Titel: Ueber die Bereitung einiger Farben, um auf Glas, Email, Fayence, Metalle und Porzellan zu mahlen; von Hrn. Bastenaire-Daudenart.
Fundstelle: Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXXXV., S. 365
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LXXXV. Ueber die Bereitung einiger Farben, um auf Glas, Email, Fayence, Metalle und Porzellan zu mahlen; von Hrn. Bastenaire-Daudenart. Aus dem Dictionnaire technologique Bd. XVI. S. 494. Bastenaire-Daudenart, uͤber die Bereitung einiger Farben etc. Ueber das Roth. Das Roth ist eine Grundfarbe, d.h. sie kann nicht durch die Mischung van anderen Farben hervorgebracht werden. Es gibt viele Verfahrungsarten, wodurch man sich eine rothe Farbe verschaffen kann: Einige bereiten sie durch Gluͤhen des schwefelsauren Eisens, Andere durch Oxydation des metallischen Eisens bei starker Hize in Beruͤhrung mir Luft. Folgendes Verfahren liefert aber das schoͤnste Roth: Man verschafft sich eine gewisse Quantitaͤt des besten und feinsten Stahls; die alten Klingen von englischen Rasirmessern eignen sich sehr gut zu diesem Zwek. Man kann zwar mit franzoͤsischem Stahl und selbst Eisen, wenn sie rein sind, ebenfalls sehr genuͤgende Resultate erhalten, da ich mich aber oft dieser Klingen bedient habe, so empfehle ich sie vorzugsweise. Man zerstoͤßt den Stahl in kleine Stuͤke und bringt sie in einen Kolben, welcher verduͤnnte Schwefelsaͤure enthaͤlt. Die Aufloͤsung kann in der Kaͤlte gemacht werden, erfolgt aber schneller und besser mittelst der Waͤrme. Sobald sie bewirkt ist, gießt man sie in eine Porzellanschale, dampft sie auf dem Sandbade bis zu einer gewissen Staͤrke ein und bringt sodann die Schale an einen kuͤhlen Ort, wo sich Krystalle von schwefelsaurem Eisen bilden. Von diesen gießt man die Mutterlauge ab und laͤßt sie dann auf einem Papier gut abtropfen. Um das schwefelsaure Salz gut zu reinigen, loͤst man es in ungefaͤhr seinem dreifachen Gewichte destillirten Wassers auf, filtrirt es durch weißes Papier und dampft es zum zweiten Male ab; es bilden sich dann schoͤne schmaragdgruͤne und sehr klare Krystalle. Nachdem sie gut abgetropft und troken sind, bewahrt man sie in einer Flasche mit weiter Oeffnung auf, die man luftdicht verschließt. Um die rothe Farbe zu bereiten, nimmt man einen Gewichtstheil von diesem schwefelsauren Salze und den vierten Theil Alaun und zerstoͤßt beide groͤblich, um sie besser vermengen zu koͤnnen; andererseits macht man ein Holzkohlenfeuer in dem Calcinirofen, legt, wenn die Kohlen gluͤhen, eine kleine Platte von duͤnnem Eisenblech darauf und auf diese Platte das Pulver der beiden Salze. Sie schmelzen bald in ihrem Krystallwasser, werden hierauf weiß und endlich roth: alsdann muß man sehr darauf achten, daß die Hize nicht zu stark und folglich diese rothe Farbe dunkel wird. Endlich, wenn man bemerkt, daß die rothe Farbe uͤberall gleichfoͤrmig ist, nimmt man das Eisenblech von den gluͤhenden Kohlen, worauf es liegt und laͤßt das Gemenge erkalten. Man bemerkt deutlich, daß die rothe Farbe immer schoͤner wird, je mehr es sich abkuͤhlt. Da aber in der calcinirten Masse immer einige Theile ein angenehmeres Roth darstellen, so trifft man eine Auswahl darunter, legt alle ausgewaͤhlten Stuͤke auf ein Glas, traͤnkt sie mit destillirtem Wasser und reibt sie mit dem glaͤsernen Laͤufer so lange, bis Alles in ein sehr feines Pulver verwandelt ist. Hierauf nimmt man die Farbe mit dem Messer (der Palette) weg, bringt sie in einen Pokal von Porzellan und uͤbergießt sie darin oͤfters mit heißem Wasser, welches man jedes Mal abgießt, nachdem sich das Pulver ganz zu Boden gesezt hat; man troknet sodann den Ruͤkstand bei gelinder Waͤrme. Daß ich Einen Theil schwefelsaures Eisen mit einem Viertel schwefelsaurer Alaunerde verseze, geschieht nicht deßwegen weil das Roth dadurch schoͤner und intensiver wird, denn die Alaunerde macht im Gegentheil durch ihre weiße Farbe das Roth matter; sondern weil diese Farbe außerordentlich fluͤchtig ist und die Alaunerde als eine sehr feuerbestaͤndige Substanz das Roth haltbarer macht; je mehr Alaunerde man anwendet, desto bestaͤndiger ist die rothe Farbe, aber auch um so weniger intensiv; deßwegen muß man sich in dieser Hinsicht innerhalb der gehoͤrigen Graͤnzen halten. Die alkalischen Flußmittel verbinden sich nicht gut mit der rothen Farbe, viel besser die metallischen. Diese Farbe ist eine von denjenigen, welche man am leichtesten mit dem Pinsel auftragen kann; auch kann man sie mit einer sehr großen Menge Flußmittel Versezen, ohne daß sie deßwegen schwieriger auf Glas, Email oder Porzellan aufzutragen waͤre. Ueber die Fleischfarbe. Diese Farbe bereitet man ebenfalls mit schwefelsaurem Eisen, anstatt es aber wie bei dem Roth mit dem vierten Theil seines Gewichts Alaun zu vermengen, nimmt man von lezterem zwei oder drei und sogar vier Theile; da die Alaunerde eine weiße Farbe hat, so muß das Roth um Vieles blaͤsser werden, wodurch man die Fleischfarbe erhaͤlt; uͤbrigens versteht es sich von selbst, daß man diese Farbe mit einer großen Menge Flußmittel Versezen muß, weil die Alaunerde eine sehr feuerbestaͤndige (schwer schmelzbare) Substanz ist. Ueber das Gruͤn. Man kann diese Farbe entweder mit Kupfer oder mit Chrom hervorbringen. Mittelst Kupfer erhaͤlt man sie auf folgende Art. Mall nimmt das feinste Rosettenkupfer, das man sich verschaffen kann, walzt es sehr duͤnn und schneidet es in kleine Stuͤke, welche man in ihrem drei- bis vierfachen Gewicht verduͤnnter Salpetersaͤure aufloͤst. Das Metall darf nur allmaͤhlich in die Saͤure geworfen werden, damit das Aufbrausen nicht zu heftig wird und die Saͤure nicht ploͤzlich allen Sauerstoff verlieren kann. Sobald die Einwirkung aufgehoͤrt hat, sezt man wieder Metall zu und faͤhrt auf diese Art fort, bis sie ganz gesaͤttigt ist; man stellt sodann einen Tiegel in einen Reverberirofen (wie man sie gewoͤhnlich in den Laboratorien hat), erhizt denselben durch einige gluͤhende Kohlen und fuͤllt ungefaͤhr den vierten Theil seines Hohlraums mit Kupferaufloͤsung an. Die Fluͤssigkeit kocht bald und steigt bis an den oberen Theil des Tiegels. Wenn man befuͤrchten muß, daß sie uͤber den Tiegel steigt, blaͤst man mit einem Blasebalg mitten in dieselbe, wodurch sie sogleich bis auf den Boden faͤllt. Wenn die Fluͤssigkeit, welche man zuerst in den Tiegel goß, ganz verdunstet ist, bringt man neuerdings etwas Kupferaufloͤsung hinein und sezt diese Operation so lange fort, bis alle Aufloͤsung verdampft ist, worauf der Tiegel zugedekt und bis zum Rothgluͤhen erhizt wird; diese Hize laͤßt man eine Viertelstunde lang anhalten, nimmt den Tiegel sodann aus dem Ofen und laͤßt ihn erkaͤlten. Nachdem er so weit erkaltet ist, daß man ihn anfassen kann, nimmt man mit einem eisernen Messer, dessen Spize zugerundet seyn muß, alles Kupferoxyd heraus, welches, wenn das Feuer nicht zu stark war, ein sehr schoͤnes schwarzes und außerordentlich seines Pulver darstellt; war hingegen das Feuer zu stark, so erhaͤlt das Oxyd eine graue Farbe und haͤngt sich so fest an den Tiegel an, daß man oft Muͤhe hat, es davon zu trennen. Um diesen nachtheiligen Umstand zu vermeiden, muß man nur ein maͤßiges Feuer geben. Potasche und Soda schlagen das Kupfer aus seiner Aufloͤsung in Salpetersame mit blaͤulichgruͤner Farbe nieder. Durch Gluͤhen wird der Niederschlag schwarz. Dieses Verfahren kann man ebenfalls anwenden; ich will aber im Vorbeigehen bemerken, daß das erstere mir immer gelang. Das Kupferoxyd liefert eine sehr schoͤne gruͤne Farbe, wenn es mit den Flußmitteln verglast ist; sie ist aber etwas schwierig mit dem Pinsel aufzutragen. Indessen ist diese Farbe unentbehrlich und liefert eigenthuͤmliche Nuͤancen, welche man durch Chromoxyd nicht darstellen kann. Um das Chromgruͤn darzustellen, verfaͤhrt man folgender Maßen: Chromeisenstein wird in einem Moͤrser gepulvert und das Pulver durch ein sehr feines Sieb geschlagen, hierauf mit ungefaͤhr seinem gleichen Gewicht Salpeter, welcher ebenfalls gepulvert ist, innig vermengt. Mit diesem Gemenge fuͤllt man einen hessischen Tiegel zu drei Viertel an, bedekt ihn und erhizt ihn in einem Reverberirofen. Ich muß bemerken, daß das Feuer nur allmaͤhlich verstaͤrkt werden darf. Sobald die Masse rothgluͤhend wird, geraͤth sie durch die Zersezung des salpetersauren Kalis in lebhafte Bewegung und die Gasblasen entweichen zwischen dem Dekel und dem oberen Rande des Tiegels. In dem Tiegel bleibt viel chromsaures Kali, Alaunerde, Kieselerde und Eisenoxyd zuruͤk. Die Operation muß eine halbe oder drei Viertelstunden bei anhaltendem Feuer dauern: hierauf nimmt man den Tiegel aus dem Ofen, laͤßt ihn erkalten, zerschlaͤgt ihn, pulvert den Inhalt, kocht das Pulver mit seinem vier- bis fuͤnffachen Gewicht Wasser in einem kupfernen Kessel eine Viertelstunde lang und gießt dann die goldgelbe Fluͤssigkeit von dem Saze ab. Die Fluͤssigkeit wird hierauf durch Papier filtrirt, der Ruͤkstand aber neuerdings mit Wasser ausgekocht, man filtrirt wie das erste Mal und sezt diese Operation so lange fort, bis das Wasser fast nicht mehr gelb gefaͤrbt ist. Andererseits loͤst man in Salpetersaͤure eine gewisse Quantitaͤt Queksilber auf, und gießt die Aufloͤsung in das chromsaure Kali. Es entsteht sogleich ein rother Niederschlag, welcher nach der Reinheit der beiden Aufloͤsungen mehr oder weniger lebhaft ist; die uͤber demselben stehende Fluͤssigkeit, welche klar und farblos seyn muß, gießt man sodann ab. Der rothe Niederschlag, welcher das chromsaure Queksilber ist, wird ausgesuͤßt. Um daraus das Chromoxyd zu erhalten, bringt man ihn troken oder feucht in einen Tiegel und erhizt ihn so, daß nach einer Viertelstunde alles Queksilber verfluͤchtigt ist, wo sodann das Chromoxyd als ein leichtes, sehr feines und schoͤn dunkelgruͤnes Pulver zuruͤkbleibt. Will man das Queksilber nicht verlieren, so kann man das Gluͤhen des Niederschlags in einer Retorte mit Vorlage vornehmen. Man kann das Chromoxyd auch direct durch Gluͤhen von chromsaurem Kali, welches mit seinem doppelten Gewicht Schwefelblumen gemengt ist, erhalten. Bei dieser Operation bildet sich Schwefelkalium und schweflichsaures Kali, welche man in heißem Wasser aufloͤst, wobei das Chromoxyd zuruͤkbleibt.Dieses Verfahren ist im polytechn. Journal Bd. XXX. S. 315. aus fuͤr jaͤhrlicher beschrieben. A. d. R. Dieses Chromoxyd ist sehr feuerbestaͤndig und wird bei der groͤßten Hize des Porzellanofens nicht verfluͤchtigt. Man kann seine gruͤne Farbe durch Zusaz von etwas Blau oder Gelb beliebig abaͤndern. Diese Farben brauchen vor der Anwendung selten verglast zu werden, daher man sie außerordentlich leicht mit dem Pinsel auftragen kann. Ueber die gelbe Farbe. Diese Farbe ist ebenfalls eine Grundfarbe; man erhaͤlt sie mit mehreren Metallen, wie Antimon, Blei, Zinn und selbst Silber. Das Antimonoxyd, womit man verschiedene gelbe Nuͤancen darstellen kann, bereitet man folgender Maßen. Metallisches Antimon wird sehr fein gepulvert und gesiebt, worauf man einen Theil davon innig mit anderthalb Theilen gepulverten Salpeters vermengt; man stellt einen Tiegel von gutem Thon in einen stark ziehenden Ofen und wirft das Gemenge portionenweise hinein. So oft eine Portion in den Tiegel kommt, geraͤth die Masse in sehr lebhafte Bewegung, und es zeigt sich eine glaͤnzende Flamme, welche man ganz erloͤschen laͤßt, ehe man eine neue Portion von dem Gemenge zusezt. Auf diese Art faͤhrt man fort, bis der Tiegel ganz voll ist, worauf man ihn zudekt und eine gute Viertelstunde lang ein starkes Feuer gibt. Man nimmt den Tiegel sodann aus dem Ofen, zerschlaͤgt ihn und trennt davon die schwere Masse, welche an ihm haͤngt; sie wird gepulvert, mit Wasser auf Glas gerieben, dann das Ganze in einen porzellanenen Pokal gebracht und oͤfters heißes Wasser aufgegossen. Das uͤberschuͤssige Kali loͤst sich auf und das weiße Antimonoxyd bleibt zuruͤk. Dieß ist was man ausgesuͤßtes Antimonium diaphoreticum nennt. Um eine feuerbestaͤndige gelbe Farbe zu erhalten, versezt man sehr genau Einen Theil von diesem Antimonoxyd mit Einem bis zwei Theilen rothem Bleioxyd oder Mennige und erhizt sie in einem Tiegel bei maͤßigem, aber drei Stunden anhaltenden Feuer. Der Tiegel wird sodann aus dem Ofen genommen und zerschlagen; er enthaͤlt eine sehr satte gelbe Farbe. Man kann auf diese Weise ein mehr oder weniger dunkles Gelb erhalten; je mehr Bleioxyd man anwendet, desto blasser wird die Farbe. Man macht auch ein sehr schoͤnes Gelb, indem man Einen Theil weißes Antimonoxyd mit anderthalb Theilen Bleiweiß und Einem Theil Salmiak vermengt. Diese Substanzen werden gepulvert, gesiebt und auf einem Scherben im Calcinirofen sehr stark erhizt, um den Salmiak zu zersezen und zu verfluͤchtigen. Die Operation ist beendigt, wenn sich durchaus kein Rauch mehr zeigt; die Masse, welche dann eine gelbe Farbe haben muß, nimmt man hierauf ans dem Ofen, laͤßt sie erkalten und suͤßt sie mit vielem Wasser aus. Ein anderes Gelb erhaͤlt man mit zwei Theilen weißem Zinnoxyd, ein Theil Mennige, ein Theil Alaun und einem halben Theil salzsaurem Silber (Hornsilber). Ueber das Weiß. Obgleich das Miß keine eigentliche Farbe ist und dieselbe bei der Glas-, Email- und Porzellanmahlerei nicht haͤufig angewandt wird, weil diese Substanzen schon an und fuͤr sich weiß sind, so braucht man diese Farbe doch manchmal wo das Weiß besonders hervorstechen muß. Mit weißem Email kann man sehr gut einen Glanz hervorbringen, da es aber so zu sagen bloß aus Kieselerde besteht, so ist es sehr schwer mit dem Pinsel anzuwenden. Diejenigen welche sich mit der Bereitung von Farben beschaͤftigten, mußten daher ihr Augenmerk auf andere Substanzen richten, um das weiße Email zu ersezen. Hrn. von Montancy gelang es nach vielen Versuchen ein nicht verglastes Weiß, welches sich zu diesem Zwek eignet, hervorzubringen. Ich habe sein Verfahren wiederholt und es auf so verschiedene Art ausgefuͤhrt, daß ich es, wenn nicht vereinfacht, doch gewiß viel sicherer gemacht habe; es besteht in Folgendem: Man muß sich das feinste Zinn (Banca oder Malacca Zinn) verschaffen, es sehr duͤnn walzen, und dann in kleine Stuͤke schneiden, welche man in einen Kolben bringt, der verduͤnnte Salpetersaͤure enthaͤlt. Sobald das Zinn in die Saͤure kommt, braust dieselbe stark auf, wobei sich die Masse erhizt; man erhaͤlt dadurch sehr weißes Zinnoxyd. Diese Operation sezt man so lange fort, bis sich eine hinreichende Menge Oxyd gebildet hat, worauf man es oͤfters mit siedendem Wasser durch Decantiren aussuͤßt und zulezt auf weißem Papier abtropfen laͤßt. Wenn dieser Niederschlag troken ist, vermengt man ihn mit ungefaͤhr seinem gleichen Gewichte krystallisirten und ganz weißem salzsauren Natron (Kochsalz), pulvert das Gemenge außerordentlich fein und schlaͤgt es durch ein Seidensieb, damit es innig gemischt wird; hierauf bringt man es in einen neuen hessischen oder noch besser in einen Platintiegel, welchen man drei Stunden lang gluͤht, aber die beiden ersten Stunden gelinde, damit die Masse vollkommen calcinirt wird. Dann nimmt man den Tiegel aus dem Ofen und laͤßt ihn erkalten. Sobald man ihn anfassen kann, zerschlaͤgt man ihn und trennt die Masse, welche er enthaͤlt, moͤglichst sorgfaͤltig los, damit keine kleinen Theilchen von der Erde des Tiegels unter sie kommen. Diese Masse wird neuerdings pulverisirt und muß alsdann glaͤnzend weiß seyn, wenn die Operation gut geleitet wurde. Das Pulver reibt man mit Wasser auf Glas, bis es wie ein Rahm ist; man suͤßt es dann in einem großen Topf von Porzellan oͤfters mit heißem Wasser aus, filtrirt und troknet es bei gelinder Waͤrme. Bisweilen wird diese Substanz erst bei den lezten Manipulationen ganz weiß. Eine solche Farbe ist in der Glasmahlerei sehr wichtig und besonders beim Mahlen auf Email und Porzellan nuͤzlich. In der That muͤssen fast alle Farben, womit man diese Koͤrper bemahlt, sehr oft in ihrer Intensitaͤt geschwaͤcht werden. Die ungemischten Farben haben ohne Zweifel einen großen Glanz, aber die Halbfarben heben denselben heraus. Traͤgt man eine Farbe schwach und sehr verduͤnnt auf, so wird sie blaß und spielt die Halbfarbe; sie verliert aber alsdann betraͤchtlich an Glanz durch das wenige Flußmittel, welches ihr beigemengt ist; wird sie hingegen mit einer anderen Farbe gemengt, welche ihre zu große Lebhaftigkeit schwaͤcht und ihr doch den eigenthuͤmlichen Charakter ertheilt, der sie schaͤzbar macht, so erlangt man in diesem Falle einen großen Vortheil. Wollte man das Gegentheil hievon behaupten, so wuͤrde man damit sagen, daß das Roth, so leicht aufgetragen, daß es gleichsam nur noch ein Hauch ist, eine Fleischfarbe wird; dieß wuͤrde man aber, wenn die Erfahrung gelehrt haͤtte, daß die Sache moͤglich ist, gewiß ausgefuͤhrt haben. Die Plans lehrt im Gegentheil, daß dieß nicht Statt finden kann, well wir, wie bereits bemerkt wurde, zur Nachahmung der Fleischfarbe bloß rothes Eisenoxyd, mit Alaunerde gemengt, anwenden, welche leztere durch ihre weiße Farbe die Intensitaͤt des Roth schwaͤcht; dieselbe Eigenschaft besizt aber das weiße Zinnoxyd im hoͤchsten Grade, man mag es mit irgend einer Glasfarbe vermischen. Ueber das Schwarz. Auf den ersten Blik scheint es sehr leicht zu seyn ein gutes Schwarz hervorzubringen; es zeigen sich hiebei aber zwei große Schwierigkeiten: die Farbe troknet gewoͤhnlich zu schnell in dem Pinsel und ist nicht intensiv genug. Waltet naͤmlich das Flußmittel zu sehr vor, so finden beide Uebelstaͤnde zugleich Statt, vermindert man hingegen die Menge des Flußmittels oder, was dasselbe ist, vermehrt man die Menge des Oxyds, so erhaͤlt man nur eine matte, glanzlose Farbe. Man muß hiebei die richtige Mitte treffen, was sehr schwierig ist. Drei Metalloxyde bilden zusammen das Schwarz: naͤmlich Mangan-, Kupfer- und Kobaltoxyd. Diese drei Oxide enthalten zusammen die Elemente der drei Grundfarben und man sollte daher glauben, daß ein Gemenge von Blau, Roth und Gelb ein sehr schoͤnes Schwarz liefern wuͤrde. Dessen ungeachtet hat das Schwarz, welches man aus diesem Gemenge erhaͤlt, nicht ganz die gewuͤnschte Farbe, sey es daß man nicht genau die erforderlichen respectiven Quantitaͤten trifft oder daß die Oxide nur selten gaͤnzlich auf der gehoͤrigen Oxydationsstufe sind. Rothwendiger Weise muͤssen diese beiden Umstande einen großen Einfluß auf das Resultat haben, denn wie bereits bemerkt wurde, finden sich die drei Grundfarben in den genannten Oxiden; dieß geht ans Folgendem hervor. Das Blau, welches man aus Kobalt erhaͤlt, ist (fuͤr den Mahler) offenbar eine Grundfarbe, da man sie aus keiner anderen zusammensezen kann; wenn man sie aber mit anderen Grundfarben vermischt, so kann man die mannigfaltigsten Farben hervorbringen, welche alle unter die zusammengesezten gehoͤren. Das Manganoxyd, welches ein mehr oder weniger intensives Violett entwikelt, besteht selbst nur aus Blau und Roth, zwei Grundfarben. Das Kupferoxyd, welches die Flußmittel immer gruͤn faͤrbt, wenn es allein angewandt und nicht zu stark erhizt wird, kann man auch aus Blau und Gelb zusammengesezt betrachten. Man ersieht hieraus, daß alle Grundfarben zusammen das Schwarz bilden; will man aber direct diese drei Farben verbinden, so erhaͤlt man nicht die gewuͤnschten Resultate. Was ist die Ursache dieser Eigenthuͤmlichkeit? Da diese Frage nicht in das Gebiet der Technologie gehoͤrt, so enthalte ich mich davon eine Erklaͤrung zu geben. Nachdem wir nun die Bereitung des Eisen-, Kupfer-, Chromoxyds u.s.w. mitgetheilt haben, wollen wir auch noch angeben, wie man sich das Manganoxyd verschafft. Man nimmt kaͤuflichen Braunstein, dessen Farbe oft in das Violette sticht; der beste ist derjenige, welcher sehr schwarz ist. Das Mineral wird gepulvert und das Pulver so lange calcinirt, bis es die Eigenschaft hat die Finger beim Reiben stark schwarz zu faͤrben: alsdann kann man annehmen, daß die Molekule des Oxyds hinreichend getrennt sind, um die Wirkungen, welche man davon erwartet, hervorzubringen. Man wird bemerken, daß dieses Pulver benaͤchtlich an Gewicht verloren hat, indem die fluͤchtigen Koͤrper, welche die Theile unter einander verbinden, waͤhrend des Calcinirens verflogen. Sollte das Manganpulver beim Gluͤhen zusammengebaken seyn, so pulvert man es neuerdings, siebt es durch ein Seidensieb und bewahrt es in Glasflaschen auf. Das Schwarz erhaͤlt man durch Vermengen von 1 Theil Manganoxyd, 1 Theil Kobaltoxyd und 1 Theil Kupferoxyd. Sollte es etwas in Gruͤn stechen, so muͤßte man weniger Kupferoxyd anwenden und wenn es in Blau sticht, weniger Kobaltoxyd. Ueber die Schattenfarbe. Die Schattenfarbe sezt man eben so zusammen wie das Schwarz: der Unterschied besteht bloß darin, daß man weniger Flußmittel anwendet, weil sie dazu bestimmt ist, die Rippen und alles was ein wenig scharf bezeichnet auf den Blaͤttern der Baͤume und Blumen ist, vorzustellen, und die Striche daher in einander fließen wuͤrden, wenn das Flußmittel zu sehr vorwaltete. Diese Farbe wird gewoͤhnlich nur uͤber und unter dem Gruͤn angewandt; man sezt sie aus 1 Theil Manganoxyd, einem halben Theil Kobaltoxyd und 1 Theil Kupferoxyd zusammen. Ueber das Braun. Man hat sieben bis acht und noch mehr braune Farben, bei denen das Eisen der Faͤrbestoff ist; sie unterscheiden sich nur durch die groͤßere oder geringere Intensitaͤt; so daß die dunkelste fast schwarz ist.