Titel: | Verbessertes Fid oder Spleißhorn, auf welches sich Heinrich Georg Pearce, Schiffmeister zu Liverpool, Grafschaft Lancaster, und Richard Gardner und Joseph Gardner, Kaufleute ebendaselbst, am 7. September 1830 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. XXXIX., S. 167 |
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XXXIX.
Verbessertes Fid oder Spleißhorn, auf welches
sich Heinrich Georg
Pearce, Schiffmeister zu Liverpool, Grafschaft
Lancaster, und Richard
Gardner und Joseph
Gardner, Kaufleute ebendaselbst, am 7.
September 1830 ein Patent ertheilen ließen.
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April
1831, S. 185.)
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Pearce und Gardner, verbessertes Fid oder Spleißhorn.
Unser verbessertes Fid kann entweder fuͤr sich allein zum Aufsezen der
Topmaste oder anderer hoͤherer Maste an Schiffen und Fahrzeugen dienen, oder man kann dasselbe
zugleich mit dem gewoͤhnlich gebraͤuchlichen hoͤlzernen oder
metallenen Fid anwenden. Man kann sich desselben ferner zum Erhoͤhen des
Topmastes bedienen, um dadurch das Takelwerk fester anzuziehen, oder zum Herablassen
des Topmastes, um dadurch das Takelwerk abzuspannen.
Fig. 14 zeigt
unsere Vorrichtung von Vorne, Fig. 15 von der Seite,
Fig. 16
im Grundrisse, und Fig. 17 ist ein senkrechter Durchschnitt des Querbalkens derselben.
Unser Fid besteht aus einem starken, aus Eisen oder einem anderen Metalle
verfertigten Balken c, der gegen jedes Ende hin bei g mit Schraubengaͤngen durchbohrt ist, die zur
Aufnahme der beiden aufrechten Schrauben bb, Fig. 14 und
15
dienen. Wir ziehen metallene Schrauben mit vierekigem Gange und mit starken
Koͤpfen aa an ihren oberen Enden vor; durch
diese Koͤpfe gehen die Oeffnungen ff, in
die man die Handhabe eines Hebels bringen kann, um damit jede Schraube umdrehen zu
koͤnnen.
Die Spizen ee an den unteren Enden der Schrauben
muͤssen halbkugelfoͤrmig seyn, und in die correspondirenden
Aushoͤhlungen passen, welche in den, in Fig. 18 im Grundrisse,
und in Fig.
19 im Durchschnitte dargestellten, metallenen Dillen angebracht sind.
Diese Dillen sind durch Schrauben oder andere zwekdienliche Mittel sehr fest an der
oberen Flaͤche der Schragenbaͤume des unteren Mastes befestigt.
Der Balken c unseres verbesserten Fids kann entweder
vierekig seyn, wie ihn Fig. 15 zeigt, oder er
kann flach oder schwalbenschwanzfoͤrmig gemacht werden, und die Schrauben
koͤnnen vierekige Gaͤnge mit einfachen oder doppelten Schraubengangen,
oder sie koͤnnen anders geformte Gaͤnge und dann gleichfalls einfache
oder doppelte Schraubengaͤnge haben, nach der Festigkeit, welche erfordert
wird.
Unseren Erfahrungen gemaͤß scheinen Uns folgende Dimensionen der
vorzuͤglichsten Theile unserer Erfindung fuͤr den Topmast eines
Schiffes von 100 Tonnen Ladung am zwekmaͤßigsten. Der Balken c muß 2 Zoll breit, 1 3/4 Zoll tief und 16 Zoll lang
seyn, so daß die Entfernung zwischen den Mittelpunkten der beiden Schrauben bb 13 Zolle betraͤgt. Die Schrauben
muͤssen bis zur Außenseite der Gaͤnge 1 3/8 Zoll im Durchmesser haben,
und mit einem Schraubengange so gedreht seyn, daß die Windungen 1/4 Zoll von
einander entfernt sind. Die Laͤnge der Schraube von der unteren Seite ihrer
Koͤpfe bis zu ihren Spizen soll 9 Zoll betragen. Diese Dimensionen
muͤssen verhaͤltnißmaͤßig abgeaͤndert werden, wenn unser
Fid an groͤßeren oder kleineren Fahrzeugen angebracht werden soll.
Fig. 20 gibt
eine Seitenansicht eines Theiles des unteren und eines Theiles des oberen Mastes
eines Schiffes, und Fig. 21 zeigt dieselben Theile von Vorne. In Fig. 20 ist unser Fid
dargestellt, wenn es fuͤr sich allein, ohne Beihuͤlfe des
gewoͤhnlichen Fids angewendet wird, um das Gewicht des oberen Mastes zu
tragen. Fig.
21 zeigt unser Fid in Verbindung mit dem gewoͤhnlichen Fid
angewendet. h ist der untere Theil des Topmastes; nn sind die Schragenbaͤume des unteren
Mastes; c ist der Balken unseres Fids, der durch ein
Zapfenloch quer durch das untere Ende des Topmastes h
geht. bb sind die aufrechten Schrauben unseres
Fids, deren untere Enden in den Dillen ruhen, die an den Schragenbaͤumen
befestigt sind. Die Schrauben bb tragen das
Gewicht des Topmastes, der so hoch aufgesezt werden kann, als es noͤthig ist
um das Takelwerk zu spannen, was durch Umdrehung der Schrauben um den Hebel
geschieht, den man in die Loͤcher der Schraubenkoͤpfe stekt. Dreht man
hingegen diese Schrauben zuruͤk, so kann man dadurch das Takelwerk
abspannen.
Soll der Topmast (der sich z.B. in der in Fig. 20 und 21
dargestellten Stellung befinden soll) gesenkt werden, so muß, wie
gewoͤhnlich, an dem Hißtaue l, welches
uͤber den Rollenblok k laͤuft, der auf die
gewoͤhnliche Weise an der Spize des unteren Mastes aufgehaͤngt ist,
ein tauglicher Griff angebracht werden. Waͤhrend nun hierdurch das Hißtau
sehr gespannt gehalten wird, muͤssen die Schrauben bb unseres Fids durch ihre Hebelgriffe
zuruͤkgeschraubt werden, bis durch das Herablassen des Fids und das
Niederlassen des Topmastes, das Takelwerk nachgelassen, und seine Spannung gemindert
ist, und bis das Gewicht des Topmastes bloß mehr von dem Hißtaue getragen wird. Auf
diese Weise wird unser Fid von dem Gewichte des Topmastes befreit, so daß dessen
Schrauben mit der Hand schneller zuruͤkgedreht werden koͤnnen, um eine
derselben ganz aus der Oeffnung in dem Baume c zu
entfernen, und die andere so loker zu stellen, daß ihr unteres Ende aus ihrer Dille
gehoben, und daß in Folge davon der Balken c
endwaͤrts aus dem Fidloche in dem unteren Ende des Topmastes entfernt werden
kann. Wenn dieß geschehen, so wird der Topmast auf die gewoͤhnliche Weise mit
dem Hißtaue niedergelassen.
Soll der Topmast neuerdings wieder aufgesezt werden, so wird derselbe auf die
gewoͤhnliche Weise mittelst des Hißtaues i
aufgehißt, bis das in der Ferse des Topmastes befindliche Fidloch, welches zur
Aufnahme des Balkens c unseres Fids bestimmt ist, so
hoch uͤber die Schragenbaͤume gehoben ist, daß der Balken c (aus welchem vorher eine oder beide Schrauben entfernt
werden) in das Fidloch gebracht werden kann. Wenn dieß geschehen, so werden die
Schrauben
bb in ihre Loͤcher geschraubt, so daß ihre
halbkugelfoͤrmigen Enden in die Dillen b kommen,
und daß durch Umdrehung der Hebel an den Schraubenkoͤpfen der Topmast um so
viel erhoͤht werden kann, als zur Spannung des Takelwerkes noͤthig
ist.
Fig. 22 und
23 zeigen
den unteren Theil des Topmastes mit dem Loche x, welches
zur Aufnahme des Balkens unseres Fids bestimmt ist. Dieselbe Figur zeigt auch das
Fidloch z, welches zur Aufnahme des gewoͤhnlichen
Fids dient, wenn dasselbe zugleich mit unserem Fid angewendet werden soll. Wird das
gewoͤhnliche Fid auch angewendet, so muß. das Fidloch fuͤr dasselbe
etwas unter einem Winkel durch die vierekige Ferse des Topmastes gehen, so daß das
eine Ende des gewoͤhnlichen Fids hinter einer der Schrauben b unseres Fids, und das andere vor der zweiten Schraube
hervorragt, und daß Keile uͤber dem gewoͤhnlichen Fid in das
gewoͤhnliche Fidloch getrieben werden koͤnnen, im Falle der Topmast,
um das Takelwerk zu spannen, hoͤher gehoben wird, als es zur
Einfuͤhrung des gewoͤhnlichen Fids noͤthig ist. Sind das
gewoͤhnliche Fid, und wenn es noͤthig ist, die Keile, an die
gehoͤrige Stelle gebracht, so koͤnnen, wenn man es fuͤr
geeignet haͤlt, die Schrauben ganz aus unserem Fid herausgenommen werden, so
daß das gewoͤhnliche Fid den Topmast auf die gewoͤhnliche Weise
aufgesezt erhaͤlt. Zu jeder Zeit kann man jedoch die Schrauben unseres Fids
wieder an Ort und Stelle bringen, und dazu benuzen um den Topmast so hoch
aufzusezen, daß aller Druk auf das gewoͤhnliche Fid beseitigt wird, und daß
die, ober demselben befindlichen, Keile, und, wenn es noͤthig seyn sollte das
Fid selbst, aus dem Fidloche entfernt werden koͤnnen. Ist dieß geschehen, so
kann man durch Zuruͤkdrehen der Schrauben unseres Fids den Topmast
erleichtern, um entweder das Takelwerk abzuspannen, oder um den Topmast auf die oben
beschriebene Weise mittelst fernes Hißtaues niederzulassen.
Diese Construction unseres Fids kann dadurch abgeaͤndert werden, daß man den
Balken c desselben so kurz macht, daß dessen Enden nicht
uͤber das Vierek der Ferse des Topmastes hervorstehen, und daß folglich die
Schrauben bb und deren Koͤpfe von
Hoͤhlen aufgenommen werden muͤssen, die so in das Holz geschnitten
sind, daß zur Umdrehung der Schrauben mittelst der Hebelgriffe hinlaͤnglich
Plaz bleibt. Der Balken c wird in diesem Falle fest in
dem oberen Theile des Fidloches oder der Oeffnung, die quer durch die Ferse des
Mastes geht, befestigt; und um den Mast zu tragen, muß ein beweglicher eiserner
Querbalken durch den unteren Theil der Oeffnung in der Ferse des Topmastes gestekt
werden. Die Enden dieses Querbalkens ruhen auf den Schragenbaͤumen, und die obere Flache
desselben hat zwei halbkugelfoͤrmige Hoͤhlen zur Aufnahme der Spizen
der beiden Schrauben, welche, wie gesagt, in dem Loche in dem Topmaste enthalten
sind. Werden nun diese Schrauben angezogen, so werden sie ihre Stellung auf dem
Querbalken einnehmen, und den Topmast zur Spannung des Takelwerkes erheben; werden
dieselben hingegen nachgelassen, so wird der Topmast zum Behufe der Abspannung des
Takelwerkes gesenkt werden; und wurde das Hißtau mittelst seines Griffes vorher sehr
gespannt gehalten, so kann das Gewicht des Topmastes von dem Hißtaue getragen
werden, wodurch der Querbalken los wird, und daher leicht aus der Oeffnung in der
Ferse des Mastes entfernt werden kann, so daß man den Topmast mittelst des Hißtaues
niederlassen kann, waͤhrend der Balken c und die
Schrauben b unseres Fids in der Oeffnung, die durch die
Ferse des Topmastes geht, zuruͤkbleiben.
Wir betrachten jedoch die zuerst beschriebene Einrichtung unseres Fids fuͤr
vorzuͤglicher. Unsere Vorrichtung kann, indem man sie in horizontaler, statt
in senkrechter, Stellung anbringt, auch bei gleitenden Bugsprieten angewendet
werden.
Wir erklaͤren hiemit, daß unsere Erfindung in dem Balken c mit seinen, durch dessen Enden gehenden, Schrauben bb besteht, der auf die hier beschriebene Weise
angewendet wird; und daß wir keine andere Anwendung von Schrauben zum Tragen,
Aufsezen oder Niederlassen der Topmaste und Hin- und Herschieben der
Bugspriete, so wie zum Abspannen oder Anziehen des Takelwerkes als unsere Erfindung
in Anspruch nehmen, als jene, bei welcher die Schrauben, wie hier beschrieben, durch
die beiden Enden des Balkens gehen.Das Register of Arts, welches im Aprilhefte 1831 S. 14 gleichfalls dieses Fids
erwaͤhnt, findet dasselbe zwar einfach und sicher, allein nicht so
schnell in seiner Anwendung, als es andere bereits bekannte Vorrichtungen
dieser Art sind. A. d. Ueb.