Titel: Verbesserung an der Maschine zum Zurichten des Tuches, worauf Gg. Haden, Mechaniker zu Trowbridge, Wiltshire, sich am 2. März 1829. ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 35, Jahrgang 1830, Nr. LXXI., S. 292
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LXXI. Verbesserung an der Maschine zum Zurichten des Tuches, worauf Gg. Haden, Mechaniker zu Trowbridge, Wiltshire, sich am 2. Maͤrz 1829. ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. N. 18. S. 287. Mit Abbildung auf Tab. VII. Haden, Verbesserung an der Maschine zum Zurichten des Tuches. Nach der jezigen Mode wuͤnscht man an feinen Tuͤchern einen hohen Grad von Glanz auf der Oberflaͤche derselben.Die gegenwaͤrtige franzoͤsische Mode will aber durchaus keinen Glanz mehr auf dem Tuche, und ist, in dieser Hinsicht, weit natuͤrlicher und weit verstaͤndiger, da jeder kluge Mensch dem Tuche den Glanz nehmen laͤßt, ehe er es traͤgt. A. d. Ue. Gewoͤhnlich gab man dem Tuche diesen Glanz durch Sieden auf der Walze (roll boiling), d.h., man wikelte das Tuch fest auf einer Walze auf, und tauchte es in Gefaͤße, die mit heißem Wasser oder mit Dampf gefuͤllt waren, und nachdem man es auf diese Weise mehrere Stunden lang der Einwirkung der Hize ausgesezt hatte, ließ man es kuͤhlen, wodurch es dann ein hoͤchst glaͤnzendes Ansehen erhielt, und diesen Glanz behielt, so lang noch ein Faden an demselben ganz war. Ein anderer Zwek bei dem Zurichten der Tuͤcher ist aber der, die Enden der Wollenhaͤrchen auf der Oberflaͤche desselben flach niederzulegen, so daß es sich sanfter und glatter auf derselben anfuͤhlt; und dieß geschah entweder mittelst der natuͤrlichen Karden, oder mit Drathkarden oder mit Buͤrsten, die man laͤngs der Oberflaͤche des Tuches hin bewegte. Der Zwek des Patent-Traͤgers ist, diese beiden Methoden zu verbinden, und durch eine Maschine ausfuͤhren zu lassen; er legt das Haar durch Buͤrsten nieder, die sich langsam drehen, und glaͤttet die Oberflaͤche des Tuches durch schnell uͤber dieselbe hinlaufende heiße Cylinder. „Die hier dargestellte Maschine, „heißt es in dem Patente,“ ist einer Rauh-Muͤhle „(Gig Mill)“ nicht unaͤhnlich. Ich nehme nicht die Theile derselben als mein Patent-Recht in Anspruch, sondern nur die neue Vorrichtung, die ich hier traf, und die Anwendung heißer auf ihren Achsen sich drehender Cylinder an einer Appretir-Maschine.“ Fig. 22. zeigt die ganze Maschine von der Vorderseite. Fig. 23. stellt sie von der Endseite zur Rechten, Fig. 24. von der Endseite zur Linken, und Fig. 25. von der Hinterseite dar. Fig. 26. ist ein senkrechter Durchschnitt quer durch die Maschine nach der punktirten Linie AB in Fig. 22 und 25. Dieselben Buchstaben bezeichnen uͤberall dieselben Gegenstaͤnde.“ „Die Maschine wird durch eine Dampfmaschine oder durch irgend eine andere Triebkraft mittelst Laufriemens und Laufscheibe in Umtrieb gebracht, oder auch durch ein Raͤderwerk, welches an der Hauptachse, a, angebracht ist. Diese Achse sezt die uͤbrigen arbeitenden Theile der Maschine in Bewegung. bb sind zwei Trommeln oder offene Cylinder, bloß aus hoͤlzernen Latten gebildet, und auf Achsen aufgezogen, die in Buͤchsen im Gestelle der Maschine laufen. Auf eine dieser Trommeln, b, wird das Tuch, welches zugerichtet werden soll, zuerst aufgewunden, das Ende desselben dann uͤber die Spannungswalzen, cc, gezogen, und mittelst angenaͤhten Canevasses auf der anderen Trommel befestigt.“ „In der Naͤhe des Endes der Achse einer jeden dieser Trommeln ist ein Zahnrad, dd, aufgezogen, welches sich loker auf derselben, wie auf seiner Achse, umdrehen laͤßt. Diese beiden Raͤder, d, greifen in das Zwischenrad, e, ein, welches loker auf einem Zapfen aufgezogen ist, der in der Seite des Gestelles fest steht, und von einem kleineren Zahnrade, f, auf der Hauptachse, a, getrieben wird.“ „Copulir-Buͤchsen, gg, mit einem Zahnrade schieben sich auf dem vierekigen Theile der Achsen der Trommeln, und werden durch eine Bewegung der senkrechten Stange, h, mit ihren Klopfern, die in die Furchen der Copulir-Buͤchsen eingreifen, hin und her geschoben, wodurch die Spindeln mit den Trommeln abwechselnd in und außer Umlauf gesezt werden sammt ihren respectiven Raͤdern, d.“ „Dieß geschieht durch Wechslung des Hebels oder Griffes, k, nach der rechten oder linken Seite, wodurch eine Seitenbewegung der horizontalen Stange, l, entsteht, die mit der senkrechten Stange, h, verbunden ist, und veranlaͤßt, daß die Klopfer ihre respectiven Copulir-Buͤchsen in und außer Umlauf sezen.“ Wir wollen nun annehmen, daß das Stuͤk Tuch auf die untere Trommel aufgewunden, mit seinem Ende uͤber die Spannungswalzen, cc, gefuͤhrt, und an der oberen Trommel auf die oben angegebene Weise befestigt ist. Es muß nur die obere Trommel in Umtrieb gebracht werden, um das Tuch nach und nach von der unteren Trommel abzuziehen, deren Achse außer Umtrieb steht, und folglich sich frei dreht, wie das Tuch von der Trommel abgezogen wird. Die Spannung des Tuches wird durch die Reibung eines mit einem Gewichte beschwerten Hebels unterhalten, m, der auf den Umfang des Reibungsrades, n, druͤkt, wie man in Fig. 24. deutlich sieht. „Nachdem nun die Weise gezeigt wurde, wie das Tuch durch die Maschine gezogen wird, muͤssen die Theile beschrieben werden, durch welche das Tuch zugerichtet wird.“ „Auf der Hauptachse, a, ziehe ich die Tragraͤder, cc, auf, deren Arme die Buͤrsten oder Karden oder Kardenkreuze tragen, pp, welche auf denselben mittelst Schraubenbolzen oder auf irgend eine andere schikliche Weise befestigt sind, und quer uͤber die ganze Maschine hinlaufen. Zwischen den Buͤrsten oder Karden befinden sich die Cylinder, qqq, welche hohl und aus Kupfer oder aus einem anderen Metalle sind, und sich auf Achsen oder Zapfen drehen, die in Buͤchsen auf dem Umfange der Tragraͤder, oo, laufen. Diese Cylinder werden mit Dampf gehizt, welcher aus einem Kessel durch die Roͤhre, r, herbeigeleitet wird, und durch die Achse, a, welche deßwegen zum Theile hohl ist, in die Dampfbuͤchse, s, gelangt. Aus der Dampfbuͤchse, s, zieht der Dampf durch kleine Roͤhren, ttt, welche mit Sperrhaͤhnen versehen sind, und deren Enden in die hohlen Achsen der respectiven Cylinder, q, laufen. Der auf diese Weise herbeigefuͤhrte Dampf fließt durch kleine Oeffnungen in den hohlen Achsen so aus, daß er die Cylinder fuͤllt, und ihre Oberflaͤche erhizt, waͤhrend der verdichtete Dampf sich durch irgend eine bequeme Oeffnung an den Enden oder sonst wo entleert.“ „An einem Ende der Achse eines jeden Cylinders ist ein Triebstok, u, u, u, angebracht, und diese Triebstoͤke greifen in ein feststehendes Rad, v, ein, welches an dem Gestelle der Maschine mittelst Schraubenbolzen, Fig. 24. befestigt ist.“ „Man wird nun sehen, daß, wenn die Hauptachse, a, mittelst eines Laufbandes oder auf andere Weise in Umtrieb gesezt wird, die Tragraͤder, oo, die man als eine Rauhtrommel (gig barrel) betrachten kann, sich umdrehen werden, so daß dadurch die Buͤrsten oder Karden, pp, gegen die Oberflaͤche des Tuches gebracht werden, welches zwischen den Spannungswalzen, cc, ausgespannt ist, und folglich das Haar auf denselben buͤrsten und niederlegen werden. Zugleich werden aber auch die Calandrircylinder, q, von den Tragraͤdern herumgefuͤhrt, und werden mittelst ihrer Triebstoͤke, u, die in die Zaͤhne des an dem Gestelle befestigten feststehenden Rades, v, eingreifen, schnell umhergetrieben, und durch die Reibung ihrer erhizten Oberflaͤchen auf der Flaͤche des Tuches das Haar auf demselben flach niederlegen, und dieselbe glaͤtten und ihr einen bleibenden Glanz ertheilen.“ „Die Buͤrsten, Karden oder das Rauhwerkzeug auf den Armen des Tragrades, o, muͤssen in einer Krummen gestellt seyn, deren Halbmesser dem Durchmesser des Tragrades gleich ist, indem auf diese Weise die Spizen der Buͤrsten oder Karden nach und nach in Beruͤhrung mit der Oberflaͤche des Tuches nur unter einem spizigen Winkel gerathen, und so weit sanfter auf das Haar des Tuches wirken, als wenn die Halbmesser desselben dem Halbmesser des Tragrades gleich sind.“ „Das Buͤrsten des Tuches, und folglich auch der Druk gegen die glaͤttende Oberflaͤche, kann vermehrt oder vermindert werden, indem man die Lage der unteren Speisungswalze, c, wechselt. Dieß kann geschehen, indem man die Triebstoͤke, ww, mittelst der Kurbel und der Schraube ohne Ende, x, dreht, wo dann die Triebstoͤke in die Zahnstoͤke, yy, eingreifen, die sich in Segmentfurchen schieben, und die Zapfen der unteren Spannungswalze fuͤhren, wie man in Fig. 24. sieht.“ „Nachdem das Tuch auf die beschriebene Weise in seiner ganzen Laͤnge von der unteren Trommel auf die obere gezogen wurde, wird der Griff, z, des Reibungshebels gehoben, so daß die untere Trommel frei wird, und die Bremse gegen das Rad der oberen Trommel gebracht wird. Auf diese Weise wird die Umdrehung der Raͤder das Tuch zuruͤkziehen, und auf die untere Trommel aufwinden, indem die Reibung der oberen Bremse die Umdrehung der oberen Trommel langsamer macht, und so das Tuch gehoͤrig spannt, waͤhrend es zu einer wiederholten Zubereitung aufgewunden wird.“ „Ich nehme diese Arbeiten vor, waͤhrend das Tuch noch naß ist, und ich finde, daß sie noch besser gelingt, wenn man zuweilen ein Stroͤmchen kaltes Wasser darauf sprizen laͤßt, was durch die Roͤhre, jj, geschehen kann, die quer uͤber die Maschine hinlaͤuft, und mehrere kleine Oeffnungen hat, nebst einem Sperrhahne zum Oeffnen und Schließen, so wie man es eben braucht.“ „Ich beschraͤnke mich nicht ausschließlich auf die hier gezeichneten Vorrichtungen der Theile, indem sich mehrere Abaͤnderungen zu demselben Zweke treffen lassen, ohne daß eine wesentliche Verschiedenheit in der Arbeit dadurch entstuͤnde; eben so wenig beschraͤnke ich mich auf die hier dargestellte Anzahl von Buͤrsten und Cylindern.“ Die Patent-Erklaͤrung wurde von Hrn. Newton abgefaßt.

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Tab. VII