Titel: Ueber das Aufziehen der Uhren, über künstliche Bewegungen, und überhaupt über die Vortheile, wenn man Alles gehörig beachtet und benüzt.
Fundstelle: Band 39, Jahrgang 1831, Nr. XI., S. 22
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XI. Ueber das Aufziehen der Uhren, uͤber kuͤnstliche Bewegungen, und uͤberhaupt uͤber die Vortheile, wenn man Alles gehoͤrig beachtet und benuͤzt. Aus dem Journal of the Franklin Institute, mit Zusaͤzen von Hrn. Gill, in dessen technol. and microscop. Repository. Bd. VI. N. 6. S. 355. Ueber das Aufziehen der Uhren, uͤber kuͤnstliche Bewegungen etc. Ein Hr. Rich. Ward zu Waterbury, New-Haven-County, Connecticut, ließ sich am 5. Nov. ein Patent ertheilen, um Luft zum Aufziehen der Uhren anzuwenden. Luft wird bekanntlich durch Waͤrme ausgedehnt und durch Kaͤlte zusammengezogen: diese Ausdehnung und Zusammenziehung der Luft waͤhrend des natuͤrlichen Wechsels der Lufttemperatur soll nun zum Aufziehen einer Uhr verwendet werden. Der Patent-Traͤger meint, daß ein Luftkasten oder Luftbehaͤlter, der 4 bis 5 Gallons zu fassen vermag, hinreichen wird, um eine Uhr mit einem Schlagwerke aufziehen zu koͤnnen. Eine Roͤhre laͤuft aus diesem Luftkasten in ein kleines Gasometer, das aus drei concentrischen Cylindern besteht, gerade so wie bei den Chemikern. Wenn die Luft in dem Kasten ausgedehnt wird, wird sie durch die Roͤhre getrieben, und hebt den mittleren Cylinder des Gasometers, und wenn sie sich zusammenzieht, so faͤllt dieser Cylinder. Dieser Cylinder ist so aufgehaͤngt, daß eine Schnur oder eine Saite, die uͤber eine Rolle laͤuft, eine Trommel oder eine Walze dreht, und so die Uhr aufzieht, er mag steigen oder sich senken. Wir wollen die einzelnen Methoden, die der Patent-Traͤger hier anfuͤhrt, nicht alle im Detail angeben, indem Mechaniker ohnedieß wissen, wie die Sache einzurichten ist. Daß kleinere Uhren durch bloße Ausdehnung und Zusammenziehung fluͤssiger und fester Koͤrper in Folge bloßen natuͤrlichen Wechsels der Temperatur aufgezogen werden koͤnnen, ist unbestrittene Thatsache. Ich habe, sagt Hr. Jones, schon fruͤher bemerkt, daß die Ausdehnungen und Zusammenziehungen einer langen Metallstange in Folge des Wechsels der Temperatur, so wie die anhaltenden Stroͤmungen eines Flusses, Ebbe und Fluth, regelmaͤßige und unregelmaͤßige Winde und sogenannte Luftzuͤge, daß sogar die hygrometrischen Veraͤnderungen gewisser Koͤrper als Mittel zur Erzeugung von Bewegung benuͤzt werden koͤnnen. –––––––– Hr. Gill fuͤhrt a.a.O. in einem Anhange das Beispiel einer Uhr an, welche vor mehreren Jahren in Merlin's beruͤhmtem mechanischen Museum, Hannover Square, bloß durch das Oeffnen und Schließen der Thuͤre, welche nothwendig daselbst sehr oft des Tages auf und zu ging, aufgezogen wurde. Hr. J. J. Hawkins schlug schon vor vielen Jahren vor, die Schwungkraft auf und nieder, welche eine Kellerthuͤre am Eingange eines Hauses erhaͤlt, wenn viele Menschen uͤber dieselbe weggehen (wie dieß in einigen Durchhaͤusern der Fall ist) als mechanische Triebkraft zu benuͤzen, und irgend ein Maschinenwerk dadurch in Umtrieb zu sezen. Hr. Jak. Jones, dessen Bemerkungen uͤber Schraubenschneiden wir neulich mitgetheilt haben, bediente sich einer Thuͤre in seines Vaters Haus, welche am Tage bestaͤndig auf und zu ging, um eine Pumpe zu treiben, welche einen Keller troken legte.Im Bedlam zu London (dem großen Irrenhause) werden mittelst einer hoͤchst einfachen Vorrichtung, durch das bloße Oeffnen und Schließen der Thuͤren der Abtritte, diese lezteren jedes Mal gereinigt, wann ein Individuum auf den Abtritt oder von demselben geht. Auf dem Dache des 580 Fuß langen Gebaͤudes befindet sich ein Wasserbehaͤlter, der mehrere hundert Eimer Wasser enthaͤlt, welches theils zur Sicherheit gegen Feuer, theils zu den Beduͤrfnissen des Hauses in jedem Stokwerke desselben (wo man bloß einen Hahn drehen darf, um Wasser zu haben) von den Wahnsinnigen, welche arbeiten koͤnnen, und denen koͤrperliche Arbeit als Arzenei dient, in die Hoͤhe gepumpt wird. Aus diesem Behaͤlter laͤuft nun eine Roͤhre zu jedem Abtritte, und laͤßt das Wasser zur Reinigung in denselben laufen, sobald ein kleines Schleusenbrett, welches mittelst einer Schnur bewegt wird, die uͤber eine Rolle an der Thuͤre laͤuft, dieselbe oͤffnet. Durch das Oeffnen und Schließen der Thuͤre wird das Schleusenbrett gehoben und gesenkt. Man sollte in jedem groͤßeren oͤffentlichen Orte, wo Abtritte nothwendig sind, der Reinlichkeit und Gesundheit wegen eine aͤhnliche Vorrichtung anbringen. A. d. Ue. Erst vor Kurzem ließ ein Hr. Heinr. Western zu New-York sich ein Patent auf Benuͤzung der Ebbe und Fluth als Triebkraft ertheilen „(Ebbe- und Fluth-Muͤhlen hat man jedoch schon laͤngst);“ er schlaͤgt naͤmlich vor, die ungeheuere Kraft, mit welcher die Schiffe und Fahrzeuge waͤhrend der Ebbe sinken und waͤhrend der Fluth sich heben, zu irgend einem nuͤzlichen Zweke zu verwenden, welches mittelst Hebeln und Rollen sehr leicht geschehen kann. Man braucht hierzu bloß alte Schiffe, mit welchen man nicht mehr aus dem Hafen kann, oder Floͤße. Die ungeheuere Kraft, die man dadurch erhaͤlt, laͤßt sich leicht berechnen nach der Schwere des sinkenden Koͤrpers und nach der Entfernung desselben. Man hat bereits versenkte Schiffe und Guͤter, Felsen etc. aus der Tiefe des Hafens auf diese Weise gelichtet.