Titel: Ueber die Zusammensezung des Kochsalzes, welches man aus einigen Salinen in der Gegend von Irkoutsk und aus dem Seewasser bei Okhotsk erhält.
Fundstelle: Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XCVII., S. 424
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XCVII. Ueber die Zusammensezung des Kochsalzes, welches man aus einigen Salinen in der Gegend von Irkoutsk und aus dem Seewasser bei Okhotsk erhaͤlt. (Aus den Annales de Chimie et de Physique. August 1829. S. 428.) Ueber die Zusammensezung des Kochsalzes etc. Hr. Dr. Heß, Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, hat in Auftrag seiner Regierung die Salzsorten des Regierungsbezirks Irkoutsk untersucht. Man wuͤnschte naͤmlich zu wissen, ob die betraͤchtlichen Salzabgaͤnge, welche sich oft in den Magazinen zeigten, der Untreue der Beamten, welchen diese Magazine anvertraut waren, oder den Eigenschaften des Salzes zugeschrieben werden muͤssen. Seine Analysen aller bekannten Salzsorten dieses Regierungsbezirks zeigen, daß sie eine sehr große Menge dem Kuͤchensalze fremdartiger Substanzen enthalten, welche oft den vierten Theil ihres Gewichts betragen und großentheils zerfließende Salze sind. Folgendes ist das Resultat dieser Analysen: Das Salz in dem Magazine zu OkhotskMan gewinnt dieses Salz aus dem Seewasser von Okhotsk, nachdem man dasselbe durch Gefrieren in die Enge gebracht hat.A. d. O., welches durch zwei Tage lang fortgeseztes Abdampfen erhalten und im Jahre 1827 herausgenommen wurde, enthielt in tausend Theilen: Schwefelsaures Natron Salzsaure Alaunerde Salzsauren Kalk Salzsaure Bittererde   136,0     62,0       9,4     16,6 fremdartige Salze         224 Kochsalz   776,0 –––––– 1000,0. Dieses Salz enthaͤlt also beinahe ein Viertel fremdartige Substanzen. Das Salz, welches durch zwei Tage lang fortgeseztes Abdampfen des Seewassers von Okhotsk erhalten wurde, enthielt: Schwefelsaures Natron Salzsaure Bittererde Salzsaure Alaunerde Salzsauren Kalk     75,5     19,5     36,0       8,8 139,8 Kochsalz   860,2 –––––– 1000,0. Dieses Salz enthaͤlt also ungefaͤhr ein Achtel fremdartige Substanzen. Salz von Ochotsk, welches durch drei Tage lang fortgeseztes Abdampfen erhalten wurde, enthielt: Schwefelsaures Natron Salzsaure Alaunerde Salzsauren Kalk Salzsaure Bittererde   116,4     77,8       6,6       8,3 209,1 Kochsalz   790,9 –––––– 1000,0. Dieß betraͤgt ein Fuͤnftel fuͤr die fremdartigen Substanzen. Ueber das Salz, welches man durch die Salinen von Oustkout auf dem linken Ufer des Lena gewinnt. Hr. Dr. Heß dampfte eine geringe Menge suͤßes Wasser von den hauptsaͤchlichsten Salzquellen von Oustkout ab; der Ruͤkstand, welchen er dabei erhielt, mußte alle Substanzen, welche außer dem Kochsalz in diesem Wasser aufgeloͤst sind, enthalten. Die Analyse ergab als Bestandtheile desselben: Salzsaure Alaunerde Salzsauren Kalk Salzsaure Bittererde Schwefelsaures Natron Schwefelsauren Kalk     11,69     58,45     55,71   125,74     25,00 236,59 Kochsalz   763,41 ––––––– 1000,00. Wenn man annimmt, daß der Gyps sich groͤßtentheils erst waͤhrend des Abdampfens bildet, daß der Kalk also in der Aufloͤsung als salzsaurer Kalk und die Schwefelsaͤure darin in Verbindung mit Natron vorhanden ist, so hat dieses Salz folgende Zusammensezung: Kochsalz   748,41 Salzsaure Alaunerde Salzsaurer Kalk Salzsaure Bittererde Schwefelsaures Natron     11,69     52,15     35,71   152,00 251,32 ––––––– 1000,00. Hr. Heß waͤhlte sodann das beste Salz, welches man aus diesen Salinen erhaͤlt, aus, und um zu erfahren, wie viel Feuchtigkeit es enthalten kann, sezte er es mehrere Wochen der Zimmerluft aus, und analysirte es sodann, ohne es vorher zu troknen. 1000 Theile enthielten: Wasser Salzsaure Alaunerde Salzsauren Kalk Salzsaure Bittererde Schwefelsaures Natron     87,0       4,7     11,0     23,8     21,2 147,7 Salz   849,3 ––––––– 1000,0. Tausend Theile dieses Salzes enthalten, wenn es gut ausgetroknet ist: Salzsaure Alaunerde Salzsauren Kalk Salzsaure Bittererde Schwefelsaures Natron       8,4     12,0     26,0     23,2 69,6 Kochsalz   930,4 –––––– 1000,0 Ueber das Salz, welches die Salinen von Irkoutsk am Ufer des Angara liefern. Hr. Dr. Heß waͤhlte zur Analyse das beste Salz, welches man im Jahre 1826 aus diesen. Salinen erhielt. Es bestand aus: Salzsaurer Alaunerde Salzsaurem Kalk Salzsaurer Bittererde Schwefelsaurem Natron     26,0     11,0     20,5     27,6 85,1 Kochsalz   914,9 –––––– 1000,0. Ueber das Salz von den Salinen Selenginsk. Tausend Theile dieses Salzes enthalten: Salzsaure Alaunerde Salzsauren Kalk Salzsaure Bittererde Schwefelsaures Natron     65,0     14,4     35,5   138,0 252,9 Kochsalz   747,1 –––––– 1000,0. Die Analyse des Salzes von Okhotsk fuͤhrte Hrn. Heß auf die Entdekung der salzsauren Alaunerde im Seewasser von Okhotsk, welches Salz man bisher noch in keinem andern Seewasser gefunden hat. Aus allen diesen Analysen schloß der Verfasser, daß der Gewichtsverlust, welchen diese verschiedenen Salzsorten in den Magazinen in Folge des Zerfließens erleiden, ihrem Gehalt an zerfließlichen Salzen entsprechen muß; die Erfahrung im Großen hat diesen Schluß vollkommen bestaͤtigt, und außerdem erwiesen, daß der wirkliche Verlust dem vermutheten Verlust nach Verlauf eines Jahres gleich kommt und ihn nach zwei Jahren uͤbertrifft. So wurde z.B. der Verlust wegen des Zerfließens fuͤr die Salinen von Irkoutsk zu 52 PutEin Put betraͤgt 40 russische Pfunde. auf 1000 geschaͤzt, waͤhrend man ihn gewoͤhnlich nur zu 15 anschlug, und eine Erfahrung, in welche kein Mißtrauen gesezt werden kann, hat erwiesen, daß sich in den Magazinen der Salinen von Irkoutsk der Verlust seit dem Jahre 1824 bis 1826, im Verlauf zweier Jahre, auf 36,415 Put, 2,64 Put oder 72 1/2 Put auf Tausend betrug; und vom Jahre 1825 bis 1826 fand man auf 25,424 1/2 Put einen Verlust von 1,422 1/2 Put; was 56 Put auf Tausend betraͤgt. Hr. Heß hat außerdem die Resultate feiner Analyse noch durch die Synthese zu bewahren gesucht; er versezte zu diesem Ende reines Salz mit den durch die Analyse entdekten fremdartigen Substanzen, und diese Gemenge zeigten sich dann in demselben Grade zerfließlich, wie die zur Analyse verwandten Salzsorten. Er hat berechnet, daß diese Salzsorten so viele der Gesundheit nachtheilige Substanzen enthalten, daß jedes Individuum davon taͤglich 18 Gran verzehrt. Unter diese Substanzen zaͤhlt er den salzsauren Kalk, die salzsaure Bittererde und die salzsaure Alaunerde: er glaubt daraus schließen zu koͤnnen, daß die in jener Gegend herrschenden scorbutischen Krankheiten großentheils von dem Salz herruͤhren, um so mehr, weil die Mongolen, welche es nicht gebrauchen, von diesen Krankheiten frei sind. Er schlaͤgt sodann mehrere bereits bekannte Verfahrungsweisen vor, um diese Salzsorten zu verbessern und eine bis jezt noch unbekannte Methode, welche eine chemische Zersezung ist. Am Schluß seiner Abhandlung bespricht er einen nicht welliger beachtenswerthen Gegenstand: daß man sich naͤmlich eines Araͤometers von besonderer Einrichtung bedienen soll, um den Grad der Reinheit des Salzes zu bestimmen, waͤhrend bisher die Regierung kein praktisches Kennzeichen besaß, außer die aͤußeren Eigenschaften, welche gerade in diesem Falle nicht genuͤgen.