Titel: Ueber die Fabrikation des Ceromimens, einer dem Wachse ähnlichen Substanz, die sich zur Bereitung von Kerzen und Seifen verwenden läßt. Von Hrn. Braconnot.
Fundstelle: Band 50, Jahrgang 1833, Nr. XXX., S. 122
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XXX. Ueber die Fabrikation des Ceromimens, einer dem Wachse aͤhnlichen Substanz, die sich zur Bereitung von Kerzen und Seifen verwenden laͤßt. Von Hrn. Braconnot. Aus dem Journal des connaissances usuelles. October 1833, S. 210. Braconnot, uͤber die Fabrikation des Ceromimene. Das Ceromimen, welches in mehreren Fallen, und besonders als Material zur Beleuchtung, das Wachs vollkommen zu ersezen im Stande ist, laͤßt sich auf folgende Weise aus allen thierischen Fetten gewinnen. Das Fett oder der Talg wird mit einer nach Umstaͤnden verschiedenen Menge eines fluͤchtigen Oehles, gewoͤhnlich wir Terpenthinoͤhl, verduͤnnt, und dieses Gemenge dann in runde, innen mit Filz ausgekleidete Buͤchsen gebracht, die sowohl an den Seitenwaͤnden, als am Boden mit einer Menge kleiner Loͤcher ausgestattet sind. In diesen Buͤchsen wird es dann einem allmaͤhlich zunehmenden und sehr starken Druke ausgesezt, wodurch das zugesezte fluͤchtige Oehl und zugleich mit ihm auch der fluͤssigste Theil des angewendeten Fettes ausgepreßt wird. Die in den Buͤchsen zuruͤkgebliebene feste Masse wird dann herausgenommen und lange mit Wasser ausgekocht, um ihr den Terpenthingeruch zu benehmen, worauf man sie einige Stunden lang mit frisch bereiteter thierischer Kohle in Fluß erhaͤlt und noch siedend filtrirt. Man erhaͤlt hierdurch nach dem Abkuͤhlen eine glaͤnzend weiße, halbdurchsichtige, trokene, bruͤchige, geschmak- und geruchlose Substanz. Diese Substanz kann in diesem Zustande wegen ihrer großen Sproͤdigkeit, in Folge deren sie sich weder modeln noch versenden laͤßt, nicht als Beleuchtungsmaterial oder zu Kerzen verwendet werden; man muß ihr zu diesem Behufe eine Art von Geschmeidigkeit oder Dehnbarkeit geben, und dieß geschieht, indem man sie leicht mit Chlor oder Salzsaͤure in Beruͤhrung bringt, oder indem man sie mit 1/5 gewoͤhnlichen Wachses versezt. In diesem Zustande laͤßt sich die Masse leicht zu Kerzen verarbeiten, die eben so gut sind, wie Wachskerzen. Das ausgepreßte Oehl, in welchem außer dem fluͤchtigen Oehle, welches durch die Destillation abgeschieden werden kann, auch noch eine bedeutende Menge der festen Substanz aufgeloͤst enthalten ist, eignet sich, wenn es gereinigt und mit thierischer Kohle gebleicht worden, ganz vorzuͤglich zur Bereitung einer Seife, welche fuͤr die Gewerbe sowohl, als zum Hausgebrauche sehr vortheilhaft verwendet werden kann, da ihr Geruch nur schwach und nicht sehr unangenehm ist. Dieses thierische Oehl kann mit Potasche verseift und dann mittelst schwefelsaurer Soda, die man haͤufig in den Mutterlaugen erhaͤlt, in eine harte Sodaseife verwandelt werden. Man erhaͤlt auf diese Weise auch noch schwefelsaures Kali, welches in den Alaunfabriken gesucht ist.