Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XCVIII., S. 465
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XCVIII. Miszellen. Miszellen. Beginn der Fahrt mit Dampfwagen in Schottland. Am 14 Julius machte der Dampfwagen St. Rollox seine erste Fahrt auf der Eisenbahn zwischen Glasgow und Garnkirk. Er legte 8 1/2, englische Meilen (beilaͤufig 4 1/4 Poststunden) in 34 Minuten 4 Sekunden zuruͤk, die 8 Minuten 26 Sekunden nicht mitgerechnet, welche er zum Anhalten und Aufnehmen von Passagieren verwendete. Die Eisenbahn laͤuft, wie jene zwischen Liverpool und Manchester, uͤber eine betraͤchtliche Streke Moos, und auf dieser soll der Ingenieur Hr. Grainger dieselbe nach einem ganz neuen und vorzuͤglichen Plane errichtet haben. Er legte dieselbe naͤmlich der Laͤnge nach auf laufende Rostbalken, die von doppelten Querbalken getragen werden, die ihrerseits auf Lagern von Reisig und Ballast ruhen. Diese Streke der Eisenbahn soll sich durch die milde, und angenehme Bewegung auf derselben auszeichnen. – Am 14ten Abends machte der St. Rollox noch eine zweite Fahrt, auf welcher er in 30 Minuten drei Meilen auf einer regelmaͤßig geneigten Flaͤche, von der St. Rollox Station aus oͤstlich, zuruͤklegte. Die Last, welche er hierbei fortschaffte, wird im Vergleiche mit dem Gewicht, das dieselbe Last auf einer ebenen Flaͤche vorstellen wuͤrde, auf folgende Weise berechnet: Tonnen. Die Maschine, und der ganze Zug von 9 Wagen mitReisenden wog 36,50 Die Neigung der Flaͤche, welche der Wagen mit dieser Last in den drei Meilen hinanfuhr, ist durch-aus regelmaͤßig. Der gravitirende Widerstand derselben betrug 50,0 Reibung bei dem Widerstande 36 –––––– 86,86 Hieraus ergibt sich, daß die Maschine eine Last von 86,86 Tonnen, die beinahe das 17fache ihres eigenen Gewichtes ist, mit einer Schnelligkeit von 10 Minuten auf die Meile, auf einer ebenen Flaͤche fortschaffte. Nachdem diese schiefe Flaͤche zuruͤkgelegt war, fuhr der Wagen noch weiter oͤstlich mit einer Schnelligkeit von 14 Meilen auf die Stunde, und kehrte dann mit einer Schnelligkeit von 17 Meilen (beilaͤufig 8 1/2 Poststunde) zuruͤk. Auf dem Ruͤkwege war jedoch die Last bedeutend vermindert. Weder der Name des Verfertigers der Maschine, noch das Princip, nach welchem sie erbaut ist, werden in der Glasgow Evening Post angegeben. Aus dem Mechan. Mag. N. 415 S. 332.) Pritchard's Taschenmikroskop. Hr. Andrew Pritchard zu London, 312 Strand, verfertigt fuͤr Reisende aͤußerst bequeme, kleine Taschenmikroskope, welche in einem Futterale von 2 1/2 Zoll Laͤnge und 2 Zoll Breite, alle noͤthigen Vergroͤßerungsglaͤser, einen Spiegel, eine Zange, und die Getriebeinrichtungen enthalten, ohne daß das Instrument in Stuͤke zerlegt ist, wodurch viele Muͤhe erspart und vermieden wird, so daß die einzelnen Theile, wie dieß bei optischen Instrumenten so oft geschieht, nicht unrichtig zusammengesezt werden. Wir machen alle reisenden Naturhistoriker auf dieses Instrument aufmerksam, das ihnen gewiß sehr erwuͤnscht seyn wird, vorausgesezt, daß es den uͤbrigen Anforderungen entspricht. (Register of Arts. Jul. 1831 S. 114.) Neues musikalisches Instrument. Hr. J. Green zu London, Soho-Square N. 33, erfand ein neues musikalisches Instrument, welchem er den Namen The Royal Seraphine gibt, und uͤber welches im Register of Arts Julius 1831 S. 113 folgende Notiz vorkommt. Es erwartete noch vor kurzer Zeit wohl Niemand, daß wir die Kraft einer Kirchenorgel in einem Instrumente comprimirt erhalten wuͤrden, dessen Groͤße dasselbe zur Verzierung eines Wohnzimmers oder eines Gesellschaftszimmers geeignet macht. Die Seraphine entspricht dieser Anforderung, denn sie gibt bei ihrer geringen Ausdehnung die Tiefe und den Umfang einer starken Orgel. Die ausgehaltenen Toͤne, welche sich schwellen und mildern lassen, geben ihr alle die nachdruksvolle Kraft der Orgel, so daß sie sich als ein wirkliches Ersazmittel jenes Meisterinstrumentes erweisen wird. Die Einfachheit des Grundsazes, nach welchem die Seraphine gebaut ist, gibt ihrer Eigenschaft Gewißheit, und ihren Toͤnen, wenn sie ein Mal geordnet sind, Bestaͤndigkeit, so daß sie von einigen der wesentlichsten Gebrechen der Saiteninstrumente frei ist. Die ausgezeichneten und einleuchtenden Eigenschaften, welche die Seraphine schon in der kurzen Zeit ihrer Existenz zeigte, raͤumen derselben bereits einen hohen Werth in der praktischen Musik ein, und es unterliegt keinem Zweifel, daß sie bei weiterer Ausbildung noch hoͤher in demselben steigen. Glaͤserne Raͤder, Triebstoͤke etc. fuͤr Schlaguhren, Zeitmesser etc. Hr. John P. Bakewell zu Pittsburgh, Alleghany county, Pennsylvania, ließ sich am 1. October. 1830 ein Patent auf Verbesserungen an der Verfertigung von Raͤdern, Triebstoͤken und anderen Bewegungsmitteln fuͤr Schlaguhren, Zeitmesser oder andere Maschinerien ertheilen. Diese Verbesserungen bestehen nun, nach der Erklaͤrung dieses Patentes, die im Register of Arts 1831 Julius S. 117 enthalten ist, darin, daß der Erfinder die genannten Theile aus Glas, statt aus den bisher dazu verwendeten Materialien verfertiget. Sein Verfahren hierbei besteht darin, daß er eine gehoͤrige Quantitaͤt geschmolzenen Glases stark in Moͤdel oder Staͤmpel preßt, welche die Form der Theile haben, die man erhalten will. Er verfertigt auf diese Weise Raͤder, Triebstoͤke und andere Bewegungsmittel von jeder erforderlichen Groͤße und jeder beliebigen Zahl von Zaͤhnen, Kaͤmmen etc., welche, wenn sie aus dem Model kommen, wenig oder gar keine weitere Zurichtung brauchen. Die Oeffnungen mittelst welchen die Achsen oder Spindeln, die verschiedenen Federn, Stifte etc. mit den erwaͤhnten Raͤdern, Triebstoͤken oder anderen Bewegungsmitteln verbunden werden sollen, koͤnnen entweder durch verschiedene Vorspruͤnge oder Stacheln von der noͤthigen Form und Groͤße, die in den Modeln oder Staͤmpeln angebracht werden, oder auch dadurch erzeugt werden, daß man sie nach dem Abkuͤhlen des Glases durch die Raͤder, Triebstoͤke etc. bohrt. In einigen Faͤllen mag es auch vortheilhaft seyn, das Rad und den Triebstok aus einem Stuͤke zu machen, und in der Mitte, durch eine zwekmaͤßige Einrichtung des Models, eine Oeffnung fuͤr die Welle oder Achse zu lassen. Der Erfinder bemerkt ferner, daß diese Triebstoͤke, Raͤder etc. sowohl unter sich, als mit Raͤdern, Triebstoͤken etc. aus irgend einem anderen Materiale in Verbindung gesezt werden koͤnnen. Die Model und Staͤmpel beschreibt der Erfinder nicht, da er sie nicht als sein Patentrecht in Anspruch nimmt; er bemerkt bloß, daß sie jeder Arbeiter verfertigen kann, der in der Verfertigung von Modeln und Staͤmpeln zur Erzeugung von Glasplatten etc. mittelst Druk nur einige Uebung hat. Als seine Erfindung nimmt Hr. Bakewell in Anspruch: die Verfertigung von Raͤdern, Triebstoͤken und anderen Bewegungsmitteln aus Glas, sie moͤgen was immer fuͤr eine Groͤße, was immer fuͤr eine Zahl von Zaͤhnen, Kaͤmmen etc. haben, sie moͤgen zu Schlaguhren, Zeitmessern oder irgend einer anderen Maschinerie, und zwar fuͤr sich allein, oder in Verbindung mit anderen derlei Gegenstanden aus irgend einem anderen Materiale, verwendet werden. – Sollte diese neue nuͤzliche Verwendung des Glases allgemein werden, so duͤrfte sie in den Glasfabriken wohl einen nicht unbedeutenden Zweig der Fabrikation bilden. Es waͤre sehr der Muͤhe werth, daß eine unserer Fabriken jezt schon einen Versuch hierin machte. Ronalds neu erfundene Sonnenuhr. Hr. C. Ronalds Esq. zu Croydon erfand eine neue Art von Sonnenuhr, von welcher das Register of Arts 1831 Julius S. 115 folgende Erklaͤrung gibt. „Als einen Verweis fuͤr die Verhandlungen jener Leute, die sich mit dem Messen der haͤuslichen Zeit abgeben, und von denen viele zu geschikt sind, als daß sie einen Maßstab ihrer eigenen Zeit errichten koͤnnen, erfand Hr. Ronalds einen einfachen, wohlfeilen und eleganten, kleinen Apparat, welcher, ohne daß man die Mathematik der Schulmeister anzurufen brauchte, in jeder Wohnung angebracht werden kann, in der sich ein gegen Suͤden gelegenes Fenster befindet. Ein Draht, der unter einem Winkel in einem der Riegel des Fensterstokes außen befestigt ist, dient als Zeiger; der Schatten desselben faͤllt auf eine schildfoͤrmige Platte von duͤnnem Kupfer oder verzinntem Eisenbleche, die an der inneren Seite der entsprechenden Fensterscheibe angebracht wird. Damit nun der Schatten innen in dem Zimmer gesehen werden kann, wird ein Kreisbogen von einem Zoll Breite aus dem unteren Theile des Schildes ausgeschnitten, und die Oeffnung mit einer Talkplatte bedekt, die durch Abreiben der einen ihrer Oberflaͤchen halbdurchsichtig gemacht wurde. Der Schatten des Zeigers kann mit einem Bleistifte nach einer guten Uhr alle Stunden und alle beliebigen Theile von Stunden auf die Talkplatte aufgetragen werden; und die Platte kann, da sie mittelst eines kleinen Nagels um den Mittelpunkt des Bogens beweglich ist, spaͤter fuͤr alle gewoͤhnlichen Faͤlle mit der mittleren Zeit hinlaͤnglich in Einklang gebracht werden.“ Uns scheint diese Sonnenuhr zu zierlich, und zu gebrechlich, als daß sie bei uns im gemeinen Leben eingefuͤhrt werden duͤrfte, wenn man auch dahin kommen sollte einzusehen, daß die Zeit das Kostbarste auf Erden ist, und daß man daher wissen muß, woran man in derselben ist. Bei uns heißt es leider noch an gar vielen Orten: komme ich heute nicht, so komme ich morgen. Uebrigens ist dieser Mangel an Achtung der Zeit nicht das einzige Hinderniß fuͤr diese Sonnenuhr, und fuͤr alle Sonnenuhren, die an einem Fenster angebracht werden sollen; denn die Fenster an den Bauernhaͤusern im flachen Lande sind so klein, so unzwekmaͤßig, so sorgfaͤltig gegen Zutritt der Sonne und der Luft verpallissadirt, daß aus der Formation derselben gewiß Niemand auf die Idee kommen koͤnnte, daß ein Fenster zum Eintritte von Licht und Luft bestimmt ist. Wann wird man ein Mal zur Einsicht gelangen, daß physische Finsterniß dem Koͤrper ebenso nachtheilig ist, wie geistige dem Verstande! Wann wird es ein Mal im Interesse der Verwaltungen liegen, beide so unschaͤdlich als moͤglich, o. h. so gering als moͤglich zu machen! Billard aus Gußeisen. Wir freuen uns unseren Lesern die gluͤkliche Ausfuͤhrung der Idee, Billardtafeln aus Eisen zu gießen, ankuͤndigen zu koͤnnen; nicht wegen des Einflusses dieses Ereignisses auf das Billardspiel, sondern vielmehr, weil wir darin ein wesentliches Fortschreiten der Eisengießerei erbliken, welche uns schon so maͤchtige Vortheile gewaͤhrte, und uns deren noch unendliche schaffen wird. Die HHrn. Sharp, Roberts und Comp. zu Manchester verfertigen gegenwaͤrtig, einer Mitheilung des Hrn. C. Toplis Esq. im Register of Arts 1831 Jul. S. 116 zu Folge, Billardtafeln, deren Betten aus mechanisch-geebnetem Gußeisen bestehen. Diese Betten besizen, wie Hr. Toplis versichert, im hoͤchsten Grade die Eigenschaft vollkommen ebener Flaͤchen, die noch den Vorzug haben, daß sie mit der Zeit weder einschrumpfen, noch sich werfen. Aus diesem Grunde erfordern diese Billardtafeln nicht eine immerwaͤhrende Berichtigung, die an den hoͤlzernen, mit Tuch uͤberzogenen Betten wenigstens alle 8 Monate noͤthig ist. Alles Uebrige ist an diesen neuen Billards eben so eingerichtet, wie an den besten hoͤlzernen. Diese großen, metallischen, auf das Genaueste geebneten Flaͤchen sind, wie das Register bemerkt, ein schlagender Beweis der Vervollkommnung und Verfeinerung der Maschinen, mit welchen die Mechaniker nun im Stande sind ihren Arbeiten, wie groß auch deren Ausdehnung seyn mag, die vollkommenste Genauigkeit zu geben; so daß die Groͤße der Gegenstaͤnde, die aus Gußeisen verfertigt werden sollen, nun kein weiteres Hinderniß fuͤr ihre strenge Genauigkeit ist. Vortrefflichkeit des Teakholzes zum Schiffbaue. Das Mechan. Mag. N. 417 gibt S. 367 eine Notiz uͤber die allgemein bekannten vortrefflichen Eigenschaften des Holzes der Tectona grandis Linn., des Teakbaumes oder der sogenannten indischen Eiche, als Schiffbauholz, aus welcher wir Folgendes ausheben, da sie von Jemandem mitgetheilt wurde, der sich beinahe unter allen Klimaten von der Wahrheit der Sache uͤberzeugte. Der Teakbaum, nennt, obwohl er nicht die geringste Verwandtschaft oder Aehnlichkeit mit den Eichen hat, erreicht eine außerordentliche Hoͤhe, und gewaͤhrt durch seine schoͤnen großen Blaͤtter einen aͤußerst majestaͤtischen Anblik. Sein Holz uͤbertrifft das Eichenholz weit an Guͤte; es enthaͤlt naͤmlich einen oͤhligen Bestandtheil, der dasselbe vor Faͤulniß bewahrt, und keine Gallaͤpfelsaͤure, welche das Eisen angreift, und Wuͤrmer herbeilokt; auch die sogenannte trokene Vermoderung findet an diesem Holze nicht Statt. Jene Varietaͤt des Teakholzes, welche wegen ihrer zarten und geraden Fasern Puon genannt wird, ist vorzuͤglich zu Masten geeignet, und uͤbertrifft in dieser Hinsicht das Holz von Tablanaz, Riga, Amerika, kurz jedes andere bekannte Holz. Zu Staͤngen- oder Topmasten ist es wegen seiner Schwere weniger geeignet; allein der bekannte Jemsatjee Bomanjee soll es auch hierzu mit gutem Erfolge versucht haben. Wir erinnern uns, sagt der Verfasser, in Bombay ein inlaͤndisches Schiff von beilaͤufig 500 Tonnen gesehen zu haben, welches vor mehr als 40 Jahren aus Teakholz erbaut wurde, und welches dessen ungeachtet noch vollkommen gut erhalten war, und nicht die geringste Schadhaftigkeit zeigte. Wir segelten selbst in einer Fregatte, die vor vier Jahren aus diesem Holze erbaut worden war, in verschiedene Stationen, und uͤbergaben dieselbe nach einem sehr angestrengten Dienste, der jedes unserer Contractschiffe zu Grunde gerichtet haben wuͤrde, so gut erhalten, als wenn sie neu waͤre. Im Jahre 1811 wurde der Dover, ein kleineres Teakschiff als das eben angefuͤhrte, an die Kuͤste von Madras getrieben, und strandete daselbst durch einen sehr heftigen Windstoß. Dieß Schiff nun war so stark, daß es mehrere Monate lang vollkommen ganz in der fuͤrchterlichen Brandung lag, in welcher irgend ein europaͤisches Schiff kaum eine Woche lang unzertruͤmmert geblieben waͤre; es wurden mit großen Kosten Zimmerleute beauftragt das Schiff zu erbrechen, allein auch hierbei ergaben sich so große Schwierigkeiten, daß man zulezt genoͤthigt war, dasselbe mit Schießpulver zu sprengen! Die Vortrefflichkeit dieses Holzes waͤre allein hinreichend die Eifersucht zu erklaͤren, mit welcher England uͤber seine ostindischen Besizungen wacht. Man muß aber auch gestehen, daß England und Holland die wahren Schaͤze ihrer Colonien am besten kennen, und daß sie fuͤr die Naturgeschichte derselben mehr thun, als irgend eine andere Nation. Der beruͤhmte Wallich, der dem botanischen Garten zu Calcutta vorstand, und daselbst die interessantesten und wichtigsten Versuche anstellte, ist kein bloßer Gelehrter; er beobachtete und sammelte auf seinen zahlreichen Expeditionen nach Nipal, Ara, kurz in alle Theile Ostindiens, vorzuͤglich Alles, was in irgend einer Hinsicht allgemein nuͤzlich ist, oder es werden kann. Was Wallich fuͤr England ist, ist der beruͤhmte Blume fuͤr Holland.