Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XVI., S. 68 |
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XVI.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber die Ausstellung boͤhmischer Industrie- und
Gewerbs-Producte
im Jahre 1829 haben wir im polytechnischen Journale Bd. XXXIII. S. 318. bereits Nachricht
gegeben. Am 5. April dieses Jahres, als am Tage des Praͤmienfestes, erschien
der sehr umfassende Bericht der Beurtheilungs-Commission uͤber jene
Industrie-Ausstellung.Diese Schrift fuͤhrt den Titel: Bericht der
Beurtheilungs-Commission uͤber die im Jahre 1829
unter der Leitung des boͤhmischen k. k. Landes-Guberniums
Statt gefundene oͤffentliche Ausstellung der
Industrie-Erzeugnisse Boͤhmens. Von dem k. k.
Landes-Gubernium am 5. April 1831, dem Tage des
Praͤmienfestes, durch den Druk zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
Prag 1831. Da gegenwaͤrtig wieder eine boͤhmische
Landes-Industrie-Ausstellung in Prag Statt findet, uͤber welche
der Bericht fruͤhzeitiger als der von 1829 erscheinen duͤrfte, so
wollen wir bis zu dessen Erscheinung die vorhabende ausfuͤhrlichere Anzeige
beider Ausstellungen beruhen lassen, und geben einstweilen bloß die Namen der mit
Preisen gewuͤrdigten Fabrikanten und Gewerbsleute jener Ausstellung von
1829.
Der goldenen Medaille waren wuͤrdig befunden worden: 1) Kossek, Kunstuhrmacher in Prag. 2) Graf Wrbna'sches Eisenwerk zu Horzowitz. 3) Graf Harrach'sche Glasfabrik zu Neuwald und Leinwandfabrik zu Starkenbach. 4)
Ignaz Leitenberger'sche Kattunfabrik in Reichstadt (in
technischem und wissenschaftlichem Betriebe gegenwaͤrtig die erste Fabrik
Oesterreichs und Deutschlands). 5) Sellier und Bellot, Zuͤndhuͤtchenfabrik bei Prag.
Der silbernen Medaille: 1) Joseph Kail, Lehrer am Prager Conservatorium, fuͤr musikalische
Instrumente. 2) Anton Lebeda, Buͤchsenmacher in
Prag. 3) Fuͤrstl. Fuͤrstenberg'sche
Eisenwerke zu Neu-Joachimsthal, Rostok und Neuhuͤtten. 4) Karl Hufsky, Fabrikant und Erfinder des Terralith in
Hohenstein. 5) Gebruͤder Haidinger,
Porzellanfabrik in Elbogen. 6) Anton Ferdinand Schuͤrer, Glasfabrikant in Blottendorf. 7) Friedrich Egermann, Lithyalienfabrik in Blottendorf. 8) Karl Graf
Kinsky'sche Spiegelfabrik zu Burgstein. 9) Christoph
Abele, Spiegelfabrik in Neuhurkenthal. 10) Franz Brosche, chemische Fabrik in Prag. 11) Ignaz Martin, Garnfabrik in Zwikan. 12) August Schlechta und Sohn,
Leinwandfabrik in Lomniß. 13) Gebruͤder Erxleben und
Comp., Leinwandfabrik in Landskron. 14) Koͤchlin
Hr. Karl Koͤchlin erlebte diese
Preisevertheilung nicht mehr, indem der Edle dieses Fruͤhjahr viel zu
fruͤh fuͤr seine zahlreiche Familie, seine Freunde und
fuͤr die Industrie starb. Eine gerechte Wuͤrdigung seiner
vielseitigen großen Verdienste um die oͤsterreichische Industrie
liefert dieser Bericht. S. 102. und Singer, Kattunfabrik in Jungbunzlau. 15)
Franz Leitenderger, Kattunfabrik in Cosmanos. 16) Franz
Wuͤnsche und Comp. Kattunfabrik in Hirschberg.
17) Jerusalem und Przibram,
Kattunfabrik in Rosenthal und Simchow. 18) Joh. Matthias Schmidt's Erben, Wollenzeugfabrik in Neugedein. 19) Dominik Bimann, Graveur in Prag. 20) Anna Rzabek, Florentinerhuͤtefabrik in Prag. Außerdem wurden noch 46 Bronze-Medaillen an die hiezu wuͤrdig
Befundenen vertheilt und der anderen Gegenstaͤnde nach dem Befunde der Jury
ehrenvoll erwaͤhnt. Praͤses der Beurtheilungs-Commission war
der wuͤrdige Herr Graf Joseph v. Dietrichstein und das befoͤrdernde und belebende
Prinzip des Ganzen der um Boͤhmen und dessen hochgesteigerter Industrie
hoͤchst verdiente Oberstburggraf und Praͤsident des k. k.
Landes-Guberniums Karl Graf v. Chotek.
Ueber den Einfluß der Maschinen auf die Beschaͤftigung
der Arbeiter.
Mit der großen Veraͤnderung der Dinge in Frankreich ward eine Sache neuerdings
in Anregung gebracht, die sowohl in diesem Lande als in England schon so oft zu
Unordnungen Anlaß gegeben hat. Wir meinen die Abneigung, welche die arbeitende
Klasse und selbst unaufgeklaͤrte Menschen aus gebildeterem Range gegen die
Anwendung von Maschinen finden. Die Stokung aller Industrie, die in Frankreich in
Folge der Revolution und des Ungewissen schwankenden Zustandes eintrat und sich
uͤber ganz Europa mehr oder minder verbreitete, nahm vielen Arbeitern ihren
Verdienst. In Frankreich, wo das Volk wieder einmal des Zuͤgels Meister
geworden war, die Aufregung noch alle Klassen fieberisch bewegte, schrieben viele
brodlose Arbeiter den Maschinen ihre schlimme Lage zu, und wendeten ihre
zerstoͤrenden Haͤnde gegen diese in der Hoffnung, sich derselben mit
eben dem Erfolge zu erledigen, mit welchem sie die alte fehlerhafte
Regierungsmaschine Karls X. zertruͤmmert hatten.
So schlimm die Folgen der uͤbrigens nothwendigen politischen Reaction momentan
waren, so haͤtten jene einer solchen industriellen Umwaͤlzung, wenn
sie allgemein uͤber ganz Frankreich ausgefuͤhrt worden waͤre,
noch unendlich viel zerstoͤrender und moͤrderischer fuͤr den
Nationalwohlstand werden muͤssen. Es vereinigte also die neue herrschende
Gewalt alle ihre Kraͤfte, um derselben fuͤr den Augenblik zu begegnen,
durch oͤffentliche Arbeiten, durch gewaltsame Einschreitungen u.s.w., und fand in der Société d'instruction
élémentaire eine thaͤtige Alliirte, welche versuchte
dem Uebel dadurch mehr von Grund aus abzuhelfen, indem sie die Feinde der Maschinen
uͤber ihren Irrthum aufzuhellen versuchte. Sie sezte zu diesem Zweke einen
Preis von 500 Franken fuͤr die beste Abhandlung uͤber diesen
Gegenstand aus, welche unter den Arbeitern verbreitet werden sollte.
Dieser wurde am 24. Nov. 1830 endlich unter drei Bewerbern getheilt und deren
Abhandlungen zusammen unter dem Titel: De l'utilité
des machines (Paris, de l'imprimerie de David
1831), zum Druke befoͤrdert.
Eine Dame, Elisabeth Belnard in Paris erhielt den ersten
Preis von 300 Fr. Ihre Schrift fuͤhrt den Titel: Des
Machines, de leur influence sur laprospérité de la nation et le
bien-être des ouvries.
Dr. med. Tuͤrk in Nancy, und M. Bereuger, Uhrmachergesell in Paris, erhielten jeder einen
Antheil von 100 Franken. Jener schrieb einen Dialogue entre
plusieurs ouvriers sur les avantages des machines: dieser eine Abhandlung De
l'influence des mécaniques sur le prix de salaires et le hienêtre
du peuple. Ihre drei Abhandlungen liegen vor uns und wir wollen deren
wesentlichen Inhalt zusammenfassen und unseren Lesern nebst einigen eigenen Gedanken
in Kuͤrze mittheilen.
Die drei Verfasser bemuͤhen sich durch Beispiele, Thatsachen, Zahlen zu
beweisen, welchen allgemein nuͤzlichen Einfluß die Maschinen aller Art auf
die Bequemlichkeit und das Wohlseyn der menschlichen Gesellschaft aͤußern.
Eine Wassermuͤhle ist im Stande 36 Hektolitres Getreide des Tages zu mahlen,
wozu es mit Handmuͤhlen 155 Leute beduͤrfte. Wenn jeder derselben mit
2 Fr. bezahlt wuͤrde, kaͤmen diese 36 Hektolitres auf 310 Fr. zu
stehen. Ein Wasserwerk kostet dagegen jaͤhrlich 3000 Fr., also 40 Fr.
taͤglich fuͤr 310 Fr., woraus sich ergibt, daß auf 36 Hektolitres
Getreide durch die Wasserkraft 300 Fr. gespart und der Preis des Kilogrammes Brod um
2 Gols erniedrigt wird. Hiebei ist die Wirkung noch nicht beruͤksichtigt, die
eine so schwere anstrengende Arbeit als das Treiben der Handmuͤhlen auf die
ungluͤklichen Arbeiter aͤußern wuͤrde. – Als die
Wissenschaft der Mechanik noch nicht ausgebildet war, waren drei Viertheile der
Bevoͤlkerung im groͤßten Elend; allgemeine Hungersnoth trat
haͤufig ein und raffte einen Theil der Bevoͤlkerung weg. Ehe die
Buchdrukerei erfunden war, lebten eine kleine Zahl Copisten kaͤrglich und
verkruͤppelnd von ihrem Geschaͤfte. Nun verdienen alle
Buchdrukerarbeiter, deren Anzahl jene mehr als zweihundert Mal uͤbersteigt, 4
bis 40 Franken des Tags. Als es keine Strumpfwirkerstuͤhle gab, verdiente
eine Jahr aus Jahr ein baarfußlaufende Strikerin 6 bis 8 Sous des Tags. Nun werden
die Strumpfwirker mit 40 bis 50 Sols bezahlt.
Seht, „sagt Dr. Tuͤrk, indem er sich an
die Maschinenfeinde wendete,“ – Seht, wenn man alle Maschinen,
deren die Agrikultur sich bedient, vernichten wuͤrde, was wuͤrde
geschehen? – Etwa zehn Millionen arbeitsfaͤhige Menschen moͤgen
in Frankreich seyn. Glaubt ihr, daß diese Zahl, so groß sie scheint, hinreichen
wuͤrde, ohne Pflug, Ege, Dreschmaschine, Muͤhlen u.s.w. den Boden zu
bebauen und fuͤr sich und ihre Familien Nahrung zu erzeugen? Nein gewiß
nicht, und ein Theil des Erdreiches muͤßte unbebaut bleiben, und ein Theil
der Bevoͤlkerung in kurzer Zeit dem Elende und Hunger anheim fallen. Ohne
Kuͤnste, ohne Maschinen, ohne Manufakturen wuͤrde selbst dem
Geringsten das Einzige entzogen, was ihm das Leben noch ertraͤglich macht;
die menschliche Gesellschaft wuͤrde in den Zustand der Verwilderung
zuruͤkkehren, in Felle, ungegerbtes Leder sich kleiden oder gleich Wilden
nakt und bloß in den Waͤldern umherirren. Seht doch den Zustand jener
uncultivirten Nationen anderer Welttheile, die in den fruchtbarsten Laͤndern
wild umher irren? – Wollt ihr mit ihnen tauschen? – Sie haben Alles
besser als wir Europaͤer, ein herrliches Klima, fruchtbarer Boden, und
dennoch koͤnnen sie kaum den hundertsten Theil des Nuzens daraus ziehen, den
wir aus unserm Boden gewinnen. Was fehlt ihnen dazu? – Werkzeuge und
Maschinen, denn Maschinen sind nichts als verbesserte Werkzeuge. Unsere Stadt hat
30,000 Einwohner, wovon viele von Tuchmacherei leben. Wenn nun diese Arbeit noch
unvollkommen waͤre, ohne Kardaͤtsch-, Spinn-,
Waschmaschinen, ohne Schnellschuͤzen, ohne Schermaschinen, so wuͤrde
die Elle ordinaͤres Tuch vielleicht mehr als 100 Fr. kosten. Wie viel Leute
glaubt ihr, daß es in unserer Stadt geben kann, die fuͤr diesen Preis es
kaufen koͤnnten? – Vielleicht zehn. Nun werden einige Maschinen
erfunden, welche die Arbeit so herabbringen, daß zwar ein großer Theil der damit
beschaͤftigten Arbeiter entbehrlich sind, und die Elle Tuch fuͤr 50
Fr. gegeben werden kann. Wie viel Leute werden dann es kaufen koͤnnen? Gewiß
hundert. Und wenn es endlich nur 25 Fr. kosten wird, werden wir vielleicht 1000
Individuen finden, die sich es kaufen koͤnnen, und die Consumtion desselben
so wie die Arbeit wird sich hundert Mal vermehren. Wenn also einerseits die
Handarbeit abnimmt, nimmt andererseits der Verbrauch in weit groͤßeren
Verhaͤltnissen zu und ersezt so wieder jenen Verlast der arbeitenden Klasse
doppelt, gibt ihr Beschaͤftigung und groͤßeren Verdienst. So haben wir
bereits 800 Schermaschinen in Arbeit, die taͤglich 444,000 Ellen Tuch scheren
koͤnnen was der Arbeit von 24,000. Handscherern gleich koͤmmt. Die
jaͤhrliche Ausgabe zum Unterhalt jener 800 Maschinen kostet, 1,620,000 Fr.,
waͤhrend jene 24,000 Arbeiter etwa 10,506,000 Franken kosten wuͤrden,
und das Tuch um so viel vertheuern, seinen VerbrauchVerbrarch um so viel verringern muͤßten.
Eure Vaͤter werden sich noch erinnern, wie viele Baumwollenspinner in
Frankreich waren, als wir die mechanischen Spinnereien noch nicht besaßen, und wie
theuer damals Baumwollenzeuge waren. Laßt sie nun die Anzahl der Arbeiter
zaͤhlen, die sich nebst den Maschinen mit hoͤherm Lohne dabei
beschaͤftigen. Jenen Handspinnern war der Verbrauch der Waaren, die sie
verfertigen halfen, versagt; jezt schmuͤkt und kleidet sich jede
Maschinenspinnerin mit den wohlfeilen Hizen, und so werden diese Maschinen
Wohlthaͤter an denen, die sie bei ihrem Erscheinen mit dem bittersten Hasse
verfolgten. Welche Wunder die Baumwollen Spinnmaschinen in England hervorbrachten,
durch welche ein einziger Arbeiter 400 Faͤden auf einmal spinnen kann,
erfahren wir durch J. B. Say, dessen Kenntnisse und
Wahrheitsliebe in ganz Europa bekannt sind. Vor ihrer Erfindung gab es in
England....
5,200
Spinnerinnen und
2,700
Weber.
–––––
7,900
im Ganzen.
Im J. 1787, nur 10 Jahre nach der Einfuͤhrung der
Maschinen zaͤhlte man
105,000,
Spinner aus allen Altersklassen,
207,000,
Menschen mit der Weberei beschaͤftigt.
–––––––
312,000
Arbeiter im Ganzen.
Haben die Maschinen den Arbeitern ihre Arbeit geraubt?
–
Seht das große, reiche, bevoͤlkerte und geschikte industrielle Land China, wo
Alles mit der Hand gemacht wird. Millionen sind im tiefsten Elende, Taufende sterben
jaͤhrlich Hungers, Eltern ertraͤnken ihre nahrungslosen Kinder. Ist
euer Zustand diesem nur im entferntesten aͤhnlich? – Als die Uhren
noch mit der Hand gemacht wurden, hatte unsere Stadt einen Uhrmacher, der in Duͤrftigkeit lebte. Nun, da durch die
Maschinen alle Theile vorbereitet werden, das Werk einer Uhr nur 1 1/2 Franken
kostet, leben hier deren zwoͤlfe bei reichlichem Auskommen von der
Uhrmachern, und dort wo sie fabricirt werden, leben und bereichern sich Tausende
davon.
Auch den Vorwurf, daß Maschinen im Moment ihrer Erfindung die Verhaͤltnisse
aͤndern und viele Arbeiter brodlos machen, finden wir triftig widerlegt. Wenn
eine neue Maschine erfunden wird, welche die Handarbeit ersezt, verhindern viele
Umstaͤnde ihre schnelle Verbreitung. Der Erfinder haͤlt seine
Erfindung mehrere Jahre an sich zuruͤk; eine neue Maschine ist fast nie
sogleich vollkommen, und ihre Erzeugnisse sind oft zwar wohlfeiler, aber weniger
vollkommen als die Handarbeit; selbst bei gleicher Guͤte haben sie feindliche
Vorurtheile zu bekaͤmpfen, die ihre Verbreitung hindern. Der Ankauf neuer
Maschinen erfordert haͤufig großes Kapital, welches nicht alle Fabrikanten
besizen oder daran wagen wollen, ehe lange Erfahrung die Tuͤchtigkeit
derselben hinlaͤnglich sicher gestellt hat. Sie koͤnnen
unmoͤglich so schnell verfertigt werden, daß auf sie die Erzeugung aller
Waaren derselben Art, die bisher durch Handarbeit erzeugt waren, auf einmal
uͤbergehen. Die Handarbeiter koͤnnen oft mehrere Jahrzehnte lang mit
den Maschinen kaͤmpfen, und wenn dieses endlich nimmer moͤglich wird,
wenn die Preise der Gegenstaͤnde durch die Maschinen so herabgedruͤkt
sind, daß die Handarbeit nimmer konkurriren kann, was Alles nur sehr stufenweise
geschieht, so hat sich mit der Wohlfeilheit zugleich der Verbrauch so vermehrt, daß
nebst den Maschinen so viel und mehr Arbeiter in demselben Zweige
beschaͤftigt sind, als vorher ohne Maschinen.
Neue Veraͤnderungen, neue Abarten der Fabrikation entstehen, die wieder
Handarbeit erfordern, die
Arbeit wird oft auf eine hoͤhere Stufe gefuͤhrt, wird mehr rationell
und geht wieder in die Haͤnde der Menschen uͤber, denen die Maschine,
mit dem mechanischen Theile beschaͤftigt, zur Seite steht. So gab es noch
hundert Jahre nach Erfindung der Drukerei Copisten. Lange kaͤmpfte die
Handspinnerei mit den Maschinen; noch jezt gibt es Struͤmpfestrikerinnen.
Noch jezt arbeiten viele Papiermacher aus der Buͤtte, troz der mechanischen
Papierfabriken. Noch jezt hat die groͤßere Zahl der Buchdruker Handpressen.
Noch jezt gibt es troz der Walzendrukmaschinen, eine weit groͤßere Zahl
Zißdruker als je vor der Existenz dieser Maschinen bestanden haben. Noch jezt ist
die menschliche Hand in unzaͤhligen Gegenstaͤnden thaͤtig, wo
die Dampfkraft sie vortheilhaft ersezen koͤnnte, und Jahrhunderte werden
vergehen bis diese hartnaͤkige Menschenhand verdraͤngt seyn wird. Ja
wird es einst dahin kommen, so wird der menschliche Geist fuͤr sie neue
doppelte Beschaͤftigung vorbereitet und erfunden haben, und es wird keine
anderen Arme geben, als die Arbeitsunfaͤhigen, die Faulen und Verschwenden
Dieses lehrt uns die Geschichte der Vergangenheit, welche immer der Spiegel der
Zukunft war und bleiben wird. Darum wenn es wahre Wohlthaͤter des
Menschengeschlechts gab und gibt, so waren es die Erfinder von Maschinen, welche den
Menschen von laͤstigen, gesundheitsgefaͤhrlichen, oft
moͤrderischen Handarbeiten befreiten, und ihn seinem wahren Standpunkte,
jenem des einzigen wirklich rationellen Geschoͤpfes dieser Welt,
naͤher fuͤhrten. So wie der Krieg, den Napoleon gegen England durch
die Einfuͤhrung der Baumwollenspinnereien in Frankreich fuͤhrte,
seinem Lande mehr Nuzen verschaffte als alle seine Siege, so haben die Erfinder von
Maschinen allen Zeiten der Menschheit mehr Gutes gethan als alle Eroberer, und nur
den Maschinen hat Europa den hohen Standpunkt, den es heute inne hat, der ihm die
Macht gab alle seine Schwesternwelttheile zu erobern oder zu bevormundschaften, und
zu cultiviren, – zu verdanken. Den Maschinen des Archimedes verdankten seine
Landsleute ihre Siege zur See und zu Land; dem Pulver des deutschen Moͤnchs
verdankte Europa seine Eroberung Amerika's, u.s.w.
Preise fuͤr Werkfuͤhrer von Fabriken, um den
Eifer derselben zu erhoͤhen und zu unterhalten.
Die Société d'encouragement zu Paris
fuͤhlte seit langer Zeit, daß die Preise, welche dieselbe jaͤhrlich
denjenigen ertheilte, die sich im Felde der Industrie auszeichneten, ihrem Zweke
nicht entsprachen, und daß dieses von ihr befolgte System eine große Luke lasse.
Diese Belohnungen wirken naͤmlich nicht bis auf die Werkstaͤtten
selbst zuruͤk; sie fallen fast immer nur den Eigenthuͤmern großer
Unternehmungen, den Leuten von Genie, welche die Theorien der Wissenschaft dadurch
befruchten, daß sie dieselben auf unsere Beduͤrfnisse anwenden, den
Kapitalisten, die ihr Vermoͤgen der Wohlfahrt des Handels und des
Gewerbfleißes widmen, kurz den industriellen Groͤßen oder Eminenzen zu,
waͤhrend die arbeitende Klasse selbst fast nie einen Antheil an denselben
hatte. Und doch verdanken wir den Erfolg und das Gelingen so vieler Unternehmungen
dem Talente und der Thaͤtigkeit der Werkfuͤhrer und anderer wirklicher
Arbeiter, welche so oft durch die Kenntnisse, welche sie sich durch die
laͤngere Ausuͤbung ihres Gewerbes erwarben, durch eine
gluͤkliche Gabe der Natur, durch ihren unermuͤdlichen Eifer
fuͤr die Fabrik, die sie leiten, durchaus unentbehrlich werden. Die
Gesellschaft ernannte daher eine eigene Commission, welche die Mittel ausfindig
machen und vorschlagen sollte, durch welche unter den Arbeitern der
Werkstaͤtten die Liebe zur Arbeit, der Eifer fuͤr Erfuͤllung
der Pflichten ihres Gewerbes, und der Geist der Ordnung erhalten und erhoͤht
werden koͤnnte. Der Bericht, welchen Hr. Francoeur
im Namen dieser Commission erstattete, und aus welchem wir hier einen Auszug
liefern, befindet sich im Bulletin de la
Société d'encouragement 1830, October S. 387. Die Commission
ging von der Idee aus, daß man zur Erreichung obigen Zwekes vorzuͤglich auf
die untergeordneten Fuͤhrer der Werkstaͤtten und Fabriken, auf die
sogenannten Werkfuͤhrer, wirken muͤsse, indem diese die Hauptelemente
des gluͤklichen Erfolges der meisten Unternehmungen sind, und indem diese,
dessen ungeachtet, so haͤufig in einem großen Grade von Duͤrftigkeit
leben muͤssen. Sie glaubte daher, daß man den Werkfuͤhrern, welche mit
Eifer, Thaͤtigkeit und Kenntniß gedient, Belohnungen ertheilen muͤsse,
und daß ein fuͤnfjaͤhriger vorwurfsfreier Dienst der selben hinlaͤnglich sey, um auf
diese Belohnungen Anspruch machen zu koͤnnen. Der Vorschlag der Commission
lautet daher wie folgt:
1) Im Jahre 1831 werden in der Hauptsizung des ersten Semesters Medaillen von Bronze
an die Werkfuͤhrer der groͤßeren industriellen Anstalten von ganz
Frankreich vertheilt werden. Eine zweite aͤhnliche Vertheilung wird im Jahre
1833, und in der Folge von vier zu vier Jahren Statt haben.
2) Auf jeder Medaille, mit welcher eine Summe von 50 Fr. verbunden ist, wird der Name
des Werkfuͤhrers und jener der Anstalt, an welcher er arbeitet,
eingravirt.
3) Die Zahl der Medaillen, welche jedes Mal vertheilt werden, wird hoͤchstens
100 betragen; sollte die Gesellschaft nicht 100 Concurrenten dieser Auszeichnung
wuͤrdig halten, so wuͤrde sie die Zahl dieser Belohnungen, die nur dem
Verdienste zugestanden werden duͤrfen, vermindern.
4) Die Werkfuͤhrer, welche sich um diese Medaillen bewerben wollen,
muͤssen sich mit gehoͤrig legalisirten Zeugnissen versehen, in welchen
ihre Moralitaͤt und die Dienste bezeugt sind, welche sie im Laufe von 5
Jahren der Anstalt leisteten, an welchen sie als Arbeiter beschaͤftigt sind.
Diese Zeugnisse muͤssen nicht bloß von dem Chef des Hauses, von dem Maire und
von den Ortsbehoͤrden, sondern auch von den Civil- oder
Militaͤringenieurs und von jenen Mitgliedern der Société d'encouragement bestaͤtiget werden, welche an
den Orten, wo sich die Anstalt befindet, wohnen oder welche dieselbe oͤfter
besuchen. Die Zeugnisse muͤssen die groͤßte Authenticitaͤt
haben, und muͤssen der Gesellschaft vor dem 1. Februar des Jahres, in welchem
die Vertheilung der Medaillen Statt hat, eingesendet werden.
5) Der Werkfuͤhrer darf weder ein Bluts- noch Heirathsverwandter des
Fabrikeigenthuͤmers, noch ein Associé desselben seyn. Er muß lesen und
schreiben koͤnnen; er muß sich durch seinen Fleiß im Arbeiten, durch seine
Kenntnisse, und durch die Dienste ausgezeichnet haben, welche er seiner
Werkstaͤtte leisten. Bei gleichem Verdienste erhaͤlt jener den Vorzug,
welcher zeichnen kann, oder welcher seine Kunst in irgend etwas vervollkommnet hat.
Die Zeugnisse muͤssen daher auch alle Details geben, durch welche man in den
Stand gesezt wird, die Eigenschaften des Preisbewerbers gehoͤrig zu
wuͤrdigen.
6) Dieser Bericht wird gedrukt und vertheilt werden, um denselben bekannt zu machen,
und um die Aufmerksamkeit der Arbeiter auf ihn zu leiten. Au jene Vorstaͤnde
von großen Anstalten, welche bei der vorhergehenden Ausstellung der
Industrieproducte eine Medaille von Gold oder Silber erhielten, werden Briefe
gerichtet werden. Alle Praͤfecten werden gebeten werden den Beschluß der
Gesellschaft in allen Werkstaͤtten ihres Departements bekannt zu machen.
Wir werden unsere Leser seiner Zeit von dem Erfolge dieser Preisvertheilungen
unterrichten, die zwar wenig zur Hebung der in Anregung gebrachten
Duͤrftigkeit so vieler derlei Arbeiter beitragen duͤrften, von denen
sich aber dadurch einiger Vortheil erwarten laͤßt, daß sie das unter der
arbeitenden Klasse so sehr gesunkene Ehrgefuͤhl etwas emporbringen. Die
Gediegeneren werden jedoch, wie uns scheint, diese Art von Preisevertheilung mit
Recht zu kleinlich finden.
Explosion eines der Dampfwagen des Hrn. Gurney.
Ein Dampfwagen des Hrn. Gurney wurde neulich zu Glasgow
durch eine Explosion des Kessels in Stuͤke zerschlagen. Die Katastrophe
geschah in dem Square der Cavalry Barracks, wo man den Wagen dem Publicum zeigte. Er
war gerade einige Mal um diesen Vergnuͤgungsplaz herumgefahren und hatte an
einem Ek desselben gehalten, wo einige Leute ausstiegen. Zwei Knaben stiegen in
denselben hinein und mehrere Personen waren in dem Begriff ihnen zu folgen, als der
Kessel mit einer fuͤrchterlichen Explosion zerbarst und den Wagen in
unzaͤhlige Stuͤke zerschmetterte. Die zwei Knaben wurden sehr schwer
im Gesicht und an anderen Theilen des Koͤrpers verwundet. Die Ursache der
Explosion kennt man noch nicht genau. (Glasgow Paper.
Mechanics' Mag. N. 409.)
Neuer Dampfwagen der HHrn. Napier.
In der Maschinenfabrik der HHrn. William Napier und Comp.
zu Glasgow baut man gegenwaͤrtig einen Dampfwagen, der sich nicht nur
fuͤr Eisenbahnen, sondern auch fuͤr gewoͤhnliche Straßen eignet
und ganz verschieden von demjenigen des Hrn. Gurney ist.
Er wird die Laͤnge einer gewoͤhnlichen Postkutsche sammt den Pferden
haben und auch dieselbe Breite. Der Wagen und die Maschinen (es sind zwei solche
vorhanden) sind von einander getrennt; der Wagen wird hinter der Maschinerie
gezogen. Der Mechanismus der Maschinerie gruͤndet sich auf ein Prinzip,
welches von allen bisher bei fortschaffenden Maschinen befolgten sehr verschieden
ist; die Kraft wird naͤmlich den Raͤdern nicht durch eine Kurbel,
sondern durch ein Laufband mitgetheilt. Die Sicherheitsventile sind ebenfalls nach
einem neuen Prinzip verfertigt und von solcher Beschaffenheit, daß sie die bei
Hochdrukmaschinen vorkommenden Unfaͤlle fast unmoͤglich machen. Die
vor dem Wagen angebrachte Maschinerie wird mit einer hoͤlzernen Bedekung
versehen und ganz unsichtbar seyn. Es werden zwoͤlf Personen in der Kutsche
und neun außerhalb derselben sizen koͤnnen. Die Achse und Raͤder haben
ebenfalls eine besondere Einrichtung, die Vorderraͤder laufen naͤmlich
unter dem Wagen und die Federn befinden sich alle außerhalb desselben. Der Kasten
des Wagens laͤuft nur sechszehn Zoll uͤber dem Boben. Da der Wagen von
den Maschinen getrennt ist, so kann er leicht in eine gewoͤhnliche
Postkutsche umgeaͤndert und durch Pferde gezogen werden, was fuͤr den
Fall einer Beschaͤdigung der Maschinerie hoͤchst wichtig ist. Die
HHrn. Napier geben ihrem Wagen den Namen Naepeer. Glasgow Chronicle. Galignani. N. 5059.)
Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester.
Jeder Tag uͤberzeugt uns mehr von der Wichtigkeit dieses Unternehmens. Zu den
Zeiten, wo die Communication zwischen diesen Staͤdten am staͤrksten
ist, reisten fruͤher 750 bis 800 Passagiere taͤglich zwischen ihnen
hin und her. Lezten Mittwoch aber fuhren auf der nun hergestellten Eisenbahn 2000
Personen theils von Liverpool nach Manchester, theils von dieser nach jener Stadt,
gestern aber wurden sogar 2500 Passagiere und 400 Tonnen Guͤter auf der Bahn
gefahren. (Liverpool Mercury 27. Mai 1831, Mechanics' Magazine. N. 409.)
Die Actionnaͤre der Eisenbahn hielten neulich eine Versammlung, worin
beschlossen wurde noch 6375 Actien, jede zu 25 Pfund Sterling auszugeben. Mit diesem
neuen Capital sollen theils einige Summen, welche die Gesellschaft der Regierung
schuldet, bezahlt, theils Magazine u.s.w. errichtet werden. Die
Netto-Einnahme wird Ende naͤchsten Monates 30,000 Pfd. St. betragen,
womit wieder ein Dividend von vier Procent bezahlt wird, was acht Procent
jaͤhrlich betraͤgt. Im Durchschnitt fahren taͤglich 1300
Passagiere auf der Bahn. (Examiner. Galignani. N.
5062)
Neues Schleußensystem des Hrn. Burdin.
Hr. Burdin hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Wasser,
welches von einem Kanale verzehrt wird, lediglich auf jene Quantitaͤt zu
beschraͤnken, welche nothwendig durch die Infiltration und
Verduͤnstung verloren geht; d.h. er wollte den Verlust an Wasser ersparen,
welchen der Durchgang eines Schiffes durch eine Schleuße mit gewoͤhnlichem
Schleußeneinsaze verursacht. Er hat seine Aufgabe gluͤklich geloͤst,
und das Resultat derselben in einem Werke niedergelegt, welches unter folgendem
Titel erschien:
Nouveau Systéme d'écluses évitant toute
perte de forces vives, autrement dit, ne de dépensant qu'un poids d'eau
égal á celui des bateaux ascendans, et gagnant, an contraire, la
même quantité de liquide à la descente de ces derniers: par
M. Burdin, ingénieur en chef au Corps royal des
mines. In 4°. de 31 pages, avec une planche
gravée par Adam Carillan
Gocury. Paris 1830.
Das Princip, auf welchem Hrn. Burdin's Schleusten beruhen,
ist nach Hrn. Maltet, der im Bulletin d. l. Société d'encouragement 1830. Octobre S. 391. einen sehr vortheilhaften Bericht
uͤber dieses Werk erstattete, folgendes. Wenn man sich einen Heber mit doppelter Beugung
denkt, an welchem der eine Arm seine Oeffnung oben hat, waͤhrend der andere
umgekehrt ist, und an welchem beide Arme gleichen Durchschnitt haben; wenn man
annimmt, daß diese beiden Arme durch einen dritten mittleren von irgend einem
Durchschnitt verbunden sind; daß in dem umgekehrten Arme ein Staͤmpel
angebracht ist, welcher sich ohne Gewicht und ohne Friction bewegt; wenn man endlich
voraussezt, daß der, auf diese Weise eingerichtete, Heber mit Wasser gefuͤllt
ist, so werden sich die beiden Wassersaͤulen ins Gleichgewicht sezen, so wird
die Oberflaͤche der aufsteigenden Saͤule gleiches Niveau mit dem
oberen Theile eines Staͤmpels haben, und dieser Stand der Dinge wird immer
anhalten, auf welcher Hoͤhe sich auch der Staͤmpel befindet. Sezt man
aber in dem aufsteigenden Arme eine kleine Quantitaͤt Wasser zu, oder nimmt
man dieselbe weg, so wird Alles in demselben eine steigende oder fallende Bewegung
annehmen. Hierauf beruht die ganze Einrichtung der Schleußen des Hrn. Burdin, der sich gegenwaͤrtig mit Erfindung einer
neuen Anwendung der Dampfmaschinen zum Transporte auf Straßen
beschaͤftigt.
Transportable hoͤlzerne Haͤuser des Hrn.
Blom.
Hr. Blom, schwedischer Oberst beim Geniewesen, legte der
Akademie zu Paris, bei Gelegenheit der Expedition nach Algier, seine Abhandlung
uͤber eine neue Art von hoͤlzernen transportablen Haͤusern vor,
uͤber welche Hr. Navier in der Sizung vom 11.
October 1830 einen guͤnstigen Bericht erstattete. In verschiedenen
Laͤndern, besonders in Schweden und Rußland, in der Umgegend von St.
Petersburg, wurden bereits viele solche Haͤuser erbaut. Einige Tage reichen
hin um sie anzustellen und abzubrechen. Hr. Blom
erwaͤhnt einer Wohnung, welche seit 8 Jahren an verschiedene Orte, die 150
Meilen von einander entfernt sind, versezt wurde, ohne daß sie in Hinsicht auf
Festigkeit und Eleganz irgend etwas verloren haͤtte. Der Bau des Hrn. Blom unterscheidet sich sehr von den hoͤlzernen
Haͤusern, welche seit langer Zeit in Schweden und Rußland verkauft werden,
und welche aus großen gezimmerten Balken bestehen, deren Transport sehr kostspielig
ist, und die, nachdem sie aufgestellt wurden, noch lange Arbeit erfordern, ehe sie
ein bewohnbares Haus geben. Die Haͤuser des Hrn. Blom sind eher eine Tischler- als eine Zimmermanns-Arbeit.
Die außeren Waͤnde bestehen aus senkrecht gestellten, in einander gefalzten
Dielen; die innere Wand ist auf aͤhnliche Weise zugerichtet. Zwischen den
beiden Waͤnden, befindet sich eine Art von Pappendekel, der allen
Luftdurchzug verhindert. Balken sind zu den Waͤnden keine nothwendig. Die
Eken sind durch Schrauben vereinigt, deren Koͤpfe verstekt werden
koͤnnen. Das Dach und der Fußboden werden auf aͤhnliche Weise gemacht.
Das Holz wird durch Anstreichen mit einer Oehlfarbe oder durch eine andere
Uebertuͤnchung gegen Verderbniß geschuͤzt. Hr. Blom fuͤgte seiner Abhandlung die Zeichnung eines Hauses von 50 Fuß
Laͤnge bei, welches im Parke von Stokholm von einer englischen Familie
bewohnt wurde. Da das Holz ein sehr schlechter Waͤrmeleiter ist, so lassen
sich diese Haͤuser auch in dem rauhen Klima von Schweden und Rußland leicht
durch Gluthpfannen mit beweglichen Roͤhren heizen. Die Akademie lud Hrn. Blom ein, ihr die Details der Construction seiner
Haͤuser mitzutheilen. – [Wir muͤssen bei dieser Gelegenheit
neuerdings auf die tragbaren hoͤlzernen Haͤuser des seligen Hrn.
Hofrathes Dr. Schultes (Polyt. Journ. Bd. XXXIII. S. 90.) zuruͤkweisen, die
Hr. v. Hoͤßlin in Augsburg (Polyt. Journ. Bd. XXXIV. S. 121.) so schoͤn zur
Ausfuͤhrung brachte. Die Haͤuser des Hrn. Hofr. Schultes scheinen uns wegen, geringerer Kosten des Materiales,
groͤßerer Leichtigkeit und Schnelligkeit des Aufbauens und des Transportes,
und vorzuͤglich deßhalb Vieles vor den Blom'schen Haͤusern voraus zu
haben, weil sie keine Tischlerarbeit erfordern, sondern von jedem auch noch so
unverstaͤndigen Zimmermanne mit Leichtigkeit erbaut werden
koͤnnen.]
Erhizen der Kupferplatten mittelst Dampf.
Dr. Birkbeck bemerkte neulich in einer Vorlesung in der
Mechanics' Institution, daß man nun das
gewoͤhnliche schaͤdliche Verfahren, die Platten beim Kupferdruken zu
erhizen, aufzugeben anfange und denselben Zwek auf eine eben so wirksame und der Gesundheit
nicht nachtheilige Weise durch Erhizen derselben mittelst Dampf erreiche. (Mech. Mag. N. 409.)
Schildpadgewinnung zu San Blas.
Zu San Blas auf der Kuͤste von Darien haben sich Indianer niedergelassen bloß
in der Absicht Schildkroͤten zu sammeln. Sie stehen unter der Leitung von
drei englischen, zwei amerikanischen und drei columbischen Kaufleuten. Die Menge der
Schildkroͤtenschalen, welche sie jaͤhrlich sammeln, betraͤgt im
Durchschnitt 45,000 Pfund und ihr Werth ungefaͤhr 28,000 Pfund Sterling. Es
sind viele Etablissements dieser auf jener Kuͤste. Die Menge der gesammelten
Schildkroͤten ist nach den Jahreszeiten sehr verschieden. Es ist
merkwuͤrdig, daß die schoͤnste und folglich die geschaͤzteste
Schale dem Thier bei seinem Leben abgezogen wird, und daß sie gegen die Zeit wo
dasselbe stirbt, an Schoͤnheit immer mehr abnimmt. Die schreklichen Qualen,
welche das Thier bei dieser Operation ausstehen muß, kommen bei den Kaufleuten gar
nicht in Betracht. (United Service Journal. Mechanics'
Magazin. N. 409. (Vergl. auch polytechnisches Journal Jahrgang 1829.)
Menge der nach d'Arcet's Methode in Einem Jahre in Paris bereiteten
Knochengallerte.
Hr. d'Arcet gibt im Bulletin de la
Société d'encouragement 1830, Novbr. S. 383. einen Bericht
uͤber die Erzeugung und Anwendung der Knochengallerte zu Paris vom 9. October
1829 bis zum 8. October 1830, woraus wir hier das Wesentlichste ausziehen. Der
Apparat im Spitale Saint-Louis erzeugte aus den Knochen des daselbst
waͤhrend obiger Zeit verzehrten Fleisches, d.h. waͤhrend einer
bestaͤndigen und regelmaͤßigen Arbeit im Laufe eines Jahres, 293,556
Portionen Gallerteaufloͤsung, welche eben so reich an thierischem Stoffe
gewesen seyn soll, als die beste bei Hause bereitete Fleischbruͤhe. Der
Apparat im Hôtel-Dieu erzeugte in 276 Arbeitstagen 248, 368 Portionen,
und jener in der Maison de Refuge gab 102,180 Portionen. Diese drei Apparate
zusammengenommen gaben mithin 644,104 Portionen Gallerteaufloͤsungen. Zur
Erzeugung einer eben so großen Quantitaͤt Fleischbruͤhe auf die
gewoͤhnliche Weise waͤren nach Hrn. d'Arcet
161,026 Kilogrammen Fleisch, oder das Fleisch von 536 Ochsen noͤthig gewesen.
Fuͤr die Expedition von Algier wurden 344,728 Zwiebake bereitet, von welchen
ein jedes eine Portion Gallerteaufloͤsung oder 10 Gramme trokene Gallerte
enthielt. Alle diese Zwiebake zusammen enthielten so viel getroknete thierische
Substanz, als man aus der Fleischbruͤhe von 86,182 Kilogrammen Fleisch, oder
aus dem Fleische von 287 Ochsen haͤtte gewinnen koͤnnen. Der
groͤßte Theil der Gallerte zu diesen Zwiebaken wurde nach Papin's Methode, der andere Theil durch die
Salzsaͤure aus den Knochen ausgezogen. Hr. d'Arcet
liefert, nach diesen quantitativen Angaben, auch Auszuͤge aus den Berichten,
die von der Ecole de Médecine, und von den Administrationen der
Spitaͤler Saint-Louis und Hôtel-Dieu uͤber die
Anwendung der Knochengallerte als Nahrungsmittel im Großen erstattet wurden, und
welche alle sehr zu seinen Gunsten lauten, indem sie sagen, daß die Reconvalescenten
besser genaͤhrt wurden, und mithin, zum Vortheile des Spitales, sowohl als
ihrer Familien, das Spital fruͤher verlassen konnten. Indem wir uns
hieruͤber auf die im polyt. Journ. Bd.
XXXV. S. 135 u. f. und Bd. XXXVII. S.
120 u. f. in den Noten gemachten Bemerkungen uͤber die
Knochenleimsuppe beziehen, bemerken wir bloß, daß es uns wahrscheinlich ist, daß
diese Resultate nicht einzige Folge der Knochengallerte sind, indem in dem Berichte
des Hrn. Desportes am Hôtel-Dieu sehr
treffend geschrieben steht, daß die Aerzte mit großem Gefallen gesehen
haͤtten, daß, in Folge der Bereitung der Suppe aus Knochen, den
Reconvalescenten eine groͤßere Quantitaͤt gebratenen und gedaͤmpften Fleisches gereicht werden koͤnne,
indem weniger Fleisch fuͤr Suppe ausgekocht werden mußte. Das Fleisch scheint
also hier mehr das Wirksame, so daß der Nuzen der Knochenleimsuppe mehr indirect und
mittelbar erscheint, als direct. Wenn die Reconvalescenten neben der
Knochenleimsuppe eine groͤßere Portion solchen Fleisches erhalten, in welchem
noch Alles Nahrhafte und Staͤrkende enthalten ist, so sind wir ganz mit Hrn.
d'Arcet uͤber die Wohlthaͤtigkeit
seiner Suppenanstalt einverstanden. – Am Schlusse seiner Abhandlung klagt Hr.
d'Arcet noch uͤber die Regierung, die bisher so
wenig gethan hat, um die Knochengallerte allgemein in den Spitaͤlern,
Armenanstalten, Casernen etc. als Nahrungsmittel einzufuͤhren, er findet die
Ursache dieser Saumseligkeit darin, daß nur wenige Regierungen Sinn fuͤr
allgemein Gutes und Nuͤzliches haben. In Paris befinden sich bis jezt erst 6
große Apparate, einige wurden fuͤr andere Staͤdte Frankreichs
bestellt, und drei nach Italien geschikt. Wer solche Apparate wuͤnscht, kann
sich in Paris an die HHrn. de Moléon, rue Godot de Mauroy N. 2.; Grouvel, rue des Beaux arts N. 2.; Callot, rue Saint-Antoine
N. 205.; Talabot, rue
Blanche N. 47 bis, Saulnier in der
Muͤnze; in Arras an Hrn. Hallette; in Metz an Hrn. Jauner, in Creusot an Hrn. Wilson wenden. Hr. Ingenieur Deleuil in Paris, rue Dauphine N. 24.,
verfertigte Modelle des Apparates, welche so groß sind, daß damit taͤglich 30
bis 40 Portionen Gallerteaufloͤsung bereitet werden koͤnnen. Diese
Modelle koͤnnten nicht bloß von solchen Fabrikanten, denen
Waͤsserdampf zu Gebote steht, mit Vortheil verwendet werden, sondern sie
dienen auch bei Vorlesungen uͤber technische Chemie die Zubereitung der
Gallerteaufloͤsung und der nahrhaften Gallerte, die Ausziehung des Fettes aus
den Knochen, die Bereitung des Knochenleimes, das Heizen mit Dampf, das Ausziehen
der Lohe und der Farbehoͤlzer, das Roͤsten des Hanfes und des
Flachses, das Waschen mit Dampf, das Kochen der Gemuͤse etc. zu zeigen.
Dr. Richard Burgeß's Patenttrank fuͤr Gichtkranke.
Ein englischer Arzt hat der Welt wieder ein Mal das Scandal gegeben, ein Patent auf
das zu nehmen, was seine Pflicht waͤre, so allgemein als moͤglich zu
machen, wenn es sich als gut erweist. Wenn schon ein jeder Arzt, der ein sogenanntes
Specificum zu besizen vorgibt, und es geheim haͤlt, ein Mensch ist, der
seinem Berufe Unehre macht, so ist dieß noch mehr der Fall bei einem solchen, der
ein Patent auf ein Heilmittel nimmt. Dergleichen Individuen sind keine Aerzte,
sondern Marktschreier, die mit dem Wohle der Menschheit Handel treiben wollen;
solche muͤssen ihres Titels oͤffentlich verlustig erklaͤrt
werden. Zu diesem Anathema veranlaßte uns folgendes, im Register of Arts Juni 1831 S. 67. befindliches Patent: „Dem Dr. Richard Burgeß aus
Northwick in der Grafschaft Chester wurde am 21. Februar ein Patent auf einen
Trank ertheilt, der das Podagra, den Sand und Gries und andere Krankheiten
heilt, hindert oder erleichtert, und der auch zu anderen Zweken anwendbar ist.
Der Trank, welchen der Patent-Traͤger vorschlaͤgt, ist destillirtes Wasser.“ Es duͤrfte
demnach zum Lohne der vielen Muͤhe und Arbeit, welche es Hrn. Dr. Burgeß kostete, um zu entdeken, daß durch Trinken
von destillirtem Wasser obige Krankheiten geheilt, verhindert oder erleichtert
werden, Niemand ohne Erlaubniß dieses, den Doctortitel usurpirenden, Herrn
destillirtes Wasser trinken. Allein zum Troste unserer Podagraisten und anderen
Kranken koͤnnen wir versichern, daß bisher noch Jedermann trinken darf, was
ihm beliebt, und daß jeder Arzt leider ordiniren darf, was ihm gut duͤnkt, so
daß sie nicht befuͤrchten duͤrfen, Mangel an diesem kostbaren Mittel
zu leiden. Wir muͤssen auch bemerken, daß Hr. Burgeß nicht ein Mal juridisch berechtigt ist,
ein Patent auf ein Mittel zu nehmen, welches schon seit undenklichen Zeiten bekannt
ist, und jaͤhrlich von Tausenden benuzt wird. Es ist naͤmlich
allgemein bekannt, daß Podagraisten und Steinkranke von dem aͤußerlichen und
innerlichen Gebrauche der Quellen zu Gastein, Pfeffers und Leuk. die groͤßte
moͤgliche Erleichterung ihrer Leiden erhalten, und eben so bekannt ist es,
oder sollte es seyn, daß diese Baͤder beinahe alle so wenig enthalten, wie
destillirtes Wasser. Hr. Burgeß mag also vor Allem diese
Quellen sperren lassen, da hier die allguͤtige Mutter Natur sein Patent
defraudirt. Wahrscheinlich verdankt er ihr seine vermeintliche Entdekung, und wird
ihr aus Dankbarkeit gestatten, ihre Quellen noch laͤnger fliegen zu lassen!
Zum Schlusse empfehlen wir noch saͤmmtlichen Arthritikern das destillirte
Wasser als Getraͤnk; es wird ihnen, wo nicht nuͤzen, so doch gewiß
weniger schaden, als alle anderen innerlichen oder aͤußerlichen Mittel, womit
sie von ihren Aerzten gequaͤlt werden, oder um welche sie ihre Aerzte bis zum
Ueberdrusse martern. Es muß aber ganz rein seyn, und ein Zusaz von einem
Hahnemannischen Tropfen des gicht- und steinbringenden Franken- und
Rheinweines wuͤrde schon ihre Unfolgsamkeit bestrafen.
Ueber eine Krankheit der
saͤuerlich-suͤßen Weine.
In den heißesten Gegenden des Douro bemerkt man, wenn d. r. Sommer sehr heiß war, und
die Trauben sehr reif und sehr reich an Zukerstoff wurden, an dem Weine eine
Krankheit, die sich durch folgende Erscheinungen kund gibt. Die Gaͤhrung
tritt schnell ein; sie verlaͤuft sehr schnell und heftig, unter Entwikelung
einer großen Hize; allein bald darauf faͤllt dieselbe mit einem Male, und
bringt man den Wein in Faͤsser, so gaͤhrt er nicht, sondern
faͤngt bald an klar zu werden. Vierzehn Tage spaͤter wird der Wein oft
truͤb, verliert einen Theil seiner Farbe, und zeigt, wenn man ihn in der
Sonne in einer silbernen Tasse betrachtet, glaͤnzende Hefen, welche sich
gegen den Boden zu sezen trachten, er hat zwar noch seinen weinigen Geschmak, allein
den Geruch hat er beinahe verloren. Das Schoͤnen desselben ist sehr schwer.
Nach einem Monate faͤngt solcher Wein neuerdings zu gaͤhren an; er
verliert seinen Geruch ganz und gar, und bekommt einen
saͤuerlich-suͤßen, Geschmak, seine Farbe verschwindet und geht
in einen Stich in's Ziegelrothe scher; er bleibt immer truͤb, und wird nie
sauer. Bei der Destillation gibt er keinen Weingeist; trinkt man denselben, so
bewirkt er Neigung zum Erbrechen. Ein Zusaz von Branntwein erhoͤht die
Krankheit. – Die Heilmittel dieser Krankheit bestehen in Folgendem: Man
mische anfangs, und wenn die Krankheit noch nicht deutlich ausgebildet ist,
unreifen, herben und gewoͤhnlichen Wein unter den kranken,Wuͤrde man ihn aber uͤber unreife Fruͤchte, z.B.
uͤber unreife Stachelbeeren, unreife Johannisbeeren oder unreife
Trauben gießen, so wuͤrde er nach einigen Wochen wieder ganz gesund
werden und wenn er von diesen unreifen Fruͤchten auf reine
Faͤsser wieder abgezogen wuͤrde, sich Jahre lang gut erhalten.
A. d. R. lasse ihn dann ab, und schoͤne ihn oft; nie laͤßt er sich
jedoch ganz wieder auf seinen fruͤheren Zustand zuruͤkfuͤhren.
Gyps gibt ihm wieder einige Farbe und etwas Geruch, so daß er wenigstens trinkbar
wird. (L' Agriculteur-Manufacturier. 1839
November, S. 106.)
Kaffee aus Runkelruͤben.
Die Cichorienkaffee-Fabrikanten in der Naͤhe von Valenciennes kauften
voriges Jahr in den Runkelruͤbenzuker-Fabriken alle jene
Ruͤben, welche fuͤr die Fabriken zu klein waren, so wie die
Ruͤkstaͤnde, die Schweife der Wurzeln etc. auf. Sie bezahlten
fuͤr 1000 Pfunde 5 oder 6 Franken, und bereiteten daraus, auf dieselbe Weise
wie aus den Cichorienwurzeln, Kaffee. Es ist dieß fuͤr uns Deutsche keine
neue Verwendung dieser Wurzeln, denn schon seit vielen Jahren sahen wir Leute aus
der aͤrmeren Masse in Bayern, Oesterreich, und in dem nach Kaffee durstenden
Sachsen gelbe und rothe Ruͤben klein schmieden, troknen, mit echtem Kaffee
mischen und mit diesem roͤsten. Leute, denen es nur darum zu thun ist, viel
Kaffee zu sehen und zu trinken, finden auch solchen schmakhaft. Der Verfasser des
Artikels uͤber die Verwendung der Runkelruͤben zu inlaͤndischem
Kaffee im Agriculteur-Manufacturier 1830. Mai S.
74. sagt, daß er sich lang damit beschaͤftigte aus dem Breie der
Runkelruͤben Kaffee zu bereiten, jedoch immer ohne Erfolg. Wir bedauern, daß
er seine Zeit nicht besser verwendete. Der Brei gab ihm nur eine geringe Menge eines
sehr leichten und voluminoͤsen Stoffes, der nicht zum Roͤsten geeignet
war, und dessen waͤsseriges Extract nur wenig Geschmak besaß. Der
Runkelruͤbenkaffee unterscheidet sich auch im Geschmak von dem
Cichorienkaffee, mit welchem ihn die Fabrikanten mischen.
Ueber die Verwandlung des Strohes in Mehl.
Hr. Prof. J. Girardin gibt in den Annales de l'Auvergne einen Aufsaz uͤber die Verwandlung des
Strohes in Mehl, der auch in den Agriculteur-Manufacturier Decbre 1850 S. 189 uͤbergegangen.
Es geht daraus hervor, daß die Prioritaͤt dieser Erfindung, die
zufaͤllig auch ein Muͤller im Departement de la
Côte d'Or gemacht hatte, dem Hrn. Maître, dem Gruͤnder der Landwirthschaftlichen Unternehmung
zu Vilote bei Châtillon angehoͤre. Dieser geschikte Oekonom erkannte
naͤmlich, schon vor einem Jahre die Moͤglichkeit, nicht bloß das Stroh
des Getreides, sondern auch jenes anderer Fruͤchte, das Heu, die Staͤngel des Klees,
der Luzerne, der Esparsette etc. in Mehl zu verwandeln Er wendet das Mehl, welches
er aus dem Luzernerklee und der Esparsette bereitet, zur Fuͤtterung von
Schafen und Laͤmmern an. Viele Leute, welche glauben das Stroh enthalte keine
oder wenige Naͤhrungsstoffe, messen der Entdekung des Hrn. Maître keine große Wichtigkeit beiz allein wer die
Analyse, welche Hr. Zenneck in Hohenheim (Journal
fuͤr technische und oͤkonomische Chemie Bd. IV. S. 183.) von deck
reifen Strohe des sicilianischen Weizens gab, kennt, nach welcher 6 Unzen Stroh
wenigstens 328 Grane Nahrungsstoff enthalten, der wird dieselbe gehoͤrig zu
wuͤrdigen wissen. Es scheint uns daher sehr der Muͤhe werth, daß auch
unsere groͤßeren Landwirthe vergleichende Versuche uͤber die
Fuͤtterung mit Mehl aus Heu, Klee, Esparsette etc. anstellen. Es
duͤrfte, der Theorie nach, als zuverlaͤssig angenommen werden, daß, da
der Nahrungsstoff aus dem Mehle in den Eingeweiden leichter und vollkommner
ausgezogen werden kann, als aus den ganzen Kraͤutern, man auf diese Weise mit
einer gleichen Menge Futters eine groͤßere Menge Vieh's zu ernaͤhren
im Stande ist, und daß daher durch theilweise Einfuͤhrung dieser
Fuͤtterung der Viehstand bedeutend erhoͤht werden koͤnnte.
Welchen Einfluß die Erhoͤhung des Viehstandes auf die ganze Oekonomie haben
muß, ist jedem Oekonomen ohnedieß bekannt. Hr. Girardin
sagt, man koͤnne nun das Strohmehl auch unter die Nahrungsmittel fuͤr
den Menschen sezen; wir wollen gern zugeben, daß man bei Hungersnoth damit besser
fahren wird, als mit Brod aus Baumrinden, Baumblaͤttern u. dergl., allein
fuͤr gewoͤhnliche Nahrung moͤchten wir dasselbe nimmermehr
empfehlen, es verhaͤlt sich hier das Strohmehl zum wahren Mehle noch
schlechter, als wie die Knochensuppe sich zur Fleischsuppe verhaͤlt. Die
Franzosen werden dessen ungeachtet wohl bald aus Menschenliebe die Knochensuppe mit
dem Strohmehlbrode ihren Arbeitern und Armen als Nahrung reichen.
Ueber den italiaͤnischen Lolch und dessen Bau auf
Wiesen.
Im Bon cultivateur de Nancy und aus diesem im Agriculteur manufacturier 1830 December S. 191 befindet
sich ein Aufsaz uͤber den italiaͤnischen
Lolch (Lolium perenne italicum s. aristatum),
in welchem diese Art von Gras ganz besonders zum Baue auf Wiesen empfohlen wird. Da
unser gewoͤhnlicher perennirender Lolch schon ein vortreffliches, feines und
suͤßes Heu gibt, dem man Nichts vorwerfen kann, als daß es an weniger,
fruchtbaren Gruͤnden keine bedeutende Laͤnge erreicht, so
duͤrfte die Empfehlung des italiaͤnischen Lolches um so
gegruͤndeter seyn. Je mehr Halme ein Gras gibt, desto besser ist es zum Heue,
denn die Blaͤtter enthalten weit weniger Zukerstoff als die Halme, wenn diese
zur gehoͤrigen Zeit, d.h. beim Beginn der Bluͤthe, abgeschnitten
werden. Der perennirende Lolch ist eines von jenen Graͤsern, welches am
meisten Halme gibt, und zwar Halme von sehr großem Gehalte an Zuker, und die sehr
vom Viehe gesucht werden. Der Erfolg, welchen bereits mehrere Oekonomen Deutschlands
und der Schweiz von dem Baue des italiaͤnischen Lolches auf Wiesen sahen,
wird gewiß viel zur schnelleren Verbreitung der Cultur desselben beitragen. Im
October gebaut, gab er noch am Anfange des Winters einen Rasen so dicht, wie jener
einer alten Wiese, und beim ersten Schnitte zwei Mal so viel Heu als eine
gewoͤhnliche Wiese. Er unterscheidet sich durchaus vom englischen
Ray-Grase, welches nie uͤber 2 1/2 Fuß hoch wird, und nur zwei magere
Schnitte gibt, waͤhrend der italiaͤnische Lolch auf einem nur etwas
feuchten Boden 4 Fuß hoch wird und vier reiche Schnitte liefert. Man baut ihn am
besten im Herbste von der Erntezeit an bis zum Eintritte der Froͤste; man
bricht die Stoppeln um, egt gut und baut dann darauf. Hat man fruͤh gebaut,
so koͤnnte, man noch im Spaͤtherbste einen Schnitt machen; allein die
Wurzel wird staͤrker, wenn man dieß nicht thut. Vor dem Winter zeigt sich
eine solche Wiese schon so dicht wie eine alte Wiese, und bei dem ersten Schnitte
gibt sie schon ihr großes Product. Will man den italiaͤnischen Lolch im
Fruͤhjahre oder im April bauen, so ist ein etwas feuchtes Wetter dazu
nothwendig; auch muß man ihn, da die Wurzel nicht Zeit hat, Staͤrke genug zu
gewinnen, etwas dichter saͤen. Nach 7–8 Jahren sind diese Wiesen noch
eben so stark wie im ersten Jahre; sollten sie jedoch in dieser Zeit duͤnner
werden, so laͤßt man den Samen reif werden, und die Wiesen auf diese Weise
sich selbst besamen, wenn man sie nicht neu saͤen will. Die Pflanze verlangt einen mehr
feuchten als trokenen Boden; sehr gut gedeiht sie in Thaͤlern und in
Niederungen; allein auch auf Alpen cultivirte man sie mit großem Vortheile. Nach der
Getreide- oder Erdaͤpfel-Ernte braucht man den Boden zum Baue
des italiaͤnischen Lolches nicht tief umzuarbeiten; auf Klee- oder
Luzern-Feldern muß er aber tiefer umgebrochen werden; will man alte Wiesen
mit Lolch bestellen, so ist es am besten, zuerst ein Jahr lang Erdaͤpfel oder
Getreide darauf zu bauen, und dann erst den Lolch im Herbste zu saͤen. Die
Erde muß gut geegt werden; man saͤet bei feuchtem Wetter und aus der Hand;
der Saamen wird nicht eingeegt, sondern man laͤßt bloß eine starke Walze
daruͤber gehen, wodurch der Boden auch eben und zum Maͤhen geeignet
wird. Diese Wiesen werden, wie die gewoͤhnlichen, alle drei Jahre
geduͤngt. Zur Bestellung eines Morgen Landes braucht man ungefaͤhr 40
Pfund Samen, oder 40 Kilogramme auf die Hektare; saͤet man im
Fruͤhjahre, so braucht man um 8–10 Pfunde mehr.
Literatur.
Franzoͤsische.
Cours méthodique de dessin linéaire.
Atlas. (In – folio oblong de 17
planches sans texte.) A Paris, chez
Hachette, rue Pierre-Sarrazin. Prix du texte avec l'atlas, 5
Fr.
Mémoire sur la direction des aérostats.
In 8° d'une feuille 1/4. Impr. de Feissat, à Marseille.
Observations sur la culture du mûrier et
l'éducation des vers-à-soie dans le nord de
l'Europe, par C. M. E. Combet. In 8° de deux feuilles. Impr. de Selligne, à
Paris.
Dictionnaire complet, géographique,
statistique et commercial du royaume de France et de ses colonies, etc.
par le chevalier Briand deVerzé. huitième et
neuviéme livraisons (NAB-SEC). Un seul vol. in 18 de 10
feuilles. Chez Langlois fils.
Compte rendu d'une mission dans les fonderies de
l'Artillerie, dont le but était de comparer et d'étudier
les effets des moteurs qui y sont employés. ParMorin, capit. d'artillerie. In 8°
de 15 feuilles et denue. Impr. de Fain, à
Paris.
Manuel complet des fabricans de chapeaux en toutes
genres, tel que feutres divers, schakos, chapeaux de soie, etc. Par M.
M. Cluz. et F... fabricans, et M. Julia Fontenelle. In 18 de 7 feuilles, plus deux
planches. Chez Roret. Prix 3 Fr.
Manuel de l'horloger, ou guide des ouvriers qui
s'occupent de la construction des machines propres à mesurer le
tems. Par L. Seb. Lenormand. In 18 de 9 feuilles 2/3, plus 6
planches. Chez Roret. Prix 3 fr. 50 C.
Traité des engrais liquides dont les
cultivateurs ont besoin, et qu'ils peuvent facilement se procurer
presque sans frais. Par S. Bonnet. In 12 de 3 feuille 9. Impr. de Mde.
Veuve Daclin à Besançon.