Titel: | Beschreibung eines neuen Knallgas- oder Sauerstoffwasserstoffgas-Löthrohres. Von Hrn. I. O. N. Ruther zu Lymington, Hants. |
Fundstelle: | Band 47, Jahrgang 1832, Nr. XXXVI., S. 173 |
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XXXVI.
Beschreibung eines neuen Knallgas- oder
Sauerstoffwasserstoffgas-Loͤthrohres. Von Hrn. I. O. N. Ruther zu Lymington, Hants.
Aus dem Mechanics' Magazine N. 488. S. 172; auch im
London and Edinburgh
Philosophical-Journal. December 1832, S. 470.
Ruther, Beschreibung eines
Sauerstoffwasserstoffgas-Loͤthrohres.
Ich ließ mir bei den HH. W. und S. Jones zu Holborn, 30,
nach meiner eigenen Anordnung einen Apparat verfertigen, der nicht nur einfacher,
sondern auch wirksamer zu seyn scheint, als das Clarke'sche und Gurney'sche Loͤthrohr,
und welcher uͤberdieß auch einen weit hoͤheren Grad von Sicherheit
gewaͤhrt, so daß sich selbst der furchtsamste Arbeiter dieses Instrumentes
bedienen kann, ohne auch nur die geringste Angst vor einer Explosion haben zu
duͤrfen.
Wenn man sich des Instrumentes des Hrn. Clarke oder jenes
des Hrn. Gurney bedient, so werden die Gase bekanntlich
in gehoͤrigem Verhaͤltnisse gemischt, ehe man die entsprechenden
Behaͤlter damit fuͤllt. Hierin liegt nun aber eben die Unsicherheit
und die Gefahr, die man bei diesen beiden Arten von Loͤthrohr laͤuft,
und die ich dadurch zu beseitigen so gluͤklich war, daß ich die beiden Gase
einzeln in verschiedenen Gefaͤßen verdichte, und sie dann nicht eher als im
Augenblike der Verbrennung mit einander vermische.
Den Unterschied, daß die Gefaͤße, deren ich mich bediene, groͤßer sind,
als gewoͤhnlich, abgerechnet, kann ich meinen Apparat so beschreiben, als
bestaͤnde er aus zwei Clarke'schen
Loͤthrohren, welche parallel mit einander auf einem Tische aus Mahagonyholz
befestigt sind, und deren Spizen oder Ansaze unter einem Winkel von 5°
zusammenstoßen, und nur durch eine Scheidewand von 1/50 Zoll Dike von einander
geschieden sind. Die Muͤndungen der Ansaze oder Mundstuͤke sind an
meinem Instrumente bedeutend groͤßer, als sie sonst zu seyn pflegen. Der
Behaͤlter fuͤr das Wasserstoffgas, der mit Hyd. bezeichnet ist, hat 10
Zoll Laͤnge auf 5 Zoll Breite und 4 Zoll Tiefe; jener fuͤr das
Sauerstoffgas, den ich mit Oxy. bezeichnen ließ, ist nur halb so groß, als ersterer,
d.h. er ist 10 Zoll lang, 2 1/2 Zoll breit und 4 Zoll tief. Diese Behaͤlter
muͤssen aus Kupfer verfertigt werden und sehr stark und vollkommen gut oder
gesund seyn: ein Umstand, der die meisten Schwierigkeiten bei dem ganzen Instrumente
macht. In dem
groͤßeren der beiden Behaͤlter kann ich mit Huͤlfe einer
9zoͤlligen Pumpe 800 bis 1000 Kubikzoll Wasserstoffgas comprimiren, und in
dem kleineren beilaͤufig halb so viel Sauerstoffgas. Daß hier keine
Sicherheitsklappen, Sicherheitsroͤhren, Drahtgitter, Wasser-,
Oehl- oder Queksilberkammern noͤthig sind, weiß Jedermann von
Sachkenntniß.
An den Roͤhren, die das Gas aus den Gasbehaͤltern herleiten, befinden
sich zur Regulirung des Ausstroͤmens des Gases zwei Sperrhaͤhne. Bei
einiger Erfahrung wird jeder Arbeiter leicht jene Quantitaͤt zu finden und zu
bestimmen im Stande seyn, die den hoͤchsten Grad von Hize gibt; denn ich
glaube nicht, daß die groͤßte Aufmerksamkeit auf die relative Weite oder
Bohrung der Roͤhren allein schon hinreichen wuͤrde, um den
gewuͤnschten Zwek zu erreichen.
Dazu waren naͤmlich Bedingungen erforderlich, die nicht leicht zu
erfuͤllen sind, wie z.B. eine Gleichheit des Drukes innerhalb der
Gefaͤße. Die Eigenschaften der beiden Gase sind sehr verschieden, und deren
Ausstroͤmen in gleichen Zeitraͤumen correspondirt in gewissem Grade
mit deren Dichtheiten.
Die gewoͤhnlichen Versuche, die man mit den Knallgasapparaten meistens zeigt,
erschienen mit meinem Apparate weit vollkommener und glaͤnzender, als ich sie
mit irgend einer der bekannten Vorrichtungen je anstellen sah. Besonders
ausgezeichnet ist der Versuch mit dem Kalke, bei welchem man hier eine Scheibe
reinen weißen Lichtes von mehr als 1 1/2 Zoll im Durchmesser bemerkt. Mit einem
Stuͤke einer Uhrfeder erfuͤllte ich einen Raum von 3 Fuß im
Durchmesser mit den herrlichsten Funken.
Die Vorzuͤge des neuen Apparates sind hauptsaͤchlich folgende: Das
Instrument gewaͤhrt alle moͤgliche Sicherheit. Ein Stuͤkchen
Papier oder ein Leinwandstreifen, den man an der Blase anbringt, in der das
Wasser- oder das Sauerstoffgas enthalten ist, wird, wenn man nur die
gewoͤhnliche Vorsicht beobachtet, hinreichende Sicherheit gegen eine
Vermischung der Gase gewaͤhren. Wenn die Gase von einander getrennt erhalten
werden, so koͤnnen dieselben unmoͤglich explodiren. Bei der
Groͤße der Behaͤlter ist man im Stande mit einer einzigen Ladung oder
Fuͤllung alle die Versuche zu machen, die man gewoͤhnlich bei, einer
Vorlesung zu machen pflegt. Das Instrument ist kraͤftiger, als irgend ein
bekanntes, und eignet sich daher ganz vorzuͤglich zu Versuchen im Großen.
Hr. Dr. Faraday, dem ich mein
Instrument zeigte, sagte mir, daß ihm ungefaͤhr um dieselbe Zeit, zu welcher
das Clarke'sche Loͤthrohr erfunden ward, ein
Instrument gezeigt wurde, welches dem meinigen sehr aͤhnlich war, und
welches, wenn er sich recht erinnert, im Philosophical Magazine
beschrieben wurde. Da dieses Instrument jedoch nur einen einzigen
Gasbehaͤlter besaß, der durch eine Scheidewand in zwei Theile getheilt war,
so war die Sicherheit bei weitem nicht so groß, als sie es an meinem Instrumente
ist, indem sich die Gase bei dem geringsten Fehler in der Loͤthung oder in
dem Metalle leicht mit einander vermischen koͤnnen.
Ich habe mich lange Zeit des Clarke'schen
Loͤthrohres bedient, ohne den geringsten Unfall dabei zu erfahren; allein in
den Haͤnden eines Unachtsamen oder Ungeuͤbten ist und bleibt dasselbe
sehr gefaͤhrlich.
Koͤnnte man nicht auf den vorzuͤglichsten Leuchtthuͤrmen solche
Gasbehaͤlter von gehoͤriger Groͤße und Staͤrke, und
einen geeigneten Vorrath von Gas anschaffen, um sich derselben bei sehr nebeligem
Wetter nach Lieut. Drummond's Plan zu bedienen?