren.
Aus dem American Farmer im Recueil industriel, August. S.
188.
Ueber Erntung und Aufbewahrung der Erdaͤpfel.
Die praktischen Landwirthe sind uͤber die Zeit nicht einig, in welcher man die
Erdapfel ernten soll, kommen aber alle darin uͤberein, daß man sie, wenn sie
zum Genusse und nicht zum Samen bestimmt sind, nicht ehe ernten soll, als bis sie
reif sind. Die Reife der Erdaͤpfel erkennt man an ihrem Staͤngel, der
abstirbt, sobald die Knollen reif sind. Nun sagen aber einige Landwirthe, man soll,
sobald dieß geschehen ist, die Erdapfel ausgraben, einfahren und aufspeichern, und
einige behaupten, man koͤnne hier nicht genug eilen, moͤgen nun die
Staͤngel in Folge des Frostes oder der Reife der Knollen abgestorben seyn.
Andere hingegen versichern uns, die Erdaͤpfel bleiben, so lang es nicht
friert, in der Erde besser. Bei dieser Meinungs-Verschiedenheit ist indessen
so viel gewiß, daß es immer gut seyn wird, nicht so lang zu warten,
vorzuͤglich in noͤrdlichen Gegenden, damit sie nicht vom Froste
verderben, oder gar bis naͤchstes Fruͤhjahr in der Erde liegen bleiben
muͤssen. Die aͤlteste Methode, Erdaͤpfel zu ernten, war die,
daß man sie in der Sonne troken werden ließ, wie Gras das man zu Heu machen will. In
Rees's
Cyclopaedia (einem uͤbrigens so
schaͤzbaren Werke) heißt es: „so wie die Erdapfel ausgegraben sind,
muß man sie einige Tage uͤber troken werden
lassen, ehe man sie aufspeichert.“ Dieses ist eine irrige
Lehre. Wenn die Erdaͤpfel, zumal bei truͤbem Himmel,
vorzuͤglich in feuchten Gegenden, zwei und drei Tage lang im Freien liegen,
so werden sie dadurch, wie man sagt, gruͤnlich,
und bekommen einen scharfen, bitteren, widerlichen Geschmak; ja sie koͤnnen
sogar gewisser Maßen giftig werden. Dafuͤr behaupten viele Paͤchter,
daß, je weniger die Erdaͤpfel, nachdem sie ausgegraben wurden, an der Sonne
und an der Luft liegen bleiben, desto besser es sey; daß es sogar, wenn man sie
aufspeichert, gut sey einen Theil der Erde an denselben zu lassen, aus welcher man
sie genommen hat. Indessen ist es am besten, die Erdaͤpfel nie also gleich
nach starken Regen auszugraben, und alsogleich, nachdem man sie ausgegraben hat, auf Haufen zu
legen, sondern sie einige Tage uͤber an einem abhaͤngigen Orte liegen
zu lassen, damit die zu große Menge Feuchtigkeit, die sie eingezogen haben,
verduͤnsten kann.
Hr. Ponel zu Albany, ein eben so geschikter theoretischer
als praktischer Landwirth, sagt: „Es ist besser, die Sonne nie auf die
Erdaͤpfel scheinen zu lassen, und sie mit der an ihnen haͤngen
bleibenden Erde aufzuspeichern; es ist selbst gut, in die Kisten und
Faͤsser, in welchen man sie aufbewahrt, Erde zu schuͤtten; man muß
sie an ihrer Oberflaͤche feucht halten, und dafuͤr sorgen, daß die
Temperatur der Luft, die sie umgibt, so wenig als moͤglich unter dem
Frierpunkt faͤllt.“
Der achtbare O. Fiske bemerkt in einer Abhandlung, die er
an der Akerbau-Gesellschaft zu Worcester vorlas, daß die Natur die Erdapfel
in der Erde noch nicht vollkommen reif gemacht hat, wann ihr Staͤngel
abstirbt, wo alle Paͤchter dieselben als ausgereift betrachten. Es ist
wahrscheinlich, daß die Erde, auf eine noch unbekannte Weise, die Eigenschaften
derselben vervollkommnet, nachdem sie ihren Wachsthum erreicht haben. Daß die
Erdaͤpfel, die den ganzen Winter uͤber unter der Erde bleiben,
mehliger und schmakhafter sind, ist eine anerkannte Thatsache. Ein Landwirth in
dieser Stadt, der eine große Menge Erdapfel bunte, grub in den ersten Tagen des
Herbstes so viel derselben aus, als er glaubte in seiner Familie nothwendig zu
haben: da er die uͤbrigen zum Viehfutter bestimmt hatte, so verschob er das
Ausgraben derselben bis auf eine gelegenere Zeit. Nach einigen Monaten brachte man,
aus Versehen, Erdapfel auf den Tisch, die fuͤr das Vieh bestimmt waren. Die
schmekten so gut, daß gefragt wurde, woher sie genommen waren, und von dem
Augenblike an, wo sich der Irrthum entdekte, wechselte die Familie ihren Vorrath mit
jenem, der fuͤr das Vieh bestimmt war. Noch eine andere Thatsache, die unsere
Meinung bestaͤtigt, wurde mir von einem sehr erfahrnen Paͤchter aus
der Gegend von Boston mitgetheilt. Ein schottischer Landwirth, der an den besten
Tischen dieser Stadt und ihrer Umgebungen gespeiser hatte, sagte zu diesem
Paͤchter, er habe noch nirgendwo bei uns einen Erdapfel gefunden, den man in
Schottland einen guten Erdapfel nennen wuͤrde. Er schrieb diesen Umstand
unserer Art die Erdaͤpfel zu bauen und zu ernten zu: in Schottland baut man
naͤmlich die Erdaͤpfel sehr fruͤhe und erntet sie sehr
spaͤt.