Titel: | Verbesserungen an den Maschinen, durch welche den Vorgespinsten (rovings) der Baumwolle und anderer Faserstoffe ein gewisser Grad von Consistenz gegeben wird, und durch welche diese Vorgespinste auf Spulen oder Walzen aufgewunden werden; auf welche Verbesserungen sich David Selden, Kaufmann zu Liverpool, Grafschaft Lancaster, in Folge einer, von einem Fremden erhaltenen, Mittheilung am 26. Februar 1831 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. CVI., S. 430 |
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CVI.
Verbesserungen an den Maschinen, durch welche den
Vorgespinsten (rovings) der Baumwolle und anderer
Faserstoffe ein gewisser Grad von Consistenz gegeben wird, und durch welche diese
Vorgespinste auf Spulen oder Walzen aufgewunden werden; auf welche Verbesserungen sich
David Selden,
Kaufmann zu Liverpool, Grafschaft Lancaster, in Folge einer, von
einem Fremden erhaltenen, Mittheilung am 26. Februar
1831 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. November 1831, S.
74.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Selden, uͤber verbesserte Spinnmaschinen.
Die Verbesserungen, die der Patent-Traͤger in Vorschlag bringt,
bestehen in einem gewissen Mechanismus, welcher mit den vorzuͤglicheren
arbeitenden Theilen der Vorspinnmaschinen in Verbindung gebracht wird, und dessen
Aufgabe darin liegt, den Fasern der Baumwolle einen gehoͤrigen Grad von
Festigkeit und Dichtheit zu geben, ehe die Vorgespinste auf die Spulen zum Spinnen
aufgewunden werden, was auf eine andere Weise geschieht, als es durch die,
gewoͤhnlich hiezu angewendete Maschine vollbracht wird. Die Erfindung bezieht
sich also auch auf die Art und Weise, auf welche die Vorgespinste auf die Spulen geleitet, und
gleichfoͤrmig auf dieselbe aufgewunden werden. Die Zeichnungen und folgende
Beschreibung werden den ganzen Mechanismus erlaͤutern.
Fig. 44 ist
ein Aufriß einer Vorspinnmaschine, vom Ende her gesehen, woran man einige Theile der
Erfindung bemerkt. Fig. 45 ist eine horizontale Ansicht derselben Maschine, oder eine
Ansicht von Oben. Fig. 46 ist ein senkrechter Durchschnitt durch die Mitte der Maschine,
und Fig. 47
ein theilweiser Durchschnitt durch die Maschine nahe an ihrem Ende: parallel, aber
in entgegengesezter Richtung mit Fig. 46. Gleiche
Buchstaben beziehen sich in saͤmmtlichen Figuren auch auf gleiche
Gegenstaͤnde.
Nachdem die kardaͤtschte Baumwolle auf die gewoͤhnliche Weise in Kannen
vor die Vorspinnmaschine gebracht worden, werden die Faden durch die Zug-
oder Strek- Walzen a, a, a gefuͤhrt,
wodurch sie in Vorgespinste verwandelt werden. Diese Vorgespinste laufen dann
zwischen zwei sich reibenden Flaͤchen b, b durch,
welche durch ihre fortschreitende Bewegung auf Walzen die Vorgespinste zu den Spulen
c, c, c fuͤhren. Zu gleicher Zeit drehen
diese sich reibenden Flaͤchen durch eine ihnen gegebene, abwechselnde,
seitliche Querbewegung die Faden, in dem Maße als sie vorwaͤrts schreiten, zu
oder auf, und liefern sie auf diese Weise in einem dichten, festen Zustande, aber
als ein beinahe ungedrehtes Vorgespinst, den Spulen zum Aufwinden. Diese beiden,
sich reibenden Flaͤchen bestehen aus zwei Stuͤken Leder ohne Ende,
oder aus einem anderen zwekmaͤßigen Materiale, welches bei einer gewissen
Biegsamkeit auch eine gehoͤrige Festigkeit und Rauhheit der
Oberflaͤche besizt. Diese beiden Reibungsstuͤke ohne Ende werden durch
die Walzen d, d, d, d ausgedehnt erhalten, und diese
Walzen sind an Zapfen aufgezogen, welche sich in den Endstuͤken e, e, e, e zweier schiebbarer Wagen drehen. An diesen
Wagen sind bei f, f zwei flache Bretter oder andere
geeignete Gegenstaͤnde befestigt, die der ganzen Laͤnge des Wagens
nach laufen, und die die beiden Flaͤchen des Reibungsleder b, b, so wie dieselben zwischen den beiden Brettern
durchgehen, in einiger Beruͤhrung mit einander erhalten. Laͤßt man nun
die Triebkraft auf den Rigger g wirken, so dreht sich
die Welle h, an der sich ein Triebstok befindet, welcher
die Zug- oder Strek-Walzen auf die, an den Vorspinnmaschinen
gebraͤuchliche, Weise in Bewegung sezt. Die Welle h bewegt durch ein gehoͤriges Geraͤth den unteren
gezaͤhnten Cylinder i, der an der Achse der
unteren Walze d befestigt ist; und da dieser Cylinder in
einen anderen, correspondirenden, gezaͤhnten Cylinder eingreift, der an der
Achse der oberen Walze d befestigt ist, so bewegen sich
diese beiden Cylinder zu gleicher Zeit nach entgegengesezten Richtungen, wobei sie
die beiden
Oberflaͤchen des Leders b, welche mit einander in
Beruͤhrung stehen, und zugleich die, zwischen denselben enthaltenen,
Vorgespinste an den hinteren Theil der Maschine fuͤhren. Das Vorgespinst geht
dann, so wie es aus den, sich gegen einander reibenden, Flaͤchen kommt,
uͤber eine Stange, und durch die Fuͤhrer k, k,
k an die Spulen c, c, c, und wird dort, wie
spaͤter beschrieben werden soll, in gleichmaͤßigen Windungen an die
Koͤrper derselben aufgewunden.
Der Reibungsproceß wird angewendet um den Fasern des Vorgespinstes, so wie dieses aus
den Zug- oder Strek-Walzen kommt, Consistenz und Festigkeit zu geben.
Er wird auf folgende Weise bewirkt: An dem Ende der Welle h ist ein schiefzahniges Rad l befestigt,
welches in ein anderes aͤhnliches Rad m
eingreift, und dieses leztere ist an der Spize einer senkrechten, an dem Scheitel
der Maschine aufgestellten Welle befestigt. An dieser Welle ist ein geknieter Arm
n angebracht, der durch ein Mittelstuͤk o mit einem Hebel in Verbindung steht, welcher sich an
der Achse des Zahnrades p befindet. So wie sich daher
das Knie n rund herum bewegt, so bewegt sich das Rad p an seiner Achse frei hinuͤber und
heruͤber. Mit den oberen und unteren, verschiebbaren Wagen e, e, e, e sind durch gehoͤrige Gefuͤge
zwei Stangen (Zuͤge) q, q
Diese Stangen q, q sind in der Zeichnung nicht
bemerkt. A. d. Ueb. verbunden; die abwechselnden Bewegungen des Zahnrades p veranlassen mithin, daß die Stangen q, q die
Wagen in entgegengesetzen Richtungen hin und her schieben (wobei sie von den Oehren
an den Enden der Wagen e, e, die sich auf den
feststehenden Staͤben jj schieben, geleitet
werden). Dadurch wird also das Reiben des Vorgespinstes zwischen den beiden ledernen
Flaͤchen, die die Baumwollfaden, wie bereits gesagt, zu- und
aufdrehen, bewirkt, damit das Vorgespinst auf diese Weise Consistenz und Festigkeit
bekomme, ehe es auf die Spulen aufgewunden wird.
Die Spulen c, c, c sind wie gewoͤhnlich an kleinen
Achsen aufgezogen, die von gabelfoͤrmigen, an den Laͤngenstangen r, r befestigten Armen getragen werden. Diese
Laͤngenstangen sind mittelst Nußschrauben an dem Gestelle der Maschine
angeschraubt. Der Umfang der Spulen ruht auf den Schuͤrzen (aprons) s, s, s, die aus
ledernen Guͤrteln ohne Ende bestehen, und uͤber die beiden
Spannungswalzen v, v
Auch diese sind in der Zeichnung nicht mit Buchstaben bezeichnet. A. d.
Ueb. ausgebreitet sind. Da nun eine dieser Walzen mittelst Rollen und Laufriemen
von der Hauptwelle h getrieben wird, so werden auch die
Schuͤrzen s, s, s, s in Bewegung gesezt, und die
Spulen mithin durch ihre Reibung an diesen Schuͤrzen umgedreht. Hieraus erhellt, daß die
Schnelligkeit, mit welcher sich die Spulen um ihre Achsen drehen, und das
Vorgespinst aufnehmen, durch die Anhaͤufung des Vorgespinstes oder durch die
Vergroͤßerung ihres Durchmessers nicht vermehrt werden wird, sondern daß ihre
Umdrehung jedes Mal der erforderlichen Aufnahme angemessen seyn wird, indem sie bloß
durch die, sich gleichmaͤßig bewegenden Schuͤrzen umgedreht werden.
– Die Leitung des Vorgespinstes auf die Spulen in gleichen Windungen kann auf
verschiedene Weise hervorgebracht werden; jene, welche der
Patent-Traͤger in Verbindung mit seiner verbesserten Maschine
anzuwenden vorschlaͤgt, besteht darin, daß er die Fuͤhrer oder Oehre
k, k, k an langen Stangen anbringt, die an Pfosten
aufgezogen werden, welche an den verschiebbaren Wagen u,
u befestigt sind. Unten an diesem Wagen befinden sich Rollen oder
Raͤder, mit denen er auf den Laͤngenstangen w,
w laͤuft, wie man am Besten in Fig. 46 sieht. Von einer
Rolle an der Welle x, (die von den oben
erwaͤhnten Riemen getrieben wird) laͤuft ein Band uͤber eine,
an der senkrechten Welle y, y befestigte Kugel oder
Rolle, wie aus Fig.
47 ersichtlich. An dieser Welle befindet sich nun ein horizontales Rad z,In der Zeichnung fehlt der Buchstabe z. A. d. Ueb. welches an der einen Haͤlfte des Umfanges mit Zaͤhnen besezt,
an der anderen hingegen glatt ist. An jeder Seite dieses Rades ist eine kleine
Stange an dem verschiebbaren Wagen befestigt; so wie sich daher das Rad umdreht,
greifen dessen Zaͤhne abwechselnd in die eine oder die andere dieser Stangen,
und treiben dadurch den Wagen u mit einer langsamen
Bewegung hin und her. Da nun hiedurch auch die an den Wagen befestigten
Fuͤhrer k, k vorn vor den Spulen hin und her
gehen muͤssen, so wird auf diese Weise nothwendig auch das Vorgespinst
geleitet oder gefuͤhrt, und von einem Ende der Spule zum anderen in
gleichmaͤßigen Windungen aufgewunden.
Am Schlusse sagt der Patent-Traͤger, daß er in der Abbildung zu
groͤßerer Deutlichkeit mehrere alte und bereits bekannte Theile der Maschine
gab, die er keineswegs als seine Erfindung in Anspruch nimmt, sondern daß er nur
alle jene neuen Theile des Mechanismus, durch welche dem Vorgespinste eine
groͤßere Festigkeit und Consistenz gegeben, und durch welche dasselbe auf die
Spulen oder Trommeln aufgewunden wird, und endlich ganz vorzuͤglich die
Anwendung der sich gegen einander reibenden Flaͤchen, durch welche dem
Vorgespinste, bevor es auf die Spulen gelangt, eine groͤßere Festigkeit und
Consistenz gegeben wird, als sein Patent-Recht in Anspruch nimmt.