Titel: Guilliny's versezender Regulator zur Bearbeitung der Seide.
Fundstelle: Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XXVIII., S. 111
Download: XML
XXVIII. Guilliny's versezender Regulator zur Bearbeitung der Seide. Guilliny's versezender Regulator zur Bearbeitung der Seide. Hr. Guilliny, Seidenzwirner zu Nyons (Drome) erfand eine neue Vorrichtung, um den Seidenfloßen, die auf dem Zwirnraͤdchen gespult werden, nach Maßgabe der Arbeit eine sichere und bestimmte Laͤnge zu geben. Er hat seine Erfindung, auf welche er ein Patent nahm, noch nicht beschrieben. Die Handelskammern zu Lyon, Rimes und Avignon, so wie die vorzuͤglichsten Fabrikanten zu Lyon, bezeugten ihm ihre volle Zufriedenheit mit derselben, und alle glauben, daß sie einen wesentlichen und wohlthaͤtigen Einfluß auf die Seidenfabrikation haben werde, besonders was die Verhinderung der Betruͤgereien beim Farben, und der Ersparung der Zurichtung auf dem Nagelholze betrifft. Die Société d'encouragement ließ sich durch Hrn. Bellangé einen Bericht uͤber Hrn. Guilliny's Erfindung erstatten, der sehr guͤnstig ausfiel, und der sich im Bulletin dieser Gesellschaft, Maͤrz 1831. S. 147. befindet. Die Gesellschaft beschloß eine ehrenvolle Erwaͤhnung von derselben zu machen, bis ihr die praktische Ausfuͤhrung der von Hrn. Guilliny vorgeschlagenen Vorrichtung gestatten wird, dem Erfinder auf eine andere Weise ihren Dank zu bezeugen. Hr. Guilliny hat eine Subscription auf eine Erfindung, die er einen versezenden Regulator (regulator trandposant) nennt, eroͤffnet, nach welcher der Preis derselben fuͤr diejenigen, die sich bis zum Monate Mai subscribiren, 275 Franken, fuͤr die spaͤteren Abnehmer aber 325 Franken betragen wird. Es macht sich dafuͤr anheischig den Regulator, der aus Kupfer oder Eisen bestehen wird, auf seine Kosten anbringen zu lassen; man bezahlt denselben erst, nachdem er sich in Thaͤtigkeit befindet; die Ablieferung kann aber nicht eher gefordert werden, als bis 100 Subscribenten beisammen sind. Dieser Regulator ist nun, dem Erfinder zu Folge, ein sehr einfacher Mechanismus, der sich an allen Muͤhlen, sie moͤgen oval oder vierekig seyn, anbringen laͤßt. Die Floßen, die man mit demselben erhaͤlt, werden gekreuzt seyn, und der Faden wird eine bestimmte und unveraͤnderliche Laͤnge haben, die auf 3000 Meter festgesezt ist, und die bei jeder bearbeiteten Seide eine nothwendige Bedingung waͤre. Die Vollkommenheit des Mechanismus ist so groß, daß es keines Arbeiters bedarf um die Zwirnraͤdchen aufzuhalten, wenn sie ihre Umdrehung vollendet haben. Sobald die Floße fertig ist, so versezt der Regulator durch eine ploͤzliche Bewegung den Seidenfaden einer jeden Spule auf den nakten Theil des Zwirnraͤdchens, und macht, daß dort eine neue Floße beginne. Außer diesen Vortheilen wird sich das Band, welches das Straͤhnchen faßt, und welches im Franzoͤsischen capie genannt wird, ohne allen Verlust bilden, was eine bedeutende Ersparniß bewirken wird. Auch werden die Betruͤgereien beim Faͤrben und bei anderen Operationen mit der Seide die der Erfinder dieser Vorrichtung zu hoch auf 8 bis 10 per Cent anschlaͤgt, vollkommen verhindert werden. Da die Buͤnde (mateaux) Seide (ein Ausdruk, welcher bei der bearbeiteten Seide statt des Ausdrukes Floße gebraucht wird, der bei roher Seide seine Anwendung findet, so wie man bei dem Flachse und der Baumwolle Straͤhn oder Straͤhnchen sagt); da nun diese Buͤnde aus 5 oder 6 Floßen von bestimmter Laͤnge bestehen, und mithin ein genaues und unveraͤnderliches Maß haben (wenn das Brechen der Seide diese Genauigkeit zulaͤßt, oder der Erfinder die gehoͤrigen Vorbauungsmittel dagegen anzubringen weiß), so wird es, wie der Erfinder meint, besser seyn, die Seide nach dem Gewichte und nicht nach dem Augenmaße, wie es bisher gebraͤuchlich war, auszuwaͤhlen. Dieses Augenmaß wurde meistens durch einen oder mehrere Versuche unterstuͤzt, indem man eine bestimmte Laͤnge abhaspelte, diese wog, und darnach seine Berechnungen richtete; die Operation ist aber durch Hrn. Guilliny's Erfindung ohne Verlust an Zeit und Material bereits geschehen. Das Zurichten der Seide auf dem Nagelholze, welches darin besieht, die Seide eines Pakes, deren Dike verschieden ist, nach ihrer Dike zu sortiren, und welches sich ganz auf das Augenmaß gruͤndet, geschieht hier auf eine weit sichrere Weise. Der Titel eines Pakes bearbeiteter Seide, der so viel sagen will, als die bestimmte Feinheit derselben, kann viel leichter auf eine sichere und absolute Weise constatirt werden, als durch die oͤffentlichen Versuche, die immer ihre Nachtheile haben. Der Seidenfabrikant wird nun seine Berechnungen uͤber die Anwendung von Stoff mit weit mehr Vortheil anstellen koͤnnen, als sie der Baumwollfabrikant nach der Nummer zu machen im Stande ist.