Titel: Beschreibung einer Guitarre mit zehn Saiten, der sogenannten Decacorde. Verfallenes Patent der HH. Pierre René Lacote, Guitarrenmacher, und Ferdinand Carully, Compositeur, zu Paris.
Fundstelle: Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LV., S. 283
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LV. Beschreibung einer Guitarre mit zehn Saiten, der sogenannten Decacorde. Verfallenes Patent der HH. Pierre René Lacote, Guitarrenmacher, und Ferdinand Carully, Compositeur, zu Paris. Aus dem Recueil industriel. Februar 1833, S. 157. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Beschreibung einer Guitarre mit zehn Saiten. Das Instrument der HH. Lacote und Carully, welches man in Fig. 29 von Vorne abgebildet sieht, waͤhrend Fig. 30 und 31 dessen Hals von Vorne und von Ruͤkwaͤrts dargestellt zeigen, besteht aus 10 Saiten, von denen 5 gegriffen werden, waͤhrend die uͤbrigen, in Verbindung mit zweien der ersteren 7 leere oder unbelastete Baßnoten geben. Um sich nun dieser leeren Noten bei verschiedenen Tonarten bedienen zu koͤnnen, sind oben am Schraubenhaͤlter drei kleine mechanische Vorrichtungen angebracht, mittelst welcher man das C, das F und das G nach Belieben bekreuzen kann. Durch diese Einrichtung werden die Accorde aͤußerst leicht, die Stuͤke viel harmonischer und von glaͤnzenderem Effecte, und wenn man die gegriffenen Saiten anspielt, so hallen deren Terzen, Quinten und Octaven in den 7 leeren Noten wieder, so daß der Ton des Decacordes durch die Erschuͤtterungen und Schwingungen dieser lezteren Saiten um die Haͤlfte staͤrker, wohlklingender und markiger als jener der gewoͤhnlichen Guitarre wird. Die drei Vorrichtungen, welche oben an der Verlaͤngerung des Halses des Instrumentes zwischen den beiden Kaͤmmen A und B angebracht sind, bestehen aus folgenden Stuͤken: 1) Nach der oberen Flaͤche, Fig. 30, aus einem messingenen Haken, welcher mit einem gleichfalls messingenen und durch den Hals gehenden Schaft oder Stiel C versehen ist. An dem Ende, an welchem sich der Haken befindet, ist ein Halsring angebracht, und in diesem Halsringe reibt sich ein verkehrter messingener oder staͤhlerner Kegel, welcher in der Mitte durchbohrt ist, und in welchen der cylindrische Schaft paßt, der sich an dem Halsringe des Schaftes und an dem Holze des zu diesem Behufe in der Form des Kegels Ausgebohrten Halses reibt. Der Halsring ist gleichfalls in den Hals des Instrumentes eingelassen, so daß nur der Haken allein zwischen den Saiten bleibt. 2) Nach der unteren Flaͤche des Halses, Fig. 31, ist der erwaͤhnte cylindrische Schaft oder Stiel mit einem dem vorhergehenden aͤhnlichen Kegel ausgestattet, und dieser Kegel ist gleichfalls auf dieselbe Weise so in den Hals eingelassen, daß er mit dem Holze des Halses in einer und derselben Flaͤche liegt. Der Schaft oder Stiel ist an jener Stelle, an welcher er außer dem Kegel zum Vorscheine kommt, vierekig, um das Pedal, welches gleichfalls mit einem vierekigen Loche ausgestattet ist, aufnehmen zu koͤnnen. Auf dieses Vierek folgt ein Schraubenende mit einer Schraubenmutter, durch welche saͤmmtliche. Stuͤke mit einander verbunden werden, und mittelst welcher sich ein Druk ausuͤben laͤßt, der die Wirkung des ganzen Mechanismus bedingt. Man erhaͤlt diese Wirkung naͤmlich, wenn man die beschriebene Vorrichtung umdreht, indem man das unter dem Halse befindliche Pedal mit dem Finger anzieht. Der untere Haken, der sich in derselben Richtung dreht, und der an seinem Ende weit hoͤher empor gehoben ist, als die Saite, zwingt diese Saite durch eine einzige Bewegung der Kruͤmmung dieses Hakens zu folgen, welcher leztere die Saite an seiner Basis zuruͤkhaͤlt, so daß die Saite auf diese Weise auf dem zweiten Kamme fixirt, und daß deren Ton mithin abgeaͤndert wird, ohne daß die Saite von ihrer natuͤrlichen Richtung abweicht. Neben jedem der Pedale D ist unter dem Halse auch noch ein Stift E angebracht, welcher dazu dient, daß sich jedes Pedal nur so weit drehen kann, als es noͤthig ist, damit sich kein Haken den Saiten zu sehr naͤhert, und damit jeder Stoͤrung vorgebeugt werde. Jeder der beschriebenen Mechanismen besteht daher mit Inbegriff des staͤhlernen Stiftes, der das Pedal zuruͤkhaͤlt, aus 6 Stuͤken. F stellt einen Ausschnitt vor, der die Stellung des Daumens erleichtert.

Tafeln

Tafel Tab. IV
Tab. IV