Titel: Ueber das Schwarzanstreichen der Gartenmauern, an welchen man Obstbäume zieht. Von K. Harrison.
Fundstelle: Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LXXIX., S. 295
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LXXIX. Ueber das Schwarzanstreichen der Gartenmauern, an welchen man Obstbaͤume zieht. Von K. Harrison. Aus den Transactions of the Horticultural Society. Im Repertory of Patent-Inventions. Julius, 1830. S. 35. Harrison, uͤber Schwarzanstreichen der Gartenmauern. „Das Anstreichen der Gartenmauern mit schwarzer Farbe, vorzuͤglich wenn sie nicht gefurcht sind, ist so wohlthaͤtig fuͤr Obstbaͤume, die in kaͤlteren Gegenden an der Wand gezogen werden, daß ich auf Ihr Verlangen „(Hr. Harrison schreibt hier an den Secretaͤr der Gesellschaft)“ mein Verfahren bei dieser Arbeit, so wie die Vortheile desselben mittheile.“ Man sollte hiernach beinahe vermuthen, daß das Anstreichen der Wand in Obstgarten mit schwarzer Farbe in England noch weniger gebraͤuchlich ist, als es bei uns in Deutschland leider auch mehr gepriesen und bekannt, als benuͤzt ist. Haͤtten wir eine so wohlfeile schwarze Farbe, als Steinkohlentheer in England ist, so waͤre es unverzeihlich, wenn wir eine Wand in einem Obstgarten weiß ließen. Indessen haben schwarze Waͤnde auch ihre Nachtheile, vorzuͤglich dort, wo Reife und Spaͤtfroͤste zu besorgen sind. Die Baͤume bluͤhen fruͤher, und sind dadurch mehr dem Reife und Spaͤtfroste bloß gestellt. Wo man schwarze Waͤnde hat, muß man nothwendig auch Matten haben, die man im Fruͤhjahre des Nachts vor die Baͤume stellt. Was die Insecten betrifft, so haͤlt Steinkohlentheer allerdings dieselben ab; wenn die Waͤnde aber mit einer anderen Farbe schwarz gemacht werden, so halten sich in dem Maße mehr Insecten an denselben auf, als die Waͤnde mehr warm und troken sind. Man sieht allerdings weniger Insecten an schwarzen Waͤnden, so wie man an schwarzem Viehe weniger Insecten sieht, weil man sie auf dem dunklen Grunde nicht so leicht wahrnimmt. A. d. Ue. „Nachdem die Blaͤtter im Herbste abgefallen sind, binde ich sobald moͤglich die Baͤume von der Wand los und beschneide sie. Hierauf uͤberstreiche ich die Wand mit Steinkohlentheer, und seze jedem Gallon desselben eine Pinte „(also den zehnten Theil)“ Leinoͤhl zu, damit die Oberflaͤche nicht glaͤnzend wird, wenn sie troken wird. Liese Vorsicht ist in waͤrmeren Gegenden Englands noch nothwendiger, als in der meinigen: aber selbst bei mir ist sie in heißen Sommern unerlaͤßlich nothwendig: denn wenn die Sonne stark gegen eine schwarze Wand scheint, und diese glaͤnzt, so habe ich bemerkt, daß die Schoͤßlinge, welche die Wand beruͤhren, dadurch versengt werden, was nicht der Fall ist, wenn die Farbe durch das beigesezte Oehl matt wird. Wenn die Wand nicht schon vorher angestrichen war, so trage ich noch ein Mal eine Lage auf, sobald die erste troken wurde. Bei dem Auftragen der Farbe muß man dafuͤr sorgen, daß dieselbe nicht an die Baͤume gesprizt wird; denn sie wuͤrde die Poren des Holzes verstopfen, und dadurch schaͤdlich werden. Nachdem die Wand angestrichen wurde, lasse ich die Baͤume noch von derselben frei, bis sich der Theer gesezt hat (außer wenn sehr starke Winde kaͤmen, in welchem Falle ich die staͤrkeren Aeste und Zweige an derselben befestige), damit die Schoͤßlinge nicht leiden, wenn sie mit dem Theere in Beruͤhrung kommen, ehe er troken ist. Wenn die Wand so ziemlich troken ist, nagle ich die Baͤume an derselben an. Wenn die Ziegel in der Wand gut sind, darf man in zehn Jahren hoͤchstens ein Mal frischen Theer ausstreichen. Da dieser Theer aͤußerst wohlfeil ist, so kommt das Anstreichen einer großen Wand hoͤchstens auf eine Kleinigkeit. Irgend eine dunkle Farbe thut denselben Dienst; sie kommt aber theuerer und fordert oͤfteres Auffrischen. Da eine schwarze Wand die Lichtstrahlen der Sonne einsaugt, so erhaͤlt sie wenigstens um 10° (F.) mehr Waͤrme, als wenn sie weiß bleibt, und traͤgt so sehr voll zum Ausreifen der Fruchtknospen an den tragenden Zweigen bei, so daß also die Baͤume dadurch fruchtbar werden. Ohne diese Beihuͤlfe haͤtte ich in kalten und nassen Sommern nie reife Tragknospen erhalten koͤnnen. Davon habe ich die deutlichen Beweise an der Unfruchtbarkeit jener Baͤume, die an weißen Mauern aufgezogen sind, waͤhrend jene an den schwarz angestrichenen Waͤnden alle reichlich tragen. An schwarzen Waͤnden nisten auch nicht so viele Insecten, und die Waͤnde bleiben mehr troken. Junge Baͤume wachsen weit schneller an schwarzen Waͤnden, und fangen fruͤher an zu tragen.