Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LXXXIII., S. 301 |
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LXXXIII.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der zu London vom 30. September bis zum 15.
October im J. 1829 ertheilten Patente.
Dem John Moore,
Gentleman, Broad Wier, in der City von Bristol: auf eine neue oder verbesserte
Maschinerie, um Fuhrwerke, Schiffe, Fahrzeuge oder andere schwimmende
Koͤrper vorwaͤrts zu treiben und um Dampfwagen zu lenken, nebst einem
Apparate, um den Dampf zu verdichten, nachdem er den Staͤmpel der
Dampfmaschine gehoben hat. Dd.
30. September 1829.
Dem William Rodger,
Lieutenant bei der koͤnigl. Marine, Norfolk Street, Strand, in der
Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen in der Einrichtung der
Haͤmmer bei Krahnbalken. Dd.
30. Sept. 1829.
Dem Thomas Banks,
Mechaniker in Barton-upon-Irwell, in der Grafschaft Lancaster: auf
Verbesserungen an Dampfmaschinen. – Dd.
30. September 1829.
Dem Paul Descroizilles, Chemiker in Fenchurch Street, in der City von London: auf
gewisse Verbesserungen an dem Apparate zum Sengen der Kattune und gewisser
anderer Fabrikate. Dd.
7. October 1829.
Dem William Church,
Esq. zu Haywood-House, bei Birmingham, in der Grafschaft Warwik: auf
gewisse Verbesserungen an den Maschinen zum Forttreiben der Fuhrwerke und Bothe
vermittelst Dampf, so wie an den Dampfkesseln, welche hiezu und zu anderen
Zweken gebraucht werden. Dd.
15. October 1829.
Dem William Church,
Esq. zu Haywood-House, bei BirminghamBirmigham, in du Grafschaft Warwik: auf gewisse Verbesserungen an den
Instrumenten zum Schaͤrfen der Messer und anderer schneidenden Werkzeuge,
so wie an dem Apparate zur Verfertigung derselben. Dd.
15. Oktober 1829.
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Nov.
1829, S. 703.)
Ueber die Anspruͤche des Hrn. Heinr. Bell von Glasgow auf die erste praktische
Einfuͤhrung des Dampfbothes in England, und auf oͤffentliche
Belohnung. Ein Beitrag zur Geschichte der Dampfschifffahrt.
Am 15. Julius hielten einige Freunde oͤffentlicher Dankbarkeit eine Sizung zu
Liverpool unter dem Praͤsidium des Hrn. Gladstone,
M. P., um Hrn. Bell, welcher dem Hrn. Fulton das erste Modell zu einem Dampfbothe gab und mit
demselben nach Nord-Amerika ging, um es daselbst auszufuͤhren, der,
ferner nach seiner Ruͤkkehr nach Europa zu Glasgow, das erste europaͤische Dampfboth erbaute, das auf dem Clyde von Glasgow
in die benachbarten Gegenden als Postschiff fuhr, (den Kometen (the Comet)); der endlich, um seine Erfindung
durchzusezen, sein ganzes Vermoͤgen aufgeboten hat, und jezt in einem Alter,
dessen Schwachen ihm nicht mehr gestatten vom Schweiße seines Angesichtes zu leben,
in einem Zustande von Armuth und Elend leben muß, und von der Wohlthaͤtigkeit
anderer abhaͤngt, eine ehrenvolle Unterstuͤzung zu
gewaͤhren.
Hr. Morris sprach fuͤr Hrn. Bell. Er sagte, daß er schon vor vier Jahren den Entschluß gefaßt habe,
Bell's Angelegenheit nimmermehr ruhen zu lassen, bis
nicht entweder die britische Nation oder die Regierung ihre Schuldigkeit gegen den
Mann abgetragen hat, dem nicht bloß England, sondern alle Laͤnder des
Erdballes die Einfuͤhrung der Dampfschifffahrt verdanken. Er habe in den
angesehensten periodischen Blaͤttern Englands hierauf aufmerksam gemacht, und
in Folge seiner Vorstellungen sind 33 Gesuche aus Schottland, und Einer aus
Liverpool an die Regierung abgegangen, und fanden auch im Parlamente die
Unterstuͤzung mehrerer Mitglieder, namentlich des Hrn. Gladstone: allein sie hatten keinen Erfolg. Hr. Canning trug nur auf ein Geschenk von 200 Pfd. (2400 fl.) fuͤr
Bell, „als fuͤr ein verdientes Individuum“ an. Bell's Freunde schaͤmten sich einer solchen
Entehrung der Verdienste desjenigen, der zuerst die Dampfschifffahrt im Großen
einfuͤhrte; sie riethen ihm diese Summe nicht anzunehmen, und zu warten, bis
das Parliament zu seiner eigenen Ehre so klug werden wuͤrde, diese 200 Pfd.
wenigstens in eine Jahresrente zu verwandeln. Hr. Morris
versuchte nun eine Subscription; Gladstone stellte sich
an die Spize; auch diese gelang nicht. Man wendete sich nun allen Ernstes an die
Staͤdte Glasgow, Edinburgh, Liverpool und Manchester, und die HHrn. Cleland, der Lord Prevost von Glasgow, Jak. Ewin und M'Gavin erlaubten
Herrn Morris in ihrem Namen fuͤr Hrn. Bell zu sprechen. Dadurch wurden nun in drei Monaten 500
Pfd. zu Glasgow zusammengebracht, als Zubuße zu einer kleinen Jahres-Rente
der Fluß-Casse (River-Trust) zu Glasgow,
die Anfangs 50, endlich 100 Pfd. betrug. Die Stadt Glasgow hatte demnach ihre Schuld
abgetragen. Hr. Morris ging nun nach London, wo aber die
unselige Katholiken-Frage alle Ohren taub machte. Indessen erhielt er einige
Unterstuͤzung von den HHrn. A. Campbell, R. Downie, Jos. Hume etc., auch
von den Peers Melville und Bucclaugh, und Hr. Knowles empfahl die
Angelegenheit dem Navy Board.
Hr. Morris las nun einen Auszug aus dem V. Berichte des Ausschusses des Hauses der Gemeinen
uͤber Dampfbothe vom Junius 1822, in welchem, nach den Erfindungen Hull's im J. 1736, des Herzogs von Bridgewater, des Hrn.
Miller von Dalwinston, des Marquis de Jouffroy im J. 1781, des Lord Stanhope im J. 1795 und des Hrn. Symington auf
dem Forth- und Clyde-Canal im J. 1801, bemerkt wird, „daß
alle diese Versuche kein praktisches Resultat gewaͤhrten,“ bis
im J. 1807 die Amerikaner anfingen Dampfboͤthe zu bauen. Die Ehre, die ersten
Dampfboͤthe gebaut zu haben, bleibt indessen immer fuͤr England
aufbehalten: denn Heinr. Bell von Glasgow gab dem Hrn.
Fulton das erste Modell und ging mit diesem nach
Amerika, um ihm daselbst im Baue zu helfen. Bei seiner Ruͤkkehr nach Europa,
im J. 1811, baute Bell das erste brauchbare Dampfboth,
den Comet.
Hr. Alston, der den Comet seine
erste Reise machen sah, unterstuͤzte Hrn. Morris,
und bemerkte, daß jezt bereits 50 Dampfboͤthe dort im Gange sind, wo vor 18
Jahren der Comet seine erste Fahrt hielt, und daß im
Hafen zu Liverpool eben so viele, und noch weit groͤßere Dampfboͤthe,
beschaͤftigt sind; daß diese Stadt dadurch an Schiffzoll unendlich gewinnt,
und mit ihr zugleich der Handel derselben; daß sie, und das Land und die Welt, alle
diese Vortheile, so wie auch diejenigen, welche die Dampfschifffahrt, die jezt noch
in ihrer Kindheit ist, ihr einst noch bringen wird, im Grunde Hrn. Bell zu verdanken hat, der also Unterstuͤzung von
ihr verdient.
Hr. Egerton Smith unterstuͤzte gleichfalls den
Antrag, und bemerkte, daß die Summe, die die Regierung Hrn. Bell bewilligte, kaum zehn Mal so viel ist, als was ein einziger
Buͤrger von Liverpool, Hr. Fawcett, demselben
zugedacht hat. Hr. Smith erzaͤhlte, daß, als er
vor 14–15 Jahren die Benuͤzung der Dampfbothe empfahl, als Narr in der
Stadt verlacht wurde, indem er doch nur dasjenige empfohlen hat, was in Amerika
bereits wirklich eingefuͤhrt und benuͤzt wurde; daß jezt keine Stunde
vergeht, wo nicht in derselben Stadt, in welcher er als Narr verlacht wurde, weil er
Dampfboͤthe als Zugboͤthe empfahl, Schiffe mittelst derselben in den
Hafen oder aus demselben bugsirt werden. Er erzaͤhlte hierbei einen
sonderbaren Fall, der die Vortheile dieses Ausbugsirens aus dem Hafen deutlich vor
Augen legt. Vor einigen Jahren lagen an hundert Kauffahrteischiffe im Hafen um
auszulaufen. Der Wind war beim Auslaufen gut, sprang aber, ehe die Schiffe um den
schwarzen Felsen (Black Rock) herumgesegelt waren, nach
Nord-West, und die ganze Kauffahrteiflotte mußte wieder zuruͤk, mit
Ausnahme eines einzigen Schiffes, das gluͤklich uͤber den Felsen
hinausgesegelt hatte. Dieses Schiff segelte nach Barbadoes, und fand, als es von da
wieder nach Liverpool zuruͤk kam, alle 99 Schiffe, die mit ihm ausgelaufen
sind, noch ruhig im Hafen. Hier war also Verlust eines ganzen Vierteljahres! Wenn
nun diese Schiffe sich haͤtten uͤber den schwarzen Felsen durch
Dampfboͤthe hinaus bugsiren lassen, waͤre all dieser ungeheuere
Schaden fuͤr den Kaufmann und Schiffer beseitigt gewesen. Hr. Smith. bemerkt ferner, daß es schaͤndlich ist,
wenn man Hrn. Bell vorwirft, er sey ein Schotte, und kein
Englaͤnder, und ihn daher seinen Landsleuten, den Schotten, zur Belohnung
zuruͤkweiset. Hr. Bell gehoͤrt eben so
wenig Schottland, als England, er gehoͤrt der ganzen Welt an, denn er ist ein
Wohlthaͤter der gesammten Menschheit geworden, und sein Dampfboth bringt den
Englaͤndern mehr Nuzen als den Schotten; sagte Hr. Alston.
Hr. Currie unterstuͤzte Hrn. Morris gleichfalls. Er fuͤgte die Bemerkung bei, daß er sich wohl
erinnere, wie Officiere der Flotte sich degradirt
glaubten, als sie zum Commando eines Dampfbothes beordert worden, und daß sie jezt
auf Dampfboͤthen lieber dienen.
Wenn, sagte Hr. Alston, die Flußcasse zu Glasgow von ihrem
jaͤhrlichen Einkommen pr. 18,000 Pfd. so billig
ist, 100 Pfd. fuͤr Hrn. Bell jaͤhrlich
anzuweisen, so koͤnnte die Hafencasse von Liverpool, deren Einnahme 150,000
Pfd. jaͤhrlich betraͤgt, Hrn. Bell wohl
noch mehr anweisen.
Hr. Gladstone meinte, daß alle Besizer von
Dampfboͤthen, alle Fabrikanten, die Dampfmaschinen fuͤr dieselben verfertigen, und
alle großen Kaufleute, die durch Dampfschifffahrt so viel gewinnen, in ihrem
Gewissen schuldig sind, Hrn. Bell zu
unterstuͤzen.
Aus Gill's
technological Repository. Septbr. 1829, S. 152.
(Im Auszuge.)
Dampfschiffe in England.
England hat gegenwaͤrtig 510 Dampfschiffe im Gange. Das groͤßte ist der
Soho von London, der 358 Tonnen (Tonne à 20 Ztr.) fuͤhrt; und der United Kingdom
zu Glasgow von 335 Tonnen. Das kleinste Dampfboth auf der Themse ist der Rapid von 33 Tonnen, und das kleinste in England das Fortfield-Paket von bloß 4 Tonnen. (Times Galignani Nro. 4500.)
Eisernes Schiff.
Zu Liverpool wurde Mitte Octobers ein eisernes Schiff vom Stapel gelassen, das den
Hrn. Laird und Comp. gehoͤrt. Ein Dampfboth half
dasselbe gaͤnzlich in das Wasser ziehen. Man besorgte, daß es tief tauchen
wuͤrde; es tauchte aber nur 14 Zoll, weniger also, als wenn es von Holz
gewesen waͤre. Das Schiff sieht sehr schoͤn und leicht aus, ist 60 Fuß
lang, 13 Fuß breit, 7 1/2 Fuß tief, mißt 54 Tonnen und fuͤhrt 90 todtes
Gewicht. Es ist mit einer Composition gegen den Rost von innen und von außen
uͤberzogen. (Liverpool-Mercury, Galignan.
Messeng. 4559.)
Neue Bekleidung der Schiffe mit Kautschuk.
Man baut sezt in Van-Diemen's-Land ein Schiff von 74 Kanonen aus Thek
(Tectona Theca) und uͤberzieht es mit
Kautschuk Statt mit Kupfer, wodurch es nicht bloß wasserdicht, sondern auch gegen
alle Faͤulniß geschuͤzt wird. Mech. Magaz.
N. 323. 17. Oct. S. 144. (Man wird noch einen anderen Vortheil davon haben,
naͤmlich diesen, daß Kanonen keine so großen Leke in dem Schiffe bilden.
Denn, wenn eine Kugel aus einem gezogenen Rohre auf 30 Schritte auf eine Blase
Kautschuk geschossen ein Loch in derselben zuruͤklaͤßt, daß man kaum
sieht, so kann auch eine Kanonen-Kugel kein groͤßeres Loch in dem
Kautschuk machen, als hoͤchstens von einem Zoll im Durchmesser. Wir haben,
als wir diesen Versuch im Polyt. Journ. Bd. XXVIII. S. 423. anfuͤhrten,
Kautschuk zur Bekleidung der Schiffe vorgeschlagen. Man hat uns in Europa
ausgelacht: im Van-Diemens-Lande befolgt man unseren gut gemeinten
Rath).
Lihou's Verbesserung beim Einhaͤngen des
Steuerruders.
Hr. Lihou, Commandant in der k. Flotte, ließ sich am 14. April 1829 ein Patent auf eine Verbesserung zum
Einhaͤngen der Nuder ertheilen, welche im Repertory of
Patent-Inventions, October 1829. S. 593, aber ohne Abbildung,
beschrieben ist, und worauf wir uns begnuͤgen muͤssen
Schiffsbaumeister aufmerksam gemacht zu haben.
Maͤnner von Weibern im Rudern
uͤbertreffen.
Zu Lough-Rie, Westmeath, wurde eine Ruder-Wette zwischen
Maͤnnern und Weibern um 20 Guineen angestellt. Die Weiber gewannen die Wette.
(Atlas, Galignani. N. 4500.) Eine
merkwuͤrdige Erscheinung; indem der Mensch gerade im Rudern seine
hoͤchste Kraft zu aͤußern vermag.
Hillman's kuͤnstliche Maste,
auf welche derselbe am 1. Mai 1828 sich ein Patent ertheilen
ließ, werden im Repertory of Patent-Inventions,
October, 1829. S. 595. einer Kritik unterzogen, aus welcher hervorgeht, daß sie
unbrauchbar sind, und keineswegs den kuͤnstlichen Masten des Sir Rob. Seppings, oder der HHrn. Ferguson und Allee gleich kommen.
Capitaͤn Hood's schwimmende
Bruͤke.
Capitaͤn Hood, Commandant der Fregate Hyperion,
mußte drei Jahre lang mit seiner Fregate im Hafen von Newhaven liegen. Es war bei
dem ihm aufgetragenen Dienste nothwendig jeden Augenblik mit dem Lande in Verbindung
zu seyn. Dieß konnte wohl waͤhrend der Fluth geschehen; allein, obschon diese
im Hafen von Newhaven eine Differenz von 22 Fuß in der Wasserhoͤhe gibt,
konnte doch waͤhrend der Ebbe Niemand an's Land, da das Ufer tief mit Schlamm
bedekt war. Er gerieh demnach auf die Idee, eine schwimmende Bruͤke vom Bord
seiner Fregate, die am Vorder- und Hintertheile vor Anker lag, dadurch
herzustellen, daß er zwei Taue parallel vom Schiffe an das Ufer spannen, und den
Zwischenraum mit leeren Faͤssern ausfuͤllen ließ, die an den Tauen
befestigt werden. Diese Faͤsser lagen zur Zeit der Ebbe sicher im Schlamme,
und wurden, so wie die Fluch kam, flott, und man konnte auf diese Weise zu jeder
Zeit von der Fregate auf das Land und von diesem auf die Fregate. Hr. Hood erhielt fuͤr diese Erfindung die silberne
Medaille von der Society of Arts, in deren Transactions fuͤr das J. 1828 der Bau dieser
Bruͤke ausfuͤhrlich beschrieben ist. (Register
of Arts. Octbr. 1829. S. 89).
Ueber Bernhard's Maschine zum Heben
des Wassers,
die wir im Polytechn. Journ. B. XXXII. S. 419. beschrieben und abgebildet
haben, aͤußert das Repertory of
Patent-Inventions, October, 1829. S. 607. sich, aus hydraulischen
Gruͤnden, hoͤchst mißfaͤllig dahin, daß, wenn durch diese
Maschine Wasser gehoben werden soll, sie unter allen aͤhnlichen Maschinen die
kostbarste seyn, d.h., die geringste Menge Wassers mit dem groͤßten Aufwande
heben wird. Indessen hat Hr. Bernhard sich im
September-Heft S. 283. des Journal's of Arts
erboten, jedem, der sich seiner Maschine bedienen will, dieselbe auf seine eigenen
Kosten und Gefahr herzustellen, und allen Schaden zu tragen, wenn sie nicht nach
Wunsch arbeitet. Dieß ist Alles, was man fordern kann. Wir muͤssen nun die
weiteren Resultate erwarten.
Professor's Farish, Methode
Wasserrinnsaͤle zu reinigen.
Hr. Wilh. Farish, Jacksonian Professor an der
Universitaͤt zu Cambridge, ließ sich am 4. Sept. 1828 ein Patent auf eine
verbesserte Methode und Methoden zur Reinigung der Wasser-Rinnsaͤle
ertheilen. Es scheint, daß der Hr. Professor seine Methode und Methoden nach
Versuchen im Cabinette abstrahirte, die alle, sammt und sonders, nach der richtigen
Bemerkung im Repertory of Patent-Inventions,
Octbr. 1829. S. 598. im Großen nichts taugen. Wie sollten sie auch etwas taugen, da
sie auf dem heute zu Tage beliebten Schaukelsysteme beruhen, nach welchem nichts
bleibend bestehen kann? Ein Schiff soll mit Wasser gefuͤllt, dann balancirt
werden, und endlich – umschnappen, und sein Wasser mit solcher Gewalt
ergießen, daß aller Schutt, Sand, Schlamm etc. durch den Fall des Wassers
weggeschlaͤmmt wird! Das kann nun mit einer gebrochenen Kaffee-Schale
und einem schmuzigen Waschbeken sehr schoͤn aufgefuͤhrt werden: nicht
aber an versandeten Fluͤssen und HaͤfenEine weit bessere Methode hat Hr. Bramah in seiner
sonderbaren Patent-Erklaͤrung uͤber Wasserleitungen
angegeben. Siehe Repertory of Arts, XXIII. Bd.
p. 257.. Indessen verdient die Aufmerksamkeit des Hrn. Professors auf den Umstand,
daß unsere Fluͤsse und Haͤfen von Jahr zu Jahr unbrauchbarer werden
zur Schifffahrt, allen Dank, um so mehr, als man auf dem festen Lande Europens,
wenigstens in der noͤrdlichen Haͤlfte desselben, das Unheil gar nicht
zu ahnden scheint, das durch das Abtreiben der Waͤlder auf den Berggipfeln
und den seit Jahrhunderten exemplarisch schlechten Wasserbau fuͤr die
Wohlfahrt des Binnenlandes entsteht. Wie konnte es auch anders kommen! Forstwesen
und Wasserbau ist in den Haͤnden von Schreibern seit Jahrhunderten geblieben.
Diese ungluͤkseligen Menschen, ohne alle Kenntnisse und voll
Schreiberseligkeit, haben Gebirge von Papier und ein ganzes schwarzes Meer von Tinte
uͤber Europa aufgehaͤuft und ausgegossen; und das Elend ist dadurch
nur noch groͤßer geworden. Wuͤrde man bei uns, wie in den classischen
Zeiten, das
Forstwesen und den Wasserbau dem Militaͤr zuweisen, so wuͤrde, wie in
den classischen Zeiten der alten Roma, wenig geschmiert, aber viel geleistet werden.
Nur Armeen koͤnnen heute zu Tage unsere Fluͤsse reinigen und
vertiefen, um sie schiffbar zu machen und die Laͤnder an den Ufern derselben
gegen Ueberschwemmung zu sichern. Wenn die Nord-Amerikaner, den alten
Roͤmern gleich, in wenigen Decennien solche Weltwunder schufen, wie sie in
der Mitte ihrer Wuͤsten hervorgerufen haben, so ward dieß nur dadurch
moͤglich, daß jeder Nord-Amerikaner Soldat, jeder von
militaͤrischem Geiste beseelt, an militaͤrische Ordnung gewohnt ist.
Wenn man zu dem Alten zuruͤk kehren will, muß man nicht in der Barbarei des
Mittelalters stehen bleiben, sondern bis zum elastischen Alterthume, zur alten Roma
zuruͤk, wo wenig geschrieben, und viel gethan wurde.
Ueber Hrn. Gurney's
Dampfwagen,
hat neulich eine deutsche Zeitung das etwas vorlaute Urtheil
ausgesprochen, daß, wenn diese Art von Fuhrwerk auch gelaͤnge, sie zu theuer
zu stehen kommen wuͤrde. Aus einer Berechnung im Register of Arts, 1. Sept. 1829. S. 62. ergibt sich jedoch, daß, zum
Treiben dieses Dampfwagens, ein Bushel Kohks fuͤr zwei engl. Meilen
hinreicht, und jede Minute 1 Gallon (10 Pfd.) Wasser verbraucht wird, wenn der Wagen
so schnell faͤhrt, als er, von vier Pferden gezogen, fahren
wuͤrde.
Nun kommen vier Pferde auf einer Streke von Einer Meile auf 2 Shill. (1 fl. 12 kr.),
und die Kohkskosten fuͤr diese Streke betragen nur 3 Pence (9 kr.); folglich
verhalten sich die Foͤrderungskosten bei dem Dampfwagen zu jenen bei den
gewoͤhnlichen Kutschen, wie 9 : 72, oder sie betragen nur den achten Theil
der gewoͤhnlichen Foͤrderungskosten. Dieß ist doch wahrlich nicht zu
theuer. Die Stelle des Kutschers und Bedienten versieht der Heizer und der
Leiter.
Wenn diese Foͤrderungsart in England einst so allgemein eingefuͤhrt
seyn wird, wie es gegenwaͤrtig bereits die Dampfbothe sind, so werden in
Englack nicht weniger als eine Million Pferde erspart und da ein Pferd so viel Feld
braucht, als 7 Menschen zu ihrem Unterhalte noͤthig haben, so werden 7
Millionen Menschen dort Unterhalt finden, wo man jezt eine Million Pferde zu halten
gezwungen ist.
Hrn. Gurney's Reise von London nach Bath und zuruͤk
in seinem Dampfwagen hat nun die Moͤglichkeit erwiesen, daß man auch auf sehr
unebenem Wege mit Dampfwagen weiter kommen und die Kraft dem wechselnden Widerstande
anpassen kann: dieß war der schwerste Theil der Aufgabe, der an
Unmoͤglichkeit zu grenzen schien, und dieser ist jezt geloͤst.
Hrn. Gurney's Maschine ist sehr einfach. Der Dampfkessel
ist ein Rost aus Roͤhren, in welchem das Wasser auf jeden Grad von Hize
gebracht, und erst dann in Dampf verwandelt wird, wenn es aus demselben heraus und
in das Separatorium tritt. Hier ist also kein Bersten zu besorgen. Der Druk des
Dampfes ist im Durchschnitte 80 Pfd. auf den □ Zoll. Die Kraft ist an dem
Umfange des Rades angebracht. Da bloß Kohks gebrannt werden, so faͤllt alle
Ungelegenheit von Rauch und Dampf weg. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Wagen im
Durchschnitte faͤhrt, ist 6 Meilen in Einer Stunde; auf ganz ebenem Wege
koͤnnte er 18 Meilen in Einer Stunde laufen.
Ueber Hrn. Gurney's
Dampfwagen.
findet sich im Register of Arts
P. XXVII. 1. Octbr. S. 81. ein langer Aufsaz von Hrn. L. Hebert, in welchem derselbe erweiset, daß Hrn. Gurney's Vorrichtungen an seinen Dampfwagen nicht
ihm, sondern anderen angehoͤren. Ein kuͤnftiger
Geschichtsschreiber der Dampfwagen wird in diesem polemischen Aufsaze, der nicht
ohne Leidenschaft geschrieben ist, manches brauchbare Material finden.
Neuer Lastwagen.
Ende Septembers wurde zu London ein neuer Fuhrwagen, unter dem Namen Non-Descript, versucht, mittelst dessen man
schwere Lasten mit der Haͤlfte der gewoͤhnlichen Anzahl Pferde
foͤrdern kann. Die Raͤder sind 7 Fuß hoch, und die Bruͤke haͤngt
unter der Langwied. Dieser Wagen kann leicht beladen und abgeladen werden, da die
Last nicht hoch gehoben werden darf (in 1/4 der gewoͤhnlichen Zeit); er kann
nicht umwerfen, und die Pferde nehmen nicht so leicht Schaden, wann sie fallen. (Times. Galignani. N. 4544.) (Dieß ist eine Anwendung von
Palmer's richtigem Grundsaze, die Last unter der
Eisenbahn anzubringen.)
Notizen uͤber englisches Postwesen.
Im J. 1635 errichtete Joh. Manley zuerst eine allgemeine
Post-Anstalt in England: zahlte dafuͤr 10,000 Pfd. Sterl. (1,200,000
fl). Im J. 1665 trug die Post bereits 21,500 Pfd. Sterl. und ward Appanage des
Herzogs von York. Unter der Koͤniginn Anna trug sie im Kriege 67,222 Pfd., im
Frieden 90,000 Pfd.: in neueren Zeiten trugen die Kriegsjahre der Post mehr ein. Im
J. 1710 war der Ertrag der Post bereits 111,461 Pfd.: indessen ging noch vom J.
1730–40 die Post nur drei Mal in der Woche zwischen Edinburg und London, und
hier ergab sich der beinahe unglaubliche Fall, daß ein Mal nur ein einziger Brief an
einem Tage aus London nach Edinburg abging, und dieser Brief war an einen Bankier.
Seit Palmer im J. 1784 dem englischen Postwesen die
heutige Einrichtung gab, die man auf dem festen Lande gar nicht kenntSie besteht (wie wir bereits schon ein Mal berichteten) darin, daß jeder
Lohnkutscher, der da will, postmaͤßig fahren, d.h. seine Pferde
wechseln kann, wo er will. Die Regierung gibt demjenigen das
Brief-Felleisen mit, der am wohlfeilsten faͤhrt. Er muß
dafuͤr, daß er mit dem Felleisen eine englische Meile in 6 Minuten
faͤhrt, so wie fuͤr das ihm anvertraute Gut schwere Caution
leisten, und uͤberdieß noch hohe Abgaben bezahlen. Auf diese Weise
erhaͤlt der Staat eine ungeheuere Summe baren Geldes durch Caution
und Abgaben, und die Landwirthe, die viele Pferde besizen, gewinnen
reichlich durch Verwendung derselben, so wie das Publicum durch schnelle
Foͤrderung seiner Briefe und Waaren. Bei uns hat nur Ein Mensch, der 4, 6, oder 8 Stunden weit von dem
anderen wohnt, das Recht einen Reisenden langsam weiter zu
befoͤrdern, und dieser Mensch heißt bei uns Postmeister. In England ist der schlechteste Lohnkutscher ein
besserer Postmeister, als der beste auf dem festen Lande; denn auf dem
festen Lande, wo sogar die Post, troz aller Eilwagen, fest ist, faͤhrt kein Postmeister die
Viertel-Meile in 6 Minuten., hob sich der Netto-Ertrag der Post fuͤr
den Staat von 146,400 des Jahres (so viel war er im J. 1783) auf 1,700,000
Pfd.: dieß war naͤmlich der Ertrag der Post in England im J. 1823. Die
englischen Postfelleisen fahren im Jahre nicht weniger als eine Streke von 40
Millionen engl. (10 Millionen deutschen) Meilen auf dieser kleinen Insel. (Globe Galignani. N. 4544.)
Postwesen in Spanien.
Nach Galignani Messenger N. 4500 ist das
Brief-Postwesen in Spanien besser eingerichtet als in Frankreich. Die Briefe
werden geritten, und legen 9 engl. Meilen (eine deutsche Post und 1/8) in Einer
Stunde, sammt dem Aufenthalte, zuruͤk. Die neue Post-Stafette zwischen
Paris und Calais wird auch bloß geritten.
Ueber Blizableiter.
Hr. Gay-Lussac wurde aufgefordert, uͤber den
Blizschlag, der einen Theil des mit einem Wetterableiter versehenen
Pulver-Magazines zu Bayonne zerstoͤrte, Bericht zu erstatten. Dieser
lehrreiche Bericht, welcher uͤbrigens nur eine Wiederhohlung der von Hrn. Gay-Lussac aufgestellten Grundsaͤze in
seiner Abhandlung uͤber Blizableiter (Polyt.
Journal
Bd. XVI. S. 147.) ist, findet sich in den
Annales de Chimie et de Physique S. 386., und
verdient daselbst nachgelesen zu werden. Es ergab sich bei angestellter Untersuchung
1) daß die gehoͤrige Verbindung mit der Erde hatte; 2) daß es bei
Wetterableitern fuͤr der Wetterableiter auf dem Pulvermagazine schlecht
vorgerichtet war, und nicht Pulvermagazine sehr zwekmaͤßig ist, wenn man sie
auf Mastbaͤumen an der Seite neben dem Magazine aufstellte, und nicht auf dem
Gebaͤude selbst. 3) Daß bei Magazinen, die außen und innen gewoͤlbt
sind, wie jenes zu Bayonne, und welche frei von Metall sind, (wo sie troken sind)
alle Wetterableiter erspart werden koͤnnen; daß aber nicht gewoͤlbte
Magazine mit solchen versehen seyn muͤssen.
Urkundlicher Beweis englischer Patent-Thorheit, und
schlechter medicinischer Polizei in England, im J. nach Christi Geburt 1828.
Ein Esquire Philip Derbyshire, zu London, Ely Place, Holborn, Middlesex, ließ sich
nach dem London Journal of Arts, Aug. S. 233. auf seine Erfindung einer gewissen Medicin oder Embrocation,
um der Seekrankheit vorzubeugen, oder dieselbe zu erleichtern, welche Medicin
auch in gewissen anderen Krankheiten nuͤzlich seyn kann, am 4.
Decbr. 1828 folgendes Patent ertheilen.
„Die Natur meiner besagten Erfindung, und die Art, wie dieselbe bereitet
wird, ist in Folgendem genau beschrieben und dargestellt.“
„Sie ist ihrer Natur nach eine Embrocation gegen Seekrankheit; d.h., in
einigen Faͤllen der Seekrankheit vorzubeugen, in anderen das damit
befallene Individuum zu heilen, in anderen die Heftigkeit der Seekrankheit zu
mildern.“
„Die Art, wie dieses Mittel bereitet und angewendet wird, ist folgende:
Nimm rohes Opium, vier Loth avoir dupois
Buͤrgerliches, nicht Apotheker-Gewicht; also im
Verhaͤltnisse wie 3 : 4 schwerer, oder mehr als
Apotheker-Gewicht.A. d. Ue.; Bilsenkraut-Extract, zwei Quentchen;
zehn Gran gepuͤlverte Muskatenbluͤthe,
und vier Loth harte Seife Siede Alles in 120 Loth
Wasser eine halbe Stunde lang unter fleißigem Umruͤhren. Nachdem es kalt
geworden ist, seze ein Quart Weingeist, 60°
uͤber der Probe (!) und drei Quentchen Salmiak-Geist(Spirits of Ammonia)
zu.“
„Ein Dessert-Loͤffel voll hiervon wird am unteren Ende des
Brustbeines und unter den linken Rippen so kurz zuvor als moͤglich, ehe
man zu Schiffe geht, und auf dem Schiffe selbst, sobald man kann, eingerieben.
Wenn man dessen ungeachtet krank wird, so wende man dieses Mittel wieder an, und
fahre damit fort, so lang die Krankheit
dauert.“
Das London-Journal begleitet dieses „Mord-Patent“ noch uͤberdieß
mit folgender Einleitung:
„Die Seekrankheit, welcher so viele Menschen von der See unterworfen sind,
erzeugt so peinliche Empfindungen waͤhrend der Dauer ihrer
Anfaͤlle, daß jedes anwendbare Mittel aͤußerst willkommen seyn
muß. Wir koͤnnen zwar nicht nach unserer eigenen Erfahrung von der
Wirksamkeit dieses Mittels sprechen, auch scheint uns dasselbe nicht so sicher
zu wirken als die mechanische Vorrichtung des Hrn. Pratt in unserem Journal XIII. Bd. S. 177.
„(Polytechn. Journ.
Bd. XXV. S. 233. wo eine noch weit
bessere Vorrichtung angegeben ist);“
da aber das Mittel einfach ist, und jeder sich dasselbe
verschaffen kann, so ist es wuͤnschenswerth, daß es allgemein bekannt
wird, und wir hoffen, es wird wohlthaͤtig wirkend befunden
werden.“
Ist es moͤglich, daß zwei Maͤuner, wie Hr. Newton und Hr. Partington solchen giftvollen
Unsinn in die Welt schreiben koͤnnen? Moͤglich ist dieß nur in einem
Lande, in welchem die Finanz-Casse jedem erlaubt, fuͤr 1200 fl. die er
bezahlt, die treuen Unterthanen Sr. Majestaͤt, (die von diesen 1200 fl.
keinen kr. in ihren Schaz bekommen) patent-maͤßig umzubringen, und in welchem die
Universitaͤt, die das Land vorzugsweise mit Aerzten versieht, fuͤr
baares Geld Roͤsser
Ein englischer Lord wettete mit einem Freunde, daß er sein Reitpferd zum Doctor Medicinae machen koͤnne. Die Wette
ward angenommen. Der Lord sandte curriculum
vitae des Hrn. Goodfriend (Guter-Freund; so hieß naͤmlich sein
Pferd) eine Dissertatio und die Taxe fuͤr
das Diplom nach Edinburgh, und erhielt nach wenigen Wochen das Diplom
fuͤr Mr. Goodfriend als Med. und Chir. Doctor. Diese Thatsache ward actenmaͤßig erwiesen. Edinburgh darf sich
darob nicht schaͤmen. Es gibt andere Universitaͤten, die sogar
Esel zu Doctoren machen gegen Gradus-Taxe.zu Doctoren der Medicin creirt; wo endlich das Volk und selbst der hoͤchste
Adel in dem tiefsten Koͤhler-Glauben erhalten wurde. Auf dem festen
Lande weiß die ganze Welt, wenigstens jeder gut erzogene Mensch, daß Opium und
Bilsenkraut Gifte sind. Von diesem Gifte bekommt nun jeder Kranke in Einem
Dessert-Loͤffel voll (angenommen, daß von 120 Loth Wasser, das eine
halbe Stunde lang siedet, nichts verdampft, und den Dessert-Loͤffel
nur zu zwei Quentchen gerechnet) etwas mehr als 3,2 Gran. Wenn man aber annimmt, daß
von 120 Loth Wasser durch halbstuͤndiges Sieden und Umruͤhren, nur der
zehnte Theil verdampft, so wird man fuͤglich die Dosis auf 3,2 Gran rechnen;
diese nur 2 Mal angewendet, gibt 6,4 Gran, und, so lang angewendet, als die
Krankheit dauert, die oft Tage lang und noch laͤnger waͤhrt, gibt sie
am Ende sicher den Tod. Man hat erst vor Kurzem einen Mann und ein Weib in England
gehaͤngt, (s. Galignani), die den Reisenden auf
dem Meere mit solchen gluͤklichen Dosen von Opium gegen die Seekrankheit zu
Huͤlfe kamen, daß die Seekranken fuͤr immer
davon geheilt wurden, und sie sich dann in die Hinterlassenschaft ihrer Patienten
theilten. Nun erlaubt man dieß, Patents wegen, wofuͤr man andere jure meritoque haͤngte? Man empfiehlt es sogar!
bei der Unwissenheit der gemeinen Classe in England und bei der
Leichtglaͤubigkeit derselben wird dieses Patent dem Lande in einem Jahre
mehrere Hunderte von Menschenopfern kosten. Moͤchte die
Sanitaͤts-Polizei zu Bremen, Hamburg, Luͤbek, wohin dieses
Mittel mit englischen Schiffen gewiß bald kommen wird, wenn es nicht schon dort ist,
hierauf aufmerksam seyn.
Ueber das Umschmelzen der alten Muͤnzen,
hat Baron Thénard,
Deputirter der Kammer, in der lezten Sizung folgende Bemerkungen mitgetheilt, welche
das Recueil industriel im Junius-Hefte S. 299. im Auszuge bekannt macht.
„500,000 Franken stehen im Budget fuͤr Umschmelzen alter
Muͤnzen. Mit dieser Summe hat man bisher nur ungefaͤhr 32
Millionen umgeschmolzen. Ich will nicht vorschlagen, daß man diese Summe
fuͤr dieses Jahr vermehren soll; ich will aber zeigen, daß man bei dem
Umschmelzen viel ersparen, und folglich mit 500,000 Franken weit mehr als 32
Millionen umschmelzen koͤnnte.
Die 6 Livres-Thaler enthalten ein Tausendtel ihres Gewichtes Gold. Es ist
also in einem Kilogramme, oder in 1000 Gramm solcher Thaler, fuͤr 3
Franken 40 Cent. Gold. Dieses Gold kann durch chemische Processe beim Feinmachen
mit großem Vortheile ausgeschieden werden.
Die Feinmacher wuͤrden sich gern dazu verstehen auf 5 Kilogrammen Thaler
alles feine Silber in denselben und noch eine Praͤmie von 3 bis 6 Franken
zuruͤk zu geben. Wenn alle Thaler umgeschmolzen werden sollten, erhielte
man auf diese Weise 3,500,000 Franken.
Dieses Verfahren bei dem Feinmachen ist weder ein Geheimnis:, noch eine neue
Entdekung. Man kennt es bereits seit 10 Jahren.
Warum wird es von der Muͤnz-Verwaltung nicht angewendet? Warum
laͤßt sie die Millionen an Gold verloren gehen, da man aus den neuen
Thalern ohne Verlust dieses Gold nicht mehr ausscheiden kann? Den Grund hiervon
sehe ich nicht ein. Vielleicht geschah es aus jener Nachlaͤssigkeit, die
dasjenige auf Morgen verschiebt, was gestern schon hatte geschehen sollenDer Staat wird immer weit besser fahren, wenn er dasjenige der
Privat-Industrie uͤberlaͤßt, was er selbst nur mit
Schaden und Nachtheil verwalten kann. Die Geschichte aller Zeiten und
aller Voͤlker liefert die Beweise hieruͤber, so wie die
Geschichte eines jeden Tages in jeder zu großen Haushaltung, in jeder zu
großen Fabrik. Es gibt in allen ein Maximum, quod
ultra citraque nequit consistere rectum. Kein Linienschiff kann
laͤnger gebaut werden, als das Auge des Steuermanns reicht. Als
Private in Holland und zu Venedig Muͤnzen fuͤr große
europaͤische Staaten praͤgten, kamen diese Muͤnzen
den Staaten wohlfeiler, als jezt, wo sie eigene Muͤnzen sich
halten. Ein paar Knopf-Fabrikanten in Birmingham wuͤrden
fuͤr ganz Frankreich den Muͤnzbedarf wohlfeiler, und
die Muͤnzen schoͤner und besser liefern, als die
franzoͤsische Muͤnz-Verwaltung. Schrot und Korn
wuͤrde die Stadt Birmingham garantiren. England hat
laͤngst seine Salinen und seine Posten der
Privat-Industrie uͤberlassen, und gewinnt dadurch an
lezterer allein jaͤhrlich 20 Millionen, das kluge Preußen hat
viele Zweige seiner Finanz-Zweige in Pacht gegeben. Sully's Maxime, daß der Staat jedem Alles
uͤberlassen muͤsse, der ihm so viel dafuͤr gibt,
als es ihm nach Abzug der Verwaltungs-Kosten traͤgt, wird
ewig die einzig wahre Maxime seyn. Jede Einrichtung in irgend einer
Verwaltung, wodurch die Zahl der dienenden Haͤnde vermindert
wird, ist allein schon reiner Ertrag, Und so wie jede Haushaltung desto
besser gefuͤhrt wird, je weniger Dienstleute sie hat, so ist auch
derjenige Staat der gluͤklichste, der die wenigsten Beamten hat.
Natura paucis contenta, und die
Verwaltung eines Staates muß der Natur gemaͤß seyn.A. d. Ue..
Ich habe noch eine andere nicht minder wichtige Bemerkung hier vorzutragen. Die
Regierung zahlt 2 Franken 80 Cent, fuͤr jedes Kilogramm Thaler zu 5
Franken. Nun haben aber Muͤnz-Directoren den Handelsleuten
Praͤmien bewilligt, nach welchen diese Kosten wenigstens auf 2 Franken 25
Cent. herabfallen muͤßten. Warum soll die Regierung theurer bezahlen, als
der Privatmann? Sollte sie nicht, zumal beim Umschmelzen, vor dem Privatmanne
vielmehr etwas voraus haben?
Es ist also offenbar, daß man, nach obigen Bemerkungen, mit derselben Summe
anderthalb Mal so viel Thaler haͤtte umschmelzen koͤnnen, als man
bisher mit derselben umgeschmolzen hat; daß, wenn die Kammer, Statt der 500,000
Franken, mit Anfange des kuͤnftigen Jahres 1,500,000 Franken bewilligen
wollte, die 700 Millionen Thaler, welche gegenwaͤrtig wirklich im Umlaufe
sind, binnen 5 bis 6 Jahren umgeschmolzen seyn wuͤrden, und daß man aus
diesen 700 Millionen Thalern 11 Millionen Franken in Gold ziehen koͤnnte,
welche bei dem von der Muͤnz-Verwaltung bisher befolgten Verfahren
rein verloren sind.
Ich muß hier noch beifuͤgen, daß es um so noͤthiger ist, dieses
Umschmelzen zu beschleunigen, als die Geldwechsler gegenwaͤrtig mit
solchen Thalern Handel treiben, woraus am Ende der Nachtheil hervorgehen muß,
daß man in wenigen Jahren keine anderen alten Thaler mehr im Umlaufe haben wird,
als solche, die im Schrote und im Korne schlecht sind. Diese Wechsler geben jezt
fuͤr 1,200 Livres in Thalern, die 1,160 Franken gelten, eine
Praͤmie von 1–2 Franken, zuweilen 2 Franken 50 Cent. Sie probiren
die Stuͤke, die schlechteren sezen sie wieder in Umlauf und geben sie
Kaufleuten, die sie nach der Bretagne, in den Maine, nach der Touraine bringen,
wo sie noch fuͤr 6 Franken gelten.
Die Stuͤke, die vollwichtig sind und hoch im Korne, werden umgeschmolzen,
das Gold wird ausgeschieden, und der Gewinn, den diese Leute dabei machen, ist
mehr oder minder bedeutend, theils wegen des Goldes, welches sie ausscheiden,
theils wegen der Praͤmie, die sie an Fein-Silber gewinnen.
Ich unterlege diese Bemerkungen der Kammer, und vorzuͤglich dem Minister
der Finanzen, in der Ueberzeugung, daß die Muͤnz-Verwaltung unter
seinem Ministerium sich beeilen wird, alle Verbesserungen anzunehmen, und nicht
von einzelnen Feinmachern sich wird uͤbertreffen lassen.
Ich gestehe uͤbrigens in der vollsten Ueberzeugung und mit dem
groͤßten Vergnuͤgen, daß die Muͤnz-Verwaltung unter
ihren Beamten Maͤnner besizt, die ihr den besten und den sichersten Rath
in dieser Angelegenheit zu ertheilen vermoͤgen.“
(Der Minister der Finanzen hat sich beeilt die Kammer zu versichern, daß, seit das
Gesez uͤber die Umschmelzung der Muͤnzen durchgegangen ist, die
Muͤnz-Verwaltung sich sehr thaͤtig mit Hrn. Thénards Vorschlage beschaͤftigt. De Moléon.)
Uhrzeiger zu versilbern.
Ein Hr. Karl Dunsford empfiehlt im Mech. Mag. 26. Sept. S. 71. folgendes Verfahren. Man nimmt ein Loth alte
Goldborten (vergoldeten Silberdrath) und gießt doppelt gefaͤlltes
Scheide-Wasser darauf. Man gibt beides in einen irdenen Topf, und stellt es
an ein gelindes Feuer, bis alles aufgeloͤst ist, was in ungefaͤhr 5
Minuten geschehen seyn wird. Dann zieht man den Topf zuruͤk und sezt der
Aufloͤsung einen Pint (12 Unzen) klares Wasser zu, worauf man sie in ein
reines Gefaͤß abgießt, damit aller Bodensaz zuruͤk bleibt. Nun sezt man einen
Eßloͤffelvoll Kochsalz zu. Das gruͤne Wasser wird dann augenbliklich
das Silber fahren lassen, dessen Theile sich, wie geronnene Milch, zu Boden sezen
werden: das daruͤber stehende Wasser wird weggeschuͤttet. Zu dem
weißen geronnenen Bodensaze sezt man vier Loth Weinstein, ein Loth Kreide (Whitening) und einen starken Loͤffel voll Salz
zu, mehr oder weniger nach der verschiedenen Staͤrke, die man geben will. Man
menge Alles gehoͤrig, und es ist zum Gebrauche fertig. Die Anwendung
geschieht auf folgende Weise. Man polirt den zu versilbernden Gegenstand mit
Ziegelmehl (rotten stone), reibt ihn dann mit Salz, und
hierauf mit der Versilberung.
Notiz uͤber
Weinsteinsaͤure-Gewinnung.
In denjenigen Kattundrukereien, wo bunte Merinos (tuͤrkisch rothe Callicos mit
Illumination) bereitet werden, wird eine große Menge weinsteinsaurer Kalk, und wo
zugleich Chromgelb in diesem Fabrikat hervorgebracht wird, weinsteinsaures Blei in
der Entfaͤrbungs-Kuͤpe (Chlorkalk-Kuͤpe) als
Nebenprodukt erhalten und weggeworfen. Wuͤrde man in diese Kuͤpen bloß
klaren fluͤssigen Chlorkalk bringen, so wuͤrde der ganze Saz aus
weinsteinsaurem Kalk und weinsteinsaurem Blei bestehen, und es koͤnnte so
fast alle verwendete Weinsteinsaͤure durch Zersezung des Niederschlags
mittelst Schwefelsaͤure wieder gewonnen, und das Drukfabrikat dadurch
wohlfeiler erzeugt werden.
Ueber das sogenannte Reißpapier.
Wir haben neulich eine Notiz uͤber Reißpapier aus Gill mitgetheilt. Hr. Prof. Hooker gibt eine
ganz andere Nachricht von demselben in seinem Botan.
Miscellany I. S. 89. Er erhielt von Dr. Livingstone ein Stuͤk des Stammes der Pflanze, aus
welchem dasselbe geschnitten wird, und dieser ist krautartig, nicht holzig, innen
hohl, ungefaͤhr zolldik und in seinem schwammigen Gefuͤge etwas mehr
als einen halben Zoll tief. Obschon die Glieder des Staͤngels nur vier Zoll
lang sind, so lassen sich doch sehr lange Streifen oder Rollen aus demselben
schneiden. Dr. Livingstone
war der erste, der solches Papier nach Europa brachte, und vor 25 Jahren der Miß
Jack eine große Menge davon schenkte. Eie verfertigte aus demselben Blumen, von
welchen ein Strauß ihr von der sel. Prinzessinn Karolina mit 70 Pfd. (840 fl.)
bezahlt wurde. Ein Stuͤk solches Papier von 4 Quadrat-Zoll galt 18 kr.
(6 Pence): gegenwaͤrtig hat man Stuͤke von der Laͤnge Eines
Fußes und 5 Zoll Breite. Man hat weißes und gefaͤrbtes Reißpapier.
Dieses Papier kommt, wie General Hardwicke (ein
ausgezeichneter Botaniker, von welchem wir naͤchstens einen kostbaren Beitrag
zur Flora Indiens zu erwarten haben) an Hr. Hooker
schrieb, von der Aeschynomene paludosa, die
haͤufig um die Suͤmpfe in Indien waͤchst. Die Inder machen
kuͤnstliche Blumen, aus dem Papiere, das sie aus dieser Pflanze schneiden,
und auch sehr schoͤne und leichte Huͤte. Die Indischen Fischer
bedienen sich der Staͤngel dieser Pflanze als Bojen, und fischen, mit einem
Buͤndel derselben unter dem einen Arme, ohne alles Both. Nach Dr. Wallich ist diese Aeschynomene paludosa einerlei mit Aeschymone aspera Linn., und Aeschymone Lagenaria Lour., nach welchem lezteren
man sich derselben als Kork-Surrogat zu Pfropfen bedient.
Ueber die Hoͤrroͤhren aus Kautschuk.
Nach dem Mechan. Mag. N. 320. 26. Sept. S. 80. legt man
jezt in England lange Roͤhren aus Kautschuk bei Tafeln uͤber dem
Tisch; man gibt der Person, mit welcher man sprechen will, ein Zeichen; diese stekt
die Roͤhre in ihr Ohr und man spricht so zu ihr, ohne die uͤbrigen
Gaͤste zu stoͤren.
Ueber das Erhaͤrten des Gypses. Von Hrn. Gay-Lussac.
Man weiß, daß Gyps, nachdem er durch Feuer sein Wasser verloren hat, die Eigenschaft
erlangt, mit dieser Fluͤssigkeit einen festen Koͤrper zu bilden. Die
Festigkeit, die er hierbei erhaͤlt, ist sehr verschieden, und je reiner der
Gyps, desto weniger hart wird er. Man schrieb, wenigstens beim Pariser Gyps, die
Ursache hiervon einigen
P. C. kohlensaurem Kalk zu: man irrt sich aber offenbar; denn die Hize, die zum
sogenannten Brennen des Gypses nothwendig ist, und im Kleinen nicht 150°
betraͤgt, ist, im Großen, nie so stark, daß sie den kohlensauren Kalk
zersezen koͤnnte. Ueberdieß hat gebrannter Gyps, in der Regel keinen freien
Kalk, und wenn man denselben dem Gypse, der nicht gern fest wird, zusezt, so wird er
dadurch um nicht viel fester. Es scheint mir, daß die verschiedenen Grade von
Festigkeit oder von Erhaͤrtung, welche gebrannter Gyps mit dem Wasser
annimmt, von dem Grade der Haͤrte im rohen Zustande abhaͤngen, welche
eine Erscheinung ist, die man als Thatsache annehmen muß. Harter Gyps wird also nach
dem Brennen mit dem Wasser haͤrter als weicher. Es scheint die
Urspruͤngliche Anreihung der lezten Theilchen die Ursache hiervon zu seyn. So
gibt guter Gußstahl, dem man seinen Kohlenstoff mittelst Eisenoxyd entzogen hat,
durch neue Caͤmentirung immer wieder besseren Stahl, als schlechter oder
Eisen. (Annales de Chimie. Avril. S. 436.)
Steine zur Lithographie im Jura-Gebirge gefunden voll Hrn. Domet de
Mont, nebst einer neuen Vorrichtung zum Schleifen derselben.
Hr. Domet de Mont gibt im Maͤrz-Hefte der
Annales de Chimie S. 324 Nachricht von zwei
Steinarten, die er im Jura-Gebirge als Surrogat unserer Solenhofer-Tafeln gefunden hat.
Von der ersteren gesteht er selbst, daß sie nicht gut zum Gebrauche seyn wird, und
erwartet einen besseren Anbruch. Die zweite, die er Calcaire
argileux tabulaire ou schistoide nennt, liegt 960 Meter hoch am Jura, und
gibt Tafeln von 1/2–5 Zoll Dike, wovon mehrere 10 Fuß lang und 5–6
breit sind.
Der Stein ist graulich weiß, sehr gleich, erhaͤrtet an der Luft und widersteht
allen Einfluͤssen des rauhen Klima, unter welchem er bricht. Gußstahl greift
ihn nur mit Muͤhe an; indessen saugt er doch, ungeachtet seiner
groͤßeren Harte und groͤßeren specifischen Schwere als jene der
uͤbrigen Kalksteine, weit mehr Wasser ein, als der bayer'sche lithographische
Stein, und besizt die Eigenschaft die Farbe der Walze zuruͤkzustoßen,
wenigstens in seinen untersten Lagen, in einem weit hoͤheren Grade.
So urtheilen wenigstens die Pariser Druker uͤber denselben, und ein sehr
geschikter Zeichner versichert, daß er dem Crayon eine Feinheit des Kornes und ein
Mark gibt, das man unvergleichlich nennen kann. Ein Lithograph in der Provinz machte
sehr schoͤne Abdruͤke mittelst desselben auf Drukpapier, das er
weniger, und in einigen Faͤllen gar nicht nezte. Die Abdruͤke kamen
etwas feucht aus der Presse, und behielten auch die schwaͤchsten Tinten.
Es kam nun noch darauf an, diese Steine mittelst einer Maschine zu schleifen, und das
langweilige und kostspielige Schleifen mit der Hand zu ersparen. Hr. Demont ließ eine solche Maschine zu Dole verfertigen, die
seine Erwartungen uͤbertraf. Das Hauptstuͤk an derselben ist ein
großer horizontaler Reibstein aus einem harten Sandstein, der durch Kieselsand noch
eingreifender wirkt, und sich sehr schnell dreht. Ein Schwungbalken haͤlt und
fuͤhrt auf diesem Steine, vom Umfange nach dem Mittelpunkte, eine solche
Tafel oder mehrere derselben in einem Rahmen hin und her. Acht bis zehn Minuten
reichen hin, um eine Flaͤche von 5 bis 6 Schuhen abzuschleifen. Wenn der
Stein vorher in Platten gesprengt und etwas zugerichtet wurde, kann ein Mann 100
□ Fuß in Einem Tage auf dieser Maschine schleifen, und unter
guͤnstigen Umstaͤnden noch mehr.
Man kann auf dieser Maschine auch Marmor und Mosaik-Arbeiten schleifen. Zum
Poliren derselben wendet Hr. Demont dieselbe Vorrichtung
an, deren man sich zum Poliren der Spiegel bedient, und die diesen Platten den
herrlichen Glanz gibt.
Die große Pyramide zu London, als neuer
Begraͤbniß-Plaz.
Nirgendwo in der gesitteten Welt ist die Begraͤbniß-Polizei schlechter
als zu London; die Todten werden noch in der Stadt begraben. Es ist daher eine sehr
gluͤkliche Idee eines englischen Baumeisters, eine Pyramide als
Begraͤbniß-Plaz zu bauen, die etwas groͤßer seyn wird, als die
groͤßte aͤgyptische Pyramide, und die fuͤglich 5 Millionen Leichen halten kann. Der Plan zu dieser
Pyramide ist im Royal Repository, Charring-Croß,
ausgestellt. (Sun. Galignani N. 4537.) (Diese Idee
verdient Nachahmung in großen Staͤdten, wenn man nicht das Verbrennen der
Leichen einfuͤhren will; denn die Leichenaͤker reichen bald nicht mehr
zu.)
Preise der Calicos im J. 1776.
„Im J. 1776 den 15. Septbr. verkaufte Thom. Dixbury zu Rishton bei Blackburn an die HHrn. Puls, Yates und Comp.,
Church Bank, zwei gemein-feine (cammon-fine) Stuͤke Calico fuͤr 5 Pfd. Sterl. 9
Sh. 8 Den. Es waren die ersten Stuͤke Calico, die jemals in England
gemacht wurden.“ Diese Notiz fand man neulich als Memorandum in einem Buche einer Familie zu Rishton.
Gegenwaͤrtig kann man dieselbe Waare uͤberall um 5 Shill. 6 Pence
haben. Mechan. Mag. N. 323. 17. Oct. (So wahr ist es
also, was die stokgelehrten Herren Staatswirthschaftler lehren, daß bei
Einfuhrverboth die Fabrikanten Monopol erhalten und die Waaren vertheuert werden,
daß derselbe Zeug, der Anfangs 62 fl. kostet, in drei und fuͤnfzig Jahren um
3 fl., d. i., um weniger als um den zwanzigsten Theil des fruͤheren Preises
zu haben ist. Auf solche Thatsachen achten die
Stokgelehrten nicht; denn fuͤr sie gibt es keine Thatsachen.)
Ueber Mahagonyholz
theilt der beruͤhmte Botaniker Hooker, Prof. zu Glasgow, in seinem botanical
Miscellany J. St. S. 21. nebst einer vollstaͤndigen Beschreibung und
guten Abbildung (welche man bisher noch vermißte, wir halten bisher die einzige gute
von Prof. Hayne) sehr interessante Notizen mit.
Mahagony-Holz macht einen aͤußerst wichtigen Zweig des englischen
Handels aus, der schon im J. 1735 aus Jamaika allein nicht weniger als 521,300 Fuß
nach England brachte. Wie viel gegenwaͤrtig eingefuͤhrt wird, kann Hr.
Prof. Hooker nicht bestimmen: Jamaika ist aber beinahe
erschoͤpft, und heute kommt das meiste Mahagony-Holz aus
Honduras-Bay.
Der gelehrte Kaufmann, Hr. Jak. Ewing zu Glasgow, theilte
Hrn. Hooker aus dem Honduras Almanack folgende Notizen
uͤber die Gewinnung des Mahagony-Holzes daselbst mit. Dieses
schoͤnste und brauchbarste unter allen Hoͤlzern, (aus welchem die
Spanier sich ehemals Schiffe bauten, weil die Kugeln dieses Holz nicht leicht
spalten, und weil es auch nicht so leicht von Wuͤrmern angefressen wird) ward
zuerst von dem Zimmermanne des Schiffes, welches der beruͤhmte Sir Walter Raleigh befehligte, auf Trinidad entdekt im J. 1595. Dr. Gibbons fing an dieses
Holz am Ende des 17ten Jahrhundertes in England bekannt zu machen. Man rechnet in
Honduras-Bay, daß dieser Baum, der auf den steinigsten Plaͤzen
gedeiht, und dessen Holz desto besser wird, je steiniger und unfruchtbarer der Boden
ist, an 200 Jahre erreichen muß, ehe er faͤllbar wird.
Die Muͤhe, die angewendet werden muß, den gefaͤllten Baum aus den
Urwaͤldern bis an die Stelle zu bringen, von welcher er weiter zur See
gefoͤrdert werden kann, uͤbersteigt allen Glauben. Mancher Baum gibt,
in der Laͤnge aller aus ihm geschnittenen Bloͤke, eine Laͤnge
von mehr denn 3000 Fuß. Der groͤßte Blok, der jemals in Honduras-Bay
gefaͤllt wurde, war 17 Fuß lang, 57 Zoll breit, und 64 Zoll tief. Seine
Oberflaͤche betrug 5168 Fuß. Er wog 15 Tonnen (300 Ztr.). Nach Glasgow wurde
ein Mahagony-Blok von 16 Fuß Laͤnge, 5 Fuß 6 Zoll Tiefe, 4 Fuß 9 Zoll
Breite gebracht. Er hielt 418 Kubik-Fuß, 5016 Fuß Zoll dike Bretter. Die
Saͤgekosten, zu 3 Pence (9 kr.) fuͤr den Fuß betrugen 62 Pfd. Sterl.
14 Shill. (750 fl. 44 kr.). Der Werth des Blokes, den Fuß zu 1 Sh. 2 P. (42 kr.) pr. Fuß, war 292 Pfd. 12 Sh. (3511 fl. 12 kr). Er wog 7
3/4 Tonnen; der Kubikfuß ungefaͤhr 41 1/2 Pfd.
Ein Arbeiter, der Mahagony-Holz faͤllt, kommt jaͤhrlich auf
ungefaͤhr 70 Pfd. Sterling. (840 fl.)
Das Mahagony-Holz der Honduras-Bay ist, nach der Bemerkung des
beruͤhmten Rob. Brown, wahrscheinlich eine eigene
Art, verschieden von der Swietenia Mahagoni aus
Jamaica.
Ozeanholz.
Man bedient sich jezt in England einer neuen Holzart zu Fortepianos, die man
Ozean-Wood nennt. Es scheint eine Art von Mahagony, und ist
gegenwaͤrtig auf englischen Maͤrkten noch so theuer, daß der
Clavier-Macher Tomkinson fuͤr einen
einzelnen Blok die ungeheuere Summe von 2900 Guineen (34,800 fl.) bezahlte. (Mechan. Magazine. N. 325. 17. Okt.)
Waldanlagen.
Lord Newborough ließ in den lezten Jahren auf seinen
Guͤtern in Caernarvonshire und Denbigshire nicht weniger als 3,738,000
Forstbaͤume, großen Theils Eichen, auf Gruͤnden pflanzen, die sonst
keinen besseren Ertrag gewaͤhren. Er erhielt dafuͤr die große goldene
Medaille von der Society of Arts. (Register of Arts, 1. Sept.)
Einige Notizen uͤber Seidenzucht.
Die Werke der Italiaͤner haben das Eigene, daß man sehr oft nach ihrem Titel
etwas ganz anderes in denselben suchen sollte, als sie wirtlich enthalten. So
enthaͤlt eine Sammlung italiaͤnischer Werke, die unter dem Titel:
„Opere Scelte di autori
friulani“ zu Udine bei Mattiuzzi herauskommt, im V. und VI. Bande die herrlichen
Werke Zanon's, unter dem Titel: – Edizione completa degli scritti di Agricoltural, Arti e
Commerzio di Antonio Zanon. T. I. II. Udine pei fratelli Matiuzzi, in 16.
Ital. lir. 6,88. – Die Werke Zanon's sind fuͤr Italien, was die Werke unserer
Muͤnchhausen, Moͤser, Moser, Justi etc.
fuͤr Deutschland sind, und eine neue Ausgabe derselben war um so mehr
Bedurfniß, als die erste (vom J. 1767 zu Venedig) bereits sehr selten geworden
ist.
Zanon war im J. 1696 geboren, und bemuͤhte sich
schon in seinen fruͤhesten Jahren dem Verfalle seines
vernachlaͤssigten Vaterlandes, Friaul, durch Anpflanzung von
Maulbeerbaͤumen, durch Uebersiedlung piemontesischer Seidenabwinderinnen
durch Verbesserung der Organsinirung der Seide, durch Einfuͤhrung des
Maysbaues, durch Veredlung der Weingaͤrten, durch Anlage von Sammt-
und Tapeten-Fabriken aufzuhelfen. Er lehrte in der ersten Haͤlfte des vorigen Jahrhundertes seine Landsleute die
Benuͤzung des Torfes, die Mergel- und Gyps-Duͤngung, den
Erdaͤpfelbau, fuͤhrte Thier-Arzneikunde im Friaul ein, und
starb, als Wohlthaͤter seines Vaterlandes, im J. 1770 zu Venedig.
Zanon hat seinen Aufsaͤzen uͤber die
manigfaltigen Gegenstaͤnde, die er in diesen beiden Baͤnden
behandelte, die Briefform gegeben, und die meisten Briefe sind eben so schoͤn
als lehrreich geschrieben. Zanon war der Erste, der auf
eine zwekmaͤßige Bildung des Kaufmannes aufmerksam machte, und unserem Bode um ein halbes Jahrhundert voraus. Er war der Erste,
der auf die Nothwendigkeit landwirthschaftlicher Institute,
Akerbau-Gesellschaften etc. aufmerksam machte, und manches aͤhnliche
Institut, manche aͤhnliche Gesellschaft, die zeither errichtet wurde,
wuͤrde vielleicht besser gediehen seyn, oder noch gedeihen, wenn Zanon's Rathschlaͤge bei denselben gehoͤrt
und benuͤzt worden waͤren. Er empfahl dringend, den Unterricht in den
Landschulen mit dem Unterrichte in denjenigen Zweigen der Landwirthschaft zu
verbinden, welche in der Gegend des Dorfes, wo die Schule sich befindet, mit
Vortheil getrieben werden, oder getrieben werden koͤnnten, und
wuͤnscht in dieser Hinsicht, daß die kuͤnftigen Pfarrer
vorlaͤufig waͤhrend ihrer theologischen Studien in Naturgeschichte und
Oekonomie gruͤndlich unterrichtet wuͤrden, und dann bei ihrem
Schul-Unterrichte die Kinder Landwirtschaft und Religion zu gleich lehren
koͤnntenDiese Ansicht des frommen Italiaͤners Zanon
hat Niemand besser gewuͤrdigt, als Joseph II. unsterblichen An enkens
nach dessen weisen Verordnungen alle kuͤnftige Seelsorger die
Vorlesungen uͤber Naturgeschichte und Landwirthschaft besuchen
mußten. Er hat sich von der Nothwendigkeit dieses Unterrichtes auf seinen
Reisen durch das protestantische Deutschland uͤberzeugt, wo der
Seelsorger waͤhrend seiner theologischen Studien auch in
Naturgeschichte und Oekonomie unterrichtet wurde, und so die Kinder seiner
Pfarrgemeinde bei dem Schul-Unterrichte auch in der Landwirtschaft
unterrichten konnte. Diesem Unterrichte schrieb der unsterbliche Kaiser, und
mir Recht, die hoͤhere Cultur des Bodens in protestantischen
Laͤndern, verglichen mit katholischen, und den hoͤheren
Wohlstand der Landbewohner zu. Sein Beispiel wurde in verschiedenen
Laͤndern mit dem besten Erfolge nachgeahmt. In den neueren Zeiten
jedoch hat hier und da ein Geist des Widerstrebens gegen diese
wohlberechneten Anordnungen des Staates sich gezeigt, und gewisse frères ignorantins und obscurantins finden es unter der Wuͤrde
eines Geistlichen, sich mit weltlichen und zeitlichen Dingen zu
beschaͤftigen. Diesen frommen und heiligen Maͤnnern wollen wir
mit einem ihrer Amtsbruͤder, dem hochwuͤrdigen Abte D.
Giacinte Amati
Parroco di St. Maria de' Servi, (der so eben ein
Werk in drei Baͤnden uͤber Entdekungen im Gebiete der
nuͤzlichen Kuͤnste zu Mailand herausgab) die Worte des heil.
Kirchen-Vaters Chrysostomus zu
Gemuͤthe fuͤhren, der den Mystikern seiner Zeit, welche dem
Volke den noͤthigen Unterricht in Kuͤnsten und Gewerben
versagten, so herrlich, und fuͤr wahr mit goldenem Munde, zurief:
„Neque nos pudeat artium, nec
opificium probrum esse ducamus, sedotium et
nulli ocupationi vaccare;“
d.h. auf deutsch: „wir geistliche Herren
duͤrfen uns der Kuͤnste nicht schaͤmen, und ein
Handwerk fuͤr keine Schande halten; aber des gelehrten
Muͤssigganges sollen wir uns schaͤm zu und des
Nichtsthuns.“ Wenn ein heil. Kirchen-Vater
diese Worte ausspricht, so sehen wir nicht ein, warum die Heiligen unserer
Zeit zu diesen goldenen Worten nicht ein lautes herzliches Amen! sprechen sollten.A. d. Ue..
Trefflich ist, was er uͤber Verbindung des Akerbaues mit der Viehzucht,
vorzuͤglich mit der Schafzucht, nach dem Beispiele der Englaͤnder
schreibt.
Eben so dasjenige, was er uͤber die Maulbeerbaͤume, staudenartig und
als Heke gezogen, saͤgte. Er fuͤhrt bei dieser Gelegenheit die
Bittschrift der Staaten der ehemaligen franzoͤsischen Bretagne an ihre
Bischoͤfe an, die Moͤnchskloͤster zu verhalten,
Maulbeerbaͤume zu pflanzen und Seidenraupen zu ziehen: eine Bitte, die in
Frankreich eben so wenig beachtet wurde, als in Italien, obschon Zanon sie in Italien wiederhohlte. Was er uͤber
Anzucht der Maulbeerbaͤume sagt, verdient um so mehr Beherzigung in
denjenigen Staaten, in welchen Seidenzucht erst eingefuͤhrt werden soll, als
Zanon sich zu seiner Zeit in demselben
Verhaͤltnisse befand, in welchem sich diese Staaten gegenwaͤrtig
befinden, naͤmlich als Schoͤpfer dieses neuen Zweiges der Industrie
fuͤr das Land. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß die Briefe, die
Zanon uͤber diesen Gegenstand schrieb, in
deutschen Volksblaͤttern in einem gedraͤngten Auszuge mit
Ruͤksicht auf Lokalitaͤts-Verhaͤltnisse uͤbersezt
wuͤrden. Zanon machte schon auf die
Moͤglichkeit und Dienlichkeit einer zweiten Seiden-Ernte aufmerksam,
und berichtigt Nollet's Irrthum, der sich von einigen
Florentinern in dieser Hinsicht taͤuschen ließ. Sehr lehrreich fuͤr
unseren deutschen Landmann und auch fuͤr manchen unserer
Buͤcher-Gelehrten, der uͤber Seidenraupen-Zucht schrieb,
ohne sich jemals damit selbst beschaͤftigt zu haben, wuͤrde Zanon's Widerlegung der Vorurtheile seyn, die man
uͤber die Vermehrung und Wartung dieser Thiere, wie es scheint, absichtlich,
verbreitet hat, und die sogar in die Werke Vida's, Gassende's,
Aldrovandi's, Chomel's, und sogar Lemery's
uͤbergingen, und die selbst noch im J. 1756 von einem hollaͤndischen
Schriftsteller wiederhohlt wurden. Wenn der unsterbliche Zanon einzig und allein die gepfropften Maulbeerbaͤume fuͤr
gut und brauchbar erklaͤrt „(non bono, se
non dopo annestato),“ was gegen die Erfahrung mehrerer der
ausgezeichnetesten heutigen Seiden-Werke in Italien ist, so kann man ihn
damit entschuldigen, daß er dieß einem anderen Landwirthe nachgesprochen hat.
„(Sulla fede di altro).“
Die 21 Briefe des zweiten Bandes sind groͤßten Theils uͤber Seide. Die
Geschichte dieses wichtigen Artikels ist hier genauer, als in vielen anderen Werken,
die sich mit derselben beschaͤftigen, abgehandelt. Ruggero I., Koͤnig von Sicilien, war der Erste, der in der Mitte
des zwoͤlften Jahrhundertes Seidenzucht im Großen und mit Erfolge zu Palermo
einfuͤhrte. Von Palermo kam sie nach Lucca, und
spaͤter erst nach Florenz. Ein Luccheser war es, der die ersten
Seiden-Spinnmuͤhlen zu Bologna (filatoja),
im J. 1272, einfuͤhrte. Die Bologneser hielten die hierzu noͤthigen
Maschinen beinahe durch volle drei Jahrhunderte als Staats-Geheimniß geheim,
und henkten einen gewissen Bolzini als Staats-Verraͤther
beim Fuße auf, weil er dieses Geheimniß außer Land brachteSpaͤter hatte ein gewisser Fardini dasselbe
Schiksal.Im J. 1309 fing die Seidenzucht im Venezianischen an aufzubluͤhen,
nachdem sich viele Luccheser, als Guelfen, dahin gefluͤchtet hatten: in
Neapel erst unter Ferdinand J. Nach Frankreich kam die Seidenzucht unter Ludwig XI.;
oder vielmehr unter Karl VIII. nach dessen Ruͤkkehr aus Italien: erst unter
Sully, Heinrich's IV. Minister, fing sie an
bluͤhend zu werden. Der Strumpfwirker-Stuhl kam erst im Jahre 1614
nach Venedig, und ein Schlosser aus Gemona, der dieses Geheimniß nur ein Mal zu
Venedig gesehen hatte, brachte es nach Friaul. Die Piemonteser waren die lezten, die
sich um Seidenzucht kuͤmmerten. Victor Amadeus
hatte sie in seinen Staaten eingefuͤhrt: die Piemonteser haben aber, in
Hinsicht auf Seidenzucht, den Ausspruch der Schrift erfuͤllt: „die
lezten sind die ersten geworden.“
Der gute Zanon irrt sich indessen sehr, wenn er seine
Landsleute damit troͤstet, daß sie nie besorgen duͤrfen die
Reichthuͤmer zu verlieren, die sie durch Seidenbau gewinnen, und daß die
Seide uͤber den 46° noͤrdlich nie gedeihen wird. Er
fuͤhrt alle die ungluͤklichen Versuche an, die man in Frankreich,
schon in der Mitte des 17ten Jahrhundertes in Wuͤrtemberg, unter Jakob J. in
England, unter Peter in Rußland im J. 1743 zu Hanau, und spaͤter in
Brandenburg und in Sachsen gemacht hat, und schließt hieraus: weil diese Versuche
das erste Mal mißlangen, werden sie immer mißlingen. Sind nicht auch in Italien, im
suͤdlichen Frankreich, die ersten Versuche mißlungen? Waren nicht selbst in
Italien und in Frankreich Jahrhunderte noͤthig, um sie in den heutigen
bluͤhenden Zustand zu bringen? Der Grundsaz steht ewig fest in der Natur, daß
alle pflanzenfressende Thiere dort gedeihen, wo sie ihre Nahrung reichlich finden.
Nun gedeiht aber der Maulbeerbaum und in Brandenburg, und selbst noch in Schweden.
Folglich werden auch die Seidenraupen in England und in Brandenburg gedeihen, und um
so mehr und besser, als die Seidenraupe in den kuͤhleren Gegenden Italiens
besser gedeiht, als in den waͤrmeren, und als man im noͤrdlichen
Europa die Luft, wo sie, in selteneren Faͤllen, zu kuͤhl seyn sollte,
weit leichter erwaͤrmen, als die heiße Luft in Italien, die an manchem Tage
Millionen von Seidenraupen toͤdtet, abkuͤhlen kann. Es kommt nur
darauf an, daß Maulbeerbaͤume in gehoͤriger Menge gezogen werden; daß
keine Regierung sich mit der Seidenzucht befaßt, indem sie dadurch nur zu ihrem
Schaden betrogen werden wuͤrde; daß endlich keine Stuben-Gelehrten
sich mit Einfuͤhrung der Seidenzucht befassen, sondern daß
verstaͤndige thaͤtige Landwirthe, uͤber den Vortheil
unterrichtet, den sie durch Seidenzucht sich verschaffen koͤnnen, sich mit
derselben nach den Anleitungen, die Graf Dandolo und Bonafou gegeben haben, ernstlich beschaͤftigen;
erst im Kleinen lernen, und dann das Gelernte im Großen ausfuͤhren.
Lustig ist die Geschichte des Patrones der Seidenwirthe und Seidenhaͤndler in
Italien, das St. Giobbe, d.h. des armen Job zu lesen. Die roͤmischen
Geistlichen haben naͤmlich im 13ten Jahrhunderte den Bolognesern weiß zu
machen gewußt, daß die Seidenraupen aus den Wuͤrmern entstanden sind, die in
den Geschwuͤren des armen Job genagt haben. Auf diese Weise ward der arme Job
der Patron der reichen Seidenhaͤndlerzunft in Italien, und ist es noch bis
auf den heutigen Tag.
Ueber Foͤrderung des Akerbaues und der Industrie, nach
Sir John Sinclair, Baronet.
Es ist der Muͤhe werth, die Ideen des schottischen Varro, des wirklich (und nicht bloß in der unachtbaren
Parliaments-Sprache) achtbaren Sir John Sinclair zu vernehmen, wie man Akerbau und Industrie
foͤrdern kann, und soll. Sir John hat uns bei
dieser Gelegenheit tiefe Blike in den englischen Colonial-Haushalt thun
lassen; er wird dadurch schwerlich seinem so tief gesunkenen Vaterlande mehr
nuͤzen konnen; dem Auslande, der Menschheit uͤberhaupt aber, wird er
fuͤr ewige Zeiten genuͤzt haben, wenn sie seinen guten Rath vernehmen,
nicht auf der alten Bahn der Heuchelei und Juristerei fortfahren, und des Glaubens
untergehen will, sie habe Alles zu ihrem Gedeihen gethan, wenn sie
froͤmmelnde Missionaͤre, die sich binnen Jahre und Tag in
Brantweinbrenner umwandeln, und Schreiber, die alles Recht verkehren und verdrehen,
in Colonien schikt.
Das Vorgebirge der guten Hoffnung war, unter der hollaͤndischen Regierung,
schnell aus einer, urspruͤnglich mit Verbrechern bevoͤlkerten,
Wuͤste ein kleiner aufbluͤhender Colonial-Staat geworden Seit
es sich, durch ein untoward Ereigniß in den
Haͤnden der Englaͤnder befindet, ist es das nicht geworden, was es
fuͤr diesen Handlungs-Staat haͤtte werden koͤnnen.
„Ich war laͤngst schon,“ sagt Sir JohnIn Gill's
technolog. Reposit. September 1829. S. 161., „der festen Ueberzeugung, daß das Vorgebirge der guten Hoffnung
eine der wichtigsten Colonien werden konnte, die England jemals besaß. Seine
treffliche Lage, Amerika gegenuͤber und auf halbem Wege von Europa nach
Asien, sein herrlicher Boden und sein schoͤnes Klima wuͤrde uns in
den Stand sezen eine Menge von Producten zu erhalten, die wir uns nur aus einem
milderen Klima, als das unsrige, zu verschaffen im Stande sind, wie z.B. Wein,
Seide, Hanf und Tobak u. dergl. und durch Erzeugung dieser Producte, in jener
Menge, in welcher wir derselben beduͤrfen, wuͤrde das
Vorgegebirge, von seiner Seite, eine unschaͤzbare Besizung werden
muͤssen. Nur ein kleiner Theil der Einwohner ist fremder Abkunft; es
koͤnnte folglich sehr bald in eine rein brittische Colonie umgeschaffen
werden.“
„Ich habe laͤngst schon gewuͤnscht, die Ursachen auffinden
zu koͤnnen, warum es in einen so wenig ertraͤglichen Zustand
zuruͤkgesunken ist, und die Mittel zu entdeken, durch welche es zu einer
großen Colonie emporgehoben werden koͤnnte; ich war aber nie im Stande
die gehoͤrigen Materialien hieruͤber in die Haͤnde zu
bekommen, um einen Plan hierzu entwerfen zu koͤnnen. Endlich hatte ich
neulich Gelegenheit mit einem sehr verstaͤndigen Reisenden, Hrn. Macadam, Wundarzte auf der Flotte, der einige Zeit
uͤber am Vorgebirge der guten Hoffnung sich aufhielt, uͤber diesen
Gegenstand zu sprechen; dieser wakere Mann beschaͤftigt sich daselbst
vorzuͤglich mit Botanik; gluͤklicher Weise wendete er aber seine
Aufmerksamkeit auch auf andere wichtige Gegenstaͤnde.“
„Die folgenden Thatsachen erhielt ich fast ausschließlich durch seine
Mittheilungen.“
„Es war ein gluͤklicher Umstand, daß Hr. Macadam auch auf Mauritius (île de
France) gewesen ist, wo durch Ausdehnung der Cultur der Baumwolle noch
ein weites, fuͤr unser Land aͤußerst wichtiges, Feld fuͤr
Verbesserung offen steht. Wir koͤnnten von daher nicht nur eine weit
bessere Baumwolle erhalten, sondern auch ganz unabhaͤngig in einem
Artikel werden, der jezt der wichtigste in unserem ganzen Fabrikwesen geworden
ist.“
I. Geographische
Verhaͤltnisse des Vorgebirges der guten Hoffnung.
„Das Klima der britischen Besitzungen im suͤdlichen Afrika ist
eines der schoͤnsten Klimate des Erdballes. Der mittlere
Barometer-Stand ist im Durchschnitte uͤber 30 Zoll, und die
Sommerhize um Mittag im Durchschnitte 78° Fachrenh. (+ 20 1/2 R.). Es
ist dem italiaͤnischen Klima aͤhnlich, aber ehe etwas
waͤrmer und trokener. Es ist so troken, daß man daselbst des
Trokenlegens der Gruͤnde nicht bedarf; vielmehr muß man dafuͤr
sorgen, die Feuchtigkeit so viel moͤglich zu erhalten; selbst
Waͤsserung, vorzuͤglich auf Wiesen, wird hier
wuͤnschswerth. Die Berge haben Ueberfluß an Quellen, aus Mangel an
Thaͤtigkeit und Geschiklichkeit hat man aber wenig, und nicht immer
Wasser. Es fehlt oͤfters so sehr an diesem wesentlichen Artikel, daß
die Herd vor Durst verschmachten, und die Menschen selbst in Gefahr sind,
gleiches Schiksal mit ihnen zu theilen.“
II. Zustand des Akerbaues am
Vorgebirge der guten Hoffnung.
„Der Boden ist, in einem großen Theile dieser weit ausgedehnten
Besizung, uͤberschwenglich fruchtbar, und, in Ganzem genommen, ein
reicher Boden. Baͤume, Gewaͤchse, Fruͤchte und Ernten
der verschiedensten und fruchtbarsten Laͤnder bluͤhen und
reifen hier neben einander. Bei einem so verkehrten Akerbau-Systeme,
daß der unwissendste Landwirth in Europa daruͤber erstaunen
wuͤrde, wird dort ein Weizen gewonnen, der so schwer ist, als der
Weizen in Kent oder Essex. Getreide und Gras kann auf einer weit
groͤßeren und gesegneteren Flaͤche hier gebaut werden, als in
Groß- Britannien. Erdaͤpfel wachsen hier uͤppig: man
kann immer zwei Mal des Jahres Erdaͤpfel ernten, ein Mal erhielt man
sogar bei einem Versuche drei Erdaͤpfel-Ernten in Einem
Jahre.“
„Wollte man die Weise im Detail beschreiben, wie die Landwirthschaft
am Vorgebirge der guten Hoffnung betrieben wird, so muͤßte man ein
oͤkonomisches Krebsbuͤchlein schreiben. Der Boden wird
vernachlaͤssigt und nie, weder mit Kalk noch mit Duͤnger,
verbessert, obschon beide im Ueberflusse vorhanden sind, indem man sich
einbildet, daß sie den Grund hizen: man laͤßt also ersteren
unberuͤhrt im Steinbruche, und verbrennt den lezteren, oder wirft ihn
als Unrath in die See. Die Felder sind nicht eingeschlossen, und werden
durch ununterbrochen auf einander folgende Ernten so lang ausgesogen, bis
sie endlich erschoͤpft sind, wo man dann neues Land aufbricht. Die
Pfluͤge sind von der plumpsten Art, und wo man selbst leichtes Land
mit denselben umbricht, kann man zehn Ochsen vor dieselben gespannt sehen,
die von zwei Maͤnnern und einem Jungen getrieben werden
muͤssen, denen mehr als ein halb Duzend Hunde nachlaufen. Das
uͤbrige Landwirthschafts-Geraͤthe ist von derselben
erbaͤrmlichen Art, und fordert gleichfalls eine bessere Einrichtung.
Das, auf diese ungeschikte Weise, gewonnene Getreide wird durch Ochsen
ausgetreten, die oͤfters mit gruͤn gemaͤhtem und
getroknetem Hafer, Statt mit Heu, gefuͤttert werden. Daher kam es
nun, daß man in diesem großen und fruchtbaren Lande, das nur 130,000
Menschen zu erhalten hat, mehr denn einmal, bloß wegen verkehrter
Landwirthschaft, Hungersnoth zu erleiden hatte, waͤhrend es zuweilen
die Insel Helena, und neuerlich selbst
New-South-Wales mit dem Ueberflusse des Ertrages seines
fruchtbaren Bodens versehen hat. Wie wuͤnschenswerth waͤre es
nicht, daß die wichtige Insel Mauritius, die
nicht die hinlaͤngliche Menge Getreides fuͤr ihre Einwohner zu
erzeugen vermag, die Wohlthat einer Kornkammer an dem Vorgebirge der guten
Hoffnung besaͤße, das die Natur in seiner naͤchsten
Nachbarschaft hierzu bestimmt zu haben scheint! So sehr dieß aber auch zu
wuͤnschen waͤre, so hat man doch noch im J. 1827 die
Getreide-Ausfuhr verboten, in welchem Jahre dann endlich dieses
unkluge System aufgegeben wurde“
„Die erste Verbesserung, die sich von selbst darbietet, ist also
Befoͤrderung der Landwirthschaft, wozu die Errichtung einer
Akerbau-Gesellschaft unter dem besonderen Schuze des Gouverneurs
wesentlich beitragen wuͤrde. Die Hauptzweke dieser Gesellschaft
muͤßten seyn: 1) Einfuͤhrung besserer
Akerbau-Geraͤthe; 2) Einschließung der Felder; 3) Erweisung
der Vortheile des Kalk- und Vieh Duͤngers; 4)
Einfuͤhrung einer verstaͤndigen Wechsel-Wirthschaft; 5)
Ausmittelung der Graͤser und Wurzel-Gewaͤchse, welche
fuͤr das Klima des Vorgebirges am besten taugen; Vertheilung der
Samen an fleißige und unternehmende Landwirthe; 6) Belohnung derjenigen, die
den groͤßten Theil ihrer Guͤter bewaͤssert haben. Durch
Einfuͤhrung solcher Maßregeln wuͤrde 1) der Arbeitslohn
niedriger werden: eine wichtige Sache, wo man seine Felder mit Sclaven, die
unter allen Arbeitern die kostbarsten sind, zu bestellen hat; 2) der Weizen
wuͤrde wohlfeiler werden und bald ausgefuͤhrt werden
koͤnnen. Er wuͤrde vor dem Brande gesichert werden, der ihn so
oft fuͤr die Muͤhle untauglich macht, wenn er auch noch als
Saat-Korn gebraucht werden kann. 3) Hafer, Gerste und andere
sogenannte weiße Fruͤchte wuͤrden reichlich gedeihen, und als
Getreide, nicht gruͤn geschnitten als Heu auf den Markt kommen. 4)
Neues Land wuͤrde dann mit Nuzen umgebrochen werden koͤnnen,
wenn das alte Akerland einmal gehoͤrig bebaut und bestellt ist. 5)
Rye-Graß, von welchem man weiß, daß es am Vorgebirge der guten
Hoffnung gut gedeiht, wuͤrde haͤufig gebaut und in solcher
Menge zu Heu gemacht werden koͤnnen, daß Schafe und Rinder in den
westlichen Gegenden sich maͤsten und vermehren, und entweder zu Hause
geschlachtet, oder ausgefuͤhrt werden koͤnnten, Statt daß sie
jezt aus Mangel an Futter daselbst zu Grunde gehen muͤssen. 6) Man
wuͤrde sich von der Thatsache uͤberzeugen, daß
Lucerner-Klee, wie man durch Versuche bereits erwiesen hat, sechs Mal
im Jahre am Vorgebirge der guten Hoffnung gemaͤhet werden kann. 7)
Die Erdaͤpfel, die daselbst bereits naturalisirt und wohlfeiler sind,
wuͤrden noch wohlfeiler werden und allgemeiner gebraucht werden
koͤnnen. Die Runkel-Ruͤben und die rethen
Ruͤben, die gelben Ruͤben, die alle daselbst uͤppiger
als irgendwo gedeihen, wuͤrden reichlichen Beitrag zu Futter
gewaͤhren.“
„Die Regierung wuͤrde sehr viel ersparen (und durch diese
Ersparung waͤren zugleich die Ausgaben gedekt, die man Anfangs zu
diesem Ende machen muͤßte) wenn sie ihren Bedarf fuͤr die
Flotte von dem Vorgebirge der guten Hoffnung beziehen wollte, Statt daß sie
ihm mit ungeheueren Kosten aus England nach dem Vorgebirge der guten
Hoffnung schifft. Rindfleisch (Poͤkelfleisch) kommt der Regierung am
Vorgebirge der guten Hoffnung mit Fracht etc. jezt auf 1 Shill. (360 kr.)
das Pfund; waͤhrend jezt der Contract-Preis fuͤr
frisches Fleisch fuͤr die Flotte am Vorgebirge der guten Hoffnung 1
1∫4 Pence (1 1∫4 Groschen) ist. Wenn das Pfund aber auch,
eingepoͤkelt, 3 Pence (9 kr.) kosten wuͤrde, wuͤrde die
Regierung selbst dann noch 75 p. C. ersparen. Englisches Zwiebak kann am
Vorgebirge der guten Hoffnung fuͤr nicht weniger als 6 Pence (18 kr.)
gehandelt werden; der Contract fuͤr die Flotte am Vorgebirge der
guten Hoffnung ist 2 1∫4 Pence fuͤr das Pfund: ein
Unterschied, der mehr als die Haͤlfte betraͤgt. Wenn man die
Provisions am Vorgebirge der guten Hoffnung beguͤnstigte, und, bis
man genug daselbst einschiffen koͤnnte, so wenig als moͤglich
aus England dahin braͤchte, so wurden die Landwirthe und Colonisten
zur Landwirthschaft maͤchtig aufgemuntert werden.“
III. Vorgeschlagene Verbesserungen
am Vorgebirge der guten Hoffnung.
„Reichliche Herbeischaffung des Wassers waͤre ein Gegenstand,
der der Fuͤrsorge der englischen Regierung werth seyn wuͤrde:
er waͤre wenigstens fuͤr die Colonisten in dieser
Niederlassung von der hoͤchsten Wichtigkeit. Es wuͤrde auch
hoͤchst nuͤzlich seyn, wenn die Regierung sich um Anlage
besserer Straßen kuͤmmern wuͤrde, indem eine leichte
Communication fuͤr das Wohl aller Laͤnder sowohl der
akerbauenden als der industriellen, so unerlaͤßlich ist.
Gegenwaͤrtig sind auf einer Streke von 700 engl. Meilen Weges nicht
mehr als 50 engl. Meilen Straße; gewisse landwirtschaftliche Producte, z.B.
Butter uͤberwinden indessen auch dieses fuͤrchterliche
Hinderniß, und werden auf unbebahnten Wegen 600 engl. Meilen weit zu Markte
gefahren.“
„Das Wohl der Colonie wuͤrde wesentlich befoͤrdert
werden, wenn der botanische Garten wieder hergestellt wuͤrde, der
ungluͤkseliger Weise dem Pfluge gaͤnzlich preisgegeben
wurdeMan sieht hieraus, daß die hollaͤndische Regierung, die ehevor
einen herrlichen botanischen Garten errichtete und unterhielt, weit
weiser war, als die englische.A. d. Ue.. Da Grund und Boden hier so wenig Werth hat, und die Regierung
desselben so viel als ihr Eigenthum besizt, so wuͤrde, wenn ein
botanischer Garten in einer fuͤr seine Zweke gehoͤrigen
Groͤße angelegt und unter die Aufsicht eines geschikten und
thaͤtigen Garten-Inspectors gestellt wuͤrde, sowohl der
Feldbau als die Garten-Cultur unendlich gewinnen. Es wuͤrde
hoͤchst vortheilhaft seyn, wenn eine Samen-Schule (a nursery) damit in Verbindung gebracht
wuͤrde, in welcher alle nuͤzliche Pflanzen gezogen, und die
brauchbarsten unentgeldlich im Lande vertheilt werden koͤnnten. Die
ganze westliche Haͤlfte des Vorgebirges ist so arm an Baͤumen,
so nakt, daß die Verbesserung desselben außerordentlich erschwert wird,
waͤhrend die oͤstliche Haͤlfte zeigt, wie leicht und
trefflich die vorzuͤglichsten Pflanzen-Producte des gesammten
Erdballes sich in diesem gluͤklichen Boden und Klima
einbuͤrgern und in der hoͤchsten Ueppigkeit gedeihen. Die
Myrten, Quitten, Granat-Aepfel, verschiedene Arten von Celastrus und
Lycium bluͤhen hier herrlich und vermehren sich leicht durch
Steklinge. Die Datteln, Bananen, Pomeranzen, Guaven, Mangos,
vermaͤhlen ihr asiatisches Laub und ihren Geschmak mit der
europaͤischen Traube, Pfirsiche, Pflaume, Birne, und Aepfelfrucht.
Die Eiche erreicht in einigen Gegenden der Colonie eine große Hoͤhe
und Staͤrke. Die Kastanie, die Wallnuß, die Erle und drei Arten
unseres Nadelholzes sind bereits am Vorgebirge. Die Esche, die Buche, der
Ahorn, die Lerche, die amerikanische Fichte werden hoͤchst
wahrscheinlich in diesem Klima gedeihen, so wie die Cedern des Libanon und
der Bermuda-Inseln. Auch die westindische und brasilische Cassave
wuͤrde wahrscheinlich hier in beiden Haͤlften der Colonie mit
großem Vortheile gezogen werden koͤnnen. Was den botanischen Garten
betrifft, so wuͤrde derselbe auch den Hollaͤndern
hoͤchst angenehm seyn, die Garten-Cultur so sehr, und mit
Recht, zu schaͤzen wissen.“
IV. Ueber den
Cap-Wein.
„Der Haupt-Gegenstand des Handels am Vorgebirge der guten
Hoffnung ist Wein; die Weingaͤrten haben sich, seit diese Colonie
brittisches Eigenthum wurde, um das Zehnfache vervielfaͤltigt.
Ungluͤklicher Weise hat man bisher mehr auf Quantitaͤt, als
auf Qualitaͤt gesehen, außer in jenen Weinbergen, die den Constantia-Wein liefern. Diese sind gegen
Osten gelegen, und gegen den Suͤd-Westwind geschuͤzt,
der der einzige gefaͤhrliche Wind hier ist. Der Grund ist das
Geroͤlle der benachbarten Berge, leicht, aber durch Duͤnger
verbessert. Der Unterboden, der noch wichtiger ist, ist noch leichter, indem
er mit Sand und Steingeroͤlle gemengt ist. Am Drakensteen hingegen,
wo gegenwaͤrtig die vorzuͤglichsten Weingaͤrten sich
befinden, ist der Unterboden Thon, wodurch der Wein einen unangenehmen
Erdgeschmak bekommt, den man schon auf der Zunge fuͤhlt, wenn man nur
den Namen Cap-Wein hoͤrtDieser Geschmak ruͤhrt vielleicht weniger vom Grunde, als von
der Rebe her. Bekanntlich haben die
Hollaͤnder den hoͤchst ungluͤklichen Fehler
begangen, die schlechteste unter allen Reben auf der weiten Erde,
die des Rhein-Weines, nach dem Cap
zu verpflanzen. Haͤtten die guten alten Bataver die edle
ungrische oder Burgunder Rebe nach dem Cap verpflanzt; so
wuͤrde jezt das Cap Villaner, oder
Sexarder, oder Burgunder Statt des nach Erde, Leder, Maͤusen, und
nach allem, nur nicht nach gutem und gesunden Wein, riechenden
Rhein-Weines liefern. Die Reden
muͤssen veredelt werden: das konnte der gute alte schottische
Varro, der die Erdaͤpfel
besser kennt, als die Rebe, nicht wissen.A. d. Ue.. Es ist unnoͤthig, daß ich mich hier in das Detail des
Weinbaues weiter einlasse: wo der Unterboden schlecht ist wird auch der Wein
schlecht. Die Rebe fordert keinen reichen Unterboden. In Italien legt man
Ziegel und flache Steine in die Erde, damit die Reben nicht in den Thon
eindringen, und in England macht man den Unterboden fuͤr die Rebe aus
Schutt, damit er nicht zu reich wird, und mehr Blaͤtter als Trauben
erzeugt. Es wuͤrde gut seyn, Preise fuͤr Wein auszusezen, der
nicht in Thon- sondern in Treillagen gezogen wurdeDieß wuͤrde nur noch schlechteren Wein geben. In Frankreich
gilt bekanntlich, und mit Recht, der vin de
la treille oder vin du treillis
viel weniger, als der andere. Die guten Schotten sollen bei
Erdaͤpfeln und Hafer und Futterkraͤutern bleiben: das
sind ihre Reben.A. d. Ue., da er weniger Arbeit fordert, als die Stokrebe; auf Wein, der rein
und unverdorben bereitet und nicht mit Brantwein und Schwefelsaͤure
verfaͤlscht wird. Indessen wird jezt unter allen diesen
ungluͤklichen Verhaͤltnissen Cap-Wein als Madeira,
Sherry, Teneriffa, Steinwein, Pontac, und vor allem als Hoc
verkauft.“
V. Noch andere
Verbesserungen.
„Man hat Merino-Schafe versucht, und sie gediehen. Ein Paar
Landwirthe halten sie bei Lucern, und ihre Wolle wurde neulich, gewaschen
und in Fließe aufgerollt, das Pfd. zu 1 Shill. 6 Pence (54 kr.) verkauft.
Solche Wolle wird jezt ausgefuͤhrt; sie kommt der saͤchsischen
und New-South-Wales Wolle gleich, und ihre Production sollte
beguͤnstigt werden.“
„Wahrscheinlich wuͤrde der Oehlbaum in einem Klima gedeihen,
das jenem Spaniens und Italiens nicht bloß aͤhnlich, sondern selbst
besser, als dieses ist. Es waͤre sehr wuͤnschenswerth, daß die
Regierung sich mit Samen versaͤhe, und den Oehlbaum gehoͤrig
versuchen ließe. Die Olea
capensis und Kiggelaria
africana (Kigglario) waren bisher die
einzigen Oehlbaͤume am Vorgebirge.“
„Der Maulbeerbaum gedeiht uͤppig aus Steklingen, und Muster von
Cap-Seide sind bereits nach England gekommen. Auch die Seidenzucht
verdiente hier Unterstuͤzung.“
„Tobak gedeiht sehr gut auf der Missions-Anstalt der
Herrenhuter zu Gnadenthal, ungefaͤhr 70 engl. Meilen von der
Cap-Stadt, welche von da aus vorzuͤglich mit Tobak versehen
wird. Wuͤrde man Tobak-Einfuhr vom Vorgebirge der guten
Hoffnung nach England erlauben, so wuͤrde die dortige Colonie in
einigen Jahren ganz England mit Tobak versehen koͤnnen.“
„Wo der Arbeitslohn so hoch steht, wie am Cap, weil es daselbst an
Haͤnden fehlt, kann Indigo die Bau- und Bereitungskosten nicht
bezahlen, obschon Arten von dieser Pflanze daselbst einheimisch sind, und
indischer und suͤdamerikanischer Indig daselbst bluͤht. Den
Indig muß man beiden Indien lassen.“
„Aus eben diesem Grunde wuͤrde auch Baumwollenbau nicht lohnend
seyn, obschon die Baumwollen-Pflanze am Cap gut gedeiht.
Baumwollenbau soll bei Mauritius bleiben.“
VI. Ueber die Insel Mauritius
(île de France).
„Diese Insel steht in natuͤrlicher Abhaͤngigkeit von dem
Vorgebirge der guten Hoffnung, als dem naͤchsten Lande, aus welchem
es seine Lebensmittel erhalten kann. Alles, was ihr fehlt, kann es durch die
unermeßliche Fruchtbarkeit dieses reichen Theiles des festen Landes von
Afrika erhalten, waͤhrend sie mehr fuͤr Baumwolle geeignet
ist, als das Vorgebirge. Baumwolle sollte auf dieser Insel vor Allem gebaut
werden: die daselbst gezogene Baumwolle gehoͤrt unter unsere ersten
auf den Baumwollen-Maͤrkten. Ein großer Theil oͤde
liegenden Landes im Inneren dieser Insel ist zu diesem Ende
vorzuͤglich geeignet. Man hat bisher den Bau des Zukerrohres auf
derselben auf Kosten der Baumwolle erzwingen wollen: dadurch entsteht nur
Nachtheil fuͤr West-Indien, das alle Maͤrkte der Erde
mit einem Zuker versehen kann, der mehr Zukerstoff und folglich mehr Werth
enthaͤlt, als der Zuker von Mauritius nie haben wird.“
„Die Baumwolle von Mauritius gehoͤrt dafuͤr unter die
beste in der Welt, waͤhrend der Zuker dieser Insel, obschon er eine
schoͤne Farbe hat, entschieden von einer schlechteren Sorte ist. Ein
anderer Grund, warum Baumwollenbau dem Baue des Zukerrohres vorzuziehen ist,
ist der, weil sie weniger Arbeit fordert: eine Hauptsache auf einer Insel,
auf welcher Arbeitslohn, und beinahe Alles, theurer ist, als auf irgend
einem Punkte der Erde.“
„Da die Producte dieser Insel fuͤr fremde Maͤrkte
gezogen werden, so sollen diejenigen Artikel, die am meisten Ertrag geben,
vorzuͤglich gebaut werden.“
„Sclaven-Arbeit ist, wie wir bereits bemerkten, die theuerste.
Da man dieselbe indessen fuͤr den Augenblik nicht entbehren kann, so
kann in dieser Hinsicht nichts Besseres geschehen, als daß man Ansiedelungen
beguͤnstigt, oͤde Gruͤnde herschenkt, von welchen noch
genug im Lande der Krone uͤbrig bleiben.“
Vorgeschlagene Maßregeln.
1) Geschikte Landwirthe aus England und Schottland nach dem Vorgebirge der guten
Hoffnung verpflanzen, um dort eine bessere Landwirthschaft, eiserne
Pfluͤge etc. einzufuͤhren.
2) Akerbau-Gesellschaften unter dem unmittelbaren Schuze des Gouverneurs
daselbst errichten.
3) Den botanischen Garten am Cap wieder herzustellen, und unter die Aufsicht
eines geschikten Inspectors sezen.
4) Brunnenmeister an das Vorgebirge der guten Hoffnung schiken, und Leute, die
Wasserleitungen anzulegen verstehen.
5) Den Bau der Baumwoll-Pflanze, Statt des Zukerrohres auf der Insel
Mauritius so viel moͤglich beguͤnstigen, und viele Ansiedler dahin
verpflanzen, daß diese Insel bald eine wahre
britische Colonie wird.
6) Diesen Aufsaz an die Gouverneurs des Vorgebirges der guten Hoffnung und der
Insel Mauritius senden, und von denselben ihre Bemerkungen uͤber die hier
gemachten Vorschlage und die besten Mittel zur Ausfuͤhrung derselben
abfordern.
Vorsicht die bei dem Genusse der heurigen Erdaͤpfel zu
beobachten ist.
Wir empfehlen die Erdaͤpfel der heurigen Ernte, die leider alle zu
fruͤhe, und in diesem nassen kalten Jahre unreif
aus der Erde genommen wurden, ja gut zu kochen oder was besser ist gut, zu
daͤmpfen, und den fest und zaͤhe bleibenden Theil in der Mitte
wegzuwerfen, der sich dieß Jahr in so vielen Erdaͤpfeln der groͤßeren
Gattungen findet, indem uns bereits mehrere Faͤlle in wenigen Wochen sowohl
unter der aͤrmeren Classe als unter den Wohlhabenden vorgekommen sind, in
welchen Personen, die solche Erdaͤpfel genossen hatten, so zu sagen auf der
Stelle erkrankten, und von Schmerzen in dem Magen und in den Eingeweiden befallen
wurden. Man darf nie vergessen, daß rohe reife Erdaͤpfel, noch mehr unreife Erdaͤpfel,
die durch keine Kochkunst genießbar, das heißt unschaͤdlich gemacht werden
koͤnnen, ein starkes Gift sind, das furchtbar auf die Dauungswerkzeuge
wirkt.
Groͤße einer Melone.
Hr. E. King zog eine Melone von 15 Pfd. 4 Loth und 34 1/2
Zoll im Umfang (Bristol Merc. Galign. N. 4500). Eine
zwei Mal so große, 36 Pfd. schwere, wurde zu Klagenfurt gezogen.
Der groͤßte bisher bekannte Hafer-Halm.
Zu Sealand, bei Chester, wurde Anfangs Septembers l. J. ein Hafer-Halm aus dem
Felde gezogen, der 1 1/8 Zoll im Umfange maß, und 237 Koͤrner trug. (Star. Galignani. N. 4526.)
Wuͤstes und noch benuͤzbares Land in
England.
Eine Gesellschaft zur Foͤrderung der Industrie zu London hat urkundlich, mit Angabe der Grafschaften, nachgewiesen,
daß in
Eng and und Wales
2,800,000
Schottland
5,452,000
Irland
4,147,790
––––––––––
12,399,790 Acres Landes
wuͤste liegen, die, bei besseren Akerbaugesezen bebaut
werden koͤnnten. Die Gesellschaft schließt hieraus, daß es aͤußerst
thoͤricht ist, auf Colonien zu denken, wenn man bei Hause so viel unbebautes
Land liegen hat. (Morning Advertiser. Galignani
4543.)
Neues Utopia in N. Amerika.
Man hat mehrere Satyren in Landkarten-Format in fruͤheren Zeiten in
Europa gemacht; sie blieben indessen bloß auf dem Papiere. Der Wiz der Amerikaner
verewigt aber seine Satyre auf der Mutter-Erde selbst, und noͤthigt
die Nachkommen kuͤnftiger Jahr-Tausende in ihren Landkarten seine eben
so schneidenden als richtigen Bemerkungen uͤber seine Zeitgenossen ganz
gelassen nachzustechen. So finden wir in Nova Scotia
unter 45° 10', in Cumberland County den Advocaten-Fluß (Advocate-River) dicht neben dem Fuchs-Fluß (Fox-River) sich in dem Meerbusen der
Capitalien (Fund's Bay) verlieren. Man
vergleiche die Landkarte von Nova Scotia in Silliman's
American Journal XIV. Bd.
Ehrenrettung der bayer'schen Litteratur.
Im Journal de Pharmacie, Juillet, 1829, wird S. 372.
Bayern um einen seiner beruͤhmtesten Maͤnner auf eine recht albern
gelehrte Weise gebracht. Es heißt daselbst „Leonard
Fuschs (sic) ou
Fuschius, Suédois d'origine, professeur
à Tubingen.“ Offenbar ist hier von dem unsterblichen
Leonhard Fuchs die Rede, der ein Bayer, kein Schwede,
(Bavarois d'origine, et non pas Suédois)
gewesen ist. Dieser große Gelehrte, Arzt und Naturforscher war zu Wemdingen im Ries
im Jahr 1501 geboren, und noch als junger Mann, zwei Mal Professor zu Ingolstadt.
Das lezte Mal war er in Gefahr von den Moͤnchen an dieser Universitaͤt
und ihren Knechten und Goͤnnern verbrannt zu werden, rettete sich nach
Wuͤrtemberg, wo der Herzog ihn als Lehrer der Anatomie und Botanik anstellte,
und wo er seine herrlichen Werke ungestoͤrt von Wuth und Intrigue vollenden
und herausgeben konnte.
Italiaͤnische Uebersezung des Vitruvius.
Wir haben in unseren Blaͤttern schon einige Mahle unsere deutschen Baumeister
auf die Nothwendigkeit des Studiums des classischen Baumeisters des Alterthums, des
unsterblichen Vitruvius, aufmerksam gemacht, und, da
Gelehrte selbst diesen roͤmischen Klassiker nicht uͤberall leicht und
richtig verstehen, eine
gute deutsche Uebersezung nach der Ausgabe des Grafen Stratico gewuͤnscht. In Italien wird unser Wunsch einstweilen
erfuͤllt. Eine Gesellschaft von Gelehrten und Baumeistern gibt, nach den
lezten und besten Ausgaben der Originale Vitruv's, eine
italiaͤnische Uebersezung unter folgendem Titel:
L'architettura di Vitruvio. tradotta in italiano, giusta la
grande edizione delPolenie delloStratico, illustrata con
note critiche e corredata delle moderne cognizioni scientifiche e prateche,
necessario agli architetti ed agl'ingegneri. 8. Utine. 1829. per fratelli
Mattiuzzi, tipograf. Pecile.
Diese Uebersezung wird 10 Fascikeln bilden (so viel als Buͤcher in Vitruv), jeden zu 12 Bogen mit 10 Tafeln. Der Bogen kommt
aus 20 Centesimi einer italiaͤn. Lira (= 27 kr.; also auf 5 kr.
ungefaͤhr) und auf 40 Cent. fuͤr die Tafel. Man subscribirt zu Udine
bei „Fratelli Mattiuzzi“, und wir
wuͤnschen herzlich, daß viele deutsche Baumeister bei denselben subscribiren
moͤchten, um uns mit besseren Gebaͤuden und mit einer brauchbaren
deutschen Uebersezung des großen alten Baumeisters zu versehen.
Dr. GrahamsChemical Catechism
wird im Philosophical Magazine N.
31, S. 47, durch eine Reihe von Beweisen als ein Werk aufgefuͤhrt, vor
welchem das Publikum gewarnt werden muß. Wir wollen daher deutsche
Buchhaͤndler warnen, keine Uebersezung von demselben zu veranstalten. Die
HHrn. Herausgeber des Phil. Mag., Taylor und Philipps, geben dem Hrn. Doctor den
guten Rath, sich, wenn er ja doch gelehrten Diebstahl (Plagiat) treiben will, die Lehre des Ritters Heimtuͤk von Buͤcherpluͤnderhausen (alias Sir
Fretful Plagiary) nie zu vergessen: „bei
gelehrten Diebstaͤhlen so zu verfahren, wie die Zigeuner beim
Kinderstehlen, d h., die gestohlenen Kinder anderer ehrlichen Leute so zu
entstellen, daß man wirklich glauben muß, es seyen
Zigeuner-Kinder.“
Dieser gute Rath des Ritters von Buͤcherpluͤnderhausen wird auch in Deutschland fleißig
befolgt. Seit wir die gestohlenen Kinder des Polytechn.
Journals oͤffentlich reclamiren, entstellt man sie so, nachdem man
sie uns gestohlen hat, daß wir sie in der That selbst nicht wieder fuͤr
unsere Kinder erkennen wuͤrden, wenn nicht manches derselben ein Muttermahl
an sich haͤtte, das dem gelehrten Zigeuner bei seiner Umkleidung der Armen
entgangen zu seyn scheint, und das nur die Aeltern kennen.
Noch eine Blume auf Dr. Wollaston's Grab.
Wir sehen aus dem Phil. Mag. N. 31. S. 66, daß der große
Chemiker Wollaston, dessen Verdienste um die Verbesserung
der Fernroͤhre und der optischen Instrumente uͤberhaupt bekannt genug
sind, auch praktischer Astronom war, und uͤber die
Intensitaͤt des Lichtes der Gestirne sehr lehrreiche Versuche anstellte. In
dem Jahre vor seinem Tode schenkte dieser Mann, den sein geistlicher Biograph als
Geizhals schilderte, einen kostbaren Dollond der astronomical
Society unter der Bedingung, daß die Gesellschaft dieses Instrument einem
unbemittelten Astronomen zum Behufe anzustellender Beobachtungen lehnen oder
schenken soll.
Der Schuhmacher Hans Sachs als
Poet.
Wir haben, als wir neulich von Verbesserung des Schuhmacher-Handwerkes
sprachen, bemerkt, daß die Schuster zuweilen sich bis auf den Parnaß versteigen.
Hans Sachs, der im J. 1494 geboren wurde, fing mit 14
Jahren, wo er bereits den Rappen ritt, auch an, den Pegasus zu besteigen, und machte
abwechselnd Schuhe und Lieder, Stiefel und Tragoͤdien. Als er im 77sten Jahre
seines Lebens seine unsterblichen poetischen Werke zusammennaͤhte, fand er,
daß sie nicht weniger als 32 Folio-Baͤnde in Mscrpt. von seiner Hand
geschrieben gaben. Unter diesen waren 4,200 Meister-Lieder; 208
Komoͤdien, Tragoͤdien und Possenspiele (mehrere derselben haben VII
Akte); 1,700 Fabeln und Erzaͤhlungen; 73 geistliche und militaͤrische
und Hochzeits-Lieder: in Summa 6,048 Stuͤke. Drei dike Folianten
wurden im J. 1558–61 davon gedrukt, und in einer 2ten Auflage auf 6 Folianten
vermehrt. (Vergl. Weber's
nor. Anitq. und Mech. Mag.
N. 318, 12. Sept., S. 48.)
Amerikanische Pferde.
Ein Correspondent aus Philadelphia im Courier, (Galignani N. 4526.) wundert sich, wie man von den
amerikanischen Rennern, Rattler und Tom Thumb, so viel Aufhebens in England machen konnte. Sie waͤren
zwar gute Pferde, sagt er; er kenne aber zwanzig bessere, wovon jedes den Rattler zu Schanden laͤuft. Eines dieser Pferde,
Bull Calf, das aber jezt einen Schaden am Hinterfuße
hat, lief im Trotte den Rattler schon in der ersten Meile
hin und gewann 1000 Dollars gegen ihn. Als dieser Bull
Calf sechs Jahre alt war, lief er Eine (englische) Meile auf der Rennbahn
in 2 1∫2 Minute im Trotte: dieß ist die
hoͤchste Geschwindigkeit eines Pferdes im Trotte,
die man bisher auf dem Erdballe kennt. Die gewoͤhnliche Geschwindigkeit der
besten amerikanischen Trotter ist 2 Minuten 35
Sekunden bis 2 Minuten 42 Sekunden auf die Englische Meile; die der Trotter des
zweiten Ranges, 2 Minuten 45 Sekunden bis 3 Minuten.
In drei Minuten bis 3 Minuten 10 Sek. laͤuft jeder Amerikanische sogenannte
Trotter. Ephraim Smooth gewann die lezte Wette zu
New-York in folgendem Laufe:
die ersten drei (engl.) Meilen im Geschirre
in
8 Minuten
21 Sek. im Trotte
zweiten
drei –
–
–
–
– –
8 –
–
23 –
dritten
drei –
–
–
–
– –
8 –
–
28 –
––––––––
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neun
(engl.) Meilen im Geschirre in
25 Minuten
12 Sekunden im Trotte
Die Sweepstake-Purse gewann Fireaway:
die ersten zwei (engl.) Meilen
in 5 Minuten 20 Sekunden im Trotte
die zweiten zwei (engl.) Meilen
in 5 Minuten 16 Sekunden.
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vier
10 Minuten 36 Sekunden im Trotte.
In der lezten Woche war ein Rennen zwischen Columbus, Comet,
Spot und Buksin auf drei engl. Meilen und
zuruͤk: im ersten Feuer: 8 Min. 12 Sek.; im zweiten: 8 Min. 25 Sek.
Amerika hat nicht bloß die besten Trotter, sondern auch die besten Renner: alle
Abkoͤmmlinge der zwei Araber: Darley und Godolphin. Eclipse annte gegen Henry um 20,000 Dollars, vier englische (eine deutsche) Meilen in 7. Min.
37 Sek., und trug 126 Pfd. Lady Jackson legte auf dem
Ellipse Eine (engl.) Meile in Einer Minute 44 Sekunden zuruͤk.
Notiz fuͤr Schafwirthe auf dem festen Lande.
Nach dem Observer (in Galignani
Messeng. N. 4545.) litten die Schafherden in diesem Jahre in England sehr
durch die Leberfaͤule.
Alter Esel.
Man bedient sich in England, selbst in London, der Esel ohne irgend eine Spur des
Vorurtheiles, das man im suͤdl. Deutschland (wo man, wie die
Italiaͤner sagen, allein der Esel seyn will) so sehr gegen dieses
nuͤzliche Thier naͤhrt. Wie lang ein Esel bei guter Pflege brauchbar
ist, beurkundet der alte Esel des Hrn. Rob. Lill zu Tattershall, der 36 Jahre alt
ist, und taͤglich seine guten und treuen Dienste leistet. (Star. Galignani. N. 4501e)
Alte Gans.
Zu Glentham, Lincolnshire, (wo der groͤßte bisher bekannte Ochs erzogen wurde)
lebt gegenwaͤrtig eine Gans, die nun bereits uͤber 100 Jahre alt ist.
(Atlas. Galign. N. 4502.)