Titel: Ueber ein neues, von Hrn. Peuvion erfundenes Verfahren, um die Krystallisation des Zukers in den Runkelrüben- und Rohrzukerfabriken zu begünstigen.
Fundstelle: Band 49, Jahrgang 1833, Nr. LVI., S. 302
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LVI. Ueber ein neues, von Hrn. Peuvion erfundenes Verfahren, um die Krystallisation des Zukers in den Runkelruͤben- und Rohrzukerfabriken zu beguͤnstigen. Aus dem Journal des connaissances usuelles Julius 1833, S. 50, Peuvion, uͤber die Krystallisation des Zukers. Hr. Payen trug in einer der lezten Sizungen der Société philomatique folgenden Bericht uͤber ein Verfahren bei der Zukerfabrikation, welches allerdings der Aufmerksamkeit unserer Fabrikanten wuͤrdig seyn duͤrfte, vor. „Obwohl sich in lezter Zeit, besonders in Frankreich, so viele ausgezeichnete und gelehrte, oder, was noch mehr ist, wohl unterrichtete Maͤnner mit der Vervollkommnung und Verbesserung der Zukerfabrikation beschaͤftigten, so wurde vielleicht doch der Einfluß, den die atmosphaͤrische Luft beim Eindampfen ausuͤbt, vielleicht nicht Allen deutlich und erwiesen. „Wirkte dieselbe chemisch, und machte sie dadurch, wie man dieß behauptete, einen großen Theil Zuker unkrystallisirbar, oder brachte sie bloß als eine mechanische Kraft Schaden, indem sie zum Versieden des Syrupes eine hoͤhere Temperatur noͤthig machte, und konnte dieselbe nuͤzlich werden, wenn man deren Beruͤhrungspunkte vermehrte, indem man die Erzeugung von Dampf durch einen fort: waͤhrend und ununterbrochen erneuerten Raum beguͤnstigte? „Ich habe diese beiden lezteren Thatsachen durch die Erfahrung zu begruͤnden gesucht; Hr. Peuvion hat dieselben aber durch schlagende Versuche erwiesen, und ist sogar durch ein merkwuͤrdiges Resultat, welches er erhielt, zu dem Schluͤsse gelangt, daß die chemische Einwirkung der Luft der Krystallisation guͤnstig seyn kann, was auch wirklich mit mehreren Beobachtungen, die bisher noch bestritten wurden, uͤbereinstimmt. „Hr. Peuvion fuͤhrt mehrere, den seinigen aͤhnliche, und zu verschiedenen Malen angestellte Versuche an, die jedoch saͤmmtlich verungluͤkt zu seyn scheinen. Der Apparat, welchen er zum Eindiken des Syrups am geeignetsten findet, ist sehr einfach, und besteht aus einem flachen Kessel mit sehr wenig erhoͤhten Waͤnden oder Raͤndern, welcher auf der ganzen Oberflaͤche seines Bodens durch directe Einwirkung des Feuers erhizt wird. Der Rost, der, wie an dem Taylor'schen Apparate, aus Roͤhren besteht, deren Achsen in einer und derselben und mit dem Boden des Kessels parallelen Flaͤche liegen, wird durch ein Schneid- oder Hammergeblaͤse mit atmosphaͤrischer Luft versehen. „Aus dem unteren Theile jeder Roͤhre entweicht die Luft aus zwei Roͤhren von Loͤchern, um in Form einer großen Menge von Blasen durch den Syrup emporzusteigen. „Mit dieser einfachen Vorrichtung ist man im Stande die Verdampfung zu bewirken, ohne daß die Temperatur uͤber 95 bis 98° erhoͤht zu werden brauchte, waͤhrend man dieselbe beim Eindampfen in freier Luft, sie mag durch direct angewendetes Feuer oder mittelst Dampf geschehen, bis auf 110° erhoͤhen muß. „Bei den vergleichsweisen Versuchen, welche in dieser Hinsicht angestellt wurden, war die Dauer der Zeit und die Menge des zur Eindampfung noͤthigen Brennmaterials beilaͤufig um 0,33 geringer, wenn Luft eingeblasen wurde, als sie war, wenn man sich dieses Huͤlfsmittels nicht bediente. Dabei waren die krystallisirbaren Produkte merklich reicher, und um so viel schoͤner, daß sie im Handel einen um 5 bis 6 Hundertel hoͤheren Werth besaßen. „Was uns endlich noch besonders bemerkenswerth schien, ist der Umstand, daß jene Theile des Syrupes, welche wegen des Einflusses einer großen Menge kleiner Luftblaͤschen als Schaum zuruͤkblieben, und welche folglich dem fortgesezten Einfluͤsse der atmosphaͤrischen Luft am meisten ausgesezt waren, unter uͤbrigens ganz gleichen Umstaͤnden eine weit groͤßere Menge krystallisirbaren Zuker gaben, als ihn der sonstige Schaum gibt. Hr. Peuvion will diese Eindampfungsmethode nun auch auf die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation anwenden, und die Resultate seiner Arbeiten dann oͤffentlich bekannt machen.“