Titel: Bericht des Hrn. Amédée Durand über ein Schneideisen zum Ausschneiden von Schrauben, von der Erfindung des Hrn. Paulin Desormeaux.
Fundstelle: Band 47, Jahrgang 1832, Nr. LXXXIV., S. 447
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LXXXIV. Bericht des Hrn. Amédée Durand uͤber ein Schneideisen zum Ausschneiden von Schrauben, von der Erfindung des Hrn. Paulin Desormeaux. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. October 1832, S. 364. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Bericht uͤber ein Schneideisen zum Ausschneiden von Schrauben. Hr. Paulin Desormeaux, der sich bereits durch mannigfaltige Erfindungen verdient gemacht hat, hat der Gesellschaft nun auch ein Schneideisen zum Ausschneiden von Schrauben vorgelegt, welches sich hauptsaͤchlich fuͤr jene Durchmesser eignet, die gewoͤhnlich fuͤr Zapfen und Bolzen gebraͤuchlich sind. Dieses Instrument beruht auf demselben Principe, wie die Schneideisen, deren man sich gewoͤhnlich bedient, und besteht in der Hauptsache auch aus denselben Elementen: es enthaͤlt also Zapfenlager, welche, in ein Gehaͤuse eingeschlossen und von demselben gefuͤhrt, mittelst einer Schraube stark gegen das Stuͤk gedruͤkt werden, in welchem die Schraubengaͤnge ausgeschnitten werden sollen. Nachdem wir dieses vorausgeschikt haben, erhellt von selbst, daß hier bloß von einer Verbesserung eines bereits bekannten Instrumentes die Rede seyn kann: eine Verbesserung, deren Werth aus folgender Vergleichung hervorgehen wird. Die Vorwuͤrfe, welche man den gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Polster- oder Zapfenlager-Schneideisen hauptsaͤchlich machen kann, beschraͤnken sich auf folgende drei: 1) sind sie sehr schwer, und diese Schwere wird durch gar keinen Vortheil, den sie allenfalls gewaͤhrt, ausgeglichen. 2) fassen sie nur durch abgedrehte Griffe, so daß man die Stellung des Instrumentes nicht gehoͤrig fuͤhlen, und diese Stellung auch nicht leicht verbessern kann, im Falle sie fehlerhaft seyn sollte; und 3) endlich sind sie so theuer, daß sich der einzelne Arbeiter oft aus diesem Grunde dieselben nicht anschaffen kann, und daß er daher auf die Benuzung des Schneideisens mit Loͤchern beschraͤnkt ist, die immer nur eine sehr unvollkommene Arbeit geben. Die Vortheile der Schneideisen des Hrn. Paulin Desormeaux sind hingegen folgende: 1) ist ihr Gewicht, bei vollkommen gleicher Staͤrke, um die Haͤlfte geringer, als jenes der gewoͤhnlichen Schneideisen. 2) haben sie eine solche Form, daß der Arbeiter bei einiger Uebung sehr leicht wissen und bemessen kann, in welcher Stellung er dasselbe an das Stuͤk bringt, in welchem die Schraube ausgeschnitten werden soll, und daß er uͤberdieß diese Stellung sehr leicht verbessern kann, im Falle sie fehlerhaft seyn sollte. Außer diesen wichtigen Vortheilen kommt dem Instrumente bei Hrn. Paulin Desormeaux aber auch noch das zu Gut, daß es wohlfeiler und leichter zu verfertigen ist. An den alten Schneideisen waren naͤmlich die Pfannen oder Polster nur eine Nebensache, so daß deren Gehaͤuse das Meiste kostete; gegenwaͤrtig ist aber dieses Gehaͤuse zur Nebensache geworden, ohne daß die Pfannen oder Poͤlster jedoch deßhalb im Werth gestiegen waͤren. Man wird dieß leicht begreifen, wenn man bedenkt, daß das Gehaͤuse gegenwaͤrtig, aus einem einfachen, ausgeschnittenen Stuͤke Eisenblech besteht, waͤhrend sich fruͤher die Kunst des Schneidens und mehrerer anderer Gewerbe bei der Verfertigung dieser Gehaͤuse zeigen mußte. Es ist mithin durchaus keinem Zweifel unterworfen und erwiesen, daß sich das neue Schneideisen mit groͤßerer Leichtigkeit und Genauigkeit benuzen laͤßt, und daß Hr. Paulin Desormeaux durch dasselbe der Industrie einen großen Dienst erwiesen habe, der um so fuͤhlbarer seyn wird, als sein verbessertes Instrument um ein Viertheil wohlfeiler ist, als das alte. Hr. P. Desormeaux hat uͤbrigens sein Instrument auch noch so eingerichtet, daß man sich desselben auch zu den zartesten Arbeiten, wie z.B. zu Uhrmacher, Arbeiten, bedienen kann; er gab demselben zu diesem Behufe eine kreisfoͤrmige Gestalt, welche, indem die Pfannen in die Mitte einer Scheibe kommen, der Einwirkung der Finger einen continuirlichen Hebel darbieten. Eben so ist das Schneideisen auch so eingerichtet, daß man dasselbe leicht an dem hinteren Theile eines hohlen Drehebaumes aufziehen und centriren kann. Es kann in diesem Falle, wenn man es an einem feststehenden Schafte befestigt, der Fuͤhrer des Drehebaumes werden, und auf diese Weise die Zwingen (manchons) oder die Supplementar-Gaͤnge ersezen. Die Commission der mechanischen Kuͤnste benuzt diese Gelegenheit, um Hrn. Paulin Desormeaux die Hochachtung zu bezeugen, welche sie wegen seiner vielen Leistungen im Gebiete der Mechanik fuͤr ihn hegt, und schlaͤgt der Gesellschaft vor, demselben auch fuͤr seine neue Verbesserung ihren besonderen Dank zu bezeugen.Hr. Paulin Desormeaux ist der Verfasser einer großen Menge von Schriften, unter denen hauptsaͤchlich folgende von großem Werthe fuͤr die Industrie und die Kuͤnste sind:1824. L'art du tourneur. 2 Duodez-Baͤnde mit 71 Kupfertafeln, welche in's Deutsche und Englische uͤbersezt wurden.1825. Principes de l'art du tour. 1 Band in 12 mit 6 Kupfertafeln.1826. Les amusemens de la campagne: petite encyclopédie. 4 starke Baͤnde in 12 mit 14 Kupfertafeln.1829. L'art du menuisier en bâtimens et meubles. 2 Baͤnde in 12 mit 71 Tafeln.1830. Journal des ateliers. 1 Band in 8 mit 12 Tafeln.1832. Le Manuel de l'Armurier. 1. Band in 18 mit 3 Tafeln. Außer diesen Arbeiten verdanken die Kuͤnste und Gewerbe Hrn. Desormeaux auch noch verschiedene andere Erfindungen, worunter besonders seine Verbesserung an dem Schraubstoke mit gewoͤhnlichen Klemmen sehr gute Dienste leistet. Ueber diese Schraubstoͤke siehe Polyt. Journ. Bd. XLI. S. 198. Erklaͤrung der Zeichnung. Fig. 36 zeigt das Schneideisen in seiner vollkommenen Zusammensezung, von Vorne und im Durchschnitte. Fig. 37 ist die Unterlage (cale), welche die Schraubenmutter fuͤr die Schraube, die die Pfannen anzieht, bildet. Fig. 38 sind die Details der Pfannen. Fig. 39 stellt ein kreisfoͤrmiges Schneideisen fuͤr kleine Schrauben in natuͤrlicher Groͤße vor. Fig. 40 endlich zeigt eben dieses Schneideisen im Profile. A ist das Gehaͤuse des Schneideisens. B sind die Pfannen, welche an der Stelle der Schraubengaͤnge verschieden ausgeschnitten sind. C ist die Unterlage, welche auf den Pfannen ruht, und welche die Mutter fuͤr die Drukschraube bildet. Diese Unterlage, so wie die Pfannen, werden durch einen in ihren beiden Seiten angebrachten Falz a in ihrem Gehaͤuse erhalten. Die Wangen oder Seiten dieser Falzen sind mit Ausschnitten versehen, welche mit anderen aͤhnlichen Einschnitten correspondiren, die an den inneren Waͤnden des Gehaͤuses da angebracht sind, wo man die Pfannen in dasselbe bringt. Bei dieser Einrichtung erhellt von selbst, daß die Schraube, ungeachtet der Kleinheit ihrer Schraubengaͤnge, nur eine einzige Umdrehung zu machen braucht, um die Unterlage oder die Pfanne fest zu halten, und ihrer ganzen Laͤnge nach zu fuͤhren. D ist die Drukschraube, welche die Pfannen gegen den Schaft druͤkt, der mit Schraubengaͤngen versehen werden soll. EE sind die Griffe, mittelst welcher das Instrument gehandhabt wird. F sind Loͤcher, mittelst welcher das kleine Schneideisen auf eine Drehedoke aufgesezt werden kann. G ist der Umfang des kleinen Schneideisens, der mit kleinen Zaͤhnen versehen ist.

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