Titel: | Beschreibung eines neu verfertigten Planetarium's; von E. Henderson. |
Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. XLI., S. 241 |
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XLI.
Beschreibung eines neu
verfertigten Planetarium's; von E. Henderson.
Aus dem Mechanics'
Magazine. N. 500. S. 370.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Henderson, uͤber ein
Planetarium.
Ich theile hiermit dem Publicum eine
Durchschnitts-Zeichnung eines Planetarium's mit, welches
ich vor 4 Jahren verfertigte, und welches, so genau als es
mittelst eines einfachen Raͤderwerkes moͤglich
ist, die mittleren Bewegungen aller Planeten um die Sonne zeigt.
Das ganze Raͤderwerk sieht wie zwei kegelfoͤrmige
Lager von Raͤdern aus, welche so gegen einander gestellt
sind, daß die Spize des einen Kegels gegen die Basis des anderen
gerichtet ist. Der in der Naͤhe der Kurbel B befindliche Kegel ist unbeweglich
an einer soliden Welle oder Achse befestigt, und dreht innerhalb
des Zeitraumes von 365 lagen 5 Stunden 49 Minuten alles an ihm
befindliche ein Mal um. Die in der Mitte des Instrumentes
befindlichen Raͤder sind an hohlen Achsen oder
Roͤhren aufgezogen, welche sich innerhalb einander
drehen; die innerste dieser Roͤhren dreht sich jedoch um
einen soliden staͤhlernen Stift, der sich in der Mitte
befindet, und an dessen oberem Ende eine Kugel angebracht ist,
die die Sonne vorstellt. Bei der weiteren Beschreibung des
Raͤderwerkes, welche nun folgen soll, werde ich die
Raͤder bloß durch die Zahl ihrer Zaͤhne
bezeichnen, um alle Weitlaͤufigkeiten so viel als
moͤglich zu vermeiden.
AAAFig. 1, ist das Gehaͤuse, in welchem die
Maschine enthalten ist; auf dem Scheitel desselben befindet sich
die große kreisfoͤrmige Platte CD, welche die Sonnenbahn oder
Ekliptik darstellt, und auf der zwei Grads-Bogen
angebracht sind, zwischen denen Namen und Symbole der
zwoͤlf Himmelszeichen stehen. Der aͤußere Kreis
ist eine Scala der Monate und Tage, welche dem Stande der Sonne
um Mittag an jedem Tage des Jahres entspricht. Bei D befindet sich eine kleine
kreisfoͤrmige Plane auf der Ekliptik, und auf dieser
Platte sind verschiedene Tabellen verzeichnet, uͤber die
ein Zeiger weggleitet, der an der Jahreswelle befestigt ist, so
daß er in Folge der Umdrehungen dieser lezteren auf
mannigfaltige, nuͤzliche Tabellen deutet. B ist eine Kurbel, an deren Welle
ein Rad mit 24 etwas weniges schiefen
Zaͤhnen aufgezogen ist. Dieses Rad greift in ein anderes
aͤhnliches, 25zaͤhniges Rad, in dessen Mittelpunkt
sich ein Getriebe mit 7 Blaͤttern befindet, welches das
große, an der Jahreswelle aufgezogene Rad mit 83 Zaͤhnen
nach Belieben vor- und ruͤkwaͤrts treibt,
so daß die Kurbel auf diese Weise des Jahres 12 Umdrehungen
macht. Dieß waͤre nicht moͤglich gewesen, wenn die
beiden, mit den Kurbel in Verbindung stehenden Raͤder
gleichviele Zaͤhne gehabt haͤtten, indem der
Triebstok 7, der in das Rad 83 einzugreifen hat, 11 6/7
Umdrehungen der Kurbel voraussezen wuͤrde, um eine
Umdrehung des Rades 83 zu bewirken; oder mit anderen Worten,
indem dann 11 6/7 Umdrehungen der Kurbel eine Umdrehung des
Rades 83 gleich gewesen waͤren. Nach der hier
angenommenen Einrichtung werden hingegen 12 1/3 Umdrehungen der
Kurbel einem Jahre oder einer Umdrehung der die Erde
vorstellenden Kugel um die Sonne gleich seyn.
Wie bereits gesagt sind die Raͤder des zu rechter Hand
befindlichen Raͤderkegels saͤmmtlich an einer
Jahreswelle festgemacht; ich will nun zeigen, welche Wirkung
diese Raͤder haben. Das große 83zaͤhnige Rad
greift in das unterste jener Raͤder, welche an den
Roͤhren, ausgezogen sind, und bewirkt, daß dieses Rad,
welches 20 Zaͤhne traͤgt, innerhalb 88 Tagen 0
Stunden und 14 Minuten eine Umdrehung vollbringt; denn so wie
sich das Rad 83 zu 365,242 verhaͤlt, ebenso
verhaͤlt sich das Rad 20 zu jener Zeit, die der Planet
Mercur zur Vollendung seines Laufes um die Sonne braucht. Die
Roͤhre des Mercurrades dreht sich, wie bereits angegeben
worden, um den Stiel oder Schaft, der die die Sonne vorstellende
Kugel traͤgt; am oberen Ende dieser Roͤhre
befindet sich ein rechtwinkelig gebogener Draht, an dessen Spize
gleichfalls eine Kugel angebracht ist, die den Mercur vorstellen
soll. Ueber den Raͤdern 83 und 20 befinden sich die
Raͤder 52 und 32, von denen ersteres an der Jahreswelle,
lezteres hingegen an einer sich drehenden Roͤhre
aufgezogen ist. Da nun 52 einem Jahre gleich ist, so muß sich 32
nothwendig schneller bewegen, und folglich in kuͤrzerer
Zeit eine Umdrehung vollenden; denn so wie sich 52 zu 365, 242
Tagen verhaͤlt, ebenso verhaͤlt sich 32 zu der
Umlaufszeit der Venus, welche dieser Berechnung zu Folge in 226
Tagen 18 Stunden und 29 Minuten besteht. Die Roͤhre
dieses Rades 32 steigt beinahe bis zu dem oberen Ende der
Roͤhre des Mercur empor, und traͤgt daselbst einen
rechtwinkelig gebogenen Draht, an dessen Ende sich gleichfalls
eine Kugel befindet, welche die Venus vorstellen soll. Ueber
diesen beiden Raͤdern sind zwei 50zaͤhnige
Raͤder angebracht; denn das an der Jahreswelle
angebrachte Rad 50, welches in einem Jahre eine Umdrehung macht,
muß in die Zaͤhne eines Rades von gleicher
Groͤße und von gleicher Anzahl von Zaͤhnen
eingreifen: Diese beiden Raͤder koͤnnen
uͤbrigens eine beliebige Groͤße und Zahl von
Zaͤhnen haben, wenn sie nur in leiden Dingen mit einander
uͤbereinstimmen. Die in der Mitte des Rades 50
befindliche Roͤhre steigt bis in die Naͤhe des
oberen Endes der Venusroͤhre empor, und tragt daselbst
einen gebogenen Draht, an welchem sich zwei kleine Kugeln
befinden, von denen die eine die Erde, die andere hingegen ihren
Satelliten, den Mond, vorstellt, der jedoch hier unbeweglich
bleibt. Auf diese 50zaͤhnigen Raͤder folgt das
Raͤderwerk fuͤr den Mars, welches aus einem
25- und einem 47zaͤhnigen Rade besteht. Man wird
hier bemerken, daß die Zahl der Zaͤhne an den an der
Jahreswelle befindlichen Raͤdern nun ab-, jene an
den anderen Raͤdern hingegen zunimmt, indem die Perioden
der oberen Planeten groͤßer sind, als die
jaͤhrliche Bahn der Erde. Wenn 25 365,242 Tage gibt, wie
viel gibt 47? Als Resultat werden sich hier nach der
gewoͤhnlichen Regel de Tri 686 Tage, 16 Stunden, 5
Minuten ergeben. Zunaͤchst auf die beiden
Marsraͤder folgen jene Raͤder, welche auf eine
aͤhnliche Weise die Umlaufszeiten der 4 zulezt entdekten
Planeten, der sogenannten Asteroids, geben. Ueber den
Marsraͤdern befindet sich naͤmlich ein 16-
und ein 58zaͤhniges Rad; wenn sich daher das Rad 16 in
365,242 Tagen ein Mal umdreht, so wird das 58zaͤhnige Rad
seine Umdrehung in 1324 Tagen, 0 Stunden, 41 Minuten, d.h. in
der Umlaufszeit der Vesta, zuruͤklegen. Auf diese beiden
lezten Raͤder folgen die Raͤder mit 17 und 74
Zaͤhnen, von denen lezteres innerhalb 1589 Tagen 21
Stunden 53 Minuten, d.h. der Umlaufszeit der Juno, seine
Umdrehung zuͤruklegen wird, waͤhrend sich erstens
im Laufe eines Jahres umdreht. Zunaͤchst auf diese
Raͤder folgen die Raͤder mit 69 und mit 70
Zaͤhnen, welche beide von dem diken,
15blaͤtterigen, an der Jahreswelle befindlichen
Triebstoke getrieben werden, und von denen das Rad 69 und seine
Roͤhre innerhalb 1680 Tagen, 3 Stunden und 31 Minuten,
d.h. beinahe in der Umlaufszeit der Ceres, seine Umdrehung
vollenden wird. Die Umlaufszeiten der Ceres und der Pallas
werden, da sie einander beinahe gleich sind, gewoͤhnlich
in gemeinschaftliche Berechnung genommen; um jedoch auch der
Pallas eine Bewegung zu geben, gab ich dem Rade, welches die
diesen Planeten vorstellende Kugel traͤgt, um einen Zahn
mehr, so daß sich also fuͤr diesen Planeten eine
Umlaufszeit von 1704 Tagen, 3 Stunden, 37 Minuten ergibt. An dem
oberen Ende der Jahreswelle befindet sich ein
7blaͤtteriges Getriebe, welches das große
83zaͤhnige Rad beinahe innerhalb der Umlaufszeit des
Jupiters, d.h. innerhalb 4330 Tagen, 19 Stunden, 40 Minuten,
umdreht. Dieses Rad, welches sich um die
Roͤhre der Pallas dreht, traͤgt an dem oberen Ende
seiner Roͤhre einen Draht, der fuͤr eine den
Jupiter vorstellende, und von vier kleineren, als Satelliten,
umgebene Kugel als Traͤger dient.
Ich habe nun nur noch die Bewegung der beiden obersten
Raͤder, von denen das eine 59, das andere 84
Zaͤhne tragt, zu beschreiben. Der Leser muß in dieser
Hinsicht suchen, sich aus der hier folgenden Beschreibung die
ganze Einrichtung deutlich und anschaulich zu machen, indem ich
dieselbe in der Abbildung weglassen mußte, um nicht auch die
bereits fruͤher beschriebenen Theile undeutlich zu
machen. Zwei Raͤder zu 50 Zaͤhnen sind seitlich
neben jenem Rade der Jahreswelle angebracht, welches gleiche
Groͤße und gleiche Anzahl von Zaͤhnen besizt, so
daß die beiden ersteren Raͤder von lezterem so getrieben
werden, daß sie innerhalb eines Jahres eine Umdrehung, jedoch in
entgegengesezter Richtung, zuruͤklegen. Die Achsen dieser
beiden Raͤder steigen auf dieselbe Weise wie die
Jahreswelle in das obere Gehaͤuse empor, um sich in
demselben zu drehen. An dem oberen Ende der Welle des Rades,
welches den Jupiter treibt, ist ein Rad von derselben
Groͤße und von einer gleichen Anzahl Zaͤhnen
befestigt, und dieses Rad treibt ein zweites horizontales Rad
mit 25 Zaͤhnen, dessen Welle zum Theil aus einer endlosen
Schraube besteht, welche in das Rad 59 greift, und dasselbe
innerhalb 29 1/2 Jahren oder 10,768 Tagen, 22 Stunden, 58
Minuten ein Mal umdreht; denn das Rad 50 dreht sich in einem
Jahre ein Mal um, und da dasselbe in das Rad 25 eingreift, so
muß die Bewegung dieses lezteren nothwendig verdoppelt werden.
An der Achse oder Welle des zweiten 50zaͤhnigen Rades
befindet sich ein Rad mit einer gleichen Anzahl von
Zaͤhnen, welches ein anderes Rad von gleicher
Groͤße und von eben derselben Menge von Zaͤhnen
innerhalb eines Jahres ein Mal umdreht. Die Welle dieses
lezteren Rades liegt horizontal und treibt das Rad 84, indem es
dasselbe jaͤhrlich um einen Zahn in der Richtung der
Bewegung des Planeten dreht, innerhalb 84 Sonnen-Jahren
oder in 30,660 Tagen 19 Stunden 11 Minuten ein Mal herum. Auf
diese Weise werden sich also der Planet Saturn mit seinem Ringe
und mit seinen 7 Satelliten, und der Planet Uranus (Herschel) mit seinen 6 Monden oder
Satelliten gleichfalls innerhalb der gehoͤrigen
Zeitraͤume um die in der Mitte befindliche Sonnenkugel
herum bewegen.
Will man groͤßere Genauigkeit in der Angabe der
Umlaufszeiten, so muß man zu Bruchtheilen von hoͤherem
Werthe seine Zuflucht nehmen, wo dann fuͤr jeden
einzelnen Planeten eine groͤßere Anzahl mit einander
verbundener Raͤder noͤthig ist. Ich berechnete vor
einigen Jahren ein Raͤderwerk fuͤr ein
Planetarium, welches fuͤr die groͤßte Umlaufszeit keinen uͤber 17 Secunden
betragenden Fehler gegeben haben wuͤrde; allein diese
Maschine wuͤrde in vollendetem Zustande nicht weniger als
173 Raͤder enthalten haben. Das Instrument, welches ich
hier beschrieben habe, verfertigte ich im J. 1828; es entspricht
seither den Zweken, zu welchen es bestimmt ist, sehr vollkommen.
Ich kann Jedermann, der sich an mich wendet, fuͤr 5 Pfd.
Sterl. 10 Shill. ein solches Instrument liefern.
Schließlich will ich nur noch zeigen, wie sich das
Raͤderwerk eines Planetariums berechnen laͤßt, und
hierbei zur bequemeren Erklaͤrung annehmen, daß die Erde
in 8766, der Mercur hingegen in 2111 Stunden seine Bahn
zuruͤklegt. Waͤre nun ein Rad so groß, daß es 8766
Zaͤhne fassen, und ein anderes Rad mit 2111
Zaͤhnen treiben koͤnnte, so wuͤrde lezteres
Rad gerade so viele Stunden zu seiner Umdrehung brauchen, als es
Zaͤhne hat. Die Zahlen 83 und 20, welche ich fuͤr
meine Raͤder annahm, naͤhern sich dem Werthe von
8766/2111 in reducirtem Maßstabe, wie sich auf folgende Weise
finden laͤßt: 8766 : 2111 = 4,15, d.h. welches Rad man
auch fuͤr den Planeten Mercur nehmen mag, so muß das
andere 4,15 Mal mehr Zaͤhne haben. Ich habe fuͤr
das Mercurrad 20 Zaͤhne angenommen; multiplicirt man dieß
mit 4,15, so erhaͤlt man die Zahl 83, als die Zahl der
Zaͤhne des Rades, durch welches das Mercurrad getrieben
werden soll. Auf eben solche Weise sind auch alle
uͤbrigen Verhaͤltnisse berechnet.
Zu groͤßerer Verstaͤndlichkeit und Bequemlichkeit
fuͤge ich hier noch eine Tabelle des Raͤderwerkes,
und der sich daraus ergebenden Umlaufszeiten fuͤr das
hier beschriebene Planetarium bei.
83
×
20
=
88 Tagen
0 Stund.
14 Min.
52
×
32
=
224
–
18
–
19 –
50
×
50
=
365
–
5
–
49 –
25
×
47
=
686
–
16
–
5
–
16
×
58
=
1324 –
0
–
41 –
17
×
54
=
1589 –
21
–
53 –
15
×
69
=
4680 –
3
–
31 –
15
×
74
=
1704 –
3
–
37 –
7
×
83
=
4330 –
19
–
40 –
1
=
50/25
59
=
1,10768
–
22
–
58 –
1
=
50/50
50/50
=
1,30660
–
19
–
10 –