Titel: | Verbesserungen an den Apparaten zur Ersparung an Dampf, die auch zu anderen Zweken dienen können, und auf welche sich Samuel Seaward, Ingenieur, an den Canal Iron Works, Poplar, Middlesex, am 15. Januar 1831 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. XX., S. 107 |
Download: | XML |
XX.
Verbesserungen an den Apparaten zur Ersparung an
Dampf, die auch zu anderen Zweken dienen koͤnnen, und auf welche sich Samuel Seaward, Ingenieur, an
den Canal Iron Works, Poplar, Middlesex, am 15. Januar 1831 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Novbr.
1831, S. 264.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Seaward, Apparat zur Ersparung des Dampfes.
Ich lasse aus Eisen oder einem anderen geeigneten Materiale ein Gefaͤß Z
Fig. 16
machen, welches der Hize des, in dem Dampfkessel Y
enthaltenen, Dampfes, und dem Druke der Atmosphaͤre zu widerstehen vermag,
und welcher ungefaͤhr den zwanzigsten Theil des raͤumlichen Inhaltes
der Wasserkammer des Dampfkessels hat. Dieses Gefaͤß nenne ich den Aufnehmer
(receiver), und seze es, wie in der Zeichnung zu
ersehen, auf den Kessel Y, oder irgendwohin in die
Naͤhe des Kessels, jedoch in einer solchen Hoͤhe, daß jede in dem
Aufnehmer enthaltene Fluͤssigkeit durch ihre eigene Schwere in den Kessel
herabgelangt. An diesem Gefaͤße nun bringe ich vier Haͤhne oder
Klappen und eben so viele Roͤhren, in folgender Ordnung an. Eine
Roͤhre A, welche von dem Scheitel des
Gefaͤßes Z in die Dampfkammer des Dampfkessels
geht; eine Roͤhre B, welche von dem Boden des
Aufnehmers Z in die Wasserkammer des Dampfkessels
gelangt; eine Roͤhre C, die von dem Grunde des
Aufnehmers in das Wasser außer dem Schiffe fuͤhrt; und eine Roͤhre D, die von dem Scheitel des Aufnehmers in den untersten
Theil des Schiffes geht, in welchem sich der Dampfkessel befindet.
Die erste Operation dieses Apparates zur Ersparung an Brennmaterial geschieht nun auf
folgende Weise: – Wenn der Dampf so hohen Druk hat, daß er die
Sicherheitsklappen emporhebt und entweicht, es mag dieß in Folge des Stillstandes
der Maschinen oder der zu starken Feuerung geschehen, so wird der Hahn A geoͤffnet, und der Aufnehmer Z dadurch mit Dampf gefuͤllt, indem die Luft
durch einen kleinen, an dem Dekel desselben angebrachten, Hahn E ausgetrieben wird. Ist der Aufnehmer gefuͤllt,
so werden die Haͤhne A und E geschlossen, und dafuͤr der Hahn C
geoͤffnet. Dadurch wird der in dem Aufnehmer enthaltene Dampf verdichtet
werden, und in Folge davon ein leerer Raum entstehen, so daß das Wasser von der
Außenseite des Schiffes eindringen, und den Aufnehmer fuͤllen wird. Wird dann
der Hahn C geschlossen, und der Hahn B dafuͤr geoͤffnet, so wird das Wasser
schnell durch seine eigene Schwere in die Wasserkammer des Kessels hinabgelangen; dieß
kann noch dadurch beschleunigt werden, daß man den Hahn A wieder oͤffnet, wodurch das Wasser auf einen Hizgrad herabsinken
wird, der nicht viel unter jenem des Siedpunktes steht. Die Ersparniß an
Brennmaterial ist hieraus offenbar, indem der Kessel zu allen Zeiten vollkommen
gefuͤllt, und das Wasser selbst durch jenen Dampf auf einen hohen Grad
erwaͤrmt werden wird, welcher sonst durch die Sicherheitsklappen entweichen,
und ganz verloren gehen wuͤrde.
Die zweite Operation besteht in dem Auspumpen des Wassers aus dem Kielraume. Um dieß
zu bewirken, wird der Hahn A neuerdings
geoͤffnet, und dadurch der Aufnehmer mit Dampf gefuͤllt; dann wird der
Hahn A geschlossen, und der Hahn D dafuͤr geoͤffnet, wodurch das Wasser aus dem Kielraume
emporsteigen, und den Aufnehmer fuͤllen wird. Wird hierauf der Hahn D geschlossen, und der Hahn C geoͤffnet, so wird, wenn man auch den kleinen Lufthahn E oͤffnet, das in dem Aufnehmer enthaltene Wasser
uͤber Bord auslaufen. Diese Operation kann so lange wiederholt werden, bis
das Schiff vollkommen troken ist. 50 bis 60 Tonnen Wasser koͤnnen auf diese
Weise bei einem Dampfbothe von 100 Pferdekraͤften in Einer Stunde leicht
dadurch entleert werden, daß man den ersparten Dampf, waͤhrend die Maschinen
still stehen, hierzu anwendet.
Nachdem ich nun meinen verbesserten Apparat beschrieben, erklaͤre ich, daß ich
denselben als meine Erfindung in Anspruch nehme, wenn er an den Dampfkesseln an Bord
der Paketbothe oder anderer Fahrzeuge, zur Ersparung an Dampf, oder zu anderen hier
beschriebenen Zweken angewendet wird, nicht aber, wenn man sich desselben in irgend
einer anderen Absicht bedient.
Anmerkungen.
Die Vortheile, die sich bei der Anwendung dieses Apparates ergeben, sind zweifach: 1)
die vollkommenste Ersparung an Brennmaterial, indem aller, in dem Kessel erzeugter
Dampf benuzt wird; 2) eine sehr einfache und wirksame Benuzungsweise des Dampfes zum
Auspumpen und Entleeren des Wassers aus dem Kielraume der Schiffe und Fahrzeuge.
Jedermann, der z.B. die Dampfbothe auf der Themse beobachtet hat, muß sich von der
ungeheuren Menge Dampfes, welche verloren geht, und folglich von der Verschleuderung
von Brennmaterial uͤberzeugt haben, die dadurch hervorgebracht wird, daß man
den Dampf vor dem Beginne der Fahrt, waͤhrend derselben, und am Ende, in so
großer Menge, wie dieß gewoͤhnlich geschieht, aus den Abgangsroͤhren
ausstroͤmen laͤßt. Man darf hiebei nicht vergessen, daß aller Dampf, welcher auf diese
Weise entweicht, mit einem wirklichen Verluste verbunden ist, indem derselbe eine
große Menge Hize mit sich fort reißt. Ueberdieß werden die Reisenden dabei durch die
große Menge warmen Wassers und erdiger Substanzen, welche auf das Verdek
faͤllt, belaͤstigt. Durch meinen Apparat wird sowohl diesem Verluste,
als dieser Unbequemlichkeit abgeholfen, indem der Dampf, statt zu entweichen,
verdichtet wird, und indem die Hize gebunden, und wieder in den Dampfkessel
zuruͤkgefuͤhrt wird.
Der Umstand, daß man zu jeder Zeit, wenn sich auch nur die kleinste Menge Dampf im
Kessel befindet, denselben bis zu jener Hoͤhe mit Wasser fuͤllen kann,
welche beim Abfahren noͤthig ist, und daß man jede Menge Wassers, die sich im
Kielraume angesammelt hat, ohne Beihuͤlfe von Pumpen, und ohne Aussezung der
Arbeit der Maschine, entleeren kann, sind Vortheile von solcher Wichtigkeit, daß
dieselben gewiß Jedermann in die Augen fallen und weit mehr noch die Beachtung der
Dampfboth-Unternehmer verdienen muͤssen. Die Ausgaben fuͤr
einen solchen Apparat, der fuͤr eine Maschine von 100 Pferdekraͤften
geeignet ist, moͤgen beilaͤufig 100 Pfd. Sterl. betragen.Das Register of Arts gibt im Septemberhefte 1831
S. 161 gleichfalls dieses Patent, und gesteht die Vortheile des Auspumpens
des Wassers aus dem Kielraume auf obige Weise zu. Was die Ersparung an
Dampf, oder die Benuzung desselben zur Erwaͤrmung des Speisewassers
betrifft, so bedauert es aber, daß es von der Erfindung des Hrn. Furnival nicht ebenso vortheilhaft sprechen kann.
Sie beruht naͤmlich, wie das Register
sagt, auf einem Principe, welches dem Plan zur Speisung der Dampfkessel, auf
den sich Hr. William Taylor am 19. Julius 1830
ein Patent geben ließ (vergl. Polytechnisches Journal Bd. XL. S. 35), sehr aͤhnlich
ist, und steht diesem lezteren darin nach, daß sie sich nicht wie jene,
durch eine Verbindung der Sperrhahne der Dampf- und
Wasserroͤhren mit einem Regulirschwimmer in dem Kessel, selbst in
Thaͤtigkeit sezt. A. d. Ue.