Titel: Verbesserungen im Baue und in der Befestigung künstlicher Maste, worauf Thom. Hilmann, Mastmacher zu Mill-Wall, Poplar, Middlesex, sich am 1. November 1828. ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 35, Jahrgang 1830, Nr. LXII., S. 259
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LXII. Verbesserungen im Baue und in der Befestigung kuͤnstlicher Maste, worauf Thom. Hilmann, Mastmacher zu Mill-Wall, Poplar, Middlesex, sich am 1. November 1828. ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jaͤner 1830. S. 13. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Hilmann, Verbesserungen der Maste. Meine Verbesserung besteht darin, daß ich Maste aus mehreren starken Latten verfertige, welche innenwendig durch der Laͤnge nach hinlaufende schwalbenschweiffoͤrmige Kehlen oder Falze unter einander verbunden sind. Sie ist in folgender Beschreibung und Abbildung dargestellt. Fig. 9. zeigt meinen kuͤnstlichen Mast nach meinem Patent-Plane. ABC sind die drei Hauptstuͤke, aus welchen der Mast zusammengezimmert ist. DEF sind die drei Latten, an ihren Kanten schwalbenschweiffoͤrmig ausgekehlt oder gefalzt, wodurch die drei Stuͤke ABC zusammengehalten werden. Fig. 10. zeigt einen Theil des Hauptstuͤkes, A, und stellt die Weise dar, wie die Latten D und E in die Furche passen, welche zur Aufnahme derselben in das erstere eingeschnitten sind. Man wird bemerken, daß diese Latten an ihren unteren Enden, rs, etwas breiter sind; denn sie muͤssen sich wirklich ihrer ganzen Laͤnge nach von unten nach aufwaͤrts etwas verschmaͤlern; wenn indessen ihre Seiten nur parallel sind, dienen sie auch, obschon nicht so gut. Fig. 11. zeigt eine Weise, wie die Hauptstuͤke angesezt (bemaͤntelt, scarfing) werden koͤnnen, wenn sehr lange Maste gebaut werden muͤssen, oder wenn es, der groͤßeren Wirthschaft wegen, gut ist, kurzes Holz zu brauchen. Q ist ein der Quere nach schwalbenschweiffoͤrmig ausgekehlter Stift oder eine solche Latte, die das Gefuͤge, den Mantel, zusammenhaͤlt. Wenn dieser Stift sich gleichfalls an einem Ende verduͤnnt, so wird er das Gefuͤge desto staͤrker an einander schließen, und fester zusammenhalten. V ist die schwalbenschweiffoͤrmig ausgehoͤhlte Furche zur Aufnahme des Stiftes Q, der in Fig. 12. besonders dargestellt ist. Fig. 13. stellt einen Theil eines nach meinem Patent-Plane verfertigten Mastes aus vier Stuͤken dar. GHIK sind die Hauptstuͤke und LMNO die Laͤngen-Latten, welche als aus dem Hauptstuͤke hervorragend dargestellt sind. Diese Figur muß mehr als eine Skizze als eine regelmaͤßige Zeichnung betrachtet werden, da man das Perspectiv hier der deutlicheren Darstellung opferte. Fig. 14. zeigt die Art, wie ein Mast, der aus acht Hauptstuͤken besteht, nach meiner Art befestigt wird. Maste dieser Groͤße koͤnnen auch in der Mitte hohl seyn, was ich fuͤr besser halte, oder eine Seele, 1, besizen, in welchem Falle schwalbenschweiffoͤrmig ausgekehlte Latten, wie bei P, auf derselben hervorragend ausgeschnitten und in correspondirende Furchen in den Hauptstuͤken passen muͤssen, wie die Figur zeigt. Fig. 15. zeigt eines dieser Hauptstuͤke eines, achtstuͤkigen Mastes mit seinen zwei gefurchten Latten und mit der Furche fuͤr die sogenannte Seele. Fig. 16. ist ein Querdurchschnitt eines Mastes nach meinem Patent-Plane, welcher zeigt, wie die Latten, Statt aus einzelnen losen Stuͤken zu bestehen, auf den Hauptstuͤken des Mastes selbst erhaben ausgeschnitten, oder in dieselben vertieft eingeschnitten werden koͤnnen: in diesem Falle ist an jedem Hauptstuͤke eine Furche und eine hervorragende Leiste Statt der zwei Furchen, die man im vorigen Falle noͤthig hatte. Fig. 17. stellt dieselbe Verbindungsart an einem Maste dar, der aus vier Hauptstuͤken besteht, und Fig. 18. an einem Maste aus acht Stuͤken. Maste aus drei Hauptstuͤken empfehle ich fuͤr Maste von 17 bis 21 Zoll im Durchmesser; aus vier Hauptstuͤken fuͤr Maste von 21 bis 30 Zoll im Durchmesser; Maste aus acht Stuͤken fuͤr Maste von 30 bis 42 Zoll im Durchmesser. Uebrigens haͤngt dieß von dem Ermessen des Mastmachers ab, da jede Zahl von Hauptstuͤken auf obige Weisen vereint werden kann. Wenn mein Mast, auf obige Weise verfertigt, zusammengesezt werden soll, werden alle einzelnen Theile, jeder nett ausgefalzt, auf den Zimmerplaz gebracht, und entweder gebunden, oder vorlaͤufig mit Reifen versehen. Der weitere Theil der Furchen oder Falze kommt immer unten, und die Latten werden mit dem duͤnneren Ende voran eingetrieben: dieses Eintreiben geschieht langsam und sanft, bis die Latte der ganzen Laͤnge nach durch ist, wo sie dann noͤthigen Falles abgeschnitten wird. Nach der Laͤnge des Mastes koͤnnen die Latten aus zwei oder aus mehreren Laͤngenstuͤken bestehen. Nachdem dieß geschehen ist, kann das vorlaͤufige Band abgenommen, und der Mast wie gewoͤhnlich bereift werden. Mein Patent-Recht besteht in den schwalbenschweiffoͤrmig gekehlten oder gefalzten Laͤngen-Latten. –––––––– Das Repertory of Patent-Invention hat in seinem October-Hefte (VIII. Bd. S. 595.) eine harte Kritik uͤber diese Maste gefaͤllt, worauf wir unsere Leser im Polytechn. Journ. Bd. XXXIV. S. 304. aufmerksam machten. Es ruͤkt dafuͤr in seinem Jaͤner-Hefte S. 31. ein Schreiben des Hrn. Hillmann an den Redacteur ein, in welchem er sagt, daß, insofern diese Beurtheilung seine ersten Versuche im J. 1828 betrifft, er nicht gegen diese Beurtheilung sich beklagen will; seit so vielen Monaten aber habe er so viele Maste verfertigt, daß es ihm scheint, ein billiger Richter duͤrfe nicht nach Theorie allein, sondern muͤsse zugleich auch nach Erfahrung urtheilen. Er meint, daß, wenn der Hr. Redacteur seine 100fuͤßigen Maste von 34 Zoll Durchmesser aus 23–24 Hauptstuͤken in Einer Laͤnge gesehen haͤtte, wo die Falze so genau passen, daß nicht eine einzige Querverbindung nothwendig war, so wuͤrde er nicht so hart geurtheilt und diese Maste nicht „eine Stuͤmperey, ein Machwerk“ genannt haben. Was die Arbeit an diesen Masten betrifft, sagt er, so ist diese, indem hier so viel auf dieselbe ankommt, nichts weniger, als ein erbaͤrmliches Machwerk. Alles ist auf das Genaueste zugesaͤgt und zugehobelt: Linie paßt genau auf Linie und Flaͤche auf Flaͤche. Die innere Linie der Furche ist immer parallel mit der inneren Flaͤche des Holzes, wodurch die Festigkeit des Mastes sicher gestellt ist; die aͤußere Linie verstaͤrkt sich um ein Achtel Zoll in der Quere nach der gegebenen Laͤnge. Eine staͤrkere Erweiterung koͤnnte nach den Gesezen des Keiles zu stark auf die Seiten der Furche druͤken. Er will nur, daß die Falze genau ziehen und binden, und daß die Latten als zusammenziehende Keile auf die Laͤngenverbindungen wirken, und so eine Querbefestigung bilden. Er hat eigene Hobel fuͤr seine Arbeiten ausgedacht, die wie ein Pflug und aͤußerst genau arbeiten; Hobel, die das Holz so zu sagen pfluͤgen, wodurch das Mittelstuͤk leicht herausgeschafft werden kann. Die Hobel, welche die schiefen Flaͤchen bilden, schneiden der eine unten, der andere seitwaͤrts. Er hat einen eigenen Hobel, zur schnelleren und zur genauesten Verfertigung der schwalbenschweiffoͤrmigen Falze. Der Mast ist so schnell, ohne Strike, zusammengefuͤgt, daß man in 8 Stunden mit dem groͤßten Maste fertig ist. Die Latten sind gewoͤhnlich nur 34 Fuß lang, obschon er auch einige Masten mit 60 Fuß langen Latten verfertigte. Nie hat sich ein Sprung ergeben: man bedient sich keines Hammers, sondern man rammt die Latten mit einer Ramme von 5–6 Ztr. Schwere ein. Man muß sehen, sagt er, wie gearbeitet wird, um es glauben zu koͤnnen, wie stark gute Falze binden. In mehreren Faͤllen haben die Furchen, wo die Stuͤke zusammengefalzt sind, sich so sehr verzogen, daß sie beinahe gaͤnzlich verschwanden, und man die verschiedenen Stuͤke nur mehr an der verschiedenen Farbe des Holzes erkannte. Der sel. Hr. Thomas Tredgold schrieb an Hrn. Hillmann am 18. Jul. 1828: „Die Kostbarkeit ganzer Mastbaͤume und die Seltenheit eines ganz gesunden Baumes, die Ungewißheit, in welcher man bestaͤndig uͤber seine Fehler schwebt, macht jede Methode, aus kleineren, aber gesunden Baͤumen große Maste zu bauen, aller Aufmerksamkeit werth. Die Methode, die Sie vorschlagen, ist, was die Zusammenfuͤgung der Theile in Hinsicht auf die genaueste wechselseitige Beruͤhrung derselben betrifft, die zwekmaͤßigste, die ich bisher gesehen habe; der einzige Zweifel, den ich hierbei habe, ist, daß die schwalbenschweiffoͤrmigen Laͤngen-Latten nicht so kraͤftig auf die Laͤngen-Fugen druͤken, daß alle einzelnen Stuͤke zusammen nur ein Ganzes bilden.“ Ich darf mit Sicherheit sagen, bemerkt Hr. Hillmann, daß dieser „Zweifel“ beseitigt ist.“ Von meinen Masten mit Furchen und Vorspruͤngen, faͤhrt er fort, hatte ich, ich muß es gestehen, nie sanguinische Hoffnungen; ich fuͤhrte sie bloß wegen der Moͤglichkeit eines Patent-Eingriffes an. Ich habe jezt große Masten auf Reisen, die aus einer Menge kleiner Stuͤke verfertigt sind, ohne alle Querbolzen. Hr. Hillmann hat neulich ein Schiff von 500 Tonnen, das zwei seiner Masten fuͤhrte, auf der trokenen Werfte zufaͤllig umgeworfen gesehen. Die Maste mußten unten umgehauen werden. Man hatte lang daran, mit der Axt zu hauen. Die vier Stuͤke wurden aus einander genommen, und der Mast ward in kurzer Zeit wieder fuͤr wenig Geld fertig. Das Repertory bemerkt hier bloß, daß Hr. Tredgold denselben Zweifel aͤußerte; daß es diesen Zweifel nicht als Glaubensartikel aufstellen will, und daß Zeit und Erfahrung allein hier uns lehren kann, inwiefern er gegruͤndet ist, oder nicht ist.

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