Titel: Verbesserungen an Fortepianos, worauf Simon Thompson, Compaßmacher zu Great Yarmouth Norfolk, sich am 27. Februar 1830 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 39, Jahrgang 1831, Nr. X., S. 20
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X. Verbesserungen an Fortepianos, worauf Simon Thompson, Compaßmacher zu Great Yarmouth Norfolk, sich am 27. Februar 1830 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. Octbr. 1830. S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. I.Dieses Patent findet sich auch im Register of Arts, October, S. 132., aber sehr unvollstaͤndig, und wirklich hoͤchst erbaͤrmlich; denn die ganze Sache ist falsch dargestellt, und Kupfer ist keines gegeben, wodurch die fehlerhafte Darstellung wenigstens etwas berichtigt wuͤrde. A. d. Ue. Thompson, Verbesserungen an Fortepianos. Der Zwek des Patent-Traͤgers ist, die sogenannten senkrechten Fortepianos (upright Piano-Fortes) gedraͤngter, als bisher, zu bauen, und die Verbesserung, die vorzuͤglich in der Form der Tasten und des spielenden Theiles liegt, gestattet eine neue Vorrichtung im Mechanismus, wodurch das Instrument, obschon es unter die senkrechten gehoͤrt, ganz unter dem Gesichte des Spielers zu stehen kommt, so daß die freie Schwingung der Stimme, wenn Gesang das Spiel begleitet, dadurch nicht gehindert wird. Meine Verbesserung an Fortepianos, sagt der Patent-Traͤger, besteht in einer neuen Anordnung der Theile jener Instrumente, welche man senkrechte oder aufrechte (upright piano fortes) nennt, wodurch ich im Stande bin, solche Instrumente weit unter der gewoͤhnlichen Hoͤhe zu bauen, und zugleich dem oberen Theile des Instrumentes ein ganz flaches Ansehen, wie ein Tisch, zu geben, ohne daß irgend eine Hervorragung uͤber dem sogenannten Schlußbrette (lock-board) nothwendig wird. Ich kann ferner dadurch auch den Haͤmmern und Tasten ein weit einfacheres Spiel gewaͤhren, um Toͤne mittelst derselben aus den Saiten hervorzurufen, als bisher bei den aufrechten Fortepianos nicht moͤglich war, und die Toͤne entwikeln sich hier auch weit freier. Die Folge dieser Einrichtung ist nun, daß der Ton meines verbesserten Instrumentes weit lauter klingt, als an anderen aufrechten Fortepianos, und daß der gewoͤhnliche Einwurf, den man von Saͤngern gegen diese Instrumente machen hoͤrt, wenn sie ihren Gesang mit denselben begleiten, daß naͤmlich „die seidene Vorderwand ihre Stimme verschlingt,“ gaͤnzlich gehoben wird. Ich habe ferner auch dadurch, daß ich eine andere Art von Besaitung einfuͤhrte, als bei den aufrechten Fortepianos gewoͤhnlich ist, ein weit leichteres Spiel der Theile und dadurch lautere Toͤne hervorgebracht, als bei dem gewoͤhnlichen Baue solcher Instrumente nicht moͤglich ist. Alle diese Verbesserungen sind nun in den beifolgenden Figuren dargestellt, und werden durch folgende Beschreibung deutlich werden. Fig. 1. zeigt ein senkrechtes oder aufrechtes Fortepiano nach dem verbesserten Baue von der Vorderseite: der obere Theil desselben ist vollkommen flach. Fig. 2. zeigt eine horizontale Ansicht desselben, wo aber das Schlußbrett abgenommen ist, damit man die Tasten, und einen Theil des Inneren sieht. Fig. 3. ist ein senkrechter Durchschnitt, quer durch das Instrument, ungefaͤhr durch die Mitte desselben, wo man die Theile sieht, die eigentlich zu dem Spiele gehoͤren. Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Theile. Da der Bau eines Fortepiano den Instrumentenmachern ohnedieß bekannt ist, so waͤre es uͤberfluͤssig, hier denselben zu beschreiben, und ich beschraͤnke mich bloß so viel moͤglich auf meine Verbesserungen an demselben. aaa ist der Kasten oder Koͤrper (body) des Fortepiano, mit den Saiten, mit dem Resonanzboden, den Stegen etc., und allen Theilen, die zu einem vollkommenen Instrumente nothwendig sind. bb ist das Schlußbrett (lock-board), welches die Tasten dekt, die, wie gewoͤhnlich, auf ihrem Brette oder Gestelle aufgezogen sind. In Fig. 3. sieht man die Form der Tasten, cc, am deutlichsten. Sie sind, wie man wahrnehmen wird, gebogen, um Raum zu gewinnen, und den Hammer durch jenen Theil in gehoͤrige Bewegung zu sezen, den die englischen Claviermacher die Heuschreke (den Grashuͤpfer, Grasshopper) nennen, damit er die Saiten an der gehoͤrigen Stelle trifft. d ist diese Heuschreke, die auf einen unteren Hammer, e, wirkt, welcher mittelst eines Gewindes mit der Leiste (rail) f verbunden ist. Dieser Hammer e wirkt auf einen anderen Hammer, g, uͤber demselben, der auf eine entgegengesezte Weise mit der Leiste h durch ein Gewinde verbunden ist, und welcher Hammer g den oberen oder schlagenden Hammer i in Bewegung sezt, der mit der Leiste k mittelst eines Gewindes verbunden ist, und irgend einen der gewoͤhnlichen Aufhaͤlter fuͤhren kann, damit er nicht wieder auf die Saiten zuruͤkfaͤllt und auf dieselben wirkt. Mit dem unteren Hammer e ist das Ende des senkrechten Drathes oder der Leitungsstange, I, verbunden, welche einen Daͤmpfer von gewoͤhnlicher Einrichtung bewegt, der auf die herkoͤmmliche Weise uͤber dem schlagenden Hammer befestigt ist. m ist die Leiste, gegen welche der schlagende Hammer ruht, wenn er außer Thaͤtigkeit ist.Es ist nicht unsere Schuld, wenn aus dieser Figur auch der beste Claviermacher nicht klug wird: unsere Copie ist genau. Hr. Newton, der dieses Patent abfaßte, hatte Beschreibung, und vorzuͤglich Abbildung, deutlicher geben koͤnnen und sollen. A. d. Ue. Fig. 4. ist ein Querdurchschnitt durch das Instrument nach derselben Richtung, wie in Fig. 3., mit einer Abaͤnderung meiner oben beschriebenen Vorrichtung: hier ist naͤmlich nur ein Unterhammer, indem bei dieser Vorrichtung der gewoͤhnliche Stoßer (Sticker) angebracht ist. cc ist die Taste, die tiefer hinabgebogen ist, als oben angegeben wurde, um Plaz fuͤr den Stoßer, n, zu bekommen, der auf die gewoͤhnliche Weise auf den schlagenden Hammer, i, wirkt. Fig. 5. zeigt ein anderes Instrument aͤhnlicher Art, das aber hoͤher ist, als die oben beschriebenen, oder als andere aͤhnliche aufrechte Fortepianos. Auch hier laͤßt sich am Spiele dieselbe Einrichtung anbringen, und es koͤnnen gerade oder gekruͤmmte Tasten gebraucht werden. Hier fallen aber die sogenannten Stoßer weg, und alle Theile der Saite uͤber dem Daͤmpfer bleiben, mit Ausnahme der seidenen Vorderseite, frei. Die Weise, nach welcher ein solches Instrument besaitet wird (siehe die Figur), gibt die Moͤglichkeit der Anwendung meiner Verbesserung. Mein Patent-Recht gruͤndet sich auf meine Zusammenstellung bereits bekannter Theile, und vorzuͤglich auf die gekruͤmmten Tasten, die uͤbrigens auch bei Clavieren und horizontalen Fortepianos gebraucht werden koͤnnen.

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