Titel: Ueber die Bereitung der Queksilberjodüre; von Hrn. Berthemot.
Fundstelle: Band 42, Jahrgang 1831, Nr. XX., S. 43
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XX. Ueber die Bereitung der Queksilberjoduͤre; von Hrn. Berthemot. Aus dem Journal de Pharmacie. August 1831, S. 456. Berthemot, uͤber die Bereitung der Queksilberjoduͤre Bisher hat man zweierlei Verfahrungsarten zur Bereitung der Queksilberjoduͤre angewandt: man zersezte entweder ein Queksilberoxydul- oder Oxydsalz durch Jodkalium, oder man rieb Queksilber mit Jod in bestimmten Verhaͤltnissen zusammen. Ueber lezteres Verfahren will ich in diesem Aufsaz Einiges mittheilen, weil es sich mit einigen Abaͤnderungen besser als das erstere zur Bereitung der Queksilberjoduͤre, besonders des Protojoduͤrs, eignet. Vorher werde ich aber das Mangelhafte der ersten jener beiden Methoden auseinandersezen. Nenn man ein Queksilberoxydsalz anwendet, so erhaͤlt man zwar mit Jodkalium einen sehr schoͤnen rothen Niederschlag von Queksilberdeutojoduͤr; wird aber das eine oder das andere dieser beiden Salze in Ueberschuß angewandt, so loͤst sich der Niederschlag zum Theil wieder auf; es bildet sich ein Doppelsalz von Queksilber mit Jodkalium, welches mit dem Aussuͤßwasser davon geht. Man wird also bei diesem Verfahren weniger Niederschlag erhalten, als die Menge der angewandten Substanzen liefern sollte, wenn man nicht mit sehr großer Aufmerksamkeit verfaͤhrt. Zersezt man hingegen ein Queksilberoxydulsalz mit Jodkalium, um das Protojoduͤr zu erhalten, so ist dabei noch groͤßere Vorsicht noͤthig. Man muß zuerst salpetersaures oder essigsaures Queksilberoxydul bereiten, welche kein Oxyd enthalten; als dann aͤndern die verschiedenen Reactionen bei Vermischung der Queksilberaufloͤsungen mit dem Jodkalium die Natur des Niederschlages sehr merklich. Wendet man naͤmlich das salpetersaure Queksilberoxydul an, so muß man, um es aufzuloͤsen, das Wasser mit etwas Salpetersaͤure versezen und wenn man dann auch die Aufloͤsung des Jodkaliums mit etwas Alkali vermischt, um die uͤberschuͤssige Saͤure zu neutralisiren, so bildet sich bei der Operation Queksilberdeutojoduͤr, welches mit dem Protojoduͤr niederfaͤllt und es mehr oder weniger gelblich faͤrbt; angenommen aber auch, die Queksilberaufloͤsung sey vollkommen neutral, so muͤßte man sehr darauf achten, daß das Jodkalium nicht in Ueberschuß angewandt wird, weil in diesem Falle das zum Theil in metallisches, sehr fein zertheiltes, Queksilber und in Deutojoduͤr umgeaͤndert wird, welches leztere mit dem Jodkalium ein Doppelsalz bilden wuͤrde und verloren ginge. Hr. Polydor Boullay schlug vor essigsaures Queksilberoxydul anzuwenden; es scheint sich aber eben so wenig zur Bereitung des Queksilberprotojoduͤrs zu eignen. Bekanntlich loͤst sich dieses Salz in kaltem Wasser nur in sehr geringer Menge auf und wenn man es mit Wasser erhizt, so bildet sich essigsaures Queksilberoxyd. Gießt man hingegen eine kalte Aufloͤsung von Jodkalium auf das essigsaure Queksilberoxydul und reibt sie damit zusammen, so nimmt es eine gruͤnlichschwarze Farbe an, welche allmaͤhlich schoͤn gelblichgruͤn wird, was die wahre Farbe des Queksilberprotojoduͤrs ist; dann sind aber dem Niederschlage noch unaufgeloͤste Theilchen von essigsaurem Queksilber beigemengt, und wollte man diese durch Auswaschen des Niederschlages mit kochendem Wasser beseitigen, so konnte sich essigsaures Queksilberoxyd bilden und die Natur des Niederschlages veraͤndern, daher auch diese Verfahrungsart nicht empfehlungswerth ist, indem sie große Sorgfalt erheischt und außerdem kostspielig ist. Bereitung des Queksilberprotojoduͤrs durch Zerreiben des Jods mit Queksilber und Alkohol. Fruͤher bereitete man die Queksilberjoduͤre durch Zerreiben von Jod mit Queksilber, aber diese Operation erfordert lange Zeit, wenn die Verbindung vollstaͤndig erfolgen soll, besonders bei dem Protojoduͤr. Anfangs schien man dem Verfahren durch Zersezung der aufloͤslichen Queksilbersalze mittelst Jodkalium den Vorzug zu geben, weil man dadurch schoͤnere Producte erhaͤlt, besonders bei dem Deutojoduͤr. Ich kann jedoch das erste Verfahren mit einigen Abaͤnderungen als das am leichtesten ausfuͤhrbare und vortheilhafteste empfehlen. Die Formel des Protojoduͤrs ist Hg + J und es besteht nach Berzelius aus: 1 Atom Queksilber     1265,822          Queksilber       61,60 1 Atom Jod   789,145          Jod   38,40 –––––––– –––––– 2054,967 100,00 Um es zu bereiten, wiegt man einerseits 38,40 Theile Jod und andererseits 61,60 Queksilber ab und reibt sie in einem Moͤrser mit flachem Boden zusammen. Das Gemenge wird zuerst roͤthlich und bald darauf auf Zusaz von sehr wenig Alkohol von 33° Beaumé, den man tropfenweise unter bestaͤndigem Reiben hinzufuͤgt, schwach gelblichgruͤn. Das Queksilber und Jod verschwinden ganz, der Alkohol verdunstet fast vollstaͤndig und man erhaͤlt ein sehr schoͤnes Protojoduͤr. Bei diesem Verfahren bildet sich also zuerst Queksilberdeutojoduͤr mit Jod und metallischem Queksilber gemengt, und indem der Alkohol dieses Deutojoduͤr zertheilt und mit dem Jod eine sehr concentrirte Aufloͤsung bildet, beguͤnstigt er die Beruͤhrungspunkte des Gemenges und bewirkt sehr schnell die gaͤnzliche Vereinigung der beiden Koͤrper. Reibt man 100 Theile Deutojoduͤr und 44,50 metallisches Queksilber mit etwas Alkohol zusammen, so erhaͤlt man ebenfalls das Protojoduͤr. Queksilberdeutojoduͤr. Die Formel des Deutojoduͤrs ist Hg + J² und es besteht aus: 1 Atom Queksilber     1265,822          Queksilber       44,51 2 Atomen Jod 1578,290          Jod   55,49 –––––––– –––––– 2844,112 100,00 Um dieses Joduͤr zu bereiten, vermengt man 55,49 Jod mit 44,51 Queksilber und verfaͤhrt wie bei dem Protojoduͤr; der Alkohol wird nur tropfenweise zugesezt und vor einem neuen Zusaze reibt man jedes Mal einige Augenblike das Gemenge zusammen, weil der Alkohol, wenn man davon auf Einmal eine zu große Menge zusezt, die Reaction zu lebhaft macht und bisweilen so viel Waͤrme entbindet, daß das Gemenge in Fluß kommt und sich Joddaͤmpfe entwikeln. Bei diesem Verfahren erhaͤlt man immer ein gutes Product und ist sicher, daß es die wahre Zusammensezung des Deutojoduͤrs hat; es ist aber nicht so schoͤn roth und hat auch nicht den Glanz und das Sammetartige des durch doppelte Zersezung bereiteten Joduͤrs, ohne Zweifel, weil bei lezterem die Molecuͤle feiner zertheilt sind. Beide werden aber, wenn man sie her Sublimation unterwirft, absolut gleich.