Titel: Beschreibung einer Dampfmaschine und einer Wasserpumpe, welche beide mit metallenem und elastischem Kolben versehen sind, unter allen Umständen die Pferdekraft ersezen, als Triebkraft für Schiffe, und auch zum Trokenlegen von Sümpfen dienen können. Verfallenes Patent des Hrn. Johann Christian Dietz.
Fundstelle: Band 48, Jahrgang 1833, Nr. XLIII., S. 250
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XLIII. Beschreibung einer Dampfmaschine und einer Wasserpumpe, welche beide mit metallenem und elastischem Kolben versehen sind, unter allen Umstaͤnden die Pferdekraft ersezen, als Triebkraft fuͤr Schiffe, und auch zum Trokenlegen von Suͤmpfen dienen koͤnnen. Verfallenes Patent des Hrn. Johann Christian Dietz. Aus dem Recueil industriel. Februar 1833, S. 133. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Dietz, Beschreibung einer Dampfmaschine und einer Wasserpumpe. Die Maschine des Hrn. Dietz, welche man in Fig. 12 und 13 in senkrechten Durchschnitten abgebildet sieht, verursacht bei ihrer Anschaffung nicht nur sehr geringe Kosten, sondern sie laͤßt sich, da sie einen sehr geringen Raum einnimmt, leicht in jeder Fabrik, wie wenig geraͤumig sie auch seyn mag, unterbringen. Die Groͤße der Maschine ist jedoch groͤßer oder geringer, je nach der Kraft, die sie haben soll; denn man kann Maschinen von der Kraft eines einzigen bis zu 500 Pferden nach diesem Principe verfertigen. Die Maschine dient: 1) zum Treiben eines jeden sonst durch Pferde getriebenen Werkes; 2) zum Treiben von Wasser- und Wind-Muͤhlen; 3) zum Ausbeuten von Steinbruͤchen und Bergwerken in der Ebene oder in Gebirgen; 4) zum schnellen und leichten Graben von Canaͤlen; 5) zum Trokenlegen von Suͤmpfen; 6) zum Treiben der Schiffe auf der See, oder auf den Fluͤssen, stromaufwaͤrts. A ist der senkrechte Cylinder, der den Haupttheil der Maschine bildet. B ist ein metallener Kolben, an welchem die Kolbenstange C festgemacht ist. Dieser Kolben besteht aus 6 messingenen. Stuͤken, welche durch eine Spiralfeder bestaͤndig mit dem Cylinder in Beruͤhrung gehalten werden. D ist eine Oeffnung, durch welche der Dampf, der den Kolben emporhebt, eintritt. Das Entweichen erfolgt mittelst eines Hahnes und der Kolben sinkt in Folge seiner eigenen, durch den Condensator unterstuͤzten Schwere wieder herab. So wie der Kolben emporsteigt, oͤffnet sich die Klappe E Fig. 13 und es entweicht durch dieselbe die in dem Cylinder enthalten gewesene, atmosphaͤrische Luft; sinkt der Kolben hingegen wieder herab, so bleibt diese Klappe verschlossen, so daß der Cylinder also luftleer ist. Dieß hat zur Folge, daß der Druk der Luft keinen Einfluß haben kann, und daß der Eintritt des Dampfes, der nur auf der einen Seite Statt findet, nicht mit einer Ueberwindung des Drukes der Luft verbunden ist. Wenn nun der Cylinder durch die Klappe E geschlossen ist, so geht der Dampf durch die Roͤhre F und durch die Haͤhne G, H, J, von denen lezterer durch die Umdrehung der doppelarmigen Kurbel K von Rechts nach Links bewegt wird. Mit diesem Hahne J steht der Verdichter L so in Verbindung, daß der Dampf beim Herabsteigen des Kolbens von der Oeffnung D durch diesen Hahn in den Verdichter L und durch die Klappe M zuruͤktritt. Das kalte, zur Verdichtung bestimmte Wasser entweicht durch die Roͤhre N; der Zutritt dieses Wassers wird hingegen durch eine mit der Roͤhre O in Verbindung stehende Pumpe bewerkstelligt. An der Kurbel K ist eine Ruͤklauf-Hemmung (échappement á recul) angebracht, durch welche der mit drei Loͤchern ausgestattete Hahn J in Bewegung gesezt wird, um den Dampf ein- und austreten zu lassen. Zu bemerken ist, daß der Dampf beim Herabsteigen des Kolbens durch den Verdichter L geht, und daselbst fuͤr einen Augenblik die Klappe M emporhebt; eben diese Klappe ist aber waͤhrend des Herabsteigens des Kolbens geschlossen, so daß das kalte Wasser den Dampf sogleich verzehrt. Da nun das Eintreten der atmosphaͤrischen Luft durch die Klappe E, welche waͤhrend des Herabsteigend des Kolbens geschlossen bleibt, unterbrochen oder aufgehoben ist, so folgt hieraus, daß der Cylinder in dem Augenblike, in welchem die atmosphaͤrische Luft Zutritt erhaͤlt, luftleer ist, und daß folglich keine Compression der Luft noͤthig ist, um die Maschine in Bewegung zu sezen. Vermoͤge dieser Einrichtung wird der Verbrauch an Kohlen um nicht weniger, als um den dritten Theil vermindert. Beschreibung der Pumpe mit continuirlicher rotirender Bewegung und mit ganz metallenem Kolben, ohne hanfene oder lederne Liederung. Diese Pumpe, die man in Fig. 14 im senkrechten Durchschnitts sieht, wird durch eine fortwaͤhrende rotirende Bewegung in Gang erhalten, so daß deren Bewegung folglich weder beim Aufsaugen, noch beim Zuruͤkdruͤken des Wassers eine Unterbrechung erleidet. Ihr Kolben besteht lediglich aus Metall, und braucht nie, weder mit Werg, noch mit Leder besezt zu werden. Diese beiden Eigenschaften machen die Benuzung dieser Pumpe hauptsaͤchlich bei Feuersprizen, bei verschiedenen Triebwerken, beim Trokenlegen von Suͤmpfen und Bergwerken etc. aͤußerst vortheilhaft. P ist ein senkrechter Cylinder, in welchem sich ein Kolben Q auf und nieder bewegt. R, S, T, U sind vier Klappen. V zwei Wasser-Roͤhren, welche durch ihre Oeffnungen in X und Y mit dem Cylinder P in Verbindung stehen. Wenn der Kolben Q emporsteigt, so dringt das Wasser durch die Oeffnung X, oͤffnet die Klappe R und ergießt sich in die Roͤhre Z. In eben demselben Augenblike wird aber das Wasser in der Saugroͤhre A emporgehoben, um durch die Klappe T und durch die Oeffnung Y in das Innere des Cylinders P zu gelangen. Beim Herabsteigen des Kolbens hat gerade das Gegentheil Statt, denn dann dringt das Wasser durch die Oeffnung Y in die Roͤhre V, oͤffnet die Klappe S, und gelangt dann in die Roͤhre Z, waͤhrend der Kolben in demselben Augenblike das Wasser durch die Roͤhre A aufsaugt, welches Wasser hierauf durch die Klappe U bringt, und sich durch die Roͤhre V und durch die Oeffnung X in den Cylinder begibt. Der Dienst der Klappen ist mithin ein bestaͤndig abwechselnder, so daß sich beim Emporsteigen des Kolbens die Klappen R, T, beim Herabsteigen desselben hingegen die Klappen S, U gemeinschaftlich und gleichzeitig oͤffnen. Jede der vier Klappen R, S, T, U besteht aus einem runden Stuͤke vier Linien diken Leders, welches etwas breiter ist, als die zum Durchgange des Wassers dienende Oeffnung. Diese Leder sind nicht durch Charniere befestigt, sondern sie werden durch ein Kreuz, welches aus demselben Metalle besteht, und welches so uͤber denselben angebracht wird, daß es ihnen den gehoͤrigen Spielraum gestattet, an ihrer Stelle erhalten. Man sieht dieses in Fig. 17 einzeln fuͤr sich dargestellt. Die Roͤhre Z ist die Druk- oder Sprizroͤhre, wenn man sich dieser Pumpe als Feuersprize bedienen will; sie ist aus Messing verfertigt. Die Roͤhre A saugt das Wasser aus einem Brunnen, oder aus irgend einem anderen Wasserbehaͤlter empor. Die Kurbel B wird durch Menschenhaͤnde getrieben. C ist ein Kurbel- oder Kniestuͤk, welches die Achse der Kurbel mit der Kurbelstange verbindet, und zwar, damit die Bewegung dieses Kolbens eine senkrechte werde, mittelst des kleinen Rades D. Fig. 15 ist ein Grundriß des Kolbens in dem Stiefel der Pumpe; man sieht hier die spiralfoͤrmige und kreisfoͤrmige Feder, die auf die 6 beweglichen Theile, aus denen der Kolben besteht, druͤkt. E in Fig. 15 und 16 ist der Raum, in welchem die Kolbenstange festgehalten wird.

Tafeln

Tafel Tab. IV
Tab. IV