Titel: | Verbesserungen in dem Baue und der Einrichtung von spiralförmigen Ruderrädern zum Treiben verschiedener Fahrzeuge, auf welche sich Benedict Woodcroft, Druker zu Manchester in der Grafschaft Lancaster, am 22. März 1832 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 47, Jahrgang 1832, Nr. LX., S. 353 |
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LX.
Verbesserungen in dem Baue und der Einrichtung
von spiralfoͤrmigen Ruderraͤdern zum Treiben verschiedener Fahrzeuge, auf
welche sich Benedict
Woodcroft, Druker zu Manchester in der Grafschaft
Lancaster, am 22. Maͤrz 1832 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. November 1832, S.
349.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Woodcroft, uͤber spiralfoͤrmige
Ruderraͤder.
Die Erfindung, welche unter obigem Patente begriffen ist, besteht aus einem
spiralfoͤrmigen Ruderrade aus Holz, aus Metall oder irgend einer anderen
zwekdienlichen Substanz, durch dessen Umdrehung Fahrzeuge aller Art im Wasser
getrieben werden koͤnnen. Die wesentliche Einrichtung dieses Ruderrades liegt
in einem spiralfoͤrmig gewundenen Blatte oder in einer Schraube, welche so um
eine Welle oder einen Cylinder von beliebiger Laͤnge und beliebigem
Durchmesser gewunden
ist, daß der Neigungswinkel, welchen die Spiralwindungen mit der Achse des Cylinders
bilden, bestaͤndig zunimmt, und daß die Entfernung der Spiralwindungen von
einander die ganze Laͤnge des Ruderrades hindurch immer groͤßer und
groͤßer wird. Die Wirkung dieser Vorrichtung ist nun folgende:
Wenn das spiralfoͤrmige Ruderrad im Wasser in drehende Bewegung gesezt wird,
so wirkt der Anfang des Spiralblattes oder jener Theil, welcher den groͤßten
Winkel mit der Welle bildet, auf das Wasser, und ertheilt demselben eine solche
Bewegung gegen das hintere Ende des Ruderrades, daß es in eine spiralfoͤrmige
Stroͤmung geraͤth. Wenn nun diese Stroͤmung die
naͤchstfolgenden Theile des spiralfoͤrmigen Ruderrades erreichen
wuͤrde, bevor diese Theile ihre Wirkung auf das Wasser ausgeuͤbt
haben, so wuͤrden diese naͤchstfolgenden Theile gleichen Schritt mit
der Stroͤmung halten, und daher von dem Ruͤkwasser gar keinen
Widerstand erleiden, so daß deren Wirkung ganz oder zum Theil verloren oder
wenigstens erfolglos waͤre. Wenn hingegen die Spize der Spirale progressiv
verlaͤngert wild, so beginnt jeder der naͤchstfolgenden Theile der
Spirale zu wirken, ehe er noch von der Stroͤmung, in welche das Wasser durch
die Wirkung des naͤchst vorhergehenden Theiles der Spirale versezt wird,
erreicht wird, und die Folge hievon ist, daß jeder Theil von Seite des Wassers einen
Widerstand erleidet, und folglich an Triebkraft gewinnt.
Fig. 25 zeigt
ein Dampfboth von der Seite; Fig. 26 zeigt dasselbe
vom Hintertheile her, und zwar auf jeder Seile mit einem spiralfoͤrmigen
Ruderrade aa versehen. An diesen
Ruderraͤdern laufen die Spirale in entgegengesezten Richtungen, so zwar, daß
das eine linkhandige, das andere hingegen eine rechthandige Schraube bildet. Die
Ruderraͤder sind ferner so angebracht, daß sich deren Achsen horizontal im
Wasser befinden, und zwar parallel mit der geraden Bewegungslinie des Schiffes,
indem jenes Ende einer jeden Spirale, welches die kuͤrzeste Spize oder die
staͤrkste Kruͤmmung darbietet, dem Bauche des Schiffes
zunaͤchst gelegen ist.
Die Ruderraͤder sind ferner so gestellt, daß sich die unteren Raͤnder
der Spirale einige Zoll uͤber dem Grunde des Kieles des Schiffes befinden,
waͤhrend ihr Durchmesser so groß ist, daß deren obere Raͤnder ein Paar
Zoll tief unter die Wasserflaͤche zu liegen kommen, wenn das Schiff seine
gewoͤhnliche Ladung traͤgt. Hieraus folgt, daß die Tiefe, welche das
Schiff im Wasser geht, den Durchmesser des spiralfoͤrmigen Ruderrades
regulirt. Die Laͤnge der Ruderraͤder kann nach der Kraft, deren man
bedarf, verschieden modificirt werden.
Die Welle b der beiden Ruderraͤder wird an beiden
Enden von einem Zapfen getragen, und bewegt sich in Wagen oder Klammern cc, welche fest an die Seiten des Bothes angebolzt sind. d ist ein Kniestuͤk, welches an dem hinteren Ende
der Welle eines jeden Ruderrades befestigt ist, und von welchem aus durch die Seiten
des Schiffes eine Verbindungsstange e nach
Aufwaͤrts geht, um an die Dampf-Maschine oder die sonstige Triebkraft
des Fahrzeuges zu gelangen.
Wenn nun das Schiff nach Vorwaͤrts getrieben werden soll, so versezt man die
spiralfoͤrmigen Ruderraͤder durch irgend eines der
gewoͤhnlichen Mittel nach entgegengesezten Richtungen in drehende Bewegung,
und die Folge hievon wird seyn, daß die Ruderraͤder und das Wasser nach dem
Principe der Schraube und der Schraubenmutter wirken, indem das Wasser hier die
Schraubenmutter und das Ruderrad die Schraube vorstellt.
Das Verhaͤltniß der fortschreitenden Bewegung, welche man auf diese Weise
erzielt, wird von der Geschwindigkeit abhaͤngen, mit welcher sich die
spiralfoͤrmigen Ruderraͤder um ihre Achsen drehen; die Staͤrke
der Triebkraft hingegen von dem Durchmesser und der Laͤnge des Ruderrades
zugleich mit dem Verhaͤltnisse, in welchem die Neigung des Spiralblattes
gegen die Achse des Ruderrades zunimmt.
In Fig. 25 und
26 sind
die Ruderraͤder so dargestellt, als befaͤnden sie sich in
Ausschnitten, welche zu diesem Behufe im Rumpfe des Schiffes angebracht sind. Diese
Methode dieselben anzubringen gewaͤhrt naͤmlich den Vortheil, daß sie
mehr gegen Beschaͤdigungen geschuͤzt sind, und daß das Schiff eine
geringere Breite einnimmt. Sollte das Schiff bei dieser Einrichtung jedoch tiefer im
Wasser gehen, als es thunlich ist, so kann man die Raͤder auch nur zum Theil
oder auch gar nicht in die Seiten des Schiffes einlassen, in welchem Falle sie dann
durch ein gehoͤriges Gehaͤuse geschuͤzt werden
muͤßten.
Man kann diese Ruderraͤder eben so gut auch unter dem Vordertheile statt an
den Seiten des Schiffes anbringen, wie dieß aus Fig. 27 und 28 ersichtlich
ist. Hier in diesem Falle vertreten naͤmlich die Ruderraͤder aa einen Theil des Rumpfes. Die Verbindung
derselben mit dem Fahrzeuge und der Dampfmaschine kann auf irgend eine zwekdienliche
Weise hergestellt werden. Bei einer solchen Einrichtung wuͤrden die
Raͤder gehoͤrig geschuͤzt seyn, ohne daß deßhalb die Breite des
Schiffes vermehrt wuͤrde. Wenn das Schiff tief im Wasser geht, so kann man
sich dieser Einrichtung mit sehr gutem Erfolge bedienen, weil die
Oberflaͤchen der Spirale, wenn die Raͤder nach der Richtung der Pfeile
getrieben werden, auf eine solche Weise auf die Wassersaͤule wirken, welche
der Wirkung des Kolbens einer Drukpumpe aͤhnlich kommt.
Der Patent-Traͤger beschreibt noch verschiedene andere Modificationen,
welche er bei Fahrzeugen von verschiedener Groͤße und verschiedener Tiefe des Wasserganges
anbringt, so wie auch die Art und Weise, auf welche er die geeignete
Kruͤmmung und die Zunahme der Windung des Ruderrades bestimmt, die wir jedoch
hier weglassen wollen. Er bemerkt ferner schluͤßlich, daß er sich nicht auf
eine bestimmte Neigung des Stahlblattes und auf kein bestimmtes Verhaͤltniß
der Zunahme dieser Neigung beschraͤnkt, sondern daß er die Erfindung eines
Spiralruderrades, an welchem die Neigung des Spiralblattes gegen die Achse des Rades
fortwaͤhrend steigt, welches auch das Verhaͤltniß dieser Zunahme seyn
mag, als sein Patent-Recht in Anspruch nehme, und daß er sich hiebei weder
auf die hier beschriebene Weise solche Ruderraͤder anzubringen, noch auch auf
eine gewisse Zahl derselben beschraͤnke.