Titel: | Verbesserungen in der Fabrikation der Schwefelsäure, worauf Peregrine Phillips d. Jüng., Essigfabrikant zu Bristol, in der Grafschaft Somersetshire am 21. März 1831 ein Patent erhielt. |
Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. IX., S. 43 |
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IX.
Verbesserungen in der Fabrikation der
Schwefelsaͤure, worauf Peregrine Phillips d. Juͤng., Essigfabrikant zu
Bristol, in der Grafschaft Somersetshire am 21. Maͤrz 1831 ein Patent
erhielt.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Nov.
1831, S. 267.
Phillips, Verbesserungen in der Fabrikation der
Schwefelsaͤure.
Schwefelsaͤure oder Vitrioloͤl wird heut zu Tage allgemein durch
Verbrennen von Schwefel mit Salpeter bereitet; diese beiden Substanzen werden
entweder mit einander vermengt und auf einem Wagen in große bleierne Kammern
gebracht oder besonders in Oefen, welche mit diesen Kammern verbunden sind, erhizt;
in die Kammern laͤßt man mehr oder weniger atmosphaͤrische Luft
einstreichen; der Schwefel verwandelt sich durch seine Verbrennung zuerst in
schweflichsaures Gas und dann durch die Wirkung des Salpetergases und des
Sauerstoffs der atmosphaͤrischen Luft in Schwefelsaͤure, welche sodann
von dem auf dem Boden der Kammern befindlichen Wasser absorbirt wird.
Meine erste Verbesserung besteht darin, daß ich eine augenblikliche Vereinigung des
schweflichsauren Gases mit dem Sauerstoff der Luft bewirke, wobei der Salpeter
erspart wird; und eine zweite darin, daß ich eine vollkommenere Verdichtung der
gebildeten Schwefelsaͤure durch eine zwekmaͤßigere Absorptionsmethode
bewirke, wodurch das Capital, welches bei einer etwas betraͤchtlichen
Fabrikation auf die Bleikammern verwandt werden muß, bedeutend vermindert wird.
Die augenblikliche Vereinigung der schweflichen Saͤure mit dem Sauerstoff der
Luft bewirke ich dadurch, daß ich sie in geeigneten Verhaͤltnissen mittelst
einer Luftpumpe oder anderer mechanischen Mittel durch erhizte Roͤhren
treibe, welche aus Platin, Porzellan oder anderen Materialien, die in der Hize durch
schwefelsaures Gas nicht angegriffen werden, verfertigt seyn koͤnnen. In
diese Roͤhren bringe ich Platindraht oder fein zertheiltes Platin und erhize
sie in einem Flammofen bis zu einer starken Gelbgluth (to a
strong yellon heat); das schweflichsaure Gas verwandelt sich, wenn man es
mit einer hinreichenden
Menge atmosphaͤrischer Luft durch die gluͤhenden Roͤhren
streichen laͤßt, augenbliklich in schwefelsaures Gas, welches schnell
absorbirt wird, sobald es mit Wasser in Beruͤhrung kommt. Ich erzeuge das
schweflichsaure Gas durch Verbrennung von Schwefel oder Schwefelkiesen in einem
geschlossenen Ofen, der mit einer oder mehreren Oeffnungen versehen ist, durch
welche die atmosphaͤrische Luft eindringt und dann mit einer anderen
Oeffnung, die mit obigen Roͤhren in Verbindung sieht. Die relativen
Verhaͤltnisse von schweflichsaurem Gas und atmosphaͤrischer Luft
werden durch die Groͤße und das Spiel der Luftpumpe regulirt; leztere muß
wenigstens fuͤnf und achtzig Kubikfuß Luft fuͤr jedes Pfund verzehrten
Schwefel auspumpen.
Meine zweite Verbesserung, naͤmlich eine vollkommenere Verdichtung des
gebildeten Schwefelsaͤuredampfes bewirke ich durch folgende Vorrichtung: ich
erbaue kreisfoͤrmige Kammern von Sandstein, welche ungefaͤhr 8 Fuß im
Durchmesser haben und dreißig Fuß hoch sind; sie werden innen mit gewalztem Blei
uͤberzogen und bis nahe an das obere Ende mit Quarzstuͤken oder irgend
einer Substanz, welche eine große Oberflaͤche darbietet und von der
Schwefelsaͤure nicht angegriffen wird, angefuͤllt. Auf die
Quarzstuͤke lege ich ein durchloͤchertes Stuͤk Blei um die
Fluͤssigkeit, welche oben in die Kammer eingegossen wird, besser zu
zertheilen. Die Kammer wird mit einer Deke versehen; in derselben befindet sich eine
Oeffnung, durch welche man so viel Wasser oder verduͤnnte Saͤure
eingießt, daß sie auf ihrem Boden ungefaͤhr 14 Zoll hoch steht. Ueber der
Kammer (dem Cylinder) wird eine bleierne Pumpe angebracht welche die
Fluͤssigkeit vom Boden aufsaugt und in einem bleiernen Behaͤlter
uͤber der besagten Oeffnung in ihrer Deke entleert; diese Pumpe wird durch
eine Dampfmaschine oder irgend ein anderes Triebwerk bestaͤndig in Gang
erhalten. In dem bleiernen Behaͤlter muß immer etwas Fluͤssigkeit
zuruͤkbleiben, damit nie Luft durch die Roͤhre in die Kammer hinab
gelangen kann. Die Pumpe muß so viel Fluͤssigkeit aufsaugen, daß die
Quarzstuͤke immer gehoͤrig befeuchtet sind. Die erhizten
Roͤhren, durch welche das mit Luft gemischte schweflichsaure Gas streicht,
vereinigen sich in einer einzigen Roͤhre, welche durch Wasser geleitet wird
(um sie abzukuͤhlen) und dann in dem Cylinder (der Kammer) gerade
uͤber der Oberflaͤche der Fluͤssigkeit muͤndet. Von der
Deke der Kammer geht ein Rohr in eine Luftpumpe, so daß alle mit
Schwefelsaͤuredaͤmpfen gemischte Luft die Quarzstuͤke, welche
bestaͤndig mit Wasser oder verduͤnnter Saͤure von Oben herab
begossen werden, durchstreichen muß.
Wenn die Fluͤssigkeit hinreichend gesaͤuert ist oder kein
schwefelsaures Gas mehr verschlukt, was man durch Untersuchung der von der Luftpumpe ausgezogenen
Luft erkennt, zieht man sie durch einen im Boden der Kammer angebrachten Hahn ab und
behandelt (concentrirt) sie auf gewoͤhnliche Weise.
Der Erfinder nimmt als Patentrecht in Anspruch: 1) Das Hindurchleiten des mit Luft
(oder anderen Gasarten!) gemischten schweflichsauren Gases durch erhizte
Roͤhren mittelst einer Luftpumpe. 2) Die Anwendung von fein zertheiltem
Platin um mittelst der Hize das schweflichsaure Gas mit dem Sauerstoff der Luft zu
verbinden; und 3) die Beschikung der Kammern mit Quarzstuͤken, welche mit der
unter ihnen befindlichen Fluͤssigkeit durch ein Pumpwerk bestaͤndig
benezt werden, um das schwefelsaure Gas desto besser zu verdichten.Es ist eine ausgemachte Thatsache, daß (troknes) schweflichsaures Gas mit
atmosphaͤrischer Luft, oder reinem Sauerstoffgas erhizt, sich nicht in Schwefelsaͤure verwandelt; daß
durch Platin die Vereinigung derselben augenbliklich und vollstaͤndig
bewirkt werden soll, wie der Patent-Traͤger behauptet, ist uns
sehr unwahrscheinlich; wir wuͤnschen uͤbrigens, daß diese
Angabe bald durch genaue Versuche bestaͤtigt oder widerlegt werden
moͤchte. A. d. R.