Titel: | Ueber die Bereitung des grünen Schabzieger-Käses des Kantons Glarus, und über die Vortheile, welche die französischen Viehhälter aus derselben ziehen könnten. Von Hrn. I. I. Frey, Ingenieur. |
Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. XXIX., S. 135 |
Download: | XML |
XXIX.
Ueber die Bereitung des gruͤnen
Schabzieger-Kaͤses des Kantons Glarus, und uͤber die Vortheile,
welche die franzoͤsischen Viehhaͤlter aus derselben ziehen
koͤnnten. Von Hrn. I. I.
Frey, Ingenieur.
Aus dem Agriculteur-Manufacturier. August 1831,
S. 262.
Frey, uͤber die Bereitung des gruͤnen
Schabzieger-Kaͤses.
Der sogenannte SchabziegerDer Schabzieger des Kantons Glarus ist ein reiner Topfen oder Schotten (seret) und kein wahrer Kaͤs; er ist
nichts als der weiße Topfen, den man zuweilen in der Oekonomie
erhaͤlt, wenn die Milch sauer geworden, vermischt mit Salz und
gepulverten Blaͤttern des Schabzieger-Klees, A. d. O. –
Die Fabrikation des Schabziegers ist, so viel wir wissen, in unserem
Vaterlands nur in einigen Gegenden, die an die Schweiz graͤnzen,
bekannt, und dieß veranlaßt uns zur Mittheilung dieses Aufsazes, der
uͤbrigens kein neues Verfahren, enthaͤlt. Es werden bei uns zu
Lande hier und da Topfenkaͤse bereitet, die aber beinahe ungenießbar
sind; denn jung sind sie geschmaklos, und alt meistens ganz faul,
unertraͤglich stinkend und ungesund. Wuͤrde man die
hier gegebene Bereitungsart des Schabziegers befolgen, so konnte man mit
gleicher Muͤhe ein schmakhafteres, gesuͤnderes und
werthvolteres Produkt erhalten. A. d. Ueb. des Kantons Glarus ist ein Fabrikat, welches, wie uns scheint, die
Aufmerksamkeit der franzoͤsischen Oekonomen in hohem Grade wuͤrdig seyn
duͤrfte. Wenn man nun bedenkt, daß diese Art von Kaͤs im Glarus
aͤußerst wohlfeil ist, waͤhrend sie bei uns, wo sie doch eben so gut
bereitet werden koͤnnte, wegen des weiten Transportes theuer verkauft wird,
so wird man sich von der Richtigkeit des Gesagten hinlaͤnglich
uͤberzeugt fuͤhlen. Die Fabrikation dieses Kaͤses ließe sich in
allen Gegenden Frankreichs um so leichter einfuͤhren, als die dazu
noͤthige Pflanze, der Schabzieger-Klee (Melilotus caerulea, oder Trifolium Melilotus
caeruleum L.), in vielen unserer Provinzen wild waͤchst, in allen
aber mit Leichtigkeit gebaut werden kann.
Wenn die Milch gemolken ist, so wird sie in Keller gebracht, in denen sie drei bis
vier Tage bleibt.Die Milch wird drei bis vier Tage in den, durch kaltes Wasser
abgekuͤhlten, Gefaͤßen belassen, um die Abscheidung des Rahmes
zu erleichtern. Die Einwohner von Glarus verkaufen naͤmlich die
Butter, die sie auf diese Weise gewinnen, zu Zuͤrich, Basel etc., und
bereiten erst aus dem Ruͤkstand den Schabzieger. Der Topfen, der
frisch nur 8–10 Cent, das Pfund gilt, erhaͤlt durch diese
Zubereitung einen Werth von 20–30 Cent., und in das Ausland wird
derselbe sogar um 50–75 Cent, verfuͤhrt. A. d. O. Diese Keller werden durch Quellen kuͤhl erhalten, und
uͤberdieß die Milch dadurch abgekuͤhlt, daß man die
Milchgefaͤße mit dem Boden einige Zolle tief in das kuͤhle Wasser
sezt. Will man nun Kaͤs machen, so wird die Milch aus dem Keller
heraufgetragen, abgerahmt, und der Ruͤkstand in einen Kessel gegossen, in
welchen man zugleich etwas Lab oder eine schwache Saͤure, wie Essig oder
Citronensaft bringt, um die beiden in der Milch noch vorhandenen Bestandtheile von
einander zu scheiden. Diesen Kessel bringt man dann uͤber ein Feuer, wobei
man die geronnene Milch stark umruͤhrt. Haben sich die Molken ganz
abgeschieden, so nimmt man den Kaͤs vom Feuer, und bringt ihn in
durchloͤcherte Formen,Die Einwohner von Glarus bereiten diese Formen aus Tannenrinden. A. d. O. in welchen man ihn 24 Stunden lang abtropfen laͤßt. Nach Verlauf
dieser Zeit nimmt man diese Kaͤse heraus, und bringt sie in groͤßeren
Formen in die Naͤhe des Feuers, wo sie dann durch den Einfluß einer sanften
Waͤrme die noͤthige Waͤhrung erleiden. Einige Tage darauf
entfernt man sie vom Feuer, und bringt sie in durchloͤcherte Faͤsser,
auf deren Dekel man Steine legt, damit der Topfen dadurch stark
zusammengedruͤkt wird. In diesem Zustande laͤßt man die Kaͤse
manch Mal bis zum Herbste,In den Alpen bringt man den Topfen bloß im Herbst herab und auf die
Mahlmuͤhlen. Diese Muͤhlen sind zuweilen Gemeindeeigenthum
oder gehoͤren mehreren Landwirthen gemeinschaftlich, wo
dann ein jeder seine Kaͤse nach der Reihe mahlt. Man kann jedoch den
Schabzieger auch zu jeder anderen Jahreszeit bereiten; denn so wie der
Topfen die gehoͤrige Gaͤhrung erlitten hat, ist er auch zur
Fabrikation des Schabziegers geeignet. A. d. O. wo sie dann auf die Muͤhle zum Mahlen gebracht werden.
Man nimmt hierauf auf 100 Pfunde Topfen 5 Pfund getroknete und gepulverte
Blaͤtter des Schabzieger-Klees, und 8 bis 10 Pfund sehr troknes
(verknistertes) Kochsalz, und mischt Alles dieß auf's Innigste unter einander. Ist
dieß geschehen, so fuͤllt man mit dieser Masse Formen, die einem
abgestumpften Kegel gleichen, und beilaͤufig 7 bis 10 Pfund zu fassen
vermoͤgen, indem man sie mittelst eines hoͤlzernen Kloͤppels
fest in dieselben preßt. Acht oder zehn Tage spaͤter nimmt man die
Kaͤse aus den Formen,Damit der Schabzieger leicht aus den Formen herausgeht, uͤberzieht man
diese innenwendig vor dem Fuͤllen ganz leicht mit Butter oder
Olivenoͤhl. Außerdem bringt man ein kleines Loch in dem Boden der
Formen an, in welches man blaͤst, um das Heraustreten des
Kaͤses zu befoͤrdern. A. d. O. und laͤßt sie sorgfaͤltig troknen, damit sie an der Luft keine
Spruͤnge bekommen.
Jedermann wird hieraus begreifen, welcher Vortheil sich durch dieses einfache
Verfahren aus dem Topfen, der in einigen Gegenden so außerordentlich wohlfeil ist,
und dessen Werth hierdurch wenigstens verfuͤnffacht werden koͤnnte,
ziehen laͤßt, abgesehen davon, daß sich die Paͤchter und
Viehzuͤchter auf diese Weise auch ein gutes Nahrungsmittel fuͤr den
Winter bereiten koͤnnten.
Der Schabzieger-Klee ist eine Pflanze von einjaͤhriger Dauer, die alle
Jahre neu gebaut werden muß, und die von unseren Landleuten wegen ihres
durchdringenden Geruches sowohl als Parfuͤm, als zur Bertreibung der Insecten
aus den Wollenzeugen benuzt wird. Man baut denselben im Fruͤhjahre in ein gut
umgearbeitetes Stuͤk Landes, wobei man auf 30 Aren Landes einen Hectoliter
Samen, und wenn der Samen sehr rein ist, nur den dritten Theil hiervon braucht. Zur
gehoͤrigen Zeit muß das Unkraut ausgegaͤtet werden; und gegen Ende
Junius, wenn der Klee in Bluͤthe getreten und die ersten Blaͤtter
vertroknet sind, wird derselbe abgeschnitten, auf Tuͤchern an der Sonne
getroknet, und dann auf irgend eine mechanische Weise gepulvert.Da der Schabzieger ein Produkt der abgerahmten Milch ist, so ist er mithin
immer ein Nebenprodukt. Es laͤßt sich aber auch jener Topfen so
behandeln, den man bei Bereitung des fetten Kaͤses erhaͤlt;
dieß gibt ein Erzeugniß, von dem das Pfund kaum 5 Cent. gilt. Wenn man die
Milch des Morgens melkt, und unmittelbar Kaͤs aus derselben bereitet,
so erhaͤlt man einen fetten Kaͤs; hebt man die Milch vom
Abende bis zum Morgen auf, rahmt man sie dann ab, um Butter zu bereiten, und
vermischt man diese abgerahmte Milch mit frischer Morgenmilch, so bekommt
man sogenannten halbfetten Kaͤs; bereitet man aber bloß aus
abgerahmter Milch Kaͤs, so gibt dieß mageren Kaͤs. In allen
Molken ist Topfen enthalten, welcher bei dem Schabzieger sehr mager ist.
Fetten Topfen hat man., wenn der Kaͤsestoff ganz, und bloß seiner
Butter beraubt, darin enthalten ist. 100 Pfunde Milch geben:10 Pfd. fetten
weichen Kaͤs und4 Pfd. Topfen 8
1/3 – harten Kaͤs
und4
– dtto 7
1/2 – fetten Kaͤs
und4
– dtto mit 1/2 Pfd.
Butter 6 –
mageren Kaͤs und4
– dtto mit
3
– dttoA. d. O.