Titel: Bericht, welchen Hr. Röttelé der Société industrielle de Mulhausen über die Runkelrübenzuker-Fabrik des Hrn. Nicolaus Köchlin zu Homburg erstattete.
Fundstelle: Band 42, Jahrgang 1831, Nr. XXXIX., S. 127
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XXXIX. Bericht, welchen Hr. Roͤttelé der Société industrielle de Mulhausen uͤber die Runkelruͤbenzuker-Fabrik des Hrn. Nicolaus Koͤchlin zu Homburg erstattete. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhauzen, N. 17. S. 179.Wir uͤbergehen in diesem Auszuge die historische Darstellung der Runkelruͤbenzuker-Fabrikation, da dieselbe ganz aus Dubrunfaut's Werk uͤber diesen Zweig der Industrie geschoͤpft, und bei uns fast durchaus schon bekannt ist. A. d. Ue. (Im Auszuge.) Roͤttelé, Bericht uͤber Runkelruͤbenzucker-Fabrikation Die Gesellschaft, welche einen Preis auf die Gruͤndung der Runkelruͤbenzuker-Fabrikation in ihrem Departement ausgesezt hatte, waͤhlte zwei ihrer Mitglieder als Commissaͤre, um mit Bewilligung des Hrn. Nicolaus Koͤchlin die schoͤne Runkelruͤbenzuker-Fabrik, die derselbe vor zwei Jahren zu Homburg gegruͤndet hatte, zu besichtigen, und ihr einen ausfuͤhrlichen Bericht uͤber dieselbe vorzulegen. Hr. Koͤchlin hatte die Guͤte den Commissaͤren in eigener Person alle die Aufschluͤsse zu geben, die ihnen wuͤnschenswerth seyn konnten. Die Fabrik des Hrn. Koͤchlin ist bis jezt die einzige dieser Art im Departement; ihr Gruͤnder schuf dieselbe vorzuͤglich in der Absicht, um den groͤßeren Landeigenthuͤmern ein Muster einer solchen Fabrik aufzustellen, und um ihnen durch positive Resultate zu beweisen, daß die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation bedeutende Vortheile vor jeder anderen Art von Benuzung des Bodens darbietet. Dieses Mittel, welches heute zu Tage dem Akerbaue zu Gebot steht, um sich von dem Zustande des Unbehagens und Darniederliegens, in welchem er sich beinahe in ganz Frankreich befindet, aufzuraffen, gehoͤrt nicht zu jenen Projekten, die zwar einen großen Glanz um sich verbreiten, deren Erfolg hingegen in Zweifel gezogen werden kann; es sind unwiderlegbare Thatsachen, die zu dessen Gunsten sprechen. Im ersten Jahre wurde in der Fabrik des Hrn. Koͤchlin nur mit 500,000 Kilogr. Runkelruͤben gearbeitet; die Groͤße und Einrichtung der Anstalt ist jedoch so berechnet, daß man eben so gut mit 1,500,000 Kilogr. arbeiten kann. Die Operationen werden in derselben mit Unterbrechung betrieben, indem die Erfahrung zeigte, daß man, wenn man dieselben Tag und Nacht in Einem fort treibt, beilaͤufig nur um den dritten Theil mehr Product erhaͤlt. Der Boden des Pachtgutes zu Homburg, so wie jener der Umgegend, ist im Allgemeinen leicht und kieselig, indem er sehr viele, sehr kleine Kieselsteinchen enthaͤlt. Seine Tiefe betraͤgt ungefaͤhr einen Fuß 18 Zoll; bei großer Hize im Sommer wird er sehr troken, was auf den Reichthum der, in diesem Boden gebauten, Runkelruͤben an Zukerstoff großen Einfluß zu haben scheint. Man hat naͤmlich bemerkt, daß der Runkelruͤbensaft von Homburg 7–8° an Beaume's Areometer zeigte, waͤhrend jener von Modenheim, wo der Boden feuchter ist, nur 5° hatte. Dieß gibt einen neuen Beweis fuͤr die Richtigkeit der Behauptung, daß ein trokener Boden zur Cultur der, zur Zukerfabrikation bestimmten, Runkelruͤben einem nassen Boden weit vorzuziehen ist. Die Wurzel wird zwar auf trokenem Boden kleiner bleiben, allein die Quantitaͤt des, in derselben enthaltenen, Zukerstoffes wird groͤßer seyn, so daß auf diese Weise eine bedeutende Ersparung und Erleichterung bei dem Ausziehen desselben eintritt. Ueberdieß lassen sich solche, an Zuker reiche, Wurzeln auch leichter aufbewahren. Die Hectare Bodens kann in dem Gebiete von Homburg, im Durchschnitte, 26,000 Kilogr. Runkelruͤben erzeugen, von denen 50 Kilogr. um Einen Frank verkauft werden, so daß die Hectare 520 Franken abwirft. Wir muͤssen jedoch bei dieser Gelegenheit bemerken, daß wenn auch durch die Concurrenz der Preis von 50 Kilogr. bis auf 85 oder 90 Centimen herabsinken wuͤrde (ein Preis, um den die Runkelruͤben in die meisten Fabriken geliefert werden), der Landmann bei der Cultur derselben doch mehr als bei jedem anderen Baue gewinnen wuͤrde, wie man aus der beigefuͤgten Rechnung des Verwalters des Pachtgutes der HHrn. Trauger und Baumgartner zu Homburg ersehen wird. Der Duͤnger, dessen man sich zum Duͤngen des Bodens bedient, wird von dem Viehstande des Pachtgutes erzeugt. Man verwendet uͤbrigens zu demselben Zweke auch die thierische Kohle und den Schaum, den man bei der Bearbeitung des rohen Zukers in großer Menge erhaͤlt. Dieser Ruͤkstand enthaͤlt auch das Ochsenblut, welches zum Klaͤren des Saftes verwendet wurde. Wir muͤssen uͤbrigens bemerken, daß der, von den Abfaͤllen und Ruͤckstaͤnden bei der Zukerfabrikation herruͤhrende, Duͤnger sehr kraͤftig ist, und nur mit vieler Vorsicht und in geringer Menge angewendet werden darf. Im vorigen Winter wurde z.B. waͤhrend die Felder mit Schnee bedekt waren, ein Theil dieses Ruͤkstandes auf ein Feld mit Wintergetreide gefahren, und ungleichmaͤßig darauf ausgebreitet; uͤberall wo derselbe in Schichten, wenn auch von der geringsten Dike, zu liegen kam, hatte keine Vegetation Statt, waͤhrend rings um diese trokenen und ausgebrannten Stellen, so wie da, wo die Ausbreitung des Duͤngers sorgfaͤltiger geschehen war, das Getreide außerst schoͤn stand. Die Art von Runkelruͤben, die zu Homburg gebaut wird, ist die sogenannte weiße schlesische mit rothem Halse. Die Aussaat geschieht gewoͤhnlich im Monate April. Unter den verschiedenen Saͤmethoden wurde jener, die mit einem Pflanzholze verrichtet wird, der Vorzug gegeben. Im verflossenen Jahre wendete man den Rayonneur mit der Schubkarren-Saͤmaschine an, gab ihn aber heuer wieder auf, da man dabei mehr Samen braucht, und da er auch in Hinsicht auf Handarbeit hoͤher kommt, als das Pflanzen mit dem Sezholze. Mit diesem lezteren koͤnnen ein Mann und vier Weiber des Tages drei Tagwerke bestellen. Es wurde im vergangenen Jahre zum Versuche auch die Haͤlfte des Landes mit Pflanzen bestupft; allein es fand sich, daß die auf diese Weise erzielten Runkelruͤben bei weitem nicht so schoͤn waren, als die gesaͤten. Die Wurzeln trieben naͤmlich keine Pfahlwurzel, sondern wurden meistens gabelfoͤrmig getheilt; auch trugen dieselben eine mehr oder minder große Menge kleiner Wurzeln, zwischen welchen die Erde und die kleinen Kieselsteine haͤngen blieben, so daß sie selbst nach muͤhsamen Waschen nicht ganz zu entfernen waren, und daher die Reibe beschaͤdigten. Ueberdieß gaben diese Ruͤben auch noch weniger Zuker. Die Felder werden drei Mal gegaͤtet, denn von dieser wichtigen Operation haͤngt großen Theils die Menge des Ertrages ab. Hr. Zuber von Rixheim theilte uns in dieser Hinsicht eine Thatsache mit, welche, wie wir glauben, hier erwaͤhnt zu werden verdient. Er ließ naͤmlich ein Stuͤk Land mit Runkelruͤben bepflanzen, erhielt aber beinahe gar keinen Ertrag davon, indem er das Unkraut, welches die jungen Pflanzen erstikt, und den aͤlteren in ihrem Wachsthume aͤußerst schadet, nicht oft genug ausgaͤten ließ. – Die Ernte faͤllt gewoͤhnlich gegen Ende September oder in den October. Man waͤhlt dazu so viel als moͤglich eine trokene Witterung, die aber doch nicht zu heiß seyn darf, weil sonst eine Art von Gaͤhrung in den Wurzeln Statt hat, welche den Zukerstoff umwandelt. Die Runkelruͤben, die diese Art von Gaͤhrung erlitten, geben eine groͤßere Menge Melasse, als jene, welche bei einer guͤnstigeren Witterung geerntet wurden. Das Ausreißen der Wurzeln geschieht bloß mit der Hand; mit dem Spaten werden hinterher nur jene herausgenommen, die beim Ausreißen einen zu großen Widerstand darboten. Das Abnehmen des Halses geschieht mit Messern. Wenn die Wurzeln auf diese Weise ausgerissen sind, werden sie zum Behufe des leichteren Aufladens in kleine Haufen gelegt und mit Blaͤttern bedekt, theils um sie gegen Regen zu verwahren, der sie waͤsserig und aͤrmer an Zukerstoff machen wuͤrde, theils um sie gegen Froͤste zu schuͤzen, die bei fruͤh eintretenden Wintern, wie der vorjaͤhrige war, zuweilen erscheinen, und die Wurzeln zum Gefrieren bringen, die auf dem Felde uͤber Nacht liegen blieben. Die Aufbewahrung der Runkelruͤben geschieht in Gruben von 20 Fuß Laͤnge und 2 Fuß Tiefe, welche oben 2 1/2, in der Tiefe aber bloß 2 Fuß breit sind. Man waͤhlte diese Dimensionen, weil bei denselben die Wurzeln nicht so sehr zusammengehaͤuft werden, daß darin durch die Waͤrme, welche sich entwikelt, eine Gaͤhrung entstehen koͤnnte, und weil sie vor kleineren Gruben den Vortheil voraus haben, daß das Herausnehmen der Wurzeln weniger Arbeit erfordert, Der vergangene strenge Winter, in welchem der Thermometer zu Muͤhlhausen bis auf – 22° herabsank, bewirkte, daß der Frost selbst in diese Gruben drang; doch litten dadurch nur die obere Schichte der Wurzeln auf beilaͤufig 6–8 Zoll Tiefe. Am meisten litten die Runkelruͤben waͤhrend der Zeit, waͤhrend welcher sie aus den Gruben herausgenommen und in die Fabrik gebracht wurden. Das Reinigen der Wurzeln wird in einer großen Kufe mit Kehrbesen vorgenommen; diese Reinigungsmethode eignet sich jedoch nur fuͤr Runkelruͤben, die auf einem so leichten und sandigen Boden wuchsen, wie jener um Homburg ist. Bei den ausgestochenen Wurzeln muß man jedoch das Messer zum Reinigen zu Huͤlfe nehmen, indem man durch das Waschen allein nicht im Stande ist, dieselben von der Erde und den Steinchen zu befreien, die fest zwischen den Wurzeln haͤngen. Die erste Operation, welche die auf die angegebene Weise zubereiteten Ruͤben erleiden, ist das Zerreiben. Die Reibe, deren sich Hr. Koͤchlin in seiner Anstalt bedient, ist nach dem Systeme von Molard d. juͤngeren erbaut, so daß wir dieselbe, da sie schon in Dubrunfaut's Werk beschrieben ist, hier nicht weiter zu erklaͤren brauchen. Diese Reibe wird mittelst eines Gespannes von vier Ochsen in Bewegung gesezt, deren man sich auch noch bedient, um die Fabrik mit ihrem Bedarfe an Wasser zu versehen. Der Cylinder macht in einer Minute 600 Umdrehungen, und die Maschine liefert des Tages 20 Millionen. Der Brei wird dann in Saͤke gebracht, die man unter die Presse bringt, um den Saft, welcher gewoͤhnlich 70 Procent betraͤgt, aus demselben auszupressen. Die Presse, welche man zu diesem Behufe anwendet, besteht aus zwei hydraulischen Pressen, die abwechselnd und mittelst einer und derselben Einsprizungspumpe wirken. Der Saft, welcher aus der Presse fließt, gelangt durch eine Rinne in einen großen, mit Kupfer beschlagenen Behaͤlter, aus welchem er dann durch eine kupferne Pumpe gehoben, und in die Laͤuterungskessel gebracht wird. Die beiden Kessel, die zur Laͤuterung des Saftes dienen, werden nur durch einen einzigen Ofen geheizt; beide werden mittelst eines Krahnes zu gleicher Zeit so betrieben, daß der eine sich uͤber dem Feuer befindet, waͤhrend der andere ausgeleert, gereinigt und neuerdings mit Saft gefuͤllt wird. Bei dieser Einrichtung ist es nicht noͤthig das Feuer bei jeder Laͤuterung zuruͤkzuziehen oder auszuloͤschen. Bei jeder Operation wird der Kessel mit 10 Hectolitern Saft gefuͤllt. Die Laͤuterung geschieht mit Kalk, der vorher bloß mit Wasser angeruͤhrt wurde; man nimmt gewoͤhnlich 4 Kilogr. Aezkalk auf Einen Kessel Saft. Wenn der Saft auf diese Weise gelaͤutert und klar abgezogen wurde, laͤßt man ihn durch eine kupferne Roͤhre in die Abdampfkessel laufen.Die Gesellschaft zu Muͤhlhausen ernannte im J. 1830 eine zweite Commission, welche die, in der Fabrik zu Homburg seit einem Jahre eingefuͤhrten, Verbesserungen untersuchen und daruͤber Bericht erstatten sollte. Dieser Bericht, welchen Hr. Eh. Kestner erstattete, findet sich im Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen N. 19. S. 449, und enthaͤlt einige Nachtraͤge zu Hrn. Roͤttelé's Bericht, welche wir in Noten beifuͤgen wollen. – Bis zur Laͤuterung wurden alle Operationen unveraͤndert beibehalten; allein den gelaͤuterten Saft brachte man nach der Laͤuterung nicht mehr, wie es fruͤher geschah, gleich in die Eindampfkessel, sondern vorher noch auf sehr sinnreich eingerichtete Filtern. Diese Filtern bestehen aus einer vierekigen, hoͤlzernen, mit Kupfer gefuͤtterten Kiste, welche beilaͤufig 18 Zoll hoch und ebenso breit ist, und sich von Unten nach Oben ein wenig erweitert. Ungefaͤhr 3 Fuß uͤber dem Boden derselben befindet sich ein doppelter, kupferner, durchloͤcherter Boden, der mit einem Tuche aus gewoͤhnlichem Zwilliche bedekt ist, auf dem eine Schichte thierische Kohle ausgebreitet ist. Zwischen dem Boden und dem Doppelboden ist eine Roͤhre angebracht, die mit einem, neben den Filtern befindlichen, Behaͤlter in Verbindung steht, und die Fluͤssigkeit aufnimmt, welche aus den Laͤuterungskesseln kommt. Der Saft gelangt unter dem Doppelboden in das Filter, durchbringt beim Aufsteigen das Tuch und die Schichte thierischer Kohle, und laͤuft ganz hell und klar durch eine kleine Roͤhre, welche 2 Zoll unter dem oberen Theile des Filters angebracht ist, in den Eindampfkessel. Diese Art von Filter ist sehr vortheilhaft, indem sie nicht leicht von den unaufloͤslichen Theilen verlegt wird. Der Bodensaz und der Schaum, den man bei der Laͤuterung erhaͤlt, werden auf Filtrums geworfen, und dann unter eine Hebelpresse gebracht, um noch allen Saft aus denselben zu gewinnen. Die Eindikung geschieht mittelst einer Batterie von 7 Schaukelkesseln, von denen N. 1 mit 3 Hectoliter gelaͤuterten Saftes gefuͤllt wird. In dieser Batterie wird die Eindikung bis auf 25° nach Beaumé's Araͤometer getrieben. Alles dieß geschieht bei freiem Feuer. Statt daß in dem lezten Kessel der Batterie zur Klaͤrung des Syrupes geschritten wird, wie dieß in anderen Fabriken geschieht, wird der auf 25° eingedikte Syrup in große hoͤlzerne Kufen gegossen, in welchen man denselben 48 Stunden lang sich sezen laͤßt, und aus welchen man ihn dann erst in den Klaͤrungskessel bringt.Die Batterie der Eindampfkessel blieb nach Hrn. Kestner unveraͤndert. Sie besteht aus sieben runden kupfernen Kesseln von beilaͤufig 4 Fuß im Durchmesser, die so eingerichtet sind, daß sie leicht nach einer Richtung aufgehoben werden koͤnnen, damit man die Fluͤssigkeit leicht in die unter denselben befindlichen Kessel ausgießen kann. Diese Einrichtung scheint uns zwar in Hinsicht auf Schnelligkeit der Arbeit sehr vortheilhaft; allein es muß bei derselben auch ein sehr großer Aufwand an Brennmaterial Statt haben, da die Oberflaͤche des Kessels, welche der Flamme ausgesezt ist, nur sehr klein ist. Zur Klaͤrung wendet man Schwefelsaͤure, thierische Kohle und Ochsenblut an. Es wird naͤmlich zur Neutralisation der Fluͤssigkeit zuerst Schwefelsaͤure, die mit drei Theilen Wasser verduͤnnt wurde, in den Syrup gegossen. Die Menge, welche man von der, auf die angegebene Weise verduͤnnten, Saͤure anwendet, ist sehr verschieden; gewoͤhnlich betraͤgt sie jedoch 1 Liter auf 1 Hectoliter Syrup. Nachdem der Syrup hierdurch so neutralisirt wurde, daß eher noch der Kalk, als die Saͤure etwas vorschlaͤgt, wird die thierische Kohle zugesezt, und zwar in einem Verhaͤltnisse von 5 Kilogr. auf den Hectoliter. Nun laͤßt man den Syrup einen Augenblik mit der thierischen Kohle sieden, und sezt dann 1 1/2 Liter Ochsenblut auf Einen Hectoliter Syrup zu.Die Klaͤrung des auf 27° eingedikten Syrupes geschah im Jahre 1830 nach Hrn. Kestner in einem Kessel mit doppeltem Boden, der mit Dampf geheizt wurde. Dieser Kessel ist auf eine kleine Erhoͤhung gestellt, und wird mittelst einer Pumpe mit Syrup gespeist. – Die Anwendung der Schwefelsaͤure zur Klaͤrung wurde aufgegeben. Nachdem der Syrup in diesem Kessel mit thierischer Kohle und Ochsenblut erhizt worden, laͤßt man denselben uͤber eine Reihe von Filtern laufen, die auf dieselbe Weise, wie die eben beschriebenen, eingerichtet sind, aber keine thierische Kohle enthalten; dadurch wird derselbe von dem groͤßten Theile der unaufgeloͤst darin schwebenden Theile befreit. Von diesen Filtern laͤuft die Fluͤssigkeit uͤber eine zweite Reihe tiefer unten angebrachter Filtern, in welchen sich gekoͤrnte Kohle befindet. Auf diese Weise wird der Syrup beinahe vollkommen entfaͤrbt, und gelangt fast wasserhell in den Behaͤlter, welchen wir den Sammler nannten. Diese geklaͤrte Fluͤssigkeit gibt, wenn sie in dem Verkochkessel gehoͤrig eingedikt, in dem Kuͤhlkessel abgekuͤhlt, und in den Formen der Krystallisation uͤberlassen worden, einen sehr schoͤnen, ganz weißen Zuker. Der auf diese Weise geklaͤrte Syrup, welchem man den Namen Geklaͤrtes (clairce) gibt, wird dann auf die Filtern gebracht. Diese Filtern bestehen aus hoͤlzernen, mit Kupfer gefuͤtterten, und inwendig mit Flechtwerk belegten Kasten, welche man mit einem wollenen Sake belegt, auf den selbst wieder ein leinerner Sak gebracht wird. Die Filtern befinden sich uͤber dem Sammler (avale-tout), und das Geklaͤrte begibt sich durch eine Roͤhre aus Weißblech, welche mit den Haͤhnen saͤmmtlicher Filtern communicirt, in diesen lezteren. Wir glauben, daß es von Vortheil seyn koͤnnte, wenn man unter dem Hahne eines jeden Filters einen Schwengel anbraͤchte, durch welchen die truͤbe Fluͤssigkeit von der klaren abgeschieden wuͤrde, die in den gemeinschaftlichen Behaͤlter, welchen wir oben Sammler nannten, gelangen muß. Aus diesem gemeinschaftlichen Behaͤlter wird das Geklaͤrte in den Verkochkessel, welcher mit Dampf geheizt wird, gegossen. Dieser Kessel bietet den Vortheil dar, daß die Schlangenroͤhre, die im Inneren zugleich auch als Rost dient, herausgenommen, und mithin leichter gereinigt werden kann. Sie uͤberzieht sich naͤmlich, nach Verlauf einer bestimmten Zeit mit einer mehr oder weniger diken Schichte einer weißen Substanz, die aus schwefelsaurem Kalke, welcher sich bei den vorausgegangenen Operationen noch nicht absezen konnte, bestehen soll. Wenn das Geklaͤrte bis auf den gehoͤrigen Grad von Concentration gebracht worden, so kommt es in den Abkuͤhlkessel, welcher sich in einem, von dem uͤbrigen Theile der Fabrik getrennten, Gemache befindet. In diesem Kessel bildet sich schon eine gewisse Menge Zukerkrystalle, die gleichsam einen Kern fuͤr jene bilden, die spaͤter in den Formen anschießen. Der Syrup wird nach der Menge, die man zu verkochen hat, laͤngere oder kuͤrzere Zeit in diesem Kessel gelassen. Der verkochte Syrup wird in die Formen gegossen, in welchen man denselben 24 Stunden lang laͤßt, ehe man ihn in das Laͤuterungshaus bringt. An diesem, gehoͤrig geheizten, Orte reinigt sich der Zuker von einem sehr großen Theile Melasse; man laͤßt ihn ungefaͤhr einen Monat oder 6 Wochen lang an demselben. Die fetten Koͤpfe (têtes grasses), welche gewoͤhnlich, nachdem der Rohzuker gesammelt, am Grunde der Formen zuruͤkbleiben, werden nach der gewoͤhnlichen Methode wieder aufgeloͤst und geklaͤrt, und geben dadurch noch einen ziemlich huͤbschen Rohzuker. Die Melassen werden waͤhrend der Fabrikation und nach derselben noch ein Mal verkocht. Das Mark, welches man in der Fabrik als Ruͤkstand erhaͤlt, wird zum Theil zur Fuͤtterung des Viehes des Pachtgutes verwendet, zum Theil aber an die benachbarten Oekonomen verkauft, die 50 Centimen fuͤr den Korb oder fuͤr 60 Kilogr. desselben bezahlen. Dieses Mark wird nicht fuͤr sich allein verfuͤttert, sondern mit der Haͤlfte Heu und Stroh-Haͤkerling gemengt; es enthaͤlt noch sehr viele zukerstoffhaltige Theile, und gibt daher eine suͤße, sehr gesunde Nahrung, welche das Vieh mit großer Begierde frißt, so daß auf diese Weise nicht bloß durch die Zukerfabrikation, sondern auch durch die Viehmastung ein bedeutender Gewinn entsteht. Im Winter gibt uͤberdieß das Mark auch eine feuchte Nahrung fuͤr die Kuͤhe, wodurch denselben die Milch erhalten wird, die ihnen sonst bei trokenem Futter oft beinahe gaͤnzlich ausgeht. Das Mark wird unter einer Art von Schoppen aufbewahrt, dessen Boden mit einer Mauer umgeben ist, und mithin eine Art von Cisterne bildet, in der dasselbe aufgehaͤuft und fest eingestampft wird. Da mit der Fabrik des Hrn. Koͤchlin keine Branntweinbrennerei verbunden ist, so kann die Melasse nur, mit Heu und Haͤksel gemischt, als Viehfutter verwendet werden. Man fand, daß die, auf diese Weise mit trokenem Futter gemengte, Melasse eine sehr erhizende Nahrung gibt, waͤhrend dieß nicht der Fall ist, wenn man sie mit dem Marke oder mit gruͤnem Futter vermengt, in welchem Falle sie selbst den Hafer ersezen kann. Wahrscheinlich wird jedoch Hr. Koͤchlin, wenn seine Fabrik ein Mal laͤngeren Bestand gewonnen hat, eine Branntweinbrennerei mit derselben verbinden, und auf diese Weise die Melasse vortheilhafter, als bisher, verwenden. Was die Berechnung der Kosten und des Ertrages der Fabrikation betrifft, so ergeben sich diese aus den hier beigefuͤgten Berechnungen des Directors der Koͤchlin'schen Fabrik, des Hrn. H. Petit-Lafitte. Nachdem Hr. Koͤchlin alle die Bedingungen erfuͤllt hat, welche die Gesellschaft in ihrem Programme zur Erlangung des 27sten Preises vorschrieb, so schlaͤgt der Bericht-Erstatter vor, Hrn. Koͤchlin die, mit diesem Preise verbundene, Medaille zuzuerkennen. Auszug aus den Rechnungen der Fabrik des Hrn. Koͤchlin, von Hrn. Petit-Lafitte abgefaßt. Ich waͤhlte hierzu die ersten drei Wochen des Jahres 1830, waͤhrend welcher ich aber mit der außerordentlichen Strenge dieses Winters zu kaͤmpfen hatte, die gegen das Ende der dritten Woche sogar so arg wurde, daß ich gezwungen war, die Arbeiten von dieser Zeit an bis zur Mitte des Monates Februar auszusezen. Dieser Zeitraum von 20 Tagen betraͤgt ungefaͤhr den fuͤnften Theil der Zeit, waͤhrend welcher die Fabrikation im Gange ist. Die Zeit, die ich hier auswaͤhlte, ist also eine der unguͤnstigsten, die man haben konnte; ich werde jedoch die Berechnungen fuͤr dieselbe ohne alle Ruͤksicht auf die durch die Kaͤlte entstandenen Hindernisse hier vorlegen, und dann zeigen, welche Ursachen zur Verminderung des Ertrages zusammenwirkten, und wie hoch der Ertrag unter gewoͤhnlichen Umstaͤnden seyn duͤrfte. Der angehaͤngten Tabelle zu Folge betragen die Ausgaben:     Fuͤr Arbeitslohn und fuͤr den Verbrauch der Fabrik    6705 Fr. 66 Cent.     Das Interesse der Kosten der Einrichtung mit 25,000Fr. betraͤgt zu 10 Procent 2500 Fr., und macht also fuͤr denfuͤnften Theil oder die 20 Tage      500  – 00    –     Das Interesse eines Capitales von 50,000 Fr. zu 5 Procentwaͤhrend 6 Monaten, betraͤgt 1250 Fr. und fuͤr den fuͤnftenTheil der Zeit der Fabrikation      250  – 00    –     Die Miethe der Gebaͤude der Fabrik, auf 20,000 Fr.geschaͤzt, betraͤgt fuͤr 1/3      200  – 00    – –––––––––––––––– Totalsumme der Kosten    7655 Fr. 66 Cent.     Die Summe des Ertrages betrug, die 50 Kilogr. Zuker zu60 Fr. gerechnet 10,155  – 65    – ––––––––––––––––     Mithin betraͤgt der Gewinn   2500 Fr., und dieser Gewinn, waͤhrend 20 Tagen fuͤnf Mal genommen, gibt einen Totalgewinn von 12,500 Fr. Bringt man aber die unguͤnstigen Umstaͤnde in Anschlag, unter welchen die Fabrik sich befand, so muß man zuvoͤrderst bei der Handarbeit den Lohn der Kunstarbeiter auf 4 Franken des Tages herabsezen, indem in Zukunft bloß der Zimmermann und der Faßbinder noͤthig sind, und die uͤbrigen Kunstarbeiter zu neuen Arbeiten verwendet werden. Man erhaͤlt dann fuͤr diese 20 Tage 80 Fr., welche, von den 142 Fr. 85 Cent. abgezogen, 62 Fr. 85 Cent. geben.     Es sind mithin von der Ausgabe fuͤr Arbeitslohn abzuziehen        62 Fr. 85 Cent.     Bei den Arbeitern, welche die Runkelruͤben aus den Grubenherbeischaffen, sind, da 4 Menschen dazu hinreichend sind,abzuziehen      114 – 15   – ––––––––––––––– Summe      177 – 00   –     Nach Abzug dieser 177 Franken bleibt mithin fuͤrArbeitslohn eine Summe von    1215  – 00  –     Da uͤbrigens die Kaͤlte der Fabrikation die groͤßtenHindernisse in den Weg legt, so kann man annehmen, daß bei guͤnstigerem Wetter in derselben Zeit, und ohne Vermehrung des Arbeitslohnes, um den vierten Theil mehr haͤtte fabricirt werden koͤnnen. Es waͤre also mithin der Verbrauch, welcher 5313,66 betrug, um 1/4 zu vermehren, so daß man erhielte    6642  – 76  – Die Interessen und Miethen betruͤgen wie oben      950  – 00  – ––––––––––––––– so daß mithin die Summe der Kosten sich auf    8807  – 76  – Fr. belaufen wuͤrde.     Dafuͤr muß aber auch der Ertrag um 1/4 erhoͤht werden,so daß man hierdurch erhaͤlt 12,694  – 56  – –––––––––––––––                                  wornach der Nettogewinn sich auf   3,887  – 49  – beliefe. Die Menge Rohzukers, welche man in lezterem Falle erhielte, betraͤgt 9716 Kilogr. aus 194,325 Kilogr. Runkelruͤben. Der Gewinn am Ende der Fabrikation belaͤuft sich auf das Fuͤnffache hiervon, mithin auf 19,437, 45 Fr. Man muͤßte zu diesem Zweke beilaͤufig eine Million Kilogrammen Runkelruͤben bearbeiten. Bei Vergroͤßerung der Anstalt wuͤrde sich, wie ich glaube, der Gewinn noch bedeutend vermehren; allein damit eine solche vermehrte Ausdehnung der Fabrik Statt finden koͤnne, muͤssen die benachbarten Oekonomen erst zur Einsicht gelangt seyn, daß es fuͤr sie sehr vortheilhaft ist, wenn sie ihren Boden mit Runkelruͤben bebauen, und diese der Fabrik liefern.Die Menge des gewonnenen Runkelruͤbenzukers hatte im Jahre 1830 bedeutend zugenommen, sie betrug naͤmlich nach Hrn. Kestner beilaͤufig 80,000 Pfund. Diese Vermehrung ruͤhrt davon her, daß die Fabrik von den benachbarten Oekonomen, die ihren Vortheil bei dem Baue der Runkelruͤben erkannten, mit einer groͤßeren Menge dieser Wurzeln versehen wurde. Alles laͤßt erwarten, daß die Zukererzeugung im naͤchsten Jahre mit der Vermehrung der Runkelruͤben-Pflanzungen noch bedeutender zunehmen wird. Mehr als die Haͤlfte des fabricirten Zukers war schoͤn weiß, konnte ohne Raffinirung verbraucht werden, und wurde um 80 bis 90 Fr. der Centner verkauft. Aus diesen Rechnungen erhellt, was die Fabrik unter den unguͤnstigsten Verhaͤltnissen leistete, und was sie jezt zu leisten im Stande ist. Bei noch einiger Ausdauer wird die Runkelruͤbenzuker-Fabrik zu Homburg gewiß bald so bluͤhend werden, daß die Capitalisten und Oekonomen des Elsaßes dem Beispiele des Hrn. Koͤchlin folgen, und ihrem Vaterland dadurch eine neue Quelle von Reichthum oͤffnen werden. Ausgaben bei einer 18taͤgigen Arbeit.Arbeitslohn. Arbeiter der Fabrik 681 Fr. 25 Cent. Transport der Wurzeln, und Herausfoͤrdern   aus den Gruben:                 Pferde                  Fr.   65   50                 Menschen                  214   15 279  – 65   –                                             –––––––––– Betreibung: Arbeiter   45                  Ochsen   216 261  –                           –––––––    Kunstarbeiter, wie Kupferschmid, Kuͤfner,Mechaniker etc. 142  – 85   – Verschiedene Arbeiten   27  – 25   – Verbrauch der Fabrik. 155,450 Kilogr. Wurzeln, 50 Kilogr. zu 1 Fr 3109 – Holzreisig 1830 – 06 – Thierische Kohle    224 – 25 – Beleuchtung      56 – 70 – Ochsenblut      34 – 05 – Schwefelsaͤure      31 – 85 – Aezkalk      20 – 55 – Butter        7 – 20 – ––––––––––––                               Summe der Ausgaben 6,705 – 66 – Product einer 14taͤgigen Arbeit.   7773 Kilogr. Rohzuker, 50 Kilogr. zu 60 Fr.(NB. es wurden deren zu 60, zu 72 und 78 Fr.verkauft)   9,327 – 76 –     Mark      511 – 30 –     Melasse      248 – 29 –     Ruͤkstand        68 – 30 – ––––––––––––                                 Summe des Ertrages 10,155 – 65 – Entwurf der Ausgaben bei einer Hectare Landes, welche mit Runkelruͤben bebaut ist, wie sie im J. 1829 sich zu Homburg ergaben. Textabbildung Bd. 42, S. 138 Arbeitstage; Pferde zu Franken; Maͤnner zu Frank 50 C.; Weiber zu 1 Frank; Kinder zu 60 Cent; Franken; Centim.; Diese Summe muß aber um wenigstens 20 Fr. vermindert werden, um welche der außerordentlich strenge Winter von 1829 jene Ausgaben erhoͤhte, die unter dem Posten von 108 Fr. begriffen sind; Ebenso muß man von derselben 10 Franken fuͤr das Weiden von 10 Ruͤhen auf dem Runkelruͤhenfelde abziehen Ertrag.         379,93 Centner Runkelruͤben. Da aber wenigstens 10 Centnergefroren waren, so kann man fuͤr ein gewoͤhnliches Jahr noch   10 Centner zusezen. Dieß gibt also ––––––––––         389,93 Centner, welche, da der Centner in der Fabrik um 1 Fr. gekauft wird, 389,93 Fr. geben. Zieht man nun die Ausgaben von dem Ertrag ab, so erhaͤlt man als Netto-Product die Summe von 141 Fr. 46 Cent., die einen Gewinn von 36 Procent vorstellen, waͤhrend man bei der gewoͤhnlichen Landwirthschaft hoͤchstens auf einen Gewinn von 4 Procent rechnen kann.