Titel: Ueber das Verfahren, nach welchem die HH. Colard und Fersex ein Waugelb zur Fabrikation von Papiertapeten verfertigen.
Fundstelle: Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XCVIIXCVI., S. 454
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XCVIIXCVI. Ueber das Verfahren, nach welchem die HH. Colard und Fersex ein Waugelb zur Fabrikation von Papiertapeten verfertigen. Aus dem Journal des connaissances usuelles. Julius 1833, S. 52. Ueber ein Waugelb zur Fabrikation von Papiertapeten. Der Wau (Reseda Luteola) gibt in der Faͤrbekunst bekanntlich einen der schoͤnsten gelben Faͤrbestoffe, der vorzuͤglich in den Samen dieser Pflanze enthalten ist. Die Papiertapeten-Fabrikanten wenden das Waugelb mit Wasser angeruͤhrt an, um zarte Gegenstaͤnde damit zu faͤrben. Die HH. Colard und Fersex haben aber folgendes Verfahren erfunden, nach welchem man sich das schoͤnste Waugelb in einem Zustande bereiten kann, in dem es sich sehr leicht, und ohne daß man es in einem Moͤrser zu stoßen brauchte, in feines Pulver verwandeln laͤßt. Man nimmt eine bestimmte Menge, z.B. 4 Pfund, reinen kohlensauren Kalk, z.B. ausgewaschene und geschlaͤmmte weiße Kreide, gibt diesen in einen kupfernen Kessel, und sezt dann eine gleiche Menge Wasser zu. Diese Masse erhizt man bis zum Sieden, wobei man sie, um die Kreide gut zu vertheilen, mit einer hoͤlzernen Spatel umruͤhrt. Dann sezt man auf jedes Pfund Kreide 3 Unzen gepulverten Alaun zu; dieser Zusaz muß jedoch mir nach und nach und unter bestaͤndigem Umruͤhren geschehen, damit durch das Entweichen der Kohlensaͤure nicht mit einem Male und ploͤzlich ein zu lebhaftes Aufbrausen erfolge. Wenn sich aller Alaun mit der Kreide vermischt und das Aufbrausen aufgehoͤrt hat, so ist die eigentliche sogenannte Basis der Farbe fertig, wo man die Masse dann vom Feuer nimmt. Man bringt nun in einen anderen kupfernen Kessel Waubuͤndel mit nach Oben gekehrten Wurzeln, und gießt so viel Wasser zu, daß die oberen Enden des Wau's damit bedekt sind. Mit diesem Wasser laͤßt man den Wau hoͤchstens 15 Minuten lang sieden, worauf man ihn herausnimmt, und mit den oberen Enden nach Abwaͤrts gekehrt in eine Buͤtte bringt, in der man ihn abtropfen laͤßt. Die abgetropfte Fluͤssigkeit sammt dem erhaltenen Wau-Absude seiht man dann durch ein Stuͤk Flanell. Es laͤßt sich unmoͤglich genau bestimmen, wie viele Buͤndel Wau auf eine gewisse Menge Basis nothwendig sind, indem manche Buͤndel drei Mal so reich an Samen sind, als andere. Man riskirt jedoch nichts, wenn man eine zu große Menge Faͤrbestoff nimmt, indem der Wau-Absud in irdenen oder hoͤlzernen Gefaͤßen mehrere Wochen aufbewahrt werden kann, ohne daß er eine Veraͤnderung erlitte. Die weiße Basis wird hierauf neuerdings wieder erhizt, und mit so viel filtrirtem Wau-Absud versezt, als man noͤthig hat, um eine gewisse Schattirung zu erlangen, oder um die Basis zu saͤttigen. Ist dieß geschehen, so laͤßt man die Masse ein Paar Mal aufwallen, womit die Farbe fertig ist. Um sich zu uͤberzeugen, ob die Basis das Maximum der Intensitaͤt erlangt hat, bringt man eine geringe Quantitaͤt davon auf Kreide, welche sogleich alle Feuchtigkeit einsaugen wird. Traͤgt man dann eine geringe Menge der Farbe auf Papier uͤber, so wird sie in wenigen Minuten troken seyn, so daß man dann leicht sehen kann, ob die Saͤttigung vollkommen ist. Man gießt die auf diese Weise bereitete Farbmasse endlich in ein irdenes oder hoͤlzernes Beken, in dem man sie sezen laͤßt. Den Tag darauf gießt man die Fluͤssigkeit ab, und rollt die Farbe auf großen Stuͤken Kreide, auf denen sie in wenigen Stunden troknen wird. Die abgegossene Fluͤssigkeit kann dem Wasser, welches man zum naͤchsten Absude nimmt, zugegossen werden; man kann auch den Wau noch ein zweites Mal aussieden, und die dadurch erhaltene Fluͤssigkeit dann dem frischen Wauabsude zusezen, so daß kein Faͤrbestoff verloren geht. Man muß sich bei der Fabrikation des Waugelbes sorgfaͤltig huͤten, daß die Farbe nie mit Eisen in Beruͤhrung kommt, weil die Gallaͤpfelsaͤure oder der im Wau enthaltene Gerbestoff mit dem Eisen sogleich eine Verbindung eingehen wuͤrde, welche selbst in geringster Menge der Feinheit der Farbe sehr nachtheilig werden muͤßte.