Titel: Ueber Blizableiter an Schiffen. Von Hrn. W. S. Harris Esq., Mitglied der Plymouth-Institution.
Fundstelle: Band 42, Jahrgang 1831, Nr. CXIII., S. 415
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CXIII. Ueber Blizableiter an Schiffen. Von Hrn. W. S. Harris Esq., Mitglied der Plymouth-Institution. Im Auszuge aus dem Edinburgh new philosophical Journal, N. 21. April – Junius S. 154.Wir bedauern, daß wir den sehr interessanten Aufsaz des Hrn. Harris unseren Lesern wegen Mangel an Raum nur in einem Auszuge mittheilen koͤnnen, in welchem sich jedoch der groͤßte Theil des Wesentlichen, mit Hinweglassung des Geschichtlichen und der Erzaͤhlung der Ungluͤksfaͤlle, die auf Schiffen durch Mangel an Blizableitern entstanden, befindet, und welcher in dieser Gestalt auch in das Register of Arts, October 1831 S. 211 uͤberging. A. d. Ue. Harris, uͤber Blizableiter an Schiffen Obschon die Anwendung der Blizableiter bei Gebaͤuden auf dem festen Lande immer eine sehr kluge Maßregel ist, und obschon die Vortheile derselben so sehr in die Augen springen, so schritt doch die Einfuͤhrung dieses Sicherungsmittels auf den Schiffen, auf welchen die Wirkungen des Blizes schreklicher und daher noch mehr zu befuͤrchten sind, sehr langsam und aͤußerst unvollkommen vorwaͤrts. Der Ableiter, welcher bisher auf den Schiffen angewendet wird, besteht in langen, biegsamen, metallenen Ketten oder Gliedern von der Dike eines Gaͤnsekieles. Diese Ketten werden zuweilen aus Eisen, fuͤr die koͤnigl. englische Marine hingegen aus Kupfer verfertigt; sie werden gewoͤhnlich in eine Kiste eingepakt, und wenn es die Umstaͤnde erfordern, von dem Maste in die See herabgelassen. Allein, wie Hr. Singer in seinem vortrefflichen Werke uͤber die Elektricitaͤt bemerkt, bleiben diese Blizableiter theils aus Unachtsamkeit, theils aus Vorurtheil, selbst waͤhrend sehr langer und gefaͤhrlicher Seereisen haͤufig im Schiffsraume liegen, ohne je angewendet zu werden: eine Bemerkung, die durch den großen Schaden, welcher so haͤufig auf der See bei Gewittern angerichtet wird, nur zu sehr bekraͤftigt wird. Die Nothwendigkeit, die Schiffe so gut als nur moͤglich gegen die Wirkungen des Blizes zu sichern, ist schon laͤngst anerkannt; allein man hat die Anwendung von continuirlichen und befestigten eisernen Stangen auf Schiffen fuͤr unstatthaft gehalten, und zwar, weil die Maste, die einzigen Theile, an welchen dieselben befestigt werden koͤnnten, so verschiedenen Verlezungen, so verschiedenen Bewegungen, so verschiedenen Verlaͤngerungen und Verkuͤrzungen ausgesezt sind, und weil es sogar oft nothwendig wird, die hoͤheren Maste ganz wegzunehmen, und auf das Verdek zu legen. Dieß waren auch wahrscheinlich die Ursachen, welche zur Anwendung der oben erwaͤhnten duͤnnen, biegsamen Ketten fuͤhrten, die man jedoch, bei naͤherer Untersuchung unzwekmaͤßiger als continuirliche Metallstreifen finden wird, und die gewiß in jeder Hinsicht nur ein unvollkommenes Ersazmittel fuͤr diese lezteren geben. Ihr großer Mangel an Continuitaͤt, so wie ihre geringe Masse und Oberflaͤche ist fuͤr die Leitung starker Explosionen sehr unguͤnstig, indem die elektrische Materie, wie man aus den Funken, die bei der Entladung erscheinen, ersieht, an den Verbindungspunkten sehr fuͤhlbar wird, so zwar daß die Kettenglieder sogar nicht selten dadurch getrennt werden. Sie sind ferner beim Takeln der Schiffe jeder Art von Verlezungen ausgesezt; auch ist es sehr schwer dieselben in ihrer Lage und unzerbrochen zu erhalten, besonders bei heftigen Windstoͤßen, wenn das Schiff bei der Nacht segelt, und wenn, wie schon bemerkt worden, ein Theil der hoͤheren Maste abgenommen werden muß. Schon lauge wurde daher der Wunsch ausgedruͤkt, wo moͤglich einen Blizableiter fuͤr Schiffe auszusinnen, der immer an seinem Plaze bleiben koͤnnte, und immer wirksam seyn wuͤrde; es wurden auch bereits zu verschiedenen Zeiten Vorschlaͤge und Versuche in diesem Sinne gemacht. Um ein Schiff auf eine wirksame Weise vor Beschaͤdigungen durch den Bliz zu schuͤzen, muß der Blizableiter so continuirlich (d.h. mit keiner Unterbrechung), und so gerade als moͤglich von dem hoͤchsten Punkte bis in die See herablaufen; er muß ferner der ganzen Laͤnge nach auf eine bleibende Weise an den Masten befestigt seyn, und dabei die Bewegung eines Theiles des Mastes auf einen anderen gestatten; und im Falle irgend ein Theil des Mastes durch einen Unfall oder absichtlich entfernt wuͤrde, muß der noch uͤbrige Theil des Blizableiters eben so vollkommen seyn, und die Elektricitaͤt in die See entladen koͤnnen. Um nun diese Bedingungen zu erfuͤllen, kann man Stuͤke Kupferblech von 1/8 bis zu 1/16 Zoll Dike und beilaͤufig 2 Fuß Laͤnge, und von 6 bis 1 1/2 Zoll Breite in zwei Platten, eine uͤber der anderen in die Maste einfuͤgen, so zwar daß die Verbindungen der einen von den Mittelpunkten der anderen bedekt werden. Die Platten sollen an den Schließplaͤzen (butts) so zusammengenietet werden, daß sie einen langen, continuirlichen, elastischen Streifen bilden. Dieser ganze Ableiter oder Conductor wird unter die Kanten einer Furche gebracht, welche an der hinteren Seite der verschiedenen Maste der Laͤnge nach ausgehoͤhlt wird, und in dieser Stellung durch kupferne Naͤgel so befestigt, daß er eine glatte Oberflaͤche darbietet. Der auf diese Weise zubereitete, metallische Streifen soll von der kupfernen Spindel an der Spize des Mastes laͤngs der hinteren Seiten des Koͤnigsmastes (royal mast) und der Bramstange (top-gallant-mast) herablaufen, auf welchem Laufe er mit dem Kupfer um die Scheibenloͤcher in Verbindung steht. Ein kupferner Streifen an der hinteren Seite der Stange (cap), durch welche der Topmast gleitet, nimmt nun die Verbindung auf, und leitet sie uͤber die Stange an die hintere Seite des Topmastes und von da auf dieselbe Weise bis zum Mastbloke. Hier trifft derselbe mit einem diken, breiten, kupfernen Streifen zusammen, welcher unter der Ferse des Mastes rund um den Mastblok geht, und auf einer aͤhnlichen, an der Kielschwinne (keelson) befestigten, Kupferschichte ruht. Diese lezte steht mit einigen der Kielschwinnenbolzen und mit drei senkrechten, kupfernen Bolzen von 2 Zoll im Durchmesser in Verbindung, welche in dem festen Kiele auf drei quere oder horizontale Bolzen, die mit dem, den Boden umkleidenden Kupfer in unmittelbarer Beruͤhrung stehen, getrieben werden. Die Kupferplatten gehen uͤber die Mastspizen, und werden auf der entgegengesezten Seite um einen Zoll oder noch weiter unterhalb befestigt. Die entsprechende Stange (cap) wird auf eine aͤhnliche Weise hergerichtet, indem sich das Kupfer von der Fuͤtterung des hinteren Theiles der runden Oeffnung uͤber die Stange in den vorderen Theil der vierekigen Oeffnung fortsezt, und dann nach abwaͤrts gekehrt und auf obige Weise befestigt wird, so daß, wenn sich die Stange an der gehoͤrigen Stelle befindet, der Zusammenhang vollkommen ist. Auf diese Weise erhaͤlt man unter allen Umstaͤnden einen, von dem hoͤchsten Punkte bis in die See ohne Unterbrechung herablaufenden, metallischen Streifen, der die elektrische Materie direct durch den Kiel entladen wird, da er eine Linie bildet, welche am wenigsten Widerstand darbietet.Da der Besanmast (mizing-mast) nicht bis auf die Kielschwinne geht, so muß man von dem Mastbloke eine metallene Verbindung mit der Dekbalkenstuͤze (stancheon) herstellen, und diese dann, wie oben gesagt, an die Kielschwinne fortfuͤhren, oder den Ableiter auf eine andere Weist nach Außen auf die Seiten des Schiffes fuͤhren. Aus dem Gesagten geht hervor, daß, in was immer fuͤr einer Stellung sich auch die Maste befinden moͤgen; daß, sie moͤgen erhoͤht oder eingezogen werden, die Leitungslinie hoch in ihrer Vollkommenheit bleiben wird, indem jener Theil des Ableiters, welcher sich nothwendig unter der Stange und der Spize befindet, wenn der Mast getroffen wird, nicht mehr laͤnger in der Linie der Wirkung bleibt, so daß folglich der Einfluß auf denselben nicht in Betracht kommt. Die hier beigefuͤgte Tabelle gibt das mittlere Verhaͤltniß eines, nach diesen Grundsaͤzen fuͤr einen Mast einer Fregatte von 50 Kanonen erbauten, Blizableiters im Vergleich mit den kupfernen Ketten, die der englischen Marine gewoͤhnlich geliefert werden, sammt dem noͤthigen Aequivalente an kupfernen oder eisernen Bolzen, deren man zur Herstellung eines Leiters aus derselben Masse bedarf. Die Zahlen in der lezten Linie am Ende der Tabelle geben, mit Ausnahme der ersten Columne fuͤr die vorgeschlagenen Blizableiter, die Massen, Oberflaͤchen und Durchmesser der cylindrischen Metallstaͤbe, die nach der ganzen Laͤnge der Maste herablaufen sollen. So gibt die zweite Columne den Durchmesser und die Oberflaͤche eines Kupferstabes, welcher 2423 Kubikzoll Metall enthaͤlt, was eine Menge Metall ausmacht, die jener an den von mir vorgeschlagenen Blizableitern gleichkommt, und aus derselben berechnet ist. Die Summen sind daher nicht das Resultat der Addition der auf einander folgenden Maste. Dasselbe ist von der dritten Columne zu bemerken, in welcher ein Aequivalent in Eisen genommen ist. In der dritten und vierten Columne ist die Masse und Oberflaͤche einer Kupferstange von 1/2 Zoll im Durchmesser, welche einem jeden bisher erfahrnen Blizschlage zu widerstehen vermag, angegeben; und in der vierten Columne endlich findet man die Masse und die Oberflaͤche jener Blizableiter, mit welchen die englische Marine gegenwaͤrtig versehen wird. Man wird finden, daß sich diese zur Masse der von mir vorgeschlagenen Vorrichtung wie 94,4 zu 2423 verhaͤlt. Die hier vorgeschlagenen, an dem Maste angebrachten, Ableiter haben im Ganzen eine flach gedruͤkte, kegelfoͤrmige Form, d.h. sie sind an der Basis breiter und verschmaͤlern sich allmaͤhlich gegen die Spize hin; und diese Form ist, den ausgezeichnetsten franzoͤsischen Philosophen gemaͤß, die allerbeste fuͤr einen Blizableiter. Die Einwendungen, welche man gegen die Errichtung von Blizableitern auf Schiffen vorbrachte, sind groͤßten Theils dieselben, welche man gegen die Blizableiter im Allgemeinen geltend machte. Textabbildung Bd. 42, S. 419 Reihenfolge der Maste; Vorgeschlagene Ableiter; Aequivalent in einer Kupferstange; Aequivalent in einer eisernen Stange: die Leitungsfaͤhigkeit  bloß w. 4 z. 1 genom.; Masse u. Oberfl. an einem kupf. Stabe von 1/2 Zoll im Durchmess.; Masse und Oberflaͤche an den gegenwaͤrt. Leitern; Koͤnigsmast (Royal-Pole). Ableiter von 18 Fuß 3 Zoll Laͤnge, 2 Zoll Breite; 2 Platten, jede 1/16 Zoll dik; Bramstange (Top-gallant-mast). Ableiter von 17 Fuß Laͤnge, 2 1/2 Zoll Breite; 2 Platten, eine von 1/8, die andere von 1/16 Z. Dike; Topmast. Ableiter von 50 Fuß Laͤnge; Kupfer von 4 Z. Breite; 2 Platten; eine jede 1/8 Zoll Dike; Unterster Mast (Lower mast). Ableiter von 93 Fuß Laͤnge; Kupfer von 3 Zoll Breite; 2 Platten, eine jede 1/8 Zoll Dike