Titel: Ueber die Erzeugung sehr guter Kohks aus kleinen mageren Steinkohlen. Von Hrn. Aug. Perdonnet.
Fundstelle: Band 46, Jahrgang 1832, Nr. LXXXVIII., S. 343
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LXXXVIII. Ueber die Erzeugung sehr guter Kohks aus kleinen mageren Steinkohlen. Von Hrn. Aug. Perdonnet. Aus dem Bulletin des Sciences technologiques. Octbr. 1831, S. 61. Perdonnet, uͤber Erzeugung sehr guter Kohks. Seit kurzer Zeit ist es endlich gelungen, aus den kleinen, sehr wenig bituminoͤsen oder fetten Steinkohlen mehrerer an den Ufern des Canals du Centre gelegener Steinkohlen-Bergwerke Kohks zu bereiten, die zum Betriebe der Hochoͤfen vortrefflich taugen. Diese Entdekung ist fuͤr die Eigenthuͤmer dieser Bergwerke, die ihre Products bisher nur zu sehr niedrigem Preise verwerthen konnten, von groͤßter Wichtigkeit; sie wird denselben einen groͤßeren Gewinn sichern, als sie bis zur Stunde je zu erwarten berechtigt waren. Die kleinen, mageren Steinkohlen werden, um sie in Kohks zu verwandeln, zwischen zwei senkrechten Mauern auf einem gemauerten, etwas schief geneigten Boden in freier Luft verkohlt. Sowohl in den Mauern als in dem Boden sind zum Behufe der Circulation der Luft Loͤcher angebracht. Wenn der Proceß gelingen soll, muß die Steinkohle gut befeuchtet und stark zusammengedruͤkt werden, in dem Haufen selbst muͤssen sich jedoch gleichfalls Luftcanaͤle befinden, welche mit den Luftloͤchern des Mauerwerkes communiciren. Der ganze Haufen muß mit einem Male entzuͤndet werden, was dadurch geschehen kann, daß man die Canaͤle mit Reisbuͤschel fuͤllt. Die Leitung der Arbeit hat zwar ihre Schwierigkeiten, doch gelingt sie, wenn die Arbeiter nur einige Uebung haben, beinahe jedes Mal. In 36 Stunden kann man 36 Hectoliter Steinkohlen verkohlen.Diese Entdekung einer Methode, nach welcher sich auch magere Kohlen in Kohks verwandeln lassen, duͤrfte auch fuͤr unser Vaterland von großer Wichtigkeit werden, wenn dieselbe gehoͤrig Anklang finden wird. Man hat naͤmlich unseren bayerischen Steinkohlen den Vorwurf gemacht, daß sie zu mager seyen, daß sie keine Kohks geben, und daß sie daher nicht zur Eisenfabrikation taugen. Man schloß ferner hieraus, wie uns scheint, mehr um unsere Nachlaͤssigkeit und unser Widerstreben gegen alles Fortschreiten in der Industrie zu bemaͤnteln, daß unsere Steinkohlengruben keines Betriebes wuͤrdig sind. Welche Entschuldigungsgruͤnde werden diese Herren nun vorzudringen wissen, wenn sie erfahren, daß man auch aus mageren Steinkohlen Kohks erzeugen kann; wenn sie bei ihrer Unbelesenheit vielleicht nach Jahren ein Mal erfahren, daß man auch mit rohen, nicht abgeschwefelten Steinkohlen treffliches Eisen zu schmelzen gelernt hat, wie dieß aus dem polyt. Journ. Bd. XLV. S. 282 bekannt ist? Taugen denn Steinkohlen zu nichts Anderem, als zum Betriebe von Huͤttenwerken? Wahrlich fuͤr so weit zuruͤk haͤtten wir unsere Industriemaͤnner doch nicht gehalten!A. d. Ueb.