Titel: | Bericht des Hrn. Payen über die neuen Zünd-Apparate des Hrn. Merckel. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. L., S. 261 |
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L.
Bericht des Hrn. Payen uͤber die neuen
Zuͤnd-Apparate des Hrn. Merckel.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Mai 1833, S. 159.
Merckel's neue Zuͤndapparate.
Es schien seit der Erfindung der sogenannten oxigenirten Zuͤndapparate (briquets oxigénés), mittelst welcher man
sich auf ebenso zierliche als bequeme Weise in jedem Augenblik Feuer zu verschaffen
im Stande ist, beinahe unmoͤglich, etwas an diesem vortheilhaften und
allgemein angenommenen Verfahren zu verbessern. Den besten Beweis hiefuͤr
gibt ein Bericht, der damals der Gesellschaft erstattet worden, und in welchem durch
genaue, freilich aber nur auf die Masse unseres damaligen Wissens gegruͤndete
Berechnungen gezeigt wurde, daß bei der Fabrikation der Zuͤndhoͤlzchen
nicht wohl mehr eine weitere Verbesserung und Ersparung moͤglich sey.
Selbst unter diesen Umstaͤnden ließ sich jedoch der Erfinder dieses Verfahrens
nicht abschreken, eine Menge verschiedener Methoden zu versuchen, welche
saͤmmtlich eine vortheilhafte Aenderung in der Form und Substanz der
Zuͤndapparate und Zuͤndhoͤlzchen zum Zwek hatten. Es
wuͤrde zu weit fuͤhren, wollten wir hier alle diese Versuche
anfuͤhren; wir beschraͤnken uns daher lediglich auf die Beschreibung
jener Formen, die bereits definitiv angenommen wurden.
Hr. Merckel verfertigt nun den
Koͤrper seiner Zuͤndhoͤlzchen nicht mehr aus Holz, sondern aus
einer mit Wachs uͤberzogenen Wike, welche eine Wachskerze in Miniatur
vorstellt; und obwohl der Werth dieser Substanzen ein weit hoͤherer ist, als
jener des Holzes, so kommen die neuen Zuͤndkerzchen, wegen der
außerordentlichen Verminderung der Handarbeit bei ihrer Fabrikation doch nicht
hoͤher zu stehen, als die aͤlteren Zuͤndhoͤlzchen.
Diese Ersparniß war nur durch die Anwendung einer Maschine zu erreichen, und um zu dem
endlichen Resultate zu gelangen, mußte der Erfinder natuͤrlich mehrere
Maschinen ersinnen, welche er dann allmaͤhlich vervollkommnete und
vereinfachte.
An der lezten dieser Maschinen, welche die Commission untersuchte, werden nun die mit
Wachs uͤberzogenen Faͤden auf cannelirte oder gefurchte Walzen oder
Trommeln aufgewunden, welche diese Faden in dem Maße abgeben oder abwinden, als dieß
durch die abwechselnde Bewegung mehrerer Zangen, welche einen graduirten Zug
ausuͤben, erfordert wird. Jeder Faden gelangt dann in Reihen von conischen
oder kegelfoͤrmigen, in regelmaͤßigen Entfernungen von einander
angebrachten Roͤhren, und sobald er aus diesen um ein Stuͤk von
solcher Laͤnge hervorgetreten, daß es der nach Belieben abaͤnderbaren
Laͤnge der Zuͤndkerzchen entspricht, gelangt er dann zwischen die
Wangen eines sehr sinnreichen Instrumentes, welches alle diese Enden der Faden mit
einem Male faßt, ohne dabei deren Form im Geringsten zu veraͤndern. In
demselben Augenblike senkt sich auch ein Messer herab, welches einen doppelten Zwek
erfuͤllt: denn erstens druͤkt es die Enden saͤmmtlicher
Zuͤndkerzchen platt, und zweitens schneidet es dieselben gaͤnzlich
durch, so daß sie vollkommen in einer Linie in dem erwaͤhnten Instrumente
festgehalten werden.
Sobald dieß geschehen, bietet sich ein anderes ganz gleiches Instrument dar, welches
auf dieselbe Weise die Enden der naͤchstfolgenden Reihe von
Zuͤndkerzchen faßt, sie abschneidet, und so genau in einer Linie
erhaͤlt, daß deren Enden mit einem Male und gleichzeitig in das Gemeng aus
chlorsaurem Kali und einer brennbaren Substanz eingetaucht werden koͤnnen.
Wenn die Zuͤndcomposition an den Kerzchen gehoͤrig troken geworden, so
braucht man dann bloß an einem Druͤker zu druͤken, damit
saͤmmtliche Kerzchen fertig aus dem Instrumente herausfallen, welches
Instrument dann bereit ist, wieder eine neue Reihe von Zuͤndkerzchen zu
fassen.
Einer unserer gewandtesten Mechaniker, Hr. Thonnelier, verfertigt gegenwaͤrtig nach dem von Hrn.
Merckel gegebenen Modelle
mehrere solcher Maschinen, von denen jede taͤglich 100,000
Zuͤndkerzchen zu erzeugen im Stande ist.
Die vorzuͤglichsten Eigenschaften dieser Zuͤndkerzchen sind folgende:
sie nehmen einen vier Mal kleineren Raum ein, als die Zuͤndhoͤlzchen,
und geben dabei eine Flamme, welche 4 bis 5 Mal laͤnger dauert; sie
entzuͤnden sich unmittelbar nach der Verbrennung des entzuͤndlichen
Gemisches, waͤhrend an den gewoͤhnlichen Zuͤndhoͤlzchen
nach der Verbrennung dieses Gemisches erst die Entzuͤndung des Schwefels
erfolgt, durch die dann endlich jene des Holzes vermittelt wird, wenn man dasselbe lange
genug nach Abwarts gerichtet gehalten hat.
Die neuen Zuͤndkerzchen koͤnnen uͤberdieß auch leicht auf irgend
einen festen Koͤrper schnell in aufrechter Richtung aufgeklebt werden, und
brennen dann so lang, daß man fuͤglich einen Brief damit versiegeln kann.
Hr. Merckel hat,
uͤberzeugt von den Unannehmlichkeiten, welche der Gebrauch der
gewoͤhnlichen Flaͤschchen, in denen sich Amianth mit
Schwefelsaͤure getraͤnkt befindet, mit sich bringt, auch zur
Abhuͤlfe dieser Unannehmlichkeiten mehrere sinnreiche Einrichtungen
getroffen, von denen wir nur bei jener verweilen wollen, welche am
nuͤzlichsten zu werden verspricht.
In einem Buͤchschen von sehr geringem Umfange befinden sich in einem
Behaͤlter die neuen Zuͤndkerzchen, und vor diesem ein sehr kleines,
den Amianth enthaltendes Flaschchen, dessen Boden auf dem Ende einer Spiralfeder
ruht, und dessen enger zulaufender Hals durch den Druk, den ein an dem vorderen
Theile des Dekels angebrachter elastischer Pfropf darauf ausuͤbt, genau
verschlossen wird. Man braucht nur an einem Knoͤpfchen zu druͤken,
damit sich der Dekel des Buͤchschens oͤffne, und damit dadurch
zugleich auch schon das Flaͤschchen und der Eingang zu den
Zuͤndkerzchen geoͤffnet ist, so daß man selbst in der Dunkelheit mit
groͤßter Leichtigkeit Licht zu machen im Stande ist. Schließt man hingegen
den Dekel, so ist auch schon Alles geschlossen, und man braucht nicht erst den
Stoͤpsel lang festzumachen suchen. Kurz die Bequemlichkeit, welche dieser
Apparat gewaͤhrt, ist so groß, daß wir uͤberzeugt sind, daß er, der
Gewohnheit ungeachtet, bald die gewoͤhnlichen Zuͤndapparate
verdraͤngen muß.
Hr. Merckel hat diese Apparate
uͤbrigens bei ihrer Kleinheit in einer Menge verschiedener Formen,
verschiedener Geraͤthe und verschiedener aus Bronze gegossener Verzierungen
angebracht.
Die Commission glaubt daher der Gesellschaft vorschlagen zu muͤssen, daß sie
Hrn. Merckel wenigstens ihre
Medaille aus Bronze zustellen lassen soll. Dieß geschah denn auch in der Sizung vom
15. Mai 1833.