Titel: Methode und Apparat, um Wasser oder andere Flüssigkeiten zu heben, worauf Ant. Bernhard, Mechaniker in Finsbury-Square, Middlesex, sich am 24. Juli 1828 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XCVI., S. 415
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XCVI. Methode und Apparat, um Wasser oder andere Fluͤssigkeiten zu heben, worauf Ant. Bernhard, Mechaniker in Finsbury-Square, Middlesex, sich am 24. Juli 1828 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. Juli 1829. S. 176. Nebst Bemerkungen des Uebersezers. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Bernhard's Methode und Apparat, um Wasser oder andere Fluͤssigkeiten zu heben. Wir haben, sagt das London Journal, einen umstaͤndlichen Bericht uͤber diese Erfindung das Wasser zu heben, von welchem wir im vorigen Bande S. 342. eine Notiz mittheiltenWir haben von diesem Apparate bereits im XXXII. Bd. S. 169. des Polytechn. Journales nach dem Register of Patent-Inventions Nachricht gegeben, wo an der Wirkung desselben verzweifelt wurde. Hier sehen wir, daß die Maschine gewirkt hat, wenn gleich nicht so, wie man wuͤnschte. Die Moͤglichkeit, Wasser mit derselben 70 Fuß hoch zu heben, ist also wirklich vorhanden. Es herrscht in der Hydraulik, ungeachtet der ewigen Allmacht der Mathematik, die alles in derselben berechnen kann, eben so gut ein Zufall, wie er uͤber Alles herrscht. Ein spanischer Blechschmied, der von den Gesezen der Hydraulik so wenig wußte, als sein Hammer, gerieth auf die Idee, das Wasser in einer Roͤhre 60 Fuß hock zu heben. Er fertigte seinen Apparat, und das Wasser stieg, nach den ewigen Gesezen, nicht hoͤher als ungefaͤhr 32 Fuß. Carrajo fluchend vor Aerger uͤber das Mißlingen seiner langen Arbeit, schlug er mit dem, Hammer in die lange Roͤhre, die er mit so vieler Muͤhe verfertigt hatte, und schlug ein Loch in dieselbe. Das Wasser sprang nun, Statt 60 Fuß, 70 Fuß hoch hinaus, und die Thorheit und der Aerger des spanischen Blechschmiedes brachte den Wasserwidder auf die Welt. Errando discimus, d.h. nach alten Nuͤrnberger Reimen: „Durch Fehlen wird man klug; War man nicht gescheidtgscheidt genug.“ A. d. Ue., bis zu dem Augenblike verspart, wo es uns gegoͤnnt seyn wuͤrde, den Apparat in Thaͤtigkeit zu sehen. Er wurde in der Naͤhe der Surrey Canal Bridge, Kent Road, ungefaͤhr drei Meilen von London, erbaut in einem ungefaͤhr 70 Fuß hohem Thurme, auf dessen Spize das Wasser durch folgende Patenteinrichtung gehoben wird. Patenterklaͤrung. Meine Erfindung besteht in einer Methode, das Wasser, und uͤberhaupt Fluͤssigkeiten, die denselben Gesezen unterliegen, so weit die Anwendung dieser Erfindung reicht, mittelst eines Apparates zu heben, der auf den vereinten Grundsaͤzen der Bildung des leeren Raumes, des atmosphaͤrischen Drukes, der Hize und der Verdichtung oder Abkuͤhlung des Dampfes beruht, und diese Grundsaͤze werden gleichzeitig durch eine neue Verbindung der Luftpumpe, des Ofens, des Verdichters oder Abkuͤhlers und der Torricellischen Roͤhre in Ausfuͤhrung gebracht. Die Art, wie dieses geschieht, ist durch folgende Beschreibung und AbbildungDie beiden hier gegebenen Figuren weichen sehr von jener im Register of Arts ab, die wir fruͤher mittheilten.A. d. Ue. erklaͤrt. Fig. 7. ist ein senkrechter Durchschnitt durch den Mittelpunkt des Apparates, der nach obigen Grundsaͤzen vorgerichtet ist, und das Wasser auf 50 Fuß Hoͤhe hebt. aa sind zwei Seiten eines Thurmes von ungefaͤhr 100 Fuß Hohe. b, c, d, e, sind vier mit Brettern ausgelegte Buͤhnen oder Stokwerke in diesem Thurme nebst einigen anderen Theilen, die zu dem hoͤlzernen Gestelle des Apparates gehoͤren. f, ist ein gewoͤhnlicher Ofen; g, die Aschengrube'; h, ein kreisfoͤrmiger Kessel gewoͤhnlicher Art in diesem Ofen, dessen Zug, nachdem er rings um den Kessel ging, in den Schornstein, i, eintritt, und von da durch den eisernen Trichter i in die aus Ziegeln gemauerte Kammer, k, geleitet wird, wo der Rauch durch einen kleinen Nebenarm des Trichters, o, hinauszieht, der an der Ruͤkseite in dieser Figur angebracht ist, folglich hier nicht gezeichnet werden konnte. l, ist eine Roͤhre, die aus dem Kessel in die Hauptrohre, mn, leitet, welche die Roͤhre ist, durch die das Wasser im erhizten Zustande gehoben wird, und die ich daher, zur genaueren Unterscheidung, die aufsteigende Roͤhre der heißen Fluͤssigkeit nenne. Man wird bemerken, daß diese Roͤhre, m, durch die Mitte des Schornsteines, ij, so lang aufsteigt, bis sie die Kammer, k, erreicht, an welcher Stelle der Schornstein und die Roͤhre von einander abweichen, und leztere gegen nn sich wendet, um zu der Niete p zu gelangen, die eine Reihe kleiner Roͤhren enthaͤlt, welche ich die Verdichtungs- oder Abkuͤhlungsroͤhren nenne. Die aufsteigende Roͤhre der heißen Fluͤssigkeit, mn, steht mit dem oberen Theile dieser Roͤhren bei q in Verbindung, wie unten deutlicher erklaͤrt werden wird. Jener Theil der aufsteigenden Roͤhre der heißen Fluͤssigkeit, der sich von q bis w erstrekt, ist von dem unteren Theile abgesondert. Der Vereinigungspunkt ist bei w, wo eine Schlußbuͤchse sich befindet, die es der Roͤhre moͤglich macht sich von selbst zu stellen, d.h., sich nach der verschiedenen Temperatur, deren Wechsel sie ausgesezt ist, zu verlaͤngern oder zu verkuͤrzen. Der senkrechte Theil der Roͤhre, mn, der sich unter die Roͤhre l hinab erstrekt, dient bloß als Stuͤze und festere Grundlage des Ganzen. Man wird bemerken, daß an dem laͤngsten Ende der Roͤhre eine Kiste ist; diese dient zur Aufnahme des Schmuzes, der sich in, der Roͤhre ansammeln mag, und kann durch ein Thuͤrchen in der Kiste beseitigt werden. Der Verdichter oder Abkuͤhler besteht aus einer Reihe kleiner Roͤhren, die unter einander in Verbindung stehen, wie man in der horizontalen Figur 9 und in Fig. 10. von der Seite sieht. Diese Roͤhren sind alle in einem starken hoͤlzernen Kasten eingeschlossen, durch welchen ein Strom kalter Luft zieht. Die Weise, wie dieser kalte Luftstrom in den Kasten gelangt, ist in Fig. 7. nicht angedeutet, die Roͤhre, u, ist indessen die Austrittsroͤhre fuͤr die kalte Luft, durch welche dieselbe den Kasten verlaͤßt, nachdem sie ihren Dienst, das Wasser auf seinem Durchgange durch die Roͤhren zu verdichten und abzukuͤhlen, geleistet hat. Diese Roͤhre, u, sollte ungefaͤhr 25 Fuß uͤber den Verdichter oder Abkuͤhler empor steigen, und steht an der entgegengesezten Seite von q mit der Roͤhre, v, v, v, in Verbindung, durch welche das abgekuͤhlte Wasser abgeleitet wird, und in die Cisterne, s, gelangt; ich nenne daher die Roͤhre r, zum Unterschiede, die niedersteigende Roͤhre der abgekuͤhlten Fluͤssigkeit. s ist eine Cisterne mit einer hinreichenden Menge Wassers, um das Ende der Roͤhre, r, zu schließen, und t ist eine Klappe, die zu demselben Ende dient, wenn die Umstaͤnde es erfordern, v ist eine Roͤhre zum Auspumpen der Luft, die von dem oberen Ende der Roͤhre, r, zu einer Luftpumpe fuͤhrt, welche sich neben der Cisterne, s, im ersten Stokwerke b des Gebaͤudes befindet. j ist der Trichter oder die Fortsezung des Schornsteines, und bildet eine Art von Jake rings um die Hauptroͤhre, oder um die aufsteigende Roͤhre der heißen Fluͤssigkeit, die in derselben eingeschlossen ist. xx ist mit einer Klappe versehen, die sich nach aufwaͤrts oͤffnet, und Wasser in den Kessel laͤßt, zugleich aber auch hindert, daß das Wasser, welches ein Mal in dem Kessel war, nicht zuruͤk tritt. Die Luftpumpe kann mittelst der Hand, oder durch eine Maschine getrieben werden, die durch diese Vorrichtung selbst in Thaͤtigkeit gesezt wird. Der Patenttraͤger beschreibt nun eine Luftpumpe, die als Geblaͤse in dem Thurme hinaufsteigt und den Abkuͤhler abkuͤhlt, und auch den Bau des Abkuͤhlers selbst, der als eine Reihe von Roͤhren angegeben ist, welche unter einander verbunden und in ein Gefaͤß mit kaltem Wasser eingetaucht sind. Da aber diese Einrichtung des Kuͤhlers nicht als Patentrecht in Anspruch genommen und jeder andere Kuͤhlapparat als brauchbar erklaͤrt wird, so ist es nicht noͤthig bei demselben laͤnger zu verweilenEs waͤre doch gut gewesen, wenn das London Journal diese Vorrichtungen beschrieben hatte.A. d. Ue.. Der Patenttraͤger faͤhrt fort: Ich will nun die Art beschreiben, wie dieser Apparat in Thaͤtigkeit gesezt wird, und die Wirkung desselben im Allgemeinen. In dem Behaͤlter y muß durch Kunst oder Natur das Wasser immer auf der hier angedeuteten Hoͤhe erhalten werden, oder ungefaͤhr so hoch stehen. Eben so muß auch die Cisterne, s, wenn der Apparat in Gang gebracht wird, hinreichend seyn, um die Roͤhre, r, zu fuͤllen; spaͤter braucht die Cisterne nur so viel Wasser zu enthalten, als hier angezeigt ist. Nachdem dieß geschehen ist, muß die Luftpumpe entweder mit der Hand, oder auf was immer fuͤr eine Weise getrieben werden. Auf diese Weise wird in der Aussaugeroͤhre, v, zum Theil ein leerer Raum erzeugt, so wie in der Roͤhre, r, in dem Verdichter oder Abkuͤhler, in der Roͤhre, mn, in der davon absteigenden Roͤhre, l, im Kessel, h, und in der Speisungsroͤhre, xx. Die Folge hiervon wird seyn, daß der Druk der Atmosphaͤre auf das Wasser in dem Behaͤlter y einen Theil dieses Wassers durch die Roͤhre, xx, in den Kessel, und aus diesem in die Hauptroͤhre, mn, treiben wird, in welcher es bis auf eine gewisse Hoͤhe steigen wird, je nachdem der durch die Luftpumpe erzeugte leere Raum in allen diesen Theilen mehr oder minder vollkommen ist. Eine aͤhnliche Wirkung hat in der Roͤhre, r. Statt; denn die Klappe t ist offen, und der Druk der Atmosphaͤre auf die Oberflaͤche des Wassers in der Cisterne, s, treibt einen Theil dieses Wassers in der Roͤhre, r, empor, und es liegt viel daran, daß der erzeugte leere Raum vollkommen genug ist, um das Wasser in dieser Roͤhre wenigstens dreißig Fuß hoch zu erhalten; wenn diese Saͤule der Torricellischen Wassersaͤule „(32 Fuß)'“ naͤher kommt, desto besser. Die Hoͤhe dieser Wassersaͤule wird aber nothwendig verschieden seyn, je nachdem die specifische Schwere desselben verschieden ist, und die Laͤnge der Roͤhre, r, kann darnach eingerichtet werden. Wir wollen nun sezen, das Wasser sey in der Hauptroͤhre, mn, durch das Auspumpen der Luft und durch den Druk der aͤußeren Atmosphaͤre bis zu der durch die punktirten Linien angedeuteten Hoͤhe gestiegen. Wenn nun ein Feuer in dem Ofen angeschuͤrt und bis auf einen gehoͤrigen Grad von Hize gebracht ist, wird das Wasser in der Hauptroͤhre, mn, erhizt werden, und nach und nach bis q steigen, von wo es in die Roͤhren des Verdichters oder Abkuͤhlers gelangt. Auf seinem Durchgange durch diese Roͤhren wird es durch die Luft abgekuͤhlt, die durch die Rohre, z, z, z, in den Kasten p empor steigt, und bei der Roͤhre, u, entweicht. Und, nachdem das Wasser daselbst verdichtet und abgekuͤhlt wurde, wird es aus dem Verdichter oder Abkuͤhler in die Roͤhre r fließen, und die daselbst befindliche Wassersaͤule in einem solchen Grade erhoͤhen, daß der Druk der unten auf dieselbe angebrachten atmosphaͤrischen Luft sie nicht mehr im Gleichgewichte zu halten vermoͤgen wird, und so wird ein Theil des Wassers, der derjenigen Wassermenge gleich ist, welche an dem oberen Ende der Roͤhre, r, in dieselbe floß, bei dem unteren Ende dieser Roͤhre bestaͤndig in die Cisterne s ausfließen, um dadurch das Gleichgewicht herzustellen. Aus dieser Cisterne, s, wird also immer ein Fall von 50 Fuß Hoͤhe durch die Ausflußroͤhre zu jedem Gebrauche bereit seyn. Man muß hier bemerken, daß die Hoͤhe des Falles in einem Apparate dieser Art immer von der Entfernung der Oberflaͤche des Wassers in dem Behaͤlter y von jener in der Cisterne s abhaͤngt. Man muß ferner bemerken, daß, nachdem eine hinlaͤngliche Menge Luft mittelst der Luftpumpe ausgezogen wurde, um den Apparat in Gang zu bringen, dieses Auspumpen immer fortgesezt werden muß, indem sich immer Luft aus dem erhizten Wasser entwikelt. Es lassen sich null verschiedene Methoden auffinden, durch welche die Luft in diesem Apparate ausgepumpt werden kann, so wie verschiedene Arten, das Wasser abzukuͤhlen, z.B. durch Geblaͤse, durch kaltes Wasser etc., waͤhrend es aus dem oberen Theile der aufsteigenden Roͤhre des heißen Wassers in den oberen Theil der absteigenden Roͤhre des kalten Wassers uͤbergeht. Ich will, als Beispiel, einen Apparat zum Kuͤhlen mit kaltem Wasser anfuͤhren. In diesem Falle ist der Verdichter oder Abkuͤhler in eine offene eiserne Cisterne eingefuͤgt. Statt in einem hoͤlzernen Kasten, wie der obige, und diese Cisterne ist hoch genug, um das Wasser in demselben die obere Reihe der Abkuͤhlungsroͤhren bedeken zu lassen. Es muß hier bestaͤndig kaltes Wasser genug in die Cisterne kommen, um dasjenige zu ersezen, was aus demselben ausfließen muß, wenn die Temperatur bestaͤndig auf einem gehoͤrig niedrigen Grade gehalten werden soll. Im Falle, daß der bestaͤndige Zufluß des kalten Wassers ohne mechanische Vorrichtung nicht in dem Maße erhalten werden koͤnnte, als zur stets gleichen Hoͤhe in der Cisterne nothwendig ist, laͤßt sich die in Fig. 8. angegebene Methode mir Vortheil anwenden. Ein geschlossenes Gefaͤß, a, ungefaͤhr 5 Fuß lang, wird an einer Stelle befestigt, wo es immer mit kaltem Wasser umgeben seyn kann, was in diesem Falle der Behaͤlter, y, ist, der bestaͤndig mit kaltem Wasser gefuͤllt ist. Die Roͤhre, b, steht mit dem Gefaͤße, a, in Verbindung und mit der Cisterne p. Die Roͤhre c steht mit dem Gefaͤße, a, in Verbindung und mit der kleinen Cisterne, d, aus welcher das Wasser durch die Roͤhre, c, in das Gefaͤß, a, geleitet wird, in welchem es wieder kalt genug wird, um dann in dem Abkuͤhler neuerdings zu dienen. Es ist offenbar, daß das Wasser durch die Roͤhre, b, in die Cisterne, p, steigen wird, indem das Wasser in der Roͤhre, c, hoͤher steht, als in der Roͤhre, b. Man wird bemerken, daß die Roͤhre b beinahe bis an den Boden des Gefaͤßes a reicht, welches darum geschieht, damit das kaͤlteste Wasser in die Cisterne p kommt; denn immer bleibt das waͤrmere oben in dem Gefaͤße. Aus eben diesem Grunde ließ man die Muͤndung der Roͤhre c beinahe bis an die Oberflaͤche des Wassers in der Cisterne, d, reichen, damit sie aus dieser das waͤrmere Wasser wegnimmt. Eben dieß ist der Fall in der Cisterne, p, bei der Saugroͤhre q, die nur wenig unter die Oberflaͤche des Wassers hinabreicht. Das Gefaͤß a, die Roͤhren b und c und die Cisternen p und d muͤssen gefuͤllt werden, ehe die Maschine in den Gang gebracht wird. Obschon immer dasselbe Wasser zum Abkuͤhlen gebraucht wird, wird doch von Zeit zu Zeit frisches Wasser, nachgelassen werden muͤssen, indem theils durch die Ausduͤnstung, theils auf andere Weise etwas davon verloren geht. Der Heizungsapparat ist ein Ofen und die Maschine zur Bereitung eines leeren Raumes die Luftpumpe, die Torricellische Roͤhre die Wassersaͤule, oder irgend eine Fluͤssigkeit, die denselben Gesezen unterliegt. Dieses Apparates bediene ich mich zum Heben des Wassers und zur Gewinnung einer Triebkraft durch den Fall desselben. Den Versuch, welcher mit diesem Apparate angestellt wurde, und dessen wir im Eingaͤnge erwaͤhnten, betrachtet Hr. Bernhard nur als einen hoͤchst mangelhaften Beweis der Kraft, die ihm mittelst dieses Apparates zu Gebote steht; er glaubt aber dadurch, daß er Wasser in einer luftleeren Roͤhre zu einer Hoͤhe von beinahe 70 Fuß hob, bewiesen zu haben, daß die gewoͤhnlichen Begriffe uͤber die Natur der Fluͤssigkeiten und uͤber die Ausdehnung derselben mittelst der Hize mit den Erscheinungen an seinem Apparate nicht uͤbereinstimmen. Hrn. Bernhards Theorie ist, so viel wir wissen diese. Nachdem ein leerer Raum in der aufsteigenden Roͤhre erzeugt wurde, steigt das Wasser aus dem Behaͤlter in derselben bis auf eine Hoͤhe von ungefaͤhr 32 Fuß durch den Druk der Atmosphaͤre. Der untere Theil dieser Wassersaͤule wird nun gehizt, was mittelst eines unter dem Kessel angebrachten Feuers geschieht, durch welchen die Wassersaͤule durchgeht. Durch diese Anwendung der Hize, meint er, wird das Wasser hinlaͤnglich ausgedehnt, um bis an das obere Ende der Roͤhre hinaufzusteigen, mehr als 30 Fuß hoͤher, als es Anfangs in Folge des Drukes der Atmosphaͤre stieg. Von dieser Hoͤhe soll nun das Wasser ausfließen, und auf diese Weise aus Bergwerken gefoͤrdert, auf Hoͤhen hinangetrieben und als Triebkraft gebraucht werden. Daß waͤhrend des Versuches bedeutende Wassermengen von Zeit zu Zeit bis an das obere Ende der Roͤhre beinahe 70 Fuß hoch, gehoben und in Zwischenraͤumen ausgegossen werden, ist allerdings Thatsache: daß es aber durch die Ausdehnung der erhizten Wassersaͤule so hoch stieg, muͤssen wir uns die Freiheit nehmen, zu widersprechen; denn es widerspricht jeder Theorie und allen bisherigen Erfahrungen/und wir halten es fuͤr unmoͤglich, daß solche Mengen Wassers, wie diejenigen, welche von Zeit zu Zeit ausgeflossen sind, durch die Verdichtung des Dampfes oben in der Roͤhre gebildet werden koͤnnen. Da jedoch Hr. Bernhard in seinem Patente keine Theorie aufstellte, und bloß bemerkte bei dem Versuche, daß der unterbrochene Ausfluß des Wassers eine Folge der Mangelhaftigkeit des Apparates ist, der, wenn er vollkommen waͤre, einen ununterbrochenen Wasserstrom geben muͤßte; so koͤnnen wir ohne um billig zu seyn nicht anders als gestehen, daß durch seinen Apparat das Wasser beinahe 70 Fuß hoch gehoben wurde: wie es geschah, mag Hr. Bernhard uns sagen. Wir haben unsere eigenen Ansichten uͤber diesen Gegenstand, und wenn wir sagen, daß er einen Roͤhren- oder Retortenkessel, der beinahe so gebaut war, wie der Kuͤhlapparat, und nicht einen runden oder walzenfoͤrmigen Kessel, wie er in der Figur gezeichnet ist, angewendet hat, so wird sich vielleicht wahrscheinlich einigen unserer Leser eine andere Ursache von sich selbst darbieten, warum das Wasser nur weilenweise aufstieg und ausfloß, und die Thatsache wird sich auf eine andere Weise erklaͤren lassen, als durch eine wirkliche Ausdehnung des Wassers. Bemerkungen des Uebersezers. Wenn auch der Apparat des Hrn. Bernhard noch so gut spielte, so wird man doch gestehen, daß er in der Anlage und in der Unterhaltung kostbar ist, und die Triebkraft theuer bezahlen laͤßt, die man durch den Druk oder Fall einer Wassersaͤule von 70 Fuß. Hoͤhe erhaͤlt. Der Druk einer Wassersaͤule von 70 Fuß Hoͤhe ist indessen eine hoͤchst achtbare Kraft, die, wie es scheint, nur wenig praktische Mechaniker kennen, weil sie so wenig und so selten benuͤzt wird. Die Anwendung dieses Drukes beschrankt sich beinahe bloß auf die hydraulische Presse; und wie selten ist diese in Fabriken zu finden! Wie viele Arbeiter (nicht gelehrte Physiker, die in der Regel nicht arbeiten, und von welchen zwei Drittel sich um keine Fabrik auf Erden kuͤmmern) wissen, daß, wenn sie auf ein Gefaͤß, abcd Fig. 11., dessen Grundflaͤche nur einen Quadratfuß breit ist, eine Roͤhre anbringen, die 32 Fuß hoch, aber nur einen halben Zoll weit ist, den Druk einer ganzen Atmosphaͤre auf diesen Quadratfuß haben, oder ungefaͤhr 22 Ztr.! Es muß moͤglich seyn, diese Kraft, durch abwechselnd auf. einander folgende leere Raͤume, stoßweise wirkend zu machen: es ist mir nicht bekannt, daß hieruͤber noch Versuche angestellt worden waͤren, oder selbst nur etwas geschrieben worden waͤre, das die Unmoͤglichkeit deutlich erwiese, Maschinen auf diese Weise zu treiben; es scheint der Muͤhe werth, daß praktische Mechaniker etwas mehr uͤber diesen Gegenstand nachdenken, und das von der Luft gedruͤkte und aufgesogene Wasser, das man in unseren Tagen mehr als luftaͤhnlichen Koͤrper, als Dampf, dann als Wasser benuͤzt, auch in der ihm eigenen Natur in seine Rechte einsezen. Doch, abgesehen voll dem, was die Zukunft zur Rechtfertigung des Pindarischen: Αριςον μέν ϑδως , selbst in mechanischer (nicht in dithyrambischer) Hinsicht thun mag, bleibt ein Wasserstrahl, der nur 30 Fuß hoch in einem Strome herabfaͤllt, wenn er auch nur eine Durchschnittsflaͤche von ein paar Quadratzoll hat, eine schaͤzenswerthe Kraft, wenn sie auf ein gut geballtes Triebrad gehoͤrig angebracht wird; eine Kraft, die manches Raͤdchen treiben kann. Es handelt sich nur darum, wie mall Wasser leicht auf eine solche Hoͤhe hinaufbringen kann; und hierzu scheint mir eine einfache Vorrichtung, die gewoͤhnliche Saug- oder Drukpumpe, zu selten benuͤzt. Es sey AA Fig. 12. die Wand eines Fabrikgebaͤudes, welches in der Naͤhe eines kleinen Baches, besten Beet im Durchschnitte b, b, b, b angedeutet ist, gelegen ist. Dieser kleine Bach (oder allenfalls nur eine Wasserleitung) besizt nur so viel Wasserkraft, daß er einem Wasserrade, r, r, (gleichviel ob oberschlaͤchtig oder unterschlaͤchtig) die Kraft Eines Mannes zu ertheilen vermag. Dieses Rad bewege, mittelst einer Kurbel auf seiner Achse, oder wie immer, die Staͤmpelstange einer Drukpumpe, D, die in einem sogenannten Tuͤmpfel neben dem Rade eingesenkt ist, so ist es klar, daß durch die aufsteigende Roͤhre der Drukpumpe, p, das Wasser in das Gebaͤude A bequem 30 Fuß hoch hinauf getrieben werden kann. Sind nun die Mauern des Gebaͤudes stark genug, um oben auf dem Boden desselben eine Last von 300 Ztrn. zu tragen, so hat man eine Wassermenge von 725 Kubikfuß, die durch eine Roͤhre von 1 Zoll im Gevierte bei eitler Hoͤhe von 30 Fuß in ungefaͤhr zehn Stunden ausgeflossen seyn werden. Waͤhrend dieser Zeit pumpt aber die Drukpumpe immer fort, und ersezt am Tage den Ausfluß so, daß der Behaͤlter nie leer, und uͤber Nacht sicher wieder voll seyn wird. Man hat also hier, den Tag uͤber, immer eine Kraft, die durch den Druk allein wie 64 Pfd. wirkt, ohne die Schwere, die durch das in den Eimern des Rades angehaͤufte Wasser als Kraft wirkt, ohne die Hebelkraft des Rades, die im Verhaͤltnisse zum Durchmesser desselben steht. Wollte man diese Kraft nur der Kraft eines Jungen gleich sezen, der ein Rad zu treiben hat, so wird man gestehen, daß die Interessen des Capitales einer solchen Vorrichtung so reichlich an dem Lohne desselben hereingebracht sind, daß das Capital selbst in einigen Jahren ersezt ist. Man seze, daß dieser kleine Bach an dem Fuße eines Huͤgels umher floͤsse, der 30 Fuß uͤber demselben erhaben oder uͤberhaupt so gelegen ist, daß man in einer Hoͤhe von 30 Fuß auf demselben einen kleinen Teich anlegen, und an dem Bache, waͤhrend er um den Huͤgel schleicht, 10, 12 oder 20 solche kleine Pumpraͤder, deren jedes seine Drukpumpe treibt, anbringen koͤnnte; daß das Fabrikgebaͤude, auch entfernt vom Bache, 30 Fuß tiefer oder vielleicht noch tiefer laͤge, als der Teich. Wenn nun von dem Teiche eine bloße Roͤhrenleitung einen Wasserstrahl von 10–12 Quadratzollen im Gevierte mit einem Falle von 30 Fuß auf ein Wasserrad wirken ließe; welche Kraft koͤnnte man hier gewinnen! Mittelst eines solchen Rades, das eine Drukpumpe treibt, koͤnnten nahe gelegene Wiesen- und Gartengruͤnde, selbst wenn sie 30 Fuß hoͤher laͤgen, als der Bach, leicht und mit Vortheil gewaͤssert werden. Wir haben, in gebirgigen Gegenden, eine Menge kleiner Baͤche, die, bei ihrem starken Falle, mit wenigem Wasser ein Rad zu treiben vermoͤgen, das eine Druk- oder Ziehpumpe in Thaͤtigkeit zu sezen vermag; ich habe aber nirgendwo bei uns gesehen, daß man das Wasser auf eine andere Weise sich durch sich selbst in die Hoͤhe zu treiben zwingt, als mittelst der uralten aͤgyptischen Schopfraͤder, die allerdings in vielen Faͤllen eben so zwekmaͤßig, als einfach sind, allein doch nie das leisten, was ein Rad, das eine Pumpe treibt. Es gibt eine Menge von Bachen, Quellen und natuͤrlichen Wasserbehaͤltern, an welchen man, durch eine Roͤhrenleitung von ein paar hundert Klaftern, die Kraft eines Falles von eben so viel hundert Klaftern benuͤzen koͤnnte. Wir erinnern uns nicht diese Kraft in unseren Gebirgen so benuͤzt gesehen zu haben, wie zu Edinburgh der Fall der Wasserleitung, die die Stadt vom Schlosse herab mit Wasser versieht, benuͤzt wird. Der Fall dieser Wasserleitung betraͤgt nur 100 Fuß, und der kleine Wasserstrahl, den eine eiserne Roͤhre einschließt, treibt eine Menge von Maschinen. Es stand vor Kurzem eine sehr naive Anfrage eines Guͤterbesizers, der eine Muͤhle hat, im Mechanics Magazine die mit der Bemerkung endet, daß es gegenwaͤrtig in England schwer ist, einen verstaͤndigen und geschikten Muͤhlenmeister (Mill-wright) zu finden, indem die Dampfmaschinen die Muͤhlenbaukunst in England beinahe verdraͤngen. Da die Dampfmaschinen, zum Gluͤke unserer Waͤlder, indem wir zu eigensinnig sind, unsere Steinkohlen zu benuͤzen, bei uns noch so selten sind; so scheint es um so mehr der Muͤhe werth, jeden Vortheil zu benuͤzen, den uns das Wasser in tropfbar fluͤssiger Gestalt, und so lang es weder Eis noch Dampf ist, gewaͤhren kann.