Titel: Bericht des Hrn. Francoeur über die Fabrik platt geschliffener Uhrgläser des Hrn. Berger Walter zu Paris, rue du Grand Chaniter N. 8.
Fundstelle: Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXXIII., S. 280
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LXXIII. Bericht des Hrn. Francoeur uͤber die Fabrik platt geschliffener Uhrglaͤser des Hrn. Berger Walter zu Paris, rue du Grand Chaniter N. 8. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Julius 1831, S. 339. Francoeur's Bericht uͤber platt geschliffene Uhrglaͤser Es gibt zwei Arten von Uhrglaͤsern: die einen werden bloß mit dem Diamante aus geblasenen Glaskugeln geschnitten, und erhalten beinahe keine andere weitere Bearbeitung, als daß ihre Raͤnder duͤnner gemacht, und daß sie, wenn es noͤthig ist, mehr oder minder vollkommen polirt werden; diese Glaͤser werden wegen ihres geringen Preises zu den gewoͤhnlichen Uhren verwendet. Die andere Art von Glaͤsern hingegen ist viel theurer und sorgfaͤltiger gemacht; man nennt sie platt geschliffene Glaͤser (verres chevés), und verfertigt sie auf folgende Weise. Man schneidet aus den geblasenen Krystallkugeln von schoͤnem Wasser kreisfoͤrmige Dekel oder Kappchen (calottes), und bringt dann Jeden dieser Dekel auf einen Model, welchen man dem Feuer aussezt, um dadurch das Glas zu erweichen, und ihm die beinahe flache, schwach convexe Form zu geben, die man erhalten will. Dieser Model wird mit einer duͤnnen Schichte Kreide uͤberzogen, damit sich das Glas nach dem Ausgluͤhen und nach dem Erkalten leicht von demselben abloͤse. Nach dieser Operation wird sich zeigen, daß die beiden Oberflaͤchen des Glases nicht ganz die regelmaͤßige Form darbieten, die der Model hatte; dieß ruͤhrt von der Luft her, welche sich zwischen dem Model und dem Glase befand, oder von dem Anhaͤngen der Glasmasse an den Model. Diese kleinen, sowohl oben als muten befindlichen, Unebenheiten beseitigt man, indem man beide Oberflaͤchen dem Model aussezt, durch den sie bis auf den bestimmten Punkt, d.h. bis auf einen sehr geringen Grad von Dike, abgeschliffen werden. Ist Alles dieß geschehen, so muͤssen die Glaͤser polirt, und auf dieselbe Weise, wie die optischen Glaͤser geschliffen werden. Dieß ist nun das Verfahren, nach welchem die besseren Uhrglaͤser verfertigt werden. Wir erhalten die abgeschliffenen Glaser aus Genf, wo man sie im Großen fabricirt; ein Stuͤk derselben kostet in Frankreich, theils wegen der Schwierigkeit der Arbeit, theils wegen des hohen Einfuhrzolles 1 bis 2 Franken. Fuͤr sehr sorgfaͤltig gearbeitete Uhrmacher-Arbeiten, wie z.B. fuͤr jene, die aus den Werkstaͤtten Bréguets und anderer geschikter Kuͤnstler kommen, verfertigt man dieselben zu Paris und zahlt sie sogar mit 5 bis 6 Franken das Stuͤk. Hr. Berger Walter errichtete zu Paris eine Fabrik dieser Glaser im Großen, deren Producte den besten Genferglasern in nichts nachstehen, und dabei einen weit niedrigeren Preis haben. Das Groß (12 Duzend) Glaͤser von 1/8 Linie Dike kostet bei ihm 50, und jenes von 1/16 Linie Dike 60 Franken, d.h. das Stuͤk kommt auf 35 bis 40 Centimen. Wir haben die Glaͤser des Hrn. Berger Walter mehreren der geschiktesten Uhrmacher gezeigt, welche dieselben bewunderten, und als das Vollkommenste in ihrer Art betrachteten, abgesehen von dem Vorzuge der Wohlfeilheit.