Titel: | Neue und verbesserte Methode Brantwein zu destilliren, worauf J. Fraser, Mechaniker zu London, Houndsditch, sich am 4. März 1826. ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LXXVIII., S. 284 |
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LXXVIII.
Neue und verbesserte Methode Brantwein zu
destilliren, worauf J.
Fraser, Mechaniker zu London, Houndsditch, sich am 4. Maͤrz 1826. ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. October 1829. S. 587.Wir haben zwar von diesem Patente schon im XXVIII. Bd. S. 192. des Polyt. Journales
Nachricht gegeben; allein das London
Journal gab damals, wie wir jezt sehen, eine so
unvollstaͤndige Nachricht, daß man kaum wußte, woran man war.A. d. R.
Fraser, Methode Brantwein zu destilliren.
Meine Erfindung besteht in einer solchen Stellung der Theile des
Destillir-Apparates, daß waͤhrend der Destillation der Dampf aus der
ersten Blase durch die zweite Blase oder den Rectificator durchziehen muß, was
entweder durch Roͤhren oder durch Hoͤhlungen von was immer fuͤr
einer Form, oder wie man sie gewoͤhnlich bei Dampfheizung oder Verdichtung
braucht, geschieht: nur daß man hier immer eine große Flaͤche vor Augen haben
muß: oder daß, waͤhrend obiges geschieht, der Dampf der ersten Blase zugleich
auch auf die Außenseite der zweiten Blase wirkt, so daß die zweite Blase ganz, von
Innen und Außen, der Einwirkung des Dampfes der ersten Blase auf seinem Durchgange
in das Kuͤhlgefaͤß ausgesezt ist. Die zweite Blase kann auch oben an
dem oberen Ende des Wurmes oder Verdichters, oder wo man es immer bequem findet,
angebracht werden, wenn nur der Dampf mit gleich starker Kraft auf dieselbe
einwirken kann. Dieß ist das Verfahren, auf welches ich ausschließliches
Patent-Recht in Anspruch nehme, und wodurch der dem neuen Kornbrautweine
eigene brennzelige Geschmak wesentlich vermindert wird.
Ich beschreibe nun nur noch ein einfaches und ergiebiges Verfahren, welches theils
neu, theils von anderen entlehnt ist, worauf ich kein Patent-Recht
gruͤnde, das aber zur gruͤndlichen Einsicht des Ganzen nothwendig ist.
1) Man umgebe die erste Blase mit Wasser. Wenn dieses kocht, wird auch dasjenige
kochen, was in der ersten Blase enthalten ist; es wird sich kein Bodensaz von Maisch
oder Lauter am Boden der Blase anlegen koͤnnen. Dieß war eine lange Zeit
uͤber mein eigenes Verfahren. Es ist offenbar, daß das Wasser, welches die
erste Blase umgibt, weit uͤber jenen Grad gehizt werden kann, welcher
nothwendig ist, um dasjenige, was in der Blase enthalten ist, kochen zu machen, und
daß man mit dem Dampfe des Wassers, welches die Blase von Außen umgibt, das Gut
waͤrmen kann, ehe man es in die erste Blase eintraͤgt, oder irgend
etwas anderes in weiter Entfernung vom Feuer hizen, Faͤsser eindampfen kann
etc.
Wenn nun der Wasserkessel und die erste Blase gefuͤllt ist, und beide im
Sieden sind, steigt der Dampf durch den Helm und durch die Verbindungsroͤhre
in die zweite Blase, und aus dieser in den Wurm oder in den Verdichter; und da es
sich nun sehr darum handelt, daß das Gut oder Lauter nicht in den Wurm oder
Verdichter uͤberlaͤuft, ist in der zweiten Blase ein Aufhaͤlter
angebracht, wodurch dieser Unfall verhindert wird. Unter Aufhaͤlter verstehe
ich jedes Hinderniß, welches bei einem hoͤheren Stande der
Fluͤssigkeit das Ueberlaufen verhindern kann, so daß, wenn zwischen diesem
Hindernisse, und zwischen der Fluͤssigkeit, die sich in der Blase befindet,
Raum gelassen wird, dasjenige, was aufwallt, nicht uͤberlaufen kann, sondern
zuruͤkbleiben muß, bis das Feuer gedaͤmpft ist, und Alles wieder in
der Blase auf denselben Stand zuruͤkkehrt. Dieser Aufhaͤlter ist
beinahe drei Viertel offen, und laͤßt ein Viertel zum Durchgange des Dampfes,
das gleichfalls die Eigenschaft besizt, die waͤsserigen Theile von den
geistigen zu scheiden, indem die leichteren Theilchen emporsteigen und uͤber
den Aufhaͤlter wegsezen. Nachdem die erste Blase uͤberdestillirt ist,
wird sie wieder mir erhiztem Gut gefuͤllt; was uͤberging, ward in der
Vorlage aufgenommen und aufbewahrt, und wird aus dieser in eine zweite Blase
aufgepumpt. Da nun das Gut bereits stark erhizt wurde, ehe es in die erste Blase
eingetragen wird, so kocht es bald, und da der Dampf desselben in Beruͤhrung
mir der Oberflaͤche des aus der Vorlage aufgepumpten Brandwassers steht, so
wird dieses in der zweiten Blase schnell rectificirt, und geht durch seinen eigenen
Wurm in seine eigene Vorlage uͤber. Man kann sich eben so leicht denken, daß
auf dieselbe Weise zwei erste Blasen durch eine zweite oder
Laͤuterungs-Blase in Thaͤtigkeit gesezt werden, oder eine
Laͤuterungs-Blase durch das die erste Blase umgebende Wasser, oder daß
eben so die erste Blase zur Laͤuterungs-Blase werden kann. Eine
Brantweinbrennerei kann, nach diesem Systeme, jede beliebige Form annehmen, weit
wohlfeiler eingerichtet werden, weit mehr Ertrag und eine Ersparung von wenigstens
15 p. C. geben. Der Brautwein wird besser seyn und die Brennsteuer laͤßt sich
bei dieser Methode auf den kleinsten Bruchtheil bestimmen.
Das Repertory fuͤgt die Bemerkung bei, daß diese
Patent-Erklaͤrung nicht klug abgefaßt ist, wenn auch das Verfahren
selbst sehr gut seyn mag.
Die Anwendung des Dampfes der ersten Blase zu einer Destillation aus einer zweiten
Blase ist nicht neu, und wurde bereits oͤfters auf verschiedene Weise
vorgenommen: sie ist im Grunde nichts anderes, als eine Destillation mittelst des
Dampfbades. Was die Anwendung dieses Bades in dem Inneren der zweiten Blase
betrifft, die
Roͤhren naͤmlich, die durch die zweite Blase durchziehen, so ist auch
diese Vorrichtung, die neu scheinen konnte, nicht neu. Hr. Smithson Tenant hat dieselbe schon vor dem Jahre 1815 angewendet. Die Art,
wie dieser geschikte Chemiker dieselbe benuͤzte, ist zugleich mit dem ganzen
Apparate, im 27. B. der second Series des Repertory S. 214. beschrieben. Hr. Tenant wendete noch uͤberdieß ein kuͤnstliches Vacuum an;
dieß thut aber nichts zur Sache; denn, mit Weglassung dieses Vacuums, ist das
gegenwaͤrtige Verfahren offenbar einerlei mit jenem des Hrn. Tenant.
Eine andere Methode den Dampf einer Blase zur Destillation aus einer zweiten Blase
anzuwenden, hat Hr. Adam angegeben (Repertory of Patent-Inventions. II. Series. S. 180 und 238), und eine dritte, Hr. Berard, S. 370. desselben Bandes.