Titel: | Ueber das Färben der Federn oder die Kunst des Federschmükers. Von Hrn. Lenormand. |
Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LVIII., S. 200 |
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LVIII.
Ueber das Faͤrben der Federn oder die
Kunst des Federschmuͤkers. Von Hrn. Lenormand.
Aus dem Dictionnaire technologique. Bd. XVI. S.
831
Lenormand, uͤber das Faͤrben der Federn oder die
Kunst des Federschmuͤkers
Federschmuͤker (plumassiers) nennt man diejenigen
Personen, welche die Federn gewisser Voͤgel zu Puzwerk vorbereiten und
verarbeiten. Der Federschmuͤker sammelt und bearbeitet die zarten Federn der
Voͤgel, welche die glaͤnzendsten Farben haben und uͤberlaßt sie
sodann dem Stiker und Fabrikanten kuͤnstlicher Blumen, welche sie zu den
Stikereien verwenden und daraus Bouquets und Guirlanden fuͤr Kleider und
Meubles nach dem herrschenden Geschmak verfertigen. Der Federschmuͤker
bearbeitet nach den Regeln seiner Kunst bloß die Federn des Straußes, des Reihers,
Pfaues, Schwanes, der Gans, des Hahnes u.s.w.; er bereitet sie vor und richtet sie
so her, daß man damit Huͤte, Kleider, Betthimmel u.s.w. zieren kann; er macht
daraus Egretten und unendlich viele andere Gegenstaͤnde. Man wendet zwar alle
sehr glaͤnzenden, breiten und feinen Federn unter sehr vielen
Umstaͤnden an, gibt aber im Allgemeinen den so eben angefuͤhrten den
Vorzug.
Wir werden hier nur das Appretiren der Straußfedern beschreiben, weil man die anderen
auf dieselbe Art vorbereitet.
Man unterscheidet mehrere Qualitaͤten bei den Straußfedern; der
maͤnnliche Strauß liefert die weißesten und schoͤnsten. Man
waͤhlt vorzugsweise diejenigen vom Ruͤken und uͤber den
Fluͤgeln; alsdann kommen diejenigen vom Ende der Fluͤgel und endlich
die des Schweifes. Unter Flaumfedern versteht man diejenigen, womit die anderen
Theile des Koͤrpers bedekt sind; sie sind von 108 bis 325 und 406 Millimeter
(4 bis 12 und 15 Zoll) lang. Bei dem maͤnnlichen Strauß ist dieser Flaum
schwarz, bei dem weiblichen grau.
Die schoͤnsten weißen Federn der Weibchen sind immer am Ende graulich, was
ihren Glanz sehr vermindert; sie verlieren dadurch an Werth.
Außer diesen Federn zieht man auch aus dem Halse und den Schenkeln des Straußvogels
Kiele, welche eine weiche Consistenz haben wie die Haut; sie enthalten Federn, die
noch nicht ihre ganze Laͤnge erreicht haben und gehen alle von einer
gemeinschaftlichen Faser aus, welche viel zarter ist, als der Kiel, der sich in der
Folge aus ihr bildet. Auch diese Federn werden angewandt.
Wir erhalten die Straußenfedern aus Algier, Tunis, Alexandria, Madagascar und vom
Senegal. Unter diesen sind die ersteren die geschaͤztesten und die
Qualitaͤt derselben nimmt so, wie sie hier auf einander folgen, ab. Es sind
immer hundert davon in einem Buͤndel vereinigt.
Appretiren. Man legt nun die Federn auf einander und
reibt sie sorgfaͤltig mit der flachen Hand, um die Fasern von einander zu
trennen und die Fransen auszubreiten; bei den großen Federn mit Kielen ist dieses
nicht noͤthig. Sodann verbindet man sie durch einen Bindfaden, indem man jede
von der anderen durch einen doppelten Knoten trennt: es werden immer fuͤnf
und zwanzig an ein Stuͤk Bindfaden gebracht und dieß nennt man dann eine Schnur (filet). Von den
Federn des Schweifes werden immer hundert, zwei zu zwei, zusammengebunden.
Zwoͤlf Schnuͤre bilden, was man einen Buͤndel (poignée) nennt.
Entfetten. Man loͤst 122 Gramme (4 Unzen) weiße,
in kleine Stuͤke geschnittene Seife, in vier Liter (8 Pfund) maͤßig
warmen Wassers auf, welches sich in einer großen Schuͤssel befindet; es wird
mit einer Weidenruthe gut umgeruͤhrt und sobald es sehr schaͤumend
ist, taucht man von den Federn zwei Schnuͤre hinein und reibt sie gut mit den
Haͤnden fuͤnf bis sechs Minuten lang. Hierauf nimmt man zwei andere
Schnuͤre, welche man eben so behandelt und so fort, bis man den ganzen
Buͤndel gut geseift hat. Dieses sogenannte alte Seifenbad wird noch zum
Vorbereiten anderer Buͤndel benuzt, indem man ihm einen Liter (2 Pfund)
Wasser zusezt und es wieder erhizt. Man gibt jedem Buͤndel zwei alte und drei
neue Baͤder. Nach dem Seifen waͤscht man die Schnuͤre zwei Mal
nach einander je sechs auf Einmal in Wasser aus. Alle diese Baͤder
muͤssen heiß seyn, so daß die Hand die Hize aushalten kann.
Bleichen. Diese Operation besteht aus drei verschiedenen
Manipulationen:
1) Man weicht die Federn, sechs Schnuͤre auf Einmal, in drei Liter heißen
Wassers (unter dem Siedepunkte) ein, worin ein halbes Kilogramm (ein Pfund) spanisch
Weiß suspendirt ist; dieses Wasser wird gut umgeruͤhrt; man laͤßt die
Federn eine Viertelstunde lang darin und ruͤhrt von Zeit zu Zeit um, damit
sich das Spanischweiß nicht auf dem Boden absezt. Dann waͤscht man die sechs
Schnuͤre mit einander drei Mal in reinem Wasser aus.
2) Man blaͤut die Federn in kaltem Wasser, worin sich ein
zugeknuͤpftes, feingeriebenen Indigo enthaltendes Saͤkchen von feiner
Leinwand befindet. In die Fluͤssigkeit darf nur sehr wenig Indigo kommen; man
zieht die Federn bloß durch sie hindurch, nachdem sie gut ausgewaschen worden
sind.
3) Man schwefelt die Federn auf dieselbe Art wie die kuͤnstlichen
Stroharbeiten (Polytechn. Journal Bd. XXXIX. S.
300). Sie werden sodann auf Striken getroknet. Noch ehe sie ganz troken
sind, faßt man die Kiele in einer Hand zusammen und klopft die Federn auf einem
reinen und ebenen Tisch aus, um die Fasern besonders an dem Rande gut von einander
zu trennen. Wollte man diese Operation verschieben, bis die Federn troken sind, so
muͤßte man befuͤrchten, daß sie brechen oder beschaͤdigt
werden.
Zurichten. Nachdem man die Federn auf die angegebene
Weise gereinigt hat und sie ganz troken sind, macht man sie von den Bindfaden los
und passirt jede derselben zwischen den Fingern von Unten nach Oben, um die Fasern
wieder in Ordnung zu bringen. Bei denjenigen der zweiten Qualitaͤt schneidet
man sodann die Fransen, welche abgenuͤzt sind, am Ende, mit einer Scheere ab.
Man puzt sie hierauf,
das heißt man nimmt mittelst eines sehr schneidenden Messers, dessen Klinge stark
ist und sich nicht biegt, oben und unten an der Feder einen Theil ihrer Rippe weg.
Hierauf schabt man sie mit einem Stuͤk Glas, von der Gestalt eines
Kreisbogens auf Pappe, um die Rippe moͤglichst duͤnn und dadurch die
Feder weich und schwebend zu machen. Wenn man mit dem runden Theile des Glases
schabt, darf man nicht befuͤrchten die Fransen stellenweise zu
beschaͤdigen, worauf besonders zu achten ist.
Sortiren. Man legt die Federn von gleicher
Qualitaͤt zusammen. Oft ist man genoͤthigt mehrere uͤber
einander zu befestigen, und man pflegt dann zu sagen, daß man sie naͤht; dieß
geschieht, indem man mit der Nadel und dem Faden zwischen den Fransen ganz um die
Rippe herumfaͤhrt; man macht am Ende jeder Tour einen Knopf und faͤhrt
auf diese Art, ohne den Faden abzuschneiden, bis aus Ende fort.
Kraͤuseln. Die Federn wuͤrden keinen
angenehmen Anblik gewaͤhren, wenn man nicht den Fransen einen Appret
ertheilte, welchen man Kraͤuselung nennt. Hiezu bedient man sich eines
Messers ohne Schneide, mit einem Griff versehen, der mit Tuch oder Leder umwikelt
ist, so daß er in der Hand nicht ausgleitet. Man zieht die Fransen gegen sich, indem
man sie zwischen dem Daumen und dem Messer festhaͤlt und biegt sie
uͤber sich selbst um, indem man sie wie die Haare lokt. Manchmal
stuͤzt man vier bis fuͤnf Fransen auf den Nagel des Daumens der linken
Hand und streicht das Kraͤuselmesser stark daruͤber, so daß die Franse
auf die Mitte der Feder zuruͤkkommt, was ihre Lage veraͤndert und sie
angenehmer macht.
Faͤrben. Die Flaumfedern, welche man gewoͤhnlich fuͤr schwarz
haͤlt, sind immer nur hellbraun; diese natuͤrliche Farbe ist weder
angenehm noch glaͤnzend; man faͤrbt sie daher schwarz. Zu diesem Ende
befestigt man sie fuͤnf bis sechs an einen Bindfaden, wie wir oben angaben
und bereitet dann das Faͤrbebad. Fuͤr 10 Kilogramme (20 Pfund) Federn
macht man einen starken Absud von zwoͤlf und einem halben Kilogramm (25
Pfund) fein geraspeltem Kampescheholz in einer hinreichenden Menge Wasser. Nach
sechs Stunden anhaltendem Kochen nimmt man das Holz heraus und wirft in das Bad
anderthalb Kilogramme (3 Pfund) schwefelsaures Eisen, laͤßt noch 15 bis 20
Minuten lang kochen und nimmt dann den Kessel vom Feuer oder, was besser ist, zieht
das Bad ad, laͤßt in dem Kessel nur ungefaͤhr zwei Liter zuruͤk
und loͤscht das Feuer aus. Man taucht einen Buͤndel Federn hinein,
bewegt sie darin mit starken Staͤben, um sie gut zu durchnezen, bringt dann
einen zweiten Buͤndel hinein, sezt zwei Liter vom Bad zu und ruͤhrt
um; auf diese Art faͤhrt man fort, bis alle Federn und alles Bad darin ist.
Wenn sie gut durchnaͤßt sind, laͤßt man sie auf diese Art zwei und manchmal
drei Tage lang auf diese Art weichen.
Man entfettet sie Schnur fuͤr Schnur in einer guten Lauge von Weinhefenasche
oder guter Potasche; das Entfettungsbad besteht aus einem Viertelsliter dieser
Lauge, eben so viel kochendem Wasser und ein wenig SeifeSeisse. Man seift sie drei Mal in einem neuen Bade und wenn sie sich sehr milde
anfuͤhlen, waͤscht man sie in Wasser aus, bis sie sehr rein
herauskommen, worauf man sie wie die weißen troknet.
Es ist sehr schwer die weißen Federn schoͤn schwarz zu faͤrben, ohne
daß sie dadurch geschwaͤcht werden. Mit citronensaurem oder holzsaurem Eisen
gelingt es noch weit besser als mit schwefelsaurem, welches sie immer verbrennt.
Fuͤr die anderen Farben muß man die Federn vorher gut bleichen; denn je weißer
sie sind, desto schoͤner und glaͤnzender fallen die Farben aus. Einige
Federschmuͤker versuchten den Chlorkalk hiezu anzuwenden, ohne ihren Zwek
dadurch ganz zu erreichen; sie ziehen es vor den Thau und die Sonne auf die Federn
wirken zu lassen. Zu diesem Ende schneiden sie den Kiel in Gestalt eines
Zahnstochers und pflanzen dann die Federn einzeln auf einen Rasen so weit aus
einander, daß der Thau sie gut durchdringt, und sie dem Einfluß der Luft und Sonne
vollkommen ausgesezt sind. Nachdem sie fuͤnfzehn Tage lang dem Thau ausgesezt
waren, beendigt man das Bleichen auf oben angegebene Weise, worauf man sie
folgendermaßen faͤrbt:
Rosenrothe Farbe. Man faͤrbt in einem kalten Bade
von Safran, welchem man etwas Citronensaft zusezt.
Dunkelroth. Kochendes Bad von Brasilienholz, nachdem man
die Federn durch ein Alaunbad genommen.
Carmesinroth. Die dunkelroth gefaͤrbten Federn
werden durch ein Orseillebad genommen.
Pflaumenfarbe. Nachdem die Federn Hochroth
gefaͤrbt sind, nimmt man sie durch ein alkalisches Bad von Weinhefenasche
oder guter Potasche.
Blau. Man bedient sich derselben Indigaufloͤsung,
welche im polytechn. Journal Bd. XXXIX. S.
302 fuͤr das Faͤrben des Strohs angegeben wurde.
Gelb. Man alaunt die Federn und nimmt sie dann durch ein
Bad von Kurkume oder Wau.
Mit den drei Farben Roth, Blau und Gelb erhaͤlt man alle anderen zusammengesezten Farben,
Gruͤn, Violett, Lilas und Orange. Wenn man zuerst gelb faͤrbt und dann
blau, erhaͤlt man das Gruͤn; das Roth, dann blau gefaͤrbt, gibt
Violett oder Lilas; das Gelb, sodann roth oder rosenroth gefaͤrbt, gibt
Orange. Die Nuͤancen fallen verschieden aus nach der Staͤrke der Baͤder,
oder je nachdem man die Federn mehr oder weniger lange darin laͤßt.
Hochroth (Ponceau). Diese
Farbe ist am schwierigsten darzustellen. Man faͤrbt zuerst orange in einem
Bade, welches aus einer Aufloͤsung von Orlean in Potasche besteht, nimmt
sodann die Federn oͤfters durch einen Absud von rother Wolle (dessen
Bereitung im polyt. Journal Bd. XXXIX. S.
303, wo wir vom Faͤrben des Strohs handelten, angegeben ist). Man
gießt in das erste rosenrothe Bad Citronensaft, in das zweite Branntwein, in das
dritte Alkohol von 34'' Beaumé, das vierte aber und oft auch das
fuͤnfte versezt man mit sehr reinem Salpeter. Diese Vorschrift scheint uns
ein wenig empyrisch, wir theilen sie aber hier mit, weil sie allgemein von den
Federschmuͤkern befolgt wird; auch gelingt ihnen die Darstellung dieser Farbe
nicht immer.