Titel: | Plan zum Abkühlen und Ventiliren der Gemächer in tropischen Klimaten. Vom Capitän der königl. Marine Robert Wauchope. |
Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. LXI., S. 271 |
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LXI.
Plan zum Abkuͤhlen und Ventiliren der
Gemaͤcher in tropischen Klimaten. Vom Capitaͤn der koͤnigl. Marine
Robert
Wauchope.
Aus dem Edinburgh new philosophical Journal. Julius
bis October 1831. S. 225.
Mit Abbildung auf Tab.
V.
Wauchope's Plan zum Abkuͤhlen und Ventiliren der
Gemaͤcher.
Es gibt nichts Leichteres, als in kalten Klimaten die Haͤuser mit warmer Luft
zu heizen; weit schwieriger ist aber das Gegentheil: naͤmlich das
Abkuͤhlen und Ventiliren derselben in heißen Laͤndern, in welchen das
Innere der Haͤuser ohnedieß immer schon etwas kuͤhler, als die
aͤußere Luft ist. Bei der todten Windstille der Tropenlaͤnder ist dieß
bloß durch mechanische Mittel moͤglich, und zwar durch solche Mittel, durch
welche die aͤußere Luft zuerst abgekuͤhlt, und dann durch Druk in die
Gemaͤcher getrieben wird. In Indien braucht man zu diesem Zweke bereits die
Punka; allein durch diese wird die Luft nicht erneuert, was fuͤr die Barraken
des Militaͤrs, fuͤr die Spitaͤler etc. von noch
groͤßerer Wichtigkeit, als das Abkuͤhlen ist. Die indische Punka
besteht naͤmlich bloß in einem großen Faͤcher. – Ich habe nun
einen Plan ausgedacht, der beiden erwaͤhnten Zweken entsprechen
duͤrfte, den man in Fig. 14 abgebildet sieht,
und von dem ich auch ein Modell verfertigte.
Die Roͤhren, welche beilaͤufig 6 Zoll im Durchmesser haben sollen,
bestehen aus poroͤser Toͤpferwaare, und sind an ihren Enden durch
gekruͤmmte Stuͤke mit einander verbunden, so daß ein Luftstrom ganz
frei von der unteren, mit dem Blasebalge oder dem Trichter in Verbindung stehenden
Roͤhre in die obere Roͤhre gelangen und durch diese in das Gemach
gefuͤhrt werden kann, welches ventilirt werden soll. Diese Roͤhren
werden auf die, in der Zeichnung dargestellte, Weise, rund um die Schwingen
aufgestellt, welche leztere durch den Haspel getrieben, und von Zeit zu Zeit mit
Wasser befeuchtet werden muͤssen, damit die aͤußere Oberflaͤche
der Roͤhren durch die schnelle Verduͤnstung stark abgekuͤhlt,
und dadurch auch die Luft bei ihrem Durchgange durch diese Roͤhren
kuͤhler gemacht wird. Ein Paar Schwingen kann auf diese Weise auf 3 bis 400
Yards Roͤhren wirken, indem ebenso, wie in dem Modelle eine einfache Reihe
Roͤhren dargestellt ist, auch eine doppelte oder dreifache mit einander
verbunden werden kann.
Die Roͤhren werden mit einem Dache gedekt, welches an den Seiten offen ist,
und aus Blaͤttern oder Stroh besteht, durch welche die Sonne abgehalten wird,
der Regen aber durchdringen kann, damit man zur Regenzeit die Roͤhren nicht mit der Hand
naß zu machen braucht. Geht irgend ein Wind, so kann man den Haspel stellen, wo dann
der Trichter die Luft in die Roͤhren fuͤhren wird, so daß in diesem
Falle keine mechanische Operation noͤthig ist, um die Luft in dem Gemache
abzukuͤhlen und zu erneuen.
Der Haspel, welcher durch einen Ochsen getrieben wird, ist also bloß waͤhrend
der gaͤnzlichen Windstille in Arbeit, und gerade unter diesen
Umstaͤnden ist die abgekuͤhlte Luft fuͤr den kranken Soldaten
im Spitale am wohlthaͤtigsten und zutraͤglichsten.
Die abgekuͤhlte Luft gelangt durch eine Oeffnung in der Deke in die Zimmer,
und einige Zolle vor dieser Oeffnung befindet sich ein Gitter, dessen Umfang
groͤßer ist, als jener der Oeffnung, damit die Luft uͤber das ganze
Gemach vertheilt wird, und dann durch ihr groͤßeres specifisches Gewicht in
demselben zu Boden faͤllt. Zum Behufe des Austrittes der warmen Luft, die
durch die kuͤhle verdraͤngt wird, sind in dem oberen Theile der Mauern
der Zimmer Oeffnungen anzubringen.
Sollte man das Befeuchten der Roͤhren mit den Haͤnden zu muͤhsam
finden, so koͤnnte man auf dem Dache auch einen Wasserbehaͤlter
anbringen, der durch eine mittelst des Haspels in Bewegung gesezte Pumpe
gefuͤllt wird, und aus welchem das Wasser bei einer Klappe austreten
koͤnnte, so oft dieß zur Befeuchtung der Roͤhren noͤthig
wird.
Den hydrostatischen Blasebalg, welchen ich bei meinem Modelle anwendete, verdanke ich
dem Hrn. Howel; er bewegt sich
sehr leicht und ohne die geringste Reibung.
Erklaͤrung der Zeichnung.
ABCD ist eine Soldatenbarrake, an deren Giebel die
Ventilirmaschine angebracht ist.
E ist die Roͤhre, welche die abgekuͤhlte
Luft fuͤhrt, und durch eine Oeffnung in der Deke in das Gemach gelangt. nn eine mit der hydrostatischen Pumpe PP verbundene Roͤhre, welche die Luft in
die Roͤhre E fuͤhrt, nachdem sie durch den
Durchgang durch die Roͤhre aus poroͤser Toͤpferwaare SS abgekuͤhlt worden. In der Roͤhre
nn ist eine Klappe, welche sich nach
Aufwaͤrts oͤffnet, und der Luft gestattet, sich gegen E, aber nach keiner anderen Richtung, zu bewegen.
BB ist eine mit dem Trichter F versehene Roͤhre, die auf dieselbe Weise wie
der Trichter an einer Malzdarre an dem Giebel des Hauses angebracht ist, damit
dessen offene Seite bestaͤndig dem Winde ausgesezt ist. Diese Roͤhre
ist am Grunde mit der Roͤhre nn verbunden,
und besizt an dieser Verbindungsstelle eine Klappe, welche sich nach Abwaͤrts
oͤffnet, damit die Luft wohl aus dem Trichter herab, nicht aber in denselben hinauf
gelangen kann. Dadurch wird verhindert, daß die Luft bei Windstille, und wenn der
Haspel arbeitet, in den Trichter gelangt, waͤhrend die Klappe in der
Roͤhre nn das Entweichen der Luft durch die
Pumpe pp hindert, wenn der Trichter allein
angewendet wird.
mm sind die Schwingen, die man zwischen den
Roͤhren SS, welche um dieselben gewunden
sind, sieht. Diese Schwingen werden durch den Hebel hh in Bewegung gesezt, und dieser Hebel treibt mittelst des Zahnrades oo, welches mit dem Haspel GG in Verbindung steht, auch die Pumpen PP.Das Edinburgh Journal bemerkt, daß dieser Apparat
bei sehr feuchtem Wetter seinen Zwek nur sehr unvollkommen erfuͤllen
wird; allein wenn derselbe ihn auch nur zu gewissen Zeiten ganz erreichen
wird, so wuͤrde damit den Kranken, die in der sengenden Hize der
Tropenlaͤnder beinahe verschmachten, außerordentliche Labung und oft
auch Genesung gebracht werden. Wir haben in unseren deutschen
Krankenhaͤusern, wenn sie nur etwas zwekmaͤßig gebaut sind,
keinen eigenen Abkuͤhlungsapparat noͤthig; wohl aber
muͤssen wir bei dieser Gelegenheit neuerdings auf die dringende
Nothwendigkeit einer bestaͤndigen Erneuerung der Luft aufmerksam
machen, die an manchen Anstalten ganz in Vergessenheit gerathen zu seyn
scheint, weil die Vorstaͤnde sehr oft der Meinung sind, daß ihr
Recept hinreiche, um den Kranken zu heilen; oder weil sie gar so
unmenschlich sind, daß sie einem Unheilbaren seine lezten Augenblike nicht
auf jede moͤgliche Art zu erleichtern suchen. Zur Schande unserer
Aerzte und Anstalten muͤssen wir sagen, daß auf die Kranken in den
Spitaͤlern sehr oft nicht die Haͤlfte jener Sorgfalt und
Pflege gewendet wird, mit welcher ein gewoͤhnlicher Gaͤrtner
seine kranken Pfleglinge behandelt! A. d. Ueb.