Titel: Ueber einen Versuch, bei welchem durch eine magneto-elektrische Strömung eine chemische Zersezung hervorgebracht wurde. Schreiben eines Hrn. P. M. an Hrn. Mich. Faraday Esq.
Fundstelle: Band 47, Jahrgang 1832, Nr. XV., S. 91
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XV. Ueber einen Versuch, bei welchem durch eine magneto-elektrische Stroͤmung eine chemische Zersezung hervorgebracht wurde. Schreiben eines Hrn. P. M. an Hrn. Mich. Faraday Esq. Aus dem London and Edinburgh Philosophical Magazine and Journal of Science Nr. 2. August 1832, S. 161. Mit Abbildungen auf Tab. II. Ueber magneto-elektrische Stroͤmungen. Ihre interessanten Abhandlungen uͤber den Magnetismus, welche ich in den Abhandlungen der Royal-Institution las, veranlaßten mich zu einem Versuche, der mir uͤber meine Erwartung gut gelang, und der, in groͤßerem Maßstabe angestellt, nach meiner Meinung gewiß sehr wichtige Resultate geben duͤrfte. Ich dachte mir naͤmlich, daß man vielleicht eine viel staͤrkere Wirkung hervorbringen koͤnnte, wenn man statt eines einzigen starken Magnetes, analog mit der Zusammensezung der Voltaischen Saͤule, mehrere kleine, durch einen Draht oder eine Spirale mit einander verbundene Magnete anwendete, und daß es viel besser seyn duͤrfte, wenn man den Funken nicht durch Herstellung oder Unterbrechung der gegenseitigen Beruͤhrung oder des Contactes, sondern durch die augenblikliche Umkehrung (instantaneous reversal) der Pole hervorbraͤchte. Ich habe einen sehr einfachen Apparat zu solchen Versuchen ausgedacht, und war so gluͤklich mit einer kleinen magnetischen Batterie Wasser zu zersezen. Sie werden daher folgende Mittheilung uͤber meinen Apparat entschuldigen. Ich brachte in einem Gestelle ein Rad mit einer Welle an, welches mittelst einer Kurbel umgedreht werden konnte. Rund um dieses Rad herum brachte ich mehrere Magnete (deren Zahl jedoch keine ungerade seyn darf) an, indem ich diese Magnete, wie man aus Fig. 10 sieht, in Ausschnitten befestigte, die zur Aufnahme derselben in den Umfang des Rades gemacht worden waren. In Fig. 9 sieht man zwei dieser Magnete an ihren gehoͤrigen Stellen, und in derselben Figur bemerkt man auch die Anker oder Aufheber (lifters), welche ich, wie sogleich gezeigt werden soll, in einer an dem Gestelle befestigten Latte festmachte. Bei der Einsezung der Magnete, welche, wie man sieht, Hufeisenmagnete sind, in den Umfang des Rades, muß jeder zweite Magnet eine andere Stellung haben; d.h. wenn der Magnet Nr. 1 so gestellt ist, daß der Nordpol dem Rande und der Suͤdpol der Achse des Rades zugekehrt ist, muß der Magnet Nr. 2 umgekehrt, d.h. mit dem Suͤdpole gegen den Umfang und mit dem Nordpole gegen die Achse gerichtet seyn. Die Enden der Magnete muͤssen etwas uͤber den Umfang des Rades hervorragen. Die Zahl der Anker oder Aufheber muß jener der Magnete gleichkommen; sie werden in einer Latte, welche genau dem Rade entspricht, und welche an dem Gestelle festgemacht ist, befestigt, und zwar so, daß sich das Rad frei bewegen kann, und daß die Magnete dicht an denselben voruͤbergehen. Wenn einer der Magnete mit einem solchen Anker in Beruͤhrung steht, so muß dieß gleichzeitig auch bei allen uͤbrigen der Fall seyn. Bei dem Herumfuͤhren des Drahtes um diese Anker oder Aufheber muß man dafuͤr sorgen, daß die Spiralwindungen bei jedem zweiten Aufheber in entgegengesezten Richtungen laufen, damit die elektrischen Stroͤmungen saͤmmtlich nach einer und derselben Richtung Statt finden, obschon die Pole der Magnete umgekehrt sind. Wenn man nun die beiden Enden dieser Drahte mit isolirten Leitungsspizen in Verbindung bringt, und diese in eine kleine, mit Wasser gefuͤllte Roͤhre einsenkt, so wird beim Umdrehen des Rades sogleich eine Zersezung des Wassers erfolgen. Ich brachte auch bei jedem Magnete an dem Rade einen kleinen Vorsprung (projector) an, welcher, so oft er eine Feder beruͤhrte, jedes Mal die beiden Drahte von einander trennte; in dem Augenblike nun, in welchem der Pol umgekehrt wurde, wurde auch ein Funken sichtbar. Ich habe die Ehre etc. Hr. Faraday bemerkt zu diesem Briefe: Ich kann der Beschreibung dieses Versuches nach nicht entscheiden, ob die Wirkung bei demselben wirklich eine chemische ist; sie mag zwar vielleicht eine solche seyn, vielleicht aber auch nicht. Ist die Zersezung hier wirklich eine chemische, so ist sie die erste, welche durch eine erzeugte magneto-elektrische Stroͤmung bewirkt wurde. Man muß aber gegenwaͤrtig sorgfaͤltig zwischen einer wirklichen chemischen Zersezung und den bloßen Wirkungen mehrerer auf einander folgender elektrischer Funken unterscheiden. Ich hoffe der Verfasser wird die Resultate seiner Versuche noch genauer beschreiben, und sie durch mehrere chemische Wirkungen bestaͤttigen.

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