Titel: Praktische Beobachtungen über das pneumatische Verfahren, um den Zuker von Melasse und Syrup zu reinigen.
Fundstelle: Band 38, Jahrgang 1830, Nr. LXXVIII., S. 308
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LXXVIII. Praktische Beobachtungen uͤber das pneumatische Verfahren, um den Zuker von Melasse und Syrup zu reinigen. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. October. 1830. S. 221.Das Repertory entnahm die folgenden Bemerkungen aus einer kuͤrzlich von Hrn. Crosley unter folgendem Titel herausgegebenen Schrift: Practical observations on the pneumatic process for expelling molasses and syrup from sugar. Hr. Crosley hat das pneumatische Verfahren selbst viele Jahre nach einem großen Maßstabe geleitet. Ueber Reinigung des Zukers. Bemerkungen uͤber den Apparat und Verfahren mit Rohzuker. Es gibt entschieden kein anderes wirklich praktisches Verfahren, um die Melasse oder den unkrystallisirbaren Zuker, welcher die kohligen und anderen, jedem Rohzukerkrystall anhaͤngenden Substanzen enthaͤlt, abzuscheiden, als dieses, daß man die Luft von der unteren Oberflaͤche des Zukers wegpumpt. Was man eigentlich Melasse nennt, ist der unkrystallisirbare Theil des Rohrsaftes und der groͤßte Theil derselben scheidet sich durch sein eigenes Gewicht bei der Operation des Zurichtens in den Colonien ab, wie bei den Raffinaden und Bastern der Syrup waͤhrend der Operation des Dekens abgeschieden wird. Die Luft auf der oberen Oberflaͤche des Zukers zu comprimiren, ist bloß bei Versuchsarbeiten in mit einem Dekel versehenen Gefaͤßen anwendbar. Fuͤr erstere Methode fand der Verfasser, daß laͤngliche Viereke von verschiedenen Dimensionen, welche aus Gußeisen oder besser, geschlagenem Eisen verfertigt sind, die besten Pfannen bei Operationen im Großen abgeben. In diesen Pfannen wird der falsche Boden in einer groͤßeren oder geringeren Entfernung vom oberen Rande angebracht, je nach der Menge und Qualitaͤt des auf Einmal zu bearbeitenden Zukers. Statt des gewoͤhnlich gebraͤuchlichen, mit vielen Loͤchern durchbohrten Kupferbleches macht man besser einen hoͤlzernen Boden, welchen man sodann noͤthigen Falls mit Drathwerk bedeken kann. Das Haartuch wird auf den falschen Boden gelegt, welcher an den Raͤndern oder Seiten der eisernen Pfanne luftdicht befestigt werden muß, weil sonst eine betraͤchtliche Menge des gereinigten Zukers in den ausgezogenen Syrup hinablaufen wuͤrde und andere nach theilige Wirkungen Statt fanden. Die Erfahrung hat gelehrt daß der Zuker, ehe man damit die Pfannen beschikt, nicht mit Wasser befeuchtet werden darf, wenn man im Großen gute Resultate erhalten will. Der Rohzuker muß jedoch auf die Bearbeitung nach dem pneumatischen Proceß vorbereitet werden; diese Vorbereitung ist nach Hrn. Crosley durchaus noͤthig und muß je nach der Beschaffenheit des Zukers verschieden seyn; ohne eine zwekmaͤßige Ausfuͤhrung derselben wuͤrde die ganze Operation fehlschlagen; sie besteht einzig und allein darin, daß man sodann den Zuker waͤhrend der Operation, von Zeit zu Zeit mehr oder weniger, je nach seiner Menge und Beschaffenheit befeuchtet; die Menge des hierzu erforderlichen Wassers kann nicht bestimmt werden, sondern muß der Geschiklichkeit der Arbeiter uͤberlassen bleiben; man muß ferner waͤhrend der ganzen Operation den Druk und Ausfluß der atmosphaͤrischen Luft nach dem Barometer und den sich einstellenden Erscheinungen sehr sorgfaͤltig reguliren: es sind noch mehrere andere kleine Handgriffe noͤthig, um einen verbesserten Zuker zu produciren und in mehreren Pfannen, welche durch ein einziges, mit den Luftpumpen verbundenes Roͤhrensystem arbeiten, auf Einmal verschiedene Qualitaͤten von Rohzuker regelmaͤßig von Melasse zu reinigen. Der Verfasser fand auch, daß, wenn die so eben theilweise beschriebene Operation nicht mit den vielen anderen sehr wichtigen Einzelnheiten, welche man bloß durch praktische Beobachtung lernen kann, genau befolgt wird, der Zwek im Großen durch dieses Verfahren nicht ganz erreicht werden kann. Bei Hrn. Hagues Verfahren (welches sich uͤbrigens auf dasselbe Princip gruͤndet und im Repertory Bd. XXXII. S. 284. (Polyt. Journ. Bd. XXXV. S. 48.) beschrieben ist) fing die Abscheide der Melasse am Boden oder der unteren Oberflaͤche des auf dem falschen Boden liegenden Zukers an. Bei Hrn. Crosley's verbesserter Methode beginnt die Abscheidung an der oberen Oberflaͤche und die Haͤlfte des in der Pfanne befindlichen Zukers wird so gereinigt, ehe etwas vom ausgezogenen Faͤrbestoffe durch den falschen Boden in den unteren Raum gelangen kann. Hr. Hague befeuchtet den Zuker, ehe er ihn in die Pfannen bringt, wo er durch den Druk der Atmosphaͤre bald eine dem Thone aͤhnliche Masse wird; und wenn vielleicht in einer Tiefe von zwei oder drei Zoll durch eine große Kraft ein Extract erhalten wird (was aber dann nur durch nachfolgendes Bewaͤssern bewirkt werden kann), so ist doch die Menge der gereinigten Krystalle sehr verringert; bei Hrn. Crosley's verbesserter Methode bakt hingegen der Zuker nicht zusammen, es wird weniger Wasser gebraucht und man erhaͤlt zehn bis zwanzig Procent gereinigten Zuker mehr. Hr. Crosley war in der That so sparsam mit dem Wasser, daß er einmal eine Pfanne Zuker bloß durch Dampf, welcher sich auf der Oberflaͤche des Zukers verdichtete, mit Erfolg bearbeitete und ein sehr schaͤzbares und schoͤnes Product erhielt. Dieses leztere Verfahren schien aber eine zu große Umsicht und Aufmerksamkeit zu erfordern, als daß es den Arbeitern haͤtte anvertraut werden koͤnnen.