Titel: | Bericht, welchen die Commission für Mechanik am 30. November 1831 der Société industrielle de Mulhausen über das sogenannte Sicherheits-Barometer (Baromètre de sûreté) erstattete, das Hr. Henry, Heizer der Dampfmaschine der HH. Peter Koechlin und Eduard Koechlin, mit Beihülfe des Hrn. Emil Weber erfand. |
Fundstelle: | Band 47, Jahrgang 1832, Nr. XIV., S. 81 |
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XIV.
Bericht, welchen die Commission fuͤr
Mechanik am 30. November 1831 der Société industrielle de
Mulhausen uͤber das sogenannte Sicherheits-Barometer (Baromètre de sûreté) erstattete, das
Hr. Henry, Heizer der
Dampfmaschine der HH. Peter Koechlin und Eduard Koechlin, mit Beihuͤlfe des Hrn. Emil Weber erfand.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen Nro. 23, S. 260.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Bericht uͤber Sicherheits-Barometer.
Seit der Anwendung der Dampfmaschinen mit mehr oder weniger comprimirtem Dampfe
beschaͤftigt man sich nun ununterbrochen und unvermeidlich mit der Entdekung
von Mitteln, durch welche man dem Bersten der Kessel und den daraus entstehenden
Explosionen vorbeugen koͤnnte. Die zahlreichen Ungluͤksfaͤlle,
die dessen ungeachtet noch immer durch das Bersten der Kessel entstehen, beweisen
aber leider nur zu sehr, daß alle die bisher bekannten und gebraͤuchlichen
Mittel noch keineswegs hinreichend sind, und daß noch immer Vieles zu thun
uͤbrig ist. Die Aufgabe ist auch wirklich sehr schwer zu loͤsen, und
wird es noch mehr, wenn, wie man gegenwaͤrtig allgemein glaubt, die zu große
Spannung des Dampfes im Kessel nicht die einzige Ursache des Berstens ist, sondern
wenn man in einzelnen, seltenen Faͤllen von keinem Sicherungsmittel
Huͤlfe erwarten darf, welches sich auf die schnelle Entleerung des Dampfes
allein fußt.
Wenn man nun bei dem gegenwaͤrtigen Stande unserer Kenntnisse in Hinsicht auf
diesen Gegenstand, von einem Sicherungsmittel nichts Anderes fordert, als daß es den
Dampf im Kessel hindere eine hoͤhere, als die bestimmte Spannung anzunehmen,
so erfuͤllt die Erfindung des Hrn. Henry
vollkommen ihren Zwek, und zwar mit einer Genauigkeit und Schnelligkeit, mit welcher
die Klappen und die schmelzbaren Scheiben keinen Vergleich aushalten
koͤnnen.
Der Mechanismus des Instrumentes des Hrn. Henry
erhaͤlt seine Bewegung durch ein Queksilber-Barometer, das der Luft
geoͤffnet ist, und bildet gleichsam nur eine Vervollkommnung und Verbesserung
desselben. Wir wollen daher ehe wir weiter gehen, noch einige Worte uͤber das
einfache Barometer, so wie es gegenwaͤrtig in den meisten Anstalten
gebraͤuchlich ist, sagen.
Seit der Bekanntmachung der Abhandlung des Hrn. Joseph Koechlin uͤber die Anwendung der Queksilber-Barometer an den
Hochdruk-Kesseln hat die Erfahrung den Nuzen dieses Instrumentes mehr und
mehr bestaͤttigt; so zwar, daß man gegenwaͤrtig in allen Anstalten, in
denen sich Kessel mit hohem oder mittlerem Druke befinden, die Benuzung dieses
Instrumentes eingefuͤhrt hat. Einen Beweis mehr fuͤr die
guͤnstige Aufnahme und den Nuzen dieses Instrumentes liefert folgende Stelle
in Arago's Abhandlung uͤber die Dampfmaschinen:
„Die Queksilber-Manometer muͤssen, wenn ihr Durchmesser
die gehoͤrige Groͤße hat, als die besten unter allen bisher
erfundenen Sicherheitsklappen betrachtet werden. Sie sind in allen jenen
Faͤllen, in welchen sie wegen der außerordentlichen Laͤnge nicht
unanwendbar werden, als ein sicheres Mittel gegen jene Unfaͤlle zu
betrachten, gegen welche die besten gewoͤhnlichen Sicherheitsklappen so
wie die schmelzbaren Scheiben keinen Schuz gewaͤhren.“
Die Gesellschaft glaubte seiner Zeit die Regierung auf die Nuͤzlichkeit des
Barometers aufmerksam machen zu muͤssen, um dieselbe dadurch zu veranlassen,
die Einfuͤhrung des Barometers als Sicherheitsmittel allgemein zu verordnen.
Wenn nun auch die Ansicht unserer damals erst gegruͤndeten Gesellschaft nur
von geringem Gewichte seyn konnte, so haͤtte doch der Ausspruch eines Mannes
wie Arago fuͤr die Regierung entscheidend seyn
koͤnnen und sollen. Es ist daher um so mehr zu bedauern, daß sich die
Regierung nicht fuͤr die Einfuͤhrung der Queksilber-Barometer
entschied, als die verschiedenen anderen, durch mehrere Ordonanzen vorgeschriebenen
Sicherungsmittel das Resultat, welches sich die Regierung davon versprach, nicht
gewaͤhrten; sey es, daß die vorgeschriebenen Vorsichtsmaßregeln nicht
gehoͤrig angewendet wurden, oder daß sie selbst wirklich ungenuͤgend
und unwirksam sind.
Hr. Arago schien am Queksilber-Barometer
vorzuͤglich noch zwei Dinge zu wuͤnschen: 1) daß seine Laͤnge
nicht so groß sey, daß sie dessen Anwendung unmoͤglich macht; und 2) daß der
Durchmesser desselben von gehoͤriger Groͤße sey. Wir sehen jedoch
nicht ein, wie man dem Barometer in der Praxis ernstlich den ersten dieser beiden
Vorwuͤrfe machen kann. Man ist seit den Erfindungen des Hrn. Perkins von der Idee zuruͤkgekommen, daß man den
Dampf bei einer zu großen Dichtheit anwenden koͤnnte. Die Schwierigkeiten bei
der Verfertigung und die Gefahr, welche diese Maschinen mit sich bringen, bewirkten,
daß man dieselben in England beinahe ganz aufgegeben hat, so daß man daselbst
beinahe nur mehr Maschinen mit niederem Druke trifft.
In Frankreich hat hingegen der hohe Preis des Brennmateriales vorzuͤglich die Maschinen
mit mittlerem und hohem Druke in Gunst gesezt; wobei jedoch wohl zu
beruͤksichtigen ist, daß diese Maschinen groͤßten Theils nach dem
Woolf'schen Systeme erbaut sind, und daß auch jene, die von diesem Systeme
abweichen, wenigstens denselben Grad von Dichtheit des Dampfes besizen, und endlich,
daß dieser Druk nach der Theorie der Maschine nicht uͤber 3–3 1/2
Atmosphaͤren betraͤgt. Nehmen wir aber (obwohl wir zweifeln, daß in
Frankreich eine Maschine existire, die diesen Grad uͤbersteigt) 5
Atmosphaͤren an, so gibt dieß einen Arm von 12 Fuß senkrechter Hoͤhe.
Bei einem Druke von 3 1/2 Atmosphaͤren, welches der gewoͤhnliche Druk
der Woolf'schen Maschinen ist, erhaͤlt man eine Laͤnge von 8 bis 8 1/2
Fuß, und fuͤr ein Heber-Barometer die Haͤlfte dieser
Laͤnge, die dessen Anwendung doch gewiß nirgends hinderlich seyn kann.
Der zweite Einwurf des Hrn. Arago ist hingegen allerdings
von Wichtigkeit. Anfangs wurde nur das Queksilber-Barometer mit einer
Muͤndung von 7 bis 9 Linien als ein Mittel angewendet, mit welchem man in
jedem Augenblike mit der groͤßten Genauigkeit die Spannung des Dampfes
bestimmen kann. Diese Genauigkeit war, im Vorbeigehen bemerkt, so groß, daß man bei
jedem Kolbenschlage, den die Maschine machte, das Queksilber um einige Linien
schwanken sah. Man fuͤhlte jedoch bald, daß man vorzuͤglich dann eine
Sicherheitsklappe, die alle uͤbrigen bekannten Sicherungsmittel verdunkeln
wuͤrde, erhalten koͤnnte, wenn die Muͤndung oder das Lumen der
Roͤhre mit dem Rauminhalte des Kessels im Verhaͤltnisse
stuͤnde.
Die erste Schwierigkeit, auf die man hiebei stieß, bestand in der Bestimmung der
gehoͤrigen Muͤndung des Barometers fuͤr jeden Kessel. Es zeigte
sich bald, daß man bei einem Kessel von 20 Pferdekraͤften; wenn man einige
Wirkung vom Barometer erwarten wolle, eine Muͤndung von beilaͤufig 2
Fuß haben muͤßte, und daß eine Roͤhre von solcher Dimension so viele
Kosten und einen so großen Bedarf an Queksilber verursachen wuͤrde, daß alle
Fabrikanten vor einer solchen Ausgabe zuruͤkschreken muͤßten.
Dieß ist der einzige Vorwurf, den man dem Barometer noch machen koͤnnte, und
dieses Hinderniß wurde gerade durch die Erfindung des Apparates des Hrn. Henry vollkommen beseitigt.
Der Mechanismus des neuen Apparates steht mit einem Queksilber-Barometer in
Verbindung, und zwar mit einem Heber oder Gefaͤß-Barometer, wie er in
No. 1 des Bulletin
beschrieben ist. Wenn das Maximum der Spannung des Dampfes ein Mal bestimmt ist, so
berechnet man die ihr entsprechende Queksilbersaͤule, und bringt dann am
oberen Ende der Roͤhre eine seitliche Oeffnung an, welche die Hoͤhe
der Queksilbersaͤule, von der Basis an gerechnet, auf eine positive Weise
beschraͤnkt. Wenn das Queksilber naͤmlich durch die Spannung des
Dampfes bis zu dieser Oeffnung getrieben wird, so fließt es aus, und faͤllt
in einen Pocal aus Eisenblech. Dieser wirkt dann durch das groͤßere Gewicht,
welches er auf diese Weise erhaͤlt, auf einen sehr empfindlichen Ausheber,
und zwar mittelst Stangen und Hebeln, die einen Hammer fallen lassen. Dieser Hammer
befreit und schlaͤgt, so wie er mit seiner ganzen Kraft herabfaͤllt,
einen langen Hebel, welcher sich, da er uͤberdieß mit einem Gewichte versehen
ist, mit Schnelligkeit bewegt, und aus der horizontalen Stellung, die er hatte, in
eine senkrechte tritt. Im Mittelpunkte der Bewegung dieses Hebels ist ein Hahn
befestigt, durch welchen die Verbindung des Barometers mit dem Kessel gesperrt wird.
Zugleich mit diesem Hahne bewegt sich aber auch ein anderer Hahn, der durch ein
Parallelogramm mit dem erwaͤhnten Hebel verbunden ist, und der durch seine
Bewegung eine freie Communication des Inneren des Kessels mit der freien Luft
herstellt. Alle diese Bewegungen geschehen in einigen Secunden mit bewundernswerther
Geschwindigkeit und Genauigkeit; die Commission hat sich mit eigenen Augen
wiederholt hievon uͤberzeugt. Eine Unze Queksilber reicht hin, um den Apparat
in Thaͤtigkeit zu sezen. Die Oeffnung des zweiten Hahnes kann so groß seyn,
als man sie haben will, so daß der uͤberschuͤssige Dampf auf diese
Weise in allen Faͤllen schnell entfernt werden kann. Der erste Hahn
verhindert den Verlust an Queksilber; denn, wenn die Verbindung mit dem Kessel nicht
unterbrochen wuͤrde, wuͤrde das Queksilber aus der Roͤhre
hinaus geschleudert werden.
In jenen Anstalten, in denen man irgend eine Vorrichtung, z.B. die in No. 4 des Bulletin
beschriebenen, anwendet, um das Queksilber zu sammeln, wird der Hahn auch dadurch
einen großen Dienst leisten, daß er unmittelbar nach der Entleerung des
uͤberschuͤssigen Dampfes eine Regulirung des Barometers gestattet.
Wuͤrde naͤmlich das Queksilber aus der Roͤhre geschleudert, so
waͤre diese Regulirung erst nach dem Abkuͤhlen des Kessels
moͤglich.
So wie nun der Apparat seine Aufgabe vollbracht hat, gießt der Aufseher das
Queksilber, welches in den Pocal gefallen ist, wieder in die Roͤhre des
Barometers. Zugleich bringt er den großen Hebel auch wieder in seine horizontale
Stellung; dadurch oͤffnet sich der erste Hahn, um die Verbindung zwischen dem
Kessel und dem Barometer neuerdings wieder herzustellen; dagegen schließt sich aber
der zweite Hahn. Selbst bei sehr geringer Uebung laͤßt sich der Augenblik, in
welchem der große Hahn geschlossen werden soll, sehr leicht treffen; und wenn das
Schließen auch zu fruͤh geschehen sollte, so wuͤrde dieß doch keinen
großen Nachtheil haben, weil sich dasselbe Manoͤver in dem Augenblike wiederholen
wuͤrde, in welchem das Queksilber aus der Roͤhre in den Pocal
faͤllt.
Die Wirkung des Feuerherdes auf den Kessel ist keine augenblikliche; es bedarf einer
gewissen Zeit, wenn sich die Wirkung einer Erhoͤhung oder Verminderung der
Hize des Herdes auf den Kessel selbst aͤußern soll. Wenn mithin die Oeffnung
des Hahnes, durch welche das Gas entweicht, nicht sehr groß ist, so kann die
Spannung des Dampfes, wenn der Hahn auch durch das Spiel des Barometers
geoͤffnet wird, doch noch einige Augenblike uͤber dieselbe bleiben,
indem die Waͤnde des Kessels, das Mauerwerk etc. fortfahren, an das Wasser
die mehr oder weniger intensive Hize abzugeben, die sie von dem Herde mitgetheilt
erhielten. Aus diesem Grunde ist es von großer Wichtigkeit, daß die
Thaͤtigkeit des Herdes in demselben Augenblike aufhoͤre, in welchem
sich der Dampf in die Luft verbreitet. An dem Instrumente des Hrn. Henry wird auch dieß mit großer Leichtigkeit bezwekt, und
zwar durch einige Gelenke und Stangen, die durch den Fall des Hammers in Bewegung
gesezt werden, und welche nicht nur den Ventilator, der den Herd mit Luft speist,
stellen, sondern zugleich auch das Register des Rauchfanges schließen.
Eine einzige, aus der Barometerroͤhre getretene Unze Queksilber reicht also
hin, um alle diese Bewegungen hervorzubringen: der große Hahn oͤffnet sich,
und entledigt den Kessel seines uͤberschuͤssigen Dampfes; der kleine
Hahn schließt sich, damit kein Queksilber verloren gehe, und damit man nicht einige
Stunden Zeit verlieren muß; die Speisung des Herdes mit Luft hoͤrt auf; das
Register des Rauchfanges schließt sich, und Alles dieß hebt die Gefahr an ihrem
Ursprung auf, und erfolgt mit solcher Schnelligkeit und Genauigkeit, daß die
Commission, in deren Gegenwart der Apparat arbeitete, wahrhaft daruͤber
staunen mußte.
Das Sicherheitsmittel des Hrn. Henry, welches unstreitig
vor allen uͤbrigen bekannten Mitteln den Vorzug verdient, vereint beide
Verrichtungen, die man bisher durch verschiedene Mittel zu bewirken suchte. Es zeigt
naͤmlich 1) in jedem Augenblike und auf eine hoͤchst genaue Weise den
Grad des Drukes an, der im Innern des Kessels Statt findet; und es entleert 2)
schnell jenen Dampf, der einen Druk hervorbringt, welcher groͤßer ist, als
der durch den Schluͤssel bestimmte.
Man hat bereits viel von der Mariotte'schen Roͤhre gesprochen; allein sie ist
ein zartes Instrument, welches schwer zu verfertigen und schwer auszubessern ist,
und welches sich daher mehr fuͤr die Versuche von Gelehrten, als fuͤr
Fabrikanten und Arbeiter eignet. Ueberdieß ist die Kleinheit der Eintheilungen in
den hoͤheren Graden ein gewichtiger Einwurf, der sich gegen die Anwendung dieses Instrumentes
machen laͤßt. – Wir wollen hier nicht auf die gewoͤhnliche
Sicherheitsklappe zuruͤkkommen, denn ihre Nachtheile sind allgemein erkannt
und bekannt: ihre Wirkung ist im Augenblike der Gefahr wenn nicht ganz nichtig, doch
sehr zweifelhaft. Die Nachtheile der schmelzbaren Metallscheiben, die sich durch die
Praxis sowohl, als durch theoretische Forschungen ergaben, wollen wir aber
beruͤhren.
Ziemlich zahlreichen Ungluͤcksfaͤllen zu Folge scheint es gewiß, daß
die schmelzbaren Metallscheiben oft lange vorher schmelzen oder springen, ehe die
Hize noch jenen Grad erreicht hat, fuͤr den sie berechnet sind. So hat sich's
z.B. gezeigt, daß die schmelzbare Scheibe an dem Dampfkessel, der sich in der
Spinnerei des Central-Gefaͤngnisses zu Ensisheim befindet, bei einer
weit niedrigeren Temperatur schmolz, als sie haͤtte schmelzen sollen. Ein
solcher Zufall ist immer sehr unangenehm, denn er bringt die ganze Anstalt in
Unordnung und hemmt die Thaͤtigkeit derselben oͤfter selbst
fuͤr einen oder mehrere Tage. Das einzige Vorbauungsmittel, welches sich
gegen solche Unfaͤlle anwenden ließe, bestuͤnde darin, daß der Heizer
sogleich wie er merkt, daß die Spannung und die Hize den gewoͤhnlichen Grad
uͤbersteigen, ein nasses Tuch auf die Scheibe legt.
Vergleicht man, die schmelzbare Scheibe mit dem Sicherheits-Barometer, so wird
sich aus diesem Vergleiche noch ein anderer Vortheil zu Gunsten dieses lezteren
ergeben. Die Kraft der Dampfmaschine wird oft auf eine sehr unregelmaͤßige
Weise angewendet: bald wird die Maschine mit einem Druke von 2 Atmosphaͤren
spielen, bald wird sie eines Drukes von 4 Atmosphaͤren beduͤrfen. Man
ist also bei der Anwendung der schmelzbaren Scheiben gezwungen, sich nach dem
hoͤchsten Grade zu richten, auf welchen der Dampf wahrscheinlich gelangen
kann, und bei der Bestimmung des Grades, bei welchem die Platte schmelzen soll,
lieber eine etwas weitere Graͤnze anzunehmen, wenn man die unangenehmen
Zufaͤlle und Verluste vermeiden will, die sich bei dem Feiern der Maschine
und bei den allenfallsigen Explosionen immer ergeben. Man wird also nach der weiter
oben gegebenen Hypothese fuͤr diesen einer Scheibe beduͤrfen, die
fuͤr 6 bis 7 Atmosphaͤren berechnet ist. Bei der Anwendung des
Barometers hingegen ist keine solche erweiterte Graͤnze nothig; man kann das
Maximum desselben etwas uͤber dem Grade der gewoͤhnlichen Spannung
festsezen, indem das Spiel des Barometers gar keine Stoͤrung erzeugt, und
sich selbst alle Wochen und alle Tage ohne allen Nachtheil wiederholen kann. Diese
enge Graͤnze, die man auf diese Weise dem Spiele des Kessels steken kann, ist
von unendlichem Vortheile, besonders bei uͤberladenen und solchen Maschinen,
an denen man sich den
bestimmten Grad von Druk selbst in kleinem Maße zu uͤbersteigen scheut. Bei
der Anwendung des Barometers ist Genauigkeit, Gewißheit, genaue Kenntniß dessen, was
vorgeht, und Bemeisterung des Dampfes mit einander verbunden. Bei der Anwendung der
schmelzbaren Scheibe hingegen hat man Ungewißheit, Furcht vor Unfaͤllen, und
einen kleineren oder groͤßeren Spielraum zwischen der Graͤnze, bei
welcher die Gefahr beginnt, und jener, bei welcher die Scheibe ihre Wirkung thut.
Der Mechanismus des Sicherheit-Barometers ist sehr einfach, wenig
kostspielig, und uͤberall und an allen Kesseln anwendbar; Alles
beschraͤnkt sich an ihm auf einige Hebel, Stangen und Haͤhne, deren
Spiel eben so einfach, als leicht zu begreifen ist. Eine solche Vorrichtung wird man
heut zu Tage, wo man mit Maschinenbaue vertrauter geworden, doch gewiß nicht zu
zusammengesezt finden.
Die Commission hat die Ueberzeugung, daß das von Hrn. Henry erfundene Sicherheits-Barometer vor allen bisher
gebraͤuchlichen Sicherheitsmitteln den Vorzug verdiene, und schlaͤgt
daher vor, die Regierung auf diese Erfindung aufmerksam zu machen, damit dieselbe
die Vortheile dieses Instrumentes gehoͤrig wuͤrdigen und deren
allgemeine Anwendung an allen Maschinen von hohem und mittlerem Druke veranlassen
koͤnne. Wenn auch die Schritte, welche die Gesellschaft in fruͤherer
Zeit in Betreff des einfachen Queksilber-Barometers bei der Regierung that,
ohne Erfolg waren, so duͤrfte sich doch gegenwaͤrtig, wo das
Instrument vollendet ist, und in jeder Beziehung seinem Zweke entspricht, eine
guͤnstigere Aufnahme desselben erwarten lassen. Wenn die Ansicht eines
Gelehrten wie Arago schon fuͤr das einfache
Barometer sehr empfehlend war, so wird sie dieß fuͤr die Erfindung des Hrn.
Henry, an welcher die Einwuͤrfe, die Hr. Arago gegen das einfache Barometer machte, beseitigt
sind, nur noch mehr seyn.
Die Commission schlaͤgt ferner der Gesellschaft vor, bei der Société d'encouragement die
gehoͤrigen Schritte zu thun, um fuͤr den Erfinder einen der Preise von
12,000 Franken zu erhalten, welche diese Gesellschaft auf die Erfindung oder
Verbesserung der Sicherheitsmittel gegen Explosionen ausschrieb. Eben so meint, sie,
daß die Gesellschaft bei der Regierung um eine Belohnung fuͤr den Erfinder
nachsuchen, und ihrerseits ihm eine Medaille von Bronze ertheilen soll. Die
Erfindung gebuͤhrt allein Hrn. Henry, einem
vortrefflichen Arbeiter, den die Gesellschaft schon bei einer anderen Gelegenheit
auszeichnete; mit Rath und That unterstuͤzte Hrn. Henry aber unser verehrliches Mitglied, Hr. Emil Weber.
Fig. 1 ist ein
Aufriß des ganzen Apparates.
Fig. 2 ist ein
Aufriß des Hammers mit seinem Aushebesysteme von Hinten gesehen.
Fig. 3 ist ein
Grundriß des Hahnes, welcher sich an der Roͤhre befindet, die den Kessel mit
dem Barometer in Verbindung sezt.
Fig. 4 und
5 sind
Aufrisse und Grundrisse der Stuͤke, durch welche der Schlag des Hebels, der
die Haͤhne oͤffnet und schließt, gemaͤßigt wird.
Fig. 6 ist ein
Aufriß (von der Seite gesehen) des oberen Theiles des Manometers, und des
Behaͤlters, der zur Aufnahme des Queksilbers dient.
Gleiche Buchstaben beziehen sich an saͤmmtlichen Figuren auf gleiche
Gegenstaͤnde.
A, ein Manometer oder Heber-Barometer mit freier
Luft.
B, ein Behaͤlter aus Eisenblech, der zur Aufnahme
des Queksilbers dient, welches jedes Mal, so oft der Druk die gestekten
Graͤnzen uͤbersteigt, durch die kleine Roͤhre C aus der Roͤhre des Manometers tritt.
C, eine Leitungsroͤhre fuͤr das
Queksilber.
D, eine Stange, welche die herabsteigende Bewegung, die
der Queksilber-Behaͤlter macht, wenn er durch das Gewicht des
Queksilbers herabgedruͤkt wird, weiter fortpflanzt.
EF, ein Winkeleisen, welches die Bewegung des
Queksilber-Behaͤlters weiter mittheilt.
FG, ein Messingdraht, der dieselbe Bewegung
fortpflanzt.
GHI, ein zu demselben Behufe dienendes
Winkeleisen.
JK, ein Arm, der an dieser Bewegung Theil
nimmt.
KLM, ein Haken, der sich um den Punkt L dreht, und der an seinem Ende mittelst eines
hervorspringenden Endes den Hammer HN
zuruͤkhaͤlt. Dieser Hammer faͤllt sogleich herab, wie der Arm
JK den Punkt K zum
Herabweichen gebracht hat.
OP, ein anderer Haken, der sich, so wie er beim
Herabfallen des Hammers HN getroffen wird, um den
festen Punkt O dreht, und dann den Hebel QRS los laͤßt.
QRS, ein Hebel, der sich um den Punkt R dreht, und der an dieser Stelle an einem Hahne
befestigt ist, welcher in Folge der drehenden Bewegung den Uebergang des Dampfes in
den Manometer sperrt.
ST, eine Stange, welche die Bewegung an den
anderen Arm TU mittheilt.
TU, ein Arm, der bei U
einen Hahn traͤgt, welcher dem Dampfe durch die Umdrehung um U freien Austritt gestattet.
V, ein Gewicht, welches mittelst einer Rolle dem in G wirkenden Gewichte des Behaͤlters B unter gewoͤhnlichen Umstaͤnden das Gleichgewicht
haͤlt.
XY, eine Spiralfeder, die den Schlag des Hebels
QRS empfaͤngt und maͤßigt. Der
Theil Q dieses Hebels schlaͤgt gegen die Hemmung
Z, die unter R in der
Entfernung von RQ angebracht werden muß.
W, ein Brett mit einem graduirten Maßstabe, auf welchem
ein als Zeiger dienendes Gegengewicht die Dichtheit des Dampfes andeutet.
a, der Dampfkessel.
––––––––––
Als die Commission der Gesellschaft bereits ihren Bericht uͤber die Erfindung
des Hrn. Henry erstattet hatte, legte dieser der
Gesellschaft mehrere Modifikationen seines Apparates vor, die alle
Beruͤksichtigung verdienen, da dessen Mechanismus dadurch bedeutend
vereinfacht wird. Obwohl nun diese neue Verbesserung bisher noch an keinem
Dampfkessel angewendet wurde, so glaubten wir doch eine Zeichnung derselben auf Tab.
II. beifuͤgen zu muͤssen. Man wird gleich auf den ersten Blik sehen,
daß ein großer Theil der Stangen und Winkeleisen an diesem Apparate verschwunden
ist; daß die doppelten Stangen RS und TU und die doppelten Haͤhne wegblieben, und
daß an deren Stelle ein einziger Hahn mit doppelter Wirkung trat, welcher Hahn bei
dem gewoͤhnlichen Spiele der Maschine den Eintritt des Dampfes in den
Manometer gestattet, bei dem Spiele des Aushebers aber eine Vierteldrehung macht,
und dadurch die Communication mit dem Manometer absperrt, dafuͤr aber die
Communication des Dampfes im Kessel mit der freien Luft herstellt.
Obwohl nun der zuerst beschriebene Apparat nie seine Wirkung verfehlte, so oft der
Druk den voraus bestimmten Grad erreicht hatte, so glaubten wir doch auch den
verbesserten Apparat bekannt machen zu muͤssen, weil er wesentlich einfacher
ist.
Die Kosten eines solchen Apparates koͤnnen nicht groß seyn, und seine
Anwendung wird an allen Dampfkesseln, in welcher Stellung sie sich auch befinden
moͤgen, keine Schwierigkeit haben.
Fig. 7 ist ein
Aufriß des ganzen Apparates.
Fig. 8 zeigt
die Details des Hahnes und seines Riegels.
A, ein Manometer oder Barometer mit freier Luft.
B, ein Behaͤlter aus Eisenblech, der zur Aufnahme
des Queksilbers dient, welches durch die kleine Roͤhre C aus dem Manometer tritt, so oft der Druk die bestimmten Graͤnzen
uͤbersteigt.
C, eine Roͤhre, welche das Queksilber in den
Behaͤlter leitet.
D, eine Stange, die die Bewegung des
Queksilberbehaͤlters fortpflanzt, wenn das Gewicht des Queksilbers denselben
herabdruͤkt.
EF, ein Winkeleisen, welches die Bewegung des
Behaͤlters weiter mittheilt.
FG, ein Messingdraht, der die Bewegung
fortpflanzt.
GLV, ein Winkeleisen, welches sich um den Punkt
L dreht, und an seinem horizontalen Arme ein Gewicht
traͤgt, dessen Stellung mittelst einer Schraube so geaͤndert werden
kann, daß es dem Queksilberbehaͤlter das Gleichgewicht haͤlt.
ML, ein Haken, der den Hammer HN mittelst seines hervorragenden Endes
zuruͤkhaͤlt. Dieser Hammer faͤllt herab, so wie der Arm GL den Punkt M zum
Steigen brachte, und gibt dann dem an dem Hahne befestigten Hebel RG einen starken Schlag.
OP, ein zweiter Haken, welcher den Hebel QR loslaͤßt, wenn er von dem Hammer HN getroffen wird.
QR, ein Hebel, der sich um den Mittelpunkt R dreht, und an diesem Punkte eine Nabe traͤgt,
die sich in einem Hahne mit vier Armen dreht; dieser Hahn gestattet dem Dampf in
seiner gewoͤhnlichen Stellung Zutritt zu dem Manometer.
SSSS, ein gußeiserner Rahmen, an welchem der
Ausheber angebracht ist.
UUUU, Fenster, mittelst welcher mit Huͤlfe
von Schrauben die Stellung des Rahmens in Bezug auf die Laͤnge des Hebels QR regulirt wird.
a, der Dampfkessel.