Titel: Verbesserungen in der Gerberei von Häuten und Fellen, auf welche sich Wilhelm Drake, Gerber zu Bedminster bei Bristol, am 7. October 1831 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 45, Jahrgang 1832, Nr. XCIII., S. 378
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XCIII. Verbesserungen in der Gerberei von Haͤuten und Fellen, auf welche sich Wilhelm Drake, Gerber zu Bedminster bei Bristol, am 7. October 1831 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Junius 1832, S. 325. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Drake, Verbesserungen in der Gerberei. Meine Erfindung besteht darin, daß ich auf die eine Seite der zu gerbenden Haut eine kalte Gerbefluͤssigkeit einwirken lasse, und auf der anderen Seite durch kuͤnstliche Waͤrme einen Theil jener Feuchtigkeit verdampfe, welche durch die Haut durchsikert. Dabei bleibt naͤmlich der staͤrkste Theil des Gerbestoffes in der Haut, waͤhrend die Staͤrke der Fluͤssigkeit selbst waͤhrend des Gerbeprocesses bestaͤndig zunimmt, statt daß sie, wie bei dem gewoͤhnlichen Verfahren dadurch immer schwaͤcher und schwaͤcher wird. Nach dieser meiner verbesserten Methode kann man die Haute innerhalb 10 Tagen ebenso vollkommen gar gerben, als sie nach dem gewoͤhnlichen Verfahren in 10 Monaten gegerbt wurden. Ich will nun meine Methode naͤher beschreiben und durch Abbildungen erlaͤutern. Die Felle oder Haͤute, die gegerbt werden sollen, werden, nachdem sie auf die gewoͤhnliche Weise gekalkt und zubereitet wurden, in eine schwache Gerbefluͤssigkeit eingetaucht, und in dieser bestaͤndig und fleißig hin und her bewegt, damit sie in diesem Zustande mit der Fluͤssigkeit gesaͤttigt werden, so daß sie gehoͤrig zubereitet und gefaͤrbt sind, ehe ich sie meinem Processe unterwerfe. Wenn dieß geschehen, und die Haͤute gehoͤrig gereinigt sind, so werden sie auf das Genaueste untersucht, um zu sehen, ob keine Loͤcher in denselben sind. Sollten sich solche finden, so werden sie vernaͤht, oder auf eine andere Weise so zugemacht, daß die Fluͤssigkeit, mit welcher sie gefuͤllt werden sollen, auf keinem anderen Wege, als durch die Poren der Haͤute oder Felle entweichen kann. Sollen die Haute nicht in ihrer natuͤrlichen, sondern in irgend einer anderen Form gegerbt werden, so muß man ihnen dieselbe jezt geben, und zwar indem man die aͤußeren Theile oder Raͤnder wegschneidet. Fig. 11 zeigt zwei auf die angegebene Weise zugerichtete Haͤute, die meinem Processe unterworfen sind. Ich glaube naͤmlich, daß es am Vortheilhaftesten ist, wenn man je zwei und zwei Haͤute mit einander behandelt. Wenn ich mir zwei Haͤute von beinahe gleicher Groͤße und Form verschafft, und dieselben auf obige Weise zubereitet habe, so lege ich sie Haut gegen Haut an einander, und nahe ihre Raͤnder rings herum mit einem gewichsten Schuhmacherfaden fest zusammen, so daß sie einen Sak von solcher Dichtheit bilden, daß er die Gerbefluͤssigkeit in sich zu halten vermag. Diesen Sak haͤnge ich dann mittelst Schleifen, die an das Schulterende desselben genaͤht worden, an die in dem Balken A angebrachten Zapfen S, S, S, S, wie dieß aus den folgenden Zeichnungen deutlicher erhellen wird. Dieser Balken A, welchen ich den Kopfriegel nennen will, bildet, wie man sieht, den oberen Theil der hoͤlzernen Raufe A, B, C, dergleichen sich an der entgegengesezten Seite der Haut eine aͤhnliche befindet. Wenn der aus den beiden Haͤuten gebildete Sak auf die angegebene Weise zwischen den beiden Raufen aufgehaͤngt worden, so werden diese beiden Raufen mittelst der Schrauben E, E, E, E, E so weit zusammengezogen, daß sich der Sak, wenn er mit der Fluͤssigkeit gefuͤllt wird, nicht ausdehnen und daher nicht aus seiner Form dehnen kann. Ich muß noch bemerken, daß der Sak ungefaͤhr in einer Laͤnge von einem Zoll an dem oberen oder Schulterende nicht zusammengenaͤht werden darf, damit man bei dieser Oeffnung einen Trichter einfuͤhren kann, mit welchem man den Sak mit der kalten Gerbefluͤssigkeit fuͤllt. Es wird vielleicht besser seyn, wenn man den kleinen, in Fig. 12 ersichtlichen Halsring in diese Oeffnung bringt, und die Raͤnder derselben daran naͤht, um auf diese Weise die Einfuͤhrung des Trichters zu erleichtern. Fig. 13 ist eine Seitenansicht der hoͤlzernen Raufen, zwischen welchen ein aus zwei Haͤuten gebildeter Sak an den Zapfen aufgehaͤngt ist, von denen einer mit 8 bezeichnet ist. Diese Zapfen gehen, wie man sieht, quer durch den Kopfriegel der Raufen. In Hinsicht auf die hoͤlzernen Raufen habe ich nur zu bemerken, daß der innere Theil von deren Stangen in eine Kante zugeschnitten seyn soll, und daß alle Stangen etwas ausgewoͤlbt seyn sollen, wie man in Fig. 14 sieht, ausgenommen die 3 oder 4 aͤußeren Stangen an jeder Seite, welche gerade seyn muͤssen, indem die Haͤute an diesen Stellen diker als an anderen sind, und daher diese Einrichtung noͤthig machen. Wenn der Sak auf diese Weise aufgehaͤngt und die Schrauben zusammengezogen worden, so wird ein Trichter in den Halsring oder in die Oeffnung an dem oberen oder Schulterende des Sakes gestekt, und durch diesen kalte Gerbefluͤssigkeit in den Sak gegossen, bis derselbe voll ist. Nach Verlauf von einiger Zeit, welche nach der Dichtheit der Haͤute verschieden ist, wird man finden, daß deren aͤußere Oberflaͤche feucht wird, und daß diese Feuchtigkeit an den Haͤuten ablauft, und am Ende derselben abtropft. Diese abgetropfte Fluͤssigkeit sammelt sich in der Rinne H, und wird durch diese in ein gehoͤriges Gefaͤß geleitet, welches die Stelle eines Abkuͤhlers vertritt, und aus welchem die Fluͤssigkeit, wenn sie abgekuͤhlt ist, wieder in den Sak gefuͤllt werden kann, um jenen Theil zu ersezen, der durch das Durchsikern verloren ging. Der Sak muß naͤmlich durch einen bestaͤndigen Zufluß durch den Trichter nach Bedarf immer mit kalter Fluͤssigkeit gefuͤllt erhalten werden. Wenn sich die Haͤute hart und fest anfuͤhlen, und wenn sie in allen ihren Theilen gleichfoͤrmig naß und feucht zu seyn scheinen, so wird die Luft in den Gemaͤchern, in denen das Gerben vorgenommen wird, und die gut ventilirt seyn sollen, um dem Dampfe freien Austritt zu gestatten, auf irgend eine Weise auf eine Temperatur erhizt, die allmaͤhlich von 70 bis auf 150° F. (von + 16,89 bis + 52, 44° R.) steigt. Diese Hize wird so lange unterhalten, bis die Haͤute an allen Stellen fester und haͤrter werden, bis sie an einigen Stellen ein schwaͤrzliches Aussehen erhalten, und bis die Gerbefluͤssigkeit in dem Sake nur mehr eine geringe Verminderung erleidet. Findet man, daß die Haͤute gehoͤrig gegerbt sind, so laͤßt man die Fluͤssigkeit aus dem Sake abfließen, indem man an dem Bodenende desselben eine kleine Oeffnung in der Naht macht. Ist der Sak auf diese Weise entleert, so wird er von den Raufen abgenommen; dann werden die aͤußeren Raͤnder der Haute, so weit sie zusammengenaͤht waren, weggeschnitten, worauf man die Haͤute troknet, und auf die gewoͤhnliche Methode gar macht. Waͤhrend der Zeit, waͤhrend welcher die Haͤute zwischen den beiden Raufen eingeschlossen sind, muß man sehr sorgfaͤltig darauf sehen, daß dieselben von Zeit zu Zeit ein wenig nach Rechts oder nach Links von jener Stellung, in der sie sich zuerst befanden, gezogen werden, damit die Gerbefluͤssigkeit und die erwaͤrmte Luft auf alle Theile gleichmaͤßig einwirken koͤnnen. Da die inneren Raͤnder der Stangen oder Staͤbe der Raufen in der aͤußeren Oberflaͤche der Haͤute entsprechende Eindruͤke machen werden, so wird durch dieses Veraͤndern der Stellung der Haͤute uͤberdieß auch noch verhindert, daß diese Eindruͤke so dauerhaft werden, daß sie sich nicht mehr ausgleichen lassen. Die Zeit, welche zur Beendigung dieses Processes, von dem Aufhaͤngen der Haͤute zwischen den Raufen angefangen, noͤthig ist, ist nach der Dike der Haͤute oder Felle, nach der Staͤrke der Gerbefluͤssigkeit, nach der Genauigkeit, welche auf die Unterhaltung der Temperatur und auf das Bewegen der Haute zwischen den Stangen, so wie nach einigen anderen, jedem verstaͤndigen Gerber bekannten, allgemeinen Umstaͤnden des Gerbeprocesses verschieden. Fig. 15 ist ein Grundriß der Raufen, an welchem BB die Bodenriegel, und die mit c bezeichneten Theile die Stangen oder Stabe derselben sind. Diese Stangen oder Staͤbe stehen, wie man sieht, nicht einander gegenuͤber, sondern sie stehen abwechselnd, oder wie man sagt, im Verbande. Ich nehme weder das Zusammennaͤhen der Haͤute zu Saͤken, noch das Fuͤllen derselben mit Gerbefluͤssigkeit als meine Erfindung in Anspruch, sondern 1) das Gerben durch Verdampfung auf der einen Seite der Haut mittelst Anwendung einer kuͤnstlich erzeugten Hize, und waͤhrend die andere Seite auf die beschriebene Weise mit Gerbefluͤssigkeit versehen wird; und 2) die Stangen oder Staͤbe, welche auf die beschriebene und abgebildete Weise auf die Haͤute wirken, indem diese Erfindung nach meinem besten Wissen und Gewissen neu ist.Der Redacteur des Register of Arts, welches im Maihefte 1832 S. 100 einen Auszug aus dem Patente des Hrn. Drake gibt, bemerkt zu demselben Folgendes: „Obschon wir eine sehr guͤnstige Meinung von dem Verfahren des Patent-Traͤgers hegen, und obschon wir uͤberzeugt sind, daß dasselbe mit einer großen Ersparung an Kosten und Zeit verbunden ist, so scheint es uns doch einen wesentlichen Fehler zu haben. Da die Haͤute naͤmlich in senkrechte Stellung gebracht werden, so duͤrfte in Folge des Drukes der Fluͤssigkeit in den unteren Theilen der Haͤute eine viel raschere Einsaugung erfolgen, als in den oberen. Wenn dem Nachtheile, der hiedurch entstehen muß, auch dadurch abgeholfen werden kann, daß man den Gerbungsproceß so lange fortsezt bis die oberen Theile ebenso gar gegerbt sind, als wie die unteren, so entsteht doch wenigstens ein Verlust an Zeit durch denselben. Es ist ferner wahrscheinlich, daß die am Grunde oder Boden des Sakes befindliche Fluͤssigkeit staͤrker ist, als jene, die sich obenauf befindet. Aus diesen beiden Gruͤnden glauben wir daher auch, daß das Leder nach dem Verfahren des Hrn. Drake nicht an allen Stellen vollkommen gleichfoͤrmig gegerbt werden duͤrfte. Wir schlagen, um diesem Uebelstande abzuhelfen, dem Patent-Traͤger vor, seine Rahmen in der Mitte an Achsen aufzuhaͤngen, um welche sich dieselben drehen lassen, und an jedem Ende der Saͤke ein Fuͤllgefaͤß mit einem Sperrhahne oder mit einer anderen zwekdienlichen Einrichtung anzubringen. Bei einer solchen Vorrichtung koͤnnte man den Saͤken jede beliebige Stellung geben; auch koͤnnte die Fuͤlloͤffnung zugleich auch als Entleerungsoͤffnung dienen, indem man den Sak zu diesem Behufe nur zur Haͤlfte herum zu drehen brauchte.“ A. d. Ueb.

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