Titel: | Ueber Reinigung des Lein- und Reps-Oehles. Von Hrn. Thom. Cogan. |
Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LXXIII., S. 220 |
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LXXIII.
Ueber Reinigung des Lein- und
Reps-Oehles. Von Hrn. Thom.
Cogan.
Aus dem Boston Mechanics' Magazine, im London Mechanics' Magazine. N. 171. 18. Sept.
1830.
Cogan, uͤber Reinigung des Lein- und
Reps-Oehles.
Die gebraͤuchlichsten Oehle aus Oehlsamen sind Reps- und
Lein-Oehl. In Frankreich, und in den meisten uͤbrigen Laͤndern
Europens bedient man sich des Repsoͤhles zum Brennen in Lampen; es ist jedoch
nicht klar und hell, bis man es nicht von dem Schleime und von anderen Stoffen
befreit hat, die, wenn sie erhizt werden, sich verkohlen, und so den Docht beladen,
die Capillar-Attraction, und folglich den freien Zufluß des Oehles hindern.
Saͤuren, wenn sie gehoͤrig angewendet werden, schlagen den Schleim
nieder; es muß aber das Oehl hier lang ruhig stehen und sich sezen koͤnnen,
und es wird noch uͤberdieß das langweilige Filtriren nothwendig;
uͤberdieß ist das Oehl nachher noch sauer, oder hat wenigstens in seinen
Eigenschaften eine solche Veraͤnderung erlitten, daß die Brennbarkeit
desselben dadurch vermindert wurde.
Leinoͤhl braucht man zwar nicht zum Brennen, es wird jedoch in ungeheuerer
Menge vorzuͤglich zu Oehlfarben fuͤr Mahler und Anstreicher verkauft.
Der Leinsame enthaͤlt so viel Schleim, daß er mehr oder minder
geroͤstet werden muß, wenn er sein Oehl unter der Presse fahren lassen soll.
Dadurch wird aber das Oehl, welches urspruͤnglich eine blaßgelbe Farbe hat,
gewoͤhnlich roͤthlich braun, und enthaͤlt dessen ungeachtet
noch immer eine bedeutende Menge Schleimes. Wenn man nun das Oehl von diesem
verkohlten Schleime reinigt, so taugt es desto besser fuͤr alle weißen und
lichten Farben, und widersteht der Einwirkung der Luft und des Wetters desto
kraͤftiger.
Hr. Thenard war, wie es scheint, der Erste, welcher
Schwefelsaͤure zur Reinigung der ausgepreßten Oehle von ihrem Schleime
empfahl. Allein das lange Stehenlassen des Oehles, welches bei dieser Methode
nothwendig ist, damit der verkohlte Schleim sich zu Boden sezen kann, oder das langsame
Filtriren des Oehles war ein großer Nachtheil bei diesem Verfahren, und es wollte
nie gelingen, die ruͤkstaͤndige Schwefelsaͤure durch Waschen
des Oehles mit kaltem oder warmen Wasser vollkommen zu beseitigen, so sehr man auch
ruͤhren wollte.
Hrn. Cogan's Methode, die, im ersten Theile ihrer
Operationen, jener des Hrn. Thenard aͤhnlich ist,
vollendet die lezte Arbeit mittelst Dampfes, wodurch das Oehl von der Saͤure
beinahe vollkommen befreit wird, und die schwarzen Oehlhefen sich binnen
zwoͤlf Stunden zu Boden sezen, so daß das daruͤber schwimmende Oehl
ganz klar bleibt, eine weit schoͤnere Farbe und alle jene Eigenschaften
erhaͤlt, die der Mahler und Anstreicher an demselben wuͤnscht.
Hr. Cogan arbeitet nie mit weniger, als 100 Gallons
OehlEin Gallon ist so viel, als 10 Pfd. destillirten Wassers Raum fordern.A. d. Ue. auf ein Mal, und braucht hierzu 3 Quarts, d. i. ungefaͤhr 10 Pfund
Schwefelsaͤure oder Vitrioloͤhl. Diese Saͤure wird mit gleich
viel Wasser (dem Umfange nach) verduͤnnt. Das Oehl kommt in eine kupferne
kesselfoͤrmige Pfanne, man sezt demselben zwei Quart der verduͤnnten
Schwefelsaͤure zu, und ruͤhrt alles sorgfaͤltigst Eine Stunde
lang oder noch laͤnger mit einem hoͤlzernen Ruͤhrscheite um,
bis die Saͤure sich mit dem Oehle vollkommen verkoͤrpert hat, und die
Farbe des lezteren viel tiefer wird, als sie Anfangs war. Hierauf wird zum zweiten
Male eben so viel Saͤure, wie Anfangs, zugegossen und mit dem Oehle
abgeruͤhrt, und endlich hiernach das lezte Drittel derselben. Das
Umruͤhren muß, ununterbrochen, im Ganzen ungefaͤhr sechs Stunden lang,
fortwaͤhren, wo dann am Ende die Farbe desselben ungefaͤhr wie Theer
seyn wird. Man laͤßt nun das Oehl uͤber Nacht ruhig stehen, und
traͤgt es am folgenden Morgen in den Kessel uͤber, der von Kupfer ist.
In den Boden dieses Kessels tritt eine Dampfroͤhre ein, die sich in demselben
in drei bis vier Aeste zertheilt, deren jeder am Ende mit einer
durchloͤcherten Platte versehen ist. Der Dampf gelangt auf diese Weise in
einem hoͤchst fein zertheilten Zustande in das Oehl, und durchzieht dasselbe,
durchdringt es in allen seinen Theilen, und hizt es endlich bis zur Temperatur des
kochenden Wassers. Dieser Durchdampfungsproceß wird ungefaͤhr 5 bis 6 Stunden
lang fortgesezt, wo dann das Oehl etc. in das Kuͤhlgefaͤß kommt,
welches die Form eines umgekehrten Kegels hat, der sich in eine kurze Roͤhre
endet, welche an der Seite, einige Zoll vom Boden, mit einem Sperrhahne versehen
ist. Nachdem das Oehl eine Nacht uͤber in dem Kuͤhlgefaͤße
gestanden ist, kann es abgelassen werden. Zn diesem Ende wird der Hahn in der Naͤhe des Bodens
geoͤffnet, und die schwarze waͤsserige saure Fluͤssigkeit
fließt aus. Sobald Oehl anfaͤngt auszufließen, sperrt man diesen Hahn, und
oͤffnet jenen an der Seite des Kuͤhlgefaͤßes, aus welchem das
Oehl klar und hell ausfließt: das Oehl, welches noch truͤbe ist, bleibt unter
dem oberen Hahne. Nachdem das reine Oehl abgelassen wurde, zieht man das
truͤbe in einen eigenen Behaͤlter uͤber, wo es sich entweder
durch Sezen gaͤnzlich reinigt, oder spaͤter mit der naͤchsten
Menge rohen Oehles gemengt werden kann.