Titel: Ueber die Anwendung der brennzeligen Holzsäure als Schuzmittel für Schiffbauholz und andere Substanzen.
Fundstelle: Band 46, Jahrgang 1832, Nr. C., S. 384
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C. Ueber die Anwendung der brennzeligen Holzsaͤure als Schuzmittel fuͤr Schiffbauholz und andere Substanzen. Aus dem New-York Daily Advertiser im Register of Arts. October 1832, S. 275. Anwendung brennzeliger Holzsaͤure beim Schiffbauholze. Ein Gentleman zu New-York, welcher sich eine Reihe von Jahren hindurch mit verschiedenen Versuchen uͤber die Aufbewahrung des Schiffbauholzes beschaͤftigte, bewies nun endlich, daß die brennzelige Holzsaͤure das beste Mittel ist, um das Holz gegen die Zerstoͤrung durch den Trokenmoder und durch die Wuͤrmer zu schuͤzen. Er nahm, um den Beweis hiefuͤr zu fuͤhren, kleine Stuͤke verschiedener, gruͤner sowohl, als ausgetrokneter Holzarten, und sezte sie an einem feuchten Orte der Einwirkung der Waͤrme und der Feuchtigkeit aus. Bei diesen Versuchen blieben nun jene Stuͤke Holz, welche vorher mit brennzeliger Holzsaͤure gesaͤttigt worden waren, vollkommen unveraͤndert, waͤhrend jene, die dieser vorlaͤufigen Behandlung nicht unterworfen worden waren, durch Schimmel und Trokenmoder zu Grunde gerichtet wurden. Es ist laͤngst und allgemein bekannt, daß die brennzelige Holzsaͤure thierische Koͤrper vor Faͤulniß und Zersezung schuͤzt; weder so allgemein bekannt, noch so vollkommen erwiesen war es aber bisher, daß dasselbe Mittel auch vegetabilische Substanzen vor Faͤulniß zu schuͤzen im Stande sey, obschon sich aus einigen Thatsachen auf diese Eigenschaft haͤtte schließen lassen. Die Einfachheit und Leichtigkeit der Anwendung dieses Mittels wird demselben hoffentlich bei allen Schiffbaumeistern eine guͤnstige Aufnahme verschaffen. Man brauche naͤmlich nur ausgetroknetes, zur gewuͤnschten Form behauenes Holz eine Woche oder 10 Tage lang unter Dach zu bringen, um es gegen den Regen zu schuͤzen, und waͤhrend dieser Zeit taͤglich ein Mal mittelst einer Buͤrste die Saͤure auf dessen Oberflaͤche auftragen zu lassen. Bei dieser Behandlung wird die Saͤure einen Zoll tief oder tiefer in die Substanz des Holzes eindringen, und dieses dadurch viel dauerhafter machen. Da die mittleren Theile oder das sogenannte Herz des Eichenholzes der Zerstoͤrung weniger leicht unterliegen, so bedarf es bei diesem einer geringeren Menge Saͤure, um sie gehoͤrig zu schuͤzen. Wenn alle die aͤußeren Theile des Holzes vollkommen mit Saͤure gesaͤttigt sind, so wird dann das Schiff aus diesem Holze zusammengezimmert. Noch leichter ließe sich die brennzelige Holzsaͤure auf folgende Weise anwenden. Man koͤnnte in oder neben der Schiffswerfte aus Baksteinen oder Holz ein so viel als moͤglich luftdichtes Gebaͤude von solcher Groͤße, als der Groͤße der zu bauenden Schiffe angemessen ist, auffuͤhren, und in diesem die zubehauenen Bohlen und Bretter etc. gehoͤrig von einander gesondert, aufschichten. Außen an diesem Gebaͤude koͤnnte man einen Ofen von beliebiger Einrichtung anbringen, und von dem Ofen aus 1 1/2 Fuß uͤber dem Boden an einer der Seiten des Gebaͤudes eine Roͤhre in dasselbe leiten. Wenn nun in dem Ofen ein Feuer aus kleinen Stuͤken Eichenholz unterhalten wuͤrde, so wuͤrde das Innere des Gebaͤudes bald mit Rauch erfuͤllt seyn, und dieser Rauch wuͤrde von dem Holze eingesogen werden. Wenn man das Holz auf diese Weise eine Woche lang der Einwirkung des Rauches ausgesezt laͤßt, so wird man dann den aͤußeren Theil des Holzes vollkommen mit Saͤure gesaͤttigt, und gleichsam mit einer gummiharzigen Substanz uͤberzogen, und zum Zusammenzimmern geeignet finden. Gruͤnes Holz wird bei diesem Verfahren innerhalb einer Woche vollkommen hinreichend ausgetroknet werden. Das Raͤucherungsgebaͤude muͤßte von allen uͤbrigen Gebaͤuden entfernt seyn und sorgfaͤltig bewacht werden, um aller Feuersgefahr vorzubeugen. Ein Schiff kann auch, nachdem es schon vom Stapel gelassen, noch mit Vortheil geraͤuchert werden, indem man in dem unteren Kielraum in einem Ofen ein Feuer aus Eichenspaͤnen anmacht, und dann alle Oeffnungen sorgfaͤltig verschließt. Diese Anwendungsart der Saͤure ist jedoch unvollkommen, weil die Saͤure wegen der Zusammenfuͤgung der Theile nicht uͤberall hin gelangen kann. Sezt man die Raͤucherung jedoch eine Woche lang fort, so werden wenigstens die inneren Theile des Schiffes hinlaͤnglich mit Rauch impraͤgnirt und dadurch viel dauerhafter werden. Das Feuer muß dann dadurch, daß man die Oeffnungen zur gehoͤrigen Zeit luͤftet, unterhalten werden. Wenn man gruͤnes, im Inneren der dichten amerikanischen Waͤlder gefaͤlltes Holz, welches von Natur aus poroͤs und schwammig ist, auf diese Weise behandelt, und mit Saͤure saͤttigt, so wird dieses Holz beim Baue von Schiffen und Bothen eben so gute Dienste leisten, als das ostindische Teakholz oder als das feste Holz unserer an der See wachsenden Eichen. Der Raͤucherungs-Proceß laͤßt sich auch fuͤr Wasserbehaͤlter, die zur Aufnahme des Wassers bei langen Seereisen dienen sollen, mit großem Vortheile anwenden. Man braucht die Dauben nur, nachdem sie zugerichtet sind, einige Tage lang der Einwirkung des Rauches auszusezen, und dann die Kufe oder das Faß aus denselben zusammenzusezen. Reifen aus gruͤnem Holze sind dem Trokenmoder besonders ausgesezt, wenn das Faß an einem feuchten Orte aufbewahrt wird; saͤttigt man sie aber vorher mit Saͤure, so hat man nichts zu befuͤrchten. Segeltuch, welches auch nur kurze Zeit uͤber die Einwirkung des Rauches erlitten hat, wird dem sogenannten Mehlthaue viel weniger ausgesezt seyn. Eben so laͤßt sich die brennzelige Holzsaͤure auch sehr gut zur Erhaltung jener Materialien, aus denen die Boden der Haͤuser zusammengesezt werden, und deren man sich in den Kellern bedient, benuzen. Die Lafetten der Kanonen sollten gleichfalls vor dem Anstreichen mit brennzeliger Holzsaͤure gesaͤttigt werden, indem sie auf diese Weise viel laͤnger dauern wuͤrden. Auch Wagen- und Kutschen-Raͤder, Muͤhlraͤder, und noch vieles andere Holzwerk koͤnnte durch dieses der organischen Zersezung so kraͤftig widerstehende Mittel vor Verderben und Zerstoͤrung geschuͤzt werden. Die Pfaͤhle und Pfosten, die man in die Erde einschlaͤgt oder einrammt, werden gewoͤhnlich angebrannt; dieses Anbrennen leistet zwar sehr gute Dienste, noch besser ist es aber, und unzerstoͤrbar werden sie, wenn man sie mit brennzeliger Holzsaͤure saͤttigt. Fuͤr Oekonomen moͤchte dieß von Wichtigkeit seyn, so wie dieselben die Wurzeln verschiedener Obstbaͤume auch dadurch vor den Zerstoͤrungen der Wuͤrmer schuͤzen koͤnnen, daß sie dieselben in diese Saͤure eintauchen. Wollene Zeuge und Papier werden zwar durch die brennzelige Holzsaͤure gleichfalls vor den Verheerungen der Insecten bewahrt; allein die Farbe leidet bei der Anwendung dieses Mittels gleichfalls eine Veraͤnderung. Besser laͤßt es sich bei Pelzen anwenden, die durch Eintauchen in die Saͤure oder durch gehoͤriges Raͤuchern damit sehr gut vor Motten geschuͤzt werden koͤnnen. Deßgleichen ist es sehr zu empfehlen alle Haͤute und Felle vor dem Verladen auf Schiffe und dergl. wohl mit brennzeliger Saͤure zu durchraͤuchern, um sie auf diese Weise vor allen Angriffen der Insecten sicher zu stellen.