Titel: Ueber verschiedene verbesserte Kleister, Pappe und Kitte. Von Hrn. Th. Gill.
Fundstelle: Band 37, Jahrgang 1830, Nr. XV., S. 51
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XV. Ueber verschiedene verbesserte Kleister, Pappe und Kitte. Von Hrn. Th. Gill. Aus dem Technol. and microsc. Repository. Februar 1830. S. 113. Gill, uͤber verbesserten Kleister, Pappe und Kitt. Buchbinderkleister aus Weizenmehl und Alaun. Die Buchbinder haben den Gebrauch, eine Menge Kleister auf ein Mal zu verfertigen, und es geht lang her, bis, nach der gewoͤhnlichen Verfahrungsweise, das Weizenmehl sich mit dem Wasser gehoͤrig verkoͤrpert. Unser Buchbinder, Hr. W. H. Kelly verfaͤhrt bei dieser Arbeit auf folgende Weise, wodurch er viel Zeit erspart. Er mengt zuerst das Weizenmehl mit kaltem Wasser zur Consistens eines diken Breies. Zur Seite steht ihm in einem Theekessel eine bestimmte Menge siedend heißes Wasser, in welchem eine gehoͤrige Menge Alaun aufgeloͤst wurde, der in das kalte Wasser gethan und mit demselben gekocht wurde. Von diesem heißen Alaunwasser sezt er nach und nach, immer nur etwas weniges, dem Breie zu, ruͤhrt diesen mit demselben gut durch, und faͤhrt damit so lang fort, bis er wahrnimmt, daß das Mehl sich in seinem Aussehen veraͤndert; dann gießt er ploͤzlich alles noch uͤbrige siedend heiße Wasser zu, und ruͤhrt die ganze Zeit uͤber alles fleißig durch. Auf diese Weise ist er mit seinem Kleister sehr bald fertig, waͤhrend bei dem alten Verfahren, wo das Mehl mit kaltem Wasser angeruͤhrt und dann gekocht wird, man enen ganzen Tag braucht, um die Klumpen alle zu zertheilen, die sich in demselben bilden. (Obschon der Unterschied des Verfahrens aus dieser Notiz zum Theile erhellt, so haͤtte doch das Verhaͤltniß des Wassers zum Mehle, des Wassers zum Alaune, und dann haͤtte auch die Art der Veraͤnderung am Mehle, die Hr. Kelly an demselben wahrnimmt, wann er das uͤbrige Wasser zusezt, genauer angegeben werden sollen, wenn dieses Recept von wahrem Nuzen seyn soll.) Kitt oder Kleister aus Eiweiß und Weizenmehl. Ich sah neulich einen geschikten Kupferschmid die inneren Flaͤchen eines Gefuͤges an einem Destillirapparate dadurch zusammenfuͤgen, daß er zwischen die Schultern dieses Gefuͤges grobe starke Hanfleinwand legte, die zu beiden Seiten mit einem diken Gemenge aus Weizenmehl und Eiweiß, welches kalt angeruͤhrt wurde, uͤberstrichen war. Dieser Kitt, der keinen Einfluß auf den Geschmak des Destillates hatte, ward durch die warmen Daͤmpfe bei der Destillation nicht nur nicht aufgeloͤst, sondern, im Gegentheile, dadurch noch mehr erhaͤrtet. Außenuͤberzog er die zusammengefuͤgte Stelle mit einem diken Gemenge aus Bleiweiß und Oehl, die er mit einander abreiben ließ. Chemischer Kitt des sel. Hrn. Sam. Varley. Dieser Kitt bestand aus Weizenmehl, das mit kaltem Wasser, welchem etwas Salz zugesezt wurde, angeruͤhrt wurde. Wenn dieser Kitt entweder zum Verschließen der Gefuͤge, oder zum Verhuͤten der Entweichung der Daͤmpfe waͤhrend des Destillirens angewendet wird, so wirkt die Hize augenbliklich auf das Mehl, verwandelt dasselbe in einen verdikten Teig, und erreicht dadurch den erwuͤnschten Zwek. Durch das dem Teige beigemischte Salz wurde die Aufloͤsung des Kittes mittelst Wassers nach vollendeter Arbeit bei Abnahme der Verkittung erleichtert. Kleister aus Weizenmehl und Harz. Ein Deutscher, der Arbeitskaͤstchen fuͤr Damen, Futterale fuͤr Juweliere etc. verfertigte, und dieselben mit Maroquin, Sammt oder Papier auskleidete, bereitete sich seinen Kleister aus Weizenmehl, das er mit Wasser mengte, und dann kochte. Waͤhrend des Kochens sezte er dem Kleister schwarzes Pech zu, wodurch derselbe nicht bloß haltbarer und fester, sondern zugleich auch gegen die nachtheilige Wirkung der Feuchtigkeit mehr geschuͤzt wurde. Er filtrirte den Kleister durch ein grobes Tuch, und entfernte auf diese Weise alle Kluͤmpchen aus demselben. Kleister aus Weizenmehl und Wachs. Hr. Mayhew lehrte mich vor mehreren Jahren folgenden Kleister verfertigen. Ein Gemenge aus Weizenmehl und Wasser wurde zu einem gewoͤhnlichen Breie gekocht, und einige Male mit einer Wachskerze umgeruͤhrt: das Wachs, das sich mit dem Kleister verband, vermehrte die bindende Eigenschaft desselben bedeutend. Ich bereitete mir solchen Kleister, und fand, daß er von dem Wachs einen zukerartigen Geschmak erhielt. Kleister aus Bohnenmehl. Hr. Boyle Godfrey sagt in einem chemischen Werke, das vor mehreren Jahren erschien, daß man mit einem Kleister aus Bohnenmehl und Wasser Briefe sicher schließen kann; daß man solche Siegel nicht mit Wasserdaͤmpfen erweichen kann, um die Briefe zu oͤffnen, wie dieß bei den gewoͤhnlichen Oblaten der Fall ist. (Man duͤrfte, wenn man bloß dieses Oeffnen mittelst Wasserdaͤmpfen vermeiden wollte, nur Eiweiß nehmen, das durch die Hize der Daͤmpfe noch fester wird. Es waͤre indessen laͤcherlich, sich heute zu Tage, wo das Briefe oͤffnen eine officielle Arbeit ist, diese Muͤhe zu geben, und grausam, dem armen Teufel, der die Briefe oͤffnen muß, noch mehr Plage zu verursachen, als ihm sein schlechter Dienst ohnedieß verursacht. Wenn das Oeffnen mißlingt, und das Siegel stark gelitten hat, wird der Brief ex offo unterschlagen.) Clay's Kleister aus Weizenmehl und thierischer Gallerte. Der Kleister, mittelst dessen das braune, weiß angestrichene Papier an den beruͤhmten papiermaschinen und lakirten Theebuͤchsen etc. des Hrn. Clay zu Birmingham zusammengeleimt wurde, war eine Mischung aus Weizenmehl und Tischlerleim, die beide mit einander gekocht wurden. Jeder Bogen Papier ward damit einzeln auf seinen naͤchsten Nachbarn geklebt, und die zwischen beiden befindliche Luft durch Reiben mit einem groben Tuche vom Mittelpunkte nach dem Rande hin ausgetrieben. So wie eine Lage fertig war, wurde sie in Trokenstuben getroknet. Diese aufeinandergeklebten Papierblatter konnten gehobelt, gesaͤgt, genagelt und geleimt werden, wie Holz; die daraus verfertigten Gegenstaͤnde waren aber weit leichter, und, lakirt, weit dauerhafter, als aͤhnliche Arbeiten aus Holz.