Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 37, Jahrgang 1830, Nr. CIX., S. 374
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CIX. Miszellen. Miszellen. Die Vorlesungen bei dem land- und forstwissenschaftlichen Institut in Hohenheim im Koͤnigreich Wuͤrtemberg, fuͤr das Winterhalbjahr 1830/31. In Bezug auf die Ankuͤndigung des Lehrkursus fuͤr die land- und forstwirtschaftliche Lehranstalt unterm 3. April v. I. werden die Vorlesungen fuͤr den naͤchsten Semester, welche den 1. November beginnen, angezeigt. Vorgetragen wird in diesem Semester: I. Im landwirtschaftlichen Fache: von Hofrath Volz, landwirthschaftliche Verhaͤltniß- und Organisationslehre, 6 Stunden in der Woche; Schafzucht und Wollkunde, 3 Stunden; praktische Demonstrationen daruͤber, 1 Stunde. Von Oekonomierath Pabst: Agricultur und allgemeiner Pflanzenbau, deßgleichen Wiesenbau, 5 Stunden woͤchentlich; Viehzucht nebst praktischen Demonstrationen, 5 Stunden; landwirthschaftliche Technologie, 2 Stunden; Buchhaltung, 2 Stunden. Von dem Institutsgaͤrtner Walker: Anweisung in der Obstbaumzucht, 2 Stunden woͤchentlich. II. Im forstwirtschaftlichen Fache: vom Professor der Forst- und Jagdwissenschaft, Gwinner: Forstbenuzung und Forsttechnologie, 4 Stunden woͤchentlich; Forstschuz, 2 Stunden; Jagdwissenschaft, 2 Stunden; Forstinsectologie, 2 Stunden und Gebirgskunde, 2 Stunden. Von Forstrepetent Voͤgel: forstwissenschaftliche Repetitionen, 10 Stunden woͤchentlich. III. In den huͤlfswissenschaftlichen Faͤchern: 1) von Professor Riecke: allgemeine Physik und Chemie, 4 Stunden woͤchentlich; theoretische Geometrie, 4 Stunden; praktische Geometrie, 2 Stunden; Arithmetik, 4 Stunden; Styluͤbungen, 1 Stunde; 2) von Professor Hering: Thierarzneikunde, 2 Stunden; 3) von Apotheker Schumann: specielle Chemie, 3 Stunden; 4) von Professor Heigelin: buͤrgerliche Baukunst, Straßen- und Wasserbaukunde, 5 Stunden; 5) von Forstrepetent Voͤgel: mathematische Repetitionen, 6 Stunden; 6) von Geometer Tuͤrk: Maschinenzeichnen, 2 Stunden; Planzeichnen, 4 Stunden. Privatim kann Unterricht genommen werden: in der franzoͤsischen, lateinischen und deutschen Sprache, deßgleichen im Reiten auf einer zu diesem Zwek errichteten Reitbahn. Fuͤr den praktischen Unterricht unter besonderer Leitung des Directors Freiherrn v. Ellrichshausen bietet zu diesem Zwek die Administration der bedeutenden Domaine, die immer mannigfaltiger werdenden Wirtschaftszweige, ferner ein eigenes Feld zu Versuchen und belehrenden Culturen, so wie die Werkzeugsammlung, nebst den uͤbrigen Huͤlfsanstalten hinreichende Gelegenheit dar. Fuͤr den forstwirtschaftlichen Unterricht finden Exkursionen in die benachbarten Forste, den Schwarzwald und die Alp Statt, auch ist eine Waldflaͤche zu praktischen Versuchen angewiesen. Die Zoͤglinge koͤnnen mit Beginn jeden Semesters eintreten. Die Aufzunehmenden sollen der Regel nach das 18te Jahr zuruͤkgelegt haben. Inlaͤnder, welche als Forstzoͤglinge eintreten wollen, haben sich einer Vorpruͤfung uͤber ihre Kenntnisse in der deutschen Sprache, namentlich in Hinsicht auf den Styl, und in der Arithmetik zu unterwerfen, welche am 31. Oktober, vor dem Eintritte in die Anstalt, Statt hat. Die mit Anfang jeden Halbjahrs vorauszubezahlende Pension, oder Entschaͤdigung fuͤr Wohnung, Unterricht und Verwaltungskosten betraͤgt fuͤr die Studirenden der Landwirthschaft dem Jahr nach bei dem Auslaͤnder 300 fl., dem Inlaͤnder 100 fl., gegen deren Entrichtung ihnen der Zutritt zu saͤmmtlichen Unterrichtsfaͤchern frei steht. Diejenigen Zoͤglinge, welche sich bloß dem Forstfache widmen wollen, zahlen nur, und zwar der Auslaͤnder 180 fl., der Inlaͤnder 60 fl. jaͤhrlich, wogegen ihnen aber nicht gestattet ist, die Vorlesungen uͤber Landwirthschaft, mit Ausnahme der Agronomie und Thierheilkunde, zu frequentiren. Die Kost nehmen saͤmmtliche Studirende an dem Tische, welchen der von dem Institute aufgestellte Speisemeister haͤlt, und dessen Preis fuͤr Mittag- und Nacht-Essen ohne Wein dermalen auf 20 Kreuzer fuͤr den Tag bestimmt ist. Das Kostgeld wird, wie die Pension, halbjaͤhrig mit 52 st. 40 kr. (indem die Ferien, im Ganzen sieben Wochen, nicht in Berechnung kommen) an die Institutscasse vorausbezahlt. Jeder Studirende bewohnt ein eigenes, heizbares Zimmer, und nur wenn der Raum nicht zureichen sollte, haben die Forstleute, welche die geringere Pension bezahlen, getheilte Zimmer sich gefallen zu lassen. In jedem Zimmer finden sich die noͤthigen Mobilien; Betten, Bettzeug und Handtuͤcher aber bringen die Inlaͤnder mit, auch haben sie fuͤr die Waͤsche der leztern zu sorgen. Auslaͤnder erhalten diese Gegenstaͤnde ohne besondere Verguͤtung von der Anstalt. Zur Bedienung sind eigene Personen aufgestellt, denen monatlich ein Gulden zu bezahlen ist. Fuͤr Fruͤhstuͤk, Getraͤnk, Holz und Licht hat jeder Studirende selbst zu sorgen. Es ist aber die Einrichtung getroffen worden, daß sie diese Beduͤrfnisse theils von der Anstalt, theils von dem Speisemeister zu billigen Preisen beziehen koͤnnen. Damit kein hier Studirender den Zwek seines Aufenthalts in der Anstalt verfehlen moͤge, haben die Direction und die Lehrer die Verpflichtung uͤbernommen, die Zoͤglinge in der Anordnung ihrer Studien zu berathen. Am Ende des Lehrkursus findet eine Hauptpruͤfung Statt, an der alle inlaͤndische Forstcandidaten Theil zu nehmen haben, und welcher sich auch die uͤbrigen Studirenden in dem Fall nicht entziehen koͤnnen, wenn ihre Theilnahme an der Pruͤfung von ihren Eltern oder Vormuͤndern verlangt worden ist. Diejenigen, welche sich durch Fleiß, Sittlichkeit und Kenntnisse am meisten auszeichnen, erhalten besondere Denkmuͤnzen, und ihre Namen werden oͤffentlich bekannt gemacht, so wie das Resultat der Pruͤfung in die Zeugnisse aufgenommen wird, welche den Zoͤglingen bei dem Abgang aus der Anstalt ausgestellt werden. Man erwartet, daß die neu Eintretenden einige Tage vor dem Anfang des Semesters in der Anstalt eintreffen. Koͤnigliche Direction des land- und forstwirtschaftlichen Instituts. Preisfragen, welche von der niederlaͤndischen oͤkonomischen Gesellschaft in Harlem im Jahre 1830 ausgeschrieben worden sind. 1) Kann man es fuͤr hinlaͤnglich erwiesen halten, daß man vermittelst der Chlorine die Lebenskraft oder Anlage zum Wachsthum in sehr alten Getreidekoͤrnern wieder erweken koͤnne, so, daß man im Großen Gebrauch davon machen koͤnnte? Ist dieß nicht der Fall, so wird gefragt: durch welches einfache und wenig kostende Mittel kann man die Keimkraft in alten Samenkoͤrnern wieder erregen, und welches ist das beste Verhaͤltniß des anzuwendenden Mittels zu einer gewissen Quantitaͤt Samen, – welche die richtigste Art der Anwendung? Die Gesellschaft verspricht fuͤr die beste, ihr Genuͤge leistende Antwort hierauf die zweite goldene Medaille, jedoch muß der Versuch durch Beweise bestaͤtigt werden, und das angegebene Mittel im Großen angewendet werden koͤnnen. Die mir Beweisen und Zeugnissen versehenen Antworten muͤssen vor oder an dem lezten September, 1834, eingesandt werden. 2) Da man bemerkt hat, daß verschiedene Sorten von Erdaͤpfeln (Kartoffeln) in unserm Vaterlande, sowohl fruͤhe, als spaͤte, jedoch wohl besonders die vorzuͤglichste beste spaͤte Wintersorte, seit einigen Jahren eine Abnahme sowohl in der Qualitaͤt, als auch in der Quantitaͤt erlitten haben; so wird gefragt, was hiervon die Ursache sey, und welche Mittel man anwenden muͤsse, um entweder diesem Uebel zuvorzukommen, oder demselben abzuhelfen, – woruͤber eine kurze und deutliche Beschreibung gegeben werden muß, – wie auch ob eine bessere Art, sowohl fruͤhe, als spaͤte Sorten, aus Samen in hinreichender Menge gezogen werden koͤnne, oder ob es vielleicht den Vorzug verdiene, vom Auslande Erdaͤpfel einzufuͤhren und hier im Lande zu ziehen, jedoch muͤßten damit, man moͤchte nun Erdaͤpfel aus Samen gewinnen, oder sie vom Auslande einfuͤhren wollen, wenigstens zwei Morgen (bunders) Landes bepflanzt werden. Derjenige, welcher vor oder an dem lezten September, 1836, diese Frage in allen ihren Theilen und Gliedern befriedigend beantwortet, und Beweise und Zeugnisse daruͤber einsendet, soll mit der goldenen Medaille der Gesellschaft bekroͤnt werden. 3) Aus Syrien ist eine gewisse Pflanze, Apocynum syriacum, (Asclepias syriaca, Linn .) nach Europa gebracht worden, und obgleich diese Pflanze aus dem gedachten heißen Lande abstammt, und dort gleichsam zu Hause gehoͤrt, so vertraͤgt sie doch die strengste Kaͤlte unsers Klima's; sie gedeihet in Frankreich bei la Rochelle, in den wuͤsten Duͤnen, und pflanzt sich da mit gutem Erfolge fort; so daß sie sowohl daselbst, als in Deutschland, Schlesien u.s.w., in großem Rufe steht, und fuͤr Viele eine sehr ergiebige Quelle des Wohlstandes geworden ist. Sie gibt seidenartige Faden, womit die Samenkoͤrner dieser Pflanze umgeben sind, so daß von diesen Faͤden, nachdem sie mit Baumwolle, Schafwolle oder Floretseide vermengt worden sind, Struͤmpfe, Muͤzen, Handschuhe, Westen, Jaconets, sogenanntes englisches Leder, auch Berkan und halbseidene Stoffe verfertigt werden. In Paris bestehen davon viele bluͤhende Fabriken; dort macht man auch hiervon: Sammet, Molton, Flanelle, welche besser sind, als die englischen, sogar Atlasse, welche den indischen gleich kommen, Spaniolette u.s.w. In Schlesien hat man ganze große Felder mit dieser Pflanze bestellt. In Berlin hat man davon ebenfalls ansehnliche Fabriken errichtet; daselbst wird diese Seide auf englischen Spinn- und Kraͤmpelmaschinen bearbeitet, man macht davon Huͤte, welche fuͤr einen sehr maͤßigen Preis verkauft werden. Auch sehr gutes Schreibpapier liefert diese Pflanze. Ihre Blume ist reichlich mit Honigstoff versehen; in America kocht man aus diesem Blumenhonige einen sehr guten braunen Zuker. Mehrere besondere Umstaͤnde von diesem Gewaͤchse sind zu finden in de Vriend des Vaderlands, 1829, Nro. 1. S. 50. Demjenigen, welcher mit diesem Gewaͤchse in den Niederlanden einen Morgen (bunder) Landes mit gutem Erfolge bestellt, verspricht die Gesellschaft ihre goldene Medaille. Proben, Beweise oder Zeugnisse muͤssen vor oder an dem lezten September, 1837, eingesandt werden. 4) Unter die Schwierigkeiten, womit der Gebrauch der Dampfmaschinen auf Schiffen, welche fuͤr laͤngere oder kuͤrzere Seereisen bestimmt sind, verbunden ist, gehoͤrt unter andern die nachtheilige Wirkung, welche das Seewasser vorzuͤglich auf eiserne Dampfkessel ausuͤbt. Da es indessen nicht moͤglich ist, suͤßes Wasser in hinreichender Menge mitzunehmen, so ist zu wuͤnschen, daß Mittel gefunden wuͤrden, durch welche man dieser nachtheiligen Wirkung des Seewassers vorbeugen koͤnnte, als welches gewiß zur Befoͤrderung und Ausbreitung der Seefahrt mit Dampfbooten gereichen wuͤrde. Man hat verschiedene Mittel vorgeschlagen, um der gedachten nachtheiligen Wirkung zuvorzukommen, aber keines derselben scheint der Erwartung zu entsprechen. Daher legt die Gesellschaft folgende Frage zur Beantwortung vor: Worin liegt die nachtheilige Wirkung des Seewassers, besonders auf eiserne Dampfkessel, und durch welche Mittel kann man derselben vorbeugen? Diese Mittel duͤrfen jedoch weder der Kraft der Dampfmaschine hinderlich seyn, noch einen Verlust an Kraft verursachen. Fuͤr die beste genugthuende Beantwortung dieser Frage verspricht die Gesellschaft ihre goldene Medaille. Die Antworten muͤssen nebst Beweisen, daß mit dem Mittel hinlaͤngliche Versuche gemacht worden, vor oder an dem lezten September, 1832, eingesandt werden. Die Gesellschaft verspricht uͤberdieß, daß sie dem Erfinder, wenn die Erfahrung lehrt, daß das Mittel oder die Mittel bei dem Gebrauche fortdauernd der Erwartung entsprechen, noch eine mit der Wichtigkeit und dem Werthe der Erfindung im Verhaͤltniß stehende außerordentliche Belohnung zukommen lassen wolle, welche jedoch nicht eher bestimmt oder zuerkannt werden kann und soll, als bis eine Erfahrung wenigstens von zweien Jahren, bei der Anwendung des Mittels, auf einem oder mehreren Seedampfbooten, dessen Guͤte und Brauchbarkeit uͤber allen Zweifel erhoben hat.Ueber diesen Gegenstand kann man unter andern nachlesen: Memoires sur les bateaux à vapeur, von Maristier. 5) Unter die Ursachen, welche das Zerplazen oder Springen der Dampfkessel zuwege bringen koͤnnen, rechnet man auch die, daß, wenn ein Theil des Kessels aus Mangel an hinlaͤnglichem Wasser gluͤhend oder wenigstens sehr heiß geworden ist, und denn damit Wasser in Beruͤhrung kommt, hier ploͤzlich ein so sehr erhoͤheter Druk entsteht, daß weder der Kessel demselben widerstehen kann, noch die Sicherheilsklappen der Gefahr abhelfen koͤnnen; dem sind vornehmlich die Kessel auf Dampfbooten, wegen des Schwankens des Schiffes, unterworfen. Nun kann man zwar dem zuvorkommen, wenn man dafuͤr sorgt, daß immer eine hinreichende Menge Wasser in dem Kessel ist) aber da dieser allein durch eine ununterbrochene Aufmerksamkeit des Aufsehers (Directeurs) der Maschine geschehen kann, so haͤngt man denn auch hierin voͤllig von ihm ab. Von vieler Wichtigkeit wuͤrde es seyn, wenn man Mittel haͤtte, wodurch dieser Gefahr vorgebeugt werden koͤnnte, ohne ganz und allein von der Aufmerksamkeit des Aufsehers der Maschine abzuhaͤngen. Es wird daher gefragt: Durch welche Mittel kann diese Gefahr, sowohl fuͤr Kessel von unterem, als auch fuͤr die von oberem Druke, abgewendet werden, ohne daß man von der Sorgfalt und Aufmerksamkeit desjenigen, welcher die Maschine dirigirt, abhaͤngt? Fuͤr die beste befriedigende Beantwortung dieser Frage bietet die Gesellschaft ihre goldene Medaille an. Vor oder an dem lezten September, 1831, muͤssen die Antworten nebst den noͤthigen Zeichnungen, Beweisen und Zeugnissen eingesandt werden.Man sehe uͤber diese Zerplazungen die Abhandlung von Maristier in den Ann. maritimes et coloniales vom Jahre 1828. (Eben so die von einem Mitarbeiter im Polyt. Journal, Bd. XXXVII. S. 149. auf diesen Gegenstand Bezug habende Notiz.) A. d. R. 6) Da es muͤhsam ist, das Feuer unter den Kesseln der Dampfmaschinen, besonders am Borde der Dampfschiffe, vermittelst der Haͤnde zu unterhalten, so hat man schon fruͤher, vornehmlich in England, getrachtet, Mittel zu finden, durch welche das Feuer auf eine andere Weise, als durch die Haͤnde der Heizer, regelmaͤßig unterhalten werden kann, unter diesen scheint die Einrichtung, welche Herr Brunton erfunden hat, der Absicht am meisten zu entsprechen, allein so sinnreich sie auch ausgedacht ist, so ist sie doch sehr zusammengestellt, weßwegen sie nicht allein weniger allgemein gebraucht wird, sondern auch fuͤr Dampfboote nicht passend ist. Da indessen eine solche Einrichtung, besonders fuͤr Dampfboote auf langen Reifen, von Wichtigkeit und Vortheil seyn wuͤrde, so bietet die Gesellschaft ihre goldene Medaille an fuͤr die Beschreibung und Zeichnung einer Maschine und damit in Verbindung stehenden Einrichtung des Dampfkessels fuͤr ein Dampfboot, wodurch das Feuer bestaͤndig unterhalten wird, ohne daß, fuͤr dieselbe Kraft der Dampfmaschine, der Kessel vergroͤßert wird, oder mehrere Brennmaterialien erforderlich werden. Man muß hierbei den kleinen Raum in Obacht nehmen, welcher im Allgemeinen am Borde der Schiffe bei den Dampfmaschinen vorhanden ist, und dem gemaͤß die Einrichtung machen. Die Beantwortung dieser Frage muß vor oder an dem lezten September, 1832, mit Zeugnissen, daß die Erfindung wenigstens auf Einem Boote angewendet und gepruͤft worden sey, eingeschikt werden. 7) Der Rauch, welcher bei dem Gebrauche der Steinkohlen aus den Schornsteinen vieler Fabriken, auch aus denen der Dampfmaschinen kommt, ist oͤfters fuͤr die benachbarten Haͤuser sehr nachtheilig. Ob nun gleich, um dem abzuhelfen, in England und anderwaͤrts verschiedene Mittel vorgeschlagen worden sind, durch welche der Rauch in den Schornsteinen selbst verzehrt werden sollte; so scheinen doch dieselben noch bis jezt wenig angewendet zu werden. Dieses mag die Folge seyn theils davon, daß dergleichen Mittel mehr oder weniger zusammengestellt sind, theils aber auch wohl davon, daß sie bei dem Gebrauche der Erwartung nicht entsprechen. Die Gesellschaft bietet ihre goldene Medaille an fuͤr die Erfindung und Anwendung – wenigstens bei zwei verschiedenen Fabriken und Einer Dampfmaschine in dem Koͤnigreiche der Niederlande – eines Mittels, wodurch diesem Uebel in der Maße abgeholfen wird, daß der Rauch der Schornsteine weder an den in der Naͤhe stehenden Haͤusern, noch sonst einigen Nachtheil zuwege bringt, ohne daß dadurch mehrere Brennmaterialien erforderlich werden. Auch wuͤrde es von Wichtigkeit seyn, wenn dieses Mittel bei Dampfbooten ebenfalls angewendet werden koͤnnte. Die Beschreibung muß nebst den Beweisen und Zeugnissen vor oder an dem lezten September, 1831, eingesandt werden. 8) Ob es gleich viele Mittel gibt, durchsichtiges Papier zu Abzeichnungen u.s.w. zu machen, so ist doch keines der auf diese Weise bereiteten Papiere fuͤr alle Zweke und zu jedem Gebrauche so geeignet, als dasjenige, welches zu diesem Behufe in Frankreich verfertigt, und Papier vegetal, Papier à calquer genannt wird, dessen hoher Preis jedoch oft den Gebrauch verhindert. Die Gesellschaft bietet demjenigen, welcher in dem Koͤnigreiche der Niederlande dieses Papier macht, ihre zweite goldene Medaille an, jedoch darf selbiges nicht von geringerer Beschaffenheit seyn, als das franzoͤsische, und die Bogen muͤssen nicht kleiner seyn, als großes Medianpapier, auch darf der Preis den des franzoͤsischen Papiers nicht uͤbersteigen. Muster, Beweise und Zeugnisse sind vor oder an dem lezten September, 1831, einzusenden.Bei dem unten genannten allgemeinen Secretaͤr der Gesellschaft liegen Muster von dem in dieser Frage beabsichtigten Papiere, welche man bei demselben, wenn man will, in Augenschein nehmen kann, und denen das einzusendende entsprechen muß. 9) Was haben neuere Versuche und Wahrnehmungen uͤber die Art und die Zusammenstellung des Indigo gelehrt, und was ist hieraus fuͤr den Gebrauch desselben in den Faͤrbereien abzuleiten? Welche Indigosorten werden in unser Vaterland eingefuͤhrt und daselbst verbraucht, und wie koͤnnen sie auf eine leichte, jedoch zugleich hoͤhere Weise unterschieden werden? Und welches ist das beste und sicherste Mittel, die Guͤte oder Tauglichkeit und die Verfaͤlschung des Indigo zu erkennen, und schnell, auf eine fuͤr die Fabricanten leichte Weise, zu bestimmen, wie viel Farbestoff diese oder jene Sorte Indigo enthalte? Die Gesellschaft verspricht demjenigen, welcher diese Fragen auf eine genuͤgende Weise am besten beantwortet, als Praͤmie ihre goldene Medaille und dreihundert Gulden. Proben, Beweise und Zeugnisse muͤssen vor oder an dem lezten September, 1832, eingeschikt werden. 10) Die Erfahrung lehrt wiederholt, daß aus unerlaubter Gewinnsucht einige Menschen sich nicht entbloͤden, sogar an den ersten und nothwendigsten Beduͤrfnissen des Lebens Betrug und Verfaͤlschung zu begehen, wovon man unlaͤngst in der Verfaͤlschung der Butter mit Bleiweiß ein Beispiel gesehen bat. Diese Verfaͤlschungen haben oft die schaͤndlichsten Folgen fuͤr die Gesundheit und das Leben der Consumenten, und benachtheiligen zugleich den Handel in verschiedenen Artikeln. In Erwaͤgung, daß neben andern Mitteln, um solchen schaͤdlichen Verfaͤlschungen vorzubeugen und sie zu verhindern, die allgemeine Bekanntmachung der Mittel, um dergleichen Betruͤgereien zu entdeken, eines der kraͤftigsten ist, – wuͤnscht die Gesellschaft zu erhalten: Eine Angabe der Verfaͤlschungen, welche mit den gebraͤuchlichsten Eßwaaren und Getraͤnken gebtrieben werden, nebst einer deutlichen Anweisung der Mittel, durch welche diese Verfaͤlschungen auf eine sichere Weise und so leicht als moͤglich entdekt werden koͤnnen. Bei der Beantwortung dieser Frage muß man auf Folgendes Ruͤksicht nehmen: 1) Daß unter Eßwaaren und Getraͤnken besonders Brot, Butter, Bier, Essig, Wein und andere geistige Getraͤnke begriffen werden. 2) Daß man bei der Angabe der Verfaͤlschungen nicht in die besonderen Umstaͤnde derselben eingehen, – sich nicht uͤber die Art und Weise, wie diese Verfaͤlschungen bewerkstelliget werden, herauslassen duͤrfe, indem eine solche Bekanntmachung mehr nachtheilig, als vorteilhaft seyn wuͤrde, sondern daß es genug ist, die Bestandtheile anzugeben, mit welchen die Verfaͤlschungen vorgenommen werden. 3) Daß sowohl die Mittel zur Entdekung der Verfaͤlschungen, als auch die dabei noͤthigen Handgriffe deutlich und genau beschrieben werden muͤssen, jedoch mit Vermeidung unnoͤthiger Weitlaͤufigkeit. Die Gesellschaft bietet demjenigen, welcher diese Frage zu ihrer Zufriedenheit vor oder an dem lezten September, 1831, am besten beantwortet, ihre goldene Medaille an. Sie behaͤlt sich ferner das Recht vor, auch von den nicht bekroͤnten Abhandlungen denjenigen Gebrauch zu machen, welchen sie fuͤr nuͤzlich und noͤthig erachten wird; sie wird in diesem Falle den Verfassern entweder die zweite goldene Medaille, oder die silberne Medaille zukommen lassen, wenn sie sich veranlaßt sieht, dieselbe bekannt zu machen. 11) Da ein großer Theil der Provinzen des Koͤnigreiches der Niederlande mit groͤßeren oder kleineren Canaͤlen durchschnitten ist, und da es in lange dauernden Wintern vorteilhaft und wichtig seyn kann, binnen einer bestimmten Zeit eine Gemeinschaft zu Wasser zwischen verschiedenen Hauptpuncten zu oͤffnen und offen zu erhalten; so verspricht die Gesellschaft demjenigen ihre goldene Medaille, welcher das beste Werkzeug oder die beste Zusammensezung von Werkzeugen einreichen wird, wodurch man in zugefrorenen Fahrwassern oder Canaͤlen eine solche Oeffnung machen kann, daß sie von den groͤßten hier zu Lande bekannten Schiffen befahren werden kann, – und welcher zugleich zeigen wird, daß die Anwendung dieses Werkzeuges oder dieser Werkzeuge einen augenscheinlichen Vortheil gewaͤhre, gegen die gewoͤhnliche Verfahrungsart, nach welcher man bis jezt in diesen Landen das Eisen (Aufeisen, Auseisen, Zerbrechen des Eises) vorgenommen hat. Modelle, nebst Zeichnungen, Beweisen und Zeugnissen muͤssen vor oder an dem lezten September, 1832, eingesandt, werden. Die Antworten auf die vorgelegten Fragen muͤssen zu der bei jeder Frage bestimmten Zeit, mit Beifuͤgung eines versiegelten Billets, welches den Namen und den Wohnort des Einsenders enthaͤlt, in englischer, franzoͤsischer, niederlaͤndischer oder hochdeutscher Sprache, (jedoch in leztem Falle mit lateinischen Buchstaben,) franco, an den allgemeinen Secretaͤr der Gesellschaft, I. T. Siegel, in Harlem, uͤberschikt werden. Bemerkungen uͤber National-Aufmunterung der Wissenschaften und uͤber Foͤrderung derselben durch gelehrte Gesellschaften; nebst einigen Betrachtungen uͤber den Zustand der gelehrten Gesellschaften in England. Von Karl Babbage, Esqu. M. A. F. R. S. L. und E., Professor der Mathematik zu Cambridge. Aus dessen Werke: uͤber den Verfall der Wissenschaften.“ (On the decline of science) im Edinburgh Journal of Science. Julius. 1830. S. 58.Hr. Prof. K. Babbage ist nicht bloß in England, sondern auch in allen Laͤndern des festen Landes als einer der geistreichsten Maͤnner und der feinsten Mathematiker unseres Zeitalters auf eine hoͤchst ehrenvolle Weise bekannt. Seine Ansichten uͤber den gegenwaͤrtigen Zustand der eigentlichen Wissenschaften (sciences exactes) in England sind um so wichtiger, als sie alte Vorurtheile zerstoͤren, und den Bewohnern des Continentes zu jenem Selbstgefuͤhle verhelfen koͤnnen, dessen sie so sehr beduͤrfen, um der. englischen Despotie los zu werden. Unsere Leser werden hier manche Bestaͤtigung desjenigen finden, was sie in unseren Blaͤttern fruͤher gelesen haben, und was sie vielleicht als die untergeordnete Ansicht eines bloßen Uebersezers zu beherzigen verschmaͤhten. Vielleicht daß sie jezt mancher unserer fruͤheren Ideen mehr Aufmerksamkeit schenken, weil ein Mann, wie Babbage, die Wahrheit derselben beurkundete. A. d. Ue. Die geringe Aufmunterung, welche die englische Regierung in fruͤheren Zeiten denjenigen schenkte, welche nuͤzliche Entdekungen und Erfindungen gemacht haben, laͤßt sich aus folgenden Gruͤnden entschuldigen: 1) das Publikum, welches die neue Erfindung benuͤzt, oder den neu erfundenen Artikel verbraucht, weiß den Werth hiervon weit richtiger zu beurtheilen, als die Regierung selbst. 2) die Belohnung, welche aus dem Absaze des erfundenen Artikels hervorgeht, ist weit groͤßer als jene, welche die Regierung geben koͤnnte oder selbst geben duͤrfte) sie steht in genauem Verhaͤltnisse mit dem Verbrauche desselben, d.h., mit dem Mangel, welchen das Publikum durch denselben ersezt fuͤhlt. Man kann nicht laͤugnen, daß diese Gruͤnde im Allgemeinen richtig sind; es gibt indessen Ausnahmen, welche nothwendig aus denselben Schluͤssen folgen, aus welchen jene Gruͤnde urspruͤnglich abgeleitet wurden. Ohne uns in das kleinste Detail aller dieser Ausnahmen einlassen zu wollen, wird es hinreichen, wenn wir zeigen, daß bei diesem Systeme jede Untersuchung abstracter Wahrheiten von aller Belohnung ausgeschlossen ist. Nur die Anwendung wissenschaftlicher Grundsaͤze auf das gemeine Leben kann auf diese Weise belohnt werden. Ein paar Beispiele moͤgen vielleicht diese Behauptung deutlicher machen. Der Grundsaz, auf welchem das hydrostatische Paradoxon beruht, war schon zu Stevinus Zeiten (um das Jahr 1600) bekannt; die Anwendung desselben zum Heben schwerer Lasten wurde in Elementarwerken der Physik schon langst angegeben, und in Vorlesungen immerdar demonstrirt. Man kann aber dieses hydrostatische Paradoxon, bis auf den sel. Bramah herab, mit Recht als bloßes abstractes Princip betrachten. Bramah sezte an die Stelle der kleinen Roͤhre eine Pumpe, und verwandelte das abstracte Princip in eine hoͤchst brauchbare und gewaltige Maschine. – Die Umwandlung der Mittelpunkte der Schwingung und Hangung am Pendel, welche Huygens vor mehr dann anderthalb Jahrhunderten entdekte, blieb, bis vor wenigen Jahren, ein unfruchtbarer, obschon hoͤchst eleganter, Lehrsaz. Prony deutete auf denselben hin; Bohnenberger entwikelte ihn vollkommen, und Capitaͤn Kater gruͤndete endlich auf denselben die bequemste Methode, die Laͤnge eines Pendels praktisch zu bestimmen. – Der Zwischenraum zwischen Drs. Black Entdekung des gebundenen Waͤrmestoffes, und der gluͤklichen Anwendung dieser Entdekung auf die Dampfmaschine, war verhaͤltnißmaͤßig kurz: es war aber auch hierzu die Anstrengung zweier Koͤpfe noͤthig, und gluͤklicher Weise kamen zwei Koͤpfe vom ersten Range zusammen. – Der Einfluß der Elektricitaͤt auf Zersezung, obschon von unendlichem Werthe als Fuͤhrer zur Entdekung bei chemischen Untersuchungen, ward kaum jemals zu praktischem Dienste im gemeinen Leben benuͤzt, bis dasselbe geistvolle Genie, welches den Grundsaz entdekte,Hr. Babbage scheint seinem sel. Freunde hier zu viel Freundschaft zu erweisen: der Grundsaz (the principle), „daß Elektricitaͤt zersezt,“ war lang vor Sir Humphry Davy bekannt, und Sir Humphry's Anwendung desselben auf den Beschlag der Schiffe zeigte sich in der Ausfuͤhrung unbrauchbar.A. d. Ue. denselben zugleich auch, durch seinen leichten Fluß von Schluͤssen, auf Schuͤzung der Kupferbekleidung der Schiffe gegen Anfressung anwendete. Diese wunderbar gluͤklich verbundene Kette von Schluͤssen, deren Wahrheit sich selbst durch ihr Mißlingen als Gegenmittel in der Anwendung beurkundete, wird wahrscheinlich in der Zukunft durch eine gluͤklichere Anwendung die Wahrheit der Behauptung erweisen, die wir hier aufzustellen versuchten. Man koͤnnte, noͤthigen Falles, noch andere Beispiele anfuͤhren, um darzuthun, wie nicht selten viele Jahre zwischen einer Entdekung neuer Grundsaͤze in Wissenschaften, und zwischen der Anwendung derselben im praktischen Leben verstreichen: doch daruͤber duͤrfen wir uns nicht wundern. Diejenigen Koͤpfe, welche neue Grundsaͤze und Methoden erfinden, sind von ganz anderer Art, als diejenigen, die zur praktischen Anwendung dieser Erfindungen nothwendig sind. Zur Zeit, wo Huygens seinen schoͤnen Lehrsaz entdekte, mußte er, als Erfinder desselben, nicht bloß die gesammte mathematische Wissenschaft seines Zeitalters umfassen; er mußte auch Genie genug besizen, die Graͤnzen derselben durch seine eigenen Schoͤpfungen zu erweitern. Solche Talente sind nicht jedes Mal auch zugleich mit der Gabe eines schnellen Auffassens des einzelnen Details, mit der Gabe der praktischen Anwendung der von ihnen aufgestellten Grundsaͤze ausgestattet, und es ist vielleicht ein Gluͤk fuͤr die Menschheit, daß Koͤpfe dieses Ranges nicht gewohnt sind ihre Kraft an Gegenstaͤnden zu verschwenden, die nicht fuͤr ihren Bereich sind.Dieß ist allerdings von Genies in den mathematischen Wissenschaften wahr und richtig; es darf aber keinesweges von den gewoͤhnlichen Professoren der Mathematik gelten, die nur zu oft absichtlich Dunkelheit suchen, und es verschmaͤhen ihre Wissenschaft allgemein nuͤzlich zu machen. A. d. Ue. In der Mathematik ereignet es sich nicht selten, oder wenigstens haͤufiger als in anderen Wissenschaften, daß Wahrheiten, die zu einer gewissen Zeit noch zu den abstractesten gehoͤrten, und von welchen man haͤtte glauben sollen, daß sie schwerlich einer nuͤzlichen praktischen Anwendung faͤhig sind, in der naͤchsten Generation die Basis der tiefsten physischen Untersuchungen bilden, und schon in der darauf folgenden vielleicht durch gehoͤrige Vereinfachung, durch Abfassung derselben in Tabellen der taͤgliche sichere Fuͤhrer des Kuͤnstlers und Seemannes werden.Hierauf kommt es bei dem gegenwaͤrtigen, bereits so hoch ausgebildeten Zustande der Mathematik und der mechanischen und chemischen Kuͤnste vor Allem an. Man hat zwar bereits fuͤr mehrere der lezteren eine Menge Tabellen entworfen durch welche die Arbeiten derselben, insofern sie auf langen und oft schwierigen Berechnungen beruhen, ungemein beschleunigt und zugleich in ihrem Erfolge vollkommen sicher gestellt werden koͤnnen. Die Nautik, die Artillerie in allen ihren Zweigen, die Baukunst, das Forstwesen etc. hat bereits viele Tabellen, durch welche die Muͤhseligkeiten und Zufaͤlligkeiten langer Berechnungen erspart und beseitigt werden; es ist aber kaum erst der tausendste Theil von dem gethan was noch zu thun uͤbrig ist. Jede technische Kunst, in welcher Maß und Gewicht, folglich Zahlen, was immer fuͤr eine Rolle spielen, verdient heute zu Tage die Revision eines gruͤndlichen und hoch gebildeten Mathematikers, wenn sie auf feststehende Grundsaͤze zuruͤkgefuͤhrt, in ihren Arbeiten vereinfacht und beschleunigt, in ihren Resultaten vollkommen sicher gestellt, in ihrem Umfange erweitert werden soll. Der Mathematiker darf es nicht langer verschmaͤhen, in die Werkstaͤtten der Kuͤnstler herabzusteigen, ihre Kunst sich vollkommen eigen zu machen, und dann mit der Allmacht seiner Wissenschaft der Ohnmacht des praktischen Kuͤnstlers zu Huͤlfe zu kommen. So lang dieß nicht geschieht, wird die Mathematik unfruchtbar in ihrer reinen Jungfraͤulichkeit, und die Kuͤnste werden Kinder der Nacht und der Finsterniß bleiben. Von einem Techniker, sey er auch noch so großer Meister in seiner Kunst, fordern, daß er mathematische Kenntnisse in jenem Umfange besizt, welche zur gruͤndlichen Revision seiner Kunst in allen ihren Zweigen unentbehrlich ist, heißt das Unmoͤgliche verlangen: es gehoͤrt mehr, als die gewoͤhnliche Geisteskraft tuͤchtiger Techniker dazu, in die Mysterien, in den Zauber, den die Mathematik in Alles bringt, was sie beruͤhrt, auch nur einzudringen, viel weniger die magischen Kraͤfte den selben so zu sagen zu schaffen und dorthin zu bannen, wohin sie zum Dienste der Menschheit urspruͤnglich bestimmt waren. Der Mathematiker wird beim ersten Blike sehen, wo es der Kunst gebricht; der Kuͤnstler, und selbst der ausgezeichnete Kuͤnstler, weiß sehr oft nicht was ihm gebricht, und wo es fehlt, viel weniger daß er wuͤßte, wie den Maͤngeln abzuhelfen ist. A. d. Ue. Es kann sich auch treffen, daß zur Zeit der Entdekung solcher Grundsaͤze die mechanischen Kuͤnste noch viel zu unvollkommen sind, als daß sich eine erfolgreiche Anwendung von jenen auf diese erwarten ließe. Dieß war der Fall mit dem hydrostatischen Paradoxon. Erst nachdem der Termin von Bramah's Patent schon verlaufen war, erhielt die Presse, die seinen Namen fuͤhrt, jene Vollendung in der Ausfuͤhrung, die sie nun auf eine so verdiente Weise allgemein in Gebrauch sezte. Auf der anderen Seite wird man fuͤr ein Individuum, welches mit Erfindungsgeist begabt ist, eine Menge anderer Individuen finden, welche die Faͤhigkeit besizen Grundsaͤze anzuwenden, und das Verdienst, das man solchen Anwendungen zuschreibt, wird immer von der Sorgfalt und Muͤhe abhaͤngen, weiche man auf die Ausfuͤhrung des Details gewendet hat. Wenn es daher fuͤr ein Land wichtig ist, daß abstracte wissenschaftliche Grundsaͤze auf das praktische Leben angewendet werden, so ist es klar, daß es auch wichtig ist jene Wenigen aufzumuntern, welche im Stande sind die Zahl solcher Grundsaͤze, auf welchen diese Anwendungen beruhen, zu vermehren. So lang es nicht Anstalten gibt, in welchen man solchen Forschern zu Huͤlfe kommt; so lang die Regierung hier nicht unmittelbar eingreift, wird der Verfertiger eines Thaumatropes Vortheil von seinem Talente ziehen, und der Mann, der die Geseze des Lichtes und des Sehens aufgestellt hat, von welchen so viele Erscheinungen abhaͤngen, wird unbelohnt in das Grab steigen. Man koͤnnte vielleicht dagegen behaupten, daß die Professorstellen an unseren Universitaͤten Aufmunterung genug fuͤr die Cultur der abstrakten Wissenschaften sind. Indessen liegt es nicht in der Macht dieser Institute als Schoͤpfer aufzutreten; sie koͤnnen hoͤchstens Talente entwikeln und naͤhren helfen, und Professorstellen sollten, wenn sie nach Wuͤrden verliehen wuͤrden, der verdiente und ehrenvolle Lohn hoͤherer Talente seyn. In vielen Faͤllen ist der Ertrag dieser Professorstellen gering, und wenn er es auch nicht ist, so sind die Vorlesungen, welche man von einem Professor fordert, vielleicht nicht in jedem Falle die geeignetesten Mittel die Talente derjenigen zu benuͤzen, welche im Stande sind etwas zu erfinden. Ich kann nicht umhin diese meine Ansicht durch den Ausspruch eines der groͤßten Physiker eines fruͤheren Jahrhundertes zu unterstuͤzen, und dem Verfasser der hoͤchst interessanten Biographie desselben (in Galileo's Leben in der Sammlung der Society for the Diffusion of Useful Knowledge) meinen Beifall zu zollen. In einem Briefwechsel, welcher mit der Ruͤkkehr Galileo's an eine Professorsstelle in seinem Vaterlande endet, sagt dieser große Mann: „Da aber meine Privatvorlesungen und die Zoͤglinge in meinem Hause ein großes Hinderniß fuͤr mich in meinen Studien sind, und mich noͤthigen, dieselben oͤfters zu unterbrechen, so wuͤnschte ich von den ersteren gaͤnzlich, und von lezteren großen Theils befreit zu werden.“ (Life of Galileo p. 18) In einem anderen Briefe an Keppler spricht er mit vielem Danke von Herzog Cosmus von Toscana, „der,“ sagt er, „mich gegenwaͤrtig mit 1000 fl. Jahresgehalt, und mit dem Titel des Physikers und ersten Mathematikers Seiner Hoheit, zu sich einlud, ohne daß ich irgend eine aͤmtliche Obliegenheit zu besorgen habe, wenn ich nicht vollkommene Muße hierzu finde. Ich kann also meine Abhandlung uͤber Mechanik vollenden etc.“ (Daselbst S. 31.) Wahrlich, wenn Wissenschaft ein Schaz ist, so kann man es nimmermehr als weise Staatswirthschaft preisen, wenn man in einem weit reicheren Lande als Toscana ein Genie wie Dalton zu dem Gedrasche des Elementarunterrichtes verdammt sieht. Was wuͤrde aus dem militaͤrischen Ruhme Englands geworden seyn, wenn man, eben so unvorsichtig verschwenderisch mit geistiger Kraft in militaͤrischer Hinsicht, den Herzog von Wellington gezwungen haͤtte sein Leben lang Rekruten abzurichten, Statt Plaͤne zu Feldzuͤgen zu entwerfen? Wenn wir uns um Thatsachen kuͤmmern, so werden wir finden, daß die großen Erfindungen aller Jahrhunderte, wenigstens bei uns, nicht immer von Universitaͤten ausgegangen sind. Die Lehren uͤber die „bestimmten Verhaͤltnisse,“ und „uͤber die chemische Wirkung der Elektricitaͤt,“ Lehren vom hoͤchsten Range, durch welche die Namen der Erfinder derselben in der Geschichte der Wissenschaften unsterblich wurden, sind nicht aus Klostermeditationen hervorgegangen: es ist nicht im Mindesten ein Vorwurf, den man diesem achtbaren Institute macht, wenn man Wahrheiten, wie diese, laut werden laͤßt. Es bedarf des gluͤklichsten Zusammentreffens von Umstaͤnden, wenn solche Lehren einen ausgezeichnet gluͤklichen Erfolg haben sollen. Nicht alle hatten das Gluͤk, das Archimeden zu Theil wurde, naͤmlich geboren zu werden zu einer Zeit, wo eine Wissenschaft geschaffen werden mußte, oder, wie Newton das System einer Welt „ohne Form und Leere“ (wie der Dichter sagt) zu finden, und durch Enthuͤllung der Geheimnisse der Schwerkraft in diesem Weltsysteme dasselbe alles durchdringende Licht zu verbreiten, mit welchem der allmaͤchtige Schoͤpfer die materiellen Massen in demselben erleuchtete. Nur wenigen Physikern, und auch diesen nur in langen Zwischenraͤumen, duͤrfte es gelingen, gleich einem Dalton mitten aus dem Chaos der unbestimmten Verbindung eine neue Wissenschaft aufzubauen, sie mit der goldenen Zahlenkette zu befestigen, und so zu dem Range echter Wissenschaft (science exacte) emporzuheben. Triumphe dieser Art sind nothwendig „eben so schoͤn als selten;“ es laͤßt sich auch nicht erwarten, daß jener Theil der Aufmunterung, welchen ein Land der Wissenschaft zu schenken fuͤr geeignet findet, im Stande ist jedes Mal solche Faͤlle zu treffen. Leztere sind zu außerordentlich, als daß sie haͤufig seyn koͤnnten; sie muͤssen, wenn man ja hier Aufmunterung geben wollte, unmittelbar der Regierung zur Belohnung uͤberlassen werden. Die Gefaͤhrlichkeiten, welche bei einem solchen unmittelbaren Eingreifen der Regierung in bestimmten Faͤllen zu besorgen stuͤnden, koͤnnten aus einem oder aus dem anderen der folgenden Umstaͤnde hervorgehen. Es koͤnnen die Individuen, welche das Regierungspersonale oder die sogenannte Regierung bilden, nicht hinlaͤngliche Kenntnisse besizen, um entweder selbst uͤber wissenschaftliche Gegenstaͤnde dieser Art urtheilen zu koͤnnen, oder auch nur um Leute zu waͤhlen, auf deren Urtheil sie sich verlassen koͤnnten. Es kann die Zahl von Individuen, die sich den Wissenschaften widmen, in einem Lande nicht groß genug seyn, um in dem Ausspruche der oͤffentlichen Meinung das gehoͤrige Gewicht behaupten zu koͤnnen. Es kann ferner diese Anzahl von Individuen, wenn sie auch groß waͤre, in der Achtung der Welt nicht so hoch gestellt seyn, daß sie unabhaͤngig zu seyn vermoͤchte. Wenn nun diese Ursachen in irgend einem Lande zusammentrafen, so wuͤrde es hoͤchst nachtheilig seyn die Aufmunterung der Wissenschaften der Regierung eines solchen Landes zu uͤberlassen. Es scheint, daß dem Scharfsinne derjenigen, welche zur Aufhebung des Board of Longitude riethen, die Richtigkeit der obigen Bemerkung nicht entging. Die Frage, ob es gute Staatswirthschaft in irgend einem Lande ist, die Wissenschaften aufzumuntern, ist eine von jenen, uͤber welche vielleicht diejenigen nicht am unparteiischsten urtheilen koͤnnen, welche selbst die Wissenschaften betreiben. In England haben diejenigen, die sich bisher mit Wissenschaften beschaͤftigten, im Allgemeinen, keinen vernuͤnftigen Grund sich zu beklagen; sie wußten, oder sie sollten gewußt haben, daß man sich um Wissenschaft nicht kuͤmmert, daß sie wenig Ehre bringt und noch seltener Gewinn traͤgt. Daß man die Regierung daruͤber tadelte, daß sie die Wissenschaft bei uns nicht foͤrderte, ist gewiß, und dieser Tadel ist, was die fruͤheren Verwaltungen betrifft, zugleich auch sehr gerecht: was die gegenwaͤrtigen Minister betrifft, deren ganze Gewalt lediglich von der oͤffentlichen Meinung abhaͤngt, so ist es nicht noͤthig, daß sie derselben voraus eilen, sie werden nicht lang dem Ausdruke der oͤffentlichen Meinung zu widerstehen vermoͤgen. Wenn wir aber auch annehmen, daß Wissenschaft von jeder Staatsverwaltung als ein Gegenstand von irgend einiger Wichtigkeit betrachtet wuͤrde, so wuͤrde es bei dem gegenwaͤrtigen Zustande der Dinge schwer halten irgend etwas zu Gunsten derselben zu thun, indem auf der einen Seite, die hoͤheren Classen, im Allgemeinen, nicht sehr tiefe wissenschaftliche Kenntnisse besizen, und auf der anderen Seite diejenigen Personen, welche sie gewoͤhnlich hieruͤber zu Rathe ziehen, ihnen nicht einen solchen Rath ertheilt zu haben scheinen, welcher das Vertrauen der Regierung verdienen koͤnnte. Man scheint vergessen zu haben, daß das Geld, welches die Regierung zu wissenschaftlichen Zweken bestimmt, mit derselben Klugheit und Sparsamkeit verwendet werden muß, mit welcher ein verstaͤndiger Privatmann sein Geld fuͤr seine Lebensbeduͤrfnisse ausgibt.Allerdings kann man Regierungen nicht genug empfehlen, die hoͤchste Sparsamkeit und Vorsicht bei ihren Ausgaben fuͤr Foͤrderung der Wissenschaften zu befolgen. Manche Staaten, große wie kleine, werfen ihr Geld fuͤr sogenannte literarische Anstalten buchstaͤblich zum Fenster hinaus. Dieß ist z.B. der Fall bei einigen Akademien, die nichts anderes als gelehrte Canonicate, Saginarien fuͤr hungrige und unersaͤttliche, muͤßige Gelehrte sind, welche, nachdem sie auf ihren eintraͤglichen gelehrten Pfruͤnden in einer Reihe von Jahren Tausende und Tausende verschlangen, die Wissenschaft, der sie sich zu weihen vorgaben, auch nicht um ein Haar breit weiter brachten. Manche Akademie war und ist nichts anderes, als eine gelehrte Menagerie, heruͤber gegangen aus jenen alten Zeiten, wo Hoͤfe es noch fuͤr noͤthig erachteten, sich mit einem falschen Glanze zu umgeben, und in manchem Staate scheint man noch heute zu Tage zu glauben, eine Akademie gehoͤre eben so sehr zu dem Glanze eines Landes oder Hofes, als ehevor ein Heer von Sterndeutern, Hofnarren, Hofpoëten etc. Es ist sehr natuͤrlich, daß diejenigen Gelehrten, die sich an solchen Mastanstalten befinden, den Fuͤrsten und den Ministern auf alle erdenkliche Art weiß machen werden, ihr Glanz sey nur ein Reflex der Strahlensonnen, die an dem akademischen Himmel leuchten; Fuͤrsten und Minister seyen nur insofern Foͤrderer der Wissenschaften, als sie einige Duzende muͤßiger Gelehrten reichlich fuͤttern. Das Volk, das nur nach Werken, nicht nach Worten zu urtheilen gewohnt ist, die Geschichte der Fortschritte des menschlichen Geistes, die durch keinen Flitterglanz sich blenden laͤßt, die Nachwelt urtheilt anders. Wenn die Akademie zu Petersburg in Reihen von Jahren die ausgezeichnetesten Gelehrten Deutschlands in ihre Mitte rief, so ehrte sie dadurch nur sich selbst: die Euler, die Pallas etc. etc. machten ihr Ehre; sie vermochte nicht die Verdienste dieser unsterblichen Maͤnner hoͤher zu stellen, als sie bereits gestellt waren, ehe sie nach Rußland kamen. Es ist also offenbar, daß der Gelehrte von wahrem Verdienste der Akademie Glanz leiht, die ihn in ihre Mitte nimmt; nicht aber umgekehrt, daß ein Gelehrter dadurch an Glanz gewinnt, weil er von einer Akademie zum Mitglieds aufgenommen wird. So hat erst neulich einer der angesehensten Mathematiker Englands, Oberst B., es abgelehnt, Mitglied einer in hohem Ansehen stehenden Akademie zu werden, die ihn in ihre Mitte einlud. Wenn wir den Einfluß der Akademien auf das Wohl des Landes in Erwaͤgung ziehen, das sie so theuer bezahlt, so werden wir nur wenige unter denselben finden, die die Interessen des Capitales tragen, das aus sie verwendet wurde. Die Akademie zu Stockholm, die Akademie zu Turin zeichnete sich in dieser Hinsicht unter allen ihren Schwestern vorzuͤglich aus: Kuͤnste und Gewerbe haben durch die Abhandlungen dieser beiden Akademien mehr gewonnen, als durch Duzende anderer aͤhnlicher weit imposanterer Institute. Auch hat der gesunde Menschenverstand des deutschen Volkes es bisher allein fuͤr noͤthig erachtet, die Abhandlungen der schwedischen Akademie in das Deutsche zu uͤbersezen, und einer der groͤßten und besten Koͤpfe Deutschlands, Abraham Gotthelf Kaͤstner unsterblichen Andenkens, beschaͤftigte sich uͤber ein Viertel Jahrhundert lang mit dieser ersprießlichen Arbeit. Die Abhandlungen der Akademie zu Turin, in der Landessprache geschrieben, werden von der Regierung einzeln vertheilt und vom Volke benuͤzt. Es ist merkwuͤrdig, daß zwei große Staaten in Europa, welche beide die Wissenschaften kraͤftig foͤrderten, und in welchen beiden Kuͤnste und Gewerbe in einem bluͤhenden Zustande sich befinden, immer ohne alle Hof, akademien geblieben sind: Holland und Oesterreich. Holland, das in Hinsicht auf wissenschaftliche Cultur lang schon auf der hoͤchsten Stufe stand, als England und Frankreich noch in der Wiege lagen, haͤtte nie eine Hofakademie: seine trefflichen gelehrten Gesellschaften sind lediglich Privatanstalten. Oesterreich haͤtte nie eine Akademie, es unterstuͤzte aber seine Gelehrte, welche kostbare Werke herausgaben, dadurch, daß es die Kosten der Ausgabe dieser Prachtwerke uͤbernahm: der Hof half die Prachtwerke Jacquin's und host's zu Tage foͤrdern, die einzelne Buchhandlungen schwerlich haͤtten uͤbernehmen koͤnnen. Die einzelnen Zweige der Staatsverwaltungen in Oesterreich (vorzuͤglich das Geniewesen) lassen einzelne Werke verdienter Gelehrten in der Staatsbuchdrukerei druken, und verschenken sie so zu sagen fuͤr Preise, die kaum die Drukkosten deken, unter das Publikum. Auf diese Weise wird einer der wohltaͤtigsten Zweke der Akademien, Verbreitung nuͤzlicher kostbarer Werke im Publikum, erreicht, ohne daß der Staat, folglich das Volk, die misera contribuens plebs, mit vielen Tausenden unnuͤzer Ausgaben fuͤr muͤßiges Zeug belastet wird.Wo Akademien in einem Lande mit so geringen Kosten und so hohem Nuzen fuͤr dasselbe, wie in Schweden und in Piémont, bestehen, moͤgen sie fortbestehen; wo aber Akademien in gelehrte Menagerien ausarten, ist es Zeit damit so zu verfahren, wie der Koͤnig von Wuͤrtemberg mit der angeerbten Menagerie verfuhr. Auch das schoͤne hochgebildete Wuͤrtemberg hat alle Zweige des menschlichen Wissens auf eine hohe Stufe von Vollkommenheit foͤrdern helfen, und besizen Gelehrte von dem ausgezeichnetesten Range in jedem Fache des menschlichen Wissens, besizt eine Masse von Kenntnissen unter seinem Volke verbreitet, wie man sie in wenigen Laͤndern findet, ohne daß es jemals von einer Hofakademie heimgesucht worden waͤre, so sehr auch seine Fuͤrsten immer gerechten Stolz auf Foͤrderung der Wissenschaften sezten.Nicht Maststaͤlle fuͤr Gelehrte, aber Nahrung fuͤr wissenschaftlichen Hunger beduͤrfen die Voͤlker: sie beduͤrfen: 1) Bibliotheken, nicht bloß in den Hauptstaͤdten, sondern in allen etwas groͤßeren Staͤdten des Landes; Bibliotheken, welche die klassischen Werke aller Zeiten und Voͤlker, die vorzuͤglichsten Werke der vaterlaͤndischen Geschichte, und dann alle, zum kraͤftigen und erfolgreichen Betriebe der Landwirtschaft in allen ihren Zweigen, als Viehzucht, Feldbau, Gartenbau, Forstzucht, zum zwekmaͤßigen und gluͤklichen Betriebe der Kuͤnste und Gewerbe in allen ihren Verzweigungen notwendigen Werke in ihren Schraͤnken aufgestellt enthalten: also eine reiche und auserlesene Sammlung zoologischer, botanischer und mineralogischer Werke; die vorzuͤglichsten Werke in allen Zweigen der reinen und angewandten Mathematik, der Physik, der Chemie, der Landwirtschaft, der Technologie. Die Bibliothek der Hauptstadt muß das gesammte Gebiet des menschlichen Wissens aller Zeiten und aller Voͤlker der Erde bis auf den neuesten Tag herab umfassen. Dieß ist um so notwendiger, als heute zu Tage das Vermoͤgen auch des reichsten Privatmannes kaum hinreicht, sich alle in dem Gebiete seiner Wissenschaft bei allen Voͤlkern jaͤhrlich erscheinenden Werke beizuschaffen: das Gebiet der Naturgeschichte allein, dieser Basis aller Landwirthschaft und Gewerbskunde, uͤbersteigt jaͤhrlich 70–80,000 fl. Die Bibliotheken der Landstaͤdte koͤnnten sich mit den auserlesensten aͤlteren und den vorzuͤglichsten neueren begnuͤgen. 2) Sammlungen und Cabinette der Naturprodukte des Vaterlandes aus allen drei Reichen, (aus dem Thierreiche vorzuͤglich der in der Landwirtschaft schaͤdlichen Insecten in allen Perioden ihres Lebens); des Auslandes als Basis der Waarenkunde fuͤr Gewerbsleute, damit sie gegen die so oft im Handel vorkommenden Verfaͤlschungen so viel moͤglich gesichert waͤren, und gute echte Waare von verfaͤlschter und schlechter unterscheiden lernten; Sammlungen von Modellen der besten Maschinen und Geraͤthe zu jeder Arbeit in den Gewerben und in der Landwirthschaft. In der Hauptstadt muͤßten diese Sammlungen so viel moͤglich allumfassend seyn: Holland, das heutige Holland, kann in seinen naturhistorischen Cabinetten zu Leyden, in dem technologischen zu Bruͤssel anderen Staaten hierin als Vorbild dienen. 3) Botanische Gaͤrten: allumfassend in der Hauptstadt; in den kleineren Staͤdten als Baum- und Saamenschulen, in welchen der Buͤrger und Landmann nicht bloß alle nuͤzlichen schnellwachsenden Holzarten, alle edleren und besseren Obstsorten, alle besseren Gemuͤse und Getreidearten, alle Oehl:, Faͤrbe- und Gaͤrbepflanzen etc., mit einem Worte Alles, was die Pflanzenwelt fuͤr sein Klima Brauchbares ihm darbietet, kennen lernt, sondern auch unentgeldlich oder fuͤr geringe Preise erhalten kann. Diese, mitten in den Graͤueln der Revolution hervorgegangenen, mitten unter den moͤrderischen Kriegen von dem des Despotismus und des Geizes angeklagten unsterblichen Kaiser auf den hoͤchsten Grad der Vollendung erhobenen, und, nach der Restauration, selbst von dem deplorablen und incompatiblen Ministerium sorgfaͤltig erhaltenen Anstalten in Frankreich koͤnnen jedem anderen Lande als Muster dienen. 4) Oeffentliche Laboratorien fuͤr Physiker*) und Chemiker, in welchen der unbemittelte Gelehrte diejenigen Versuche anstellen kann, die er zum Behufe der Wissenschaft fuͤr nothwendig findet. Dieß ist der gegenwaͤrtige Bedarf fuͤr die Voͤlker sowohl als fuͤr die Wissenschaften, wenn beide in ihrer Cultur gehoͤrig fortschreiten sollen. Ein Theil dieses Bedarfes wird sich durch die Summen deken lassen, die heute zu Tage in manchem Lande fuͤr eitle Charlataneria Eruditorum, fuͤr blauen gelehrten Dunst und literarischen Nebel hinausgeworfen werden: was uͤbrigens noch zu aͤhnlichen Anstalten fehlt, muß, wo das Volk, wie in vielen Laͤndern Deutschlands, viel zu arm ist, von der Regierung nachgeschossen werden. Wozu nuͤzen dem Lande die 20 Millionen, die z.B. in der Casse*'s muͤßig liegen? Bibliotheken, Cabinette, Botanische Gaͤrten, oͤffentliche Laboratorien sind die Festungen des Friedens; sie nuͤzen dem Lande im Frieden eben so maͤchtig, als die festen Plaͤze im Kriege; sie sichern das Land, daß es nicht uͤberfluͤgelt wird von den Nachbarstaaten, waͤhrend diese auf dem weiten Felde der schoͤnsten Eroberungen, die der menschliche Geist machen kann, auf dem Felde der Erfindungen und Entdekungen, rasch vorwaͤrts schreiten, und die Graͤnzen des menschlichen Wissens immer weiter und weiter hinausruͤken. Wissen ist Kraft, im Frieden eine noch maͤchtigere Kraft, als Schießen im Kriege, und selbst dieses leztere beruht in seinem Erfolge lediglich auf der feinsten Mathematik, auf der hoͤheren Vollendung der Physik und Chemie. Wer nur um ein Zehntel weiter zu schießen vermag, als ein anderer, und zehn Mal besser trifft, ist dem Anderen hundert Mal uͤberlegen.Die Wuͤnsche, die uns hier entschluͤpften, sind keine einen Wuͤnsche; sie wurden in Holland theils vom Volke, theils von der Regierung, in Frankreich, zum Theile, von lezterer allein ausgefuͤhrt. Was das reiche hollaͤndische Volk vermag, das mit dem Ueberschusse seines Vermoͤgens auf das Steigen und Fallen anderer Voͤlker speculirt, vermag nicht jedes andere Volk. Daß das hollaͤndische Volk aber zu diesem hohen Reichthume gelangte, verdankt es bloß seiner hoͤheren Bildung, seinen eben so gruͤndlichen als ausgebreiteten Kenntnissen in allen Zweigen des physischen und mathematischen Wissens.*) Das kleine, nur von einigen Tausend Bleichern, Webern, Gaͤrtnern, Landwirthen und Kaufleuten bewohnte Haarlem besizt an seinem Taylor'schen Institute eine Bibliothek von naturhistorischen Werken, um deren mehrere man zu Wien und Berlin, zu Muͤnchen und zu Paris vergebens fragen wird, und aus der kleinen zoologischen Sammlung dieses Staͤdtchens koͤnnten die Sammlungen aller so eben genannten Hauptstaͤdte sich noch mit einigen Exemplaren bereichern. Physische und mathematische Kenntnisse bereichern nicht bloß den Geist, sie bereichern auch den Sekel desjenigen, der sie gehoͤrig zu benuͤzen weiß. Ein Volk, das reich an physischen und mathematischen Kenntnissen ist, muß auch reich an Geld werden. Moͤchten dieß diejenigen Financiers nicht vergessen, die da glauben, die ganze Kunst zu regieren bestehe in Vermehrung der Staatseinnahme durch directe und indirecte Steuern. „Wenn ich, sagt der Hollaͤnder, von meiner Sau viel Spek gewinnen will, muß ich vorerst dafuͤr sorgen, daß sie fett werden kann.“ Und so wird man auch, wo man aus directe oder indirecte Weise von dem Volke viel Geld erheben will, vorerst dafuͤr sorgen muͤssen, daß es zu Geld gelangen koͤnne. Dieß kann es aber, wenn es kein Raubvolk ist, nur dadurch, daß es arbeiten lernt, und zwar mit Verstand arbeiten lernt, was nie der Fall seyn wird, wo man ihm den hierzu noͤthigen Unterricht entzieht. A. d. Ue.*) Die Regierung der Vereinigten Staaten hat uͤber ihr Gebiet, das die Weltmeere der beiden Hemisphaͤren begraͤnzt und von dem Wendekreise bis an den Polarkreis reicht, genau verglichene Barometer und Thermometer an ihre Buͤrger auf jedem wichtigeren Punkte ihres ungeheueren Landes vertheilt, und ein eigenes Comité ernannt, das die einzusendenden Beobachtungen zu vergleichen hat. (Siehe Edinburgh New Philos. Journal N. 5. IV. Bd.) Hr. v. Humboldt empfahl dem Kaiser aller Reußen am 28. Nov. 1829 in seiner schoͤnen, aber etwas zu mystischen Rede fuͤr einen reinen Physiker, dem Beispiele dieses Freistaates zu folgen, und wenn kein Minister in Rußland auf diesen guten Rath achten sollte, so wird der weise Cancrin denselben seinem Czar an das Herz zu legen wissen. Vor mehr dann zwanzig Jahren hat das Obermedicinal-Comité in Bayern, als es noch unter der Leitung eines Mannes stand, der eben so großer Physiker als Arzt und seinen Zeitgenossen vielleicht um ein Jahrhundert voraus war, an die vom Staate angestellten Aerzte auf den sogenannten Physikaten meteorologische (verglichene) Instrumente vertheilen lassen, und eine treffliche Instruction uͤber die anzustellenden Beobachtungen erlassen. Wir fanden in Bayern bei den sogenannten Physicis (Physikatsaͤrzten) die Thermometer an Kuͤchenfenstern, an Schornsteinen, und ein Barometer an einer hoͤchst schiefen Wand nicht aufgehaͤngt, sondern angenagelt. Wer waren die Lehrer dieser Physiker in der Physik? Moͤnche und Exmoͤnche. Heute zu Tage sieht kein Arzt in Bayern mehr ex offo auf ein Barometer oder Thermometer.*) Es ist merkwuͤrdig, daß das hollaͤndische (das niederdeutsche) Volk, waͤhrend die Gebildeten unter demselben die klassischen Dichter aller anderen Voͤlker auswendig wissen, Poëterei nie besonders geachtet, auch keinen Dichter aufzuweisen hat, den man den vorzuͤglichsten Dichtern anderer Voͤlker an die Seite stellen koͤnnte. Nur einige gute Satyriker haben die Hollaͤnder. Fuͤr diejenigen, welche die Frage der National-Aufmunterung der Wissenschaften nach Pfund Sterling, Shillings und Pence bemessen, will ich hier eine Thatsache aufstellen, die, obschon sie ziemlich allgemein bekannt ist, doch, wie es mir scheint, etwas mehr Aufmerksamkeit verdient. Die Regierung hat vor Kurzem die Bemerkung gemacht, daß die Bedingungen, unter welchen sie Leibrenten ertheilte, auf Fehlern in der Berechnung beruhten, und ein Parliamentsact hat neue Tafeln einzufuͤhren befohlen. Man hat behauptet, daß die fruͤheren fehlerhaften Tafeln dem Lande einen Verlust zwischen zwei und drei Millionen Pfund Sterling verursachten. Die Thatsache, daß der Papierhandel mit diesen Leibrenten eine schlechte Speculation war, war laͤngst allgemein bekannt, und die Regierung scheint das lezte Individuum gewesen zu seyn, das hieruͤber gehoͤrig unterrichtet wurde. Haͤtte man nur die Haͤlfte des Interesses von der Haͤlfte dieses Verlustes mit Verstand zur Foͤrderung mathematischer Wissenschaften verwendet, so wuͤrden diese so kostbaren und theueren Fehler durchaus unmoͤglich geworden seyn.Was Hr. Professor Babbage hier von England sagt, gilt auch von manchem Lande aus dem Festlande, zumal im suͤdlichen Deutschland, und es waͤre hoͤchst zu wuͤnschen, daß diese Laͤnder bei Zeiten durch fremden Schaden klug werden moͤchten, den sie in England naͤchster Tagen mit eigenen Augen werden wahrnehmen koͤnnen. Man glaubt nur zu haͤufig in den Buͤreaukratien, der ganze Nuzen der Mathematik fuͤr den Staatshaushalt besteht in der Kunst zu Addiren bei den Rechnungskammern, zu Subtrahiren bei den Verwaltungen, und zu Dividiren bei den verschiedenen Finanzdepartements! und zwar so zu dividiren, das; der Dividendus unter den Divisoren ohne bedeutenden Bruch aufgeht. Daß sich die Festigkeit, das nahe Sinken oder Steigen eines Staates durch a + b berechnen laͤßt, scheint man heute zu Tage nicht zu ahnden, und unsere Ahnen waren mitten in ihrer Unwissenheit und ihren Vorurtheilen wenigstens insofern kluͤger als wir, als sie die Notwendigkeit fuͤhlten an jedem Hose, wenn er auch noch so klein war, mindestens doch eine Art von Mathematiker zu halten, naͤmlich einen Astrologen, der die Zukunft, so gut es gehen mochte, berechnen sollte. Mit dem Astrologen vom Hofe ist auch die Mathematik, wie es scheint, aus dem Staatshaushalte verbannt worden, so wie mit dem Hofnarren die Wahrheit: denn heute zu Tage gilt jeder fuͤr einen Narren, der es wagt die Wahrheit laut auszusprechen. Wir zweifeln sehr, ob in irgend einem Staate (außer dem ehemaligen Napoleon'schen) irgend ein Finanzplan uͤber directe oder indirecte Steuern der Pruͤfung eines tuͤchtigen Algebristen unterzogen wurde. Die Finanzminister sind zwar in der Regel beim Staatsschuldenmachen und beim Staatsschuldentilgen so klug, ihre Unwissenheit oͤffentlich zu gestehen, und Bankiers in ihre Ministerialsizungen zu laden. Allein die Bankiers, die die Mathematik des Schuldenmach- und Schuldentilgwesens in der Regel besser verstehen, als der Hr. Minister mit allen seinen Finanzraͤthen, vergessen selten, sich selbst als Coefficienten bei jedem Gliede der Rechnung anzubringen, und so sehen wir nicht selten diese Mathematiker fuͤr den guten Rath, den sie den Hrn. Finanzministern und Raͤthen ertheilten, um eben so viele halb Duzende Nullen hinter irgend einer Anzahl von Einheiten reicher werden, als der Staat aͤrmer wird. Die ganze Welt bewundert das Haus Rothschild, und die ganze Welt scheint vergessen zu haben, daß die Soͤhne Israëls von jeher die Mathematik weit emsiger betrieben, als irgend ein anderes Volk der Erde. Man glaubt so oft dort Wunder zu sehen, wo alles auf die natuͤrlichste Weise von der Welt geschieht. Hr. Baron von Rothschild wird besser, als Tausend andere, fuͤhlen, wie viel er der Cultur der Mathematik unter seiner Nation zu danken hat, und wir zweifeln nicht, daß, wenn ihm Hrn. Babbage's Abhandlung zu Gesicht kaͤme, er, bei dem hohen Sinne, den er fuͤr Foͤrderung der Wissenschaften sowohl als fuͤr Linderung menschlichen Elendes schon so oft auf die ehrenvollste Weise beurkundet hat, sich vielleicht entschließen wuͤrde eine halbe Million zur Gruͤndung eines Institutes fuͤr mathematische Wissenschaften in irgend einem Lande fuͤr seine Glaubensgenossen als ewiges Andenken an seinen unsterblichen Namen zu bestimmen. Sein Beispiel wuͤrde sehr bald einige andere Voͤlker elektrisiren, und man wuͤrde den Werth des mathematischen Wissens endlich wenigstens nach Pfund Sterling, Shill., Pence und Farthings fuͤhlen lernen. Uebrigens werden dann die Israeliten, wenn Einer der Maͤchtigsten Ihres Volkes der Erste war, der ein Institut fuͤr das reinste menschliche Wissen, fuͤr mathematische Wissenschaften, gruͤndete, die Ehre haben den uͤbrigen Voͤlkern mit den heiligen Buͤchern des Wissens eben so vorausgegangen seyn, wie mit den heiligsten Buͤchern des Glaubens, und die uͤbrigen Wissenschaften und Kuͤnste werden sich auf Mathematik stuͤzen lernen, wie das neue Testament sich aus das alte stuͤzt.Eigene Institute fuͤr mathematische Wissenschaften sind ein laͤngst gefuͤhltes Beduͤrfniß in allen Staaten, in welchen Oekonomie, Industrie und Handel sich in einem bluͤhenden Zustande befindet. Der gewoͤhnliche Lehrvortrag uͤber Mathematik auf Universitaͤten, wenn er auch, wie an einigen solideren Universitaͤten, auf drei Jahre ausgedehnt ist, ist zu kurz; die Vorlesungen uͤber Mathematik werden uͤberdieß theils sehr nachlaͤssig von denjenigen besucht, die Mathematik nur als Nebensache, wie man sagt, hoͤren, theils sehr sparsam und kuͤmmerlich von denjenigen, die einst Mathematiker von Profession werden wollen; so daß auf manchen Universitaͤten unter 1000 bis 2000 Studierenden in manchem Curse auch nicht Einer ist, der Mathematik studiert um Mathematiker zu werden. Wir wissen, daß der Mangel an Mathematikern in einem Staate von 32 Millionen Menschen vor 20 Jahren noch so groß war, daß einer der angesehensten Professoren der Astronomie in Europa, der sich damals in einer Provinz dieses Landes als Director einer Sternwarte befand, zwei Jahre lang keinen Adjuncten bekommen konnte. Ein Israëlite, der sich zur Adjunctenstelle weldete, wurde von dem Jesuitenknechte, der das Studienwesen in diesem Lande leitete, ungeachtet der ausgezeichnetesten Faͤhigkeiten und Kenntnisse, zuruͤkgegewiesen. Zeither sind die Lehrstellen der Mathematik in diesem Lande meistens mit Geistlichen besezt, welche, wie die Geschichte von Galileo bis auf unsere Zeiten lehrte, immer mehr Interesse fanden, das Studium der Mathematik zu unterdruͤken und den mathematischen Geist erstiken, als zu weken. Zum (Gluͤke fuͤr die Menschheit und fuͤr diesen Staat werden diese jesuitischen Umtriebe in demselben dadurch gelaͤhmt, daß einige Prinzen des Landes selbst mathematischen Geist genug besizen, um diesen in dem ihren Befehlen anvertrauten Militaͤre kraftvoll zu naͤhren und zu pflegen. Die Mathematik ist in diesem Lande so sagen einzig in den Reihen der Tapferen finden, und wir koͤnnten einige achtbare Namen unter diesen nennen, die sich bloß deßwegen der Artillerie und dem Geniewesen widmeten, um ihrem Hange, ihrem Drange zur Mathematik Befriedigung schenken zu koͤnnen, und wenigstens ein sicheres Stuͤk Commißbrot an der Seite der Venus Urania zu finden. Durch diese Officiere, durch die Unterofficiere selbst der Artillerie und des Geniewesens verbreitete sich in diesem Lande der notwendige Bedarf mathematischer Kenntnisse unter den Technikern, welche sich denselben ganz natuͤrlich weder an der Universitaͤt, noch selbst an der polytechnischen Schule holen konnten. So wird das Militaͤr durch seine mathematischen Kenntnisse im Frieden eben so sehr, wie im Kriege, die eigentliche Seele dos buͤrgerlichen Lebens, ohne welche Akerbau, Industrie und folglich auch Handel in diesem Lande noch jezt, wie ehevor, danieder liegen wuͤrde.Wenn Hr. Babbage klagt, daß man in England Maͤnner, wie Dalton, Schule dreschen laͤßt, so ist dieß ein Ungluͤk, das nicht England allein und nicht Dalton allein trifft, sondern auch andere Laͤnder und andere verdiente Maͤnner. Dieses Ungluͤk ist vorzuͤglich darin gegruͤndet, daß man haͤufig irgend ein Moͤbel, das man in der Rumpelkammer der Staatshaushaltung zu nichts anderem brauchen kann, zum Minister des Unterrichtes oder zum Studienreferendaͤr macht. Gewoͤhnlich ist dieses Moͤbel ein ehemaliger Jurist, der, als solcher, in der Regel, auf der Universitaͤt nichts gelernt hat; der sich hoͤchstens vielleicht einen Anstrich von historischem, publizistischem oder belletristischem Halbwissen zu geben und dadurch ein Plaͤzchen in der Bureaukratie zu erschleichen wußte; der so wenig von Mathematik, Physik, Chemie, Naturgeschichte, mit einem Worte, von Allem demjenigen, worauf das Wohl des Staates eigentlich beruht, versteht und weiß, als Karl's XII. Stiefel vom Staatshaushalte.Solche Moͤbel moͤbliren nun nicht selten den Staat mit Professoren der Mathematik, Physik etc., je nachdem sie ihnen per gladium aut per vaginam aufgedrungen werden; vertreiben die groͤßten Physiker beider Welttheile, wie z.B. den unsterblichen Grasen * * aus dem Lande; rufen dafuͤr Narren hinein, und, wenn sie Gelehrte von Verdienst rufen wollen, wissen sie nicht einmal den Namen derselben richtig zu schreiben, und lassen X fuͤr V kommen. Wenn man wuͤßte, wie Professoren gewoͤhnlich auf das Katheder gesezt werden, wuͤrde man sich nicht wundern, daß die Welt so dumm ist, wie sie ist: zum Gluͤke ist sie noch nicht gar so dumm, als man sie haben will, und als die meisten Minister des Unterrichtes, die Studienpraͤsidenten, Studienrefendaͤre etc. sie haben wollen. Mitten in der Nacht der Inquisitionen erscheint zuweilen ein Studienpraͤsident, wie Gerard van Swieten, der Sohn, und verscheucht die roͤmischen Finsternisse wenigstens fuͤr ein paar Menschenalter, und neben dem elenden Betruͤger Defontanes, der den großen Kaiser und die große Nation zugleich aͤffte, sieht man den edlen Grafen Scopoli im K. Italien sein Vaterland den Wissenschaften wieder eroͤffnen. Nie sollte eine Regierung die Gewalt, Lehraͤmter zu ertheilen, einem einzigen Individuum anvertrauen, außer sie hat sich durch Reihen gluͤklicher Erfahrungen von der Vielseitigkeit und Gediegenheit der Kenntnisse, von der Treue und Anhaͤnglichkeit desselben an die Grundsaͤze der Regierung, und von der reinsten Unbestechlichkeit in physischer und moralischer Hinsicht vollkommen uͤberzeugt. Diese schoͤne Ueberzeugung haͤtte Joseph II. von seinem weisen Freunde Gerard van Swieten, Napoleon von dem Med. Doctor, Grafen Scopoli, gewonnen, und Oesterreich und Italien erbluͤhten schnell unter dem wohltaͤtigen Einfluͤsse dieser beiden großen Gelehrten. Da Maͤnner von solchem Schrote und Korne zu den Seltenheiten ihrer Jahrhunderte gehoͤren, so sollte die Besezung der Lehrstellen nicht nur nie einzelnen Individuen, noch weniger aber gelehrten Corporationen uͤberlassen werden, bei welchen Simonie, Nepotismus, und die Furcht, daß ein Individuum unter sie geraͤth, das sie auf der einen Seite verdunkeln, auf der anderen ihre dunkeln Wege beleuchten koͤnnte, nur zu oft die Anstellung wuͤrdigerer Individuen, als sie selbst sind, zu hindern weiß. Zur Leitung der wissenschaftlichen Cultur eines Volkes, zur Foͤrderung der Wissenschaften in einem Lande ist ein eigener Erhaltungsrath noͤthig, der aus dem gebildetesten und edelsten Theile der Nation bestehen muͤßte; der fuͤr seine Amtsverrichtungen keinen Gehalt bezoͤge, sondern durch die Ehre, fuͤr das hoͤchste und wichtigste Beduͤrfniß eines jeden Landes, zwekmaͤßige Bildung seiner Einwohner in jeder Classe derselben, sorgen zu duͤrfen, hinlaͤnglich belohnt wuͤrde. Durch einen solchen Erhaltungsrath fielen nicht nur, auf der einen Seite, die großen Auslagen fuͤr das sogenannte Studiendepartement weg, die gerade in jenen Staaten am groͤßten sind, wo man am meisten fuͤr Wissenschaft sorgt, und auf der anderen Seite waͤren von den hunderttausend Menschlichkeiten, die so oft bei Besezung der Lehrstellen durch einen einzelnen unwissenden, eitlen, eigennuͤzigen, geilen Schreiber unterlaufen, so viel moͤglich umgangen. Es wuͤrden dann nur Maͤnner von Verdienst als Lehrer angestellt werden, von deren Kenntnissen sich der gebildeteste und edelste Theil des Volkes uͤberzeugt hat, und es wuͤrde dann nicht selten der beinahe unerhoͤrte Fall eintreten, daß einzelne Buͤrger vom Staate gebeten wuͤrden, gewisse Lehrstellen zu uͤbernehmen, waͤhrend man jezt beinahe uͤberall nur um Lehrstellen bitten oder betteln oder schachern sieht, und, wenn ja irgend ein Ruf (eine sogenannte Vocation) von Seite eines Studiendepartements erlassen wird, dieser Ruf meistens nur an einen Gelehrten des Auslandes zur Schande aller Gelehrten desselben Faches im Inlande, zur wahren Nationalschande, gerichtet ist.Wenn die Weisheit so vieler Regierungen aller Zeiten und Laͤnder es fuͤr geeignet fand, die Wahl der Individuen, welche das Vermoͤgen und die Rechte einzelner Communitaͤten verwalten sollen, der Municipalitaͤtsbeamten, unter Vorbehaltung der allerhoͤchsten Genehmigung, dem Volke selbst zu uͤberlassen, und wenn Regierung und Volk sich gut hierbei befindet; sollten entgegengesezte Resultate zu besorgen seyn, wenn die Wahl der Lehrer des Volkes den Gebildetesten und Edelsten in dem Volke uͤberlassen ist? Wenn das Volk, wie es sich so oft zeigt, weil es ganz in der Natur der Sache gelegen ist, die tuͤchtigsten Maͤnner zu jedem Fache aus seiner Mitte besser zu waͤhlen versteht, als mancher Minister; sollte man Mißgriffe von Seite der Gebildetesten und Edelsten unter dem Volke zu besorgen haben? Vielleicht, wenigstens, kaum groͤßere, als nach dem bisherigen Verfahren geschehen, wo es nicht selten selbst den Schuͤlern unbegreiflich ist, wie ihr Professor Professor werden konnte, da er offenbar weit weniger weiß, als sie selbst. Man hat die hier beruͤhrte Weise, die Lehraͤmter von den Trivialschulen bis zu den Lehrkanzeln hoͤherer Wissenschaften hinaus zu besezen, bereits in mehreren der Vereinigten Staaten N. Amerika's mit dem gluͤklichsten Erfolge versucht: vielleicht kommt diese Sitte auch einst noch uͤber den Ocean her nach Europa. A. d. Ue. Fuͤr diejenigen, welche sich vor dem Ansehen großer Maͤnner beugen, mag Eine Bemerkung hinreichen. Die Méchanique céleste Der erste Band der ersten Uebersezung dieses beruͤhmten Werkes in die englische Sprache kam so eben nach England aus Nordamerika. A. d. O. und die Théorie analytique des Probabilités wurden beide von ihrem Verfasser, Laplace, dem Kaiser Napoleon zugeeignet. Waͤhrend der Regierung dieses außerordentlichen Mannes waren die Eroberungen Frankreichs im Gebiete der Wissenschaften eben so glaͤnzend, als die Siege uͤber seine Feinde. Moͤgen die Institutionen, die Frankreichs Physiker erzogen und belohnten, eben so bleibend seyn, als die Wohlthaten, welche leztere der Menschheit erwiesen! In anderen Laͤndern hat man gefunden, und gibt es auch zu, daß Wissenschaftliche Kenntnisse eine Empfehlung zu oͤffentlichen Aemtern sind, und daß ein Mann deßwegen, weil er einst eine Sternwarte dirigirte, oder weil er durch seine Entdekungen den Umfang unserer Kenntnisse im Thierreiche erweiterte, nicht ein schlechtes Gesandter seyn muß. Es fehlt auch nicht an Beispielen, daß Minister ihre Laufbahn mit Untersuchungen in der reinen Analysis begannen. Da solche Beispiele vielleicht haͤufiger sind, als man allgemein glaubt, so wird es nicht schaden, einige jener Maͤnner, die sich in Wissenschaften auszeichneten, und entweder fruͤher hohe oͤffentliche Aemter in den Regierungen ihres Landes bekleideten oder noch bekleiden namentlich anzufuͤhren: Textabbildung Bd. 37, S. 390 Land. Name. Wissenschaft. Umt. Frankreich. Marquis Laplace.Verfasser der Mécanique celeste. A. d. O.; Mathematik. Praͤsident des Erhaltungsrathes. do; Carnot.; Kriegsminister. Graf Chaptal.Verfasser des Traité de Chimie appliquée aux arts. A. d. O. (Und der trefflichen Abhandlung uͤber den Weinbau, und vieler anderen hoͤchst schaͤzbaren Werke und Abhandlungen in landwirthschaftlicher, technischer und chemischer Hinsicht.) A. d. Ue.; Naturgesch. Chemie. Minister des Inneren. Textabbildung Bd. 37, S. 391 Land. do; Name. Wissenschaft. Amt. Baron Cuvier.Verfasser der Leçons d'Anatomie comparée; der Recherches sur les ossemens fossiles etc. etc. A. d. O. (Eines trefflichen Handbuches der Naturgeschichte, der großen Naturgeschichte der Fische, und der vielen herrlichen Biographien der verstorbenen Mitglieder des Institutes.A. d. Ue.); Vergleichende Anatomie. Minister des oͤffentlichen Unterrichtes. Yreußen. Baron Humboldt. Orientalische Sprachen. Gefandter in England. Alexander Humboldt. Der beruͤhmte Reisende. Kammerherr u. Geh. Rath des Koͤniges von Preußen. Modena. Marchese Rangoni.Verfasser der Memoria sulle Funzioni Generatrici. Modena, 1824, und mehrerer anderer Abhandlungen uͤber mathematische Gegenstaͤnde.A. d. O.; Mathematik. Minister der Finanzen und des oͤffentlichen Unterrichtes. Praͤsident der italiaͤnischen Akademie der XL. Toscana. Conte Fossombroni.Verfasser mehrerer Abhandlungen uͤber Mechanik und Hydraulik in den Abhandlungen dieser Akademie.A. d. O. Premierminister in Toscana. Schafen. Hr. v. Lindenau.Verfasser der barometrischen Tafeln, Gotha. 1809; der Tabulae veneris novae et correctae. Gothae. 1810; der Investigatio nova Orbitae a Mercurio circa Solem descriptae. Gothae. 1813 u.a. Werke.A. d. O.; Astronomie. Gesandter. Hr. v. Lindenau, Gesandter der Koͤniges von Sachsen am niederlaͤndischen Hofe, begann seine Laufbahn als Astronom an der Sternwarte des Herzoges von Gotha, und ward dann Gesandter am deutschen Bunde. Nach dem Tode des Herzoges ward Hr. von Lindenau nach Dresden geladen, und bekleidete dieselbe Stelle unter dem Koͤnige von Sachsen, der ihn dann zum Gesandten am niederlaͤndischen Hofe ernannte. Zu solchen Beispielen finden wir nun in unserem Lande (England), wenigstens in den neueren Zelten, keine Gegenstuͤke. Newton ist zwar Muͤnzmeister geworden, allein dieß geschah vor mehr dann hundert Jahren: wenn heute zu Tage Jemand einen aͤhnlichen Posten fuͤr einen Newton vorschlagen wuͤrde, so wuͤrde er sehr bald aus dem Laͤcheln derjenigen, denen er einen solchen Vorschlag machte, entnehmen, daß die hoͤchsten wissenschaftlichen Kenntnisse hier ohne Erfolg bleiben, und daß politischer Einfluß, „(d.h. auf deutsch ministerieller)“ beinahe die einzige Enpfehlung ist. Aufmunterung durch gelehrte Gesellschaften. Es gibt verschiedene Umstaͤnde, welche dazu beitragen, Individuen, die sich mit Wissenschaften beschaͤftigen, zu Verbindungen, zur Bildung von Gesellschaften oder Akademien zu veranlassen. In fruͤheren Zeiten, wo physikalische Instrumente noch eine Seltenheit waren, und die Kunst, Versuche anzustellen, noch nicht gehoͤrig begriffen war, waren solche Verbindungen beinahe nothwendig. In neueren Zeiten hingegen, wo die Wissenschaften sich taͤglich durch neue Fortschritte bereichern, hat es sich gezeigt, daß diejenigen Individuen, die am meisten geeignet sind die Graͤnzen des menschlichen Wissens zu erweitern, nur zu oft am wenigsten im Stande sind die Drukkosten fuͤr ihre Untersuchungen und Entdekungen zu bestreiten. Es war daher sehr gut, daß man einige Mittel ausdachte, um diesem Nachtheile abzuhelfen, und die Abhandlungen der Akademien haben diesen erwuͤnschten Zwek erfuͤllt.Es gibt aber auch Akademien, die diesen Zwek waͤhrend der Jahrhunderte und Jahrzehende ihres Bestehens mehr hinderten, als foͤrderten, und es ist durch die Geschichte der meisten Akademien erwiesen, daß sie eigentliche Erfindungen mehr unterdruͤkten und untergruben, als foͤrderten. Hiervon finden sich von Papin bis auf Aldini in unseren Zeiten die schreiendsten Beweise auf jeder Seite der Geschichte der Erfindungen. Wenn die sogenannten Abhandlungen der Akademien, nach Hrn. Babbage, den Zwek haben sollen, Schriftstellern zum Druke einer Abhandlung zu helfen, fuͤr welche sie sonst keinen Verleger finden wuͤrden; so ist dieß auf der einen Seite eine Satyre auf die Verfasser dieser Abhandlungen, die man kaum schneidender sich zu denken vermag, indem eine gut geschriebene Abhandlung uͤber einen wichtigen Gegenstand immer sicher ist einen Verleger zu finden, der sie ohne Honorar drukt: auf der anderen Seite waͤren die ungeheueren Auslagen, welche Akademien in einem Staate verursachen, sicher das unzwekmaͤßigste Mittel, Abhandlungen zum Druke zu soͤrdern, die keinen Verleger finden. Der Staat koͤnnte, wenn er es fuͤr gut faͤnde, Abhandlungen druken zu lassen, die auch ohne Honorar keinen Verleger finden, diesen Zwek weit sicherer erreichen, wenn er denselben in seiner Staatsdrukerei druken laͤßt. Hier waͤren, im ungluͤklichsten Falle, doch nur die Drukkosten verloren; der uͤbrige Auswand bei der Ausgabe der Abhandlungen der Akademie waͤre rein erspart. Wenn wir die Rechnungen der meisten Akademien (bei welchen gehoͤrige Rechnung gehalten wird) durchsehen, so werden wir finden, daß die Kosten, welche die Ausgaben ihrer Abhandlungen verursachten, ein nagender Krebs am Fonde der meisten Akademien sind. Haͤtte die Akademie ihre kostbaren Abhandlungen irgend einem Buchhaͤndler geschenkt, der sie unentgeldlich haͤtte druken wollen, so wuͤrde sie die Tausende von harten Thalern erspart haben, die ihre Finanzen jezt so hart druͤken. Wenn Abhandlungen von Gesellschaften, die so allgemein und so tief in das Leben von Millionen eingreifen, wie der Bulletin de la Société d'Encouragement, der Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen, diesen Gesellschaften fuͤr ihre hoͤchst wohlthaͤtigen, rein menschenfreundlichen und wohlwollenden Absichten einen jaͤhrlichen Verlust von vielen tausend Franken verursachen; wenn diese beiden Gesellschaften, waͤhrend der kurzen Periode ihres Daseyns, der Menschheit mehr ersprießliche Dienste geleistet haben, als manche Akademie waͤhrend eines Jahrhundertes; so ist es erlaubt sich zu wundern, wie Akademien und Gesellschaften auf dem Selbstverlage ihrer Abhandlungen fortan beharren koͤnnen, waͤhrend Buchhaͤndler dieselben gratis sicher gern uͤbernommen haben wuͤrden. Der Buchhandel bildet heute zu Tage in Frankreich, und noch mehr in Deutschland, einen Phalanx, den kein Achill und kein Ajax, und selbst der schlaue Odysseus, nicht durchzubrechen vermoͤgen wuͤrde. Man muß sich demselben auf Diskretion ergeben, wenn man nicht Zeit, Muͤhe und Capitalien, die man den Wissenschaften opferte, umsonst hinausgeworfen haben will. Buchhaͤndler sind die Sensale der Capitalien des menschlichen Geistes: ohne Sensale kein Borseverkehr; ohne Buchhandel kein Verkehr in Ideen unter den Voͤlkern. Daher ist Italien, von welchem wir so vieles lernen koͤnnten, und das auch von uns noch manches lernen koͤnnte, insofern es keinen wahren Buchhandel besizt, obschon Individuen durch alle Muͤheseligkeiten des Selbstverlages in 20 Jahren Hunderttausende daselbst gewinnen koͤnnen, doch noch immer fuͤr Europa nicht bloß eine Halbinsel, sondern, in intellectueller Hinsicht, eine Insel außerhalb Europens Graͤnzen.A. d. Ue. Akademien dienen indessen auch noch zu einem anderen Zweke. Wenn sie sich auf eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern beschraͤnken, welche durch ihre Kenntnisse ausgezeichnet sind, so wird die Aufnahme an denselben ein Gegenstand des Ehrgeizes. Allen denjenigen, die sich mit Wissenschaften beschaͤftigen, wird dadurch ein Reiz angeboten, der sie bei ihren Anstrengungen anspornt die gewuͤnschte Auszeichnung zu erlangen. Es ist offenbar, daß man eine solche Stelle in dem Maße schaͤzen wird, als sie schwer zu erlangen ist, und als der Ruhm derjenigen groß ist, die sie bereits besizen. Sobald der Maßstab, nach welchem man den Rang in wissenschaftlichen Kenntnissen bemißt, kleiner genommen wird, wird auch der Werth der Auszeichnung geringer, die man nach diesem Maße erhaͤlt. Sobald einmal eine Menge Leute, die gar keine wissenschaftlichen Kenntnisse besizen, aufgenommen werden, werden Maͤnner von wissenschaftlicher Bildung keinen Stolz mehr darin suchen, von einer solchen Akademie aufgenommen zu werden, und nur die minder gebildete Classe wird noch wuͤnschen koͤnnen darin aufgenommen zu werden.Hr. Prof. Babbage wird uns verzeihen, wenn wir unter allen Arten von Stolz den gelehrten Stolz, und unter allen Arten von Eitelkeit, die literarische Eitelkeit, fuͤr die deklagenswertheste Schwaͤche unter den vielen Arten von Schwaͤchen halten, von welchen das arme Menschengeschlecht heimgesucht wird. Es ist allerdings wahr, daß Principibus placuisse viris, non ultima laus est;“ es wuͤrde vielleicht ein Fehler seyn, es zu verschmaͤlern; vielleicht waͤre der Fehler aber noch groͤßer, wenn man darum buhlen wollte. Man muß das, was man thut, ohne alle Ruͤksicht thun: weder Furcht vor Strafe noch Sucht nach irgend einen Lohn wird denjenigen bei seinen Handlungen leiten duͤrfen, der das, was er thut, in dem reinen Gefuͤhle thut, daß Gutes daraus hervorgehen muß. Wer Gutes in der Absicht thut, dafuͤr belohnt zu werden, hat Boͤses gethan; denn er hat eigennuͤzig gehandelt. Er hat uͤberdieß thoͤricht gehandelt, indem er sich durch eitle Meinungen zur Handlung bestimmen ließ. Wer in aller Welt wird heute zu Tage mehr irgend einen Werth auf die Aufnahme als Mitglied einer Akademie legen, wenn er gesehen hat, daß dieselbe Akademie, daß derselbe gelehrte Koͤrper nach 20 Jahren dasselbe Individuum wieder in seiner Mitte aufnimmt, welches er vor zwanzig Jahren aus der Liste seiner Mitglieder mit allem Rechte ausgestrichen hat? Wir wollen hoffen, daß das Zeitalter der Charlataneria Eruditorum im J. 1830 endlich an dem Erdballe gluͤklich voruͤber gegangen ist, und daß der lange lange Schweif des gelehrten Kometen, der ihn seit den Jahrhunderten gelehrter Innungen so unsanft beruͤhrte, fortan die ruhigen und regelmaͤßigen Umdrehungen um seine Achse nicht laͤnger stoͤren wird. Schon vor bald hundert Jahren ließ ein vortrefflicher Mann auf seinen Grabstein schreiben:Çi git Piron, qui ne fut rien, Pas même Academicien.Es ist an der Zeit, die Lebenden an diese Grabschrift zu erinnern, damit sie nicht vergessen, wie weise Maͤnner schon vor hundert Jahren von akademischen Wurden dachten.A. d. Ue. Wir wollen nun einige der verschiedenen Akademien Europens in Hinsicht auf die Anzahl ihrer Mitglieder vergleichen. Die Royal Society of London, das Institut de France, die Accademia italiana de' XL, und die k. Akademie zu Berlin sind unter den ausgezeichnetesten. Name des Landes: Bevoͤlkerung: Zahl der Mitglieder der Akademie: Zahl der fremden Mitglieder: England 22,299,000 685   50 Frankreich 32,050,000   75     8100 Preußen 12,415,000   38   16 Italien 12,000,000   40     8 Es ist also in Frankreich Ein Mensch unter 427,000 Mitglied des Institutes. In Italien und Preußen ungefaͤhr Einer unter 300,000 Menschen Mitglied der dortigen Akademien. In England hingegen liefert jeder Haufe von 32,000 Menschen ein Mitglied der Royal Society. Wenn man nun bloß allein diese Verhaͤltnisse der Zahlen der Mitglieder betrachtet, so muß die Ernennung zum Mitglieds der Akademie zu Berlin 9 Mal mehr werth seyn, als die zum Mitgliede der Roy. Society in England, und ein Mitglied des Institutes in Frankreich ist in Frankreich ein 13 Mal selteneres Ding, als ein Geselle, (Fellow) of the Royal Society in England.Es scheint uns nicht, daß aus dieser Darstellung eine Schande fuͤr England oder eine besondere Ehre fuͤr die uͤbrigen Staaten hervorgeht. Waͤren die Akademien in den lezteren eben so eingerichtet, wie die Roy. Society, daß man bloß zu bezahlen braucht, um in derselben aufgenommen zu werden; so wuͤrde die Zahl der Akademiker vielleicht in Frankreich, Italien etc. eben so groß seyn. Es ist uͤbrigens keine Schande fuͤr ein Land und kein Nachtheil fuͤr die Wissenschaften, wenn in diesem Lande jeder 32000ste Mensch 600 fl. hergibt, um einem wissenschaftlichen Vereine desselben auf was immer fuͤr eine Weise anzugehoͤren.A. d. Ue. So sehr uͤbrigens obige Ansicht die Wuͤrde einer Stelle an einer Akademie in anderen Laͤndern erhoͤht, so ist doch die verhaͤltnißmaͤßige Seltenheit derselben durchaus nicht der einzige auffallende Unterschied in den Verhaͤltnissen wissenschaftlich gebildeter Maͤnner. Wenn wir auf die Stelle Ruͤksicht nehmen, welche die Gelehrten, die Savans, in anderen Laͤndern in der Gesellschaft behaupten, so werden wir finden, daß sie in mehreren derselben hoch gestellt sind, und daß ihre Stellen eintraͤglich sind. Preußen ist gegenwaͤrtig unter allen Staaten Europens vielleicht derjenige, welcher den Wissenschaften die hoͤchste Aufmunterung, die kraͤftigste und nachhaͤltigste Unterstuͤzung gewaͤhrt. So groß die Verdienste vieler seiner Physiker sind, so ist doch auch ein guter Theil des Schuzes, dessen sich die eigentlichen Wissenschaften in Preußen erfreuen, in dem Charakter des regierenden Hauses gelegen, dessen heller Geist auch die abstractesten Wissenschaften zu naͤhren und zu ehren weiß. Der Grundsaz: „Wissen ist Kraft,“ kann nur von denjenigen gehoͤrig begriffen werden, welche selbst in den Wissenschaften gehoͤrig bewandert sind, und so koͤnnen wir dem Umstande, daß die juͤngeren Zweige der k. preußischen Familie selbst sich bedeutende Kenntnisse in diesen Wissenschaften erwarben, die wuͤrdevolle Kraft zuschreiben, mit welcher diese Maxime in Preußen befolgt wird. In Frankreich ist die Lage der Gelehrten hoͤchst ehrenvoll und eintraͤglich. Wenn wir die Liste des Institutes analysiren, so finden wir wenig Mitglieder, welche nicht Titel und Decorationen besaͤßen; da aber der Werth solcher Merkmale der koͤniglichen Gunst großen Theiles von der Menge derselben abhaͤngen muß, so will ich hier einige Umstaͤnde auffuͤhren, die wahrscheinlich dem englischen Leser nicht allgemein bekannt sind. Ich sammelte dieselben durch Vergleichung der Liste des Institutes vom J. 1827 mit dem Almanach royal fuͤr 1823.   Zahl der Mitglieder des Institutes von Frankreich,die zur Ehrenlegion gehoͤren:    Zahl der Mitglieder der Ehrenlegion aus jeder Classe: Großkreuze   3         80 Großofficiere   3       160 Commandeurs   4       400 Officiere 17    2,000 Ritter 40    Unbestimmt.   Zahl der Mitgliederdes Institutes, die denMichaël-Orden tragen: Die Zahl der Mitglieder    dieses Ordens ist                  100. Großkreuze   2 Ritter 27 Unter den Mitgliedern des Institutes befinden sich   2 Herzoge,   1 Marquis,   4 Grafen,   2 Vicomtes, 14 Barone, ––––– 23, worunter fuͤnf Pairs von Frankreich.Hr. Babbage wird uns verzeihen, wenn uns bei dieser Zusammenstellung gelehrter und politischer Auszeichnung die Bemerkung eines alten Hofnarren einfiel, der, als sein Koͤnig sich wunderte, daß sein Beichtvater auf einmal den Kardinalshut erhielt, zu demselben sagte: „Sire, wer hoch im Hause wohnt, hat nicht weit auf den Dachgiebel; und wenn er nicht an Schwindel leidet, kann er dann, wo es ihm beliebt, auf allen Hausdaͤchern der Stadt umher spazieren. Orden und Wuͤrden ziehen sich an, wie der Magnet die Feilspaͤne. Es gibt Herren, die alle Voͤgel und vierfuͤßige Thiere aller Hoͤfe an einem kleinen goldenen Bratspieße gespießt in einem einzigen Knopfloche ihres Rokes tragen: sogar ganze Elephanten.“ A. d. Ue. Wenn wir die Liste der Royal Society durchblaͤttern, so koͤnnen wir in derselben eine groͤßere Anzahl von Peers finden, als am Institute von Frankreich, wir werden aber die Vergleichung dieser beiden Gesellschaften richtiger anstellen, wenn wir auszumitteln suchen, wie viel Mitglieder der Roy. Society, welche hohe Wuͤrden bekleiden und hoͤhere Titel fuͤhren, zu den Transactions derselben beigetragen haben. Im J. 1827 haben 109 Mitglieder zu den Transactions of the Roy. Society beigetragen. Unter diesen sind 5 Ritter, 3 Barone, 1 Peer. Es verdient bemerkt zu werden, daß unter diesen Titeln 5 der Lohn fuͤr aͤrztliches Verdienst gewesen sind; nur einer, jener naͤmlich des Sir Humphry Davy, kann als Belohnung fuͤr reine Wissenschaft betrachtet werden. Man darf uͤbrigens nicht glauben, daß alle Adelstitel in der Liste des Institutes Belohnungen fuͤr ausgezeichnetes Verdienst um Wissenschaften waren; indessen waren es doch viele derselben, und es ist mehr als hinreichend, wenn man hier bloß an die Namen Lagrange, Laplace, Berthollet und Chaptal erinnert. Die Achtung, in welcher literarisches Verdienst in Frankreich und in England steht, erhellt durch einen sonderbaren Zufall bei Gelegenheit einer franzoͤsischen Uebersezung einer Debatte im Oberhause, welche durch die Thronrede im Anfange der Sizung des Jahres 1830 veranlaßt wurde. Die Gazette de France sagt: die Addresse wurde von dem Herzoge Buccleugh, Chef de la maison de Walter Scott vorgeschlagen. Wenn ein englischer Zeitungsschreiber den Herzog Buccleugh haͤtte durch ein Beiwort auszeichnen wollen, so wuͤrde er ohne Zweifel das Beiwort wohl habend (wealthy), oder irgend ein anderes gewaͤhlt haben, das unter seinen Landsleuten irgend eine der geschaͤztesten Qualitaͤten eines Herzoges bezeichnet. Wenn wir, auf der anderen Seite, die Ertraͤgnisse betrachten, welche die Wissenschaften in Frankreich gewaͤhren, so werden wir finden, daß sie jene in unserem England weit uͤbertreffen. Ich bedauere, daß ich in dem gegenwaͤrtigen Augenblike ein Blaͤttchen Papier nicht mehr finde, auf welches ich vor mehreren Jahren mir eine Bemerkung aufzeichnete: ich glaube jedoch, daß mein Gedaͤchtniß mich nicht sehr taͤuschen wird. Es besuchte mich vor einigen Jahren ein Auslaͤnder, der mehr als gewoͤhnliche wissenschaftliche Kenntnisse besaß. Er war nur eine kurze Zeit uͤber zu London, und verrieth in einem Gespraͤche mit mir, daß er hoͤchst unrichtige Ideen in Hinsicht der Aufmunterung, welcher die Wissenschaften bei uns sich zu erfreuen haben, erhalten haben mußte. Ich hielt diesen Augenblik fuͤr eine erwuͤnschte Gelegenheit, eine gehoͤrige Vergleichung zwischen dem Ertrage der Wissenschaften in England und in Frankreich anzustellen, und legte ein Blatt Papier vor dem Fremden hin, auf welches ich ihn bat die Namen von 6 Englaͤndern niederzuschreiben, die, nach seiner Ansicht, in Frankreich ihrer wissenschaftlichen Verdienste wegen am meisten geachtet sind. Ich nahm dann ein anderes Blatt Papier, und schrieb die Namen von 6 Franzosen auf dasselbe, die man in England ihrer wissenschaftlichen Entdekungen wegen am meisten achtet. Ich gab dem Fremden das leztere Blatt, und ersuchte ihn, unter jedem Namen dieser 6 Franzosen das Einkommen eines jeden derselben, insofern er es wußte, hinzuschreiben. Dasselbe that ich mit den Namen der 6 Englaͤnder, die er niedergeschrieben hatte: unter einige derselben mußte ich geradezu 0 schreiben. Bei Vergleichung der beiden Summen ergab sich fuͤr die 6 franzoͤsischen Gelehrten ein Durchschnitt von jaͤhrlich ungefaͤhr 1200 Pfd. Sterl. Wie hoch sich die Summe fuͤr die 6 Englaͤnder belief, weiß ich nicht mehr genau nur weiß ich noch, daß sie um Vieles kleiner war.Es ist allerdings wahr und richtig, daß der groͤßte Theil der englischen Gelehrten von hoͤchstem Range in sehr gedraͤngten und getruͤbten Verhaͤltnissen zu leben gezwungen ist; es ist buchstaͤblich wahr, daß vielleicht kein Land so ungerecht gegen seine großen Maͤnner gewesen ist, wie England, das mehrere seiner groͤßten Genies buchstaͤblich verhungern ließ; indessen ist es eben so wahr, daß die Gelehrten keines anderen Landes sich ruͤhmen duͤrfen, solche Unterstuͤzung gefunden zu haben, wie die englischen Gelehrten sie aus der Hand ihrer Buchhaͤndler fanden. Man erinnere sich an Gibbon's, an Walter Scott's, an Byron's Honorarien. A. d. Ue. Wer da weiß, wie man in Frankreich mit 1200 Pfd. jaͤhrlich leben kann, wird wissen, daß 1200 Pfd. in Frankreich weit mehr Lebensgenuß gewaͤhren, als 2000 in England. Wir wollen nun einen Blik auf die Aussicht werfen, die einem jungen Manne bei seinem Eintritte in das Leben offen steht, wenn er, angetrieben von einem unwiderstehlichen Drange, sich den abstracteren Wissenschaften weiht, oder, im Vertrauen auf seine Jugendkraft, fuͤhlt, daß das Gebiet der abstracten Wissenschaften dasjenige ist, welches seinen Geistesanlagen am meisten entspricht, um jenen Ruhm zu erlangen, dem sein Herz entgegenschlaͤgt. Was hat dieser Mann fuͤr eine Aussicht? Kann selbst der gluͤhende Pinsel des Enthusiasmus ihm irgend etwas auf die kahle Niete mahlen, die er sich hier gezogen hat? Es gibt kein Amt im Staate, keinen Plaz in der Gesellschaft, auf welchen die Hoffnung ihm hindeuten koͤnnte, um ihn auf seiner muͤhevollen Laufbahn zu ermuntern. Wenn er zu irgend einer unserer Universitaͤten gehoͤrt, so gibt es zwar einige Lehrkanzeln an der Alma Mater, zu welcher er gehoͤrt, auf die er einst in fernster Zukunft Anspruch machen kann; allein diese Lehrkanzeln sind nicht zahlreich, und der Gehalt, der mit denselben verbunden ist, reicht selten hin um ein einzelnes Individuum, vielweniger eine ganze Familie, zu naͤhren. Was kann er nun seinen Freunden antworten, wenn sie ihn bitten sich auf irgend etwas zu verlegen, wobei sie ihm vielleicht einst noch nuͤzlich seyn koͤnnen, oder irgend etwas zu ergreifen, wobei seine Talente ihren verdienen Lohn finden koͤnnen? Wenn er kein Vermoͤgen hat, so bleibt ihm keine Wahl uͤbrig. Er muß die Bahn aufgeben, fuͤr welche er sein Leben berechnete, auf welcher seine Denkweise und sein Ehrgeiz ihm den ausgezeichnetesten Erfolg zusicherten; er muß ein Jurist oder irgend etwas anderes werden, was Tausende werden, unter welchen er, ungeachtet seiner großen Talente, hoͤchstens ein mittelmaͤßiger Mensch bleiben wird. Der Verlust fuͤr ihn ist: groß, fuͤr das Land noch groͤßer. Auf diese Weise machen wir, durch eine verderbliche Mißanwendung der Talente, welche aus unseren Anstalten hervorgeht, alles einem großen Physiker und Mathematiker hoͤchstens einen ertraͤglichen Juristen.Dieses Unheil ist nicht bloß in England; es ist auch in anderen Laͤndern zu Hause. Es ruͤhrt davon her, daß die Professoren der sogenannten Huͤlfswissenschaften auf unseren Universitaͤten ihren Schuͤlern zu wenig Aufmerksamkeit schenken; daß sie die Koͤpfe ihrer jungen Freunde zu wenig pruͤfen; das sie nicht beauftragt sind, die Regierung auf die vorzuͤglich ausgezeichneten Talente unter denselben fuͤr dieses oder jenes Fach aufmerksam zu machen; daß die Studienpraͤsidenten oder Referendaͤre sich nicht die Muͤhe geben, oͤffentliche Pruͤfungen mit diesen jungen Leuten abzuhalten, oder sie zu sich zu laden und sie im Gespraͤche zu pruͤfen. Dieß thaten die Jesuiten fleißig, und sie haben wahrlich nicht Unrecht daran gethan: sie wußten auf diese Weise unter ihren Zoͤglingen die gehoͤrige Auswahl zu troffen, und man, wird nicht sagen, daß diese schlauen Vaͤter sich in ihrer Wahl so leicht betrogen haben. Virtus et in hoste laudanda. Van Swieten, der Sohn, fand es, als Studienpraͤsident und als einer der reichsten Cavaliere der oͤsterreichischen Monarchie, nicht unter seiner Wuͤrde und uͤber seine Bequemlichkeit, zwoͤlf Wochen des Jahres uͤber (6 in jedem Semester) von Morgens 8 bis 12 Uhr Mittags, und von 2 Uhr Nachmittags bis 6 Uhr Abends im Schulstaube auf den Schulbaͤnken unter den Schuͤlern der untersten Gymnasialclassen wie unter den zum Doctorgrade reifen Candidaten der hoͤheren Wissenschaften da zu sizen, und jeden Schuͤler pruͤfen zu hoͤren und selbst zu pruͤfen. Die Candidaten der Philosophie waren der Gegenstand seiner hoͤchsten Aufmerksamkeit: unter diesen suchte er die sorgfaͤltigste Auswahl fuͤr den Dienst des Altares, der Themis, der leidenden Menschheit zu treffen, und wo das Talent des jungen Mannes sich mehr fuͤr abstracte Wissenschaften, Mathematik, Physik, Chemie, Naturgeschichte, fuͤr Philologie, Geschichte etc. hinneigte, wußte er jedem ausgezeichneteren Talente eine sichere Bahn zu oͤffnen, auf welcher dasselbe nach Herzenslust seiner Lieblingswissenschaft obliegen konnte. Er hatte in jeder Woche einen Tag bestimmt, wo von 10 Uhr Morgens, bis 3 Uhr Nachmittags jedem ausgezeichneteren Studierenden, dem Sohne des Tagloͤhners und des Schuhmachers, wie dem Sohne des Freiherrn und des Grasen, seine Thuͤre offen stand; wo jeder bei ihm Rath uͤber den Gang, den er in seiner wissenschaftlichen Ausbildung zu nehmen hatte, und kraͤftige Huͤlfe finden konnte, wenn er den Erwartungen seines hohen Freundes entsprach. Auf eine aͤhnliche Weise handelte Leopold's Freund in Florenz, Graf Manfredini; nur auf eine dem italiaͤnischen Charakter eigene, feinere, Weise. Wenn, in Erwartung irgend einer fetten Pfruͤnde ein Cavaliere sein Soͤhnchen zu ihm fuͤhrte, und ihm versicherte, der junge Herr habe einen ganz ausgezeichneren Beruf zum geistlichen Stande, langte der alte Graf seinen Plutarch oder Herodot aus seiner Buͤcherstelle hervor, und erbat sich von dem jungen Herren eine. Erlaͤuterung dieser oder jener Stelle, die er, wie er sagte nicht mehr deutlich verstuͤnde, weil er sein Griechisch beinahe vergessen habe. Wenn der junge Mann die Stellerichtig interpretirte, so war er der Unterstuͤzung sicher; wo nicht, so erklaͤrte ihm der Graf, daß er sich in einigen Jahren melden moͤge, wenn sein hoher Beruf ihm eine genauere Kenntniß der Sprache des N. Testamentes verliehen haben wuͤrde. „Auf diese Weise, „sagte der alle Graf eines Tages zu dem Uebersezer,“ habe ich Hunderten und Hunderten gezeigt, daß sie keinen wahren Beruf zum Altare haben. Mit Juristen habe ich es mit dem Coder eben so gemacht. Das Einzige, „fuͤgte der Graf dieser Erzaͤhlung noch bei“ was ich glaube, daß ein Minister thun kann, wenn er bei Besezung von Stellen seinem Fuͤrsten und seinem Lande treu dienen will, ist, daß er gehoͤrige Auswahl unter den Leuten zu treffen weiß. Um diese zu treffen, muß er aber seine Leute kennen, und um sie zu kennen, muß er sie pruͤfen. Wehe dem Minister. der auf Empfehlungen anderer traut. Man muß mit eigenen Augen sehen.“ Haͤtte jeder Staat einen Van Swieten oder Manfredini, so staͤnde jeder Mann nach seinem Waffe auf seinem Posten, und wo jeder Posten gut besezt ist, ist auch jeder, der auf demselben steht, so gut geschuͤzt als es im Kampfe des Lebens immer seyn kann.A. d. Ue. Wenn er hingegen irgend ein maͤßiges Vermoͤgen besizt; wenn er, geizend nach dem Ruhme eines unsterblichen Namens, ohne blind zu seyn uͤber den Zustand der Wissenschaft in seinem Lande, sich entschließt seiner Neigung ein desto groͤßeres Opfer zu bringen, je deutlicher er die Groͤße desselben einsieht; wenn, unter diesen Umstaͤnden, er ein Geschaͤft oder eine Beschaͤftigung aufgibt, wovon er hohen Vortheil haͤtte ziehen koͤnnen, in der einzigen Hoffnung, daß, nachdem er sich hoch genug empor geschwungen haben wird auf den Stufen europaͤischen Wissens, er seine Einnahme durch irgend eine Stelle, zu welcher seine Wissenschaft fuͤhrt, etwas vergroͤßert setzen konnte; wenn er hofft, irgend eine Stelle (z.B. am Board. of longitude, der jezt aufgehoben ist) zu erhalten, wo es ihm gegoͤnnt waͤre: seine Talente als Physiker und Mathematiker fuͤr den kuͤmmerlichen Gehalt eines Schreibers zu uͤben; so wird er am Ende finden, daß auch hierzu noch etwas ganz anderes gehoͤrt, als Liebe zur Wissenschaft und Kenntnisse. Er wird finden, daß der hohe, jedes niedrige Kriechen verschmaͤhende, Geist, der gewoͤhnlich die Brust derjenigen belebt, die die Tiefen ihrer Wissenschaft ergruͤndet haben, nicht fuͤr solche Plaͤze geeignet ist, und daß, selbst wenn es ihm hier gelingen sollte, er manches muß hoͤren koͤnnen, was er gezwungen ist zu mißbilligen, ohne daß er seine Stimme laut dagegen erheben darf. Es ist also klar, daß man nicht fuͤglich erwarten kann, es werde jemand sich auf abstracte Wissenschaften verlegen, ohne daß er Privatvermoͤgen besizt, und sich entschließen koͤnnte, jeden Gedanken auf Vermehrung desselben durch fortgeseztes Studium seiner Wissenschaft gaͤnzlich aufzugeben. Allein, wie wenige, die sich in einer solchen Lage sich wohl der Muͤhe unterziehen, welche die Erlangung solcher Wissenschaft fordert; und, wenn sie dem unwiderstehlichen Drange folgen, und dieses Opfer bringen, was koͤnnen sie fuͤr eine Veranlassung, finden, nur einen Schritt von jenen Untersuchungen sich zu entfernen, in welchen, sie ihr groͤßtes Vergnuͤgen finden, und sich mit solchen abzugeben, welche fuͤr das Publicum auf eine mehr unmittelbare Weise nuͤzlich sind?Dieses Raͤsonnement scheint uns etwas englisch. Es laͤßt sich auf die wenigen Worte zuruͤkfuͤhren: gebt ihr mir nichts, so gebe ich euch auch nichts. Dem deutschen Gelehrten, der Vermoͤgen besizt, wuͤrde es vielleicht scheinen: „eben deßwegen, weil ich so gluͤklich bin ein Vermoͤgen zu besizen, das mich der Nothwendigkeit enthebt, irgend einen Schreiberdienst zu suchen; eben deßwegen, weil ich mit gluͤklicherem Erfolge, als mancher andere, mich auf meine Lieblingswissenschaft verlegen kann, will ich, muß ich versuchen meine Wissenschaft meinen Mitbuͤrgern nuͤzlich zu machen.“ Der arme deutsche Mathematiker und Physiker hingegen wird, wenn er von sich sagen kann: est Deus in nobis, agitante calescimus illo, die Buͤreaukratie um sich her = 0 sezen, und sich begnuͤgen, wenn er als Oberfeuerwerker fuͤr seinen taͤglichen Unterhalt noch eine Einheit vor einer 0 heraus zu intregriren vermag. War doch der Verfasser des besten deutschen technologischen Woͤrterbuches bis auf unsere Tage, der alte Jacobson, gar nur gemeiner Soldat im Heere Friedrichs des Einzigen: als sein Koͤnig ihn kennen lernte, ward er Fabrikinspector. Wissenschaftliches Verdienst ist nirgendwo so sicher endlich seinen Lohn zu finden, als dort, wo der Mann als Mann gezaͤhlt wird: beim Militaͤrs: in der Buͤreaukratie ist der Mensch nur ein Individuum. A. d. Ue. Zustand der gelehrten Gesellschaften in England im Allgemeinen. Das Fortschreiten des menschlichen Wissens uͤberzeugte die Welt, daß das System der Vertheilung der Arbeit und Aushuͤlfe sich aus Wissenschaften eben so gut anwenden laͤßt, als es hoͤchst zutraͤglich zur Foͤrderung der Manufacturen befunden wurde. Mangel an Wetteifer bringt in den Wissenschaften dieselben Nachtheile hervor, welche aus eben demselben Grunde in den Kuͤnsten entstehen. Die Freunde der Botanik waren die ersten, welche fuͤhlten, daß der Umfang der Wissenschaften, den die Royal Society umfaßte, viel zu groß war, als daß ihr Lieblingsgegenstand gehoͤrig beachtet werden konnte: sie gruͤndeten daher die Linnean Society. Nach mehreren Jahren entstand eine neue Wissenschaft: es bildete sich die Geological Society. Zu einer anderen, neueren, Zeit vereinten sich die Freunde der Astronomie, gedrungen von den Beduͤrfnissen ihrer Wissenschaft, und gruͤndeten die Astronomical Society. Jede dieser Gesellschaften fand, daß die Aufmerksamkeit, welche ihre Mutteranstalt auf ihre Wissenschaft wendete, fuͤr ihre Maͤngel nicht hinreichte, und jede erfuhr, der Reihe nach, den entschiedensten Widerstand von Seite der Royal Society. Gegruͤndet von den groͤßten Physikern, einzig und allein fuͤr Naturwissenschaften, dachte diese gelehrte Gesellschaft mit Recht, daß Nichts das Gelingen dieser jungen Gesellschaften auf eine bleibendere Weise sichern koͤnnte, als Entmuthigung und Widerstand bei dem Beginnen derselben. Da sie die ersten Versuche derselben so ausgezeichnet gelungen fand, so verdoppelte sie die Strenge ihrer Verfolgung, und das Resultat stand mit der Kraftanstrengung im Verhaͤltnisse, und uͤbertraf ihre gespanntesten Erwartungen.Die Bitterkeit dieser Satyre ist so stark, daß wir besorgen, sie koͤnnte die Geschmaksnerven mancher deutschen Leser gaͤnzlich gelaͤhmt und unempfindlich fuͤr den Bitterstoff gemacht haben, den sie enthaͤlt. A. d. Ue. Die Astronomical Society wurde in sechs Jahren beruͤhmt und geachtet durch ganz Europa, nicht durch den Hof ihres Ruhmes, mit welchem der Strahlenkranz ihrer kraͤftigen Jugend die Schwaͤche ihrer abnehmenden Jahre umguͤrtete, sondern durch das reine Verdienst (Sterling-Verdienst nennt es der Englaͤnder nach seiner Goldmuͤnze) „ihrer anspruchslosen Thaten, durch die Sympathie, mit welcher sie jeden praktischen Astronomen ansprach und von jedem derselben aufgenommen wurde, indem sie ihm seine Arbeiten erleichterte und Licht uͤber seine Rechnungen verbreitete.“ Allein, dieses System, welches so trefflich wirkte, ist nun aufgegeben. Die Zoological und die Medico-Botanical Society wurden ohne allen Widerstand gegruͤndet: das gaͤnzliche Mißlingen der lezteren ist vielleicht der richtigste Beweis der Weisheit, welche die Rathschluͤsse der Royal Society leiteten. Gegenwaͤrtig bestehen diese verschiedenen Gesellschaften ohne alle Gefuͤhle von Rivalitaͤt oder Feindseligkeit, verfolgen ihre einzelnen Gegenstaͤnde, und vereinigen sich alle mit kindlichem Leihwesen die zweite Kindheit ihrer gemeinschaftlichen Mutter zu beweinen, so wie die uͤblen Nachschlaͤge, durch welche dieß traurige Ereigniß herbeigefuͤhrt wurde. Es ist (in England) Sitte, seinem Namen gewisse Buchstaben beizusezen, je nachdem man zu dieser oder jener Gesellschaft gehoͤrt, und dieses Recht wird von mehreren Mitgliedern solcher Gesellschaften als der einzige wahre Vortheil betrachtet, den sie durch ihren Eintritt in eine solche Gesellschaft erlangen. Ich theile hier eine Liste einiger dieser Gesellschaften mit. Die zweite Columne zeigt das baare Geld, welches die Schweifbuchstaben (tail-pieces) in der dritten Columne jedem Mitglieds kosten. Gesellschaften: Eintrittspreise bei der Aufnahme: Angehaͤngte Buchstaben: Royal Society 50 Pfd.   0 Shll. 0 Pen. F. R. S. Royal Society of Endinburgh 25 –   4 – 0 –Wenn diese Preise sogleich beim Eintritte bezahlt werden, wird kein Jahresbeitrag mehr gefordert. Die Royal Society bestimmt die Jahresbeitraͤge zu dieser Summe nach dem Probabilitaͤtscalcuͤl, d.h., nach der wahrscheinlichen Lebensdauer des eintretenden Mitgliedes. A. d. Ue. F. R. S. E. Royal Academy of Dublin 26 –   5 – 0 – M. R. I. A. Royal Society of Literature 36 – 15 – 0 – F. R. S. Lit. Antiquarian Society 50 –   8 – 0 – F. A. S. Linnean 36 –   0 – 0 – F. L. S. Geological 34 – 13 – 0 – F. G. S. Astronomical 25 –   4 – 0 – M. A. S Zoological 26 –   5 – 0 – F. Z. S. Royal Institution 50 –   0 – 0 – M. R. I. Royal Asiatic Society 31 – 10 – 0 – F. R. A. S. Horticultural 48 –   6 – 0 – F. H. S. Medico-Botanical 21 –   0 – 0 – F. M. B. S. Wer also auf wissenschaftliche Auszeichnung stolz ist, kann, nach seinem Wohlbefinden, seinen Namen in eine Art von Kometen verwandeln, und einen Schweif von mehr als vierzig Buchstaben hinter demselben nachziehen, vorausgesezt, daß er fuͤr jeden Buchstaben im Durchschnitte 10 Pfd. 9 Shill. 9 1/4 Pence (125 fl. 51 kr. 3 Pf.) zu bezahlen beliebt.Wenn es Leute gibt, die zu irgend einem wissenschaftlichen Zweke 200 bis 600 fl. bar bezahlen, so verdienen diese Leute, mag der Grund aus welchem sie diese Summe vorschossen, noch so albern von ihrer Seite seyn, keinen Hohn, wie es uns scheint, sondern allen Dank. Wo, wie in England, der Staat fuͤr Wissenschaft nichts thut, in mancher Hinsicht sogar hindernd eingreift, und folglich weniger als nichts thut; wo Alles, was zum Gedeihen der Wissenschaften und Kuͤnste geschieht, von der Leseschule an bis zur Hochschule, lediglich Privatfache ist, und durch Vermaͤchtnisse, von welchen der Staat 7 p. C. nimmt, durch Geschenke und durch Beitraͤge besteht: in einem solchen Lande muß man sich gluͤklich schaͤzen, wenn Eitelkeit an die Stelle der Liebe fuͤr Wissenschaft und Vaterland tritt. Auf welcher Stufe wuͤrden die Wissenschaften heute zu Tage in England stehen, wenn alle oben angefuͤhrten gelehrten Gesellschaften nicht vorhanden waͤren? Der Staat thut nichts. Die Universitaͤten sind nicht viel mehr, als gelehrte Canonicate. Die Bibliotheken der lezteren, so reich auch jene zu Oxford ausgestattet ist, werden den Studierenden erst im 4ten Jahre ihres Aufenthaltes zugaͤngig: mitten im Lande der Preßfreiheit darf die Jugend kein Buch lesen, das nicht der Lehrer zu lesen erlaubt. Die Sammlungen (sogenannten Cabinette) aller Art sind, verglichen mit jenen zu Leyden und Bruͤssel, zu Paris, Berlin, Wien, unbedeutend; die botanischen Gaͤrten zu Cambridge, Oxford, Kew ebenso. Wenn nun diese Gesellschaften es sind, die das Wohl der Wissenschaften in England tausend Mal kraͤftiger fordern, als die Regierung, die sich um nichts kuͤmmert; so verdienen sie alle Achtung: und der Englaͤnder, der nicht lesen und nicht schreiben kann, der Geological Society aber, um das Studium der Mineralogie und des Bergbaues zu foͤrdern, 353 fl. auf den Tisch legt, und sich dafuͤr die Ehre erbittet, auch ein Geselle, Kerl oder Bursch, von die: ser Gesellschaft seyn zu duͤrfen (denn dieß bedeutet der Buchstabe F, als Anfangsbuchstabe des Wortes Fellow) verdient, nach unserer Ansicht, nicht zuruͤkgewiesen zu werden.Der gute Kerl thut was er kann, um das Wohl seines Vaterlandes und der Wissenschaft zu foͤrdern: er hat nichts, wie Geld, wodurch er nuͤzlich werden kann, und gibt es mit Freude. Es waͤre thoͤricht, wenn man einen Gelehrten von Verdienst von einer gelehrten Gesellschaft deßwegen allein zuruͤkwiese, weil er ein armer Teufel ist; und es wuͤrde vielleicht kaum hoͤhere Weisheit seyn, wenn man einen guten Burschen deßwegen, weil er mehr Geld als Verstand hat, abhalten wollte, seinem Vaterlande und den Wissenschaften so viel er kann, d.h. mit seinem Sekel beizustehen. Da gegenwaͤrtig in Deutschland mehrere Gesellschaften sich bilden, und die nachfolgenden Bemerkungen des Hrn. Babbage uͤber dieselben sehr gegruͤndet sind, so werden sie manchen Lesern nuͤzlich seyn koͤnnen. A. d. Ue. Der Leser wird vielleicht meinen, daß Wissenschaften in einem Lande nicht im Verfalle seyn koͤnnen, in welchem so viele Anstalten zur Foͤrderung derselben unter, halten werden. Es ist allerdings sehr lobenswerth an uns, daß der groͤßte Theil dieser Gesellschaften bloß durch Subscription, durch freiwillige Beitraͤge unterhalten wird; wenn aber die Untersuchungen, die neuerlich bei einigen derselben angestellt wurden, nicht das Verwaltungssystem derselben bessern helfen, unter welchem mehrere unter ihnen so sehr litten, so laͤßt sich ohne alles Wunder prophezeien, daß ihre Dauer nicht mehr sehr lang seyn wird. Die vollkommenste Publicitaͤt, gedrukte Rechnungsvorlagen, und gelegentliche Eroͤrterungen und Untersuchungen derselben bei allgemeinen Versammlungen sind die einzigen Sicherungsmittel: diejenigen, welche gegen diese Maßregeln sind, verdienen in einem gewissen Grade unter einem achtsamen Auge gehalten zu werden. Von der Royal Society werde ich in der Folge sprechen, und ich bedauere beifuͤgen zu muͤssen, daß ich noch mehr hatte sagen koͤnnen. Mein Zwek ist, sie zu verbessern; allein, wie bei allen tief eingewurzelten Uebeln, ist die Operation, durch welche allein Heilung moͤglich ist, nothwendig schmerzhaft. Haͤtten die Worte des Tadels oder der Gegenvorstellungen durch irgend einen anderen Canal ihren Ausweg gefunden, so wuͤrde ich mit Vergnuͤgen geschwiegen und mich begnuͤgt haben, durch meine Stimme die Ansichten der Freunde der Wissenschaft und der Royal Society zu unterstuͤzen. Dieß war aber nicht der Fall, und nach vereitelten Versuchen, Verbesserungen einzufuͤhren, will ich es jezt wagen mit der Kraft der baren, aber vielleicht schmerzlichen, Wahrheit die oͤffentliche. Meinung dahin zu lenken, daß sie eine solche Reform dieser Anstalt fordert, durch welche dieselbe in ihrem eigenen Lande vor Verachtung, im Auslande vor Hohngelaͤchter gesichert wird. Ueber die fuͤnf naͤchst folgenden Gesellschaften in dieser Liste enthalte ich mich aller Bemerkungen. Ueber die Geological Society erlaube ich mir einige Worte. Sie besizt die ganze Frischheit, Kraft und das volle Feuer der Jugend im Betriebe einer selbst noch jugendlichen Wissenschaft; es gelang ihr einer der schwierigsten Versuche, naͤmlich dieser: den Gegenstand, uͤber welchen Abhandlungen bei ihren Sizungen vorgelesen werden, muͤndlich zu eroͤrtern. Wenn man uͤber diese Eroͤrterungen bemerkt, daß sie hoͤchst unterhaltend sind, so ist dieß nicht das kleinste Lob, das man ihnen schuldig ist. Sie sind gewoͤhnlich hoͤchst lehrreich, und stellen zuweilen einzelne Thatsachen zusammen, die, obschon sie einzeln fuͤr sich keine Bedeutung haben, wissenschaftlich zusammengereiht, sich wechselseitig aufklaͤren, und zulezt zu wichtigen Schluͤssen fuͤhren. Ob diese Eroͤrterungen nun so fortgesezt werden sollen, haͤngt offenbar von dem Geschmake, von der Neigung und dem gesunden Verstande der sprechenden Mitglieder ab. Was vorzuͤglich bei denselben zu vermeiden ist, ist muͤndliche Kritik, wechselseitiges Lob uͤber alles Maß, und Rechthaberei. Leztere ist vielleicht das Wichtigste unter diesen drei Stuͤken, sowohl fuͤr das Interesse der Gesellschaft, als fuͤr die Wahrheit. In Hinsicht der bereits erschienenen Baͤnde ihrer Transactions darf man bemerken, daß es in mehr dann einer Hinsicht gut seyn wuͤrde, wenn die Mitglieder sich gewoͤhnten ihre Aufsaͤze der Gesellschaft in einem mehr vollendeten Zustande mitzutheilen: unter anderem wuͤrde dadurch den Beamten der Gesellschaft (die bei der Geological Society vielleicht thaͤtiger sind, als die Beamten der meisten uͤbrigen Gesellschaften) viele Erleichterung bei ihren schweren Pflichten geschenkt werden. Allen ihren Rechnungen und Arbeiten die hoͤchste Publicitaͤt zu geben, im Gesellschaftsrathe alle einzelnen Ansichten der Gesellschaft frei auszusprechen; bestaͤndige Praͤsidenten zu vermeiden, dieß ist es, was wir nicht bloß dieser Gesellschaft allein empfehlen wollen, sondern was zu dem Wohle einer jeden Gesellschaft beitragen wird. Ueber die Astronomical Society, welche, der Natur ihrer Arbeiten nach, kaum solche Eroͤrterungen erlauben kann, wie die Geological Society will ich bloß dieß bemerken, daß ich kein anderes Geheimniß an derselben kenne, durch welches sie so schnell so hoch empor gelangen konnte, als die hoͤchste Aufmerksamkeit auf die so eben aufgestellten Maximen. Ueber die Zoological Society, die dem Publicum so viele verstaͤndige Unterhaltung gewaͤhrt, moͤgen fuͤr jezt einige wenige Winke genuͤgen. Das reichliche Einkommen derselben ist eine schrekliche Sache. Es ist zu reizend, um nicht zu dem (eben so schaͤndlichen als gefaͤhrlichen) Boͤrsenspiele zu verfuͤhren, und zugleich zu schwankend und zu ungewiß, um nicht die Geldangelegenheiten der Gesellschaft selbst in Unordnung zu bringen: ein Umstand, welcher, wenn nicht die hoͤchste Vorsicht gepflogen wird, leicht eintreten koͤnnte. Es ist hoͤchst wahrscheinlich, daß, da die Gesellschaft noch sehr neu ist, ihre Beamten und ihr Rath so trefflich sind, als ihre besten Freunde es nur immer wuͤnschen koͤnnen; es ist aber eben so gewiß, daß es bei einer solchen Gesellschaft wesentlich nothwendig ist, daß Maͤnner von Geschaͤft eben so gut mit im Rathe sizen, als Maͤnner von den ausgezeichnetesten zoologischen Kenntnissen. Es ist in einer solchen Gesellschaft weit gefaͤhrlicher, als in jeder anderen, sich wechselseitig Complimente zu machen, und Individuen in den Rath zu waͤhlen, die nicht immer die hierzu noͤthigen Eigenschaften besizen: die Mitglieder des Rathes muͤssen haͤufig gewechselt werden, damit man sieht, welche Individuen hierzu am besten taugen. Oeffentlichkeit bei den Rechnungen und Verhandlungen ist, wegen der Groͤße des Fondes, hier noch mehr wesentlich nothwendig, als bei irgend einer anderen Gesellschaft, und es ist ein Unheil verkuͤndendes Zeichen, daß man bei der lezten Jahressizung versuchte, in dieser Ruͤksicht Hindernisse zu legen. Wenn die Gesellschaft eine wissenschaftliche Gesellschaft ist, so sollten die Freunde der Wissenschaft solche Versuche auch nicht einen Augenblik lang dulden. Es ist nicht selten der Fall, daß einige Individuen an mehr dann einer gelehrten Gesellschaft thaͤtigen Antheil nehmen. In diesem Falle wird es gut seyn die Verdienste dieser Individuen dadurch zu bemessen, daß man den Erfolg beobachtet, den ihre Maßregeln bei anderen Gesellschaften hatten. Die Asiatic Society hat, nebst vielem anderen Guten, auch noch dieses uns erwiesen, daß sie viele schaͤzbare Werke uͤbersezen ließ, die sonst nicht hatten koͤnnen oͤffentlich bekannt gemacht werden. Die Horticultural Society wurde beinahe zu Tode geritten, und erwacht jezt aus ihrer Betaͤubung: ihre Constitution scheint aber etwas gelitten zu haben. Es laͤßt sich hoffen, daß sie sich reinigen und endlich wieder ganz herstellen wird, obschon sie eine Schuldenlast von 19,000 Pfd. Sterl. druͤkt, welche die Untersuchungscommission als wirklich bestehend gefunden hat. Indessen wird alles dieß nicht ohne Vortheil fuͤr die Wissenschaft geschehen seyn, wenn die Gesellschaft aufhoͤrt, Hauslisten durch zwei oder drei Personen ernennen zu lassen; Complimenten-Raͤthe zu ernennen, und die Rechnungen durchgehen zu lassen, ohne jede Post genau zu pruͤfen, oder die Rechnungen gar nicht vorlegen zu lassen. Die Medico-Botanical Society nahm ploͤzlich die Aufmerksamkeit des Publikums in Anspruch: ihre Anspruͤche waren groß; ihre Versprechungen graͤnzenlos. Sie hob sich schnell zur Auszeichnung empor, nicht durch ihre Entdekungen und Arbeiten, sondern durch die Zahl der Fuͤrsten, die sie als Mitglieder aufnahm. Es waͤre uͤberfluͤssig den Umfang der bald Heimgegangenen Quaksalberei hier zu beleuchten; allein, der Eindruk, den die Uebelthaten dieser Anstalt erzeugten, wird nicht so bald verloͤschen; sie haben ganz Europa den Charakter unserer wissenschaftlichen Anstalten kennen gelehrt. Es wuͤrde eine verstaͤndige und wuͤrdige Maßregel seyn, wenn jene Freunde der Wissenschaft, die in dieser Gesellschaft so groͤblich betrogen wurden, auf dem lezten Blatte der Geschichte derselben ihre hoͤchsten Anspruͤche auf den Beifall des Publicums entwikelten, und dann der verhoͤhnten und beleidigten Wissenschaft ihres Vaterlandes die einzige Genugthuung gewaͤhrten, die noch in ihrer Macht liegt, naͤmlich Unterzeichnung der Aufloͤsung dieser Gesellschaft. Da die Gesellschaft, durch gaͤnzliche Umkehrung aller Ordnung, sich bemuͤhte Ausschließung Die Gesellschaft strich einen Mann aus ihrer Liste aus, dessen geringstes Lob vielleicht dieses ist, daß er der erste und philosophischste Botaniker unseres Landes „(?)“ und im Auslande eben so sehr bewundert, als bei uns geachtet ist. Der Umstand, woruͤber das Publicum bei dieser Gelegenheit sich am meisten wunderte, war, nicht daß dieser Mann aus dieser Gesellschaft ausgeschlossen wurde, sondern daß er in dieselbe eintrat. A. d. O. zur hoͤchsten Ehrenbezeugung zu erheben, die sie zu ertheilen vermochte, so bleibt ihr auch kein Mittel die hoͤchste moralische Kraft, deren sie noch faͤhig seyn kann, auf eine andere Weise zu beurkunden, als durch Selbstmord. Dienst der Dampfmaschinen in Cornwall. Die Dampfmaschinen in Cornwall hoben im Quartal: Jaͤner bis Maͤrz 1830, im Durchschnitte 41,58 Millionen Pfund Einen Fuß hoch mit Einem Bushel (84 Pfd.) Steinkohlen. Das Detail fuͤr jede Maschine findet sich im Edinburgh-Journal of Science, July, S. 47. angegeben, und ein wichtiger Drukfehler daselbst im Berichte fuͤr Julius bis September 1829 berichtigt: es muß bei der Huel Damsel Engine, Statt 136,6 Millionen heißen: 36,6 Million. Ueber die Verbesserungen an Dampfmaschinen in Cornwallis, die Hr. Farey vor dem Ausschusse des Parliamentes Hrn. Woolf zuschrieb, war in dem Philosophical Magazine and Annals of Philosophy, April, S. 323. gestritten worden. Hr. Farey erklaͤrt sich nun in eben dieser Zeitschrift, Junius S. 421., ausfuͤhrlich, und zeigt die Mißverstaͤndnisse an, die hier unterlaufen sind. Fuͤr die Geschichte der Dampfmaschine kommt hier manches Interessante vor; so wie auch eben daselbst uͤber den Dienst (Duty) der Dampfmaschinen in Cornwall, von Hrn. Th. Taylor S. 424., wo gezeigt wird, daß die hieruͤber herausgegebenen Berichte allerdings allen Glauben verdienen. Hrn. Merryweather's Feuerrettungs-Apparat ist im Mech. Mag. N. 360. S. 290. von Hrn. Baddeley jun. beschrieben und abgebildet. Er ist allerdings sehr leicht tragbar, aber der Retter, der sich in demselben zu dem Fenster hinaufzieht, scheint uns dadurch eben so seht gefaͤhrdet, als diejenigen die gerettet werden sollen. Wir zweifeln, daß dieser Apparat, so wie er ist, auf dem festen Lande, wo keine Seeleute sind, von Nuzen seyn wird. Was an diesem Apparate gut ist, wird unsere Feuerpolizei benuͤzen. Loͤcher in Gußeisen zu machen. Man bediente sich zu diesem Ende bisher der Durchschlageisen, die, wo das Gußeisen eine sehr harte Schale hat, aus dem haͤrtesten Stahle seyn muͤssen, und dann gewoͤhnlich das Eisen beschaͤdigen, oder den Rand des Loches aussprengen. In der großen Fabrik der HHrn. Calla und Soͤhne zu Paris, Faubourg-Poissonière, N. 92., bedient man sich zur Verfertigung dieser Loͤcher einer Bohrmaschine, die hoͤchst einfach und fest ist, und aͤußerst schnell und regelmaͤßig arbeitet. (Bullet. d. l. Soc. d'Encour. Janv. 1830. Bullet. d. Sc. techn. Avril. S. 363.) Glasfaͤrberei und Toͤpferei der Alten. Der hochwuͤrdige Hr. W. V. Vernon zeigte in einem Aufsaze, den er vor der Yorkshire Philosoph. Society am 6. April 1830 las, daß die Roͤmer ihr Glas nicht mit Kobalt, sondern mit kohlensaurem Kupfer blau faͤrbten. Die Analyse einiger blauen Glasperlen und Scherben von blauem Glase aus roͤmischen Graͤbern, die ihm Hr. Stillingfleet schenkte, uͤberzeugte ihn hiervon. Bekanntlich fand auch Sir Humphry Davy in einer noch ziemlich gut erhaltenen Werkstaͤtte zu Pompeji eine blaue Fritte, in welcher gleichfalls Kupfer, und nicht Kobalt, das Faͤrbematerial gewesen ist. Wahrscheinlich lernten die Roͤmer dieß von den Aegyptern, von deren kuͤnstlichen Lapis Lazuli schon Plinius spricht. Hr. Smithson, welcher einige Farben am Grabe des Koͤniges Psammis in Aegypten untersuchte (Annals of Philos. Bd. XXIII. S. 116.), fand in dem blauen Email daselbst nicht Kobalt, sondern Kupfer. Eben dasselbe fand er auch in einer kleinen Isis, die man ihm aus Aegypten brachte. Unsere heutigen Glasmacher und Emailmacher sind nicht im Stande, ein so schoͤnes blaues Glas mit Kupfer zu machen. Hr. Vernon fand ferner in einem Scherben roͤmischer schwarzer Toͤpferwaare ein sehr gut erhaltenes Stuͤk Kalkspath eingebettet. Die Roͤmer konnten also ihre schwarze Toͤpferwaare unmoͤglich so stark brennen, als man dieselbe heute zu Tage brennt, und die Vermuthung wird immer wahrscheinlicher, daß sie bei derselben den Thon mit Erdharz und Steinoͤhl ankneteten, und dann im Feuer so zu sagen nur roͤsteten. Hr. Vernon erwaͤhnt ferner eines Zink-Oxyd-Krystalles, der durch einen Tiegel auf der Zinkhuͤtte des Hrn. Hitz zu Filisur in Graubuͤndten durchschwizte, und der mineralogisch, physisch und chemisch sich wie ein natuͤrlicher Zink-Oxyd-Krystall aus New-Jersey verhielt. (Vergl. The Philos. Mag. et Annals of Philos. Juni 1830. S. 404.) Verbesserung in der Kohlenbrennerei. Hr. Isak Doolittle, zu Bennington in Vermont, ließ sich am 14. Dec. 1829 ein Patent zu Washington auf einen gemauerten Ofen zum Verkohlen des Holzes ertheilen. In der Patent-Beschreibung (im Register of Arts, Julius 1830, S. 56.) sind keine Dimensionen angegeben, und die ganze Notiz ist so dunkel, daß wir nicht beurtheilen koͤnnen, in wiefern dieser Ofen zum Verkohlen des Holzes von denjenigen verschieden ist, die man in verschiedenen Laͤndern Europens zu diesem Ende bereits seit Jahren errichtet hat. Daß die Kohlen besser werden und daß mehr Holzsaͤure gewonnen wird, wenn man das Holz in Ofen verkohlt, ist leicht begreiflich. Ueber die Kohlensaͤure in der Atmosphaͤre, uͤber ihre Abwechslungen, ihre groͤßte und geringste Menge, uͤber den Einfluß des Regens und des Frostes, uͤber das Gas auf dem Genfersee und am Ufer, in der Stadt und auf dem Lande, in Ebenen und auf den Bergen, uͤber den Einfluß des Windes, des Tages und der Nacht auf dieselbe, hat Hr. Theodor de Saussure vor der Société de Physique et d'hist. nat. de Genève, am 18. Febr. 1830 eine Abhandlung vorgelesen, welche nun auch in: Maihefte der Annales de Physique et de Chymie abgedrukt ist, und eine vollstaͤndige Ausfuͤhrung der Ideen enthaͤlt, welche dieser beruͤhmte Physiker bereits im XXXVIII. Bande der Annales aufstellte. Diese Abhandlung ist zwar zunaͤchst nur fuͤr Physiker, Chemiker und Aerzte von dem hoͤchsten Interesse; da aber auch Techniker bei ihren Arbeiten haͤufig mit Kohlensaͤure zu thun haben, so muͤssen wir alle diejenigen, welche entweder mit Erzeugung und Benuͤzung oder mit Verbannung derselben beschaͤftigt sind, auf diese lehrreiche Abhandlung aufmerksam zu machen, welche wohl bald in irgend einem deutschen Journal fuͤr Physiker erscheinen wird, und ohne welche sie fortan sich nicht einbilden duͤrfen, die Kohlensaͤure in der Atmosphaͤre zu kennen. Vergsegen an Steinkohlen in England. Man schaͤzt die beiden Gruben zu Durham und Northumberland allein auf 6000 Millionen Tonnen Steinkohlen; und so viel ist fuͤr die naͤchsten 1727 Jahre fuͤr England genug, Age. Galignani. 4785. (Wenn auf der großen Insel allein in zwei Gruben so viel Steinkohlen liegen, so wird es doch nach aller Analogie in der Geologie erlaubt, seyn zu schließen, daß auf dem festen Lande noch mehr Steinkohlen vorkommen muͤssen. Man will aber im Binnenlande von Europa keine Steinkohlen, es gibt sogar Gegenden, wo man sich der Torfgraͤberei widersezt, um besseren Absaz fuͤr das Holz zu gewinnen! Man muß uͤbrigens nicht vergessen, daß die Steinkohlengruben in England nicht so alt sind, als man glaubt. Erst im J. 1357 kamen die ersten Steinkohlen nach London! Das Gute schreitet uͤberall nur aͤußerst langsam vorwaͤrts!) Capitaͤn Rodger's Anker. Wir haben von diesen Ankern neulich Beschreibung und Abbildung gegeben. Das Repertory of Patent-Inventions bringt im Juliushefte dasselbe Patent, und fuͤgt eine Menge Versuche und Zeugnisse bei, welche fuͤr die Guͤte, dieser Erfindung sprechen. Hrn. Huber-Burnand's Versuche mit dem Sande, uͤber welche wir im XXXIV. Bd. des polytechn. Journales, S. 270., Nachricht gegeben haben, wurden am 23. April an der Royal-Institution zu London von dem beruͤhmten Chemiker und Physiker, Hrn. Faraday, wiederholt und bestaͤtigt. Hr. Faraday meint, daß Sand unter gewissen Umstaͤnden als eine Triebkraft benuͤzt werden koͤnnte, welche weniger von Zufaͤlligkeiten abhaͤngt, als manche andere, (Philos. Magazin and Annals of Philosophy 1830. S. 68. Ueber die Arsenik-Wasserstoffverbindungen hat Hr. Saubeiran im Journal de Pharmacie, Juin. S. 354., interessante Versuche angestellt, von welchen wir hier bloß die Resultate anfuͤhren wollen: Nach diesen besteht der gearsenikte Wasserstoff aus 1 Volumen oder 1 Atom Arsenik; 2      – 2   – Wasserstoff. Wasserstoff: 2 Atom   12,48;     2,584. Arsenik 1   – 470,38;   97,416. –––– 100 Arsenikhydruͤr ist also von dem gearsenikten Wasserstoffe dadurch verschieden, daß es im Verhaͤltnisse von 2:3 weniger Wasserstoff enthaͤlt. Er schließt aus seinen Versuchen: 1) daß man gegenwaͤrtig nur zwei Arsenikwasserstoffe kennt; der eine, als fester Koͤrper, besteht aus Einem Atom Arsenik und zwei Atomen Wasserstoff; der andere, gasfoͤrmig, besteht aus Einem Atom Arsenik und zwei Atomen Hydrogen in zwei Volumen verdichtet. 2) daß das gearsenikte Wasserstoffgas seiner Zusammensezung nach immer identisch ist, außer seiner Vermischung mit Wasserstoff, es mag auf was immer fuͤr eine Weise bereitet worden seyn. 3) daß die Behandlung des durch Schmelzung erhaltenen Arsenikzinkes das sicherste Mittel ist sich reinen gearsenikten Wasserstoff zu verschaffen. 4) daß die alkalischen Oxyde, vorzuͤglich im Zustande eines Hydrates, durch Arsenik in Wasserstoff verwandelt werden, in eine metallische Arsenikverbindung, und in vollkommen und unvollkommen arseniksaure Verbindungen. 5) daß der Niederschlag, welcher durch langsame Einwirkung der Luft oder des Chlores auf den gearsenikten Wasserstoff entsteht, nicht Arsenikhydruͤr ist, wie man glaubte, sondern metallischer Arsenik. 6) daß Arsenikzinn und Zink, mit Saͤuren behandelt kein Arsenikhydruͤr liefern, sondern einen Ruͤkstand von Ueber-Arsenikhydruͤr bilden, der von keiner Saͤure angegangen wird. Ueber Rosenessenz. Das Journal de Pharmacie, Juill. 1830. S. 448., liefert eine Notiz uͤber Rosenessenz, die bekanntlich von den Arabern (besonders von jenen in Marocco, die gern auf Rosenblaͤttern schlafen) und von den Persern bereitet wird. Oberst Polier beschaͤftigte sich selbst mit der Bereitung der Rosenessenz (Vergl. Asiatic Researches, 1801. S. 332.) und erhielt, was merkwuͤrdig ist, in Ostindien weniger von diesem kostbaren Praͤparate, als Hoffmann und Homberg in Deutschland erhielten: es muß ein sehr gutes Jahr seyn, und sehr sorgfaͤltig gearbeitet werden, wenn man aus einem Zentner Rosen, in ihren Kelchen destillirt, kaum drei volle Quentchen erhalten will. Im J. 1787 erhielt der Oberst auf 11 Morgen mit Rosen bestellten Landes (Acres) nur ungefaͤhr 8 Unzen. Die Farbe der Rosenessenz, des Ather, ist kein Kennzeichen der Reinheit, noch weniger der Guͤte oder des Landes: sie ist, nach Polier, bald schoͤn schmaragdgruͤn, bald glaͤnzend gelb, zuweilen rosenfarb, und dieß zwar oͤfters von denselben Rosen in einem und demselben Jahre bei durchaus gleichem Verfahren, so wie bei Rosen, die zu verschiedenen Zeiten gesammelt wurden. In Indien sezt man gewoͤhnlich geraspeltes Santalholz den Rosen zu, welche man destillirt: dieses Holz enthaͤlt viel fluͤchtiges Oehl, welches leicht bei der Destillation empor steigt, und sich mit der Essenz oder mit dem Rosenwasser mengt, und den Geruch desselben annimmt. Diese Verfaͤlschung laͤßt sich entdeken, indem das fluͤchtige Santaloͤhl bei der gewoͤhnlichen Kaͤlte nicht gerinnt (was jedoch nach Einigen der Fall seyn soll) und den Geruch weniger lang behaͤlt. Zu Kaschmir verfaͤlscht man den Ather nicht mit Santal, man destillirt aber eine andere aromatische Pflanze damit, die demselben eine dunkelgruͤne durchscheinende Farbe gibt. Auch dieser Ather stokt nicht in der Kaͤlte. Zukerverbrauch in England. Nach dem Edinburgh New Philosoph. Journ., April bis Julius wird der jaͤhrlich in England verbrauchte Zuker auf 160,000 Tonnen, oder ungefaͤhr 360,000,000 Pfd. geschaͤzt. Nimmt man die Bevoͤlkerung zu 16 Millionen, so gibt dieß im Durchschnitte 22 1/2 Pfd. fuͤr den Kopf. Nun wird aber in Arbeitshaͤusern (work-houses) fuͤr jeden Kopf jaͤhrlich 34 Pfd. (taͤglich 3 Loth), und in Privathaͤusern wenigstens woͤchentlich 1 Pfd. fuͤr die Dienstbothen gerechnet, d.h., 52 Pfd. des Jahres. Einfuhrzoll auf Rohzuker nach dem neuesten Parliamentsbeschlusse. Aller Braun- und Muscovado und Erdzuker aus den britischenBesizungen in Amerika und auf Mauritius bezahlt fuͤr den Ztr. 1 Pfd.   4 Shill. Aller detto aus Ostindien (aus den britischen Besizungen) 1 Pfd. 12 Shill. Aller detto aus anderen Laͤndern 3 Pfd.     3 Shill. Der Ztr. Syrup aus britischen Colonien bezahlt     9 Shill. (Galignani. N. 4780.) Brot aus Stroh. Waͤhrend, Dank der Restauration und der Karte, gegenwaͤrtig der 4pfuͤndige Leib Brot 15 1/2 Sous kostet (deren 20 auf den Livre oder Franken pr. 27 kr. gehen), hat, nach Galignani, N. 4777, Hr. Annoot, Apotheker zu Bruͤgge in Flandern, gefunden, daß man aus geschnittenem und gemahlenem Strohe Brot baken kann, und ein Ausschuß von Aerzten fand dieses Brot gut. – Wir waͤren nun also, im J. 1830 n. Ch. G., in Europa dahin gekommen, daß wir Statt Brot Stroh, Statt Suppe und Fleisch Leimwasser und Knochen, Statt Gold und Silber schwarzgetuͤpfelte Lumpen haben. Haben wir es nicht weit gebracht? Daß die infame Kaste, die sich in den lezten Generationen der Erziehung des Menschengeschlechtes bemaͤchtigte, den groͤßten Theil der Koͤpfe des Menschengeschlechtes zu Strohkoͤpfen machte; das mag ihr der Himmel verzeihen: daß sie aber, damit noch nicht zufrieden, nun auch sogar die Magen der Menschen in Strohmagen verwandeln will, das werden ihr die Richter der Unterwelt einst nie vergeben koͤnnen. Cichorien-Kaffee eine Neuigkeit in England. Im Mech. Mag. heißt es N. 360. S. 304. 3. Jul.: Dr. Harrison zu Edinburgh zieht den Dandelion-Kaffee“ (Cichorien-Kaffee, d.h. von Leontodon-Taraxacum, Loͤwenzahn, Pfaffenroͤhrlein) dem Mecca-KaffeeSollte vermuthlich Mocca-Kaffee heißen. Wenn der Hr. Professor diesen Mocca, 3 Loth auf die Tasse, wie man ihn zu Pesth trinkt, getrunken hat, und Pfaffenroͤhrl-Kaffee vorzieht, so hatte Johnson Recht, wenn er sagte: „die guten Schotten kennen nur Hafer und Erdaͤpfel.“ A. d. Ue. weit vor, und viele Personen auf dem festen Lande finden eine Mischung von echten Cichorien (Succory, Chichoreum Intybus) dem reinen Kaffee vor. Das große Geheimniß guten Kaffee zu haben, ist, denselben immer frisch brennen und mahlen zu lassen. „(Man sieht hieraus, daß in England der Cichorien-Kaffee aus Loͤwenzahn, wie aus echten Cichorien, etwas Neues ist. Wir haben dieses Unding in Deutschland nun schon bald drei Generationen lang!) Der Bazar Montesquieu zu Paris. Wir haben vor mehreren Jahren schon in unserem Polytechn. Journ., und zeither wiederholt oͤfters, behauptet, daß es eine eitle Thorheit fuͤr reiche Leute und fuͤr Staaten ist, aus Holz bauen zu lassen, was eben so gut aus Eisen seyn koͤnnte; daß ein solcher Bau das sicherste Mittel gegen jede Feuersgefahr ist. Unsere, wie wir sehr wohl wissen, in Deutschland still und laut verhoͤhnte Idee wurde zu Paris auf das Glaͤnzendste ausgefuͤhrt. Man wird sich erinnern, daß der Bazar daselbst vor 2 Jahren niederbrannte. Hr. Lainé hat nun einen neuen Bazar, den Bazar Montesquieu, mit 80 Comptoirs, lediglich, mit Ausnahme des Mauerwerkes, aus Eisen, (aus Gußeisen und geschlagenem Eisen) und aus Kupfer und Messing gebaut. Es ist in diesem ganzen Gebaͤude, das 80 Comptoirs enthaͤlt, auch nicht ein Spaͤnchen Holz; nicht so viel, als ein sogenannter Kreuzpartikel in mancher Monstranze betraͤgt. Es ist also doch nicht jede Idee im Polyt. Journ. so albern und laͤcherlich, als die Didaskalia zu Frankfurt von Muͤnchen aus schrieb, und manche der daheim verhoͤhnten Ideen wurde im Auslande gluͤklich ausgefuͤhrt. (Man vergl. die Beschreibung dieses Bazars im Journal de Paris, 20. Avril 1830. Bulletin d. Scienc. techn. Avril . S. 371.) Obstsorten, welche im Garten der Horticultural-Society zu London gezogen werden. Die vortreffliche Horticultural-Society zu London zieht (nach ihrem Catalogue of Fruits, cultivated in the Garden of the Horticultural-Society of London, 1826) in ihrem Garten zu Chisvick bei London nicht weniger als 1205 Aepfelsorten, 622 Birnsorten, 293 Pflaumensorten, 246 Kirschensorten; 224 Pfirsichsorten und 72 Brugnons (Pfirsische mit glatter Frucht), 54 Aprikosensorten, 167 Rebensorten (Graf Chaptal hatte deren im J. 1811, wie wir hoͤrten, an 600 zu Paris), 71 Melonensorten, 121 Erdbeerensorten, 23 Sorten Vaccinien, 30 Crataͤgus u.s.w. – Was sind unsere Sammlungen in Deutschland gegen diese! Deutschland hatte bisher nur zu Berlin einen Garten-Verein; kein anderer Staat in Deutschland hat bisher das Beispiel der Londoner Horticultural-Society oder des Berliner-Vereines nachgeahmt, obschon die suͤdlicheren Staaten, wie z.B. Oesterreich, Wuͤrtemberg, Baden, ein weit gluͤklicheres Klima fuͤr Obstbaumzucht besizen, als das kalte und neblichte Preußen. Dieser kostbare Schaz an Obstsorten, welchen die Horticultural-Society besizt, der noch kostbarere, den sie an Blumen und Zierdestraͤuchen und Baͤumen, an pomologischen und botanischen Werken in ihrem Institute aufbewahrt, ist die Frucht einer Subscription, nach welcher jedes Mitglied jaͤhrlich ungefaͤhr 12 fl. unter der Bedingung bezahlt, den Garten und die Buͤcher benuͤzen zu koͤnnen, Samen, Pfropfreiser etc. zu erhalten. Sollten sich zu Wien nicht ein paar Tausend Individuen finden, welche Liebe fuͤr ihr Vaterland und Geschmak an Gartencultur genug besizen, um jaͤhrlich 12 fl. beiden als Opfer darzubringen? Was ließe sich aus einem Garten zu Wim schaffen, auf welchen man jaͤhrlich 24,000 fl. wenden koͤnnte Was Gutes geschehen kann und soll, kann nur mehr durch Subscriptionen von Privaten geschehen: Virtus unita fortior!“ 125 Spargel wogen 28 Pfund im Garten des Hrn. W. R. Grayson zu Mortlake. Sie wurden am 18. Mai bei der London Horticultural-Society vorgezeigt. Philos. Mag. August. 1830. p. 152. Butter von Issigny. Die Butter von Issigny ist in Frankreich beruͤhmt. Die Weise, wie man sie gewinnt, ist aber etwas sonderbar. Man laͤßt die Kuͤhe so bespringen, daß sie im Herbste kaͤlbern, bekleidet sie dann warm, und fuͤttert sie und melkt sie im Winter im Freien, indem man bemerkt haben will, daß die Milch und die Butter im Stalle einen uͤblen Geruch annimmt. Mechan. Magaz. N. 360. S. 304. Journal d. connaiss. usuell. (Hielten die Bauern zu Issigny ihr Vieh und ihre Staͤlle so rein, wie die Hollaͤnder, so wuͤrden sie eben so gute Butter haben, und koͤnnten sich die Schlafroͤke an ihren Kuͤhen ersparen.) Der Menschenfreund de Boigne, oder Beweis, daß es auch reiche Capitalisten auf dem festen Lande gibt. Zu Chambery in dem Lande der Armuth und der Biederkeit, in Savoyen, starb am 21. Junius ein Hr. de Boigne, der seit vielen Jahren daselbst wohnte. Außer einem Vermaͤchtnisse von 300,000 Franken fuͤr seinen Bruder, einer Rente von 60,000 Frank, jaͤhrlich fuͤr seine Wittwe und 200,000 Franken fuͤr jeden seiner Enkel bei ihrer Muͤndigkeit (seinem Sohne hinterließ er zwischen 15–18 Millionen Franken) und reichlichen Legaten an seine Freunde und Diener, vermachte er, fuͤr jeden Armen in der Charité, im Waisenhause und im Armenhause jaͤhrlich 5 Frank.; der Stadt Chambery 4–500,000 Franken zur Verschoͤnerung, und schenkte noch uͤberdieß waͤhrend seines Lebens 400,000 Franken zu einem Theater; 500,000 Franken fuͤr ein zu erbauendes Irrenhaus; 300,000 Franken fuͤr den Armenfond; zu einem Spitale fuͤr 60 arme alte Maͤnner 1,200,000 Franken; zu Errichtung einer Lehranstalt 300,000 Franken; zur Vergroͤßerung der Bibliothek 50,000 Frank.; zur Verschoͤnerung des Rathhauses 60,000 Franken; zu einer neuen Straße 500,000 Franken; zu 30 neuen Betten in Krankenhaͤusern 200,000 Franken; fuͤr Waͤsche und Huͤlfe an Gefangene 24,000 Franken; den Feuerloͤschern der Stadt 24,000 Frank.; der Schuͤzengesellschaft 20,000 Franken; 100,000 Franken zum Unterrichte junger Maͤdchen in Handarbeiten. Es gibt also auch große Capitalisten und Menschenfreunde auf dem festen Lande, und viele Koͤnige in England starben, ohne die leidende Menschheit so koͤniglich zu bedenken, wie der gute Savoyard de Boigne. Heil der Asche dieses Guten, und Gluͤk seinem Sohne und seinen Enkeln, damit sie einst dem edlen Vater gleichen koͤnnen! (Galign. N. 4774.) Zum Andenken an Bernhard Freiherrn v. Eichthal, koͤnigl. bayer. Regierungsrathe. Unter dieser Aufschrift befindet sich in dem Kunst- und Gewerbeblatt Nro. 31 und 32. (31. Juli 1830) eine aus dem Inlande Nro. 188 und 189 laufenden Jahres entlehnte, und mit einigen Zusaͤzen bereicherte kurze Biographie eines um Bayern hoͤchst verdienten Mannes. Wir bedauern bei dem beengten Raume unserer Blaͤtter, diesen Aufsaz nicht vollstaͤndig in denselben wiedergeben zu koͤnnen, troͤsten uns aber damit, daß bei der allgemeinen Verbreitung der angezogenen Zeitschriften in Bayern, so wie durch jene von Voigt's Nekrologien im Auslande, die Verdienste dieses ausgezeichneten Mannes um physische und mathematische Wissenschaften, um Landwirthschaft und Industrie, um sein Vaterland und um die Menschheit, uͤberall jenes dankbare Andenken finden werden, auf welches der zu fruͤhe uns Entrissene (er war erst 46 Jahre alt) sich waͤhrend der kurzen Zeit seines schoͤnen Lebens die gegruͤndetsten Anspruͤche erworben hat. Wir wuͤnschten Bayern besaͤße noch viele solche Buͤrger, die so wie er verstaͤnden, daß der Lenker der menschlichen Geschike vielleicht nur deßwegen dem Einen viel, den Andern wenig gab, um die Menschen zu pruͤfen und das Loos der Ungluͤklichern durch die Herzensguͤte der Gluͤklichen zu mildern. Die Edleren unter dem bayerischen Volke werden nie vergessen, was Er dem Lande gewesen ist, und welche Opfer Er der Landwirthschaft und der Industrie gebracht hat. Moͤchte das schoͤne Beispiel, das er gegeben hat, nicht unter seinen Zeitgenossen und deren Nachkommen untergehen, und sich so lange erhalten, als das Andenken an seinen vortrefflichen Vater, dessen Verdienste Max Joseph, unsterblicher Erinnerung, zu schaͤzen und zu lohnen wußte, sich vereint mit jenem an ihn, bei allen Edlen erhalten wird. Einen Trost bei dem Verluste, den Bayern durch den Hintritt des Vaters der hochachtbaren Familie Eichthal erlitt, und den er jezt so schmerzlich durch das fruͤhe Ableben des Freiherrn Bernhard v. Eichthal empfindet, gewaͤhrt uns der bluͤhende Zustand der uͤbrigen hochachtbaren Mitglieder dieses Ehrenhauses, des Freiherrn Arnold v. Eichthal, Gruͤnder und Chef eines der ersten Augsburger Haͤuser. Seinem Sinne und Geschmake fuͤr das Schoͤne ist Augsburg eine ihrer schoͤnsten Zierden schuldig, den schoͤnen Garten vor dem Klinkerthore, eine Schoͤpfung seiner nuͤzlichen Thaͤtigkeit, die ihn, wie auf das Geheiß einer Zauberruthe, auf einem oͤden, kahlen Huͤgel ersteigen ließ, so wie dessen schoͤnes, nach seinem Sinne erbautes Wohngebaͤude eine der schoͤnsten Zierden der Stadt genannt werden kann. Die Ignatz Meier'sche Lederfabrik in Muͤnchen, die erste und wichtigste in Bayern, gewann in seinen Besiz uͤbergegangen, in Vervollkommnung jeder Art, und ist nun eine Anstalt, die Verdienst und Wohlstand in ihrer Umgebung verbreitet und manche Summen im Vaterlande zuruͤkhaͤlt, die fruͤher der fremden Industrie zuflossen. Wie lobenswuͤrdige Thaͤtigkeit nur Verwandtes sucht, so sehen wir bereits mit dessen Familie vereint, Hrn. Wilhelm von Hoͤslin, einen eben so talentvollen, wissenschaftlich gebildeten Kaufmann als Befoͤrderer der schoͤnen Gartenkunst; und endlich den wuͤrdigen Hrn. Carl Forster, Eigenthuͤmer einer Kattundrukmanufaktur in Augsburg, die gewiß unter Allen des Continents einen ehrenvollen Plaz behauptet. Zwei wuͤrdige Soͤhne sichern dem Namen sein Fortbestehen in Augsburgs Mauern. Ihm folgt Freiherr Louis von Eichthal, Bankier in Paris, dessen Haus der Sammelplaz der ausgezeichnetesten, dort zu Zeiten sich einfindenden Fremden, der Glanzpunkt der geistreichen Gesellschaft ist, und der sich durch die ruhige sichere Haltung seiner Operationen, durch edlen Wetteifer bei allem was zur Befoͤrderung des Guten und Nuͤzlichen zu leisten ist, einen ehrenvollen Plaz unter den commerciellen Haͤuptern jener Hauptstadt, unter den Lafitte, Delessert, Perrier, Ternaux und andern erworben hat. Ausgezeichnete Soͤhne treten in die Fußstapfen des Vaters, um den Namen der Familie noch bei spaͤtern Geschlechtern in Ehren zu halten. Freiherr David v. Eichthal in Carlsruhe hat wie der verblichene Bruder Industrie zum Vorwurf seiner rastlosen Thaͤtigkeit gemacht. Ihm gelang es mit großen Opfern dem Continente eine der besten Spinnereien zu schenken, deren Producte an den bedeutendsten Absazorten beruͤhmt geworden sind. Eine meisterhafte Krappfabrik, deren immer gleichartige Producte von den besten sind, die uns noch je vor Augen kamen, so wie ein wahres Musterhammerwerk nebst Waffenfabrik in St. Blasius verdanken ihm ihre Errichtung oder Erhebung. Doch nicht nur allein der kenntnißreiche Techniker beweist sich in seinen Werken, sondern wir haben auch Ursache das Herz des Menschenfreundes hoch zu schaͤzen, wenn wir die wohlthaͤtigen Folgen seiner herrlichen Lehranstalten fuͤr die Kinder der in seinen Werken beschaͤftigten Familien bedenken. Er gibt vielen Hunderten Brot und lehrt sie die Tugend, bildet Generationen zu nuͤzlichen Menschen. Wer den Umfang solcher Thaten zu schaͤzen weiß, wuͤrde sich zur vollsten Hochachtung gezwungen fuͤhlen, auch ohne die ehrenvolle Auszeichnung, womit Badens Fuͤrst dessen Brust zu schmuͤken wußte. Freiherr Simon v. Eichthal in Muͤnchen, Eigenthuͤmer des vaͤterlichen Hauses, tritt wuͤrdig in die Fußstapfen des verstorbenen Vaters, dessen Soliditaͤt, dessen reelle Handlungsweise auf den Sohn mit uͤbergegangen zu seyn scheinen. Verstand und Guͤte schmuͤken ihn und Muͤnchen verdankt ihm eine der schoͤnsten architektonischen Zierden, den mit zwekmaͤßig verwendeten Aufwaͤnde zum Vergnuͤgen aller Augen erbauten Bazar, in welchem sich die wuͤrdige Thaͤtigkeit eines Staatsbuͤrgers an den großartigen Schuz, den unser hochgesinnter Monarch den Kuͤnsten erweiset, anknuͤpft. Das unbegraͤnzte und wohlverdiente Vertrauen des Monarchen, der hohen Regierung und aller ausgezeichneten Maͤnner der Hauptstadt schmuͤken den verdienstvollen Buͤrger, und Geist und herzliche Froͤhlichkeit athmen in dem geselligen Cirkel seines Hauses. Moͤge sie bluͤhen und wachsen die Familie, deren Fuß auf der breiten Grundlage der Verdienste und der allgemeinen Achtung ruht, und so fest den Stuͤrmen trozen, wie der Baum, der symbolisch ihren Namen begruͤndet. Berichtigung. In Bd. XXXVI. Heft 6. S. 433. lese man bei Haßler's Repetitions-Theodolith statt Hebel: Libelle oder Niveau.